[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Kälteanlage und eine Kälteanlage
zur Durchführung des Verfahrens mit einem Kältemittelkreislauf, in dem ein Kältemittel
verdichtet, verflüssigt, entspannt, verdampft und anschließend wieder der Verdichtung
zugeführt wird.
[0002] Kälteanlagen werden dort eingesetzt, wo die Temperatur in einem Raum auf niedrigerem
Niveau als in der Umgebung gehalten werden muß, z.B. für Kühlmöbel in Supermärkten
oder für Kühlräume in Lagerhäusern.
[0003] In einer Kälteanlage mit Kältemittelkreislauf wird das gasförmige Kältemittel in
einem Verdichter komprimiert und danach in einem Verflüssiger kondensiert. In der
Regel wird Außenluft zum Abführen der Verflüssigungswärme verwendet. Der Druck im
Verflüssiger wird so eingestellt, daß die entsprechende Verflüssigungstemperatur des
Kältemittels höher als die Temperatur der zur Kühlung eingesetzten Luft ist. Damit
ein störungsfreier Kältemittelkreislauf gewährleistet ist, muß das Kältemittel vor
der Entspannung unterkühlt sein, d.h. in flüssigem Zustand vorliegen. Die Durchsatzleistung
eines üblicherweise verwendeten Expansionsventils reicht nämlich nicht aus, um eine
genügende Kühlleistung aufrecht zu erhalten, wenn ein Teil des Kältemittels vor der
Entspannung dampfförmig vorliegt.
[0004] Um zu gewähleisten, daß sich das Kältemittel zwischen Verflüssigen und Entspannen
immer in flüssigen Zustand befindet, wurden Kälteanlagen bisher bei relativ hohen
Drücken betrieben, die beispielsweise Verflüssigungstemperaturen von 20 bis 27°C entsprechen
(bei Verwendung von R12, R22 oder R502 als Kältemittel). In der Regel liegt dann die
Verflüssigungstemperatur des Kältemittels höher als die Temperaturen der Räume, durch
die die Kältemittelleitungen verlegt sind.
[0005] Die hohe Temperatur beim Verflüssigen bedingt ein hohe Druckdifferenz im Kältemittelkreislauf
zwischen Verdampfen und Verflüssigen. Es muß also viel Verdichtungsarbeit geleistet
werden. Daher weisen die bisher angewandeten Verfahren den Nachteil auf, daß ihre
Wirtschaftlichkeit nicht zufriedenstellend ist.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Betreiben
einer Kälteanlage zu entwickeln, das wirtschaftlich arbeitet, insbesondere dadurch,
daß Arbeit beim Verdichten eingespart wird.
[0007] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß vor dem Entspannen Temperatur und Druck des
Kältemittels gemessen werden und daß in Abhängigkeit von dieser Messung der Druck
des Kältemittels vor dem Entspannen durch Regelung der Leistung beim Verflüssigen
so eingestellt wird, daß das Kältemittel vor dem Entspannen in flüssigem Zustand vorliegt.
[0008] Mit den gemessenen Werten von Druck und Temperatur kann zusammen mit der Dampfdruckkurve
es Kältemittels festgestellt werden, ob der Druck des Kältemittels oberhalb des Dampfdrucks
liegt und sich damit das Kältemittel im gewünschten flüssigen Zustand befindet. Sollte
dies nicht der Fall sein, kann durch Drosselung der Leistung beim Verflüssigen der
Druck in der Flüssigkeitsleitung zwischen Verflüssigungsund Entspannungseinrichtung
erhöht werden. Versuche haben ergeben, daß mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens
der Verflüssigungsdruck bis zu überraschend niedrigen Werten abgesenkt werden kann,
entsprechend einer Verflüssigungstemperatur von beispielsweise -10°C, ohne daß Störungen
im Kältemittelumlauf entstehen. Damit braucht bei entsprechend niedrigen Außentemperaturen
sehr wenig Energie zum Verdichten aufgewendet werden. Wird der Druck beim Verflüssigen
gleitend an die Außentemperaturen angepaßt, arbeitet eine nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren betriebene Kälteanlage äußerst wirtschaftlich.
[0009] Darüberhinaus wird die Wirtschaftlichkeit einer Kälteanlage durch die Kälteleistungszahl
e
k bestimmt. Die Kälteleistungszahl ist das Verhältnis der Kälteleistung Q₀ zur beim
Verdichten zugeführten Antriebsleistung P. Je geringer der Unterschied zwischen den
Temperaturen beim Verflüssigen und beim Verdampfen ist, umso besser wird die Kälteleistungszahl
e
k. Durch die beim erfindungsgemäßen Verfahren mögliche gleitende Anpassung der Temperatur
beim Verflüssigen an die Außenlufttemperatur wird also auch dadurch ein wirtschaftlicher
Betrieb ermöglicht, daß mit sinkender Außenlufttemperatur die Kälteleistung Q₀ größer
und gleichzeitig die zugeführte Antriebsleistung P kleiner wird und sich damit die
Kälteleistungszahl e
k erhöht.
[0010] In einer besonders vorteilhaften Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens
weist das Kältemittel vor dem Entspannen eine Temperatur auf, die geringfügig unterhalb
der Verflüssigungstemperatur liegt. Durch die leichte Unterkühlung wird sichergestellt,
daß auch vor dem Entspannungsvorgang das Kältemittel mit Sicherheit flüssig bleibt
und damit der Kältemittelumlauf nicht gestört wird.
[0011] Die Erfindung betrifft außerdem eine Kälteanlage zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens, die gekennzeichnet ist durch eine an der Rohrleitung vor der Entspannungseinrichtung
angebrachte Meßeinrichtung für Druck und Temperatur des Kältemittels, eine daran angeschlossene
Regeleinrichtung und eine Steuerleitung, die Regeleinrichtung und Verflüssigungseinrichtung
verbindet.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren und weitere Einzelheiten des erfindungsgemäßen Verfahrens
werden im folgenden anhand eines in der Figur skizzierten Ausführungsbeispiels näher
erläutert.
[0013] Die in der Figur dargestellte Kälteanlage enthält einen Kälteerzeuger, bestehend
aus einem Verdichter 6, einem luftgekühlten Verflüssiger 7 und einem Kältemittelsammler
10, und eine Kühleinrichtung, bestehend aus einem Wärmetauscher 13, einem Expansionsventil
14 und einem Verdampfer 12. Der Kälteerzeuger ist im Freien aufgestellt, während sich
die Kühleinrichtung in bzw. an dem gekühlten Raum, z.B. einem Kühlmöbel, befindet.
Kälteerzeuger und Kühleinrichtung sind durch eine Flüssigkeitsleitung 3 und eine Saugleitung
4 verbunden, die im allgemeinen durch beheizte Räume führen. Die beiden Leitungen
3, 4 sind gegen Schwitzwasserbildung isoliert. Als Kältemittel wird vorzugsweise R22
oder R502 verwendet.
[0014] Bisher wurden solche Anlagen mit einem Druck im Verflüssiger 7, der einer Verflüssigungstemperatur
von 20°C oder höher entspricht, betrieben, da man bei noch niedrigeren Drücken Störungen
im Betriebsverhalten der Expansionsventile und damit Störungen des Kältemittelumlaufs
erwartete. In Versuchen, die im Rahmen der Erfindung durchgeführt wurden, wurde jedoch
ermittelt, daß der Verflüssigungsdruck je nach Temperatur der zur Kühlung eingesetzten
Außenluft erheblich unter das bisher als Grenzwert betrachtete Niveau gleitend abgesenkt
werden kann, ohne daß Störungen des Kältemittelkreislaufs auftreten. Dadurch besteht
die Möglichkeit, die Kälteanlage auf besonders wirtschaftliche Weise zu betreiben.
[0015] Die Versuchsergebnisse zeigen, daß Werte für den Verflüssigungsdruck erreicht werden
können, die einer Verflüssigungstemperatur t
c von etwa 10°C bei Normalkühlanlagen (ca. -10°C im gekühlten Raum) bzw. einem t
c von etwa -10°C bei Tiefkühlanlagen (ca. -40°C im gekühlten Raum) entsprechen. Dabei
muß allerdings sichergestellt werden, daß das Kältemittel vor dem Expansionsventil
geringfügig unterkühlt und damit blasenfrei vorliegt. Diese Bedingung ist im normalen
Dauerbetrieb im allgemeinen erfüllt, da die Kühlung des flüssigen Kältemittels 3 mittels
Wärmetausch 13 mit verdampftem Kältemittel 4 aus dem Verdampfer 12 in der Regel die
notwendige Unterkühlung vor dem Expansionsventil 14 gewährleistet. Des öfteren wird
jedoch der Normalbetrieb einer Kälteanlage unterbrochen, etwa aufgrund von niedrigerem
Kältebedarf während Zeiten, in denen z.B. der Warenraum des zu kühlenden Kühlmöbels
abgedeckt ist, oder aufgrund eines Stillstands der Anlage zum Abtauen. Bei solchen
längeren Betriebsunterbrechungen können sich bei niedriger Verflüssigungstemperatur
t
c Schwierigkeiten beim Wiederanfahren der Kälteanlage ergeben:
[0016] Da die Kältemittelleitungen 3,4 im allgemeinen durch warme Räume geführt werden,
kann sich das Kältemittel in der Flüssigkeitsleitung 3 stark erwärmen. Bei Wiederinbetriebnahme
der Kälteanlage besitzt auch das Kältemittel im Verdampfer 12 eine relativ hohe Temperatur.
Deshalb reicht reicht die Leistung des Wärmetauschers 13 nicht aus, um eine Unterkühlung
des Kältemittels vor dem Expansionsventil 14 sicherzustellen. Das Kältemittel siedet
also vor dem Expansionsventil 14.
[0017] Wenn z.B. die Außenlufttemperatur -5°C beträgt, kann der Druck im Verflüssiger auf
eine Verflüssigungstemperatur t
c von etwa 2K eingestellt werden. Das kondensierte Kältemittel hat beispielsweise eine
Temperatur von 0°C und ist damit um 2K unterkühlt. Im Dauerbetrieb reichen diese Unterkühlung
und die Kühlung im Wärmetauscher 13 im allgemeinen aus, um die Flüssigkeit bis zum
Expansionsventil 14 blasenfrei zu halten. Während einer Betriebsunterbrechung oder
bei erstmaliger Inbetriebnahme kann sich jedoch das Kältemittel weit über die Verflüssigungstemperatur
t
c erwärmen, im Extremfall bis auf Raumtemperatur.
[0018] Die Durchsatzleistung des Expansionsventils 14 ist dann jedoch viel zu klein, um
bei größerem Dampfanteil dem Verdampfer genügend Kältemittel zu liefern. Als Folge
fällt der Druck im Verdampfer ab und durch die übliche Saugdruckregelung (in der Figur
nicht eingezeichnet) wird der Verdichter 6 abgeschaltet und dadurch die Kälteerzeugung
unterbrochen.
[0019] Der Druck in der Flüssigkeitsleitung 4 sinkt weiter, damit auch die Verflüssigungstemperatur
t
c. Der Verdichter 6 wird immer wieder an- und abgeschaltet, bis endlich nach längerer
Zeit ein stationärer Zustand erreicht wird.
[0020] Um diese Störungen zu vermeiden, weist die in der Figur skizzierte Kälteanlage erfindungsgemäß
Meßfühler 18 für Temperatur und Druck des Kältemittels vor dem Expansionsventil 14
und ein Regelgerät 16 auf, das über eine Steuerleitung 17 dem Verflüssiger 7 verbunden
ist.
[0021] Durch diese Einrichtungen wird erfindungsgemäß die Unterkühlung des Kältemittels
aufrechterhalten: Sobald die Temperatur des Kältemittels einen bestimmten Grenzwert
t₁ unterhalb der Verflüssigungstemperatur t
c des Kältemittels beim gemessenen Druck überschreitet, drosselt das Regelgerät 16
die Leistung beim Verflüssigen 7. Dadurch erhöht sich der Druck in der Flüssigkeitsleitung
3. Sobald vor dem Expansionsventil 14 der Druck soweit gestiegen ist, daß die Verflüssigungstemperatur
t
c des Kältemittels einen weiteren Grenzwert t₂ erreicht hat, wird die Leistung beim
Verflüssigen 7 wieder erhöht. Die Werte für die beiden Grenztemperaturen t₁ und t₂
betragen vorzugsweise
t₁ = t
c - 3K
t₂ = t
c - 6K.
t
c hängt dabei über die Dampfdruckkurve vom Druck des Kältemittels ab, der zusammen
mit der Temperatur des Kältemittels gemessen wird.
[0022] Auf diese Weise wird durch eine Regelung, die unabhängig von äußeren Einflüssen wie
z.B. der Raumtemperatur arbeitet, einem Sieden des Kältemittels vor dem Expansionsventil
14 während des laufenden Betriebs wirksam vorgebeugt und eine sehr kurze Anlaufzeit
nach längerem Stillstand der Kälteanlage erreicht.
1. Verfahren zum Betreiben einer Kälteanlage mit einem Kältemittelkreislauf, in dem
ein Kältemittel verdichtet, verflüssigt, entspannt, verdampft und anschließend wieder
der Verdichtung zugeführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß vor dem Entspannen (14)
Temperatur und Druck des Kältemittels gemessen werden und daß in Abhängigkeit von
dieser Messung der Druck des Kältemittels vor dem Entspannen (14) durch Regelung
der Leistung beim Verflüssigen (7) so eingestellt wird, daß das Kältemittel vor dem
Entspannen (14) in flüssigem Zustand vorliegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Kältemittel vor dem
Entspannen eine Temperatur aufweist, die geringfügig unterhalb der Verflüssigungstemperatur
liegt.
3. Kälteanlage zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet
durch eine an der Rohrleitung (4) für flüssiges Kältemittel vor der Entspannungseinrichtung
(14) angebrachte Meßeinrichtung (18) für Druck und Temperatur des Kältemittels, eine
daran angeschlossene Regeleinrichtung (16) und eine Steuerleitung (17), die Regeleinrichtung
(16) und Verflüssigungseinrichtung (7) verbindet.