[0001] Die Erfindung betrifft ein mit einer Zurichtung versehenes Spaltleder bzw. einen
mit einer Zurichtung versehenen Lederfaserwerkstoff, das bzw. der an zumindest der
mit der Zurichtung versehenen Seite Vertiefungen und abstehende Fasern aufweist, wobei
die Zurichtung aus zumindest zwei miteinander verbundenen Schichten besteht, von welchen
die innere, dem Spaltleder oder Lederfaserwerkstoff unmittelbar benachbarte, im wesentlichen
nicht thermoplastische Schicht aus einer vernetzbaren, vorzugsweise Polyurethan enthaltenden,
Kunststoffdispersion gebildet ist, eine Poren- bzw. Schaumstruktur aufweist, die abstehenden
Fasern aufnimmt und vorzugsweise dicker ist als die äußere, eine strukturierte Oberfläche
aufweisende Schicht, die aus einem Polyurethan enthaltenden Kunststoffmaterial, gegebenenfalls
aus einer Polymerlösung besteht.
[0002] Es ist bereits bekannt, Spaltleder mit einer Zurichtung zu versehen, welche eine
strukturierte Oberfläche, beispielsweise eine ledernarbenartig strukturierte Oberfläche
aufweist. Hiebei wird eine flüssige, nasse, die Zurichtung bildende Masse direkt auf
die Oberseite des Spaltleders, beispielsweise durch Gießen, Streichen, Plüschen, Sprühen,
Drucken, oder mittels einer Walzenauftragsmaschine aufgebracht und durch Trocknen
verfestigt. Damit die Zurichtung eine ledernarbenartig strukturierte Oberfläche erhält,
muß bei diesem bekannten Verfahren nach dem Trocknen der flüssigen Zurichtungsmasse
bzw. nach dem Verfestigen der Zurichtung das zugerichtete Spaltleder geprägt werden.
Dieses Prägen des Spaltleders erfolgt in einer Prägepresse unter Hitzeeinwirkung bei
sehr hohem Druck. Dadurch verändert sich die Struktur des Spaltleders und der Zurichtung
in unerwünschter Weise. Das zugerichtete Spaltleder wird nicht nur dünner, sondern
auch härter und steifer. Weiters wird hiedurch eine vorhandene Wasserdampfdurchlässigkeit
der Zurichtung verringert oder zerstört, weil beim Prägen unter Hitze und Druck die
in der Zurichtung vorhandenen Poren wieder geschlossen bzw. zerstört werden.
[0003] Ein wesentlicher Nachteil bei diesem bekannten Verfahren ist weiters darin gelegen,
daß für die Herstellung der Zurichtung nur thermoplastische Kunststoffe verwendet
werden können, welche unter Wärme und Druck verformbar sind, da sonst ein nachträgliches
Prägen der strukturierten Oberfläche in die verfestigte Zurichtung nicht möglich
ist. Solche thermoplastische Kunststoffe weisen jedoch schlechtere Eigenschaf ten
auf als nicht oder im wesentlichen nicht thermoplastische Kunststoffe.
[0004] Nachteilig ist ferner, daß das Prägen der strukturierten Oberfläche in einem gesonderten
Arbeitsvorgang erfolgt, d.h. das zugerichtete Spaltleder muß weiterbehandelt, also
in der Regel manuell in eine Prägepresse eingelegt werden.
[0005] Aus der EP-A-O 105 046 ist eine zugerichtetes Spaltleder bekannt geworden, bei dem
die Zurichtung aus zwei Schichten besteht, nämlich aus einer inneren, dem Spaltleder
unmittelbar benachbarten Schicht, in der die vom Spaltleder abstehenden Fasern verankert
sind, und aus einer äußeren, eine strukturierte Oberfläche aufweisenden Schicht. Zur
Bildung der Zurichtung wird hiebei u.a. vorgeschlagen, zunächst eine Polyurethan enthaltende
Polymerlösung auf eine strukturierte Unterlage aus Silikonkautschuk aufzubringen,
welche nach ihrer Verfestigung die äußere Schicht bildet. Hierauf wird auf die die
abstehenden Fasern aufweisende Seite des Spaltleders eine vernetzbare, vorzugsweise
Polyurethan enthaltende Kunststoffdispersion aufgebracht, worauf das Spaltleder mit
der aufgebrachten Kunststoffdispersion gewendet wird und auf die auf der Unterlage
befindliche, bereits verfestigte äußere Schicht aufgelegt wird. Die Kunsstoffdispersion
bildet nach ihrer Verfestigung eine eine Poren- bzw. Schaumstruktur aufweisende, im
wesentlichen nicht thermoplastische innere Schicht, die die abstehenden Fasern aufnimmt.
[0006] Bei dieser Verfahrensweise wird die Strukturierung der Oberfläche der Außenschicht
durch die entsprechend strukturierte Unterlage gebildet, so daß kein nachträgliches
Prägen des zugerichteten Spaltleders zur Herstellung des gewünschten Aussehens der
Oberfläche erforderlich ist. Das derart hergestellte, mit einer Zurichtung versehene
Spaltleder ist somit weich, geschmeidig und kommt in seinem Aussehen und seinen Eigenschaften
dem vollnarbigen Leder am nächsten.
[0007] Die vorliegende Erfindung hat sich zur Aufgabe gestellt, ein derart zugerichtetes
Spaltleder bzw. einen mit einer Zurichtung versehenen Lederfaserwerkstoff weiter
zu verbessern und zwar insbesondere hinsichtlich der gewünschten Wasserdampfdurchlässigkeit,
der Reißfestigkeit und der Zugfestigkeit. Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung
vor, daß die äußere, im wesentlichen nicht thermoplastische Schicht aus einer vernetzbaren
Dispersion oder Lösung gebildet ist, und daß in wenigstens einer Schicht eine, beispielsweise
aus einem Textilmaterial oder aus einem Vliesmaterial mit einem Flächengewicht unter
80 g/m² bestehende, Verstärkungseinlage angeordnet ist, wobei das Spalt leder bzw.
der Lederfaserwerkstoff zusammen mit der Zurichtung eine Wasserdampfdurchlässigkeit
von mehr als 0,3 mg/cm²h aufweist.
[0008] Durch die Anordnung der Verstärkungseinlage wird die Wasserdampfdurchlässigkeit
der Zurichtung in gewünschter Weise erhöht, so daß das erfindungsgemäße, mit einer
Zurichtung versehene Spaltleder eine Wasserdampfdurchlässigkeit von mehr als 0,3 mg/cm²
h aufweist. Diese Wasserdampfdurchlässigkeit wird hiebei nach JUP 15 gemessen, es
ist dies die europäische Prüfvorschrift für die Wasserdampfdurchlässigkeit bei Leder.
Außerdem wirkt die Verstärkungseinlage wie eine Armierung, verhindert ein übermäßiges
Ausdehnen und damit eine Zerstörung der Zurichtung durch Zugbeanspruchung, und erhöht
die Reißfestigkeit, so daß auch Spaltleder oder Lederfaserwerkstoffe geringerer Qualität,
insbesondere geringer Reißfestigkeit, verwendet werden können. Schließlich verhindert
die Verstärkungseinlage, daß sich bei Verwendung von Spaltleder oder Lederfaserwerkstoffen
mit unruhiger Oberfläche die Struktur derselben beim Dehnen auf der Zurichtung in
unerwünschter Weise abzeichnet.
[0009] Unter dem Begriff "wässerige Kunststoffdispersion" werden im Sinne der Erfindung
hochpolymere Kunststoffe verstanden, die Wasser enthalten oder in Wasser dispergiert
sind, und die durch Entzug des Wassers, beispielsweise durch Verdampfen, vorzugsweise
unter Wärmezufuhr, Filme bilden.
[0010] Unter dem Begriff "Kunststofflösung" werden im Sinne der Erfindung in einem Lösungsmittel
gelöste hochpolymere Kunststoffe verstanden, die beim Sprühen oder Streichen Filme
bilden, die sich durch Lösungsmittelentzug, beispielsweise durch Verdunsten des Lösungsmittels,
verfestigen.
[0011] Um der Zurichtung das gewünschte farbige Aussehen zu verleihen, ist es selbstverständlich
möglich, die beiden die Zurichtung bildenden Schichten einzufärben, also mit einem
gewissen Pigmentzusatz bzw. Zusatz an Farbstoffen zu versehen. Vorteilhaft ist es
jedoch, die innere Schicht gegenüber dem Spaltleder od.dgl. und gegenüber der äußeren
Schicht farbneutral auszubilden und in der äußeren Schicht Pigmente und/ oder Farbstoffe
einzubetten, welche die Farbe der Zurichtung bestimmen. Die farbneutrale innere Schicht
kann beispielsweise ein milchiges Aussehen besitzen. Dadurch wird der Vorteil erzielt,
daß dann, wenn eine Änderung der Farbgebung der Zurichtung vorgenommen werden soll,
lediglich die die äußere Schicht bildende wässerige Kunststoffdispersion oder flüssige
Kunststofflösung durch eine andere ersetzt werden muß bzw. die Auftragsvorrichtung
für diese Kunststoffdispersion oder Kunststofflösung ausgetauscht werden muß. Eine
Farbanpassung bei der die innere Schicht bildenden Kunststoffdispersion ist in diesem
Fall nicht erforderlich. Die farbneutrale Ausbildung der inneren Schicht gewährleistet
weiters, daß eine vorhandene Einfärbung des Leders, welches mit der Zurichtung versehen
wird, auf der Oberseite der Zurichtung nicht sichtbar wird, selbst wenn stark eingefärbtes
Leder verwendet wird.
[0012] Die innere Schicht weist eine Poren- bzw. Schaumstruktur auf, welche die erforderliche
Weichheit und Geschmeidigkeit des mit einer Zurichtung versehenen Spaltleders od.dgl.
gewährleistet. Die äußere Schicht hingegen muß härter sein, um mechanischen Beanspruchungen
standzuhalten. Zweckmäßig weist somit die innere Schicht eine Dichte zwischen 0,6
und 0,8 und die äußere Schicht eine Dichte zwischen 0,82 und 1,24 auf.
[0013] Von Vorteil ist es ferner, wenn die innere Schicht dicker ist als die äußere Schicht.
Die innere Schicht nimmt dann mit Sicherheit alle vom Leder abstehenden Fasern auf
und füllt alle Vertiefungen des Leders aus, es ist also dann nicht erforderlich, daß
die äußere, vorzugsweise mit der Pigmentierung versehene Schicht sehr dick ist. So
beträgt die Dicke der inneren Schicht zweckmäßig mehr als 0,11 mm, vorzugsweise mehr
als 0,21 mm, wogegen die Dicke der äußeren Schicht weniger als 0,16 mm, vorzugsweise
weniger als 0,10 mm, beträgt.
[0014] Zur Bildung der Poren- bzw. Schaumstruktur der inneren Schicht können zumindest in
dieser inneren Schicht Mikrohohlkugeln mit einem Durchmesser von 0,008 bis 0,10 mm
eingebettet sein, deren dünne Hülle aus thermoplastischem Material, vorzugsweise aus
Vinylidenchlorid-Copolymerisat, besteht. Solche Mikrohohlkugeln sind an sich bekannt.
Optimale Ergebnisse werden erzielt, wenn die innere Schicht mehr als 8 Vol.-% Mikrohohlkugeln
enthält.
[0015] Soll die strukturierte Oberfläche der äußeren Schicht ein besonders Aussehen erhalten,
so kann auf diese Oberfläche eine zusätzliche dünne Finish-Schicht, beispielsweise
eine den Glanz oder die Farbe beeinflussende Schicht, angeordnet sein. Diese zusätzliche
Schicht bildet an sich keinen unmittelbaren Bestandteil der Zurichtung, welche lediglich
aus zwei Schichten aufgebaut ist, die Dicke dieser zusätzlichen, erst später aufgebrachten
Finish-Schicht ist daher auch nicht der Dicke der Zurichtung zuzumessen.
[0016] Die strukturierte Oberfläche der äußeren Schicht kann je nach Wunsch ein ledernarbenähnliches
Aussehen oder das Aussehen eines feinge schliffenen vollnarbigen Leders aufweisen,
wobei sich im letzteren Fall ein Veloureffekt ergibt.
[0017] Eine weitere Verbesserung der Wasserdampfdurchlässigkeit sowie eine Erhöhung der
Weichheit und Geschmeidigkeit des mit einer Zurichtung versehenen Spaltleders od.dgl.
kann dadurch erzielt werden, daß zumindest die äußere Schicht feinste Zelluloseteilchen
oder wärmesensible Substanzen, z.B. Polyvinylmethyläther, enthält, und zwar vorzugsweise
in einer Menge von weniger als 6 Gew.-%, bezogen auf den Feststoffanteil der wässerigen
Kunststoffdispersion bzw. flüssigen Kunststofflösung. Polyvinylmethyläther ist im
kalten Wasser löslich, koaguliert jedoch bei Erwärmung, wodurch sich die gewünschte
Verbesserung der Schaumstruktur und damit der Wasserdampfdurchlässigkeit der Zurichtung
ergibt.
[0018] In der Zeichnung ist ein erfindungsgemäßes, mit einer Zurichtung versehenes Spaltleder
im Schnitt in vergrößertem Maßstab dargestellt.
[0019] Das Spaltleder 13 ist an seiner einen Seite mit einer Zurichtung 14 versehen, die
aus einer inneren, die vom Spaltleder 13 abstehenden Fasern 17 zur Gänze aufnehmenden
Schicht 14a und aus einer äußeren Schicht 14b besteht, die an ihrer Oberfläche mit
einer Strukturierung versehen ist und daher ein lederähnliches Aussehen aufweist.
In der inneren Schicht 14a sind Mikrohohlkugeln 15 eingebettet, durch welche diese
innere Schicht eine Poren- bzw. Schaumstruktur enthält. Die innere Schicht 14a ist
weiters farbneutral und enthält keine Pigmente bzw. Farbstoffe.
[0020] Die äußere Schicht 14b, welche wesentlich dünner ist als die innere Schicht 14a,
weist keine Mikrohohlkugeln auf, dafür aber einen solchen Anteil an Pigmenten bzw.
Farbstoffen, daß damit die Farbgebung der Zurichtung bestimmt wird. In wenigstens
einer Schicht 14a bzw. 14b ist eine nicht dargestellte Verstärkungseinlage angeordnet,
die beispielsweise aus einem Textilmaterial oder aus einem Vliesmaterial mit einem
Flächengewicht unter 80 g/m² besteht. Diese Verstärkungseinlage erhöht die Wasserdampfdurchlässigkeit
des mit einer Zurichtung versehenen Spaltleders, verbessert die Zug- und Reißfestigkeit
des mit einer Zurichtung versehenen Spaltleders und verhindert, daß die unruhige,
mit der Zurichtung versehene Oberseite des Spaltleders beim Dehnen auf der Oberfläche
der Zurichtung sichtbar wird.
Beispiel 1:
[0021] Ein erfindungsgemäß zugerichtetes Spaltleder, das in seinem Aussehen und in seinen
Eigenschaften mit einem vollnarbigen Naturleder gleicher Sorte und Stärke vergleichbar
ist, wird wie folgt hergestellt:
[0022] Eine zweischichtige Silikonunterlage, die mittels einer Asbestgewebeeinlage verstärkt
ist, wird auf ein Fließband aufgelegt und während des Weitertransportes auf diesem
Fließband mittels Infrarotstrahlen auf etwa 85°C erwärmt. Die Silikonunterlage hat
eine Größe von 2,4 m² und eine Stärke von ca. 3 mm. Auf die etwa 85°C warme Silikonunterlage
wird mittels Gießen eine ca. 45 % Feststoff enthaltende wässerige Dispersion aufgetragen.
Die Dispersion enthält ca. 40 % Polyurethan und ca 5 % Weißpigment und hat eine Viskosität
von ca. 60 Sekunden (die Bestimmung der Viskosität erfolgt im Ford-Becher bei einer
4 mm-Düse). Die naße Dispersion wird in einer Dicke von ca. 0,11 mm auf die warme
Unterlage aufgetragen, wobei die Verdickung und die darauffolgende Verfestigung dieser
Dispersion unmittelbar nach dem Auftreffen auf die Unterlage durch Wasserverdampfung
erfolgt. Die Unterlage weist eine strukturierte Oberseite auf, so daß sich beim Verfestigen
dieser das Pigment aufweisenden Schicht gleichzeitig die später sichtbare Narbenstruktur
der Zurichtung bildet. Die verfestigte äußere Schicht hat eine Stärke von ca. 0.06
mm. Die Polyurethandispersion bildet einen Film mit einer Härte von ca. 90 Shore A.
[0023] Während der Verfestigung bewegt sich die Unterlage auf einem Förderband mit einer
Geschwindigkeit von 4,5 m/min. 8 Meter nach dem Aufgießen der das Pigment enthaltenden
Dispersion wird ein Spaltleder, auf das vorher eine wässerige Kunststoffdispersion
aufgetragen wurde, mit der nassen Seite auf die vorgetrocknete, das Pigment enthaltende
Schicht der Unterlage abgelegt. Das Spaltleder hat eine Größe von ca. 1,3 m² und eine
Stärke von 1,4 mm und besitzt eine helle chromgrüne Farbe.
[0024] Die auf das Spaltleder aufgebrachte Dispersion ist eine Polyurethan-Dispersion, die
ca. 62 % Feststoffe enthält. Diese Feststoffe setzen sich im wesentlichen zusammen
aus 50 % Polyurethan und 10 % Mikrohohlkugeln sowie einem Verdickungsmittel. Die
wässerige Dispersion hat eine Viskosität von ca. 280 Sekunden (gemessen im Ford-Becher
bei einer 4 mm-Düse) und trocknet zu einem Film mit einer Härte von ca. 65 Shore A
und einer Dichte von ca. 0,78. Das Auftragen der relativ viskosen Dispersion auf
das Spaltleder erfolgte mittels einer Walze, die gegensinnig zur Bewegungsrichtung
des Leders umläuft, so daß die Dispersion unter Ausnützung der Scherkräfte in das
Leder einmassiert wird und im wesentlichen alle Hohlräume zwischen den abstehenden
Fasern ausfüllt. Infolge der unterschiedlich langen abstehenden Fasern des Leders
kann eine Bestimmung der Schichtdicke nicht erfolgen. Das Auftragsgewicht der nassen
Dispersion betrug ca. 240 g/m².
[0025] Nach dem Auflegen des Leders auf die verfestigte Pigmentschicht auf der Unterlage
wird dieses Leder durch eine weiche, elastische, mit Silikon belegte Walze auf die
Unterlage gedrückt, wobei eventuelle Lufteinschlüsse zwischen der Pigmentschicht und
der nassen, auf das Leder aufgebrachten Kunststoffdispersion entweichen können. Danach
wird das auf der Unterlage aufliegende, mit der Zurichtung versehene Leder zusammen
mit der Unterlage in eine warme Vakuumvorrichtung gebracht, die mit einer Membrane
versehen ist, wobei unterhalb der Membrane ein Unterdruck erzeugt wird, so daß sich
die Membrane nach unten senkt und gegen das Leder preßt. Dabei paßt sich die Membrane
den Konturen des Leders an und preßt dieses auf die Unterlage. Die durch die Beheizung
der Vakuumvorrichtung entstehenden Gase und Wasserdämpfe werden über die Vakuumleitung
abgesaugt. Nach ca. 75 Sekunden kann das fertige zugerichtete Leder der Vakuumvorrichtung
entnommen werden. Während dieser Zeit hat sich die Vakuumvorrichtung weiterbewegt,
so daß eine kontinuierliche Fertigung erfolgt.
Beispiel 2:
[0026] Ein mit einer genarbten, besonders abriebfesten Zurichtung versehenes Spaltleder
wird wie folgt hergestellt:
[0027] Auf einem Papierträger mit einer negativen Narbenstruktur und einer Oberflächenausrüstung,
die ein Ablösen eines verfestigten Polyurethanfilmes ermöglicht, wird mittels einer
Rakel bzw. Streichvorrichtung eine hochviskose Polyurethanlösung in einer Schichtdicke
von ca. 0.13 mm aufgetragen. Die Polyurethanlösung enthält als Feststoffe im wesentlichen
38 % Polyurethan und 3 % Braunpigment. Die Lösung trocknet zu einem Film mit einer
Dichte von ca. 1,05 auf, der dann eine Härte von ca. 98 Shore A besitzt. Diese Pigmentschicht
wird auf dem Papierträger vorfabriziert, der Papierträger kann also zusammen mit der
Pigmentschicht bis zu seiner Verwendung auf Lager gehalten werden.
[0028] Bei der Herstellung der Zurichtung eines Spaltleders wird der Papierträger auf eine
Unterlage, beispielsweise ein Transportband aufgelegt und bewegt sich in Richtung
auf die Übergabestelle des mit der nassen Kunststoffdispersion versehenen Leders,
wo das Leder mit seiner nassen Seite auf die Pigmentschicht des Papierträgers aufgelegt
wird. Die auf das Leder aufgebrachte wässerige Kunststoffdispersion ist pigmentfrei
und besitzt ein milchiges Aussehen.
[0029] Im Anschluß daran läuft die Papierbahn mit dem aufgelegten Leder unter der Auftragsvorrichtung
für das Auftragen der wässerigen Kunststoffdispersion auf das Leder hindurch zu einem
Rollenpaar, wo ein Anpressen erfolgt.
[0030] Die auf das Leder aufgetragene wässerige Dispersionsschicht entspricht hinsichtlich
ihrer Zusammensetzung und Menge jener im Beispiel 1.
[0031] Anschließend wird die Papierunterlage mit dem aufliegenden Spaltleder von einem beheizten
endlosen Stahlband, das eine Länge von mehr als 12 Meter und eine Breite von mehr
als 1,2 Meter hat, übernommen und durch dieses weitertransportiert, in der Weise,
daß an jenen Stellen, wo das Leder auf der Papierbahn liegt, eine als Membrane wirkende
Gummiabdeckung mit einem Abdichtungsrahmen und einer mit einem Ventil versehenen
Öffnung für einen Anschluß an eine Vakuumquelle so auf das Leder aufgelegt wird, daß
sie das Leder abdeckt. Hierauf wird die Luft unterhalb der Gummiabdeckung abgesaugt,
so daß die Membrane durch den entstehenden Unterdruck sich an das Leder anlegt und
das Leder auf das Papier bzw. auf das Stahlband drückt. Durch die Druckeinwirkung
der Membrane auf das Leder kommt es zu einer guten Verbindung zwischen der auf der
Papierbahn befindlichen Pigmentschicht und der Mikrohohlkugeln aufweisenden, die Fasern
des Leders einbettenden, sich verfestigenden Dispersionsschicht. Durch den Unterdruck
und durch die Wärmeeinwirkung kommt es zu einer raschen Trocknung dieser Dispersionsschicht.
[0032] Die Beheizung des Stahlbandes auf eine Temperatur zwischen 70 und 140°C erfolgt durch
Anstrahlen der Unterseite desselben mittels Infrarotstrahlern.
[0033] Ca. 60 Sekunden nach Anlegen des Vakuums wird das Ventil geöffnet und die Gummiabdeckung
nimmt auf Grund ihrer elastischen Eigenschaften ihre ursprüngliche Form an. Nach
dem Abheben der Gummiabdeckung kann das fertige Leder vom Papier abgezogen werden.
Durch in der Gummiabdeckung vorgesehene Längs- und Querrillen wird sichergestellt,
daß die Gase und der Wasserdampf auch dann aus dem leder entweichen können, wenn die
Membrane durch das Vakuum auf das Leder gedrückt ist.
1. Mit einer Zurichtung (14) versehenes Spaltleder (13) oder Lederfaserwerkstoff,
das bzw. der an zumindest der mit der Zurichtung versehenen Seite Vertiefungen und
abstehende Fasern aufweist, wobei die Zurichtung (14) aus zumindest zwei miteinander
verbundenen Schichten (14a,14b) besteht, von welchen die innere, dem Spaltleder (13)
oder Lederfaserwerkstoff unmittelbar benachbarte, im wesentlichen nicht thermoplastische
Schicht (14a) aus einer vernetzbaren, vorzugsweise Polurethan enthaltenden, Kunststoffdispersion
gebildet ist, eine Poren- bzw. Schaumstruktur aufweist, die abstehenden Fasern (17)
aufnimmt und vorzugsweise dicker ist als die äußere, eine strukturierte Oberfläche
aufweisende Schicht (14b), die aus einem Polyurethan enthaltenden Kunststoffmaterial,
gegebenenfalls aus einer Polymerlösung besteht, dadurch gekennzeichnet, daß die äußere,
im wesentlichen nicht thermoplastische Schicht (14b) aus einer vernetzbaren Dispersion
oder Lösung gebildet ist, und daß in wenigstens einer Schicht (14a,14b) eine, beispielsweise
aus einem Textilmaterial oder aus einem Vliesmaterial mit einem Flächengewicht unter
80 g/m² bestehende, Verstärkungseinlage angeordnet ist, wobei das Spaltleder bzw.
der Lederfaserwerkstoff zusammen mit der Zurichtung eine Wasserdampfdurchlässigkeit
von mehr als 0,3 mg/cm² h aufweist.
2. Spaltleder od.dgl. nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die innere Schicht
(14a) gegenüber dem Spaltleder od.dgl. (13) und gegenüber der äußeren Schicht (14b)
farbneutral ausgebildet ist und daß in der äußeren Schicht (14b) Pigmente und/oder
Farbstoffe eingebettet sind, welche die Farbe der Zurichtung bestimmen.
3. Spaltleder od.dgl. nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die innere Schicht
(14a) eine Dichte zwischen 0,6 und 0,8 aufweist.
4. Spaltleder od.dgl. nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die äußere Schicht
(14b) eine Dichte zwischen 0,82 und 1,24 aufweist.
5. Spaltleder od.dgl. nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicke der
inneren Schicht (14a) mit den eingebetteten Fasern (17) mehr als 0,11 mm, vorzugsweise
mehr als 0,21 mm, beträgt.
6. Spaltleder od.dgl. nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicke der
äußeren Schicht (14b) weniger als 0,16 mm, vorzugsweise weniger als 0,10 mm beträgt.
7. Spaltleder od.dgl. nach einem der Ansprüche 1 bis 6, da durch gekennzeichnet,
daß zumindest in die innere Schicht (14a) Mikrohohlkugeln mit einem Durchmesser von
0,008 bis 0,10 mm eingebettet sind, deren dünne Hülle aus thermoplastischem Material,
vorzugsweise aus Vinylidenchlorid-Copolymerisat, besteht.
8. Spaltleder od.dgl. nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß
auf der mit der Strukturierung versehenen Oberfläche der äußeren Schicht (14b) eine
zusätzliche dünne Finish-Schicht, beispielsweise eine den Glanz oder die Farbe beeinflussende
Schicht, angeordnet ist.
9. Spaltleder od.dgl. nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß
die strukturierte Oberfläche (16) der äußeren Schicht (14b) ein ledernarbenähnliches
Aussehen oder das Aussehen eines feingeschliffenen vollnarbigen Leders aufweist.
10. Spaltleder od.dgl. nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß zumindest die äußere Schicht (14b) feinste Zelluloseteilchen oder wärmesensible
Substanzen, z.B. Polyvinylmethyläther, enthält.