(19)
(11) EP 0 332 002 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
13.09.1989  Patentblatt  1989/37

(21) Anmeldenummer: 89103385.4

(22) Anmeldetag:  27.02.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4C10L 1/18
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB IT NL

(30) Priorität: 07.03.1988 DE 3807395

(71) Anmelder: Henkel Kommanditgesellschaft auf Aktien
40191 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Ritter, Wolfgang, Dr.
    D-5657 Haan (DE)
  • Meyer, Claudia
    D-4000 Düsseldorf 13 (DE)
  • Zöllner, Wolfgang
    D-4000 Düsseldorf 13 (DE)
  • Herold, Claus-Peter, Dr.
    D-4020 Mettmann (DE)
  • von Tapavicza, Stephan, Dr.
    D-4006 Erkrath 12 (DE)

(74) Vertreter: von Kreisler, Alek, Dipl.-Chem. et al
Patentanwälte von Kreisler-Selting-Werner Postfach 10 22 41
50462 Köln
50462 Köln (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verwendung ausgewählter Copolymeren der Acryl- und/oder Methacrylsäureester als Fliessverbesserer in paraffinreichen Erdölen und Erdölfraktionen (II)


    (57) Beschrieben wird die Verwendung von Copolymeren aus Acryl- und/oder Methacrylsäureestern höherer Alkohole bzw. Alkohol­schnitte mit wenigstens 16 C-Atomen im Alkoholrest und nicht mehr als 20 Gew.-%, bevorzugt etwa 0,5 bis 15 Gew.-% an freier Acrylsäure und/oder Methacrylsäure Gew.-% bezogen auf Copolymergewicht - als Zuschlagmittel für Paraffine und/oder Asphaltene enthaltende Rohöle und Erdölfraktionen zur Absenkung deren Fließ- bzw. Erstarrungspunkt und Verbes­serung der Fließeigenschaften, insbesondere im Temperatur­bereich kurz oberhalb des Erstarrungspunktes. Bevorzugt wer­den die Fließverbesserer in paraffinreichen Ölen bzw. Ölfrak­tionen mit Eigenfließpunkten oberhalb 20 °C, insbesondere oberhalb 25 °C eingesetzt, wobei eine Absenkung der Fließpunk­te auf Werte unterhalb 15 °C und insbesondere unterhalb 10 °C möglich wird.


    Beschreibung


    [0001] Es ist bekannt, die Fließeigenschaften von Rohölen und/oder Erdölfraktionen durch Mitverwendung beschränkter Mengen syn­thetischer Fließhilfsmittel zu verbessern. Aufgabe dieser Fließhilfsmittel ist bekanntlich die Absenkung der jeweiligen Temperatur unterhalb derer im flüssigen Kohlenwasserstoffge­misch Festbestandteile - insbesondere höhere Paraffine gege­benenfalls in Kombination mit Asphaltenen oder anderen schwer löslichen Bestandteilen - in solchen Mengen auskristallisie­ren, daß die Fließfähigkeit der Kohlenwasserstoffgemische nachhaltig beeinträchtigt wird. Der hier angesprochene Tempe­raturbereich wird durch die bekannten Methoden der Bestimmung von Fließpunkt bzw. Stockpunkt ermittelt. Jedem Rohöl bzw. den daraus gewonnenen Erdölfraktionen kommt aufgrund seiner spezifischen Zusammensetzung ein Eigenfließpunkt zu, der bei vielen Rohölen jedoch so niedrig liegt, daß keine Beeinträch­tigung bei der Förderung und beim Pipelinetransport eintritt. Es gibt aber auch eine ganze Reihe von Erdölqualitäten, deren Stockpunkt oberhalb von 10 °C liegt. Schon hier kann für die Praxis die Mitverwendung von Fließhilfsmitteln auf Basis un­terschiedlicher synthetischer Homopolymer- und/oder Copoly­mertypen ratsam sein.

    [0002] Es besteht ein umfangreicher Stand der Technik zu solchen Hilfsmitteln, die auch als Paraffininhibitoren bezeichnet werden und in der Regel durch Polymerisation von olefinisch ungesättigten Verbindungen, die wenigstens anteilweise unver­zweigte gesättigte Kohlenwasserstoffketten mit mindestens 18 C-Atomen enthalten, hergestellt werden. Verwiesen wird bei­spielsweise auf die DE-AS 22 10 431 sowie die DE-OSen 26 12 757, 22 64 328, 20 62 023, 23 30 232, 19 42 504 und 20 47 448.

    [0003] Besondere Schwierigkeiten treten für die Praxis dann auf, wenn der Eigenfließpunkt des Rohöls bzw. der zu bearbeitenden Erdölfraktion extrem hohe Werte erreicht, die insbesondere wenigstens 25 °C ausmachen und dabei 30 °C und darüber liegen können. Erdölmaterialien dieser Art neigen schon bei Umgebungstemperatur zu rascher Verfestigung. Werden bei­spielsweise Pumpvorgänge auch nur kurzfristig unterbrochen oder werden im Transport Temperaturbereiche - beispielsweise durch Leitungen im Meerwasserbereich mit verhältinsmäßig niedrigen Temperaturen durchschritten, so tritt die rasche Verfestigung des Kohlenwasserstoffguts zu einer nicht mehr pumpfähigen Masse und damit die Blockade von Leitungen, Pum­pen und dergleichen ein. Erschwert wird der Sachverhalt da­durch, daß zum sicheren Ausschluß von Störungen der geschil­derten Art von der Praxis häufig gefordert wird, die Fließ­punkte der Öle bzw. Ölfraktionen auf Werte unterhalb 15 °C und insbesondere auf Werte unter 12 °C oder gar unter 10 °C abzusenken. Es leuchtet sofort ein, daß technologische Schwie­rigkeiten ganz besonderer Art dann vorliegen, wenn es bei­spielsweise gilt, einen Eigenfließpunkt des Rohöls von etwa 33 °C auf Werte deutlich unterhalb 10 °C abzusenken. Als zu­sätzliche Schwierigkeit ist dabei zu berücksichtigen, daß die einfache Erhöhung der Zusatzmenge beliebiger Fließpunktsver­besserer im allgemeinen nicht zu entsprechend erhöhter Abnah­me des Fließpunktes führt. Im einzelnen nicht aufgeklärte Interaktionen zwischen Fließhilfsmittel und den sich verfe­ stigenden Bestandteilen des Rohöls sind wohl etwa im Sinne eines Thresh-hold-Effektes für das angestrebte Ziel verant­wortlich zu machen, wobei der bestimmten Konstitution des Fließhilfsmittels entscheidende Bedeutung für seine Wirk­samkeit zukommt.

    [0004] In der DE-PS 30 31 900 werden Mischpolymerisate aus n-Alkyl­acrylaten mit mindestens 16 C-Atomen im Alkoholrest und Maleinsäureanhydrid mit Molverhältnissen von n-Alkylacrylat zu Maleinsäureanhydrid von 20 1 bis 1 : 10 beschrieben. Verbindungen dieser Art sollen als Kristallisationsinhibi­toren für paraffinhaltige Rohöle eingesetzt werden. Zahlen­mäßig dargestellte Beispiele betreffen die Verwendung ent­sprechender Copolymere im Molverhältnis des Acrylsäureesters zum Maleinsäureanhydrid im Bereich von 1 : 1 bis 8 : 1. Über­wiegend werden dabei Rohöle mit Eigenstockpunkten unterhalb 20 °C eingesetzt. Eine Wertetabelle beschäftigt sich mit dem India-Rohöl, das bekanntlich ein besonders paraffinreiches Ausgangsmaterial ist (störender Paraffingehalt 15 %) und einen Eigenstockpunkt von 33 °C besitzt. Die optimale Wirk­samkeit der in dieser Druckschrift verwendeten Mischpolymeri­sate bezüglich der Stockpunkterniedrigung an diesem Ausgangs­material liegt beim Molverhältnis Acrylsäureester/Malein­säureanhydrid von 4 : 1. Die niedrigsten hier eingestellten Stockpunkte liegen bei 12 °C. Wird der Maleinsäureanhydrid-­Anteil im Copolymerisat weiter abgesenkt, dann steigen die Stockpunkte des damit versetzten India-Rohöls bei mengen­gleicher Zugabe wieder an (vgl. hierzu insbesondere die Ta­belle 2 der genannten Literaturstelle).

    [0005] Die Lehre der vorliegenden Erfindung geht demgegenüber von der Erkenntnis aus, daß eine besonders wirkungsvolle Absen­kung der Verfestigungstemperaturen - bestimmt nach den be­kannten Methoden der Fließpunkt- und/oder Stockpunktermitt­ lung - sowie eine wirkungsvolle Verbesserung des Fließverhal­tens auch gerade im Temperaturbereich dicht oberhalb der ab­gesenkten Fließpunkte erhalten werden können, wenn die im nachfolgenden im einzelnen geschilderten Copolymertypen aus Acryl- und/oder Methacrylsäureestern höherer Alkohole und freier Acrylsäure und/oder Methacrylsäure in beschränkten Mengen als Comonomere für den Zweck der Fließpunktabsenkung eingesetzt werden.

    [0006] Gegenstand der Erfindung ist dementsprechend die Verwendung von Copolymeren aus Acryl- und/oder Methacrylsäureestern hö­herer Alkohole bzw. Alkoholschnitte mit wenigstens 16 C-Ato­men im Alkoholrest und nicht mehr als 20 Gew.-% an freier Acrylsäure und/oder Methacrylsäure als Zuschlagmittel für Paraffine sowie gegebenenfalls Asphaltene enthaltende Rohöle und Erdölfraktionen zur Absenkung deren Fließ- bzw. Erstar­rungspunkt und zur Verbesserung der Fließeigenschaften ins­besondere im Temperaturbereich kurz oberhalb des Erstarrungs­punktes.

    [0007] Besonders geeignete Copolymere der genannten Art enthalten zusammen mit den Acryl- und/oder Methacrylsäureestern höherer Alkohole bzw. Alkoholschnitte etwa 0,5 bis 15 Gew.-% der ge­nannten freien Säuren, wobei Copolymere der angegebenen Art mit Gehalten an freier Säure im Bereich von etwa 1 bis 10 Gew.-% besonders geeignet sein können. Die wichtigsten Co­polymere der erfindungsgemäß eingesetzten Art enthalten Acryl­säure und/oder Methacrylsäure als Comonomere im zuvor darge­stellten Copolymeren in Mengen von etwa 1,5 bis 5,0 Gew.-%. Dabei beziehen sich alle diese Gew.-%-Angaben jeweils auf das Copolymergewicht.

    [0008] Die den Fließpunkt absenkenden und die Fließeigenschaften der behandelten Öle bzw. Ölfraktionen verbessernden Zusatzstoffe der Erfindung können ganz allgemein bei Rohölen bzw. Erdöl­fraktionen beliebigen Ursprungs mit Vorteil verwendet werden. Besonders hilfreich ist ihr Einsatz in den eingangs geschil­derten Problemfällen der paraffinreichen Rohöle und/oder Erd­ölfraktionen mit Eigenfließpunkten oberhalb 20 °C und insbe­sondere oberhalb 25 ° C. Durch die Verwendung der erfindungs­gemäßen Fließpunktsverbesserer in nur beschränkten Mengen wird es möglich, auch bei diesen Einsatzmaterialien die Fließ­punkte auf Werte unterhalb 15 ° C und bevorzugt auf Werte unter 10 ° C abzusenken. Das ist selbst dann möglich, wenn die Ausgangs- bzw. Eigenfließpunkte der Öle bzw. Ölfraktionen bei 30 ° C oder auch darüber liegen. Erfindungsgemäß wird es damit möglich, durch Zugabe konventioneller Mengen der Fließ­punktsverbesserer auch bei extrem paraffinreichen Ausgangsma­terialien auf Fließpunkte im Bereich von etwa 0 bis 8 ° C zu kommen. Damit ist die störungsfreie Handhabung auch dieser Rohöle bzw. Ölfraktionen unter den normalen Alltagsbeding­ungen gewährleistet. Insbesondere ist sichergestellt, daß unter Wasser geführte Leitungen, Verteiler und dergleichen störungsfrei betrieben werden können.

    [0009] Besonders geeignet sind für die Lehre der Erfindung geringe Mengen an Acrylsäure und/oder Methacrylsäure enthaltende Co­polymere auf Basis von Estern dieser Säuren, die vergleichs­weise langkettige Alkoholreste mit bevorzugten Kettenlängen im Bereich von C₁₈ bis C₂₄ aufweisen. Bei diesen Alkoholen bzw. Alkoholresten handelt es sich vorzugsweise überwiegend um entsprechende Verbindungen mit n-Alkylresten. Anteilsweise können Alkohole mit höherer Kohlenstoffzahl, insbesondere bis etwa C₃₀ und/oder Alkohole mit niedrigerer Kohlenstoffzahl bis etwa C₁₆ mitverwendet werden. Insbesondere das Lösungs­verhalten der Copolymerisate in üblichen Lösungsmitteln, bei­ spielsweise Toluol und dergleichen, wird durch den Einsatz von entsprechenden Alkoholschnitten bei der Herstellung der Acryl- bzw. Methacrylsäureester und deren nachfolgende Copoly­merisation mit den entsprechenden freien Säuren gefördert.

    [0010] Besondere Bedeutung kommt Fließverbesserern der geschilderten Art zu, die als freie Säure ausschließlich oder überwiegend Acrylsäure enthalten. Ebenso kommt den Estern der Acrylsäure als Comonomerbestandteil besondere Bedeutung im Sinne des erfindungsgemäßen Handelns zu.

    [0011] Es hat sich weiterhin gezeigt, daß bei der Mitverwendung von Acrylsäure und/oder Methacrylsäure als Comonomere in den er­findungsgemäß eingesetzten Fließpunktverbesserern dann beson­ders wirkungsvolle Copolymere erhalten werden, wenn ver­gleichsweise hohe Gehalte an Alkoholresten mit wenigstens 22 C-Atomen in der Acrylat- bzw. Methacrylat-Komponente vor­liegen. So kann es im Sinne der Erfindung zweckmäßig sein, Alkoholschnitte für die Herstellung der Acrylatkomponente (n) einzusetzen, deren Gehalt an C₂₂-Alkohol wenigstens etwa 25 Gew.-%, vorzugsweise wenigstens etwa 35 Gew.-% und ins­besondere wenigstens etwa 45 Gew.-% ausmacht. Besonders gute Fließpunktverbesserer werden dann erhalten, wenn diese lang­kettigen Alkoholkomponenten in den zur Herstellung der (Meth)-Acrylatkomponente eingesetzten Alkoholschnitten ober­halb von 50 Gew.-% liegen.

    [0012] Die hier angegebenen Gewichtsprozent-Zahlen beziehen sich auf den Gehalt an C₂₂-Alkohol - und gegebenenfalls höheren Alko­holen - im Alkoholgemisch, das für die Herstellung der Acrylatkomponenten verwendet worden ist.

    [0013] Die Anwendungskonzentration der erfindungsgemäßen Fließpunkt­verbesserer liegt im konventionellen Bereich und beträgt bei­ spielsweise 20 bis 1 000 ppm, wobei Mengen im Bereich von 100 bis 500 ppm bevorzugt werden. Die Fließpunktverbesserer wer­den dabei zweckmäßigerweise in geeigneten Lösungsmitteln ein­gesetzt. Einzelheiten hierzu sowie zur Herstellung der Co­polymerisate finden sich im einschlägigen Stand der Technik, beispielsweise in der bereits zitierten DE-PS 30 31 900.

    [0014] Die für die Herstellung der Acrylatkomponenten eingesetzten Alkohole oder Alkoholschnitte können nativen oder syntheti­schen Ursprungs sein. Alkoholschnitte mit einem überwiegenden Anteil an Komponenten mit wenigstens 22 C-Atomen, gleichzei­tig aber auch untergeordneten Mengen an Alkoholkomponenten des Bereichs C₁₆ bis C₂₀, sind die bevorzugten Einsatzma­terialien.

    Beispiele



    [0015] Zur Herstellung der Acrylsäure-Copolymerisate werden die bei­den Acrylatestergemische A und B eingesetzt, die sich durch die C-Kettenverteilung des jeweils zur Acrylsäureveresterung eingesetzten Fettalkoholgemisches unterscheiden. Die beiden Acrylattypen kennzeichnen sich dabei wie folgt:
    Tabelle 1
      C-Kettenverteilung des Fettalkohols/%
      C₁₆ C₁₈ C₂₀ C₂₂
    Acrylat A 16,3 22,9 10,7 46,9
    Acrylat B 1,5 8,6 15,2 68,8


    [0016] Zur Herstellung der Acrylat/Acrylsäure-Copolymeren werden zwei Verfahrenstypen eingesetzt, das Batch-Verfahren und das Zulaufverfahren.

    Versuchsdurchführung beim Batch-Verfahren



    [0017] Die Monomeren, Initiator und Lösungsmittel werden in einen Dreihalskolben eingewogen.

    [0018] Bei einer Rührerdrehzahl von 70 Upm wird der Ansatz 10 x 1 min lang evakuiert und das Vakuum jeweils mit 99,999 %igem Stickstoff wieder aufgehoben. Bei einer Rührerdrehzahl von 50 Upm und unter leichtem N₂-Strom wird der Ansatz auf 90 °C erwärmt und bei dieser Temperatur gehalten. Während der ge­samten Reaktion wird unter Inertbedingungen gearbeitet. Das Anspringen der Reaktion äußert sich in einem Temperaturan­stieg auf 93 bis 96 °C. Der Ansatz wird 3 h bei 90 °C ± 1 °C gehalten. Nach dieser Zeit wird innerhalb von 45 min auf Raumtemperatur abgekühlt und das Produkt abgefüllt.

    [0019] Als Lösungsmittel wird hier und im nachfolgenden Zulaufver­fahren Toluol eingesetzt. Der eingesetzte Polymerisations­initiator ist Dibenzoylperoxid oder Azoisobutyronitril wie nachstehend noch angegeben. Das Mischungsverhältnis von Lö­sungsmittel zu Monomerengemisch beträgt l : 1 (Gew.-Teile).

    Versuchsdurchführung beim Zulaufverfahren:



    [0020] Die Monomeren werden im jeweils gewünschten Mischungsverhält­nis bei 45 bis 50 °C in Toluol gelöst und die Lösung an­schließend auf 25 °C abgekühlt. Auch der Initiator wird in Toluol gelöst eingesetzt. Etwa 20 % der pro Ansatz bestimmten Monomerlösung wird in einem Reaktor vorgelegt. Der Reaktor wird dreimal mit Stickstoff gespült und unter leichtem N₂-­Strom unter Rühren auf 90 °C erwärmt. Die Initiatorlösung wird jetzt so zudosiert, daß die Gesamtdosierzeit 2,5 h be­trägt.

    [0021] Ca. 20 min nach Beginn der Initiatorzugabe tritt eine Tempe­raturerhöhung auf. Die Temperatur wird durch Kühlen des Reak­tormantels bei 90 ± 3 °C gehalten.

    [0022] 30 min nach Beginn der Initiatorzugabe wird die restliche Monomerlösung so in den Reaktor dosiert, daß die Gesamt­dosierzeit 2 h beträgt. Während der gesamten Reaktionszeit wird die Temperatur bei 90 ± 3 °C gehalten. Nachfolgend wird das Reaktionsgemisch weitere 60 min bei der gleichen Tempera­tur gehalten. Anschließend wird das Reaktionsprodukt gekühlt und bei 30 °C abgefüllt.

    [0023] In der nachfolgenden Tabelle 2 sind die erfindungsgemäßen Beispiele 1 bis 12 zusammengefaßt. Dabei wird dem jeweiligen Beispiel der Typ des eingesetzten Acrylatmonomeren A bzw. B zugeordnet und der Prozentgehalt (Gew.-%) der Acrylsäure im Monomerengemisch zur Herstellung des Fließpunkterniedrigers angegeben. In Beispiel 1 ist dabei der Fließverbesserer nach dem Batch-Verfahren und in den Beispielen 2 bis 12 nach dem Zulaufverfahren hergestellt worden.

    [0024] In den Beispielen 1 und 7 ist als Initiator Azoisobutyroni­tril, in allen anderen Beispielen als Initiator Dibenzoylper­oxid verwendet worden.

    [0025] Die Tabelle 2 zeigt schließlich die spezifische Viskosität der jeweils hergestellten Copolymerlösungen. Die Viskosi­ tätsmessung erfolgt dabei mit einem Ubbelohde-Viskosimeter, Kapillare I, ⌀ 0,63 mm. Die vermessenen Toluollösungen sind dabei 3 %ige Lösungen in Toluol. Die Messung wird bei 20 °C nach einer Temperaturangleichung von 10 min durchgeführt.

    [0026] Die Tabelle 2 enthält schließlich die Fließpunktwerte (Pour­point), die bei der Zugabe der erfindungsgemäßen Fließpunkt-. verbesserer zu einem India-Crude (Bombay-Rohöl) gemäß der nachfolgenden Arbeitsanweisung erhalten worden sind.

    Bestimmung des Pourpoints



    [0027] Der Pourpoint wurde in Anlehnung an ASTM D 97-66 bzw. DIN 51597 wie folgt bestimmt:

    [0028] 25,0 g Bombay-Rohöl wurden zusammen mit 800 ppm der 50-ge­wichtsprozentigen Lösung des Fließverbesserers in einem ge­schlossenen Gefäß 15 min lang auf 50 °C gehalten und dabei 5mal in regelmäßigen Abständen kräftig geschüttelt. Das so gedopte Rohöl wurde rasch in ein zylinderförmiges Glasgefäß mit einem Innendurchmesser von 27 mm umgefüllt und dieses sogleich verschlossene Gefäß ausreichend tief in ein Wasser­bad von + 36 °C gehängt.

    [0029] Nach 30 min wurde das Glas leicht zur Seite geneigt und be­obachtet, ob der Inhalt fließend war. Die Probe wurde nun schrittweise um je 3 °C gekühlt und die Prüfprozedur jedesmal vollzogen. Zur Temperatur, bei der der Inhalt auch bei Nei­gung des Prüfglases um 90 °C nicht mehr floß, wurden 3 °C addiert und diese Temperatur als Pourpoint festgelegt.

    [0030] Der Pourpoint des unbehandelten Bombay-Rohöls liegt nach die­ser Bestimmungsmethode bei 30 °C.
    Tabelle 2
    Bsp. Acrylattyp Gew.-% Acrylsäure im Copolymeren spezifische Viskosität Pourpoint in Bombay-Rohöl (°C)
    1 A 2,5 0,54 6
    2 A 1,25 0,74 12
    3 B 1,25 0,69 9
    4 A 2,5 0,93 6
    5 A 2,5 0,54 6
    6 B 2,5 0,73 6
    7 A 2,5 1,1 9
    8 A 5 0,61 12
    9 B 5 0,58 6
    10 A 10 0,64 12
    11 A 20 0,37 21
    12 A 40 0,30 24


    [0031] In einer weiteren Untersuchung wird beim Einsatz des Fließ­punktverbesserers gemäß Beispiel 6 die Bestimmung der Fließ­grenze mit Hilfe des Rotationsviskosimeters CS 100 der Firma Carri-Med Ltd. vorgenommen. In gleicher Weise wird die ent­sprechende Wirkung eines handelsüblichen Markenproduktes auf Basis von Copolymerisaten langkettiger Acrylate und Pyridin bestimmt. Im einzelnen gilt dabei für diese Versuche das fol­gende:

    [0032] 10.0 g Bombay Rohöl, das mit a) 300 ppm des 50 %igen Fließ­verbesserers gemäß Beispiel 6 und in einer zweiten Probe mit b) 300 ppm eines 50 %igen bekannten und in der Praxis einge­setzten Fließverbesserers gedopt worden war, wurden 2 Stunden auf 6 °C gekühlt und sodann die Fließgrenze mit folgendem Ergebnis bestimmt:
      erfindungsgemäß Marktprodukt
    Fließgrenze nach 2 Stunden bei 6 °C in N · m⁻² 37 1769


    [0033] Wurden die gedopten Rohöle statt 2 Stunden nun 72 Stunden auf 6 °C gehalten, betrug die Fließgrenze beim erfindungsgemäßen Material 99 N · m⁻² und beim Markenprodukt 1990 N · m⁻².

    [0034] Daraus ist der technische Vorteil des erfindungsgemäßen Fließ­verbesserers zu ersehen. Der Pumpendruck, der zum Anfahren einer mit ausgekühltem Rohöl gefüllten Pipeline aufgebracht werden muß, beträgt bei dem ebenfalls geprüften Marktprodukt nach 2 Stunden das 48-fache und nach 72 Stunden Kühlzeit immer noch das 20-fache des Arbeitens nach der Lehre der Er­findung.


    Ansprüche

    1. Verwendung von Copolymeren aus Acryl- und/oder Methacryl­säureestern höherer Alkohole bzw. Alkoholschnitte mit wenig­stens 16 C-Atomen im Alkoholrest und nicht mehr als 20 Gew.-%, bevorzugt etwa 0,5 bis 15 Gew.-% - Gew.-% bezogen auf Copolymergewicht - an freier Acrylsäure und/oder Meth­acrylsäure als Zuschlagmittel für Paraffine und/oder Asphal­tene enthaltende Rohöle und Erdölfraktionen zur Absenkung deren Fließ- bzw. Erstarrungspunkt und Verbesserung der Fließeigenschaften, insbesondere im Temperaturbereich kurz oberhalb des Erstarrungspunkts.
     
    2. Ausführungsform nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Copolymere der angegebenen Art mit Gehalten an freier Säure im Bereich von etwa 1 bis 10 Gew.-%, bevorzugt im Be­reich von etwa 1,5 bis 5 Gew.-% - bezogen jeweils auf Copoly­mergewicht - verwendet werden.
     
    3. Ausführungsform nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Fließverbesserer in paraffinreichen Ölen bzw. Ölfraktionen mit Eigenfließpunkten oberhalb 20 °C, ins­besondere oberhalb 25 °C zum Einsatz kommen und daß bevorzugt dabei die Fließpunkte auf Werte unterhalb 15 °C, insbesondere unter 10 °C abgesenkt werden.
     
    4. Ausführungsform nach Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekenn­zeichnet, daß Copolymere auf Basis von Estern aus Alkoholen bzw. Alkoholschnitten mit überwiegend 18 bis 24 C-Atomen ver­wendet werden, wobei entsprechende Alkoholschnitte bevorzugt sind, deren Gehalt an C₂₂- und höheren Alkoholen wenigstens etwa 25 Gew.-%, bevorzugt wenigstens etwa 35 Gew.-% und ins­besondere wenigstens etwa 45 Gew.-% ausmacht.
     
    5. Ausführungsform nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekenn­zeichnet, daß Copolymere aus Estern der Acrylsäure mit höhe­ren Alkoholen bzw. Alkoholschnitten der angegebenen Art und freier Acrylsäure zum Einsatz kommen.
     
    6. Ausführungsform nach Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Fließverbesserer in Mengen von etwa 20 bis 1 000 ppm - und dabei bevorzugt in Lösungsmitteln gelöst - zum Einsatz kommen.