[0001] Für einen Großteil lichtempfindlicher Silberhalogenidaufzeichnungsmaterialien gibt
es standardisierte Verarbeitungsprozesse, in denen fotografische Aufzeichnungsmaterialien
beliebiger Provenienz typgerecht verarbeitet werden können, beispielsweise für die
Herstellung von farbigen Aufsichtsbildern aus Farbnegativpapier unter Benutzung eines
transparenten Farbnegativs, wobei das Farbnegativpapier wenigstens eine einen Gelbkuppler
enthaltende blauempfindliche, wenigstens eine einen Purpurkuppler enthaltende grünempfindliche
und wenigstens eine einen Blaugrünkuppler enthaltende rotempfindliche Silberhalogenidemulsionsschicht
aufweist.
[0002] In dem weltweit durchgeführten Verarbeitungsprozeß für Farbnegativpapier, EP-2-Prozeß
oder Agfacolor Prozeß AP 92 genannt, wird das bildmäßig belichtete Farbnegativpapier
einer Farbentwicklung, einer Bleichung, einer Fixierung, einer Wässerung und einer
Trocknung unter worfen, wobei Bleichung und Fixierung durch eine Bleichfixierung
und die Wässerung durch eine Stabilisierung ersetzt sein können.
[0003] Die Farbentwicklung benötigt 210 Sekunden. Um diese Zeit zu verkürzen, sind erhebliche
Anstrengungen unternommen worden, ohne daß bisher ein neuer Prozeß Eingang in die
Technik gefunden hätte, der unter Einsatz des bewährten Farbnegativpapiers, das im
wesentlichen Silberbromidemulsionen mit nur geringen Chloridanteilen (<20 Mol-% Cl),
zum Erfolg geführt hätte.
[0004] Technisch angewendet wird in jüngster Zeit lediglich ein Verfahren, dessen Entwicklungszeit
45 Sekunden beträgt, das ein Farbnegativpapier benötigt, das überwiegend Silberchloridemulsionen
(>95 Mol-% Cl) enthält und eine geänderte Entwicklerzusammensetzung aufweist (RA-4-Prozeß).
Hierbei wird die bekannte Tatsache ausgenutzt, daß Chloridemulsionen schneller entwickelbar
sind als Bromidemulsionen.
[0005] Aufgabe der Erfindung war es, einen Verarbeitungsprozeß bereitzustellen, bei dem
die Entwicklungszeit für hochchloridhaltiges Farbnegativpapier weiter verkürzt wird.
[0006] Es wurde nun gefunden, daß diese Aufgabe gelöst werden kann, wenn man einen Entwickler
verwendet, dessen kennzeichnendes Merkmal die Kombination bestimmter Konzentrationen
an sich bekannter Entwicklerbestandteile ist.
[0007] Gegenstand der Erfindung ist daher eine farbfotographische Entwicklerlösung, die
in einem Liter gebrauchsfertiger, wäßriger Lösung
a) 4 bis 15 g des Entwicklers der Formel

oder eine entsprechende Menge von dessen Salzen (CD 3)
b) 0 bis 2,0 g des Entwicklers der Formel

oder eine entsprechende Menge von dessen Salzen (CD 4)
c) 8 bis 35 g PO₄³⁻-Ionen, insbesondere als K₃PO₄ oder K₂HPO₄
d) mindestens 0,2 g Oxidationsschutzmittel
e) 0,5 bis 5,0 g KCl
f) 0 bis 0,5 g KBr
und weitere übliche Bestandteile enthält und auf einen pH-Wert zwischen 10,4 und
12,9 eingestellt ist. Vorzugsweise ist der Entwickler bromidfrei.
[0008] Als weitere Bestandteile kommen optische Aufheller, Polyalkylenglykole, Tenside,
Kalkschutzmittel, Stabilisatoren, z.B. heterocyclischen Mercaptoverbindungen oder
Nitrobenzimidazol und Mittel zur Einstellung des gewünschten pH-Wertes in Frage.
Die Entwicklerlösung kann ferner bis zu 25 g Benzylalkohol enthalten. Bevorzugt sind
aber weniger als 5 g Benzylalkohol; vorzugsweise ist sie benzylalkoholfrei.
[0009] Geeignete Oxidationsschutzmittel sind z.B. Hydroxylamin und Diethylhydroxylamin sowie
Sulfite, die vorzugsweise in einer Menge bis zu 5 g eingesetzt werden.
[0010] Die gebrauchsfertige Lösung kann aus den einzelnen Bestandteilen oder aus sogenannten
Konzentraten hergestellt werden, wobei in den Konzentraten die einzelnen Bestandteile
wesentlich höher konzentriert gelöst werden. Die Konzentrate sind so eingestellt,
daß sich aus ihnen ein sogenannter Regenerator herstellen läßt, d.h. eine Lösung,
die etwas höhere Konzentrationen an den einzelnen Bestandteilen als die gebrauchsfertige
Lösung aufweist, einerseits durch weiteres Verdünnen und Zugabe eines Starters, vorzugsweise
KCl eine gebrauchsfertige Lösung ergibt und andererseits ständig einer in Gebrauch
befindlichen Entwicklerlösung zugesetzt wird, um die beim Entwickeln verbrauchten
oder aus der Entwicklerlösung durch Überlauf oder durch das entwickelte Material
ausgeschleppten Chemikalien zu ersetzten. Chloridionen brauchen dabei üblicherweise
nicht zugesetzt werden außer beim frisch angesetzten Entwickler, da Chloridionen aus
dem fotografischen Material durch die Entwicklung freigesetzt werden.
[0011] Die erfindungsgemäße Entwicklerzusammensetzung ist so aktiv, daß die entwicklungshemmende
Wirkung von z.B. KCl ohne weiteres überwunden wird, so daß eine überlauffreie Regenerierung
möglich ist.
[0012] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Entwicklung eines belichteten
farbfotografischen Materials, dessen lichtempfindliche Emulsionsschichten Silberhalogenidkörner
mit mindestens 80, vorzugsweise mindestens 95 Mol-% Chlorid enthalten, mit der erfindungsgemäßen
Entwicklerlösung, inbesondere ein Entwicklungsverfahren, bei dem die Entwicklung
in höchstens 40 Sekunden, vorzugsweise höchstens 20 Sekunden abgeschlossen its.
[0013] Innerhalb der angegebenen Mengen der Entwickler a) und b) ist es aus Gründen optimaler
Lichtbeständigkeit vorteilhaft, daß das Gewichtsverhältnis a):b) größer als 4:1 ist.
Vorzugsweise wird ausschließlich die Entwicklersubstanz a) eingesetzt.
[0014] Mit dem erfindungsgemäßen Entwickler gelingt es, ein farbfotorafisches Negativpapier,
dessen lichtempfindliche Emulsionsschichten Silberhalogenidkörner mit mindestens
80 Mol-% Chlorid enthalten, in 15 Sekunden bei Temperaturen von höchstens 38 °C zu
entwickeln, wobei die erzeugten Bilder von ausgezeichneter Qualität und vergleichbar
Bildern sind, die auf dem gleichen Farbnegativpapier nach dem RA-4-Prozeß in 45 Sekungen
erhalten werden. Insbesondere müssen bei der Lichtbeständigkeit der Farben keine
Einbußen hingenommen werden.
[0015] Bei einer Erhöhung der Entwicklungstemperatur können Entwicklungszeiten bis 5 Sekunden
erreicht werden.
Beispiel 1
[0016] Ein handelsübliches hochchloridhaltiges Colorpapier (z.B. Kodak 2001 oder Agfacolor
Typ 9, mit Emulsionen, die etwa 99,5 Mol-% Cl
⊖ und 0,5 Mol-% Br
⊖ enthalten) wurde bildmäßig belichtet, mit dem nachfolgend beschriebenen Entwickler
entwickelt und in üblicher Weise gebleicht, fixiert, gewaschen und getrocknet. Die
Verarbeitung wurde bezüglich Minimaldichten, γ-1-Werten, γ-2-Werten und Maximaldichten
jeweils auf Typ eingestellt.
[0017] Der wäßrige Entwickler enthielt pro Liter die folgenden Substanzen:
15 |
ml |
Benzylalkohol |
8,5 |
ml |
Diethylenglykol |
1,0 |
g |
Diethylhydroxylamin |
11,0 |
g |
CD-3 |
1,0 |
g |
K₂SO₃ |
44 |
g |
K₃PO₄ |
1,2 |
g |
KCl |
sowie Tenside, optische Aufheller, Stabilisatoren und Kalkschutzmittel in üblicher
Menge und ist auf pH 11,6 eingestellt.
[0018] Entwicklungszeit: 15 Sekunden/38°C.
Vergleichsbeispiel (RA-4-Prozeß)
[0019] Beispiel 1 wird mit einem Entwickler folgender Zusammensetzung wiederholt:
11 |
ml |
Triethanolamin |
6 |
ml |
einer 85 gew.-% wäßrigen Lösung von Diethylhydroxylamin |
0,3 |
g |
K₂SO₃ |
5 |
g |
CD-3 |
25 |
g |
K₂CO₃ |
2,3 |
g |
KCl |
Sowie Tenside, optische Aufheller, Stabilisatoren und Kalkschutzmittel in üblicher
Menge und ist mit KOH auf pH 10,1 eingestellt.
[0020] Entwicklungszeit 45 Sekunden/35°C.
Beispiel 2
[0021] Beispiel 1 wird wiederholt, wobei auf den Einsatz von Benzylalkohol und Diethylenglykol
verzichtet wird.
[0022] Entwicklungszeit 15 Sekunden/38°C.
[0023] Es wurden folgende Maximaldichten erhalten:
|
Beispiel 1 |
Vergleichsbeispiel |
Beispiel 2 |
Gelb |
242 |
243 |
240 |
Purpur |
273 |
247 |
268 |
Blaugrün |
284 |
246 |
271 |
1. Farbfotographische Entwicklerlösung, die in einem Liter gebrauchsfertiger, Lösung
a) 4 bis 15 g des Entwicklers der Formel

oder eine entsprechende Menge von dessen Salzen (CD 3)
b) 0 bis 2,0 g des Entwicklers der Formel

oder eine entsprechende Menge von dessen Salzen (CD 4)
c) 8 bis 35 g PO₄³⁻-Ionen
d) mindestens 0,2 g Oxidationsschutzmittel
e) 0,5 bis 5,0 g KCl
f) 0 bis 0,5 g KBr
und weitere übliche Bestandteile enthält und auf einen pH-Wert zwischen 10,4 und 12,9
eingestellt ist.
2. Farbfotografische Entwicklerlösung nach Anspruch 1, wobei das Gewichtsverhältnis
a:b größer 4:1 ist.
3. Farbfotografische Entwicklerlösung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
sie keine Entwicklersubstanz b) enthält.
4. Farbfotografische Entwicklerlösung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
sie benzylalkoholfrei ist.
5. Verfahren zur Entwicklung eines belichteten farbfotografischen Materials, dessen
lichtempfindliche Emulsionsschichten Silberhalogenidkörner mit mindestens 80 Mol-%
Chlorid enthalten, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Entwicklerlösung gemäß Anspruch
1 verwendet.
6. Verfahren zur Entwicklung gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Entwicklung
in höchstens 40 Sekunden abgeschlossen ist.
7. Verfahren zur Entwicklung gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Entwicklung
in höchstens 20 Sekunden abgeschlossen ist.
8. Verfahren zur Entwicklung gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Silberhalogenidkörner
mindestens 95 Mol-% Chlorid enthalten.