(19)
(11) EP 0 332 574 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
13.09.1989  Patentblatt  1989/37

(21) Anmeldenummer: 89810130.8

(22) Anmeldetag:  17.02.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4B68C 1/16
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 09.03.1988 CH 879/88

(71) Anmelder: Schibli, Hans
Ch-9247 Henau (CH)

(72) Erfinder:
  • Schibli, Hans
    Ch-9247 Henau (CH)

(74) Vertreter: Wenger, René et al
Hepp, Wenger & Ryffel AG Friedtalweg 5
9500 Wil
9500 Wil (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Sattel


    (57) Die Steigbügelriemen sind an zwei im Abstand voneinander angeordneten Befestigungspunkten (3, 4) am Sattel (1) befe­stigt und bilden eine etwa V-förmige Schlaufe. Im tiefsten Punkt dieser Schlaufe sind die Steigbügel (5) frei beweglich aufgehängt. Der Reiter erreicht damit in jeder Lage einen Gleichgewichtszustand, da der Steigbügel durch Schwerkraft­einwirkung immer in den tiefsten Punkt der Schlaufe gepresst wird.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft einen Sattel mit an Steigbügelriemen aufgehängten Steigbügeln.

    [0002] Bei konventionellen Sattel-Konstruktionen sind die Steigbügel im vorderen Bereich des Sattelbaums an einem Punkt aufge­hängt. Der Reiter erreicht die korrekte Haltung auf dem Pferd, wenn Schulter, Hüfte und Absatz etwa auf der gleichen vertikalen Schwerelinie liegen. Diese Haltung erfordert eine bestimmte Stellung der Oberschenkel, wobei die Gefahr besteht, dass sich der Reiter verkrampft und keinen der Gang­art des Pferdes angepassten Gleichgewichtszustand erreicht. Als Sitzhilfe werden sogenannte Kniepauschen am vorderen Rand der Sattelblätter angeordnet. Diese verhindern jedoch eben­falls eine freie Bewegung des Reiters, was z.B. bei extremen Sitzpositionen im Sprung usw. ebenfalls hinderlich ist.

    [0003] Es ist daher eine Aufgabe der Erfindung, einen Reitsattel zu schaffen, dessen Steigbügel-Aufhängung einen optimalen Gleichgewichtszustand in jeder Sitzposition ermöglicht. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch einen Sattel gelöst, der die Merkmale im Anspruch 1 aufweist. Die Zwei-Punkte-Aufhän­gung mit der V-förmigen Schlaufe und dem sich darin frei beweglichen Steigbügel führt dazu, dass der Steigbügel rela­tiv zum Sattel eine pendelnde Bewegung ausführen kann, wobei er in jeder Sitzposition in den tiefsten Punkt gepresst wird. Dadurch kann der Reiter sein Gleichgewicht im Steigbügel immer voll ausbalancieren, ohne dass eine falsche Haltung eingenommen wird. Die Pendelbewegung des Steigbügels ist im Gegensatz zur konventionellen Aufhängung parallel zur Sattel­längsrichtung orientiert, womit ein Abspreizen der Beine vermieden wird. Ausserdem können die Kniepauschen völlig wegfallen, was einerseits den Aufbau des Sattels vereinfacht und andererseits dem Reiter grösseren Bewegungsspielraum lässt.

    [0004] Die Befestigungspunkte am Sattel liegen vorzugsweise etwa auf der gleichen horizontalen Ebene. Dabei ist der bezogen auf die Sattellängsrichtung hintere Befestigungspunkt vorzugs­weise etwas tiefer als der vordere Befestigungspunkt, nämlich an der tiefsten Stelle des Sattelbaums angeordnet. In bestimmten Spezialfällen wäre es aber auch denkbar, die Befe­stigungspunkte auf völlig verschiedenen Ebenen anzuordnen, beispielsweise um damit die Pendelbewegung in einer Richtung zu begrenzen.

    [0005] Um die Lage der Steigbügelriemen den individuellen Bedürfnis­sen anzupassen, können am Sattel mehr als zwei Befestigungs­punkte vorgesehen sein, wobei der Steigbügelriemen wahlweise an zwei gewünschten Befestigungspunkten fixierbar ist. Die Länge der V-förmigen Schlaufe ist vorzugsweise mit einer Schnalle verstellbar.

    [0006] Die einzige Figur zeigt die Seitenansicht eines erfindungsge­mässen Sattels. Der Sattel 1 besteht im wesentlichen aus dem Sattelbaum 7 und der darüber liegenden gepolsterten Sitzflä­che 11 mit den Sattelblättern 8 auf beiden Seiten, von denen hier nur eines sichtbar ist. Der Sattelriemen 2 ist als etwa V-förmige Schlaufe ausgebildet, die am vorderen Befestigungs­punkt 3 und am hinteren Befestigungspunkt 4 kraftschlüssig am Sattelbaum 7 befestigt ist. Die eigentlichen Befestigungs­punkte werden durch das anhebbare obere Sattelblatt 9 ver­deckt. Die Befestigungspunkte können auf an sich bekannte Weise Schnallen oder Oesen sein, wobei z.B. der vordere Befe­stigungspunkt 3 als Sturzfeder ausgebildet sein kann.

    [0007] Im tiefsten Punkt der V-förmigen Schlaufe ist der Steigbügel 5 frei beweglich in der Steigbügelöse 6 aufgehängt. Die Gesamtlänge des Steigbügelriemens und damit die Distanz zwi­schen Steigbügel 5 und Sitzfläche 11 lässt sich an einer Schnalle 10 einstellen.

    [0008] Zwischen den Befestigungspunkten 3 bzw. 4 und der Steigbügel­öse 6 wird ersichtlicherweise ein Polygonzug A, B, C gebil­det, der ein spitzwinkliges Dreieck einschliesst. In der Figur ist der Steigbügel 5 in einer normalen Gleichgewichts­lage gezeigt, wobei mit der vertikalen Linie 12 die Schwere­linie angedeutet ist, auf der Schulter, Hüfte und Absatz liegen sollten. Durch strichpunktierte Linien sind alterna­tive Steigbügelpositionen angedeutet, wobei sich die tiefsten Punkte des Steigbügelriemens bei C′ und bei C˝ befinden. Ersichtlicherweise verändern sich bei den verschiedenen Posi­tionen die Distanzen zwischen A und C bzw. zwischen B und C.

    [0009] Der Steigbügel 5 kann beispielsweise bei einem Sprung über ein Hindernis zunächst die Position C˝ einnehmen, wobei der vordere Befestigungspunkt 3 zunächst angehoben wird, der Steigbügel jedoch infolge der Schwerkraft bestrebt ist, im tiefsten Punkt der V-förmigen Schlaufe zu bleiben. Beim Auf­setzen neigt sich der vordere Befestigungspunkt 3 nach unten, wobei der Steigbügel aus den gleichen Gründen die Position C′ einnimmt.

    [0010] Aber auch wenn der Reiter in einen labilen Gleichgewichtszu­stand kommt, wird er reflexartig sein Körpergewicht in die Steigbügel verlagern, wobei diese ebenfalls sofort in den tiefsten Punkt zurückfallen und der Reiter dabei wieder einen stabilen Gleichgewichtszustand erreicht.

    [0011] In der Abbildung ist der Steigbügel 5 zur besseren Darstel­lung in der Querlage gezeigt. Beim Reiten wird der Steigbügel selbstverständlich etwa im rechten Winkel zur Pferdeflanke angeordnet sein. Die erfindungsgemässe Aufhängung hat den Vorteil, dass beim Treiben des Pferdes, d.h. beim leichten Ausdrehen der Fussspitzen, die Unterschenkel des Reiters durch den Steigbügelriemen 2 gegen das Pferd gepresst werden.


    Ansprüche

    1. Sattel mit an Steigbügelriemen aufgehängten Steigbügeln, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Steigbügelriemen (2) an zwei im Abstand voneinander angeordneten Befestigungs­punkten (3, 4) am Sattel (1) befestigt ist und eine etwa V-förmige Schlaufe bildet, in deren tiefstem Punkt der Steigbügel (5) frei beweglich aufgehängt ist.
     
    2. Sattel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Befestigungspunkte (3, 4) am Sattel (1) etwa auf der gleichen horizontalen Ebene liegen.
     
    3. Sattel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der bezogen auf die Sattellängsrichtung hintere Befestigungspunkt (4) an der tiefsten Stelle des Sattel­baums (7) angeordnet ist.
     
    4. Sattel nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekenn­zeichnet, dass am Sattel mehr als zwei Befestigungspunkte vorgesehen sind, und dass der Steigbügelriemen (2) wahl­weise an zwei Befestigungspunkten fixierbar ist.
     
    5. Sattel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge der V-förmigen Schlaufe mit einer Schnalle (10) verstellbar ist.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht