[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren an einer Stranggießanlage zur Erzeugung von
Strängen, insbesondere von Stahlsträngen, bei dem flüssiges Metall in eine Durchlaufkokille
eingeführt und im teilerstarrten Zustand aus der Kokille abgezogen wird, sowie eine
Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Bei Stranggießanlagen vom Senkrecht- oder Bogentyp wird die Ausziehmaschine nach
einer vorgegebenen Strangabzugsgeschwindigkeit geregelt. Abzugsrichtung und Abzugsgeschwindlgkeit
während eines Gusses sind im Normalfall gleichbleibend. Zur Einhaltung vorgegebener
Bedingungen und/oder zur Feststellung von Anomalien in der Führungsstrecke des Gußstranges
oder in der Kokille ist es bekannt (US-PS 3,478,808 und 3,358,743), die Stromaufnahme
der Antriebseinrichtung der Ausziehmaschine zu messen und in einen Regelkreis zur
Steuerung bzw. Regelung einer Stranggießanlage einzubeziehen. Bei gleichbleibender
Abzugsrichtung und oszillierender Kokille soll diese Methode Aufschluß geben über
die Gleitverhältnisse des Stranges in der Kokille. Aus diesen Schriften ist es ferner
bekannt, weitere Informationen über den erzeugten Strang zu erhalten, beispielsweise
durch Messung der Oberflächentemperatur des Stranges unterhalb der Kokille, über die
Strangdicke oder auch über eine Längenmessung des erzeugten Stranges und diese Informationen
in den Regelkreis der Stranggießanlage einzubeziehen.
[0003] Bei Horizontalstranggießanlagen, mit oszillierender oder auch feststehender Kokille
kann die Abzugsrichtung bei kontinuierlicher Bewegung des Stranges gleich bleiben;
der Strang kann jedoch auch schrittweise mit zwischengeschalteten Haltezeiten oder
auch zusätzlich mit einem kurzen Rückwärtshub und einer weiteren Haltezeit gefördert
werden. Je nach Strangabmessung und Abzugsgeschwindigkeit liegt beim Vergießen von
Stahl zwischen der Kokille und der Antriebseinheit für den Strang eine Strecke von
mehreren Metern, da die Antriebseinheit üblicherweise im Bereich des durcherstarrten
Stranges angeordnet ist. Zwischen Kokille und Antriebsaggregat, also im Bereich der
Erstarrungsstrecke, ist ein Teil des Stranges noch flussig und die dünne Strangschale
weist bei den hohen Temperaturen nur eine geringe Festigkeit auf. Andererseits weiß
man, daß ein reproduzierbarer Abzugsrhythmus des Stranges für die Strangschalenbildung
in der Kokille und für die Erzielung einer einwandfreien Strangoberfläche von ausschlaggebender
Bedeutung ist. Aufgrund der mechanischen Instabilität des teils flüssigen Stranges
läßt sich mit den vorgenannten Methoden jedoch nicht feststellen, ob und in welcher
Auswirkung der dem Antriebsaggregat vorgegebene Ziehrhythmus auch durch den Strang
auf den Kokillenabschnitt des Stranges übertragen wird.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Verhaltensweise eines Metallstranges
möglichst dicht an der Erzeugungsstelle zu erfassen und ein Verfahren und eine Vorrichtung
anzugeben, mit der es möglich ist, insbesondere das Antriebsaggregat für den Strangabzug
einer Stranggießanlage, insbesondere einer Stranggießanlage mit horizontal angeordneter
Kokille und diskontinuierlichem Strangabzug derart zu steuern bzw. zu regeln, daß
den tatsächlichen Gegebenheiten besser Rechnung getragen wird.
[0005] Bei einem Verfahren an einer Gießanlage zur Erzeugung von Strängen, insbesondere
von Stahlsträngen, bei dem flüssiges Metall in eine Durchlaufkokille eingeführt und
im teilerstarrten Zustand aus der Kokille abgezogen wird, wird daher erfindungsgemäß
vorgeschlagen, daß der Bewegungsablauf des Stranges in einem Bereich möglichst unmittelbar
nach Verlassen der Kokille erfaßt wird, daß das Erfassen des Bewegungsablaufes berührungslos
und verzögerungsfrei durch auf Strahlung ansprechende Sensoren erfolgt und daß die
Sensoren derart ausgelegt und angeordnet sind, daß sie ein auswertbares Meßsignal
über das Weg-Zeit-Verhalten des Stranges erzeugen und das Meßsignal einer Anzeige-
und/oder Auswerteinheit zugeführt wird.
[0006] In weiterer Ausgestaltung des Verfahrens schlägt die Erfindung vor, daß das das Weg-Zeit-Verhalten
des Stranges charakterisierende Signal in der Auswerteinheit mit einem Signal, das
einem Steuerbefehl für das den Strang aus der Kokille ausziehende Antriebsaggregat
entspricht - nach entsprechender regelungstechnischer Aufbereitung - verglichen wird
und Abweichungen des Meßsignals vom Steuersignal einer Steuereinheit des Antriebsaggregates
aufgeschaltet werden derart, daß der vom Antriebsaggregat auf den Strang übertragene
Bewegungsablauf einem vorgegebenen Weg-Zeit-Verhalten des Stranges am Meßort entspricht.
Durch die erfindungsgemäßen Maßnahmen ist es möglich, erstmals das tatsächliche Bewegungsverhalten
des Stranges zu erfassen. Ferner wird erreicht, daß der Strangabzug nach dem gewünschten
Bewegungsverhalten des Stranges gesteuert werden kann. Dies ist von besonderer Wichtigkeit.
Man hat sich bisher darauf verlassen, daß die mittelbaren Meßmethoden (Messung der
Stromaufnahme des Antriebsaggregates oder Meßrolle mit bekannten Nachteilen, wie Schlupf,
Verschleiß, Wärmebelastung) den Anforderungen genügen. Man hat sich also mit Indizien
für die Strangbewegung begnügt, ohne das tatsächliche Verhalten zu berücksichtigen
und beeinflussen zu können.
[0007] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird vorgeschlagen, daß das Weg-Zeit-Verhalten
des Stranges an einem weiteren Meßort zwischen Kokille und Antriebsaggregat gleichzeitig
erfaßt wird. Die beiden Meßorte sollen im Abstand voneinander angeordnet sein. Der
zweite Meßort liegt zweckmässig unmittelbar vor Einlauf des Stranges in das Antriebsaggregat.
Durch die gleichzeitige Erfassung der Strangbewegung an zwei voneinander getrennten
Meßorten ist es möglich, Informationen darüber zu erhalten, ob unter bestimmten Bedingungen,
abhängig z.B. von Gießgeschwindigkeit, Format, Temperatur, Qualität, möglicherweise
durch Eigenschwingungen des Stranges das am Kokillenaustritt erhaltene Meßsignal verfälscht
wird. Es ist damit möglich eine Gießanlage, ggf. bei selbsttätiger Regelung des Ausziehsystems,
außerhalb eines Bereiches kritischer Schwingungen zu betreiben.
[0008] Mit zur Erfindung gehört eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch
1 an einer Gießanlage, die aus einem Gießgefäß, einer Stranggießkokille und einem
Antriebsaggregat für den Strangabzug besteht. Die Erfindung sieht bei einer derartigen
Vorrichtung vor, daß mindestens eine, die Strangoberfläche erfassende Diodenzeilenkamera
der Kokille nachgeordnet ist, deren Meßsignal einer Auswerteinheit zugeführt wird
und daß die Steuereinheit des Antriebsaggregates ebenfalls mit der Auswerteinheit
verbunden ist, wobei die Auswerteinheit gleichzeitig regelnd in die Steuereinheit
des Antriebsaggregates eingreifen kann und daß an die Auswerteinheit eine Anzeigeneinheit
angeschlossen ist.
[0009] Zur Erläuterung der Erfindung dient die beiliegende Zeichnung.
[0010] Figur 1 zeigt den prinzipiellen Aufbau einer erfindungsgemäßen Einrichtung. Einem
Gießgefäß 1, das eine Pfanne oder auch einen Verteiler darstellen kann, ist die Kokille
2 nachgeordnet, aus der der Strang 3 mit Hilfe des Antriebsaggregates 4 abgezogen
wird. Das Antriebsaggregat 4 ist ausgelegt, um einen schrittweisen Strangabzug zu
ermöglichen. Das Antriebsaggregat 4 wird von einer Steuereinheit 7 gesteuert. Der
von dem Antriebsaggregat 4 auf den Strang 3 übertragene Bewegungsablauf wird mittels
einer Diodenzeilenkamera 5, die unmittelbar der Kokille 2 nachgeordnet ist, erfaßt.
Die Diodenzeilenkamera 5 ist so angeordnet, daß sie die Oberfläche des Stranges in
diesem Bereich betrachten kann. Markante Merkmale der Oberfläche werden als Meßsignale
von der Diodenzeilenkamera 5 auf die Auswerteinheit 6 übertragen. Die Auswerteinheit
6 ermittelt zyclisch mit hoher Frequenz relevante Bildpunkte und ordnet sie einem
Weg-/Zeitschema zu. Diese Auswertung ermöglicht einen unmittelbaren Rückschluß auf
den tatsächlichen Bewegungsablauf, also auf das Weg-Zeit-Verhalten des Stranges unmittelbar
an der Kokille. In der Auswerteinheit 6 wird ferner ein Vergleich dieses tatsächlichen
Bewegungsablaufes mit den Signalen der Steuereinheit 7 für das Antriebsaggregat 4
vorgenommen. Bei Abweichungen des Meßsignals der Diodenzeilenkamera 5 von den Steuersignalen
der Steuereinheit 7 wird eine Korrektur des Steuerprogramms dahingehend vorgenommen,
daß die von Antriebsaggregat 4 erzeugte Strangbewegung mit der gewünschten und über
die Diodenzeilenkamera 5 kontrollierbaren Strangbewegung übereinstimmt.
[0011] Zur Erfassung von Eigenschwingungen des Stranges ist eine weitere Diodenzeilenkamera
5′ in der Nähe des Einlaufes des Stranges in das Antriebsaggregat 4 angeordnet. Die
Meßsignale der Diodenzeilenkamera 5′ werden ebenfalls der Auswerteeinheit 6 zugeführt.
Damit ist es möglich, Eigenschwingungen des Stranges oder der Anlage zu berücksichtigen
bzw. die Fahrweise der gesamten Anlage so einzustellen, daß kritische Bereiche vermieden
werden. Das Meßergebnis der Strangbewegung kann natürlich auf einer Anzeigeeinheit
8 dargestellt werden.
[0012] Es liegt natürlich mit im Rahmen der Erfindung, den vorbeschriebenen Regelkreis zu
trennen. Es ist also im einfachsten Fall möglich, mittels der Zeilenkamera 5 der Auswerteinheit
6 und der Anzeigeeinheit 8 den Bewegungsablauf des Stranges zu erfassen und lediglich
zur Kontrolle des durch das Antriebsaggregat 4 erzeugten Bewegungsverhaltens des Stranges
3 zu benutzen.
1. Verfahren an einer Gießanlage zur Erzeugung von Strängen, inbesondere von Stahlsträngen,
bei dem flüssiges Metall in eine Durchlaufkokille eingeführt und im teilerstarrten
Zustand aus der Kokille abgezogen wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Bewegungsablauf des Stranges in einem Bereich möglichst unmittelbar nach Verlassen
der Kokille berührungslos und verzögerungsfrei durch auf Strahlung ansprechende Sensoren
erfaßt wird und die Sensoren derart ausgelegt und angeordnet sind, daß sie ein auswertbares
Meßsignal über das Weg-Zeit-Verhalten des Stranges erzeugen, und daß das das Weg-Zeit-Verhalten
des Stranges charakterisierende Signal in einer Auswerteinheit mit einem Signal,
das einem Steuerbefehl für das den Strang aus der Kokille ausziehende Antriebsaggregat
entspricht verglichen wird und Abweichungen des Meßsignals vom Steuersignal einer
Steuereinheit des Antriebsaggregates aufgeschaltet werden,derart, daß der vom Antriebsaggregat
auf den Strang zu übertragende Bewegungsablauf einem vorgegebenen Weg-Zeit-Verhalten
des Stranges am Meßort entspricht.
2. Verfahren nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
daß das Weg-Zeit-Verhalten des Stranges an einem weiteren Meßort zwischen Kokille
und Antriebsaggregat gleichzeitig erfaßt wird.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, an einer aus einem
Gießgefäß, einer Stranggießkokille und einem Antriebsaggregat für den Strangabzug
bestehenden Gießanlage,
gekennzeichnet durch,
mindestens eine der Kokille (2) nachgeordnete, die Oberfläche des Stranges (3) erfassende
Diodenzeilenkamera (5,5′) einer Auswerteinheit (6), die mit der Diodenzeilenkamera
(5,5′) verbunden ist, einer Steuereinheit (7) des Antriebsaggregates (4), die ebenfalls
mit der Auswerteinheit (6) verbunden ist und einer an die Auswerteinheit (6) angeschlossenen
Anzeigeeinheit (8).