[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Bohren eines Bohrlochs mit wahlweisen
gerader oder bogenförmiger Mittellinie in unterirdische Gesteinsformationen gemäß
dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Vorrichtungen dieser Art, die ohne Werkzeugwechsel zum Navigationsbohren eingesetzt
werden, sind in verschiedenen Ausführungen bekannt.
[0003] Zur Schaffung eines zugleich für die erzielbare Aufbaurate maßgeblichen Auslenkwinkels
für die Drehachse der Meißelwelle beim Richtungsbohren sind bei einer ersten bekannten
Vorrichtung (EP-OS 45 444) der erste und der zweite Stabilisator exzentrisch auf
einem geradrohrförmig ausgebildeten Gehäuse des Drehbohrwerkzeugs angeordnet. Eine
derartige Ausbildung prägt dem Gehäuse im Richtungsbohrbetrieb eine für den Auslenkwinkel
maßgebliche Durchbiegung auf.
[0004] Bei einer zweiten bekannten Vorrichtung (DE-PS 34 17 743) ist bei konzentrisch auf
dem Gehäuse des Drehbohrwerkzeugs angeordneten Stabilisatoren das Gehäuse mit in bezug
auf die Werkzeughauptachse ausgelenkten Bereichen versehen, die zwei entgegengesetzt
gerichtete, gemeinsam den Auslenkwinkel bestimmende Knickstellen definieren. Gemäß
einer weiteren Ausgestaltung dieser Vorrichtung (DE PS 34 23 465) kann die Auslenkung
der Gehäusebereiche derart gestaltet sein, daß zwischen den beiden Stabilisatoren
lediglich eine einzige Knickstelle den Auslenkwinkel definiert.
[0005] Anstelle einer oder zwei Knickstellen im Bereich des Gehäuses zwischen dem ersten
und dem zweiten Stabilisator ist bei einer dritten bekannten Vorrichtung der eingangs
genannten Art eine Knickstelle zwischen dem Drehbohrmeißel und dem ersten Stabilisator
vorgesehen (EP-PS 0 109 699, DE-PS 33 26 855). Diese Knickstelle ist dadurch gebildet,
daß die Meißelwelle winklig zur Achse des geradrohrförmig ausgeführten Gehäuses in
dessen unteren Bereich gelagert ist und schräg aus dem Gehäuseende austritt.
[0006] Bei einer vierten bekannten Vorrichtung (DE-PS 34 06 364), ist die Meißelwelle mit
parallel zur Gehäuseachse seitlich versetzter Drehachse im Gehäuse des Drehbohrwerkzeugs
gelagert.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung gattungsgemäßer Art so
zu gestalten, daß deren Drehbohrwerkzeug eine höhere Kursgenauigkeit und bei vermindertem
Verschleiß eine höhere Bohrleistung beim Richtungsbohren erbringt.
[0008] Diese Aufgabe löst die Erfindung durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs
1. Hinsichtlich wesentlicher weiterer Ausgestaltungen wird auf die Ansprüche 2 bis
18 verwiesen.
[0009] Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung erhält der Drehbohrmeißel durch die besondere
Ausrichtung der Achse seiner Meißelwelle eine von resultierenden Seitenkräften wesentlich
entlastete Führung beim Richtungsbohren mit der Folge einer verschleißärmeren Betriebsweise
und einer höheren Bohrleistung. Dies gilt insbesondere bei einer Auslegung des Drehbohrwerkzeugs
für eine Aufbaurate von 2°/30m und höher. Zugleich damit einher geht die Erzielung
einer wesentlich höheren Kursgenauigkeit für den Drehbohrmeißel beim Rich tungsbohren
nicht nur in einheitlichen Gesteinsformationen, sondern auch in aufeinanderfolgenden
unterschiedlichen Gesteinsformationen.
[0010] Weitere Einzelheiten und Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
und der Zeichnung, in der mehrere Ausführungsbeispiele des Gegenstands der Erfindung
näher veranschaulicht sind. Im einzelnen zeigen:
Fig. 1 eine abgebrochene schematische Seitenansicht einer Vorrichtung zum wahlweisen
Geradeaus- und Richtungsbohren mit einem Drehbohrwerkzeug nach der Erfindung während
eines Richtbohrvorganges,
Fig. 2 eine schematische Darstellung einer ersten Ausführung eines Drehbohrwerkzeugs
nach der Erfindung in einem durch Richtungsbohren erzeugten Bohrloch mit gebogener
Mittellinie,
Fig. 3 eine schematische Querschnittsdarstellung des oberen Teils des Drehbohrwerkzeugs
nach Fig. 2,
Fig. 4 eine schematische, die Darstellung nach Fig. 3 fortsetzende Querschnittsdarstellung
des unteren Teils des Drehbohrwerkzeugs nach Fig. 2, und
Fig. 5 bis 11 schematische Darstellungen ähnlich Fig. 2 zur Veranschaulichung von
sieben weiteren Ausführungsformen des Drehbohrwerkzeugs nach der Erfindung.
[0011] Die in Fig. 1 in schematischer Übersichtsdarstellung veranschaulichte Vorrichtung
nach der Erfindung umfaßt ein in einem Bohrloch 1 befindliches Drehbohrwerkzeug 2,
dessen Gehäuse 3 an seinem oberen Ende mit einem Bohrrohrstrang 4 verbunden ist. Der
Bohrrohrstrang 4 ist in einem Drehtisch 5 eines Bohrturms 6 eingespannt. Der Drehtisch
5 ist mit einer Antriebs- und Blockiervorrichtung 7 versehen, mittels der das Spannfutter
des Drehtisches 5 und damit der Bohrrohrstrang 4 in kontinuierliche Eigenumdrehung
versetzbar oder durch eine begrenzte Drehbewegung ausricht- und an schließend gegen
Drehung festlegbar ist.
[0012] Die in den Fig. 1 bis 4 veranschaulichte erste Ausführung eines Drehbohrwerkzeugs
2 weist ein aus mehreren untereinander verschraubten Teilen oder Sektionen 8,9,10,11,12
bestehendes Gehäuse 3 auf. Der Gehäuseteil 10 ist auf einem Teil seiner Länge als
Stator 13 eines Tieflochmotors mit einem Rotor 14 ausgebildet. Der Tieflochmotor 13,14
ist bei dem in Fig. 3 und 4 veranschaulichten Ausführungsbeispiel ein nach dem Moineau-Prinzip
arbeitender Verdrängungsmotor, kann jedoch auch von einer Turbine oder einem Motor
sonst geeigneter Konstruktion gebildet sein.
[0013] Der Rotor 14 ist mittels einer im Gehäuseteil 11 angeordneten Gelenkwelle 15 mit
dem oberen Ende einer Meißelewelle 16 verbunden, die in Lagern 17, 18 des einen Lagerstuhl
bildenden Gehäuseteils 12 drehbar gelagert ist und bei der Ausführung des Drehbohrwerkzeugs
nach Fig. 1 bis 4 eine Drehachse 19 aufweist, die mit der Gehäuseachse 20 des Gehäuseteils
12 einen kleinen Winkel einschließt. Entsprechend dieser Schräglagerung tritt die
Meißelwelle 16, die an ihrem äußeren Ende mit einem Drehbohrmeißel 21 versehen ist,
schräg aus dem unteren Ende des Gehäuses 3 aus.
[0014] Das Drehbohrwerkzeug 2 weist in seinem unteren Bereich nahe dem Drehbohrmeißel 21
eine erste Stabilisationsstelle 22 in Gestalt eines auf dem Gehäuseteil 12 angebrachten
Stabilisators 24 mit einer Anzahl von über den Umfang verteilten Stabilisatoflügeln
oder -rippen auf. Im Abstand über dieser ersten Stabilisationsstelle 22 besitzt das
Drehbohrwerkzeug 2 eine zweite Stabilisationsstelle 25, die ebenfalls von einem auf
dem Gehäuseteil 8 angeordneten herkömmlichen Stabilisator 24 gebildet ist. Die gedachten
Mittelpunkte dieser Stabilisationsstellen 22, 25 definieren zusammen mit einem gedachten
Mittelpunkt des Drehbohrmeißels den Verlauf einer gedachten Mittellinie für das Bohrloch
1, die in bei Richtungsbohrarbeiten erbohrten Bereichen des Bohrlochs 1 einen bogenförmigen
Verlauf hat, der angenähert Teil eines Kreisbogens bildet.
[0015] Die in der Zeichnung aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht näher dargestellte Mittellinie
des in den Fig. 2 und 5 bis 11 stets gekrümmt dargestellten Bereich des Bohrloches
1 hat ihren Fußpunkt bei 26 und ein Bogenzentrum, das jeweils weit jenseits des rechten
Zeichnungsrandes gelegen ist.
[0016] Der Abstand des Bogenzentrums von der bogenförmigen Mittellinie eines durch Richtbohren
erstellten Bereiches des Bohrlochs 1 bemißt sich nach der Aufbaurate (BUR = 2α/l in
°/m), für die das Drehbohrwerkzeug ausgelegt ist. α bezeichnet dabei den sich zum
Drehbohrmeißel 21 hin öffnenden Winkel zwischen der gedachten Verbindungslinie des
(mit dem Fußpunkt 26 zusammenfallenden) Mittelpunkts des Drehbohrmeißels 21 mit dem
gedachten Mittelpunkt des Bohrloches in Höhe der ersten Stabilisationsstelle 22 und
einer gedachten unteren Verlängerung der geraden Verbindungslinie der gedachten Mittelpunkte
des Bohrloches 1 in Höhe der ersten und der zweiten Stabilisationsstelle 22,25. l
bezeichnet den Abstand zwischen dem gedachten Mittelpunkt der zweiten Stabilisationsstelle
25 und dem genannten Mittelpunkt des Drehbohrmeißels 21. Bevorzugt ist eine Aufbaurate
von mindestens etwa 2°/30m entsprechend einem Abstand des Bogenzentrums zur Mittellinie
des Bohrlochs von etwa 850m.
[0017] Das Drehbohrwerkzeug 2 hat ebenso wie alle weiteren dargestellten bzw. denkbaren
Ausführungen nach der Erfindung eine Ausbildung, die beim Richtungsbohren der Drehachse
19 der Meißelwelle 16 eine Ausrichtung zu einer gedachten geraden Verbindungslinie
28 zwischen dem Bogenzentrum und dem Fußpunkt 26 der bogenförmigen Mittellinie des
mit dem Drehbohrwerkzeug bohrbaren Bohrlochs 1 unter einem Anstellwinkel β von 90°
als oberen Grenzwert vorgibt.
[0018] Bei einer derartigen Ausrichtung bildet die Drehachse 19 der Meißelwelle 16 eine
Tangente an die bogenförmige Mittellinie des Bohrlochs 1 in Höhe des Fußpunktes 26
mit der Folge, daß die resultierenden Seitenkräfte auf den Drehbohrmeißel 21 auf
ein Mindestmaß reduziert sind. Diese Seiten kräfte sind bei den vorbekannten Vorrichtungen
wesentlich größer, denn bei diesen bildet die Drehachse 19 der Meißelwelle 16 eine
Sekante zur bogenförmigen Mittellinie eines beim Richtungsbohren erbohrten Bohrlochs
mit Schnittpunkten mit der Mittellinie, die oberhalb des Fußpunktes 26 liegen.
[0019] Der Anstellwinkel β kann auch geringfügig kleiner als 90° ausgelegt werden und zwischen
89° und 90° liegen. Durch diesen "Vorlauf" können Biegeverformungen ausgeglichen werden,
die ein Drehbohrwerkzeug unter Umständen beim Einführen in ein teilweise bereits
erbohrtes Bohrloch, z.B. im Zuge eines Roundtrips erfährt.
[0020] Beim Drehbohrwerkzeug 2 ist zwischen der ersten und der zweiten Stabilisationsstelle
22,25 eine Knickstelle 29 und im Bereich zwischen dem Drehbohrmeißel 21 und der ersten
Stabilisationsstelle 22 eine weitere Knickstelle 30 vorgesehen. Bevorzugt sind dabei
beide Knickstellen 29,30 (in der von mehreren aneinander grenzenden Teilen definierten
Werkzeughauptachse) dem der unteren Stabilisationsstelle 22 zugeordneten integralen
Gehäuseteil 12 zugeordnet, und beide Knickstellen 29,30 haben eine gleiche Knickrichtung
jeweils zum Bogenzentrum hin.
[0021] Die Knickstelle 29 wird bei dem Drehbohrwerkzeug 2 durch einen schräggestellten oberen
Anschlußgewindeteil 31 des Gehäuseteils 12 und die zweite Knickstelle 30 von der Schräglagerung
17,18 der Meißelwelle 16 im Gehäuseteil 12 gebildet. Die Summe der Beträge beider
Knickwinkel entspricht dem Betrag des Auslenkwinkels α, und aus beiden Knickwinkeln
errechnet sich die Aufbaurate. Jedoch können bei mehreren Knickstellen die Winkelbeträge
unterschiedlich aufgeteilt und dadurch baulichen Gegebenheiten besonders Rechnung
getragen werden. Bevorzugt wird die Knickstelle 29 für die Bestimmung der Aufbaurate
herangezogen, während die Knickstelle 30 hauptsächlich dem gewünschten Anstellwinkel
β Rechnung trägt. So kann beispielsweise der Knickwinkel der Knickstelle 29 1,5°
und darüber betragen, während der Knickwinkel der Knickstelle 30 beispielsweise 0,6°
oder weniger betragen kann.
[0022] Grundsätzlich ist die erfindungsgemäße Ausbildung statt mit zwei oder mehr als zwei
Knickstellen auch mit einer einzigen Knickstelle verwirklichbar. Das Vorsehen mehrerer
Knickstellen ist jedoch in der Regel von der baulichen Ausführung des Drehbohrwerkzeugs
her zu bevorzugen, und die beim Drehbohrwerkzeug 2 vorgesehene Zuordnung beider Knickstellen
zu einem einzigen Gehäuseteil 12 vereinfacht die Bauausführung, da alle darüber befindlichen
Gehäuseteile 8 bis 11 geradrohrförmig ausgeführt werden können.
[0023] Die Fig. 5 veranschaulicht eine zweite Ausführung eines Drehbohrwerkzeugs 102, bei
der zwischen der ersten Stabilisationsstelle 22 und der zweiten Stabilisationsstelle
25 zusätzlich zur Knickstelle 29 eine weitere Knickstelle 32 vorgesehen ist. Die beiden
Knickstellen 29,30 können eine gleiche Knickrichtung oder wie in Fig. 5 zueinander
entgegengesetzte Knickrichtungen haben, wobei die Knickstelle 32 eine sich vom Bogenzentrum
der bogenförmigen Mittellinie des Bohrloches 1 abwendende und die Knickstelle 29 eine
diesem Bohrzentrum zugewandte Knickrichtung aufweist. Ein derartiger Verlauf der
Knickrichtungen verringert oder vermeidet eine Exzentrizität des gedachten Mittelpunktes
des Drehbohrmeißels 21 zu einer gedachten geraden unteren Verlängerung des oberen
Teils 27 der Werkzeughauptachse. Auch ist ein solcher Knickrichtungsverlauf bei Bohrungen
mit Drehbohrmeißeln 21 mit kleinem Durchmesser und geringem Freischnitt zu bevorzugen.
[0024] Im übrigen entspricht die Ausführung nach Fig. 5 im wesentlichen der nach Fig. 4,
so daß wie allgemein für übereinstimmende Bauteile auch übereinstimmende Bezugszeichen
verwendet werden. Beide Knickstellen 29,32 sind einem Gehäuseteil 11 zugeordnet,
das als integrales biegegeformtes Teil ausgeführt sein oder auch eine dreiteilige
Ausbildung mit schräggestellten Gewindeanschlußteilen haben kann.
[0025] Die Fig. 6 veranschaulicht eine dritte Ausführung eines Drehbohrwerkzeugs 202, das
in Abwandlung des Drehbohrwerk zeugs 2 anstelle der Knickstelle 29 eine weitere Knickstelle
33 zwischen dem Drehbohrmeißel 21 und der ersten Stabilisationsstelle 22 aufweist.
Diese weitere Knickstelle 33 kann ebenso wie die Knickstelle 30 konstruktiv entsprechend
den Knickstellen 29,30 (Fig. 2) ausgeführt sein. Auch hier sind beide Knickstellen
30,33 dem Gehäuseteil 12 zugeordnet, jedoch ist die erste Stabilisationsstelle 22
dem Gehäuseteil 11 zugeordnet.
Die Fig. 7 veranschaulicht eine vierte Ausführung eines Drehbohrwerkzeugs 302, welche
im wesentlichen der nach Fig. 6 entspricht mit der Abweichung, daß die Knickstelle
33 eine entgegengesetzte Knickrichtung zur Knickstelle 30 aufweist. Die Knickstelle
33 hat dabei eine sich vom Bogenzentrum abwendende und die untere Knickstelle 30 eine
dem Bogenzentrum zugewandte Knickrichtung.
[0026] Die Fig. 8 veranschaulicht eine fünfte Ausführung eines Drehbohrwerkzeugs 402, bei
dem zwischen den Stabilisationsstellen 22,25 lediglich eine Knickstelle 29 entsprechend
der Knickstelle 29 des Drehbohrwerkzeugs 2 vorgesehen ist. Als zusätzliche Maßnahme
ist die untere Stabilisationsstelle 22 von einem Stabilisator 424 gebildet, der ein
Untermaß gegenüber einem im Normalmaß zu einem vorgegebenen Drehbohrmeißel 21 ausgeführten
Stabilisator aufweist. Im übrigen ist bei der Ausführung nach Fig. 8 das Drehbohrwerkzeug
402 mit einer Meißelwelle 16 versehen, die koaxial im Gehäuseteil 12 gelagert ist.
[0027] Eine sechste Ausführung eines Drehbohrwerkzeugs 502 nach Fig. 9 ist der nach Fig.
8 ähnlich mit dem Unterschied, daß die untere Stabilisationsstelle 22 von einem exzentrisch
auf dem Gehäuseteil 12 angeordneten Stabilisator 524 gebildet ist.
[0028] Die in Fig. 10 veranschaulichte siebente Ausführung eines Drehbohrmeißels 602 sieht
vor, daß die erste Stabilisationsstelle 22 dem Drehbohrmeißel 21 zugeordnet ist und
Bestandteil desselben bildet, z.B. durch die Anformung eines an dem Schneidteil nachgeordneten
Stabilisationssteils. Im übrigen weist das Drehbohrwerkzeug 602 eine einzige Knickstelle
29 zwischen den beiden Stabilisationsstellen 22,25 auf, die konstruktiv der Knickstelle
29 gemäß Fig. 4 entsprechen kann.
[0029] Die Fig. 11 schließlich veranschaulicht eine achte Ausführung eines Drehbohrwerkzeugs
702, bei der die obere Stabilisationsstelle 25 nicht von einem ausgeprägten Stabilisator
herkömmlicher Ausbildung, sondern von einem Stabilisationsbereich des Gehäuses 3 bzw.
dessen Gehäuseteils 8 gebildet ist und dabei zugleich mit einem Untermaß im Vergleich
zu einem in Normalmaß ausgeführten Stabilisator ausgeführt ist, bei dem der Durchmesser
im Grenzfall wie dargestellt dem Durchmesser des Gehäuses 3 entsprechen kann. Bei
dem Drehbohrwerkzeug 702 ist wie beim Drehbohrwerkzeug 2 nach Fig. 2 eine Knickstelle
29 im Bereich zwischen den Stabilisationsstellen 22,25 und eine Knickstelle zwischen
dem Drehbohrmeißel 21 und der ersten Stabilisationsstelle 22 vorgesehen, deren konstruktive
Ausgestaltung der beim Drehbohrwerkzeug 4 entsprechen kann.
[0030] Stabilisatoren mit oder ohne Untermaß, Stabilisationsbereiche, exzentrische Stabilisatoranordnungen,
Knickstellen, deren Zahl und deren Lage, Lagerungen der Meißelwelle 16 im Gehäuseteil
12 mit parallel zur Gehäuseachse 20 versetzt angeordneter Drehachse bilden sämtlich
bauliche Parameter, die beliebig miteinander kombiniert werden können, um einem Drehbohrwerkzeug
eine erfindungsgemäße Ausbildung mit einem Ausrichtwinkel β von 90° als oberstem Grenzwert
zu geben.
[0031] Anstelle von Knickstellen, die einen vorgegebenen Knickwinkel definieren, wie das
bei der Schräglagerung 17,18 der Meißelwelle 16 oder bei schräggestellten Anschlußgewindeteilen
31 der Fall ist, können auch Knickstellen vorgesehen werden, die sich erst im Richtbohrbetrieb
unter Belastung in besonderen Gehäusebereichen ausbilden, auf die sich die Knickbildung
aufgrund einer besonders vorgegebenen Flexibilität beschränkt.
1. Vorrichtung zum Bohren eines Bohrlochs (1) mit wahlweise gerader oder bogenförmiger
Mittelinie in unterirdische Gesteinsformationen, mit einem mit einem Bohrrohrstrang
(4) verbindbaren Drehbohrwerkzeug (2;102;202;302;402;502;602;702) und mit Mitteln
(5,7) zum Antrieb des Bohrrohrstranges (4) in einer langsamen Eigenumdrehung für
das Geradeausbohren sowie zum Ausrichten und eigendrehungsfreien Festsetzen des Bohrrohrstranges
(4) zum Richtungsbohren, wobei das Drehbohrwerkzeug (2;102;202;302;402;502;602;702)
ein Gehäuse (3) aufweist, in dem ein Tieflochmotor (13,14) angeordnet und eine mit
dem Rotor (14) des Tieflochmotors (13,14) verbundene, an ihrem aus dem Gehäuse (3)
vorstehenden Ende einen Drehbohrmeißel (21) tragende Meißelwelle (16) gelagert ist,
wobei das Drehbohrwerkzeug (2;102;202;302;402;502;602;702) nahe dem Drehbohrmeißel
(21) eine erste Stabilisationsstelle (22) aufweist und in einem Abstand über dieser
zumindest eine zweite Stabilisationsstelle (25) vorgesehen ist, und wobei im Betrieb
des Drehbohrwerkzeugs (2;102;202;302;402;502;602;702) beim Bohren eines Bohrlochs
(1) mit bogenförmiger Mittellinie die Drehachse (19) der Meißelwelle (16) und eine
gedachte untere Verlängerung des in Höhe der zweiten Stabilisationsstelle (25) verlaufenden
Teils der Werkzeughauptachse (27) einen sich zum Drehbohrmeißel (21) hin öffnenden
Auslenkwinkel (α) einschließen, dadurch gekennzeichnet, daß das Drehbohrwerkzeug (2;102;202;302;402;502;602;702) eine Ausbildung aufweist,
die beim Richtungsbohren der Drehachse (19) der Meißelwelle (16) eine Ausrichtung
zu einer gedachten geraden Verbindungslinie (28) zwischen dem Bogenzentrum und dem
Fußpunkt (26) der bogenförmigen Mittellinie eines mit dem Drehbohrwerkzeug (2;102;202;302;402;502;602;702)
zu bohrenden Bohrlochs (1) unter einem Anstellwinkel (β) von 90° als oberem Grenzwert
vorgibt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Anstellwinkel (β) zwischen 89° und 90° liegt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Drehbohrwerkzeug (2;102;202;302;402;502;602;702) für eine Aufbaurate von
mindestens 2°/30m ausgelegt ist.
4. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der ersten und der zweiten Stabilisationsstelle (22;25) das Drehbohrwerkzeugs
(2;102;202;302;402;502;602;702) eine Knickstelle (29) aufweist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Drehbohrwerkzeug (2) im Bereich zwischen der ersten Stabilisationsstelle
(22) und dem Drehbohrmeißel (21) eine Knickstelle (30) aufweist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß beide Knickstellen (29,30) einem integralen, die untere Stabilisationsstelle
einschließenden Gehäuseteil (12) zugeordnet sind.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die zwischen dem Drehbohrmeißel (21) und der ersten Stabilisationsstelle (22)
gelegene Knickstelle (30) von einer Schräglagerung (17,18) der Meißelwelle (16) und
die Knickstelle (29) zwischen der ersten und der zweiten Stabilisationsstelle (22;25)
von einem schräggestellten oberen Anschlußgewindeteil (31) des integralen Gehäuseteils
(12) gebildet ist.
8. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der ersten und der zweiten Stabilisationsstelle (22;25) zwei Knickstellen
(29,32) im Gehäuse (3) des Drehbohrwerkzeugs (102) vorgesehen sind.
9. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der ersten Stabilisationsstelle (22) und dem Drehbohrmeißel (21) zwei
Knickstellen (30;33) vorgesehen sind.
10. Vorrichtung nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Knickrichtung der zwischen der ersten und der zweiten Stabilisationsstelle
(22;25) oder der ersten Stabilisationsstelle (22) und dem Drehbohrmeißel (21) gelegenen
Knickstellen (29,30,32,33) gleich ist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Knickrichtungen der jeweils zwischen der ersten und der zweiten Stabilisationsstelle
(22,25) oder zwischen der ersten Stabilisationsstelle (22) und dem Drehbohrmeißel
(21) gelegenen Knickstellen (29,32;30,33) entgegengesetzt verlaufen.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die jeweils obere Knickstelle (32,33) eine sich vom Bogenzentrum der bogenförmigen
Mittellinie eines zu bohrenden Bohrloches (1) abwendende und die untere Knickstelle
eine dem Bogenzentrum zugewandte Knickrichtung aufweisen.
13. Vorrichtung nach Anspruch 1 und einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die erste und/oder die zweite Stabilisationsstelle (22;25) von einem auf dem
Gehäuse (3) des Drehbohrwerkzeugs (2;102;202;302;402;502;602;702) angeordneten Stabilisator
(24,424) oder von einem Stabilisatorbereich (725) des Gehäuses (3) gebildet ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß der erste Stabilisator (424) oder Stabilisatorbereich ein Untermaß gegenüber
einem in Normalmaß zu einem vorgegebenen Drehbohrmeißel (21) ausgeführten Stabilisator
aufweist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Stabilisator oder Stabilisatorbereich (725) einen Durchmesser aufweist,
dessen unterer Grenzwert dem Durchmesser des Gehäuses (3) entspricht.
16. Vorrichtung nach Anspruch 1 und einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Stabilisationsstelle (22) Teil des Drehbohrmeißels (21) ist.
17. Vorrichtung nach Anspruch 1 und einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß der die erste Stabilisationsstelle (22) bildende Stabilisator (524) oder Stabilisatorbereich
eine exzentrische Anordnung auf dem Gehäuse (3) aufweist.
18. Vorrichtung nach Anspruch 1 und einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß die Meißelwelle (16) im Gehäuse (3) mit seitlichem Parallelversatz ihrer Drehachse
(19) zur Gehäuseachse (20) gelagert ist.