(19)
(11) EP 0 326 867 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
09.08.1989  Patentblatt  1989/32

(21) Anmeldenummer: 89100917.7

(22) Anmeldetag:  20.01.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4B08B 9/02, F24D 19/00, F16L 55/162
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 05.02.1988 DE 3803410

(71) Anmelder: Müller, Karl
D-6800 Mannheim 31 (DE)

(72) Erfinder:
  • Müller, Karl
    D-6800 Mannheim 31 (DE)

(74) Vertreter: Zangs, Rainer E., Dipl.-Ing. et al
Hoffmann, Eitle & Partner Postfach 81 04 20
81904 München
81904 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Reinigung und Beschichtung von zur Wasserführung bestimmten Rohrleitungen


    (57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung und Beschichtung von zur Wasserführung bestimmten Rohr­leitungen, bei dem

    a) Wasser und Druckluft in die geleerten Rohrleitungen zur Grobreinigung gepreßt werden,

    b) anschließend unter Druck eine Säure eingefüllt wird, die einige Zeit in dem Rohrleitungsnetz verbleibt,

    c) die so gereinigten Rohrleitungen mittels Preßluft getrocknet werden,

    d) zur Beschichtung der Rohrleitungen ein flüssiger Kunststoff unter Druck eingefüllt wird und

    e) überschüssiges Kunststoffmaterial abgelassen wird.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung und Beschichtung von zur Waaserführung bestimmten Rohrlei­tungen.

    [0002] Bei wasserführenden Leitungen ist es bekannt, daß sich an den Leitungswänden mit den Jahren Rost absetzt, der dann zu dem unerwünschten Rost im Wasser an den Wasser­entnahmestellen führt.

    [0003] Die chemische Zusammensetzung des in metallischen Rohr­leitungen und Geräten fließenden Trinkwassers hat einen Einfluß auf die Korrosion und/oder die Steinbildung an den Rohrleitungswänden. Sehr weiches bis weiches Wasser greift fast ungehindert ohne merkliche Schutz- oder Deckschichtenbildung metallische Werkstoffe an. Die Me­tallauflösung vollzieht sich hier meist über die ganze wasserbenetzte Oberfläche, wobei Korrosionsprodukte vom Wasser mitgeführt werden.

    [0004] Bei mittelhartem Wasser besteht oftmals ein Wechselspiel zwischen Schutz- oder Deckschichtenbildung und Korrosion. Hierdurch entstehen an den wasserberührten Teilen ge­bundene, pustelförmige Korrosionsprodukte. Diese führen einerseits zu Unterrostungen, andererseits werden sie vom Wasser fortgeschwemmt, schlagen sich auf blanke Me­talle nieder und führen dort zu Lochfraß.

    [0005] Hartes bis sehr hartes Wasser führt zur Bildung von Stein, wobei schon eine leichte Erhöhung der Temperatur die Ausfällung von Karbonat beschleunigt, so daß in der Regel ein Sauerstoffangriff nicht erfolgen kann. Der Kesselstein wächst ständig weiter und führt oftmals schon nach kurzer Zeit zu Verstopfungen oder anderen Komplikationen.

    [0006] Dem Fachmann ist bekannt, daß jede chemische und elektro­chemische Reaktion mit zunehmender Temperatur beschleu­nigt wird. So werden zum Beispiel im Wassersystem einer heizungstechnischen Anlage die Vorgänge der Werkstoff­zerstörung oder Steinbildung schon nach relativ kurzer Zeit sichtbar, im Gegenteil zum Kaltwassertrakt. Dies trifft auch auf Haushaltsgeräte zu.

    [0007] Aus der europäischen Patentschrift 0 090 384 ist ein Verfahren zur Innenabdichtung insbesondere von Hausgas­leitungen bekannt, mit dem es möglich ist, Gasleitungen abzudichten, die gewisse ein vorgegebenes Maß über­schreitende Leckmengen aufweisen. Das in dieser Patent­schrift beschriebene Verfahren ist lediglich für Gas­leitungen anwendbar, jedoch nicht für Rohrleitungen, die Wasser, evtl. auch andere flüssige Medien, führen.

    [0008] Die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Auf­gabe besteht darin, ein Verfahren zur Reinigung und Be­schichtung von zur Wasserführung bestimmten Rohrleitun­gen vorzuschlagen, mit dem es möglich ist, vorhandene Rohrleitungen, insbesondere kleinere Dimensionen, zu sanieren, so daß diese Rohrleitungen anschließend wei­terhin verwendet werden können.

    [0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß ein Verfahren zur Reinigung und Beschichtung von zur Wasserführung bestimmten Rohrleitungen vorgeschlagen wird, bei dem

    a) Wasser und Druckluft in die geleerten Rohrleitungen zur Grobreinigung gepreßt werden,

    b) anschließend unter Druck eine Säure eingefüllt wird, die einige Zeit in dem Rohrleitungsnetz verbleibt,

    c) die so gereinigten Rohrleitungen mittels Preßluft getrocknet werden,

    d) anschließend zur Beschichtung der Rohrleitungen ein flüssiger Kunststoff unter Druck eingefüllt wird und

    e) überschüssiges Kunststoffmaterial abgelassen wird.



    [0010] Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird zur Grobreinigung gemäß Verfahrensschritt a) ein

    [0011] Druckluft- Wassergemisch in die Rohrleitungen ge­preßt. Dieser Vorgang wird so lange durchgeführt, bis der erste grobe Schmutz, Verunreinigungen, Rostpartikel etc. abfließt. An verschiedenen Punkten werden flexible Ablaufschläuche befestigt, die in einen Auffangbehälter hineinführen.

    [0012] Gemäß einer weiteren besonders bevorzugten Ausfüh­rungsform werden vor der Beschichtung der Rohrleitun­gen gemäß Verfahrensschritt d) die Rohrleitungen an einzelnen Punkten mit Lüftungsstopfen verschlossen und nach dem Füllen mittels des flüssigen Kunst­stoffes an diesen Punkten entlüftet.

    [0013] Vorteilhafterweise verbleibt der gemäß Verfahrens­schritt d) eingefüllte flüssige Kunststoff unter etwa 6 atü Druck etwa eine Stunde lang in der Leitung.

    [0014] Vorteilhafterweise wird anschließend an den Ver­fahrensschritt e) das überschüssige, nicht an den Wan­dungen der Rohrleitungen haftende Kunststoffma­terial mittels Preßluft von sämtlichen Hochpunkten aus ausgeblasen.

    [0015] Im folgenden wird der Ablauf des in den genannten An­sprüchen dargestellten Verfahrens ausführlich be­schrieben.

    [0016] Herkömmlicherweise ist die vorhandene Wasserleitung in der Wand verlegt. Sie besteht aus verschiedenem Material, insbesondere aus verzinktem Gewinderohr nach DIN. Ur­sache oder Grund der Sanierung ist üblicherweise der oben beschriebene ständige Lochfraß und Rost im Wasser.

    [0017] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Wasser abgestellt und die zu sanierenden Rohrlei­tungen entleert. Die vorhandenen Sanitäramaturen und Geräte werden demontiert und die entstehenden Öffnungen überbrückt.

    [0018] Insbesondere ist das erfindungsgemäße Verfahren für Kaltwasserleitungen, Warmwasserleitungen und Heizungs­leitungen vorgesehen. Es ist sowohl möglich, Kupfer­rohrleitungen als auch verzinkte Stahlrohrleitungen zu sanieren. Eine Demontage und Neuverlegung der Rohrlei­tungen bei Wohnblocks wäre mit einem sehr großen Auf­wand und Kosten verbunden. Außerdem müßten verschiedene Handwerkerarbeiten (Fliesenleger, Maler, Maurer, Tape­zierer) noch durchgeführt werden.

    [0019] Die verschiedenen Reinigungsschritte dienen dazu, einen möglichst metallischblanken Untergrund zu erreichen, d. h. sämtliche Inkrustationen, Roststellen, Kalkrück­stände zu entfernen. Insbesondere erfolgt zuerst gemäß Verfahrensschritt a) eine Grobreinigung mittels Wasser und Druckluft. An einem Anschluß wird ein Druckluft- Wassergemisch in die Rohrleitungen gepreßt. An weiteren Punkten werden flexible Ablaufschläuche be­festigt, die in einen Auffangbehälter hineinführen. Dieser Vorgang wird so lange durchgeführt, bis der erste grobe Schmutz, Verunreinigungen, Rostpartikel etc. ab­fließen.

    [0020] Anschließend an diese Grobreinigung wird eine Feinrei­nigung (beizen) durchgeführt. Hierzu wird nunmehr vor­zugsweise an derselben Stelle, an der vorher das Druck­luft- Wassergemisch zugeführt wurde, eine Säure (ent­sprechend des Rohrleitungswerkstoffes zum Beispiel Salzsäure) unter Druck eingefüllt und verbleibt im Rohrleitungsnetz je nach Verschmutzungsgrad entsprechend lange. Hierbei muß auch Kalk und Rost aufgelöst wer­den (Verfahrensschriftt b). Diese Säure kann beispiels­weise auch heiß eingefüllt werden. Ferner hat es sich als günstig erwiesen, einen Inhibitor in dieser Säure einzusetzen, der ein Rosten der Rohrleitungen unmit­telbar nach dem Ablassen der Säure verhindern soll.

    [0021] Die wie beschrieben gereinigte Leitung wird nunmehr mittels Preßluft, die an der gleichen Stelle wie die bisherigen Flüssigkeiten eingeführt wird, getrocknet.

    [0022] Nachdem nunmehr die Rohrleitungen möglichst optimal gereinigt wurden, wird die Leitung mit Kunststoff be­schichtet.

    [0023] Hierzu wird zuerst die Rohrleitung an verschiedenen Punkten mit einem Lüftungsstopfen verschlossen. An dem bisherigen Einführungspunkt wird eine Druckkesselan­lage angeschlossen. Mit Hilfe dieser wird der flüs­sige Kunststoff in die Leitung hineingedrückt. Es ent­ steht eine vollflächige Beschichtung der Rohrleitungs­innenwand, die folgende Eigenschaften aufweisen muß:

    1. Sie muß gegebenenfalls den Trinkwasserbestimmungen entsprechen,

    2. sie muß eine glatte, homogene Oberfläche bilden,

    3. sie muß porös und rißfrei sein,

    4. sie muß temperaturbeständig sein,

    5. sie muß abriebfest gegen Wasserströmung sein.



    [0024] Während des Füllens der Leitung muß mittels den Lüf­tungsstopfen die Leitung entlüftet werden. Nachdem nun­mehr die Leitung unter Druck gesetzt wurde, (ungefähr 1,0 Stunden mit 6 atü) wird das überschüssige, nicht an den Wandungen haftende Kunststoffmaterial abgelas­sen (Verfahrensschriftt e).

    [0025] Vorteilhafterweise wird anschließend das überschüssige, nicht an den Wandungen der Rohrleitungen haftende Kunst­stoffmaterial mittels Preßluft von sämtlichen Hoch­punkten aus ausgeblasen.

    [0026] Nach der Durchführung dieser verschiedenen nunmehr be­schriebenen Verfahrensschritte ist ein Rohrleitungs­system entstanden, dessen Innenwand beschichtet ist und nunmehr wieder zur Führung von Wasser benutzt werden kann. Die Füllung der Leitungen und die Montage der Sanitäramaturen und Geräte erfolgt auf bekannte Weise.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Reinigung und Beschichtung von zur Wasserführung bestimmten Rohrleitungen,
    dadurch gekennzeichnet,

    a) daß Wasser und Druckluft in die geleerten Rohrlei­tungen zur Grobreinigung gepreßt werden,

    b) daß anschließend unter Druck eine Säure eingefüllt wird, die einige Zeit in dem Rohrleitungsnetz ver­bleibt,

    c) daß die so gereinigten Rohrleitungen mittels Preß­luft getrocknet werden,

    d) daß zur Beschichtung der Rohrleitungen ein flüssiger Kunststoff unter Druck eingefüllt wird und

    e) daß überschüssiges Kunststoffmaterial abgelassen wird.


     
    2. Verfahren zur Reinigung und Beschichtung von zur Wasserführung bestimmten Rohrleitungen nach Anspruch 1,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß zur Grobreinigung gemäß Verfahrenschritt a) ein Druckluft- Wassergemisch in die Rohrleitungen gepreßt wird.
     
    3. Verfahren zur Reinigung und Beschichtung von zur Wasserführung bestimmten Rohrleitungen nach Anspruch 1 oder 2,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß vor der Beschichtung der Rohrleitungen gemäß Ver­fahrensschritt d) die Rohrleitungen an einzelnen Punk­ten mit Lüftungsstopfen verschlossen werden und nach dem Füllen mittels des flüssigen Kunststoffes an diesen Punkten entlüftet wird.
     
    4. Verfahren zur Reinigung und Beschichtung von zur Wasserführung bestimmten Rohrleitungen nach mindestens einem der vorherigen Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß der gemäß Verfahrensschritt d) eingefüllte Kunst­stoff unter etwa 6 atü Druck etwa eine Stunde lang in der Leitung verbleibt.
     
    5. Verfahren zur Reinigung und Beschichtung von zur Wasserführung bestimmten Rohrleitungen nach mindestens einem der vorherigen Ansprüche,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß anschließend an Verfahrensschritt e) das überschüs­sige, nicht an den Wandungen der Rohrleitungen haftende Kunststoffmaterial mittels Preßluft von sämtlichen Hochpunkten aus ausgeblasen wird.