[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Bei chemischen Bindungs-Reaktionen, vor allem bei immunologischen Tests, bei denen
Reaktionsgefäße verwendet werden, deren Innenwände mit einem spezifisch bindefähigen
Reagenz beschichtet sind, ist es nötig, nach Zugabe der in einer Flüssigkeit gelöst
vorliegenden, zu bindenden Probe oder einer zu analysierenden flüssigen Probe nach
einer Reaktionszeit die Flüssigkeit aus dem Röhrchen zu entfernen und dann die an
die Innenwand des Reagenzgefäßes gebundene Schicht aus Reagenz und spezifisch bindenden
Probenbestandteilen zu waschen, so daß nicht spezifisch gebundene Probenbestandteile
entfernt werden.
[0003] Hierzu wurde bisher eine Vorrichtung verwendet, die das Absaugen der Flüssigkeit
aus dem Reaktionsgefäß durch ein Röhrchen erlaubt und es außerdem ermöglicht, nach
dem Absaugen über einen Zuführungskanal eine Waschflüssigkeit in das Reagenzgefäß
einzubringen, wobei die zufließende Menge an Waschflüssigkeit über Elektroden, die
an einen Flüssigkeitspegelfühler angeschlossen sind, automatisch reguliert werden
kann. Als Ansaugmündung der Vorrichtung diente hierbei das untere Ende des Röhrchens,
dessen Öffnungsbreite dem Durchmesser des Röhrchens entspricht. Um die Flüssigkeit
aus dem Reaktionsgefäß möglichst vollständig abzusaugen und so eine gründliche Waschung
der beschichteten Wände des Reaktionsgefäßes zu erreichen, wurde die bisher verwendete
Vorrichtung durch eine am oberen Ende der Vorrichtung angebrachten Feder gegen den
Boden des Reaktionsgefäßes gedrückt. Damit auch bei Auflage des Röhrchens auf den
Boden die Flüssigkeit abgesaugt werden konnte, war das als Ansaugmündung fungierende
untere Ende des Röhrchens an zwei gegenüberliegenden Stellen eingekerbt.
[0004] Chemische Bindungsreaktionen und immunologische Tests werden aber heute oft automatisiert
durchgeführt, wobei abwechselnd sowohl Reaktionsgefäße, mit Reagenz-beschichteten
Innenwänden, als auch Reaktionsgefäße, welche Reagenz-beschichtete Reagenzkugelkörper
(sogenannte "beads") enthalten, verwendet werden. Auch die Verwendung von Reagenzkugelkörpern
enthaltenden Reaktionsgefäßen mit Reagenz-beschichteten Innenwänden ist möglich. Zum
Entfernen der Probenflüssigkeit und zum Waschen von Reaktionsgefäßen, welche Reagenzkugelkörper
enthalten, sind jedoch die bisher verwendeten Vorrichtungen zum Absaugen und Waschen
nicht gut geeignet, da ihre Ansaugmündung oben an dem Reagenzkugeikörper aufliegt
und sobald der Flüssigkeitspegel unter die Höhe der Ansaugmündung absinkt, ein Absaugen
der den Reagenzkugelkörper umgebenden Flüssigkeit nicht möglich ist. Aufgabe der Erfindung
ist es daher, eine Vorrichtung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 anzugeben, die
im gleichen Analysenautomaten sowohl bei Reaktionsgefäßen mit reagenzbeschichteten
Innenflächen, als auch bei Reaktionsgefäßen, welche einen Reagenzkugelkörper enthalten,
ein vollständiges Entfemen'der Flüssigkeit und gründliches Waschen der Flächen ermöglicht.
[0005] Diese Aufgabe wird gelöst durch eine Vorrichtung gemäß Anspruch 1.
[0006] Das Röhrchen der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist gegenüber dem einer Vorrichtung
nach dem Stand der Technik an seinem ansaugmündungsseitigen Ende um den Durchmesser
des Reagenzkugelkörpers verkürzt und weist eine trichterförmige Ansaugmündung auf,
deren Durchmesser vorzugsweise mindestens so groß ist wie der Durchmesser des Reagenzkugelkörpers.
[0007] Die erfindungsgemäße Vorrichtung wird in das Reaktionsgefäß vor oder nach Zugabe
einer in einer Flüssigkeit gelost vorliegenden Probe eingebracht und über die Feder
an den Reagenzkugelkörper, falls vorhanden, angelegt. Enthält das Reaktionsgefäß keinen
Reagenzkugelkörper, so wird die Vorrichtung etwa ebenso tief in das Röhrchen eingetaucht,
als wenn ein Reagenzkugelkörper vorhanden wäre, d.h. die Ansaugmündung der Vorrichtung
sitzt nicht auf dem Boden des Reaktionsgefäßes auf. Über die Ansaugmündung des Röhrchens
wird nach einer Reaktionszeit die Flüssigkeit abgesaugt und danach die Waschflüssigkeit
über den Zuführungskanal in das Röhrchen gefüllt. Hierbei wird die Zugabe an Waschflüssigkeit
unterbrochen, sobald der Flüssigkeitspegel in dem Röhrchen die beiden Elektroden berührt.
Dies geschieht automatisch über einen Anschluß der Elektroden an einen elektrischen
Flüssigkeitspregelfühler und einen damit verbundenen Schließmechanismus an der Waschflüssigkeit-Zuführungseinrichtung.
Die Waschflüssigkeit wird dann, wie bereits für die Probenflüssigkeit beschrieben,
entfernt. Durch die Trichterform der Ansaugmündung wird hierbei eine Verletzung der
Reagenzschicht auf einem Reagenzkugelkörper vermieden und ein vollständiges Absaugen
auch der einen Reagenzkugelkörper umgebenden Flüssigkeit ermöglicht. Mit der erfindungsgemäßen
Vorrichtung gelingt das Absaugen von Flüssigkeit und Waschen bei Reaktionsgefäßen
mit Reagenzkugelkörper besser und überraschenderweise auch bei Reaktionsgefäßen ohne
Reagenzkugelkörper genauso gut wie mit einer bekannten Vorrichtung (Beispiele 1 und
2).
[0008] Um die Ansaugmündung besonders gut an den Reagenzkugelkörper anlegen zu können, wird
die erfindungsgemäße Vorrichtung bevorzugt gemäß Anspruch 2 und besonders bevorzugt
gemäß Anspruch 3 ausgebildet.
[0009] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist im
Anspruch 4 dargestellt. In dieser Ausführungsform wird die Trichterform der Ansaugmündung
durch einen am freien Ende des Röhrchens befestigten Aufsatz gebildet. Dieser ist
nach Anspruch 5 bevorzugt auf das freie Ende des Röhrchens aufgesteckt. Um verschiedene
Größen von Aufsätzen mit verschiedenen trichterförmigen, bevorzugt konkav hohlkugelig
gewölbten Innenflächen der Aufsätze an dem freien Ende des Röhrchens befestigen zu
können und daher die Ansaugmündung der Vorrichtung an die jeweils verwendete Größe
der Reagenzkugelkörpoer anzupassen, wird vorzugsweise eine Ausbildung gemäß Anspruch
6 vorgesehen.
[0010] Ein Ausführungsbeispiel der Vorrichtung wird im folgenden unter Hinweis auf die beigefügten
Zeichnungen beschrieben:
Fig. 1 zeigt einen Vertikalschnitt durch die Vorrichtung;
Fig. 2 zeigt eine Ansicht der Vorrichtung um ihre Vertikalachse gegenüber der Darstellung
in Figur 1 um 90 verdreht.
[0011] Die Vorrichtung nach dem Ausführungsbeispiel weist eine Ansaugmündung 2 auf, deren
Innenfläche 18 im Achsschnitt konkav gewölbt und durch einen auf das freie Ende 20
des Röhrchens 6 gesteckten Aufsatz 22 begrenzt ist. Die Außenfläche des Röhrchens
6 und ein das Röhrchen 6 in axialem Abstand von seiner Ansaugmündung 2 mit radialem
Abstand umschließender Mantel 8 begrenzen einen Waschflüssigkeits-Zuführkanal 10,
der in einem Innenraum 26 eines Kopfteil 24 mündet. Das Röhrchen 6 durchsetzt diesen
Innenraum 26. Der Innenraum 26 des Kopfteils 24 ist über ein weiteres Röhrchen 28
an eine Waschflüssigkeitszuführeinrichtung anschließbar. In dem der Ansaugmündung
2 zugewandten Ende des Mantels 8 befinden sich Löcher 12, durch die die Waschflüssigkeit
aus dem Waschflüssigkeits-Zuführkanal 10 austritt.
[0012] Zwei durch das Kopfteil 24 geführte Elektroden 14 und 16 sind an einen elektrischen
Flüssigkeitspegelfühler anschließbar. Bis zu freiliegenden Endabschnitten 30, 32 sind
sie von Isolierstoffmänteln 34, 36 umschlossen. Eine das obere Ende des Röhrchens
6 umschließende Feder 4 drückt das Kopfteil 24 in Richtung zum Boden eines Reaktionsgefäßes.
[0013] Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung weiter.
Beispiel 1
[0014] Die Effektivität der Waschung mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung im Vergleich
mit einer um den Durchmesser des Reagenzkugelkörpers verkürzten, bekannten Vorrichtung
wurde in einem einen Reagenzkugelkörper ("bead", Polystyrolkugel mit Durchmesser 6,3
mm) enthaltenden Reaktionsgefäß überprüft.
[0015] Dazu wurde ein mit Rinderserumalbumin und einem Konjugat aus CEA (Carcino-embryonales
Antigen) und Peroxidase beschichteter Kugelkörper in ein ebenfalls mit Rinderserumalbumin
und CEA-Peroxidase beschichtetes Reaktionsgefäß gegeben. Je effektiver die Waschung
ist, um so mehr des adsorptiv gebundenen CEA-Konjugats müßte abgelöst werden. Damit
müßte, wenn gut gewaschen wurde, in einer nachfolgenden Farbreaktion ein möglichst
geringer Meßwert erhalten werden.
[0016] Die Farbreaktion erfolgt in der Weise, daß 500 ml eines Reagenzes, bestehend aus
ABTS (2,2'-Azino- di-[3-ethylbenzthiazolinsulfonsäure (6)]-diammoniumsalz und Natriumperborat),
zugegeben wurden und nach 45 min die Extinktion bei 422 nm bestimmt wurde.
[0017] Das Ergebnis zeigt Tabelle I. Dort sind die Anzahl der Waschschritte sowie die Größe
des Meßsignals bei 422 nm in mE angegeben. Es zeigte sich, daß mit einer erfindungsgemäßen
Vorrichtung, deren Ansaugmündung als Kunststoffaufsatz auf das freie Ende des Röhrchens
ausgebildet war, wesentlich geringere Meßsignale und damit eine bessere Waschung erreicht
wurde. Außerdem war der Variationskoeffizient (VK), welcher ein Maß für die Genauigkeit
darstellt, mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung kleiner.

Beispiel 2
TSH Immunobestimmung
[0018] Es wurde ein TSH-Enzymuntest® TSH (Thyroid-stimulierendes Hormon) mit einer erfindungsgemäßen
Vorrichtung im Vergleich mit einer bekannten Vorrichtung durchgeführt, wobei die Röhrchenwand
beschichtet war. Das Röhrchen enthielt keine Reagenzkugelkörper. Die verwendeten Lösungen,
beschichteten Röhrchen und Standards entstammen dem Enzymuntest@ TSH (Boehringer Mannheim
GmbH, Bestellnummer 736083). Die Durchführung der Bestimmung erfolgt analog der Vorschrift
des Herstellers.
[0019] In mit Anti-TSH-Antikörpern beschichtete Röhrchen wurde 1 ml Lösung 1:

und 200µl TSH-Standard gegeben und 60 Minuten bei 20 bis 25°C inkubiert. Nach 6-maligem
Aussaugen und Spülen (?) wird 1 ml einer Lösung aus 40 U/1 Anti-TSH-Peroxidase-Konjugat
in obengenannten Puffer zugegeben und 60 Minuten bei 20 bis 25 C inkubiert. Die Röhrchen
wurden 6-mal ausgesaugt und gespült. Danach wurde 1 ml einer Lösung, bestehend aus

zugegeben und 45 Minuten bei 20 bis 25 °C inkubiert. Danach wurde gegen letztgenannte
Lösung als Leerwert eine photometrische Bestimmung bei λ= 22 nm durchgeführt. Tabelle
11 zeigt die mit verschiedenen Standards erhaltenen Meßergebnisse. Daraus ergibt sich,
daß mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung vergleichbar gute Ergebnisse wie mit einer
bekannten Vorrichtung für wandbeschichtete Immunoassays erhalten werden können.

1. Vorrichtung zum Abwaschen der Innenfläche eines Reaktionsgefäßes und/oder der Außenfläche
wenigstens eines in dem Reaktionsgefäß befindlichen Reagenzkugelkörpers, mit einem
an eine Waschflüssigkeit-Absaugeinrichtung anschließbaren, eine Ansaugmündung (2)
aufweisenden, mittels einer Feder (4) in Richtung zum Boden des Reaktionsgefäßes zu
drückenden Röhrchen (6), mit einem das Röhrchen (6) in axialem Abstand von seiner
Ansaugmündung (2) mit radialem Abstand umschließenden Mantel (8), der zwischen seiner
Innenfläche und der Außenfläche des Röhrchens (6) einen an eine Waschflüssigkeits-
Zuführungseinrichtung anschließbaren Waschflüssigkeits-Zuführungskanal (10) begrenzt,
mit in einem der Ansaugmündung (2) zugewandten Endabschnitt des Mantels (8) vorgesehenen
Löchern (12) zum Austritt der Waschflüssigkeit und mit zwei außerhalb des Mantels
(8) in Abstand voneinander, axial weiter entfernt von der Ansaugmündung (2) als die
Löcher (12) im Mantel (8) angeordneten, an einen elektrischen Flüssigkeitspegelfühler
anschließbaren Elektroden (14, 16), dadurch gekennzeichnet, daß die Innenfläche (18)
der Ansaugmündung (2) trichterförmig ausgebildet ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Innenfläche (18) der
Ansaugmündung (2) im Achsschnitt konkav gewölbt ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Innenfläche (18) der
Ansaugmündung (2) der Außenfläche des Reagenzkugelkörpers angepaßt hohlkugelig gewölbt
ist.
4. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Ansaugmündung (2) in einem gesonderten, am freien Ende (20) des Röhrchens (6)
befestigten Aufsatz (22) ausgebildet ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Aufsatz (22) auf das
freie Ende (20) des Röhrchens (6) aufgesteckt ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Aufsatz (22)
mit dem freien Ende des Röhrchens (6) lösbar verbunden ist.