[0001] Es ist bekannt, die Fließeigenschaften von Rohölen und/oder Erdölfraktionen durch
Mitverwendung beschränkter Mengen synthetischer Fließhilfsmittel zu verbessern. Aufgabe
dieser Fließhilfsmittel ist bekanntlich die Absenkung der jeweiligen Temperatur unterhalb
derer im flüssigen Kohlenwasserstoffgemisch Festbestandteile - insbesondere höhere
Paraffine gegebenenfalls in Kombination mit Asphaltenen oder anderen schwer löslichen
Bestandteilen - in solchen Mengen auskristallisieren, daß die Fließfähigkeit der
Kohlenwasserstoffgemische nachhaltig beeinträchtigt wird. Der hier angesprochene Temperaturbereich
wird durch die bekannten Methoden der Bestimmung von Fließpunkt bzw. Stockpunkt ermittelt.
Jedem Rohöl bzw. den daraus gewonnenen Erdölfraktionen kommt aufgrund seiner spezifischen
Zusammensetzung ein Eigenfließpunkt zu, der bei vielen Rohölen jedoch so niedrig liegt,
daß keine Beeinträchtigung bei der Förderung und beim Pipelinetransport eintritt.
Es gibt aber auch eine ganze Reihe von Erdölqualitäten, deren Stockpunkt oberhalb
von 10 °C liegt. Schon hier kann für die Praxis die Mitverwendung von Fließhilfsmitteln
auf Basis unterschiedlicher synthetischer Homopolymer- und/oder Copolymertypen ratsam
sein.
[0002] Es besteht ein umfangreicher Stand der Technik zu solchen Hilfsmitteln, die auch
als Paraffininhibitoren bezeichnet werden und in der Regel durch Polymerisation von
olefinisch ungesättigten Verbindungen, die wenigstens anteilweise unverzweigte gesättigte
Kohlenwasserstoffketten mit mindestens 18 C-Atomen enthalten, hergestellt werden.
Verwiesen wird beispielsweise auf die DE-AS 22 10 431 sowie die DE-OSen 26 12 757,
22 64 328, 20 62 023, 23 30 232, 19 42 504 und 20 47 448.
[0003] Besondere Schwierigkeiten treten für die Praxis dann auf, wenn der Eigenfließpunkt
des Rohöls bzw. der zu bearbeitenden Erdölfraktion extrem hohe Werte erreicht, die
insbesondere wenigstens 25 °C ausmachen und dabei 30 °C und darüber liegen können.
Erdölmaterialien dieser Art neigen schon bei Umgebungstemperatur zu rascher Verfestigung.
Werden beispielsweise Pumpvorgänge auch nur kurzfristig unterbrochen oder werden
im Transport Temperaturbereiche - beispielsweise durch Leitungen im Meerwasserbereich
mit verhältinsmäßig niedrigen Temperaturen durchschritten, so tritt die rasche Verfestigung
des Kohlenwasserstoffguts zu einer nicht mehr pumpfähigen Masse und damit die Blockade
von Leitungen, Pumpen und dergleichen ein. Erschwert wird der Sachverhalt dadurch,
daß zum sicheren Ausschluß von Störungen der geschilderten Art von der Praxis häufig
gefordert wird, die Fließpunkte der Öle bzw. Ölfraktionen auf Werte unterhalb 15
°C und insbesondere auf Werte unter 12 °C oder gar unter 10 °C abzusenken. Es leuchtet
sofort ein, daß technologische Schwierigkeiten ganz besonderer Art dann vorliegen,
wenn es beispielsweise gilt, einen Eigenfließpunkt des Rohöls von etwa 33 °C auf
Werte deutlich unterhalb 10 °C abzusenken. Als zusätzliche Schwierigkeit ist dabei
zu berücksichtigen, daß die einfache Erhöhung der Zusatzmenge beliebiger Fließpunktsverbesserer
im allgemeinen nicht zu entsprechend erhöhter Abnahme des Fließpunktes führt. Im
einzelnen nicht aufgeklärte Interaktionen zwischen Fließhilfsmittel und den sich verfe
stigenden Bestandteilen des Rohöls sind wohl etwa im Sinne eines Thresh-hold-Effektes
für das angestrebte Ziel verantwortlich zu machen, wobei der bestimmten Konstitution
des Fließhilfsmittels entscheidende Bedeutung für seine Wirksamkeit zukommt.
[0004] In der DE-PS 30 31 900 werden Mischpolymerisate aus n-Alkylacrylaten mit mindestens
16 C-Atomen im Alkoholrest und Maleinsäureanhydrid mit Molverhältnissen von n-Alkylacrylat
zu Maleinsäureanhydrid von 20 1 bis 1 : 10 beschrieben. Verbindungen dieser Art sollen
als Kristallisationsinhibitoren für paraffinhaltige Rohöle eingesetzt werden. Zahlenmäßig
dargestellte Beispiele betreffen die Verwendung entsprechender Copolymere im Molverhältnis
des Acrylsäureesters zum Maleinsäureanhydrid im Bereich von 1 : 1 bis 8 : 1. Überwiegend
werden dabei Rohöle mit Eigenstockpunkten unterhalb 20 °C eingesetzt. Eine Wertetabelle
beschäftigt sich mit dem India-Rohöl, das bekanntlich ein besonders paraffinreiches
Ausgangsmaterial ist (störender Paraffingehalt 15 %) und einen Eigenstockpunkt von
33 °C besitzt. Die optimale Wirksamkeit der in dieser Druckschrift verwendeten Mischpolymerisate
bezüglich der Stockpunkterniedrigung an diesem Ausgangsmaterial liegt beim Molverhältnis
Acrylsäureester/Maleinsäureanhydrid von 4 : 1. Die niedrigsten hier eingestellten
Stockpunkte liegen bei 12 °C. Wird der Maleinsäureanhydrid-Anteil im Copolymerisat
weiter abgesenkt, dann steigen die Stockpunkte des damit versetzten India-Rohöls bei
mengengleicher Zugabe wieder an (vgl. hierzu insbesondere die Tabelle 2 der genannten
Literaturstelle).
[0005] Die Lehre der vorliegenden Erfindung geht demgegenüber von der Erkenntnis aus, daß
eine besonders wirkungsvolle Absenkung der Verfestigungstemperaturen - bestimmt nach
den bekannten Methoden der Fließpunkt- und/oder Stockpunktermitt lung - sowie eine
wirkungsvolle Verbesserung des Fließverhaltens auch gerade im Temperaturbereich dicht
oberhalb der abgesenkten Fließpunkte erhalten werden können, wenn die im nachfolgenden
im einzelnen geschilderten Copolymertypen aus Acryl- und/oder Methacrylsäureestern
höherer Alkohole und freier Acrylsäure und/oder Methacrylsäure in beschränkten Mengen
als Comonomere für den Zweck der Fließpunktabsenkung eingesetzt werden.
[0006] Gegenstand der Erfindung ist dementsprechend die Verwendung von Copolymeren aus Acryl-
und/oder Methacrylsäureestern höherer Alkohole bzw. Alkoholschnitte mit wenigstens
16 C-Atomen im Alkoholrest und nicht mehr als 20 Gew.-% an freier Acrylsäure und/oder
Methacrylsäure als Zuschlagmittel für Paraffine sowie gegebenenfalls Asphaltene enthaltende
Rohöle und Erdölfraktionen zur Absenkung deren Fließ- bzw. Erstarrungspunkt und zur
Verbesserung der Fließeigenschaften insbesondere im Temperaturbereich kurz oberhalb
des Erstarrungspunktes.
[0007] Besonders geeignete Copolymere der genannten Art enthalten zusammen mit den Acryl-
und/oder Methacrylsäureestern höherer Alkohole bzw. Alkoholschnitte etwa 0,5 bis 15
Gew.-% der genannten freien Säuren, wobei Copolymere der angegebenen Art mit Gehalten
an freier Säure im Bereich von etwa 1 bis 10 Gew.-% besonders geeignet sein können.
Die wichtigsten Copolymere der erfindungsgemäß eingesetzten Art enthalten Acrylsäure
und/oder Methacrylsäure als Comonomere im zuvor dargestellten Copolymeren in Mengen
von etwa 1,5 bis 5,0 Gew.-%. Dabei beziehen sich alle diese Gew.-%-Angaben jeweils
auf das Copolymergewicht.
[0008] Die den Fließpunkt absenkenden und die Fließeigenschaften der behandelten Öle bzw.
Ölfraktionen verbessernden Zusatzstoffe der Erfindung können ganz allgemein bei Rohölen
bzw. Erdölfraktionen beliebigen Ursprungs mit Vorteil verwendet werden. Besonders
hilfreich ist ihr Einsatz in den eingangs geschilderten Problemfällen der paraffinreichen
Rohöle und/oder Erdölfraktionen mit Eigenfließpunkten oberhalb 20 °C und insbesondere
oberhalb 25 ° C. Durch die Verwendung der erfindungsgemäßen Fließpunktsverbesserer
in nur beschränkten Mengen wird es möglich, auch bei diesen Einsatzmaterialien die
Fließpunkte auf Werte unterhalb 15 ° C und bevorzugt auf Werte unter 10 ° C abzusenken.
Das ist selbst dann möglich, wenn die Ausgangs- bzw. Eigenfließpunkte der Öle bzw.
Ölfraktionen bei 30 ° C oder auch darüber liegen. Erfindungsgemäß wird es damit möglich,
durch Zugabe konventioneller Mengen der Fließpunktsverbesserer auch bei extrem paraffinreichen
Ausgangsmaterialien auf Fließpunkte im Bereich von etwa 0 bis 8 ° C zu kommen. Damit
ist die störungsfreie Handhabung auch dieser Rohöle bzw. Ölfraktionen unter den normalen
Alltagsbedingungen gewährleistet. Insbesondere ist sichergestellt, daß unter Wasser
geführte Leitungen, Verteiler und dergleichen störungsfrei betrieben werden können.
[0009] Besonders geeignet sind für die Lehre der Erfindung geringe Mengen an Acrylsäure
und/oder Methacrylsäure enthaltende Copolymere auf Basis von Estern dieser Säuren,
die vergleichsweise langkettige Alkoholreste mit bevorzugten Kettenlängen im Bereich
von C₁₈ bis C₂₄ aufweisen. Bei diesen Alkoholen bzw. Alkoholresten handelt es sich
vorzugsweise überwiegend um entsprechende Verbindungen mit n-Alkylresten. Anteilsweise
können Alkohole mit höherer Kohlenstoffzahl, insbesondere bis etwa C₃₀ und/oder Alkohole
mit niedrigerer Kohlenstoffzahl bis etwa C₁₆ mitverwendet werden. Insbesondere das
Lösungsverhalten der Copolymerisate in üblichen Lösungsmitteln, bei spielsweise
Toluol und dergleichen, wird durch den Einsatz von entsprechenden Alkoholschnitten
bei der Herstellung der Acryl- bzw. Methacrylsäureester und deren nachfolgende Copolymerisation
mit den entsprechenden freien Säuren gefördert.
[0010] Besondere Bedeutung kommt Fließverbesserern der geschilderten Art zu, die als freie
Säure ausschließlich oder überwiegend Acrylsäure enthalten. Ebenso kommt den Estern
der Acrylsäure als Comonomerbestandteil besondere Bedeutung im Sinne des erfindungsgemäßen
Handelns zu.
[0011] Es hat sich weiterhin gezeigt, daß bei der Mitverwendung von Acrylsäure und/oder
Methacrylsäure als Comonomere in den erfindungsgemäß eingesetzten Fließpunktverbesserern
dann besonders wirkungsvolle Copolymere erhalten werden, wenn vergleichsweise hohe
Gehalte an Alkoholresten mit wenigstens 22 C-Atomen in der Acrylat- bzw. Methacrylat-Komponente
vorliegen. So kann es im Sinne der Erfindung zweckmäßig sein, Alkoholschnitte für
die Herstellung der Acrylatkomponente (n) einzusetzen, deren Gehalt an C₂₂-Alkohol
wenigstens etwa 25 Gew.-%, vorzugsweise wenigstens etwa 35 Gew.-% und insbesondere
wenigstens etwa 45 Gew.-% ausmacht. Besonders gute Fließpunktverbesserer werden dann
erhalten, wenn diese langkettigen Alkoholkomponenten in den zur Herstellung der (Meth)-Acrylatkomponente
eingesetzten Alkoholschnitten oberhalb von 50 Gew.-% liegen.
[0012] Die hier angegebenen Gewichtsprozent-Zahlen beziehen sich auf den Gehalt an C₂₂-Alkohol
- und gegebenenfalls höheren Alkoholen - im Alkoholgemisch, das für die Herstellung
der Acrylatkomponenten verwendet worden ist.
[0013] Die Anwendungskonzentration der erfindungsgemäßen Fließpunktverbesserer liegt im
konventionellen Bereich und beträgt bei spielsweise 20 bis 1 000 ppm, wobei Mengen
im Bereich von 100 bis 500 ppm bevorzugt werden. Die Fließpunktverbesserer werden
dabei zweckmäßigerweise in geeigneten Lösungsmitteln eingesetzt. Einzelheiten hierzu
sowie zur Herstellung der Copolymerisate finden sich im einschlägigen Stand der Technik,
beispielsweise in der bereits zitierten DE-PS 30 31 900.
[0014] Die für die Herstellung der Acrylatkomponenten eingesetzten Alkohole oder Alkoholschnitte
können nativen oder synthetischen Ursprungs sein. Alkoholschnitte mit einem überwiegenden
Anteil an Komponenten mit wenigstens 22 C-Atomen, gleichzeitig aber auch untergeordneten
Mengen an Alkoholkomponenten des Bereichs C₁₆ bis C₂₀, sind die bevorzugten Einsatzmaterialien.
Beispiele
[0015] Zur Herstellung der Acrylsäure-Copolymerisate werden die beiden Acrylatestergemische
A und B eingesetzt, die sich durch die C-Kettenverteilung des jeweils zur Acrylsäureveresterung
eingesetzten Fettalkoholgemisches unterscheiden. Die beiden Acrylattypen kennzeichnen
sich dabei wie folgt:
Tabelle 1
|
C-Kettenverteilung des Fettalkohols/% |
|
C₁₆ |
C₁₈ |
C₂₀ |
C₂₂ |
Acrylat A |
16,3 |
22,9 |
10,7 |
46,9 |
Acrylat B |
1,5 |
8,6 |
15,2 |
68,8 |
[0016] Zur Herstellung der Acrylat/Acrylsäure-Copolymeren werden zwei Verfahrenstypen eingesetzt,
das Batch-Verfahren und das Zulaufverfahren.
Versuchsdurchführung beim Batch-Verfahren
[0017] Die Monomeren, Initiator und Lösungsmittel werden in einen Dreihalskolben eingewogen.
[0018] Bei einer Rührerdrehzahl von 70 Upm wird der Ansatz 10 x 1 min lang evakuiert und
das Vakuum jeweils mit 99,999 %igem Stickstoff wieder aufgehoben. Bei einer Rührerdrehzahl
von 50 Upm und unter leichtem N₂-Strom wird der Ansatz auf 90 °C erwärmt und bei dieser
Temperatur gehalten. Während der gesamten Reaktion wird unter Inertbedingungen gearbeitet.
Das Anspringen der Reaktion äußert sich in einem Temperaturanstieg auf 93 bis 96
°C. Der Ansatz wird 3 h bei 90 °C ± 1 °C gehalten. Nach dieser Zeit wird innerhalb
von 45 min auf Raumtemperatur abgekühlt und das Produkt abgefüllt.
[0019] Als Lösungsmittel wird hier und im nachfolgenden Zulaufverfahren Toluol eingesetzt.
Der eingesetzte Polymerisationsinitiator ist Dibenzoylperoxid oder Azoisobutyronitril
wie nachstehend noch angegeben. Das Mischungsverhältnis von Lösungsmittel zu Monomerengemisch
beträgt l : 1 (Gew.-Teile).
Versuchsdurchführung beim Zulaufverfahren:
[0020] Die Monomeren werden im jeweils gewünschten Mischungsverhältnis bei 45 bis 50 °C
in Toluol gelöst und die Lösung anschließend auf 25 °C abgekühlt. Auch der Initiator
wird in Toluol gelöst eingesetzt. Etwa 20 % der pro Ansatz bestimmten Monomerlösung
wird in einem Reaktor vorgelegt. Der Reaktor wird dreimal mit Stickstoff gespült und
unter leichtem N₂-Strom unter Rühren auf 90 °C erwärmt. Die Initiatorlösung wird
jetzt so zudosiert, daß die Gesamtdosierzeit 2,5 h beträgt.
[0021] Ca. 20 min nach Beginn der Initiatorzugabe tritt eine Temperaturerhöhung auf. Die
Temperatur wird durch Kühlen des Reaktormantels bei 90 ± 3 °C gehalten.
[0022] 30 min nach Beginn der Initiatorzugabe wird die restliche Monomerlösung so in den
Reaktor dosiert, daß die Gesamtdosierzeit 2 h beträgt. Während der gesamten Reaktionszeit
wird die Temperatur bei 90 ± 3 °C gehalten. Nachfolgend wird das Reaktionsgemisch
weitere 60 min bei der gleichen Temperatur gehalten. Anschließend wird das Reaktionsprodukt
gekühlt und bei 30 °C abgefüllt.
[0023] In der nachfolgenden Tabelle 2 sind die erfindungsgemäßen Beispiele 1 bis 12 zusammengefaßt.
Dabei wird dem jeweiligen Beispiel der Typ des eingesetzten Acrylatmonomeren A bzw.
B zugeordnet und der Prozentgehalt (Gew.-%) der Acrylsäure im Monomerengemisch zur
Herstellung des Fließpunkterniedrigers angegeben. In Beispiel 1 ist dabei der Fließverbesserer
nach dem Batch-Verfahren und in den Beispielen 2 bis 12 nach dem Zulaufverfahren hergestellt
worden.
[0024] In den Beispielen 1 und 7 ist als Initiator Azoisobutyronitril, in allen anderen
Beispielen als Initiator Dibenzoylperoxid verwendet worden.
[0025] Die Tabelle 2 zeigt schließlich die spezifische Viskosität der jeweils hergestellten
Copolymerlösungen. Die Viskosi tätsmessung erfolgt dabei mit einem Ubbelohde-Viskosimeter,
Kapillare I, ⌀ 0,63 mm. Die vermessenen Toluollösungen sind dabei 3 %ige Lösungen
in Toluol. Die Messung wird bei 20 °C nach einer Temperaturangleichung von 10 min
durchgeführt.
[0026] Die Tabelle 2 enthält schließlich die Fließpunktwerte (Pourpoint), die bei der Zugabe
der erfindungsgemäßen Fließpunkt-. verbesserer zu einem India-Crude (Bombay-Rohöl)
gemäß der nachfolgenden Arbeitsanweisung erhalten worden sind.
Bestimmung des Pourpoints
[0027] Der Pourpoint wurde in Anlehnung an ASTM D 97-66 bzw. DIN 51597 wie folgt bestimmt:
[0028] 25,0 g Bombay-Rohöl wurden zusammen mit 800 ppm der 50-gewichtsprozentigen Lösung
des Fließverbesserers in einem geschlossenen Gefäß 15 min lang auf 50 °C gehalten
und dabei 5mal in regelmäßigen Abständen kräftig geschüttelt. Das so gedopte Rohöl
wurde rasch in ein zylinderförmiges Glasgefäß mit einem Innendurchmesser von 27 mm
umgefüllt und dieses sogleich verschlossene Gefäß ausreichend tief in ein Wasserbad
von + 36 °C gehängt.
[0029] Nach 30 min wurde das Glas leicht zur Seite geneigt und beobachtet, ob der Inhalt
fließend war. Die Probe wurde nun schrittweise um je 3 °C gekühlt und die Prüfprozedur
jedesmal vollzogen. Zur Temperatur, bei der der Inhalt auch bei Neigung des Prüfglases
um 90 °C nicht mehr floß, wurden 3 °C addiert und diese Temperatur als Pourpoint festgelegt.
[0030] Der Pourpoint des unbehandelten Bombay-Rohöls liegt nach dieser Bestimmungsmethode
bei 30 °C.
Tabelle 2
Bsp. |
Acrylattyp |
Gew.-% Acrylsäure im Copolymeren |
spezifische Viskosität |
Pourpoint in Bombay-Rohöl (°C) |
1 |
A |
2,5 |
0,54 |
6 |
2 |
A |
1,25 |
0,74 |
12 |
3 |
B |
1,25 |
0,69 |
9 |
4 |
A |
2,5 |
0,93 |
6 |
5 |
A |
2,5 |
0,54 |
6 |
6 |
B |
2,5 |
0,73 |
6 |
7 |
A |
2,5 |
1,1 |
9 |
8 |
A |
5 |
0,61 |
12 |
9 |
B |
5 |
0,58 |
6 |
10 |
A |
10 |
0,64 |
12 |
11 |
A |
20 |
0,37 |
21 |
12 |
A |
40 |
0,30 |
24 |
[0031] In einer weiteren Untersuchung wird beim Einsatz des Fließpunktverbesserers gemäß
Beispiel 6 die Bestimmung der Fließgrenze mit Hilfe des Rotationsviskosimeters CS
100 der Firma Carri-Med Ltd. vorgenommen. In gleicher Weise wird die entsprechende
Wirkung eines handelsüblichen Markenproduktes auf Basis von Copolymerisaten langkettiger
Acrylate und Pyridin bestimmt. Im einzelnen gilt dabei für diese Versuche das folgende:
[0032] 10.0 g Bombay Rohöl, das mit a) 300 ppm des 50 %igen Fließverbesserers gemäß Beispiel
6 und in einer zweiten Probe mit b) 300 ppm eines 50 %igen bekannten und in der Praxis
eingesetzten Fließverbesserers gedopt worden war, wurden 2 Stunden auf 6 °C gekühlt
und sodann die Fließgrenze mit folgendem Ergebnis bestimmt:
|
erfindungsgemäß |
Marktprodukt |
Fließgrenze nach 2 Stunden bei 6 °C in N · m⁻² |
37 |
1769 |
[0033] Wurden die gedopten Rohöle statt 2 Stunden nun 72 Stunden auf 6 °C gehalten, betrug
die Fließgrenze beim erfindungsgemäßen Material 99 N · m⁻² und beim Markenprodukt
1990 N · m⁻².
[0034] Daraus ist der technische Vorteil des erfindungsgemäßen Fließverbesserers zu ersehen.
Der Pumpendruck, der zum Anfahren einer mit ausgekühltem Rohöl gefüllten Pipeline
aufgebracht werden muß, beträgt bei dem ebenfalls geprüften Marktprodukt nach 2 Stunden
das 48-fache und nach 72 Stunden Kühlzeit immer noch das 20-fache des Arbeitens nach
der Lehre der Erfindung.
1. Verwendung von Copolymeren aus Acryl- und/oder Methacrylsäureestern höherer Alkohole
bzw. Alkoholschnitte mit wenigstens 16 C-Atomen im Alkoholrest und nicht mehr als
20 Gew.-%, bevorzugt etwa 0,5 bis 15 Gew.-% - Gew.-% bezogen auf Copolymergewicht
- an freier Acrylsäure und/oder Methacrylsäure als Zuschlagmittel für Paraffine und/oder
Asphaltene enthaltende Rohöle und Erdölfraktionen zur Absenkung deren Fließ- bzw.
Erstarrungspunkt und Verbesserung der Fließeigenschaften, insbesondere im Temperaturbereich
kurz oberhalb des Erstarrungspunkts.
2. Ausführungsform nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Copolymere der angegebenen
Art mit Gehalten an freier Säure im Bereich von etwa 1 bis 10 Gew.-%, bevorzugt im
Bereich von etwa 1,5 bis 5 Gew.-% - bezogen jeweils auf Copolymergewicht - verwendet
werden.
3. Ausführungsform nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Fließverbesserer
in paraffinreichen Ölen bzw. Ölfraktionen mit Eigenfließpunkten oberhalb 20 °C, insbesondere
oberhalb 25 °C zum Einsatz kommen und daß bevorzugt dabei die Fließpunkte auf Werte
unterhalb 15 °C, insbesondere unter 10 °C abgesenkt werden.
4. Ausführungsform nach Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß Copolymere
auf Basis von Estern aus Alkoholen bzw. Alkoholschnitten mit überwiegend 18 bis 24
C-Atomen verwendet werden, wobei entsprechende Alkoholschnitte bevorzugt sind, deren
Gehalt an C₂₂- und höheren Alkoholen wenigstens etwa 25 Gew.-%, bevorzugt wenigstens
etwa 35 Gew.-% und insbesondere wenigstens etwa 45 Gew.-% ausmacht.
5. Ausführungsform nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß Copolymere
aus Estern der Acrylsäure mit höheren Alkoholen bzw. Alkoholschnitten der angegebenen
Art und freier Acrylsäure zum Einsatz kommen.
6. Ausführungsform nach Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Fließverbesserer
in Mengen von etwa 20 bis 1 000 ppm - und dabei bevorzugt in Lösungsmitteln gelöst
- zum Einsatz kommen.