[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Anlage zur Durchführung eines Niedertemperatur-Konvertierungsverfahrens
gemäß dem Oberbegriff des Hauptanspruches.
[0002] In der EP 52 334 B1 wird ein Verfahren zur Gewinnung von festen, flüssigen und gasförmigen
Brennstoffen aus organischem Material beschrieben, bei welchem unter anderem vorgeschlagen
wird, daß das trockene Ausgangsmaterial, z. B. getrockneter Klärschlamm, körnig oder
als Pulver kontinuierlich, z. B. mit Hilfe einer Förderschnecke durch ein beheiztes
Reaktionsrohr gefördert wird. Eine solche Anlage hat sich im Experimentierstadium
bewährt und ist in der Lage, bei normalem Druck und ohne Einschaltung von Reduktions-
und Oxydationsprozessen zu arbeiten.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, dieses im Experimentierstadium entwickelte
Verfahren großtechnisch einzusetzen und eine dafür geeignete Anlage vorzuschlagen.
[0004] Diese der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird durch die Lehre des Hauptanspruches
gelöst.
[0005] Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen erläutert.
[0006] Mit anderen Worten ausgedrückt, schlägt die Erfindung einen Konvertierofen vor,
in dem ein relativ langsam umlaufendes, wärmebeständiges Transportband angeordnet
ist, auf das das Material aufgegeben wird, wobei am Ende des Transportbandes als Kohle
vorliegender Feststoff gewonnen wird. Die entstehenden Gase werden durch eine Kondensationskolonne
geführt und dabei werden Öl und Wasser als Rückstand kondensiert, wobei das Öl ebenfalls
als Brennstoff einsatzfähig ist oder als Fettrohstoff in der chemischen Industrie
verarbeitet werden kann. Die nicht kondensierten Gase können als Brenngase zur Gewinnung
der erforderlichen Prozeßenergie eingesetzt werden, aber ein Teil der nicht kondensierten
Gase wird in den Ofen zurückgefördert, um eine möglichst sauerstofffreie Konvertierung
zu unterstützen.
[0007] Die erfindungsgemäße Anlage arbeitet deshalb kostengünstig, da durch das aufzugebende
Material und durch das abzugebende Material gleichzeitig der Sauerstoffabschluß des
Konvertierofens herbeigeführt wird. Hierzu wird das aufzugebende und zu konvertierende
Material im Bereich der Materialaufgabe verdichtet und schließt dadurch diesen Zugang
zum Inneren des Konvertierofens gasdicht ab und ebenfalls erfolgt der Austrag des
gewonnenen Feststoffes, d.h. der Kohle, sauerstoffdicht durch eine Förderschnecke
aus einem entsprechenden Sammelbunker am Ende des Transportbandes.
[0008] Die Beheizung des Ofens kann über eine zentrale Heizung oder über einzelne Brenner
erfolgen. Hierbei kann auch die gewonnene Kohle eingesetzt werden, die noch mit einem
Wärmeanteil von etwa 300° bis 350° anfällt. Es ist jedoch auch eine elektrische Beheizung
des Ofens denkbar, ebenso wie eine Warmluftbeheizung.
[0009] Innerhalb des Ofens können mehrere Transportbänder angeordnet sein, um so eine gute
Konvertierung zu erreichen, insbesondere um eine gute Trocknung des Gutes durchzuführen.
[0010] Es ist aber auch möglich, im Bereich des Materialeingabetrichters eine Vortrocknungsanlage
für das aufzugebende Gut anzuordnen. Das zu konvertierende Gut wird in einer relativ
dünnen Schicht von etwa 8 cm auf das Transportband aufgegeben und durch den Ofen gefördert,
wobei die mittlere Temperatur im Ofen 250 - 380° C beträgt.
[0011] Die gewonnene Kohle brennt vollständig aus und die ggf. enthaltenen Schadstoffe sind
fest und sicher in der Asche gebunden. Die Kohle weist einen Brennwert auf, der mit
dem Brennwert von Briketts vergleichbar ist.
[0012] Werden die Transportbänder übereinander angeordnet und wird die Beheizung der Transportbänder
im Raum zwischen Ober- und Untertrum vorgenommen, ist es möglich, den Ofen anstatt
langgestreckt auch vertikal ausgerichtet aufzubauen. Hierbei ist es dann besonders
vorteilhaft, daß einzelne Teile der Wände abgelöst werden können, so daß Reparaturarbeiten
in den verschiedenen Höhen bezüglich der einzelnen Transportbänder leicht durchgeführt
werden können.
[0013] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung erläutert.
[0014] In der Zeichnung ist mit 1 ein Konvertierofen bezeichnet, der bei dem dargestellten
Ausführungsbeispiel aus einem isolierenden Ofenmantel 8 besteht, in dem entsprechende
Öffnungen für die Durchführung von Inspektionen usw. vorgesehen sind, die aus Übersichtlichkeitsgründen
in der Zeichnung nicht dargestellt sind.
[0015] Innerhalb des isolierenden Ofenmantels ist ein Innenofen 9 vorgesehen, der allseits
von heißen Brenngasen umströmt wird, wobei der zwischen dem Ofenmantel 8 und dem Innenofen
9 bestehende Raum über eine in der Zeichnung nicht dargestellte Kaminanlage an die
Außenatmosphäre angeschlossen ist.
[0016] Innerhalb des Innenofens 9 ist ein umlaufend angetriebenes Transportband 2 vorgesehen,
das über die ganze Länge des Innenofens 9 reicht und eine Materialaufgabe 5 aufweist
sowie eine Feststoffmaterialabgabe 6. Weiterhin schließt an den Innenofen 9 eine
Gasabzugsleitung 7 an, die zu einem Gas- und Flüssigkeitskondensator 3 führt. Die
hier gewonnene Flüssigkeit, nämlich Öl und Wasser, sammelt sich in einem entsprechenden
Sammelbehälter 18. Hier kann dann das Öl vom Wasser getrennt werden und das Öl entweder
zur Gewinnung der Prozeßenergie herangezogen werden oder einem anderen Einsatzzweck
zugeführt werden. Weiterhin schließt sich an den Gas- und Flüssigkeitskondensator
3 eine Gaspumpe 19 an, die das Gas seinem Verwendungszweck zuführt, wobei an die eigentliche
Gasleitung 20 eine Bypassleitung 4 anschließt, die eine Rückführung nicht kondensierten
Restgases in das Innere des Innenofens 9 ermöglicht.
[0017] Im Bereich der Materialaufgabe 5 ist ein Materialeingabetrichter 11 dargestellt,
der das Material einem Aufgaberohr 21 zuführt, in dem bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel
ein kolbenartiger Materialschieber 12 angeordnet ist, der über einen Exzenter 22
angetrieben wird. Durch den Materialschieber 12 wird das aufgegebene Gut zu einem
Materialpfropfen 14 verdichtet, der gleichzeitig einen gasdichten Abschluß der Materialaufgabe
5 gegenüber der Außenatmosphäre gewährleistet.
[0018] Die Verdichtung des Materials kann an Stelle mit einem Materialschieber 12 auch durch
eine Schnecke vorgenommen werden.
[0019] Wird Klärschlamm verarbeitet, kann sowohl auf Schieber wie auch auf Schnecke verzichtet
werden, da der Klärschlamm selbst einen gasundurchlässigen Pfropfen in dem Aufgaberohr
21 schafft.
[0020] Die dosierte Austragung des hier verdichteten Gutes kann über eine entsprechende
Fördereinrichtung 15 erfolgen. Das so dosierte zu konvertierende Gut wird in einer
Schichtdicke von etwa 8 cm auf das Transportband 2 aufgegeben und durch den Innenofen
9 gefördert. Am Ende des Transportbandes ist das Gut in einerseits Gas, andererseits
Feststoff umgewandelt, wobei dieser Feststoff als Kohle vorliegt und in einen Feststoffbunker
16 abgegeben wird. Der Feststoffbunker 16 ist mit einer Förderschnecke 17 ausgerüstet,
die beispielsweise über den Antrieb 23 angetrieben wird. Die Beheizung des Innenofens
er folgt bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel über eine zentrale Brennerheizung
10, deren Heißgase über die einzelnen Zuleitungen 24 in den Raum zwischen dem isolierenden
Ofenmantel 8 und dem Innenofen 9 geführt werden. Anstelle dieser zentralen Brennerheizung
können auch Einzelbrenner vorgesehen werden, die nicht nur im unteren Bereich des
Ofens angeordnet sein können, sondern auch an den Stirnseiten des Ofens.
[0021] In der Zeichnung nicht dargestellt ist die Möglichkeit, mehrere Transportbänder
2 übereinander innerhalb des Konvertierofens 1 anzuordnen.
[0022] Weiterhin sind die erforderlichen Filteranlagen innerhalb der Gasabzugsleitung 7
aus Übersichtlichkeitsgründen in der Zeichnung nicht dargestellt.
[0023] Die Anordnung mehrerer Transportbänder innerhalb des Konvertierofens 1 hat den Vorteil,
daß ein gegenseitiges Erhitzen und stufenweises Aufheizen erfolgt, insbesondere dann,
wenn die einzelnen Transportbänder das von ihnen abgegebene Gut stufenförmig auf
das darunterliegende oder darüberliegende Transportband abgeben.
[0024] Bei der erfindungsgemäßen Anlage erfolgt eine Rückführung des nicht kondensierten
Restgases in das Innere des Ofens 1 durch die Bypassleitung 4, wobei an die Gasleitung
20 eine Überschußableitungsleitung anschließt. Im wesentlichen wird der Hauptteil
der Gase zurückgeführt, um so eine möglichst sauerstofffreie Konvertierung innerhalb
des Ofens 1 zu ermöglichen.
1. Anlage zur Gewinnung von festen, flüssigen und gasförmigen Brennstoffen aus organischem
Material, wie Frischschlamm, Klärschlamm oder Faulschlamm aus Anlagen zur Abwasserreinigung
oder organischen Bestandteilen von Haus- oder Industriemüll in körniger bzw. pulvriger
Form mit einer kontinuierlich arbeitenden Fördereinrichtung, die das Ausgangsmaterial
unter Luftabschluß durch einen Bereich erhöhter Temperatur mit einer Geschwindigkeit
von 5 bis 3o° C pro Minute auf eine Konvertierungstemperatur von 200 bis 400° C fördert,
Gas- und Flüssigkeitsabscheider, die die beim Erhitzen entweichenden Gase und Dämpfe
kondensieren und Fördereinrichtungen, die die entstehenden Gase, Flüssigkeiten und
festen Konvertierungsrückstände isoliert abfördern, gekennzeichnet durch einen Konvertierofen (1), ein in dem Konvertierofen (1) angeordnetes, umlaufend
angetriebenes Transportband (2), eine gasdichte Materialaufgabe (5) am einen Ende
des Konvertierofens (1) und des Transportbandes (2), eine gasdichte Feststoffmaterialabgabe
(6) am anderen Ende des Konvertierofens (1) und des Transportbandes (2), eine Gasabzugsleitung
(7) aus dem Inneren des Konvertierofens (1) zum Gas- und Flüssigkeitskondensator (3)
sowie eine Bypassleitung (4) zur Restgasrückführung zum Inneren des Konvertierofens
(1).
2. Anlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Konvertierofen (1) brennerbe heizt ist und aus einem isolierenden Ofenmantel
(8) besteht, wobei innerhalb des Ofens ein Innenofen (9) angeordnet ist, der das Transportband
(2) aufnimmt und der allseitig von den Heizgasen umstrichen wird.
3. Anlage nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine zentrale Brennerheizung (10) vorgesehen ist und die Heizgase in den Zwischenraum
zwischen dem isolierenden Ofenmantel (8) und dem Innenofen (9) geführt werden.
4. Anlage nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine Vielzahl von Einzelbrenner in dem isolierenden Ofenmantel (8) angeordnet
sind und in den Zwischenraum zwischen dem isolierenden Ofenmantel (8) und den Innenofen
(9) münden.
5. Anlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das innerhalb des Konvertierofens (1) angeordnete Transportband (2) elektrisch
beheizt ist.
6. Anlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Konvertierofen (1) mit heißen Heizgasen betrieben wird.
7. Anlage nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Heizeinrichtung im Zwischenraum zwischen dem Obertrum und dem Untertrum
des Transportbandes (2) angeordnet ist.
8. Anlage nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß innerhalb des Konvertierofens (1) mehrere Transportbänder übereinander angeordnet
sind und das zu konvertierende Material vom Materialaufgang (5) zur Feststoffmaterialabgabe
(6) stufenweise von einem auf das andere Transportband übergeben wird.
9. Anlage nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, insbesondere nach
Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß innerhalb des Konvertierofens mehrere Transportbänder übereinander angeordnet
sind und unabhängig voneinander das konvertierte Material im Bereich der Feststoffmaterialabgabe
(6) zum Feststoffbunker (16) abgeben.
10. Anlage nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch einen Materialeingabetrichter (11), einen unterhalb des Materialeingabetrichters
(11) angeordneten, hin- und hergehend angetriebenen Materialschieber (12), der innerhalb
des vom Materialeingabetrichter (11) zur Materialaufgabe (5) führenden Förderrohres
einen Materialpfropfen (14) erzeugt.
11. Anlage nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 9, gekennzeichnet durch einen Materialeingabetrichter (11), eine unterhalb des Materialeingabetrichters (11)
angeordnete, umlaufend angetriebene Förderschnecke, die innerhalb des vom Materialeingabetrichter
(11) zur Materialaufgabe (5) führenden Förderrohres einen Materialpfropfen erzeugt.
12. Anlage wenigstens nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, daß am Ende des Materialpfropfens (14) eine Dosiereinrichtung (15) zur Übergabe
des verdichteten Materials auf das Transportband (2) vorgesehen ist.
13. Anlage nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das durchkonvertierte Festmaterial vom Transportband (2) im Bereich der Feststoffmaterialabgabe
(6) in einen Feststoffbunker (16) abgegeben wird, der mit einer Austragsförderschnecke
(17) ausgerüstet ist.
14. Anlage nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß dem Materialeingabetrichter (11) eine Vortrocknung vorgeschaltet ist.