[0001] Die Erfindung betrifft ein Schwenkleitwerk für ein Lastengeschoß nach dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1.
[0002] Derartige beispielsweise aus der US-PS 3,177,809 bekannte Schwenkleitwerke weisen
jedoch in eingeschwenkter Stellung der Leitwerkflügel zwischen den jeweiligen Innenseiten
der Leitwerkflügel und der Geschoßaußenwand jeweils Freiräume auf, wodurch in nachteiliger
Weise innerhalb einer vom Leitwerk umschlossenen kreisförmigen Geschoßwand nur ein
im Volumen reduzierter Nutzlastraum zur Verfügung steht. Die Freiräume entstehen im
wesentlichen dadurch, daß Lagerböcke für die Flügel derartiger Schwenkleitwerke auf
einer kreisförmigen Geschoßaußenwand angeordnet sind. Dadurch können in weiter nachteiliger
Weise nach Beendigung des Rohrdurchlaufs, beispielsweise bei einem gezogenen Rohr
durch plötzliches Entspannen der in die Freiräume hineingeströmten Treibladungsgase
die Leitwerkflügel durch einen Öffnungsschlag zerstört werden.
[0003] In eingeschwenkter Stellung liegen die Leitwerkflügel mit ihrer Außenkontur zunächst
an einer Treibladungshülseninnenfläche und bei einem Rohrdurchlauf an der Rohrinnenfläche
eines Geschützes an. Diese Anordnung gestattet in eingeschwenkter Stellung der Leitwerkflügel
keine Überlappung eines Leitwerkflügels durch einen anderen, weshalb einerseits eine
Vielzahl kurzer Leitwerkflügel auf dem Geschoßumfang angeordnet werden müssen, andererseits
stehen durch die kurzen Flügelspannweiten nur kleine Leitwerkflächen zur Flugstabilisierung
zur Verfügung, so daß ballistische Treffbildstreuungen auftreten können.
[0004] Demgegenüber ist es Aufgabe der Erfindung, bei einem nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1 bekannten Schwenkleitwerk für ein Lastengeschoß die Ausbildung des Leitwerks und
die Leitwerklagerung derartig zu verbessern,daß eine Vergrößerung des Nutzlastraumes
und eine hohe Flugstabilität für das Geschoß erzielt sowie nachteilige Auswirkungen
der Leitwerkflügel beim Verlassen des Waffenrohres vermieden werden.
[0005] Gelöst wird diese Aufgabe durch die im Patentanspruch 1 angegebene Erfindung.
[0006] Die Erfindung ermöglicht in vorteilhafter Weise durch einen segmentartigen Aufbau
der Geschoßwand zwischen zwei Leitwerkachsen einerseits eine Vergrößerung des vorhandenen
Nutzlastraumes durch beispielsweise vier partielle Nutzlasträume, wodurch insbesondere
ein vergrößerter base-bleed Satz eingebaut werden kann. Andererseits verhindert eine
spaltfreie Anlage der Leitwerkflügel an dieser segmentartig ausgebildeten Geschoßwand
nachteilige Auswirkungen an den Leitwerkflügeln dadurch, daß ein die Leitwerkflügel
gegebenenfalls zerstörender Überdruck durch die Treibladungsgase bei einem Aufschwenkvorgang
der Flügel nach beendetem Rohrdurchlauf nicht wirksam werden kann.
[0007] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen gehen aus den Unteransprüchen hervor.
[0008] Dadurch, daß die Geschoßwand im Bereich eines jeweiligen Leitwerklagers nach innen
eingeschnürt und dem Lagerradius angepaßt ist, wird auch im Bereich der Lagerung Spaltfreiheit
und eine optimale Raumausnutzung erzielt.
[0009] Nach einem weiteren Ausgestaltungsmerkmal bildet die Geschoßwand im jeweiligen Bereich
eines Leitwerklagers einen der Außenkontur des Leitwerkflügels angepaßten Anschlag,
wodurch eine Flügelstellung mit besonders großem Aufschwenkwinkel ohne zusätzliche
Mittel gewährleistet wird.
[0010] In weiter vorteilhafter Weise sind die Konturen der Leitwerkinnenseiten und der
Geschoßwandaußenseite derartig miteinander abgestimmt, daß durch einen gemeinsamen
Kurvenverlauf eine Abnahme der Flügeldicke (s) in dem Maße bewirkt wird, daß in
angelegter Flügelstellung eine dem Kaliberdurchmesser angepaßte Flügelaußenkontur
und in aufgeschwenkter Flügelstellung in jedem Längsschnitt des Flügels unter Belastung
gleicher Biegespannungen gewährleistet sind.
[0011] Eine unterkalibrige Ausbildung eines jeden Leitwerklagers gestattet des weiteren
in angelegter Flügelstellung eine Überlappung des Lagerbereichs durch einen benachbarten
Flügel, wodurch besonders Leitwerkflügel mit größerer Spannweite, insbesondere auch
bei Kaliberdurchmessern mit größerer Krümmung raumsparend am Geschoß angeordnet werden
können. Durch eine derartige großflächige Flügelanordnung wird beispielsweise bei
flügelstabilisierten Geschossen eine hohe Flugstabilität erzielt, wodurch besonders
vorteilhaft nur geringe ballistische Treffbildstreuungen auftreten können.
[0012] Das Schwenkleitwerk wird anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles
des näheren erläutert.
[0013] Es zeigt:
Figur 1 ein Lastengeschoß mit einem Schwenkleitwerk in einer Seitenansicht,
Figur 2 einen Querschnitt durch das Lastengeschoß im Bereich des Schwenkleitwerks
mit angelegten Leitwerkflügeln entlang einem in der Figur 1 mit II - II angegebenen
Schnittverlaufs,
Figur 3 das Schwenkleitwerk gemäß dem in der Figur 1 mit II- II gekennzeichnetem Schnittverlauf
mit aufgeschwenkten Leitwerkflügeln,
Figur eine vergrößerte Ansicht eines in der Figur 2 mit IV gekennzeichneten Einzelheit.
[0014] Das in der Figur 1 dargestellte Lastengeschoß 2 verdeutlicht im wesentlichen die
äußeren Konturen des Lastengeschoßkörpers 4, der im vorderen Bereich eine beispielsweise
hohl- und ogival ausgebildete Spitze 9 bildet, im mittleren Geschoßbereich Raum für
die Nutzlast vorsieht und im heckseitigen Bereich innen einen base-bleed Satz 18
(Figur 2) und außen ein Schwenkleitwerk 1 aufnimmt. Am Mantel des Geschoßkörpers ist
im vorderen Bereich ein dem Kaliberdurchmesser (d) entsprechender Führungsring 19
und an Geschoßheck ein "durchrutschender" Dichtungsring 20 angeordnet, wobei letzterer
über einen mit Schrauben 22 am Geschoßkörper 4 befestigten Flansch 21 in axialer Richtung
gehalten wird.
[0015] Das Schwenkleitwerk 1 umfaßt vorzugsweise vier um parallel zur Geschoßachse 3 und
mit dem Geschoßkörper 4 verbundene Leitwerkachsen 5 schwenkbare Leitwerkflügel 6.
An jedem Leitwerkflügel 6 sind wenigstens 1 vorzugsweise 3 die Leitwerkachse 5 umgreifende
Leitwerklager 7 angeordnet, wobei jeweils ein Lager 7 im vorderen, im mittleren und
im hinteren Bereich der Leitwerkachse 5 angeordnet ist. Zur Aufnahme der Leitwerklager
7 weist die Geschoßwand 8 zwischen den Lagerstellen 24 der Leitwerkachsen 5 radiale
Ausnehmungen, bzw. Einschnürungen 23 (Figur 2) auf. Die Leitwerkachsen 5 werden an
der Geschoßwand 8 durch Sicherungsmittel beispielsweise im Bereich der Lagerstellen
24 vorgesehene Stifte in ihrer Lage gehalten. Jeder Leitwerkflügel 6 nimmt durch eine
um die Leitwerkachse 5 gewundene Drehfeder 26, die sich einerseits an der Geschoßwand
8 und andererseits am beispielsweise mittleren Leitwerklager 7 abstützt, eine in
axialer Richtung definierte hintere Stellung ein.
[0016] Das Aufschwenken der Leitwerkflügel 6 erfolgt nach Verlassen des Lastengeschosses
2 aus einem nicht dargestellten Waffenrohr eines Geschützes durch die Fliehkraft
der Flügel unter der Wirkung des noch vorhandenen Restdralls selbsttätig, wobei jeder
Leitwerkflügel 6 durch eine am vorderen Leitwerkflügel 6 angeordnete Schräge 27 unter
dem Einfluß der Luftströmung in seiner ausgeschwenkten Stellung 12.2 (Figur 3) gehalten
wird.
[0017] Die Figuren 2 und 3 verdeutlichen einerseits die an der Geschoßwand 8 angelegten
und die ausgeschwenkten Flügelstellungen 12.1, 12.2. Aus der Figur 2 wird ersichtlich,
daß die Außenkonturen 10.1 der Leitwerkflügel 6 in angelegter Stellung 12.1 eine dem
Kaliberdurchmesser(d)angepaßte Form einnehmen. Die Figur 2 verdeutlicht auch, daß
die Leitwerkflügel 6 spaltfrei an der Außenkontur 15 (Figur 3) der Geschoßwand 8
anliegen. Eine derartige spaltfreie Anlage der Leitwerkflügel 6 ist deshalb möglich,
weil die Geschoßwand 8 zwischen jeweils zwei benachbarten Leitwerkachsen 5 segmentartig
ausgebildet ist und die Außenkontur 15 der Segmentwand 11 sowie die Kontur 16 (Figur
3) der Innenfläche eines angelegten Leitwerkflügels 6 einen gleichen Kurvenverlauf
aufweisen. Zwischen den jeweiligen Einschnürungen 23 im Bereich der Leitwerklager
7 bildet jeweils eine parallel zur Segmentwandaußenkontur 15 verlaufende Segmentwandinnenseite
13 einen partiellen Nutzlastraum 14, der den bisher üblicherweise zur Verfügung stehenden
Raum einer bekannten zylinderförmigen und strichpunktiert dargestellten Geschoßwand
28, wie er auch aus der US-PS 3,177,809 hervorgeht, erheblich vergrößert.
[0018] Das Maß der Einschnürung der Geschoßwand 8 wird durch das Leitwerklager 7 bestimmt.
Die Figur 4 verdeutlicht, daß die Kontur der Einschnürung im Außenradius r eines Leitwerklagers
7 angepaßt ist.
[0019] Des weiteren ist die Geschoßwand 8 im jeweiligen Bereich eines Leitwerklagers 7 als
ein der Außenkontur 10.2 des Leitwerkflügels 6 angepaßter Anschlag 29 (Figur 4) ausgebildet.
Dieser Anschlag 29 besteht aus einer annähernd tangential nach außen verlaufenden
Seite der Einschnürung 23 und garantiert dadurch eine stabile Anlage der Außen kontur
10.2 des Leitwerkflügels 6 in einer weit ausgeschwenkten Stellung 10.2 (Figur 3).
[0020] Ausgehend von den miteinander korrespondierenden Flächen eines Leitwerklagers 7 und
einer Einschnürung 23 verläuft die Kontur 16 der Leitwerkflügelinnenseite derartig,
daß eine Abnahme der Flügelwanddicke (s) von annähernd dem zweifachen Radius (r) des
Leitwerklagers 7 bis zu einer am abgewandten Ende des Leitwerklagers 7 befindlichen
Flügelspitze 17 in dem Maße erfolgt, daß in jedem Längsquerschnitt des Flügels zwischen
dem Leitwerklager 7 und der Flügelspitze 17 und der Belastung gleiche Biegespannungen
gewährleistet sind.
[0021] Die Figur 4 verdeutlicht, daß die Leitwerkflügel 6 in einer angelegten Stellung 12.1
im Außenbereich der Leitwerklager 7 um das Dickenmaß einer Leitwerkflügelspitze 17
unterkalibrig ausgebildet sind. Dadurch ist eine Überlappung eines jeden Lagerbereichs
durch jeweils einen benachbarten Leitwerkflügel 6 zur Erzielung einer großen Flügelspannweite
möglich.
Bezugszeichen-Liste
[0022]
1 Schwenkleitwerk d Kaliberdurchmesser
2 Lastengeschoß r Radius
3 Geschoßachse s Wanddicke
4 Geschoßkörper
5 Leitwerkachse
6 Leitwerkflügel
7 Lager
8 Geschoßwand
9 Spitze
10.1 Kontur
10.2 Kontur
11 Segmentwand
12.1 Stellung
12.2 Stellung
13 Innenseite
14 Nutzlastraum
15 Außenkontur
16 Kontur
17 Spitze
18 base-bleed Satz
19 Führungsring
20 Dichtungsring
21 Flansch
22 Schrauben
23 Einschnürung
24 Lagerstelle
25 Stift
26 Druckfeder
27 Schräge
28 Geschoßwand
29 Anschlag
1. Schwenkleitwerk (1) für ein Lastengeschoß (2) mit parallel zur Geschoßachse (3)
angeordneten und mit dem Geschoßkörper (4) verbundenen Leitwerkachsen (5) mit zugeordneten
Leitwerkflügeln (6), wobei jeder Leitwerkflügel (6) mit wenigstens einem Lager (7)
auf der Leitwerkachse (5) verschwenkbar angeordnet und unter einer Krafteinwirkung
aus einer angelegten (12.1) in eine ausgestellte (12.2) Stellung aufschwenkbar ist
sowie die Außenkontur (10.1) der Leitwerkflügel (6) in angelegter Stellung (12.1)
eine dem Kaliberdurchmesser (d) angepaßte Form einnimmt, dadurch gekennzeichnet, daß die Geschoßwand (8) in Umfangsrichtung zwischen jeweils zwei benachbarten Leitwerkachsen
(5) derartig segmentartig ausgebildet ist, daß jeweils ein Leitwerkflügel (6) spaltfrei
an der Außenkontur (15) einer Segmentwand (11) anliegt und von jeweils einer parallel
zur Segmentwandaußenkontur (15) verlaufenden Segmentwandinnenseite (13) ein partieller
Nutzlastraum (14) gebildet wird.
2. Schwenkleitwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Geschoßwand (8) im Bereich eines jeweiligen Leitwerklagers (7) nach innen
eingeschnürt ist und dem Außenradius (r) eines Lagers (7) angepaßt ist.
3. Schwenkleitwerk nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Geschoßwand (8) im jeweiligen Bereich eines Leitwerklagers (7) als ein der
Außenkontur (10.2) des Leitwerkflügels (6) angepaßter Anschlag (29) ausgebildet ist.
4. Schwenkleitwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Außenkontur (15) der Segmentwand (11) und die Kontur (16) der Innenfläche
eines angelegten Leitwerkflügels (6) einen gleichen Kurvenverlauf aufweisen.
5. Schwenkleitwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Kontur (16) derartig verläuft, daß eine Abnahme der Flügelwanddicke (s)
von annähernd dem zweifachen Radius (r) des Leitwerklagers (7) bis zu einer am abgewandten
Ende des Leitwerklagers (7) befindlichen Flügelspitze (17) in dem Maße erfolgt, daß
in jedem Längsquerschnitt des Flügels (6) zwischen dem Leitwerklager (7) und der Flügelspitze
(17) unter Belastung gleiche Biegespannungen gewährleistet sind.
6. Schwenkleitwerk nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß jedes Leitwerklager (7) in angelegter Stellung (12.1) der Leitwerkflügel (6)
im Außenbereich derartig unterkalibrig ausgebildet ist, daß eine Überlappung eines
jeden Lagerbereichs durch jeweils einen benachbarten Leitwerkflügel (6) möglich ist.