[0001] Die Erfindung betrifft einen Sattel mit an Steigbügelriemen aufgehängten Steigbügeln.
[0002] Bei konventionellen Sattel-Konstruktionen sind die Steigbügel im vorderen Bereich
des Sattelbaums an einem Punkt aufgehängt. Der Reiter erreicht die korrekte Haltung
auf dem Pferd, wenn Schulter, Hüfte und Absatz etwa auf der gleichen vertikalen Schwerelinie
liegen. Diese Haltung erfordert eine bestimmte Stellung der Oberschenkel, wobei die
Gefahr besteht, dass sich der Reiter verkrampft und keinen der Gangart des Pferdes
angepassten Gleichgewichtszustand erreicht. Als Sitzhilfe werden sogenannte Kniepauschen
am vorderen Rand der Sattelblätter angeordnet. Diese verhindern jedoch ebenfalls
eine freie Bewegung des Reiters, was z.B. bei extremen Sitzpositionen im Sprung usw.
ebenfalls hinderlich ist.
[0003] Es ist daher eine Aufgabe der Erfindung, einen Reitsattel zu schaffen, dessen Steigbügel-Aufhängung
einen optimalen Gleichgewichtszustand in jeder Sitzposition ermöglicht. Diese Aufgabe
wird erfindungsgemäss durch einen Sattel gelöst, der die Merkmale im Anspruch 1 aufweist.
Die Zwei-Punkte-Aufhängung mit der V-förmigen Schlaufe und dem sich darin frei beweglichen
Steigbügel führt dazu, dass der Steigbügel relativ zum Sattel eine pendelnde Bewegung
ausführen kann, wobei er in jeder Sitzposition in den tiefsten Punkt gepresst wird.
Dadurch kann der Reiter sein Gleichgewicht im Steigbügel immer voll ausbalancieren,
ohne dass eine falsche Haltung eingenommen wird. Die Pendelbewegung des Steigbügels
ist im Gegensatz zur konventionellen Aufhängung parallel zur Sattellängsrichtung
orientiert, womit ein Abspreizen der Beine vermieden wird. Ausserdem können die Kniepauschen
völlig wegfallen, was einerseits den Aufbau des Sattels vereinfacht und andererseits
dem Reiter grösseren Bewegungsspielraum lässt.
[0004] Die Befestigungspunkte am Sattel liegen vorzugsweise etwa auf der gleichen horizontalen
Ebene. Dabei ist der bezogen auf die Sattellängsrichtung hintere Befestigungspunkt
vorzugsweise etwas tiefer als der vordere Befestigungspunkt, nämlich an der tiefsten
Stelle des Sattelbaums angeordnet. In bestimmten Spezialfällen wäre es aber auch denkbar,
die Befestigungspunkte auf völlig verschiedenen Ebenen anzuordnen, beispielsweise
um damit die Pendelbewegung in einer Richtung zu begrenzen.
[0005] Um die Lage der Steigbügelriemen den individuellen Bedürfnissen anzupassen, können
am Sattel mehr als zwei Befestigungspunkte vorgesehen sein, wobei der Steigbügelriemen
wahlweise an zwei gewünschten Befestigungspunkten fixierbar ist. Die Länge der V-förmigen
Schlaufe ist vorzugsweise mit einer Schnalle verstellbar.
[0006] Die einzige Figur zeigt die Seitenansicht eines erfindungsgemässen Sattels. Der
Sattel 1 besteht im wesentlichen aus dem Sattelbaum 7 und der darüber liegenden gepolsterten
Sitzfläche 11 mit den Sattelblättern 8 auf beiden Seiten, von denen hier nur eines
sichtbar ist. Der Sattelriemen 2 ist als etwa V-förmige Schlaufe ausgebildet, die
am vorderen Befestigungspunkt 3 und am hinteren Befestigungspunkt 4 kraftschlüssig
am Sattelbaum 7 befestigt ist. Die eigentlichen Befestigungspunkte werden durch das
anhebbare obere Sattelblatt 9 verdeckt. Die Befestigungspunkte können auf an sich
bekannte Weise Schnallen oder Oesen sein, wobei z.B. der vordere Befestigungspunkt
3 als Sturzfeder ausgebildet sein kann.
[0007] Im tiefsten Punkt der V-förmigen Schlaufe ist der Steigbügel 5 frei beweglich in
der Steigbügelöse 6 aufgehängt. Die Gesamtlänge des Steigbügelriemens und damit die
Distanz zwischen Steigbügel 5 und Sitzfläche 11 lässt sich an einer Schnalle 10 einstellen.
[0008] Zwischen den Befestigungspunkten 3 bzw. 4 und der Steigbügelöse 6 wird ersichtlicherweise
ein Polygonzug A, B, C gebildet, der ein spitzwinkliges Dreieck einschliesst. In
der Figur ist der Steigbügel 5 in einer normalen Gleichgewichtslage gezeigt, wobei
mit der vertikalen Linie 12 die Schwerelinie angedeutet ist, auf der Schulter, Hüfte
und Absatz liegen sollten. Durch strichpunktierte Linien sind alternative Steigbügelpositionen
angedeutet, wobei sich die tiefsten Punkte des Steigbügelriemens bei C′ und bei C˝
befinden. Ersichtlicherweise verändern sich bei den verschiedenen Positionen die
Distanzen zwischen A und C bzw. zwischen B und C.
[0009] Der Steigbügel 5 kann beispielsweise bei einem Sprung über ein Hindernis zunächst
die Position C˝ einnehmen, wobei der vordere Befestigungspunkt 3 zunächst angehoben
wird, der Steigbügel jedoch infolge der Schwerkraft bestrebt ist, im tiefsten Punkt
der V-förmigen Schlaufe zu bleiben. Beim Aufsetzen neigt sich der vordere Befestigungspunkt
3 nach unten, wobei der Steigbügel aus den gleichen Gründen die Position C′ einnimmt.
[0010] Aber auch wenn der Reiter in einen labilen Gleichgewichtszustand kommt, wird er
reflexartig sein Körpergewicht in die Steigbügel verlagern, wobei diese ebenfalls
sofort in den tiefsten Punkt zurückfallen und der Reiter dabei wieder einen stabilen
Gleichgewichtszustand erreicht.
[0011] In der Abbildung ist der Steigbügel 5 zur besseren Darstellung in der Querlage gezeigt.
Beim Reiten wird der Steigbügel selbstverständlich etwa im rechten Winkel zur Pferdeflanke
angeordnet sein. Die erfindungsgemässe Aufhängung hat den Vorteil, dass beim Treiben
des Pferdes, d.h. beim leichten Ausdrehen der Fussspitzen, die Unterschenkel des Reiters
durch den Steigbügelriemen 2 gegen das Pferd gepresst werden.
1. Sattel mit an Steigbügelriemen aufgehängten Steigbügeln, dadurch gekennzeichnet,
dass jeder Steigbügelriemen (2) an zwei im Abstand voneinander angeordneten Befestigungspunkten
(3, 4) am Sattel (1) befestigt ist und eine etwa V-förmige Schlaufe bildet, in deren
tiefstem Punkt der Steigbügel (5) frei beweglich aufgehängt ist.
2. Sattel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Befestigungspunkte (3,
4) am Sattel (1) etwa auf der gleichen horizontalen Ebene liegen.
3. Sattel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der bezogen auf die
Sattellängsrichtung hintere Befestigungspunkt (4) an der tiefsten Stelle des Sattelbaums
(7) angeordnet ist.
4. Sattel nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass am Sattel
mehr als zwei Befestigungspunkte vorgesehen sind, und dass der Steigbügelriemen (2)
wahlweise an zwei Befestigungspunkten fixierbar ist.
5. Sattel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge
der V-förmigen Schlaufe mit einer Schnalle (10) verstellbar ist.