[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Zentrifuge entsprechend dem Oberbegriff des
Anspruchs 1.
[0002] Bei einigen, für den Laborbereich konzipierten, für einen diskontinuierlichen Betrieb
ausgelegten Zentrifugen befinden sich die zu zentrifugierenden Stoffe in Bechern,
Glasröhrchen oder dergleichen, welch letztere einzeln oder gruppenweise in besondere
Aufnahmeeinrichtungen eines Rotors eingesetzt sind. Lediglich beispielhaft seien
in diesem Zusammenhang Schwenkbecherrotoren, bei denen das jeweilige Glasröhrchen
während des Zentrifugierens in eine radiale Richtung frei ausschwenken kann und Winkelrotoren
genannt, bei denen die Längsachse des Glasröhrchens während des Zentrifugierens stets
unter einem festen Winkel zur Achse des Rotors angeordnet ist. Entsprechend ihrem
Verwendungszweck, insbesonde re den Eigenschaften der zu zentrifugierenden Stoffe
werden diese Rotoren in unterschiedlichen Drehmoment- und Drehzahlbereichen eingesetzt.
[0003] Zum Antrieb der Rotoren, insbesondere zur Drehzahlregelung sind eine Reihe von Systemen
bekannt, die jedoch entsprechend den auszusteuernden Drehmoment-und Drehzahlbereichen
unterschiedlich ausfallen. So werden Schwenkbecherrotoren im allgemeinen in einem
niedertourigen Bereich bei hohem Drehmoment und Winkelrotoren bei vergleichsweise
geringem Drehmoment in einem hochtourigen Bereich betrieben. Der niedertourige Bereich
umfaßt in etwa den Bereich von 4.000 bis 6.000 Umdrehungen proMinute und der hochtourige
Bereich den Bereich von 10.000 bis 20.000 Umdrehungen pro Minute.
[0004] Bekannt als Antriebssysteme sind Gleichstrommotoren, bei denen eine Drehzalregelung
durch Feldschwächung erfolgen kann. Ausgehend von den dieser Regelungsart zugrunde
liegenden technischen Grenzen läßt sich bei üblichen Antrieben etwa eine Verdoppelung
einer Nenndrehzahl erreichen. Der ohne Zwischenschaltung eines Getriebes aussteuerbare
Drehzahlbereich ist damit im Vergleich zu den obengenannten unterschiedlichen Drehzahlbereichen
begrenzt und es kann auf diesem Wege insbesondere nicht der gesamte, für Laborzentrifugen
benötigte Drehzahlbereich überdeckt werden. Außerdem gelten die Kommutierungseinrichtungen
von Gleichstrommaschinen als störanfällig und damit wartungsaufwendig.
[0005] Bekannt sind weiterhin Drehstromantriebe, bei denen eine Drehzahlregelung über eine
Veränderung der Netzfrequenz bzw. der Synchrondrehzahl erfolgt. So ist beispielsweise
aus DE-OS 37 14 627 ein Drehstromantrieb für einen Zentrifugalseparator größerer Leistung
bekannt, bei dem ein serienmäßiger Drehstrom-Asynchronmotor in Verbindung mit einem
Frequenzumrichter drehzahlsteuerbar ausgebildet ist. Die durch den Frequenzumrichter
bewirkte Schlupfsteuerung ist unterhalb eines Nennbetriebszustands mit Hinblick
auf ein konstantes motorisches bzw. generatorisches Drehmoment ausgelegt. Diese Antriebssysteme,
die im übrigen oberhalb eines Nennbetriebszustands mit konstanter Leistung, somit
sinkendem Drehmoment betrieben werden können, gelten jedoch für kleine oder Laborzentrifugen
zumindest dann als verhältnismäßig kostenaufwendig, wenn die oben aufgeführten Drehzahlbereiche
ausgesteuert werden müssen. Andererseits zeichen sich Drehstromantriebe aufgrund des
Fortfalls von Kommutierungseinrichtungen durch eine wesentlich geringere Störanfälligkeit
aus. Gegenüber Gleichstromantrieben ergibt sich darüber hinaus insbesondere in den
oberen Drehzahlbereichen der Vorteil einer geringeren Geräuschentwicklung.
[0006] Es ist darüber hinaus bekannt, die Drehzahl von Drehstrommotoren - wenn auch stufenweise
- durch Polumschaltung zu bewirken. Schließlich sind auch Stern-Dreieck-Umschalteinrichtungen
bekannt, durch welche die jeweilige Drehzahl-Drehmoment-Charakteristik, insbesondere
die Stromaufnahme veränderbar ist, welche bei Drehstrommotoren häufig als Mittel
zur Strombegrenzung in der Anlaufphase benutzt werden.
[0007] Für die Auslegung des Antriebssystems von Laborzentrifugen ergibt sich aus alledem
sowohl mit Hinblick auf den zu überdeckenden Drehzahlbereich als auch auf die Kostensituation,
daß entsprechend dem Verwendungsbereich der Zentrifugen unterschiedliche Antriebssysteme
verwendet werden müssen.
[0008] Es ist die Aufgabe der Erfindung, eine Zentrifuge der eingangs bezeichneten Gattung
dahingehend auszugestalten, daß in einfacher und kostengünstiger Weise mit einem
Antriebssystem der Drehzahlbereich zumindest von 0 bis 20.000 Umdrehungen pro Minute
aussteuerbar ist. Gelöst ist diese Aufgabe bei einer gattungsgemäßen Zentrifuge durch
die Merkmale des Kennzeichnungsteils des Anspruchs 1.
[0009] Wesentlich ist, daß zumindest zwei Eingriffsmöglichkeiten, und zwar einander ergänzend
bzw. gleichzeitig oder nacheinander benutzt werden, um in Verbindung mit der jeweiligen
Lastcharakteristik des Zentrifugenrotors unterhalb eines Nennbetriebszustands eine
bestimmte Drehzahl einzustellen. Durch die, der Stern-Dreieck-Umschaltung dienenden
Funktionselemente wird in einfachster Weise der Aussteuerungsbereich der Spannung
und in Verbindung mit einer Frequenzregelung auch der Drehzahl erreicht. Bei Laborzentrifugen
ist das aufzuwendende Drehmoment ungefähr proportional zur dritten Potenz der Drehzahl.
Als Elektroantrieb wird erfindungsgemäß ein herkömmlicher Drehstrommotor eingesetzt,
dessen an den Wicklungssystemen des Stators anliegende Spannung mittels der Steuereinheit
von einer Sternpunkt- auf eine Phasenspannung und umgekehrt schaltbar ist, wobei zu
dieser Umschaltmöglichkeit eine Frequenzwandlung bzw. Änderung der Synchrondrehzahl
hinzutritt. Praktisch ist durch diese erfindungsgemäße Zusammenfassung von Spannungs-
und Frequenzregelung in kostengünstiger Weise erreichbar, daß bei den im Laborbereich
eingesetzten Zentrifugen mit einem Antriebssystem hochtourige und niedertourige Zahlen
erreichbar sind. Über die Steuereinheit wird für eine vorgewählte Drehzahl eine beispielsweise
unter Berücksichtigung des energetischen Wirkungsgrades optimale Einstelung der Parameter
Spannung, Netzfrequenz sowie der Stern-Dreieck-Umschaltung vorgenommen. Diese Einstellung
kann durch zahlreiche weitere Randbedingungen noch ergänzt werden. Genannt sei hier
beispielsweise eine Begrenzung des Anlaufstromes, ein möglichst rascher Hochlauf,
ein hohes Drehmoment im unteren Drehzahlbereich usw. Die optimale Auswahl der Parameter
für den jeweiligen Einzelfall kann entsprechend der Vorgabe von Drehzahl, Drehmoment,
Leistung und sonstige Randbedingungen prozessorgesteuert erfolgen.
[0010] Ein im erfindungsgemäßen Sinne ausgestalteter Elektroantrieb ermöglicht in kostengünstiger
Weise auch bei kleinen Zentrifugen bzw. bei Laborzentrifugen die Verwendung von wartungsarmen
und betriebssicheren Drehstrom motoren. Grundsätzlich können hier Asynchron-oder Synchronmaschinen
verwendet werden. Im folgenden wird unter Bezugnahme auf das Schaltschema gemäß der
Zeichnung ein Ausführungsbeispiel der Erfindung näher erläutert werden.
[0011] Mit 1 ist ein Elektromotor bezeichnet, welcher als Drehstrom-Asynchronmotor ausgebildet
ist, welcher den Antrieb einer Laborzentrifuge bildet, auf deren zeichnerische Darstellung
jedoch verzichtet worden ist. Es steht dieser Elektromotor 1 über eine Steuereinheit
2 mit einer Wechselspannungsquelle 3 in Verbindung, welche als Ein- oder auch Dreiphasenanschluß
ausgebildet sein kann. Es kann demzufolge die Steuereinheit 2 unter anderem auch Funktionselemente
zur Erzeugung einer Dreiphasen-Wechselspannung aufweisen.
[0012] Erfindungsgemäß erfolgt die Drehzahlsteuerung des Elektromotors 1 durch eine entsprechende
Steuerung der an dessen Statorwicklungen gelegten Spannung und Frequenz, wobei erstere
durch eine Stern-Dreieck-Umschaltmöglichkeit ergänzt wird. Es können hier grundsätzlich
die an sich bekannten Techniken zur Frequenz- und Spannungswandlung eingesetzt werden,
so daß auf eine detaillierte schaltungstechnische Darstellung verzichtet wird.
[0013] Beispielsweise kann die Steuereinheit derart ausgelegt sein, daß bei Frequenzen unterhalb
eines durch Nennfrequenz und Nennspannung charakterisierten Nennbetriebes der Elektromotor
1 mit konstantem Drehmoment und bei Frequenzen oberhalb dieses Nennbetriebs mit konstanter
Leistung, somit sinkendem Drehmoment betrieben wird. In Abweichung von dem einschlägigen
Stand der Technik ist jedoch der Bereich unterhalb des Nennbetriebes aufgrund der
Umschaltmöglichkeit von einer Sternpunkt- auf eine Phasenspannung erweiterbar, so
daß der Bereich, innerhalb welchem ein Betrieb mit konstantem Drehmoment möglich
ist, entsprechend groß ausfällt.
[0014] Geht man davon aus, daß in dem erstgenannten Drehzahlbereich Spannung und Frequenz
mit Hinblick auf ein konstantes Drehmoment ausgesteuert werden, ergibt sich aufgrund
der Stern-Dreieckumschaltung eine Drehzahlsteigerung gegenüber einer Nennspannung
in der Sternpunktschaltung um 173%. Durch Frequenzerhöhung über die Nennfrequenz
hinaus kann bei sinkendem Drehmoment eine weitere Drehzahlsteigerung um 200% erreicht
werden, so daß - bezogen auf die Nenndrehzahl bei Sternpunktspannung insgesamt nahezu
eine Vervierfachung der Drehzahl erreichbar ist.
[0015] Da sich die Nennströme von Dreieck- und Sternschaltung wie 3 : 1 verhalten, besteht
die Möglichkeit, in der Anlaufphase, somit in der Sternschaltung den Wert des Nennstroms
der Dreieckschaltung als Strombegrenzung zu benutzen, so daß in dieser Anlaufphase
ein diesem Strom entsprechend hohes Beschleunigungsmoment für den raschen Hochlauf
zur Verfügung steht. Da die, die Steuereinheit 2 bildenden Funktionselemente der Leistungselektronik
ohnehin zumindest entsprechend dem Nennstrom der Dreieckschaltung ausgelegt sein
müssen, ergibt sich durch diese genannte Strombegrenzung während der Anlaufphase keine
Überlastung der Steuereinheit.
[0016] Da die Steuereinheit 2 entsprechend den verhältnismäßig hohen Nennströmen der Dreieckschaltung
ausgelegt sein muß, ergibt sich jedoch auch der Vorteil, daß diese hohe Belastbarkeit
dazu benutzt werden kann, um allgemein im unteren Drehzahlbereich hohe Drehmomente
aufzubringen.
[0017] Es kann die Steuereinheit 2 ein prozessorgesteuertes Regelsystem umfassen, mittels
welchem der Benutzer der Zentrifuge eine bestimmte Drehzahl, ggf. in Verbindung mit
einem bestimmten Drehmoment oder eine dementsprechenden Leistung vorgibt, woraufhin
die diesen Daten entsprechende optimale Aussteuerung der genannten Parameter, nämlich
Frequenz, Spannung und Stern-Dreieckumschaltung mittels entsprechender Regelkreise
selbsttätig erfolgen kann.