[0001] Die Erfindung betrifft eine Abdichtung im Firstbereich einer Fuge zwischen zwei
aus Beton erstellten Tunnelabschnitten mit einem Fugenband, das mit Rippen oder Stegen
in die Tunnelabschnitte einbetoniert wird und mit Schläuchen zum nachträglichen Verpressen
von Kunstharz versehen ist.
[0002] Tunnelbauwerke werden üblicherweise in Beton ausgeführt. Solche Betonbauwerke unterliegen
lastabhängigen und lastunabhängigen Einflüssen. Zu den lastunabhängigen Einflüssen
gehört das Schwinden und Quellen. Das Schwinden eines Betonkörpers sowie das Schwindmaß
ist abhängig von den klimatischen Verhältnissen. Es entsteht durch die Abgabe ungebundenen
Wassers aus dem gehärteten Zementstein an die Umgebung und bedeutet eine Volumenverringerung.
Darüber hinaus wird das Schwinden durch die gewählte Art des Zementes, die Zementmenge
und das Verhältnis Wasser/Zement sowie durch die Betonverarbeitung beeinflußt.
[0003] Quellen wird durch die Wasseraufnahme hervorgerufen und verursacht eine geringe Volumenvergrößerung.
[0004] Zu den lastunabhängigen Einflüssen gehört auch die Längenänderung mit zunehmender
oder abnehmender Temperatur.
[0005] Lastabhängige Einflüsse dürfen nicht unbeachtet bleiben. Derartige Einflüsse sind
die Hauptursache für Bauwerksbeanspruchungen bzw. Bauwerksbewegungen. Zu den lastabhängigen
Einflüssen gehören elastische Bauwerksverformungen, verursacht durch Eigengewicht,
Nutzlast, Vorspannung, Wasserdruck usw. Je nach Belastungsform ist die Beanspruchung
mehr oder weniger groß. Zu den besonders bedeutenden Belastungen gehören Biegebelastungen.
[0006] Lastabhängige Einflüsse sind auch das sogenannte Kriechen und Baugrundverformungen.
Mit Kriechen wird die zeitabhängig wachsende Verformung des gehärteten Zementsteins
unter Belastung bezeichnet. Das Kriechen kann erhebliche Volumenänderungen zur Folge
haben.
[0007] Baugrundverformungen (Setzungen) sind besonders häufige Belastungen.
[0008] Selbst wenn ein Tunnelbauwerk vollständig aus wasserundurchlässigem Beton gefertigt
würde, so wäre aus obigen Bedingungen doch eine abschnittsweise Erstellung des Betonbauwerks
erforderlich. Die Erfahrung hat gezeigt, daß Tunnelabschnitte von etwa 10 m Länge
optimal sind. Zwischen den Tunnelabschnitten sind üblicherweise in den Fugen sogenannte
Fugenbänder vorgesehen. Das gilt auch dann, wenn alle Tunnelabschnitte in eine außenliegende
Kunststoffabdichtung oder andere Abdichtung eingehüllt werden. Die Einhüllung geht
in der Weise vor sich, daß nach Ausbruch des Gebirges und ggf. nach Aufbringen einer
ersten Spritzbetonschicht zunächst auf der Gesamtfläche des Tunnelquerschnittes eine
Abdichtung verlegt wird, bevor die Betonierungsarbeiten folgen.
[0009] Je nach Fuge sind die in den Fugen vorgesehenen Fugenbänder unterschiedlich ausgebildet.
Im Tunnel ist bei üblicher Bauweise nur zwischen Dehnungsfugen und Arbeitsfugen zu
unterscheiden. Die Fugenbänder können ganz einfach aus bandförmigen Körpern bestehen,
sie können jedoch auch - und das ist bei zeitgemäßen Fugenbändern regelmäßig der Fall
- mit Rippen und/oder Stegen versehen sein. Die Rippen und/oder Stege erhöhen die
Dichtwirkung der Fugenbänder, wobei das sogenannte Labyrinthprinzip genutzt wird.
D.h.: wenn die Oberfläche der einbetonierten Fugenbandschenkel mit Rippen versehen
ist, ergibt sich eine Dichtwirkung durch die zahlreichen Richtungswechsel und den
damit verlängerten Umlaufweg des Leckwassers.
[0010] Die Rippen und Stege verlieren ihre Bedeutung, wenn im Bereich der Fugenbänder poröse
Stellen, Hohlräume oder Nester im Beton entstehen, die dem Wasser einen Weg zur Umgehung
des Fugenbandes öffnen.
[0011] Die Verlegeanleitung bekannter Hersteller von Fugenbändern gehen davon aus, daß
sich der Beton auch bei großer Sorgfalt nicht immer ganz frei von Nestern, Poren und
Hohlräumen verlegen läßt. Für diesen Fall wird die Verwendung von Injektionsfugenbändern
empfohlen. Bei den Injektionsfugenbändern können nachträglich evtl. undichte Stellen
des Betons mit Kunstharz verpreßt werden.
[0012] Injektionsfugenbänder sind vor allen Dingen bei hohen Folgerisiken aus Undichtigkeiten
sowie bei hohen Wasserdrücken und Druckwechsel empfohlen. Bekannte Injektionsfugenbänder
besitzen z.B. am äußeren Rand der Bänder auf jeder Seite der Fuge je einen parallellaufenden
Injektionsschlauch. Die Injektionsschläuche sind an den Enden aus dem Beton herausgeführt
und können nachträglich mit dem Kunstharz beaufschlagt werden.
[0013] Im Tunnelbau ist die Gefahr der Hohlraumbildung bzw. Nesterbildung besonders groß.
Das gilt in erster Linie für den Firstbereich der Tunnel. Dort sind die Fugenbänder
in einer Wölbung verlegt und wird der Raum zwischen den Rippen bzw. Stegen wegen unzureichender
Entlüftung nur unzureichend mit Beton verfüllt. In Anwendung der Injektionstechnik
ist deshalb nach einem älteren Vorschlag vorgesehen, quer zu den Fugenbändern - also
in Tunnellängsrichtung- und durch die Rippen und Stege des Fugenbandes hindurch Injektionsschläuche
zu verlegen. Zwar eröffnen die Injektionsschläuche die Möglichkeit der Entlüftung
und des nachträglichen Abdichtens durch Verpressen mit Kunstharz, jedoch schwächen
die Injektionsschläuche aufgrund ihrer Durchführung durch die Rippen und Stege in
ganz erheblichem Umfang deren Dichtwirkung.
[0014] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, in Anwendung der bekannten Injektionstechnik
auf den Firstbereich im Tunnel bei den Fugenbändern zu einer zuverlässigen Lösung
zu kommen, ohne die Dichtwirkung der Fugenbänder zu beeinträchtigen.
[0015] Nach der Erfindung wird das dadurch erreicht, daß mehrere Injektionsschläuche in
Umfangsrichtung des Tunnels - also parallel zu den Rippen und Stegen- und zwar je
ein Schlauch in jeden Zwischenraum verlegt werden. Die Injektionsschläuche können
dort durch Kleben oder Schweißen fixiert sein. Die Injektionsschläuche können auch
mechanisch durch Schlaufen oder dergleichen gehalten sein. Ferner ist nach der Erfindung
vorgesehen, daß dieser kritische Raum zwischen den Rippen und Stegen entlüftet wird,
ggf. sogar unter Erzeugung eines Unterdruckes. Das bewirkt eine gesicherte Betonverfüllung
der Hohlräume zwischen den Rippen und Stegen. Infolgedessen verringert sich der Umfang
der nachträglichen Abdichtung mit Kunstharz.
[0016] Die o. b. Fähigkeit zur Entlüftung wird durch Verwendung von Jnjektionsschläuchen
erreicht, die aus doppellagigem Gewebe mit zwischenliegendem Vliesstoff und innenliegender
Stützspirale bestehen. Derartige Injektionsschläuche sind zwar bekannt, auch zum Verpressen
von Kunstharz bzw. nachträglichem Abdichten, ihre Verwendung zum Entlüften, insbesondere
unter Anwendung eines Unterdruckes ist jedoch neu.
[0017] Die erfindungsgemäße Entlüftung hat zur Folge, daß in jede Kammer zwischen zwei Rippen
oder Stegen bzw. zwischen Rippe oder Steg und dem mittleren Dehnschlauch des Fugenbandes
ein Injektionsschlauch verlegt ist. Die verschiedenen Injektionsschläuche eines Tunnelabschnittes
werden wahlweise an ihren Enden in Sammelleitungen zusammengefaßt.
[0018] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt.
[0019] Das in der Zeichnung beispielhaft dargestellte Fugenband besitzt einen bandförmigen
Basiskörper 1 mit 5 mm Dicke, der mittig einen schlauchförmigen Dehnteil 2 besitzt.
Der schlauchförmige Dehnteil 2 setzt sich in einem nach unten weisenden Schenkel 3
mit Stegen 4 und 5 fort. Der Schenkel 3 hat eine Länge von 150 mm.
[0020] Beiderseits des Dehnteiles 2 sind im Mittenabstand vom Dehnteil 2 von 80 mm bzw.
in Mittenabständen von 45 mm Stege 6 an dem bandförmigen Basiskörper 1 vorgesehen.
Alle Stege haben eine Höhe von ca. 30 mm.
[0021] Die Zeichnung zeigt eine Einbausituation in einem Tunnel bei außenliegender Abdichtung
ohne den umgebenden Beton bzw. die außenliegende Abdichtung. Bei der außenliegenden
Abdichtung handelt es sich um eine Kunststoffabdichtung, die auf einer Spritzbeton
schicht verlegt worden ist und sich aus einzelnen miteinander verschweißten Kunststoffbahnen
zusammensetzt. Der bandförmige Basiskörper 1 ist an den Seitenkanten mit der nicht
dargestellten außenliegenden Kunststoffabdichtung verschweißt worden. Dementsprechend
ist das Kunststoffmaterial für das Fugenband gewählt worden, im Ausführungsbeispiel
ein Äthylencopolymer-Bitumengemisch.
[0022] Nach dem Verschweißen sind im Firstbereich über eine Länge von z.B. 2 bis 3 m zwischen
den Stegen 6 Injektionsschläuche 7 verlegt (geklebt) worden. Die Injektionsschläuche
7 haben zwei Enden. Die vorderen Enden und die hinteren Enden sind separat in Sammelleitungen
8 zusammengefaßt worden. An der Übergangsstelle ist ein bei 9 schematisch angedeutetes
Übergangsstück vorgesehen. Dabei handelt es sich um ein Formstück mit Anschlußöffnungen,
in das die Enden der Schläuche 7 eingesteckt oder aufgesteckt werden. Das gilt auch
für die Enden der Sammelleitungen 8.
[0023] Der Stoß der beiden nicht dargestellten Betontunnelabschnitte ist mit 10 bezeichnet.
Zu jedem Tunnelabschnittsende gehört eine Hälfte des Fugenbandes bzw. ein Satz Injektionsschläuche
7 mit jeweils einer Sammelleitung 8. Die Sammelleitung 8 ist als Normalschlauch ausgeführt.
[0024] Die Sammelleitungen 8 werden bei der Herstellung der Verschalung durch die Verschalung
hindurchgeführt. Damit ist sichergestellt, daß die Enden der Sammelleitungen 8 zum
Entlüften und nachträglichen Injizieren von Kunstharz auch noch zugänglich sind, wenn
der Beton in der vorgesehenen Weise hinter die Schalung gebracht wird. Beim Betonieren
wird insbesondere in der Endphase des Betoniervorganges in einem der Enden der Injektionsschläuche,
insbesondere unter Verschließen des anderen Endes ein Saugzug angebracht. Das geschieht
in der Weise, daß eine der Sammelleitungen geschlossen, zumindest teilweise geschlossen
wird, während das andere Ende an eine Pumpe angeschlossen wird, welche den notwendigen
Unterdruck erzeugt.
[0025] Durch Verwendung von besonderen Injektionsschläuchen wird sichergestellt, daß beim
Ansaugen der Luft weder Beton noch Zementschlempe mit angesaugt wird. Derartige Injektionsschläuche
sind z.B. wie folgt aufgebaut: Innen Stützspirale, darauf Gewebe, darauf eine Vliesstoffmembrane
und außen eine Gewebehülle.
[0026] Nach Auftreten einer Leckwasserströmung kann problemlos Kunstharz injiziert werden.
Der Kunstharz sprengt bei ausreichendem Druck die Vliesstoffmembrane und bahnt sich
danach durch das Gewebe seinen Weg nach außen zu den ggf. vorhandenen Hohlräumen.
1. Abdichtung im Firstbereich einer Fuge zwischen zwei aus Beton erstellten Tunnelabschnitten
mit einem Fugenband, das mit Rippen oder Stegen in die Tunnelabschnitte einbetoniert
wird und mit Schläuchen zum nachträglichen Verpressen von Kunstharz versehen ist,
dadurch gekennzeichnet, daß die Schläuche (7) zugleich als Entlüftungsschläuche ausgebildet sind und/oder
in Umfangsrichtung des Tunnels zwischen den Rippen (6) verlegt sind.
2. Abdichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Schläuche (7) in Sammelleitungen (8) zusammengefaßt sind.
3. Abdichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Injektionsschläuche aus doppellagigem Gewebe mit zwischenliegendem Vliesstoff
und innenliegender Stützspirale bestehen.
4. Abdichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß beim Betonieren an die Injektionsschläuche ein Unterdruck angelegt wird.