(19)
(11) EP 0 331 638 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
06.09.1989  Patentblatt  1989/36

(21) Anmeldenummer: 89810150.6

(22) Anmeldetag:  27.02.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D01H 9/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI

(30) Priorität: 29.02.1988 CH 743/88

(71) Anmelder: MASCHINENFABRIK RIETER AG
CH-8406 Winterthur (CH)

(72) Erfinder:
  • Vignon, Louis
    CH-1201 Genf (CH)

(74) Vertreter: Ryffel, Rolf 
Hepp, Wenger & Ryffel AG Bahnhofstrasse 58
8001 Zürich
8001 Zürich (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Spulenwechseleinrichtung an einer Spinnvorrichtung


    (57) Die Spinnvorrichtung besitzt eine vertikal ver­schiebbare Spindelbank (2), die eine drehbare Spindel (1) trägt, und ein um die Spindelachse drehbares, glockenförmiges Fadenführungsorgan (6). Die Spulen­wechseleinrichtung besitzt ein Stützelement (11) und ein Spulenhalteelement (10), welche quer zur Spindel­achse bewegbar sind. Auf dem oberen Ende der Spindel (1) bzw. einer auf diese gesteckten Spulenhülse (8) ist lösbar ein Fortsatz (9) angebracht. Wenn die Spu­lenhülse (8) voll bewickelt ist, wird ein kurzes Garn­stück auf diesen Fortsatz (9) gewickelt und dann die Spinnvorrichtung abgestellt. Die Spindelbank (2) wird gesenkt, und das Stützelement (11) wird zur Spindel­achse bewegt, um den Fortsatz (9) zu erfassen. Die Spindelbank (2) wird weiter gesenkt, und das Spulen­halteelement (10) wird zur Spindelachse bewegt, er­fasst die voll bewickelte Spulenhülse (8) und verbringt sie auf eine Transportvorrichtung (14, 15). Anschlies­send bewegt das Spulenhalteelement (10) eine leere Spulenhülse (8) von der Transportvorrichtung (14, 15) in die Spindelachse. Dann wird die Spindelbank (2) ge­hoben, um die Spindel (1) in die leere Spulenhülse (8) einzuführen. Das Stützelement (11) setzt den Fortsatz (9) auf das obere Ende der Spulenhülse (8) und zieht sich zurück.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Spulen­wechseleinrichtung an einer Spinnvorrichtung, nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.

    [0002] Eine Spinnvorrichtung der angegebenen Art ist beispielsweise aus dem Dokument CH-A-643 308 bekannt. Der auf dem freien Ende der Spindel bzw. der Spule anbringbare Fortsatz dient zum Aufwickeln eines kur­zen Garnstücks neben der Spule, bevor diese von der Spindel abgenommen wird. Der Fortsatz wird insbeson­dere dann benötigt, wenn es nicht möglich ist, das kurze Garnstück neben dem anderen Ende der Spule z.B. auf die Spindel zu wickeln, beispielsweise weil die volle Spule wegen begrenzter Abmessungen des glocken­förmigen Fadenführungsorgans nicht mehr in demselben Platz findet.

    [0003] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine Spulenwechseleinrichtung zur Verfügung zu stellen, die einen Spulenwechsel an einer Spinnvorrichtung der an­gegebenen Art vollkommen selbsttätig und in einfacher Weise durchführen kann.

    [0004] Die erfindungsgemässe Spulenwechseleinrichtung, mit der die Aufgabe gelöst wird, ist im kennzeichnen­den Teil des Patentanspruchs 1 definiert.

    [0005] Ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegen­standes wird nachstehend anhand der Zeichnungen näher erläutert. In diesen zeigen:

    Fig. 1 schematisch eine Seitenansicht einer Spinnvorrichtung mit Elementen der Spulenwechselein­richtung,

    Fig. 2 in grösserem Massstab und teilweise im Schnitt das obere Ende der Spule in der Spinnvor­richtung, mit dem darauf angebrachten Fortsatz,

    Fig. 3 eine Draufsicht zu Fig. 2 und

    Fig. 4 bis 21 die Spinnvorrichtung in kleine­rem Massstab bei verschiedenen Stellungen der Teile während eines Spulenwechselvorgangs.



    [0006] Die dargestellte Spinnvorrichtung besitzt in üblicher Weise eine um ihre Achse drehbare Spindel 1, die auf einer Spindelbank 2 getragen ist. In der Spin­delbank 2 ist der nicht dargestellte Drehantrieb für die Spindel 1, in der Regel ein Riemen, untergebracht. Die Spindelbank 2 ist an auf einem Fuss 3 stehenden Säulen 4 vertikal verschiebbar geführt. Der Verschie­beantrieb für die Spindelbank 2, z.B. über antreib­bare Kettenräder laufende Ketten, ist ebenfalls nicht dargestellt. Auf dem oberen Ende der Säulen 4 ist eine Konsole 5 angeordnet, in der ein zur Spindel 1 koaxi­ales, glockenförmiges Fadenführungsorgan 6 drehbar gelagert ist. Die Konsole 5 enthält auch eine nicht dar­gestellte Antriebs- und/oder Bremseinrichtung für das Fadenführungsorgan 6. Der von einem Streckwerk kommen­de Faden 7 tritt oben in der Achse des Fadenführungs­organs 6 in dasselbe ein und verläuft dann im Inneren des Fadenführungsorgans 6 bis zu dessen unterem Rand. Bei diesem unteren Rand tritt der Faden durch eine Führungsöffnung 6.1 (nur in Fig. 2 dargestellt) und wird dann auf eine auf der Spindel 1 angeordnete Spulenhülse 8 gewickelt.

    [0007] Auf dem oberen Ende der Spindel 1 bzw. der Spu­lenhülse 8 ist lösbar ein Fortsatz 9 aufgesteckt, auf den vor einem Spulenwechsel ein Garnstück begrenzter Länge aufgewickelt wird.

    [0008] Der Spulenwechsel wird von einer selbsttätig arbeitenden Spulenwechseleinrichtung durchgeführt, deren wesentliche Elemente die folgenden sind: Ein Spulenhalteelement 10, ein erstes Stützelement 11 und ein zweites Stützelement 12. Das Spulenhalteelement 10 und die Stützelemente 11 und 12 sind jeweils von einem nicht dargestellten Antrieb quer zur Achse der Spindel 1 bewegbar. Das Spulenhalteelement 10 kann beispiels­ weise die Form eines elastischen Zapfens haben, der in das obere Ende einer Spulenhülse 8 einsteckbar ist, um die Spulenhülse bzw. Spule zu halten. Das erste Stütz­element 11 kann wie in Fig. 3 gezeigt ein gabelförmi­ges Element sein, das zwischen Flansche 9.1 und 9.2 (Fig. 2) des Fortsatzes 9 schiebbar ist, um den Fort­satz 9 gegen axiale Verschiebung zu halten. Das zweite Stützelement 12 kann ebenfalls ein gabelförmiges Ele­ment sein, das unter einen Spulenkörper schiebbar ist, um diesen gegen axiale Verschiebung zu halten.

    [0009] Ferner ist auf dem Fuss 3 eine Transportvor­richtung für leere Spulenhülsen 8 und volle Spulen an­geordnet, beispielsweise in Form eines in einer Schie­ne 13 senkrecht zur Zeichenebene laufenden Bandes 14, auf welchem Zapfen 15 zum Aufstecken jeweils einer Spule oder einer Spulenhülse getragen sind.

    [0010] Für die Steuerung der Antriebe des Spulenhalte­elementes 10 und der Stützelemente 11 und 12 sowie des Antriebes zum vertikalen Verschieben der Spindelbank 2 und des Antriebes des Transportbandes 14 während eines Spulenwechselvorganges ist eine selbsttätig arbeitende Steuereinrichtung (nicht dargestellt) vorhanden, wel­che die nachstehend anhand der Fig. 4 bis 21 beschrie­benen Bewegungen der beschriebenen Teile bewirkt.

    [0011] Vor dem Abstellen der Spinnvorrichtung (d.h. der Drehantriebe der Spindel 1 und des glockenförmigen Fadenführungsorganes 6) wird die Spindelbank 2 auf die in Fig. 4 gezeigte Höhe eingestellt, so dass der Fort­satz 9 auf dem oberen Ende der vollen Spule 8.1 auf den unteren Rand des Fadenführungsorgans 6 ausgerichtet ist. Auf den Fortsatz 9 wird ein Garnstück begrenzter Länge aufgewickelt. Dann wird die Spinnvorrichtung abgestellt.

    [0012] Anschliessend wird die Spindelbank 2 auf die in Fig. 5 gezeigte Höhe gesenkt, um den Fortsatz 9 auf die Höhe des ersten Stützelementes 11 auszurichten. In dieser Stellung sind die Teile auch in Fig. 2 darge­stellt.

    [0013] Dann wird gemäss Fig. 6 das erste Stützelement 11 an eine Stelle in der Fortsetzung der Spindelachse bewegt, so dass nun das erste Stützelement 11 den Fort­satz 9 trägt und gegen weitere axiale Verschiebung fest­hält.

    [0014] Dann wird die Spindelbank 2 mit der auf der Spindel befindlichen Spule 8.1 in die Stellung gemäss Fig. 7 gesenkt, wobei der Fortsatz 9 vom Stützelement 11 zurückgehalten wird und der Faden zwischen dem Fort­satz 9 und der Spule 8.1 bricht, z.B. an einer scharfen Kante und/oder in einer Kerbe des unteren Flansches 9.1 des Fortsatzes 9.

    [0015] Danach wird wie in Fig. 8 gezeigt das Spulenhalte­element 10 an eine Stelle über der Spule 8.1 in der Fortsetzung der Spindelachse bewegt.

    [0016] Anschliessend wird die Spindelbank 2 wieder etwas gehoben, so dass das Spulenhalteelement 10 wie in Fig. 9 gezeigt in das obere Ende der Spule 8.1 eintritt, um diese festzuhalten.

    [0017] Dann wird wie in Fig. 10 gezeigt, das zweite Stützelement 12 unter die Spule 8.1 geschoben, um diese gegen axiale Verschiebung nach unten festzuhalten. Das zweite Stützelement 12 ist insbesondere dann er­forderlich, wenn die Spindel 1 und die Spulenhülse 8 etwas konisch sind und daher fest aneinander haften.

    [0018] Die Spindelbank 2 wird dann ganz nach unten in die in Fig. 11 gezeigte Stellung gesenkt, um die Spin­del 1 aus der vom Spulenhalteelement 10 und vom zweiten Stützelement 12 gehaltenen Spule 8.1 heraus­zuziehen. Das zweite Stützelement 12 wird anschlies­send wieder in seine Ausgangsstellung neben der Spin­del zurückgezogen.

    [0019] Das Spulenhalteelement 10 mit der Spule 8.1 wird dann in die in Fig. 12 gezeigte Stellung über einem leeren Zapfen 15 des Transportbandes 14 bewegt.

    [0020] Anschliessend setzt das Spulenhalteelement 10 die Spule 8.1 auf den genannten Zapfen 15 des Transport­bandes 14 und zieht sich dann nach oben aus der Spule 8.1 zurück, wie in Fig. 13 gezeigt. (Der Zapfen 15 des Transportbandes hält die Spule 8.1 mit einer grösseren Kraft fest als das Spulenhalteelement 10.)

    [0021] Das Transportband 14 wird dann um einen Schritt (= halbe Spindelteilung) senkrecht zur Zeichenebene weiterbewegt, um die volle Spule 8.1 wegzubringen und eine leere Spulenhülse 8 an deren Stelle zu verbrin­gen (Fig. 14).

    [0022] Das Spulenhalteelement 10 tritt dann oben in die Spulenhülse 8 ein und zieht diese von ihrem Trans­portbandzapfen 15.1 ab, siehe Fig. 15. (Der Zapfen 15.1 hält die Spulenhülse 8 weniger stark als das Spulenhal­teelement 10.)

    [0023] Dann wird das Spulenhalteelement 10 mit der Spulenhülse 8 wieder an die Stelle in der Fortsetzung der Spindelachse bewegt, wie in Fig. 16 gezeigt.

    [0024] Anschliessend wird die Spindelbank 2 gehoben, so dass die Spindel 1 wie in Fig. 17 gezeigt in die Spulenhülse 8 eintritt und sich in dieser festklemmt.

    [0025] Die Spindelbank 2 wird dann gemäss Fig. 18 mit der Spulenhülse 8 wieder etwas gesenkt, um die Spulenhülse vom Spulenhalteelement 10 zu lösen.

    [0026] Das Spulenhalteelement 10 wird anschliessend wie in Fig. 19 gezeigt in seine Stellung neben der Spindel zurückgezogen, und die Spindelbank 2 wird mit der Spulenhülse 8 gehoben, bis der vom ersten Stütz­element 11 getragene Fortsatz 9 in das obere Ende der Spulenhülse 8 eintritt.

    [0027] Nun kann das erste Stützelement 11 wieder vom Fortsatz 9 zurückgezogen werden, Fig. 20.

    [0028] Die Spindelbank 2 wird dann weiter gehoben, und die Spinnvorrichtung läuft wieder an, sobald der Fortsatz 9 mit dem daraufgewickelten kurzen Garnstück in das glockenförmige Fadenführungsorgan 6 eintritt. Fig. 21 zeigt die Stellung mit ganz angehobener Spindelbank 2, in welcher mit dem Bilden der neuen Wicklung auf dem unteren Ende der Spulenhülse 8 begon­nen wird.


    Ansprüche

    1. Spulenwechseleinrichtung an einer Spinnvor­richtung mit einer drehbaren und axial verschiebbaren Spindel (1), der ein um die Spindelachse drehbares, glockenförmiges Fadenführungsorgan (6) zugeordnet ist, wobei auf dem freien Ende der Spindel (1) oder einer auf dieser getragenen Spule (8) lösbar ein Fortsatz (9) anbringbar ist zum Aufwickeln eines Garnstücks be­grenzter Länge vor dem Spulenwechsel, gekennzeichnet durch ein Spulenhalteelement (10), das von einem An­trieb quer zur Spindelachse zwischen einer ersten Stel­le in der Fortsetzung der Spindelachse und einer zwei­ten Stelle neben der Spindel (1) bewegbar ist, um eine volle Spule (8.1) von der Spindel (1) zu übernehmen und an die zweite Stelle zu verbringen und eine leere Spu­lenhülse (8) von der zweiten Stelle an die erste Stel­le zu verbringen, und ein Stützelement (11), das durch einen Antrieb quer zur Spindelachse von einer Stelle neben der Spindel (1) an eine Stelle in der Fortsetzung der Spindelachse bewegbar ist, um dort den genannten Fortsatz (9) während des Spulenwechsels zu tragen.
     
    2. Spulenwechseleinrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch ein zweites Stützelement (12), das durch einen weiteren Antrieb quer zur Spindelachse vor­schiebbar ist, um eine auf der Spindel (1) angeordnete Spule (8.1) gegen axiale Verschiebung mit der Spindel (1) zu halten.
     
    3. Spulenwechseleinrichtung nach Anspruch 2, gekennzeichnet durch eine Steuereinrichtung für einen Antrieb zum axialen Verschieben der Spindel (1) und für die Antriebe des Spulenhalteelementes (10), des erstgenannten Stützelementes (11) und des zweiten Stützelementes (12), welche Steuereinrichtung nach dem Aufwickeln eines Garnstücks auf den genannten Fort­satz (9) und Abstellen der Spinnvorrichtung folgende Bewegungen bewirkt: (a) Verschieben der Spindel (1) zum Ausrichten des Fortsatzes (9) auf das erstgenannte Stützelement (11), (b) Bewegen des erstgenannten Stütz­elementes (11) zum Fortsatz (9), (c) weiteres Verschie­ben der Spindel (1) zum Lösen vom Fortsatz (9), (d) Bewegen des Spulenhalteelementes (10) in axiale Aus­richtung mit der Spindel (1), (e) Kuppeln der Spule mit dem Spulenhalteelement (10), vorzugsweise durch Verschieben der Spindel (1), (f) Bewegen des zweiten Stützelementes (12) zum Halten der Spule (8.1), (g) Verschieben der Spindel (1) zum Herausziehen aus der Spule (8.1), (h) Zurückziehen des zweiten Stütz­elementes (12), (i) Zurückbewegen des Spulenhalteele­mentes (10) an die zweite Stelle zum Abgeben der vollen Spule (8.1) und Aufnehmen einer leeren Spulenhülse (8), (k) Bewegen des Spulenhalteelementes (10) in axiale Ausrichtung mit der Spindel (1), (l) Verschieben der Spindel (1) in die Spulenhülse (8) hinein, (m) Lösen der Spulenhülse (8) vom Spulenhalteelement (10), vor­zugsweise durch Verschieben der Spindel (1), (n) Zu­rückbewegen des Spulenhalteelementes (10), (o) Ver­schieben der Spindel (1) zum Kuppeln mit dem Fortsatz (9), (p) Zurückziehen des erstgenannten Stützelementes (11) vom Fortsatz (9).
     
    4. Spulenwechseleinrichtung nach einem der An­sprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch eine Transport­einrichtung (14, 15) zum Wegtransportieren der vollen Spule (8.1) von der genannten zweiten Stelle und Heran­führen einer leeren Spulenhülse (8) an diese zweite Stelle.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht