[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufbringen von Spritzbeton auf Wandungen,
bruchgefährdete Flächen o.dgl., bei dem die Betonkomponenten, nämlich Zuschläge sortierter
Körnung, Zement, Bindemittel, Wasser und eventuell weitere den Beton verbessernde
Mittel, auf die zu sichernden Wandungen oder Flächen aufgeschleudert werden.
[0002] Beispielsweise beim Tunnelvortrieb (NÖT) ist es erforderlich, sofort nach dem Sprengen
oder Vortrieb durch andere Vortriebsmittel oder -verfahren das freigelegte Gebirge
durch Spritzbeton zu sichern. Spritzbeton wird auf den stehenbleibenden freigelegten
Bereich des Gebirges im Bereich der Ortsbrust aufgespritzt, um ein Schutzgewölbe zu
schaffen und einen Gebirgseinbruch zu verhindern.
[0003] Es ist bekannt, den Spritzbeton im Trockenspritzverfahren oder im Naßspritzverfahren
aufzubringen.
[0004] Beim Trockenspritzverfahren wird eine Mischung aus Zuschlägen sortierter Körnung
und Zement im gemischter Form in einem Vorratsspeicher bereitgehalten, aus dem diese
trockene oder naturfeuchte Mischung, eventuell unter Zugabe eines Zusatzmittels, über
eine Dosiervorrichtung abgezogen und der Trockenspritzmaschine zugeführt wird. Bei
dem Zusatzmittel handelt es sich um eine Komponente, die dem Zement sehr schnell das
Wasser entzieht und dadurch zu einem schnellen Erstarren des Betons führt. Derartige
Zusatzmittel sind unter der Normenbezeichnung "BE" bekannt. Das trockene Gemisch wird
mit Druckluft aus einer Düse ejiziert und im Bereich der Düse wird dem trockenen Gemisch
Wasser zugegeben. Da eine genaue Dosierung des Wassers in einer Menge, daß eine gute
Durchmischung gewährleistet ist, kaum möglich ist, wird häufig zu viel Wasser zugegeben,
so daß zur Kompensation des überschüssigen Wassers auch mehr Zusatzmittel zugeführt
werden muß. Dies hat einen unerwünscht hohen Verbrauch des teuren Zusatzmittels zur
Folge und führt zu Festigkeitseinbußen. Die gemischten trockenen Betonkomponenten
und Wasser werden auf die Wand geklatscht, wobei sich das Wasser auf dem Weg von der
Spritzdüse bis zur Wand nur sehr unvollkommen mit den trockenen Betonkomponenten vermischen
kann, so daß sich ein erheblicher Rückprall ergibt, der bis zu 40 % und mehr betragen
kann. Dies bedeutet, daß bezogen auf die Menge des Betons, der an der Wand haften
bleibt, die 1,4-fache Menge von Trockenbeton und Wasser aufgebracht werden muß. Der
Rest fällt zurück und ist mit dem Aushub zu entfernen. Der Betonverlust ist sehr erheblich,
zumal das der trockenen Mischung zugegebene Bindemittel teuer ist.
[0005] Ein besonderer Nachteil dieses sogenannten Trockenspritzverfahrens besteht in der
Staubentwicklung im Bereich der Einrichtungen zum Abziehen der Mischung aus Zuschlägen
und Zement aus dem Vorratsbehälter und zum Zumischen des Zusatzmittels. Die entstehenden
Stäube sind wegen ihrer Feinheit besonders lungengefährlich. Dennoch wird dieses
Verfahren heute überwiegend noch angewendet, weil beim Tunnelvortrieb ein schnell
auftretender Bedarf an Spritzbeton besteht und die für das Trockenspritzverfahren
benötigten Komponenten über längere Zeiträume bereitgehalten werden können. Die trockene
oder erdfeuchte Mischung aus Zuschlägen und Zement kann je nach Temperatur etwa 3
bis 10 Stunden gelagert werden, bevor ein Abbinden befürchtet werden muß.
[0006] Weiterhin ist es bekannt, Spritzbeton im Naßspritzverfahren aufzubringen. Bei diesem
Verfahren wird eine fertige Betonmischung bereitgehalten, die aus einem Vorratsbehälter
über eine Pumpe durch eine Leitung im Dickstrom der Düse zugeführt wird, an der der
Beton durch zugeführte Druckluft beschleunigt ausgeblasen und gleichzeitg Zusatzmittel
in flüssiger Form zugegeben wird. Im Naßspritzverfahren aufgebrachter Beton hat eine
bessere Bindung und infolgedessen auch einen geringeren Rückprall. Auch die Staubentwicklung
ist sehr gering. Bei der Mischung des im Naßspritzverfahren aufgebrachten Betons kann
die Rezeptur genau eingehalten und insbesondere auch der erforderliche Wasser-Zement-Faktor
eingestellt werden, was beim Trockenspritzverfahren, bei dem die Mischung vorwiegend
erst in sehr unvollständiger Form nach dem Aufklatschen der Betonkomponenten auf
die Wand erfolgt, nicht möglich ist.
[0007] Der entscheidende Nachteil des Naßspritzverfahrens besteht aber darin, daß frischer
Beton zur rechten Zeit zur Verfügung stehen muß und dieser über längere Zeiten nicht
speicherfähig ist, und zwar insbesondere deshalb, weil zum Pumpen des Spritzbetons
die Zugabe von Fließmittel (FM) erforderlich ist, das nur kurzzeitig wirkt. Das Anliefern
des Betons im frischen Zustand ist äußerst problematisch, da dieser zu vorbestimmten
Zeiten zur Verfügung stehen muß, um Schutzgewölbe erstellen zu können und Gebirgseinbrüche
zu verhindern. Bei Spritzbeton soll es sich um einen schnell abbindenden Beton handeln,
um aufgrund der Frühfestigkeit des Betons eine schnelle Stützwirkung zu erreichen.
Ein derartiger Beton ist daher im fertiggemischten Zustand nicht für längere Lagerzeiten
geeignet, was bei Betriebsunterbrechungen zu Schwierigkeiten führt. Auch ist der Reinigungsaufwand
der benötigten Geräte erheblich, so daß bei kleinen Betonmengen das Naßspritzverfahren
unwirtschaftlich ist.
[0008] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren der eingangs angegebenen Art zu
schaffen, das einerseits ein unerträgliches Stauben beim Mischen der Betonkomponenten
vermeidet und andererseits zu den benötigten Zeiten einen Beton guter Qualität und
guter Haftfähigkeit bereitstellt.
[0009] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe bei einem Verfahren der gattungsgemäßen Art dadurch
gelöst, daß am Einsatzort unmittelbar vor dem Spritzen chargenweise Zementleim aus
Zement, und Wasser sowie eventuell aus weiteren den Zementleim verbessernden Stoffen
hergestellt wird, daß die Zuschläge getrennt bereitgehalten werden und daß der Zementleim
zu einer Spritzdüse gefördert und aus dieser unter hohem Druck ejiziert wird unter
Vermischung mit den getrennt mittels Druckluft zugeführten Zuschlägen in der oder
im Bereich der Spritzdüse.
[0010] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß dem Zementleim bzw. der
Mischung aus Zuschlägen und Zementleim in der Spritzdüse oder im Bereich der Spritzdüse
Zusatzmittel in flüssiger Form zugegeben wird. Die Zugabe des Zusatzmittels in flüssiger
Form ermöglicht eine sehr genaue Dosierung im Verhältnis zum Zementleim. Das Zusatzmittel
(BE) ist neben dem Zement die teuerste Komponente der Mischung, so daß eine genaue
Dosierung zu einer Einsparung von Zusatzmittel und damit zu größerer Wirtschaftlichkeit
führt.
[0011] Es mag Anwendungsfälle geben, bei denen auf das Zusatzmittel ganz verzichtet werden
kann. Weiterhin soll nicht ausgeschlossen werden, die Zusatzmittel auch in trockener
Form zuzuführen.
[0012] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden die Zuschläge, beispielsweise der Körnung
0 bis 16, werksgemischt und getrennt bereitgehalten. Diese Zuschläge können beliebig
lange gespeichert und bevorratet werden, da deren Zusammenbacken nicht zu befürchten
ist. Bedarfsweise werden nach dem erfindungsgemäßen Verfahren Chargen von Zementleim
hergestellt, der grundsätzlich nur aus Zement und Wasser und gegebenenfalls aus dem
Zementleim verbessernden Komponenten, FM oder Kunststoffzusätzen, besteht. Da der
Zementleim unmittelbar nach seiner Herstellung verarbeitet wird, kann das Bindemittel
Zusatzmittel dem gewünschten Verwendungszweck entsprechend ausgewählt werden und insbesondere
auf eine Frühfestigkeit abgestimmt sein. Die Komponenten des Zementleims können in
einem geeigneten Mischer, beispielsweise einem Hochleistungswirbelmischer, gemischt
werden, wobei aufgrund des Wasserzusatzes und der geschlossenen Ausführung des Mischers
ein Stauben auf ein ungefährliches Maß zurückgeführt werden kann. Durch die Wahl eines
speziellen Mischers kann der Zementleim kolloidal aufbereitet werden und erhält dadurch
eine sehr hohe Reaktivität. Die bereitgehaltenen Zuschläge neigen kaum zum Stauben,
zumal diese immer noch eine gewisse Feuchtigkeit aufweisen werden. Staubende Bestandteile
der Zuschläge sind wegen der Größe der Staubpartikel auch kaumlungengefährlich. Da
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren der Zementleim bei optimaler Abstimmung seiner
Komponenten gemischt werden kann, ergibt sich ein Beton hoher Qualität und guter Haftfähigkeit.
Der Zementleim wird nach seiner Mischung in einen Vorratsbehälter eingegeben und kann
aus diesem von einer Hochdruckzementleimpumpe gesaugt und zu der Spritzdüse gefördert
werden. Der gut gemischte gelartige Zementleim eignet sich gut zum Verspritzen. In
der Spritzdüse oder im Bereich der Spritzdüse werden die Zuschläge zugeführt. Die
Zuführung kann wie bei dem Trockenspritzverfahren durch ein Förderrohr mit Druckluft
erfolgen. Der Zuschlagstrom wird in den Hochdruckzementleimstrahl eventuell unter
Zugabe von flüssigem Zusatzmittel aufgegeben, so daß der Zementleim die Zuschläge
umhüllt und ein gut gemischter Beton optimaler Zusammensetzung auf die zu sichernden
Oberflächen aufgespritzt werden kann. Der etwa gelartige Zementleim verhält sich ähnlich
wie eine Flüssigkeit und ist daher sehr gut im Hochdruckspritzverfahren verarbeitbar.
Hochdruckspritzverfahren der erfindungsgemäß zur Anwendung kommenden Art sind bekannt.
Der Zementleim kann mit Drücken über 100 bar eingedüst werden. Dadurch wird bei dem
erfindungsgemäßen Verfahren das Zuschlagskorn intensiv mit Zementleim umhüllt, der
Spritzbeton mit hoher kinetischer Energie auf die zu sichernden Oberflächen aufgeschleudert,
so daß der Beton in diese eindringen kann und eine Betonschicht hoher Dichte ohne
nennenswerte Lufteinschlüsse bildet. Wegen der guten Bindungswirkung und Haftung des
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren aufgespritzten Spritzbetons sind nur ein geringer
Rückprall und somit nur geringe Verluste zu erwarten.
[0013] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird der Zementleim vorzugsweise durch Zementleimpumpen
unter Hochdruck aus Spritzdüsen ejiziert. Es ist auch denkbar, den zur Ejektionsdüse
geförderten Zementleim durch einen Druckluftstrahl auszutragen. Die getrennt zugeführten
Zuschläge werden im Druckluftstrahl gefördert.
[0014] Zweckmäßigerweise werden die Zementleimchargen in vier- bis achtminütiger Folge
in einem speziellen Wirbelmischer hergestellt und in einem Vorratsbehälter mit Rührwerk
gefüllt und gespeichert, der als Saugbehälter der Hochdruckpumpe vorgeschaltet ist.
[0015] Wird in der Praxis beispielsweise Spritzbeton mit einer Leistung von 10 m³/h gespritzt,
muß pro Kubikmeter Spritzbeton etwa 260 bis 300 l Zementleim zur Verfügung stehen.
Dies bedeutet, daß in etwa sechsminütiger Folge eine Charge von 300 l Zementleim bereitgestellt
werden muß, der also in der notwendigen Folge chargenweise hergestellt werden kann.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren kann der Zementleim also in frischem Zustand
bei bester Qualität bereitgestellt werden, ohne von der Zulieferung des Betons durch
Fahrmischer abhängig zu sein.
1. Verfahren zum Aufbringen von Spritzbeton auf Wandungen, bruchgefährdete Flächen
o.dgl., bei dem die Betonkomponenten, nämlich Zuschläge sortierter Körnung, Zement,
Bindemittel, Wasser und eventuell weitere den Beton verbessernde Zusatzstoffe und
Zusatzmittel, auf die zu sichernden Wandungen oder Flächen aufgeschleudert werden,
dadurch gekennzeichnet,
daß am Einsatzort unmittelbar vor dem Spritzen Chargenweise Zementleim aus Zement
und Wasser sowie eventuell aus weiteren den Zementleim verbessernden Stoffen hergestellt
wird, daß die Zuschläge getrennt bereitgehalten werden und daß der Zementleim zu einer
Spritzdüse gefördert und aus dieser unter hohem Druck ejiziert wird unter Vermischung
mit den getrennt durch Druckluft zugeführten Zuschlägen in der oder im Bereich der
Spritzdüse.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß dem Zementleim in der Spritzdüse
oder im Bereich der Spritzdüse Zusatzmittel in flüssiger Form zugegeben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der gelartige Zementleim
in einen Vorratsbehälter eingefüllt und aus diesem durch eine Hochdruckpumpe angesaugt
und zu der Ejektionsdüse gefördert wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Ejektion
des Zementleims und/oder der Zuschläge durch einen Druckluftstrahl erfolgt oder unterstützt
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Zuschlagskomponente
durch Druckluft zur Ejektionsdüse gefördert und in den Hochdruck Zementleimstrahl
aufgegeben wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Zementleimchargen
etwa in vier- bis achtminütiger Folge in einen Wirbelmischer o.dgl. hergestellt und
in einen Vorratsbehälter gefüllt und gespeichert werden, der als Saugbehälter der
Hochdruckpumpe vorgeschaltet ist.