(57) Es wird ein Verfahren angegeben, um in einem einzigen Schritt Metallplättchen aus
Tantal, Niob oder aus einer Basis-Legierung eines dieser Metalle durch Kaltfließpressen
zu einem Formkörper zu verformen. Dabei wird als Schmiermittelfilm entweder eine Oxidschicht
des Metalls, in die ein niedermolekulares Polytetrafluoräthylen eingelagert ist, oder
ein Film aus Chlor-tri-Fluor-Äthylen verwendet und das Metallplättchen mittels eines
Hartmetall-Stempels mit balliger Bodenfläche des Stempelkopfes und abgerundeten Hinterschneidungen
im Übergangsbereich von Stempelkopf zu -schaft verformt.
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines Formkörpers aus
einem Metall aus der Gruppe Tantal, Niob und einer Basis-Legierung eines dieser Metalle
durch Kaltfließpressen unter Verwendung eines Fluor-haltigen Kunststoffes als Schmiermittel.
[0002] Aus der Zeitschrift "Umformtechnik 15 (1981) 3, S. 31 ff." ist die kaltumformende
Bearbeitung, das Kaltfließpressen, von Tantal bekannt, deren Vorteile in dem geringen
Werkstoffverlust zu sehen sind. Die Umformung erfolgte in vier einzelnen Stufen auf
einer stehenden Kurbelpresse. Tantal weist gegenüber Stahl unter den beim Kaltfließpressen
wirkendenden hohen Flächenpressungen starke Verschweißneigung auf. Bei Einsatz üblicher
Cr-Kaltarbeitsstähle wurden mit keinem der erprobten Schmiermittel, einschließlich
von PTFE-Überzügen der Werkstücke, befriedigende Ergebnisse erzielt. Hinreichende
Ergebnisse waren nur durch Kombination mehrerer Maßnahnen erreichbar, wozu der Einsatz
anderer Werkstoffe für die Aktivteile, deren zusätzliche Oberflächenbehandlung, eine
Oberflächenbehandlung der Ausgangsformen sowie deren Schmierung mit einem Schmierstoffgemisch
gehörten. Welche Maßnahmen dazu im einzelnen getroffen wurden, ist nicht näher beschrieben.
Jedenfalls wurde damit keine optimale Lösung erreicht.
[0003] Aus der DE-PS 14 94 402 ist ein Überzugsmittel zur Erzeugung von Schutzüberzügen
mit niedrigem Reibungskoeffizienten bekannt. Es besteht aus einer Dispersion eines
niedrigmolekularen Fluorkohlenstoffpolymerisats und einem wärmehärtbaren oder thermoplastischen
Harz, die noch eine untergeordnete Menge eines hochmolekularen Polytetrafluoräthylens
enthalten kann.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Herstellung eines Formkörpers aus einem
Metall aus der Gruppe Tantal, Niob und einer Basis-Legierung einer dieser Metalle
durch Kaltfließpressen zu optimieren.
[0005] Gelöst wird diese Aufgabe für das eingangs charakterisierte Verfahren erfindungsgemäß
dadurch, daß auf einem Metallplättchen ein Schmiermittelfilm angebracht wird, der
aus einer Oxidschicht des Metalls, in die niedermolekulares Polytetrafluoräthylen
eingelagert ist, oder aus Chlor-tri-Fluor-Äthylen besteht, und danach das Metallplättchen
mittels eines Hartmetall-Stempels in einem einzigen Schritt zu dem Formkörper durch
Rückwärtsfließpressen kaltverformt wird, wobei der Stempel einen mit balliger Bodenfläche
versehenen Stempelkopf und abgerundete Hinterschneidungen im Bereich des Übergangs
vom Stempelkopf zum Stempelschaft aufweist.
[0006] Dabei hat es sich als vorteilhaft erwiesen, daß das Metallplättchen vor der Verformung
anodisch oxidiert, dann mit einer Polytetrafluoräthylen-haltigen Lösung besprüht und
das Lösungsmittel verdampft wird. Vorzugsweise wird die Polytetrafluoräthylen-haltige
Lösung auf ein erwärmtes anodisch oxidiertes Metallplättchen aufgesprüht, das auf
eine Temperatur von vorzugsweise 150 °C erwärmt ist. Bewährt hat es sich als Polytetrafluoräthylen-haltige
Lösung eine in einem Harzlösungsmittel gelöste Dispersion eines feinteiligen niedermolekularen
Polytetrafluoräthylen und eines thermoplastischen Harzes zu verwenden und auf das
anodisch oxidierte, gegebenenfalls erwärmte, Metallplättchen aufzusprühen. Für die
Umformung hat sich ein Stempel als sehr brauchbar erwiesen, dessen Stempelkopf-Balligkeit
im Bereich von 20 bis 30 µm liegt. Als Werkstoff für den Stempel findet insbesondere
ein solcher Anwendung, der aus einer Kobalt-Matrix besteht, in die Wolframkarbid eingelagert
ist.
[0007] Durch die erfindungsgemäße Verwendung eines Tribologiesystems, das praktisch eine
"schwimmende" Lagerung von Metallplättchen und Hartmetall-Stempel sicherstellt sowie
die Verwendung eines Stempels mit balliger Bodenfläche des Stempelkopfs und abgerundeter
Hinterschneidungen im Bereich des Übergangs von Stempelkopf zu Stempelschaft, ist
es möglich, Metallplättchen aus Tantal, Niob oder aus einer Basis-Legierung eines
dieser Metalle in automatischen Transferpressenstraßen störungsfrei und kontinuierlich
umzuformen, ohne daß die umgeformten Teile einer erheblichen Nachbearbeitung bedürfen.
Dabei ist es weiterhin von großem Vorteil, daß die Umformung durch Kaltfließpressen
nunmehr in einem einzigen Schritt erfolgt.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren wird anhand des nachfolgenden Ausführungsbeispieles
näher erläutert.
[0009] Zunächst werden von einer kreiszylindrischen Tantalstange Plättchen mit einem Durchmesser
von 7 mm und einer Dicke von 6,5 mm abgeschert. Zum Entfetten werden eine Vielzahl
von Plättchen, beispielsweise 2000 Stück, in eine handelsübliche Ultraschallreinigngsanlage
gegeben, die als Reinigungsmittel ein Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoff, z.B. 1,1,2-Trichlor-1,2,2-trifluor-Äthan,
enthält. An diesen Entfettungsvorgang schließt sich ein Gleitschleifen während einer
Dauer von etwa 12 Stunden in einer Trommel an. Der Schleifvorgang findet unter Wasserzugabe
und Zugabe von keramischen Schleifkörpern statt.
[0010] Danach werden die geschliffenen Metallplättchen in einer geschlossenen Matrize aus
Hartmetall plangepreßt, wodurch die Abmessungen der Metallplättchen auf etwa 9,6 mm
im Durchmesser von 3,6 mm in der Dicke verändert werden. An diesen Planpreß-Verfahrensschritt
schließt sich wieder ein Entfetten im Ultraschallbad, wie vorstehend angegeben, an
sowie daran ein Gleitschleifen, wobei die Gleitschleifzeit nur etwa 8 Stunden beträgt.
Die so vorbereiteten Tantalplättchen werden nun einer Rekristallisationsglühung im
Hochvakuum bei etwa 10⁻⁵ mbar bei einer Temperatur von etwa 1350 °C während einer
Dauer von etwa 1 Stunde unterworfen. Nach Abkühlung der Tantalplättchen auf Zimmertemperatur
werden diese mit Chlortrifluoräthylen benetzt und in eine Matrize aus Hartmetall eingelegt,
in der sie mittels des Preßstempels in einem einzigen Preß-Schritt zu einem Napf kalfließverpreßt
werden. Die Balligkeit des Preßstempelkopfes betrug 28 µm, als Werkstoff für den Preßstempel
wurde Kobalt verwendet, in dessen Matrix Wolframkarbid-Teilchen eingelagert sind.
[0011] Die erfindungsgemäß hergestellten Näpfe hatten eine Bodendicke von etwa 0,4 mm, eine
Länge vone twa 18 mm, einen Innendurchmesser von etwa 8,7 mm und einen Außendurchmesser
von etwa 9,5 mm. Die Näpfe mußten nicht nachgearbeitet werden.
[0012] In Abwandlung dieses Ausführungsbeispiels kann auch als Tribologiesystem, wie vorgeschlagen,
eine Oxidschicht des Metalls verwendet werden, in die niedermolekulares Polytetrafluoräthylen
eingelagert ist. Die Herstellung dieses Tribologiesystems schließt sich an den Rekristallisations-Verfahrensschritt
gemäß obigem Beispiel an. Dazu wird das Tantalplättchen als Anode in eine phosphorsaure
Lösung für eine Dauer zwischen 15 und 30 Minuten eingetaucht. Danach spült man die
oxidierten Tantalplättchen mit destilliertem Wasser ab, benetzt sie nach dem Trocknen
mit einer Polytetrafluoräthylenhaltigen Lösung und dampft das Lösungsmittel bei etwa
150 °C ab. Hieran schließt sich dann das Kaltfließpressen an, wie oben beschrieben.
1. Verfahren zur Herstellung eines Formkörpers aus einem Metall aus der Gruppe Tantal,
Niob und einer Basis-Legierung eines dieser Metalle durch Kaltfließpressen unter Verwendung
eines Fluor-haltigen Kunststoffes als Schmiermittel, dadurch gekennzeichnet, daß auf
einem Metallplättchen ein Schmiermittelfilm angebracht wird, der aus einer Oxidschicht
des Metalls, in die niedermolekulares Polytetrafluoräthylen eingelagert ist, oder
aus Chlor-tri-Fluor-Äthylen besteht, und danach das Metallplättchen mittels eines
Hartmetall-Stempels in einem einzigen Schritt zu dem Formkörper durch Rückwärtsfließpressen
kaltverformt wird, wobei der Stempel einen mit balliger Bodenfläche versehenen Stempelkopf
und abgerundete Hinterschneidungen im Bereich des Übergangs vom Stempelkopf zum Stempelschaft
aufweist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Metallplättchen vor
der Verformung anodisch oxidiert, dann mit einer Polytetrafluoräthylen-haltigen Lösung
besprüht und das Lösungsmittel verdampft wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Polytetrafluoräthylen-haltige
Lösung auf ein erwärmtes anodisch oxidiertes Metallplättchen aufgesprüht wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das anodisch oxidierte Metallplättchen
auf etwa 150 °C erwärmt wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß eine in einem Harzlösungsmittel gelöste Dispersion eines feinteiligen niedermolekularen
Polytetrafluoräthylen und eines thermoplastischen Harzes auf das anodisch oxidierte
Metallplättchen aufgesprüht wird.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das Metallplättchen mittels eines Stempels verformt wird, dessen Stempelkopf-Balligkeit
im Bereich von 20 bis 30 µm liegt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
ein Stempel aus Kobalt verwendet wird, wobei in die Kobalt-Matrix Teilchen aus Wolframkarbid
eingelagert sind.