[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Glockenspinnmaschine nach dem Oberbegriff des
Patentanspruchs 1.
[0002] Glockenspinnmaschinen mit angetriebenen Spindeln und um die Spindelachsen drehbaren,
glockenförmigen Fadenführungsorganen sind seit langer Zeit bekannt. Die drehbaren
Fadenführungsorgane benötigen in solchen Maschinen im Prinzip keinen eigenen Antrieb,
sondern können von dem Faden, der durch eine Oeffnung beim freien Rand des Fadenführungsorgans
hindurchtritt und auf die auf der Spindel sitzende Spule aufgewickelt wird, mitgeschleppt
werden, ähnlich wie der Läufer in einer Ringspinnmaschine.
[0003] Häufig wird jedoch für die glockenförmigen Fadenführungsorgane trotzdem ein Hilfsantrieb
vorgesehen, der zunächst einen schnelleren Anlauf der Maschine (Beschleunigung des
relativ trägen Fadenführungsorgans) ermöglicht und der gegebenenfalls auch im Betrieb
beim Ueberwinden der Reibung mithelfen kann. Damit sich im Betrieb die Drehzahl des
Fadenführungsorgans - bei konstanter Spindeldrehzahl und konstanter Fadenzuliefergeschwindigkeit
- an den wachsenden Garnpackungsdurchmesser anpassen kann, ist in der DE-A-30 46
180 vorgeschlagen worden, auf den Fadenführungsorganen Wirtel anzuordnen, die mit
einem Antriebsriemen in Berührung stehen und die jeweils mit dem zugehörigen Fadenführungsorgan
über einen Freilauf gekuppelt sind.
[0004] Bei solchen Maschinen ergeben sich jedoch Probleme beim Abstellen. Das Fadenführungsorgan,
das eine relativ grosse Trägheit hat, zeigt die Tendenz, länger weiterzudrehen als
die Spindel.
[0005] Die Aufgabe der Erfindung besteht nun darin, in einer Glockenspinnmaschine der eingangs
angegebenen Art den Hilfsantrieb, der beim Anlauf der Maschine die Fadenführungsorgane
antreibt, derart auszubilden, dass beim Abstellen der Maschine die Fadenführungsorgane
rascher - und etwa mit der gleichen Verzögerung wie die Spindeln - abgebremst werden.
Dabei soll die Möglichkeit ebenfalls gegeben sein, dass sich im Betrieb die Drehzahl
der Fadenführungsorgane an die wachsenden Garnpackungsdurchmesser anpasst.
[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäss mit der im kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs
1 definierten Einrichtung gelöst.
[0007] Das Spindelantriebsorgan und der Riemen werden zweckmässig von einem gemeinsamen
Antrieb mit Geschwindigkeiten angetrieben, die in einem festen Verhältnis zueinander
stehen, und zwar derart, dass der Riemen im Betrieb etwas langsamer läuft als der
Umfang der Wirtel auf den vom Faden mitgenommenen Fadenführungsorganen. Die Fadenführungsorgane
werden dann im Betrieb durch den Riemen mittels Reibung leicht gebremst, wobei die
Bremskraft von der auf den Riemen ausgeübten, einstellbaren Andrückkraft abhängt.
Für das Abstellen der Maschine wird dann die Andrückkraft erhöht, so dass die Fadenführungsorgane
trotz ihrer relativ grossen Trägheit annähernd synchron mit dem Riemen auslaufen
und zum Stillstand kommen.
[0008] Die Einrichtung zum Andrücken des Riemens kann in einfacher Weise mit quer zum Riemen
bewegbaren Andruckrollen realisiert werden, die von einem gemeinsamen Steuerelement
bewegt werden. Das Steuerelement kann dabei zweckmässig eine parallel zum Riemen zwischen
zwei Endlagen bewegbare Steuerstange sein.
[0009] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung näher
erläutert. ln dieser zeigen:
Fig. 1 schematisch eine Seitenansicht einer Glockenspinnmaschine, teilweise im Schnitt,
und
Fig. 2 einen Horizontalschnitt nach der Linie II - II in Fig. 1.
[0010] Die dargestellte Glockenspinnmaschine besitzt eine an Säulen 1 vertikal verschiebbar
geführte Spindelbank 2, die eine Reihe von Spindeln 3 trägt. Die Spindeln 3 sind
je in einem an der Spindelbank 2 angeordneten Lager 4 um eine vertikale Achse drehbar
gelagert und werden von einem Antriebsorgan angetrieben, z.B. von einem Antriebsriemen
5, der an einem Wirtel 6 jeder Spindel 3 anliegt, oder stattdessen von Einzelantriebsmotoren.
[0011] Jeder Spindel 3 ist ein um die Spindelachse drehbares, glockenförmiges Fadenführungsorgan
7 zugeordnet. Ein von einem Streckwerk kommender Faden 8 tritt von oben in das Fadenführungsorgan
7 ein, tritt dann durch eine Führungsöffnung beim unteren Rand des Fadenführungsorgans
7 hindurch und läuft zu der auf der Spindel 3 sitzenden Spule.
[0012] Die Fadenführungsorgane 7 sind im oben liegenden Halsbereich derselben in Lagern
9 in einer von den Säulen 1 getragenen Konsole 10 drehbar gelagert und tragen Wirtel
11, an denen ein Riemen 12 anliegt, der von einer Andrückeinrichtung mit einer einstellbaren
Kraft gegen die Wirtel 11 gedrückt wird.
[0013] Die Andrückeinrichtung enthält im dargestellten Ausführungsbeispiel Andruckrollen
13, die je zwischen zwei einander benachbarten Wirteln 11 an dem Riemen 12 anliegen.
Eine Andruckrolle 13 genügt wie gezeichnet für Oeweils zwei Wirtel 11; es könnten
aber auch mehr Andruckrollen vorhanden sein. Das Lager 14 jeder Andruckrolle 13 ist
jeweils auf einem biegsamen Plättchen 15, d.h einem Plättchen mit einem biegsamen,
elastischen Abschnitt, befestigt, dessen Ende an einer stationären Tragschiene 16
befestigt ist. In dieser Weise ist jede Andruckrolle 13 quer oder annähernd quer zum
Riemen 12 bewegbar geführt.
[0014] Zum Bewegen der Andruckrollen 13 - und damit zur Aenderung der Kraft, mit welcher
der Riemen 12 gegen die Wirtel 11 gedrückt wird - ist ein gemeinsames Steuerelement
in Form einer parallel zum Riemen 12 verschiebbaren Steuerstange 17 vorgesehen. Auf
der Steuerstange 17 ist für jedes der Plättchen 15 je ein Nocken 18 montiert. Die
Plättchen 15 sind zum Riemen 12 geneigt und stellen so eine zum Riemen 12 geneigte
Fläche dar, und an ihren Rückseitenflächen greift jeweils einer der Nocken 18 an.
Wenn die Steuerstange 17 mit den Nocken 18 in Richtung des Pfeiles P parallel zur
Laufrichtung des Riemens 12 verschoben wird, werden dadurch die Andruckrollen 13 entgegen
der elastischen Biegekraft der Plättchen 15 zum Riemen 12 hin bewegt und drücken denselben
stärker gegen die Wirtel 11. Die Steuerstange 17 wird von einem doppeltwirkenden Zylinder-Kolben-Aggregat
19 bewegt. Der Verschiebeweg der Steuerstange 17 ist in beiden Richtungen durch je
einen einstellbaren Anschlag 20 bzw. 21 begrenzt.
[0015] Im Betrieb der Spinnmaschine werden der Spindelantriebsriemen 5 und der Riemen 12
von einem nicht dargestellten Antrieb mit Geschwindigkeiten angetrieben, die in einem
konstanten Verhältnis zueinander stehen, und zwar derart, dass die Lineargeschwindigkeit
des Riemens 12 etwas kleiner eingestellt ist als die Tangentialgeschwindigkeit der
Umfangsflächen der Wirtel 11, die auf den von den Fäden nachgeschleppten Fadenführungsorganen
7 sitzen. Der Riemen 12 übt daher auf die Wirtel 11 durch Reibung eine geringe Bremskraft
aus. Die Grösse der Bremskraft ist abhängig von der Kraft, mit der die Andruckrollen
13 den Riemen 12 gegen die Wirtel 11 drücken. Die Steuerstange 17 steht während des
Spinnens wie gezeichnet in seiner in Fig. 2 unteren Endlage am Endanschlag 20, so
dass sich die Andruckrollen 13 nur wenig in die Bahn des Riemens 12 hineinerstrecken,
d.h., nur eine kleine Druckkraft auf den Riemen 12 ausüben. Durch Verstellen des Endanschla
ges 20, wodurch die Nocken 18 längs der geneigten Plättchen 15 in eine andere Lage
kommen, kann die von den Andruckrollen 13 auf den Riemen 12 ausgeübte Druckkraft
und damit die vom Riemen 12 auf die Wirtel 11 durch Reibung ausgeübte Bremskraft geändert
und an die im besonderen Fall vorliegenden Gegebenheiten, z.B. an die Art des Fadens
8, angepasst werden.
[0016] Beim Abstellen der Spinnmaschine wird mit dem Ausschalten und gegebenenfalls Abbremsen
des Antriebes der Riemen 5 und 12 auch das Zylinder-Kolben-Aggregat 19 betätigt und
dadurch die Steuerstange 17 ausreichend schnell in ihre andere Endlage am Endanschlag
21 verstellt bzw. verschoben bzw. bewegt. Dabei bewegen die Nocken 18 über die geneigten
Plättchen 15 die Andruckrollen 13 weiter zum Riemen 12 hin. Die Kraft, mit welcher
der Riemen 12 gegen die Wirtel 11 gedrückt wird, wird dadurch so gross, dass der Riemen
12 die zum Abbremsen der Fadenführungsorgane 7 erforderliche Bremskraft - durch
Reibung oder sogar unter Aufhebung des Schlupfes zwischen Riemen 12 und Wirtel 11
- auf die Wirtel 11 übertragen kann.
[0017] Die Verwendung des gemeinsamen Steuerelementes 17 zum Bewegen der Andruckrollen 13
ist zweckmässig. Die Uebertragung der Bewegung vom Steuerelement 17 auf die Andruckrollen
13 könnte aber natürlich auch anders als anhand der Zeichnung beschrieben erfolgen.
Beispielsweise könnte jede Andruckrolle 13 von einem Arm je eines in der Tragschiene
16 schwenkbar gelagerten zweiarmigen Hebels getragen sein, wobei die anderen Arme
dieser Hebel an einer parallel zum Riemen 12 bewegbaren Steuerstange angelenkt wären.
Oder die Lager 14 der Andruckrollen 13 könnten in der Tragschiene 16 quer zum Riemen
12 verschiebbar geführt sein und sich an je einer auf der verschiebbaren Steuerstange
17 angeordneten, zum Riemen 12 geneigten Rampe abstützen. Auch andersartig bewegbare
gemeinsame Steuer elemente zum Bewegen von quer zum Riemen 12 bewegbar geführten
Andruckrollen sind denkbar. Die Nocken 18 können auch eine Keilform haben. Der Riemen
12 kann natürlich auch nur für das Anfahren und das Abstellen der Maschine verwendet
werden.
1. Glockenspinnmaschine, mit einer Reihe von drehbaren Spindeln (3), denen je ein
um die Spindelachse drehbares, glockenförmiges Fadenführungsorgan (7). zugeordnet
ist, mit einem Antriebsorgan (5) zum Drehen der Spindeln (3) und mit einem Riemen
(12), der an auf den Fadenführungsorganen (7) angeordneten Wirteln (11) anliegt, gekennzeichnet
durch eine Einrichtung (13, 17, 19) zum Andrücken des Riemens (12) gegen die Wirtel
(11) mit einer einstellbaren Kraft.
2. Glockenspinnmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Einrichtung
(13, 17, 19) Andruckrollen (13) enthält, die je zwischen zwei einander benachbarten
Wirteln (11) am Riemen (12) anliegen und die quer zum Riemen (12) bewegbar sind.
3. Glockenspinnmaschine nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass zum Bewegen
der Andruckrollen (13) ein gemeinsames, bewegbares Steuerelement (17) angeordnet
ist.
4. Glockenspinnmaschine nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Steuerelement
(17) eine parallel zum Riemen (12) bewegbare Steuerstange ist.
5. Glockenspinnmaschine nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerstange
(17) mit jeder der Andruckrollen (13) über je eine zum Riemen (12) geneigte Fläche
(15) gekuppelt ist.
6. Glockenspinnmaschine nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerstange
(17), vorzugsweise mittels eines Zylinder-Kolben-Aggregates (19) zwischen zwei Endanschlägen
(20, 21) verschiebbar ist, von denen wenigstens einer einstellbar ist.
7. Glockenspinnmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Spindelantriebsorgan
(5) und der Riemen (12) mit Geschwindigkeiten antreibbar sind, die in einem konstanten
Verhältnis zueinander stehen.