[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erhöhung der Temperaturwechselbeständigkeit
der Oxidschicht und damit der Verbesserung des Oxidationsverhaltens von Heizleiterwerkstoffen.
[0002] Die metallischen Werkstoffe enthalten dabei vor der Oxidation 3 bis 10 % Aluminium,
10 bis 25 % Chrom, sowie eines oder mehrere reaktive Elemente aus der Reihe Silizium
und/oder Zirkonium und/oder Hafnium und/oder Titan mit weniger als 5 % und/oder eines
oder mehrere Elemente aus der Gruppe der Seltenen Erden mit weniger als 0,3 % und/oder
Erdalkalimetalle mit 0,001 bis 1 % aus der Gruppe Mg, Ba, Ca, Sr, Be sowie die in
Stählen üblichen Spurenelemente, Rest Eisen und/oder Nickel und/oder Cobalt. Die erzeugte
Oxidschicht ist rauh ausgebildet, so daß sie vorteilhafter Weise auch als Haftgrund
für weitere Beschichtungen dienen kann, beispielsweise auch zur Verwendung als Katalysatorträger.
[0003] Es ist bekannt, daß metallische Legierungen des Type M Cr Al X und des Type M Cr
Al Z X mit M als Eisen und/oder Cobalt und/oder Nickel als Basis und X gewichtsmäßig
kleinen Zusätzen hochreaktiver Elemente wie Y, Zr, Ti, Ce, Sm, Hf, La, Th, U, V, W,
Ta, Nb, Mo, Gd, Si, Mg, Ca und Z als ein Element oder dessen Oxid aus der Reihe von
X, aber ein anderes als das für X jeweils gewählte Element, für eine Verbesserung
der oxidischen Schicht-Eigenschaften sorgen (Strafford K.N., High temperature Corrosion
of alloys containing rare earth of refractory elements: a review ..., High Temperature
Technology Vol. 1 No. 6, Nov. 1983). Es wird die Haftung der Oxidschicht verbessert,
und so auch die Oxidationsgeschwindigkeit verringert.
[0004] Es ist fernerhin bekannt, daß in einer Basislegierung besonders fein dispergierte
Oxide der Seltenen Erden, wie Y₂O₃, einen ähnlich verbessernden Einfluß ausüben (Ramanarayan
T.A., Raghavan, M. und Petkovic-Luton, R., "The Characteristics of Alumina Scales
Formed on Fe-Based Yttria-Dispersed Alloys", J. Electrochem. Society, April 1984,
Vol. 131 No. 4, 923-931).
[0005] Schalenförmige Oxide können in bekannter Weise durch besondere Wärmebehandlungen
auf der Oberfläche von metallischen Werkstoffen aus diesen heraus erzeugt werden.
So wird z.B. in der EP-A-0091526 beschrieben, daß man whiskerförmige Oxide aus ferritischen
Stählen erzeugen kann, die mehr als 0,002 % an Seltenen Erden enthalten, wenn man
sie einer Langzeitoxidation an bevorzugt trockener Luft bei ca. 900 bis 930°C aussetzt.
Ein ähnlicher Stand der Technik wird auch in der GB-PS 2 063 723 beschrieben. Der
Nachteil dieser Technik besteht in der Notwendigkeit, Seltene Erden zur Erhöhung der
Haftfestigkeit der unterschiedlich gearteten Oxidschichten der Legierung des Metalles
zusetzen zu müssen. Seltene Erden sind nicht nur teuer, sie reagieren auch im Verlauf
des Herstellungsprozesses des Halbzeuges mit Sauerstoff, Verunreinigungen und den
Tiegelmaterialien, so daß hohe Verluste entstehen.
[0006] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu schaffen, mit dem
die Haftfestigkeit der Oxidschicht von hitzebeständigen Stählen, die Chrom und Aluminium
enthalten, verbessert wird, und zwar auf eine solche Weise, daß eine Verminderung
bzw. ein Verzicht von Seltenen Erden im Werkstoff für viele Anwendungen ermöglicht
wird.
[0007] Die gestellte Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Werkstoffe oder Bauteile aus den
Werkstoffen zunächst in einer sauerstofffreien Atmosphäre unter Rekristallisation
in ihrer Oberflächenzone erwärmt werden (Thermische Ätzung). Anschließend können die
Werkstoffe dann bevorzugt in einer Sauerstoff in gebundener Form und nur maximal 1
% freien molekularen Sauerstoff enthaltenden Atmosphäre oxidiert werden.
[0008] Es wurde nun gefunden, daß man mit diesen Wärmebehandlungen die Haftung der sich
bildenden Oxidschicht wesentlich verbessern kann. Durch Einhaltung eines guten Vakuums,
insbesondere einer geringen Leckrate der Vakuumeinrichtung von kleiner gleich 10⁻⁴

gemessen mit dem Helium-Hülltest bei Raumtemperatur oder durch eine Wärmebehandlung
in einem Inertgas hoher Reinheit, wird erreicht, daß die Rekristallisation der einzelnen
Metallkörner auf der Oberfläche eine Rauheit in der Größenordnung 0,1 bis µm, je
nach Vorbehandlung, bildet. Die Rauheit bietet die Grundlage für eine erhöhte Verklammerung
der anschließend zu bildenden Oxidschicht.
[0009] Die Oxidschicht sollte beispielsweise bei dem Werkstoff 1.4767, der ca. 5 % Aluminium
enthält, zu mehr als 96 % aus Aluminiumoxid bestehen. Dieses wird erfindungsgemäß
dadurch erreicht, daß man auf 700 bis 1350°C in einer Atmosphäre erwärmt, die Sauerstoff
in chemisch gebundener Form enthält. Die Atmosphäre kann aus Wasserstoff-Wasserdampf-Gemischen
oder aus deren Gemisch zusammen mit Kohlendioxid und Kohlenmonoxid bestehen, z.B.
reduzierend eingestelltes Rauchgas. Vorzugsweise benutzt man möglichst sauerstoffarmes
Kohlendioxid, aus dem sich während der Oxidation ein Kohlendioxid-Kohlenmonoxid-Gemisch
bildet.
[0010] Die bisher als günstigste gefundene Vorgehensweise besteht beim Beispiel von Folien
(45 µm Dicke) für Katalysatorträger für Kraftfahrzeuge aus dem Werkstoff 1.4767, ausgehend
vom gewickelten und ggf. beloteten Körper aus
1) Glühen bei 1240 bis 1280°C im Hochvakuum mit einer Leckrate mit dem Helium-Hülltest
der Einrichtung von ≦ 5 . 10⁻⁵

bei Raumtemperatur , oder in einem entsprechend sauerstofffreien Inertgas,
2) Glühen unter Oxidation in Kohlendioxid (Reinheitsgrad in Bezug auf freien Sauerstoff
größer gleich 99,95 % bei 800 bis 930°C, vorzugsweise bei 875 bis 925°C,
3) üblichem Glühen an Luft oder in einer beliebigen Sauerstoff enthaltenden Atmosphäre
auf über 800°C, besser auf über 1000°C.
[0011] Durch den Schritt 2) wird erst eine dünne Schicht aus nahezu reinem Aluminiumoxid
gebildet. Es wird erreicht, daß bei Halbzeugen und Bauteilen, deren Verwendungstemperatur
zum Beispiel bei ca. 700 bis 950°C liegt, die weitere Sauerstoffaufnahme wesentlich
verlangsamt wird.
[0012] Die Schritte 2) und 3) können auch mit Hilfe des schwach reduzierend eingestellten
Rauchgases, z.B. eines Acetylen-Brenners, durchgeführt werden.
[0013] Es hat sich nun weiterhin als günstig herausgestellt, wenn die Heizleiterwerkstoffe
geringe Mengen an Zirkonium, Titan oder Hafnium enthalten. Vorzugsweise verwendet
man 0,1 bis 0,2 % Zirkonium und Titan (0,1 bis 0,15 %). Eine weitere Verbesserung
wird erzielt, wenn Seltene Erden oder Erdalkalimetalle in der Ausgangslegierung vorhanden
sind. Auf diese Weise läßt sich die problematische Verwendung der Seltenen Erden aber
häufig vermeiden.
[0014] Das Verfahren läßt mit einem geeigneten Vakuumofen in Kombination mit der oxidierenden
Behandlung in reduzierend eingestellten Rauchgasen durchführen. Um aber gleichmäßige
Oxidschichtdicken zu erhalten, verwendet man vorzugsweise bei der Herstellung von
Bauteilen, die eine große spezifische Oberfläche aufweisen - wie Katalysatorträger,
die aus gewickelten oder gestapelten, geprägten Folien bestehen - einen Zweikammer-Vakuumofen,
bei dem eine Kammer für die Hochtemperaturbehandlung im Vakuum und die andere für
die Oxidation mit Hilfe chemisch gebundenen Sauerstoffs verwendet wird. So läßt sich
das Verfahren in einem einzigen Zyklus ausführen.
1. Verfahren zur Erhöhung der Temperaturwechselbeständigkeit der Oxidschicht von metallischen
Heizleiter-Werkstoffen, die 3 % bis 10 % Aluminium, 10 % bis 26 % Chrom, bis 3 % Zirkonium
und/oder Titan und/oder Hafnium und/oder Niob und/oder Silizium und/oder 0,002 % bis
0,3 % als Summe Seltene Erden und/oder Yttrium metallisch oder als feindisperse Oxide,
Rest Eisen und/oder Nickel und/oder Cobalt sowie die in Stählen überlichen Spurenelemente
enthalten, bei dem die Werkstoffe beim Erwärmen im Temperaturbereich von 700°C bis
1350°C, in sauerstoffhaltiger Atmosphäre überwiegend Aluminium- und/oder Chromoxid
an der Oberfläche ausbilden, dadurch gekennzeichnet, daß die Werkstoffe zunächst in
einer sauerstofffreien Atmosphäre unter Rekristallisation in ihrer Oberflächenzone
erwärmt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Werkstoffe nach dem
rekristallisierenden Glühen in einer sauerstofffreien Atmosphäre in einer Sauerstoff
in gebundener Form und nur maximal 1 % freien molekularen Sauerstoff enthaltenden
Atmosphäre oxidiert werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Erwärmung in der sauerstofffreien
Atmosphäre im Vakuum ausgeführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Erwärmung in der sauerstoffreien
Atmosphäre in Inertgas mit einer Reinheit von mehr als 99,9 % bezogen auf Sauerstoff
enthaltende Gasanteile ausgeführt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Oxidieren
in einer Atmosphäre mit in Form von Kohlendioxid (CO₂) chemisch gebundenem Sauerstoff
ausgeführt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Oxidieren
zunächst 0,1 bis 6 h bei 800 bis 930°C in CO₂ und dann bei 950 bis 1350°C für 5 bis
60 Minuten ausgeführt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß Werkstoffe,
die weniger als 0,002 % an Seltenen Erden, aber mehr als 0,001 % und bis 0,099 % eines
Erdalkalimetalles aus der Gruppe Ba, Mg, Ca, Sr, Be und/oder 0,1 bis 0,5 % jeweils
an Zr und Ti enthalten, verwendet werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß Heizleiter-Folier
für Katalysatorträger oder Rußfilter geglüht werden.
9. Vorrichtung zum oxidierenden Glühen von Heizleiterwerkstoffen nach den Ansprüchen
1 bis 8, gekennzeichnet durch einen Zweikammerofen, dessen eine Kammer mit einer Heizung
zum Erwärmen im Vakuum oder Inertgas auf mehr als 1100°C versehen ist.