(19)
(11) EP 0 330 035 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
30.08.1989  Patentblatt  1989/35

(21) Anmeldenummer: 89102423.4

(22) Anmeldetag:  13.02.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4G03C 7/30
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB

(30) Priorität: 24.02.1988 DE 3805699

(71) Anmelder: Agfa-Gevaert AG
D-51373 Leverkusen (DE)

(72) Erfinder:
  • Wernicke, Ubbo, Dr.
    D-5000 Köln 91 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Fotografische Farbentwicklerlösung und Verfahren zur Entwicklung eines farbfotografischen Materials


    (57) Mit einer weitgehend bromidfreien farbfotographischen Entwicklerlösung, die in einem Liter gebrauchsfertiger, wäßriger Lösung
    4 bis 15 g des Entwicklers der Formel

    oder eine entsprechende Menge von dessen Salzen,
    8 bis 35 g PO₄³⁻-Ionen,
    mindestens 0,2 g Oxidationsschutzmittel,
    0,5 bis 5,0 g KCl
    und weitere übliche Bestandteile enthält und auf einen pH-Wert zwischen 10,4 und 12,9 eingestellt ist, gelingt eine Entwicklung eines farbfotografischen Materials, dessen Emulsionsschichten Silberhalogenidkörner mit mindestens 80 Mol-% Chlorid enthalten, in höchstens 40 Sekunden.


    Beschreibung


    [0001] Für einen Großteil lichtempfindlicher Silberhalogenid­aufzeichnungsmaterialien gibt es standardisierte Ver­arbeitungsprozesse, in denen fotografische Auf­zeichnungsmaterialien beliebiger Provenienz typgerecht verarbeitet werden können, beispielsweise für die Herstellung von farbigen Aufsichtsbildern aus Farb­negativpapier unter Benutzung eines transparenten Farbnegativs, wobei das Farbnegativpapier wenigstens eine einen Gelbkuppler enthaltende blauempfindliche, wenigstens eine einen Purpurkuppler enthaltende grünempfindliche und wenigstens eine einen Blaugrün­kuppler enthaltende rotempfindliche Silberhalogenid­emulsionsschicht aufweist.

    [0002] In dem weltweit durchgeführten Verarbeitungsprozeß für Farbnegativpapier, EP-2-Prozeß oder Agfacolor Prozeß AP 92 genannt, wird das bildmäßig belichtete Farbnega­tivpapier einer Farbentwicklung, einer Bleichung, einer Fixierung, einer Wässerung und einer Trocknung unter­ worfen, wobei Bleichung und Fixierung durch eine Bleich­fixierung und die Wässerung durch eine Stabilisierung ersetzt sein können.

    [0003] Die Farbentwicklung benötigt 210 Sekunden. Um diese Zeit zu verkürzen, sind erhebliche Anstrengungen unternommen worden, ohne daß bisher ein neuer Prozeß Eingang in die Technik gefunden hätte, der unter Einsatz des bewährten Farbnegativpapiers, das im wesentlichen Silberbromid­emulsionen mit nur geringen Chloridanteilen (<20 Mol-% Cl), zum Erfolg geführt hätte.

    [0004] Technisch angewendet wird in jüngster Zeit lediglich ein Verfahren, dessen Entwicklungszeit 45 Sekunden beträgt, das ein Farbnegativpapier benötigt, das über­wiegend Silberchloridemulsionen (>95 Mol-% Cl) enthält und eine geänderte Entwicklerzusammensetzung aufweist (RA-4-Prozeß). Hierbei wird die bekannte Tatsache aus­genutzt, daß Chloridemulsionen schneller entwickelbar sind als Bromidemulsionen.

    [0005] Aufgabe der Erfindung war es, einen Verarbeitungsprozeß bereitzustellen, bei dem die Entwicklungszeit für hochchloridhaltiges Farbnegativpapier weiter verkürzt wird.

    [0006] Es wurde nun gefunden, daß diese Aufgabe gelöst werden kann, wenn man einen Entwickler verwendet, dessen kenn­zeichnendes Merkmal die Kombination bestimmter Konzen­trationen an sich bekannter Entwicklerbestandteile ist.

    [0007] Gegenstand der Erfindung ist daher eine farbfotographi­sche Entwicklerlösung, die in einem Liter gebrauchs­fertiger, wäßriger Lösung

    a) 4 bis 15 g des Entwicklers der Formel

    oder eine entsprechende Menge von dessen Salzen (CD 3)

    b) 0 bis 2,0 g des Entwicklers der Formel

    oder eine entsprechende Menge von dessen Salzen (CD 4)

    c) 8 bis 35 g PO₄³⁻-Ionen, insbesondere als K₃PO₄ oder K₂HPO₄

    d) mindestens 0,2 g Oxidationsschutzmittel

    e) 0,5 bis 5,0 g KCl

    f) 0 bis 0,5 g KBr

    und weitere übliche Bestandteile enthält und auf einen pH-Wert zwischen 10,4 und 12,9 eingestellt ist. Vorzugs­weise ist der Entwickler bromidfrei.

    [0008] Als weitere Bestandteile kommen optische Aufheller, Polyalkylenglykole, Tenside, Kalkschutzmittel, Stabili­satoren, z.B. heterocyclischen Mercaptoverbindungen oder Nitrobenzimidazol und Mittel zur Einstellung des ge­wünschten pH-Wertes in Frage. Die Entwicklerlösung kann ferner bis zu 25 g Benzylalkohol enthalten. Bevorzugt sind aber weniger als 5 g Benzylalkohol; vorzugsweise ist sie benzylalkoholfrei.

    [0009] Geeignete Oxidationsschutzmittel sind z.B. Hydroxylamin und Diethylhydroxylamin sowie Sulfite, die vorzugsweise in einer Menge bis zu 5 g eingesetzt werden.

    [0010] Die gebrauchsfertige Lösung kann aus den einzelnen Be­standteilen oder aus sogenannten Konzentraten herge­stellt werden, wobei in den Konzentraten die einzelnen Bestandteile wesentlich höher konzentriert gelöst werden. Die Konzentrate sind so eingestellt, daß sich aus ihnen ein sogenannter Regenerator herstellen läßt, d.h. eine Lösung, die etwas höhere Konzentrationen an den einzelnen Bestandteilen als die gebrauchsfertige Lösung aufweist, einerseits durch weiteres Verdünnen und Zugabe eines Starters, vorzugsweise KCl eine gebrauchs­fertige Lösung ergibt und andererseits ständig einer in Gebrauch befindlichen Entwicklerlösung zugesetzt wird, um die beim Entwickeln verbrauchten oder aus der Ent­wicklerlösung durch Überlauf oder durch das entwickelte Material ausgeschleppten Chemikalien zu ersetzten. Chlo­ridionen brauchen dabei üblicherweise nicht zugesetzt werden außer beim frisch angesetzten Entwickler, da Chloridionen aus dem fotografischen Material durch die Entwicklung freigesetzt werden.

    [0011] Die erfindungsgemäße Entwicklerzusammensetzung ist so aktiv, daß die entwicklungshemmende Wirkung von z.B. KCl ohne weiteres überwunden wird, so daß eine überlauffreie Regenerierung möglich ist.

    [0012] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Entwicklung eines belichteten farbfotografischen Materials, dessen lichtempfindliche Emulsionsschichten Silberhalogenidkörner mit mindestens 80, vorzugsweise mindestens 95 Mol-% Chlorid enthalten, mit der erfin­dungsgemäßen Entwicklerlösung, inbesondere ein Entwick­lungsverfahren, bei dem die Entwicklung in höchstens 40 Sekunden, vorzugsweise höchstens 20 Sekunden abgeschlos­sen its.

    [0013] Innerhalb der angegebenen Mengen der Entwickler a) und b) ist es aus Gründen optimaler Lichtbeständigkeit vor­teilhaft, daß das Gewichtsverhältnis a):b) größer als 4:1 ist. Vorzugsweise wird ausschließlich die Ent­wicklersubstanz a) eingesetzt.

    [0014] Mit dem erfindungsgemäßen Entwickler gelingt es, ein farbfotorafisches Negativpapier, dessen lichtempfind­liche Emulsionsschichten Silberhalogenidkörner mit min­destens 80 Mol-% Chlorid enthalten, in 15 Sekunden bei Temperaturen von höchstens 38 °C zu entwickeln, wobei die erzeugten Bilder von ausgezeichneter Qualität und vergleichbar Bildern sind, die auf dem gleichen Farb­negativpapier nach dem RA-4-Prozeß in 45 Sekungen erhal­ten werden. Insbesondere müssen bei der Lichtbeständig­keit der Farben keine Einbußen hingenommen werden.

    [0015] Bei einer Erhöhung der Entwicklungstemperatur können Entwicklungszeiten bis 5 Sekunden erreicht werden.

    Beispiel 1



    [0016] Ein handelsübliches hochchloridhaltiges Colorpapier (z.B. Kodak 2001 oder Agfacolor Typ 9, mit Emulsionen, die etwa 99,5 Mol-% Cl und 0,5 Mol-% Br enthalten) wurde bildmäßig belichtet, mit dem nachfolgend beschriebenen Entwickler entwickelt und in üblicher Weise gebleicht, fixiert, gewaschen und getrocknet. Die Verarbeitung wurde bezüglich Minimaldichten, γ-1-Werten, γ-2-Werten und Maximaldichten jeweils auf Typ eingestellt.

    [0017] Der wäßrige Entwickler enthielt pro Liter die folgenden Substanzen:
    15 ml Benzylalkohol
    8,5 ml Diethylenglykol
    1,0 g Diethylhydroxylamin
    11,0 g CD-3
    1,0 g K₂SO₃
    44 g K₃PO₄
    1,2 g KCl
    sowie Tenside, optische Aufheller, Stabilisatoren und Kalkschutzmittel in üblicher Menge und ist auf pH 11,6 eingestellt.

    [0018] Entwicklungszeit: 15 Sekunden/38°C.

    Vergleichsbeispiel (RA-4-Prozeß)



    [0019] Beispiel 1 wird mit einem Entwickler folgender Zusammensetzung wiederholt:
    11 ml Triethanolamin
    6 ml einer 85 gew.-% wäßrigen Lösung von Diethylhydroxylamin
    0,3 g K₂SO₃
    5 g CD-3
    25 g K₂CO₃
    2,3 g KCl
    Sowie Tenside, optische Aufheller, Stabilisatoren und Kalkschutzmittel in üblicher Menge und ist mit KOH auf pH 10,1 eingestellt.

    [0020] Entwicklungszeit 45 Sekunden/35°C.

    Beispiel 2



    [0021] Beispiel 1 wird wiederholt, wobei auf den Einsatz von Benzylalkohol und Diethylenglykol verzichtet wird.

    [0022] Entwicklungszeit 15 Sekunden/38°C.

    [0023] Es wurden folgende Maximaldichten erhalten:
      Beispiel 1 Vergleichsbeispiel Beispiel 2
    Gelb 242 243 240
    Purpur 273 247 268
    Blaugrün 284 246 271



    Ansprüche

    1. Farbfotographische Entwicklerlösung, die in einem Liter gebrauchsfertiger, Lösung
    a) 4 bis 15 g des Entwicklers der Formel

    oder eine entsprechende Menge von dessen Salzen (CD 3)
    b) 0 bis 2,0 g des Entwicklers der Formel

    oder eine entsprechende Menge von dessen Salzen (CD 4)
    c) 8 bis 35 g PO₄³⁻-Ionen
    d) mindestens 0,2 g Oxidationsschutzmittel
    e) 0,5 bis 5,0 g KCl
    f) 0 bis 0,5 g KBr
    und weitere übliche Bestandteile enthält und auf einen pH-Wert zwischen 10,4 und 12,9 ein­gestellt ist.
     
    2. Farbfotografische Entwicklerlösung nach Anspruch 1, wobei das Gewichtsverhältnis a:b größer 4:1 ist.
     
    3. Farbfotografische Entwicklerlösung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie keine Ent­wicklersubstanz b) enthält.
     
    4. Farbfotografische Entwicklerlösung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie benzylalkoholfrei ist.
     
    5. Verfahren zur Entwicklung eines belichteten farb­fotografischen Materials, dessen lichtempfindliche Emulsionsschichten Silberhalogenidkörner mit minde­stens 80 Mol-% Chlorid enthalten, dadurch gekenn­zeichnet, daß man eine Entwicklerlösung gemäß An­spruch 1 verwendet.
     
    6. Verfahren zur Entwicklung gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Entwicklung in höchstens 40 Sekunden abgeschlossen ist.
     
    7. Verfahren zur Entwicklung gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Entwicklung in höchstens 20 Sekunden abgeschlossen ist.
     
    8. Verfahren zur Entwicklung gemäß Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Silberhalogenidkörner min­destens 95 Mol-% Chlorid enthalten.