(19)
(11) EP 0 329 639 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
23.08.1989  Patentblatt  1989/34

(21) Anmeldenummer: 89890028.7

(22) Anmeldetag:  30.01.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4B22D 11/12
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE DE FR GB IT

(30) Priorität: 01.02.1988 AT 193/88

(71) Anmelder: Hulek, Anton, Dipl.-Ing.
A-4020 Linz (AT)

(72) Erfinder:
  • Hulek, Anton, Dipl.-Ing.
    A-4020 Linz (AT)

(74) Vertreter: Hübscher, Helmut, Dipl.-Ing. et al
Patentanwälte Dipl.-Ing. Gerhard Hübscher Dipl.-Ing. Helmut Hübscher Dipl.-Ing. Heiner Hübscher Spittelwiese 7
4020 Linz
4020 Linz (AT)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren und Anlage zum Stranggiessen von Stahl


    (57) Bei einem Verfahren zum Stranggießen von Stahl wird Schmelze vertikal in Kokillen zu einem Strang mit längli­cher Querschnittsform vergossen und während des Kokillen­durchganges erstarren gelassen.
    Um auf rationelle Weise einen Strang geringer Dicke herstellen zu können, wird der Strang (S₂) zuerst bei gleichbleibendem Querschnitt abgekühlt, bis eine feste, insbesondere in den Schmalseitenbereichen (S₃) durcher­starrte Schale (S₄) ausgebildet ist, worauf der Strang (S₅) während der weiteren Abkühlung und Erstarrung fort­schreitend zu einem flachen Vorband verformt und zusam­mengepreßt wird.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Strang­gießen von Stahl, nach dem Schmelze vertikal in Kokillen zu einem Strang mit länglicher Querschnittsform vergossen und während des Kokillendurchganges erstarren gelassen wird, sowie auf eine Stranggießanlage zur Durchführung dieses Verfahrens.

    [0002] Beim üblichen Stranggießen mit stationären Kokillen lassen sich einerseits auf Grund der Notwendigkeit einer starken Wärmeabfuhr durch die Kokille und der dadurch bedingten intensiven Berührung zwischen Strang und Kokille, ander­seits durch den Zwang wegen der erforderlichen Gleitbe­wegung des Stranges innerhalb der Kokille und der noch wenig belastbaren Strangschale für möglichst günstige Reibungsverhältnisse zu sorgen, nur geringe Gießgeschwin­digkeiten, etwa 1,5 bis 5 m/min erreichen und nur recht kurze, ca. 900 mm lange Kokillen einsetzen. Um trotz dieser recht einschränkenden Voraussetzungen noch wirt­schaftliche Gießleistungen erzielen zu können, müssen Stränge mit großen Dicken, beispielsweise Strangdicken von 210 mm gewählt werden, so daß die durch dieses Strang­gießen entstehenden Brammen oder Vorblöcke bei der nach­folgenden Weiterverarbeitung zu Breitband mit nur wenigen Millimetern Dicke eine enorme Querschnittsreduktion und dementsprechend auch teure und aufwendige Anlagen verlan­gen. Bekannte mitlaufende Kokillen, die eine Relativbewe­gung zwischen Strang und Kokillenwandung vermeiden, erlau­ ben den stationären Kokillen gegenüber eine Steigerung der Gießgeschwindigkeit und ermöglichen dadurch bei gleichbleibender Gießleistung eine Verringerung der Strangdicke auf etwa 100 bis 150 mm Dicke, wobei die herkömmlichen Gießrohrdimensionen einen entsprechenden Eintrittsquerschnitt der Kokille bedingen und eine Unterschreitung dieser Strangdicken ohne reduzierende Kokille unmöglich machen. Auch die mit der mitlaufenden Kokille konstanten Hohlraumquerschnittes herstellbaren Brammen bleiben daher zu dick und verhindern eine durchgreifendere Rationalisierung der Weiterverarbeitung.

    [0003] Weiters gibt es schon stationäre Kokillen mit redu­zierendem Hohlraum, um Dünnbrammen herzustellen, doch sind dabei wegen des kleinen Eintrittsquerschnittes besondere Gießtrichter zu verwenden und der die Kokille verlassende Strang besitzt nur eine dünne Schale, die eine zusätzliche Abstützung und Abkühlung erfordert. Außerdem können mit dieser Kokille keine Gießgeschwindig­keiten erreicht werden, die eine direkte Zuführung der Dünnbrammen zu einer Walzstraße erlaubten.

    [0004] Zum Stranggießen von Dünnbrammen mit einer Dicke von ca. 50 mm wurde auch bereits eine reduzierende Kokille vorgeschlagen, die als mitlaufende Plattenkokille aus konisch zusammenlaufenden Plattenketten ausgebildet ist, wodurch ein den Gießrohrdimensionen angepaßter großer Eintrittsquerschnitt während des Kokillendurchganges auf einen entsprechend verkleinerten Ausgangsquerschnitt reduziert wird. Diese reduzierende Kokille ermöglicht zwar die Herstellung verhältnismäßig dünner Brammen bei üblichen Gießbedingungen, doch bleiben auch hier die erreichbaren Gießgeschwindigkeiten aus mechanischen und metallurgischen Gründen für eine unmittelbare Zuregelung der Brammen zu einer Walzanlage zu gering. Darüber hinaus werden durch das schwierige Abdichten des Kokil­ lenhohlraumes, auf Grund der Verschleißerscheinungen an den verschiebbaren Plattenteilen, der Störanfälligkeit u.dgl. sehr hohe Anforderungen an die Kokillenkonstruk­tion gestellt und es ist fraglich, ob das gleichzeitige Erstarren und Verformen des Stranges nicht zu metallur­gischen Fehlern führt.

    [0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, diese Mängel zu beseitigen und ein Verfahren der eingangs geschilderten Art anzugeben, das ein besonders wirt­schaftliches Gießen eines dünnen, zur direkten Weiterver­arbeitung geeigneten Stranges gewährleistet. Darüber hinaus soll eine aufwandsarme und funktionssichere Stranggießanlage geschaffen werden, die sich zur Durch­führung dieses Verfahrens bestens eignet.

    [0006] Die Erfindung löst diese Aufgabe im wesentlichen dadurch, daß der Strang zuerst bei gleichbleibendem Querschnitt abgekühlt wird, bis eine feste, insbesondere in den Schmalseitenbereichen durcherstarrte Schale ausgebildet ist, worauf der Strang während der weiteren Abkühlung und Erstarrung fortschreitend zu einem flachen Vorband verformt und zusammengepreßt wird. Der Strang kann daher mit ausreichend großem Querschnitt gegossen werden, beispielsweise mit ca. 150 mm Dicke, und bleibt bis zur ordnungsgemäßen Entstehung einer entsprechend festen und belastungsfähigen Schale unverformt, so daß der Gießvorgang, der Erstarrungsbeginn und die einleitende Schalenbildung vollkommen störungsfrei ablaufen können. Erst wenn eine ausreichende Schalendicke erreicht ist, die vor allem ein seitliches Aufreißen des Stranges ausschließt, erfolgt die Verformung des Stranges bis zum gewünschten flachen Vorband, wozu dann eine seitliche Strangführung unnötig ist und ein einfaches gegengleiches Breiten des Stranges zum gewünschten bandförmigen Vor­ produkt führt. Während der Verformung kommt es zu einem Durcherstarren des Stranges, wobei das Zusammenpressen zum flachen Vorband ein endgültiges Verschweißen der aufeinanderliegenden Schalenhälften garantiert. Es sind Banddicken bis ca. 20 mm bei Gießgeschwindigkeiten von 27 bis 30 m/min ohne Schwierigkeiten zu erreichen und das Vorband läßt sich daher auch direkt und mit aus­reichendem Durchsatz einer Walzanlage zuführen, die für eine Breitbanderzeugung nur mehr drei Gerüste benötigt.

    [0007] Günstig ist es, wenn erfindungsgemäß ein Strang mit parallelogrammförmigem Querschnitt gegossen wird, dessen Verformung und Zusammenpressen dann in Richtung der kleineren Querschnittshöhe erfolgt. Ein solcher parallelogrammförmiger Querschnitt ergibt einem zum Einsatz üblicher Gießrohre entsprechend großen Mittenbereich und bringt außerdem entlang der längeren Diagonale schmal zusammenlaufende Seiten mit sich, die das Entstehen einer durcherstarrten Schale in diesen Bereichen begünstigen. Abgesehen davon, läßt sich dieser Parallelogrammquerschnitt ohne allzu große Formänderung zu einem planparallelen Band zusammendrücken.

    [0008] Nach einer Weiterbildung der Erfindung ergibt sich eine rationelle Stranggießanlage zur Durchführung dieses Verfahrens durch die Kombination einer ersten Kokille mit gleichbleibendem Hohlraumquerschnitt und einer dieser nachgeordneten zweiten Kokille mit abnehmendem Hohlraum­querschnitt. Durch den Einsatz eines solchen Kokillen­paares werden die beiden Verfahrensschritte der Strangbil­dung und der Strangverformung in voneinander getrennten Vorrichtungen durchgeführt, was das spezielle Eingehen auf den jeweiligen Verfahrensschritt ermöglicht und eine optimale Anpassung jeder Vorrichtung an den durchzu­führenden Verfahrensschritt gestattet.

    [0009] Gemäß einer besonders günstigen konstruktiven Ausgestal­tung der Erfindung dient als erste Kokille eine an sich bekannte mitlaufende Plattenkokille, die aus einem Paar einander gegenüberliegender, zwischen sich den Kokillen­hohlraum begrenzender endlos umlaufender Plattenketten besteht, und daß die zweite, als stationäre Kokille ausgebildete Kokille in Fortsetzung der Plattenketten zwei zwischen sich den Kokillenhohlraum begrenzende Wandteile aufweist, die um im Einlaufbereich liegende Querachsen schwenkverstellbar gelagert sind, wobei der Kokillenhohlraum von einem dem Ausgangsquerschnitt der ersten Kokille entsprechenden Eingangsquerschnitt in einen flach-planparallelen Ausgangsquerschnitt übergeht. Die mitlaufende erste Kokille läßt sich in Abhängigkeit von der Strang-Durchgangsgeschwindigkeit und der Erstar­rungsgeschwindigkeit beliebig lang, beispielsweise 3000 mm lang ausbilden, so daß sich bei der gewünschten hohen Gießgeschwindigkeit von z.B. 27 m/min eine Schalen­dicke von 10 mm am Kokillenaustritt erreichen läßt. Durch die mitlaufenden Plattenketten kommt es zu keinen Gleitreibungen und der hohe ferrostatische Druck bedingt günstige Wärmeübertragungsverhältnisse zwischen Strang und Kokille, so daß tatsächlich trotz der hohen Gießge­schwindigkeit die erforderliche Schalendicke gewähr­leistet ist. Der aus der mitlaufenden Plattenkokille austretende Strang wird dann von der reduzierenden, aber stationären Kokille übernommen, die mit ihren ent­sprechend angestellten Wandteilen die erforderliche Querschnittsreduktion vornimmt. Die Wandteile sind schwenkverstellbar, so daß die stationäre Kokille beim Gießbeginn geöffnet werden kann, um Störungen beim ersten Strangdurchtritt zu vermeiden. Die Wandteile werden dann auf den Strang aufgesetzt und über die Stelltriebe in die jeweilige reduzierende Position gebracht, wobei in der reduzierenden Kokille kein seitlicher Abschluß des Kokillenhohlraumes erforderlich ist und der konstruk­tive Aufwand für diese Kokille verhältnismäßig gering bleiben kann. Der Strang verläßt dann die reduzierende Kokille als flaches Vorband mit einer Dicke von etwa 20 mm und mit einer Fließgeschwindigkeit von 27 bis 30 m/min, so daß dieses Vorband sowohl hinsichtlich seiner Dicke als auch seiner Auslaufgeschwindigkeit für einen unmittelbaren Anstich einer Walzstraße geeignet ist. Dazu kommt noch, daß die so erreichbare Gießleistung der geforderten Leistung einer Breitband-Walzstraße entspricht und damit die Versorgung einer solchen Breit­band-Walzstraße durch eine einzige erfindungsgemäße Stranggießanlage möglich ist, wozu bisher zwei Brammen-­Stranggießanlagen notwendig waren.

    [0010] Sind erfindungsgemäß die paarweise einander zugeordneten Platten der beiden Plattenketten abgewinkelt und ergänzen sich im Querschnitt zu einem Parallelogramm, wobei sich die Platten jeweils mit einem an der anderen Platte stumpf aufsetzenden Randsteg gegeneinander abstützen, und sind die Wandteile der stationären Kokille in mehrere einzelne Längsbalken aufgeteilt, an denen jeweils eigene Stelltriebe, vorzugsweise Hydrauliktriebe, angreifen, ergeben sich besonders gute Verhältnisse für die Durch­führung des Stranggießverfahrens. Der gegossene Strang wird durch die Plattenketten mit einem Parallelogrammför­migen Querschnitt hergestellt, der an den Schmalseiten, entsprechend den Randstegen, bereits eine der gewünschten Dicke des Vorbandes angepaßte Dimensionierung besitzt und problemlos zu einem flachen Vorband verformt werden kann. Die einander paarweise zugeordneten Platten lassen sich dabei auch quer zur Durchgangsrichtung verstellen, um die Querschnittsabmessungen ändern zu können. Durch die Aufteilung der stationären Kokille in einzelne Längs­balken ist auch hier eine exakte Anpassung der Wandteile an die jeweilige Querschnittsform des Stranges möglich. Abgesehen davon, wird der Strang durch die einzelnen Balken beim Durchgang streifenweise verformt, was die gewünschte Querschnittsreduktion mit minimalem Aufwand ermöglicht.

    [0011] Sind die Balken mit hintereinandergereihten, von Balken zu Balken gegeneinander versetzt angeordneten Laufrollen bestückt, kommt es zu einer Verbesserung der Reibungsver­hältnisse in der reduzierenden Kokille und die versetzt angeordneten und daher überlappend wirkenden Laufrollen gewährleisten eine ordnungsgemäße Strangverformung.

    [0012] Um die Laufrollen an verschiedene Strangquerschnitte und vor allem an den jeweiligen Verformungsverlauf anpas­sen zu können, sind sie in einstellbaren Lagerböcken an den Balken gelagert, wobei durch diese Lagerböcke mit Hilfe von Zwischenstücken od. dgl. die Höhenlage und Neigung der Laufrollen-Drehachsen verändert werden können.

    [0013] Sind zwischen den Balken und den Laufrollen Düsen od. dgl. zum Einbringen eines Kühlmittels vorgesehen, läßt sich der Abkühl- und Erstarrungsvorgang während des Strangdurchganges durch die zweite Kokille beeinflussen und gegebenenfalls auf den Verformungsvorgang abstimmen.

    [0014] Da auf Grund des Platzbedarfes der Kokillen zwischen erster und zweiter Kokille ein bestimmter Freiraum ver­bleibt, kann nach einer Weiterbildung der Erfindung eine diesen Freiraum überbrückende Strangführung vorge­sehen sein, die vorzugsweise aus zwei Schalenteilen besteht und Laufrollen und Kühlschlitze od. dgl. aufweist. Der die mitlaufende Kokille verlassende Strang wird durch diese Strangführung sicher und abgestützt der stationären Kokille übergeben, so daß es hier keine Störungen gibt und es auch zu keinerlei Rißbildung der Strangschale kommen kann. Die Strangführung besitzt gleichbleibenden Querschnitt, ist vorzugsweise zur Montage und Wartung zweiteilig und kann zur Verbesserung der Reibungs- und Abkühlverhältnisse mit Laufrollen und Kühlschlitzen od. dgl. ausgerüstet sein.

    [0015] Um sicherzustellen, daß ein durcherstarrtes Vorband mit gleichmäßiger Dicke und gutem Gefüge die Stranggießanlage verläßt, ist erfindungsgemäß der zweiten Kokille ein Paar querliegender Preßwalzen nachgeordnet, die durch Preßschweißen für eine Vereinheitlichung der bei der Verformung erstarrten Kernteile und zusammengedrückten Schalenteile sorgen.

    [0016] In der Zeichnung ist der Erfindungsgegenstand rein schematisch an Hand eines Ausführungsbeispieles veranschaulicht, und zwar zeigen

    Fig. 1 eine erfindungsgemäße Stranggießanlage in einem Anlagenschema, die

    Fig. 2 und 3 Schnitte nach den Linien II-II bzw. III-III der Fig.1 durch die erste Kokille bzw. die Strangführung dieser Anlage in größerem Maßstab, die

    Fig. 4 und 5 die zweite Kokille der Stranggießanlage im Längsschnitt und in Draufsicht ebenfalls größeren Maßstabes sowie die

    Fig. 6 und 7 Querschnitte nach den Linien VI-VI und VII-VII der Fig.4.



    [0017] Die dargestellte Stranggießanlage zum rationellen Herstellen eines flachen Vorbandes setzt sich aus einer Gießvorrichtung 1, einer ersten Kokille 2 und einer nachgeordneten zweiten Kokille 3, einer zwischen den Kokillen eingesetzten Strangführung 4 sowie einem an die zweite Kokille 3 anschließenden Preßwalzenpaar 5 zusammen. Die Gießvorrichtung 1 besteht dabei aus einem Vorratsbehälter 11 zur Aufnahme der Stahlschmelze S₁ und einem Gießrohr 12, über das die Schmelze S₁ in den Kokillenhohlraum 21 der ersten Kokille 2 gelangt. Diese erste Kokille 2 ist eine mitlaufende Plattenkokille aus einem Paar einander gegenüberliegender endlos umlau­fender Plattenketten 22, die den einen gleichbleibenden Querschnitt aufweisenden Kokillenhohlraum 21 begrenzen. Die Plattenkokille 2 ist an sich in herkömmlicher Bauart hergestellt, wobei die paarweise einander zugeordneten Platten 23 der beiden Plattenketten 22 abgewinkelt sind und sich im Querschnitt zu einem Parallelogramm ergänzen. Die Platten 23 sind jeweils einstückig und stützen sich gegenseitig mit einem Randsteg 24 ab, welche Randstege 24 stumpf an den den Kokillenhohlraum 21 begrenzenden Platteninnenwänden aufsitzen (Fig. 2). Es entsteht eine einfache, stabile, funktionssichere und störunanfällige Plattenkokille, die durch eine gegenseitige Querverschie­bung der Plattenketten 22 in ihrer Breite auf verschie­dene Querschnittsgrößen eingestellt werden kann.

    [0018] Die Schmelze S₁ wird nun in der ersten Kokille 2 zu einem Strang S₂ gleichbleibenden, etwa parallelogrammför­migen Querschnittes vergossen, der während seines Durch­ganges durch diese mitlaufende Plattenkokille 2 abkühlt, bis am Kokillenaustritt eine feste, vor allem in den Schmalseitenbereichen S₃ bereits durcherstarrte Schale S₄ entstanden ist. Der Kokillenhohlraum 21 ist groß genug, um mit dem Gießrohr 12 bis unter den Schmelzen­spiegel im Kokillenhohlraum 21 eindringen zu können, und die mitlaufende Kokille 2 erlaubt bei günstigsten Reibungsverhältnissen eine intensive Berührung zwischen Strang und Kokille für eine rasche Wärmeabfuhr, so daß bei ordnungsgemäßen Gießbedingungen hohe Gießgeschwindig­ keiten und durch entsprechende Wahl der Kokillenlänge bei den gegebenen Erstarrungsgeschwindigkeiten auch die gewünschten Schalendicken schwierigkeitslos erreicht werden.

    [0019] Der die erste Kokille 2 verlassende Strang S₂ gelangt nun in die zweite Kokille 3, wobei die Strangführung 4 für einen funktionssicheren und störungsfreien Übergang des Stranges von der ersten zur zweiten Kokille sorgt. Die Strangführung 4 setzt sich zur Vereinfachung der Montage und Wartung aus zwei Halbschalen 41 zusammen, die einen konstanten, dem Austrittsquerschnitt der Kokil­le 2 entsprechenden Führungsquerschnitt begrenzen. Zur Verbesserung der Reibungsverhältnisse können in die Halbschalen 41 Laufrollen 42 eingesetzt sein und geeignet verteilte Kühlschlitze 43 erlauben eine entsprechende Wärmeabfuhr und Strangkühlung.

    [0020] Die an die Strangführung 4 anschließende zweite Kokille 3 ist im Gegensatz zur ersten Kokille 2 eine stationäre Kokille und besitzt einen sich verengenden Kokillenhohl­raum 31. Zur Begrenzung dieses Kokillenhohlraumes 31 gibt es zwei Wandteile 32, die jeweils in mehrere Längs­balken 33 unterteilt sind, wobei jeder der Längsbalken 33 um eine im Eintrittsbereich liegende Querachse 34 schwenkbar gelagert und über einen Stelltrieb 35 schwenk­verstellbar abgestützt ist. Durch entsprechendes Anstel­len der Balken 33 entsteht ein Kokillenhohlraum 31, der von einem dem Führungsquerschnitt der Strangführung 4 entsprechenden parallelogrammförmigen Eingangsquer­schnitt (Fig.6) in einen flachen planparallelen Ausgangs­querschnitt (Fig.7) übergeht, so daß der Strang S₅ wäh­rend seines Durchganges durch die stationäre Kokille 2, ausgehend von einem Parallelogrammquerschnitt, fort­ schreitend zu einem flachen Vorband S₆ verformt und zusammengedrückt wird.

    [0021] Zur Reibungsverminderung sind die Balken 33 mit hin­tereinandergereihten Laufrollen 36 bestückt, wobei ein Versatz der Laufrollen 36 von Balken zu Balken eine über­lappende Wirkungsweise mit sich bringt. Um die Laufrollen in ihrer Lage an den Verformungsverlauf und an die jewei­ligen Strangquerschnitte anpassen zu können, gibt es einstellbare Lagerböcke 37, so daß sich ein möglichst gleichmäßiger Übergang vom parallelogrammförmigen zum flachen Querschnitt erreichen läßt. Zur Beeinflussung der Wärmeabfuhr und der Erstarrungsgeschwindigkeit während des Strangdurchganges durch die Kokille 3 sind zwischen den Balken 33 und den Laufrollen 36 Düsen 38 zum Aufbrin­gen eines Kühlmittels vorgesehen.

    [0022] Da der in die zweite Kokille 3 einlaufende Strang S₅ bereits eine feste, an den Schmalseitenbereichen S₃ durch­erstarrte Schale S₄ besitzt, braucht die reduzierende Kokille 3 keine Seitenbegrenzungswände mehr aufzuweisen und es genügen für die Begrenzung des reduzierenden Ko­killenhohlraumes 31 die einander gegenüberliegenden Wand­teile 32.

    [0023] Das flach zusammengedrückte Vorband S₆ wird anschließend an die zweite Kokille 3 zwischen Preßwalzen 5 hindurch­geführt, die für ein verdichtetes Gefüge des Vorbandes sorgen und auf Grund der mit diesen Preßwalzen 5 erziel­baren Preßschweißung eine sichere Verbindung der aufein­ander gedrückten Schalenteile gewährleisten.

    [0024] Das Vorband S₆, das mit entsprechend dünnem Querschnitt und ausreichender Geschwindigkeit die Stranggießanlage verläßt, wird über Leit- und Stützrollen 6 umgelenkt und kann direkt einer Walzstraße 7 zugeführt werden, wobei selbstverständlich für die erforderlichen, nicht weiter dargestellten Leit- und Richteinrichtungen, Rege­lungseinrichtung od.dgl. zu sorgen ist.

    [0025] Zum Anfahren der Stranggießanlage wird die reduzierende Kokille 3 geöffnet, um Störungen auf Grund des ersten Durchlaufes des Stranges durch den sich verengenden Kokillenhohlraum 31 zu vermeiden. Erst nach dem Durchgang des Stranganfanges durch die Kokille 3 wird diese durch Beaufschlagung der Stelltriebe 35 für die Balken 33 angestellt, bis die gewünschte Querschnittsreduktion zustandekommt. Der Stranganfang S₇ wird als Anfahrschrott vom Vorband S₆ über entsprechende Schneideinrichtungen 8 abgetrennt, bevor dann das Vorband mit einem Richtstem­pel 9 od.dgl. für einen ordnungsgemäßen Abzug den Umlenk- und Stützrollen 6 zugeleitet wird, so daß die fehlende Querschnittsreduktion zu Gießbeginn keine Rolle spielt.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Stranggießen von Stahl, nach dem Schmelze vertikal in Kokillen zu einem Strang mit länglicher Quer­schnittsform vergossen und während des Kokillendurchganges erstarren gelassen wird, dadurch gekennzeichnet, daß der Strang zuerst bei gleichbleibendem Querschnitt abge­kühlt wird, bis eine feste, insbesondere in den Schmalsei­tenbereichen durcherstarrte Schale ausgebildet ist, worauf der Strang während der weiteren Abkühlung und Erstarrung fortschreitend zu einem flachen Vorband verformt und zusammengepreßt wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Strang mit parallelogrammförmigem Querschnitt gegossen wird, dessen Verformung und Zusammenpressen dann in Richtung der kleineren Querschnittshöhe erfolgt.
     
    3. Stranggießanlage zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch die Kombination einer ersten Kokille (2) mit gleichbleibendem Hohlraum­querschnitt und einer dieser nachgeordneten zweiten Ko­kille (3) mit abnehmendem Hohlraumquerschnitt.
     
    4. Anlage nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als erste Kokille (2) eine an sich bekannte mitlaufende Plattenkokille dient, die aus einem Paar einander gegen­überliegender, zwischen sich den Kokillenhohlraum (21) begrenzender, endlos umlaufender Plattenketten (22) be­steht, und daß die zweite, als stationäre Kokille ausge­bildete Kokille (3) in Fortsetzung der Plattenketten zwei zwischen sich den Kokillenhohlraum (31) begrenzende Wandteile (32) aufweist, die um im Einlaufbereich liegende Querachsen (34) schwenkverstellbar gelagert sind, wobei der Kokillenhohlraum (31) von einem dem Ausgangsquerschnitt der ersten Kokille (2) entsprechenden Eingangsquerschnitt in einen flach-planparallelen Ausgangsquerschnitt übergeht.
     
    5. Anlage nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die paarweise einander zugeordneten Platten (23) der beiden Plattenketten (22) abgewinkelt sind und sich im Querschnitt zu einem Parallelogramm ergänzen, wobei sich die Platten (23) jeweils mit einem an der anderen Platte stumpf aufsetzenden Randsteg (24) gegeneinander abstützen, und daß die Wandteile (32) der stationären Kokille (3) in mehrere einzelne Längsbalken (33) aufgeteilt sind, an denen jeweils eigene Stelltriebe (35), vorzugsweise Hydrauliktriebe, angreifen.
     
    6. Anlage nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Balken (33) mit hintereinandergereihten, von Balken zu Balken gegeneinander versetzt angeordneten Laufrollen (36) bestückt sind.
     
    7. Anlage nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Laufrollen (36) in einstellbaren Lagerböcken (37) an den Balken (33) gelagert sind.
     
    8. Anlage nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch ge­kennzeichnet, daß zwischen den Balken (33) und den Lauf­rollen (36) Düsen (38) od. dgl. zum Einbringen eines Kühlmittels vorgesehen sind.
     
    9. Anlage nach einem der Ansprüche 3 bis 8, dadurch ge­kennzeichnet, daß eine den Freiraum zwischen erster und zweiter Kokille (2, 3) überbrückende Strangführung (4) vorgesehen ist, die vorzugsweise aus zwei Schalenteilen (41) besteht und Laufrollen (42) und Kühlschlitze (43) od. dgl. aufweist.
     
    10. Anlage nach einem der Ansprüche 3 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der zweiten Kokille (3) ein Paar querliegender Preßwalzen (5) nachgeordnet ist.
     




    Zeichnung













    Recherchenbericht