[0001] Die Erfindung betrifft ein Hüllrohr gemäss den Oberbegriffen der Patentansprüche
1 und 4.
[0002] Auf dem Gebiete der Spannkabeltechnik beim Erstellen von Tragwerken aus Beton haben
Hüllrohre mehrere wichtige Funktionen zu erfüllen: a) Offenhalten eines Kanals, um
die Längsverschiebbarkeit und damit die Spannoperation der Spannkabel zu ermöglichen;
b) Gewährleistung des Verbundverhaltens zwischen Spannkabel und Tragwerk; c) Gewährleistung
eines zuverlässigen Korrosionsschutzes während der Lebensdauer des Tragwerkes.
[0003] Um ein bestimmtes Verbundverhalten zwischen dem Spannkabel und dem Hüllrohr sowie
zwischen dem Hüllrohr und dem Tragwerk zu erhalten, werden Hüllrohre mit Ausbuchtungen
aufweisenden Wänden verwendet. Die Zonen der Ausbuchtungen kennzeichnen die sogenannten
Verbundzonen.
[0004] Verlegte Hüllrohre weisen stets gewisse Krümmungen auf. Dadurch ist es praktisch
unvermeidlich, dass die Spannkabel, insbesondere nach dem Spannen, an gewissen Stellen
mit der Innenfläche der Hüllrohrwand in Kontakt sind. Diese Kontaktstellen sind diejenigen
Stellen, an denen die Innenfläche der Hüllrohrwand keine Ausbuchtungen aufweist.
An den Kontaktstellen entstehen mit dem Spannen des Spannkabels Querpressungen zwischen
dem letzteren und der Wand des Hüllrohres. Durch die normale Beanspruchung eines Tragwerkes
treten an den genannten Kontaktstellen Reibungskräfte zwischen dem Spannkabel und
dem Hüllrohr auf, was zu Abnutzungserscheinungen und schlussendlich zur Zerstörung
des Spannkabels und/oder des Hüllrohres führen kann. Man spricht im letzteren Fal
le von Reibermüdung und Ermüdungsfestigkeit. Die Ermüdungsfestigkeit von Spannkabeln
wird einerseits in entscheidendem Masse durch das Hüllrohrmaterial beeinflusst. Die
Verwendung von Hüllrohren aus Kunststoff anstelle von Stahl führt zu einer wesentlichen
Verbesserung der Ermüdungsfestigkeit. Andererseits muss zur Erreichung einer hohen
Ermüdungsfestigkeit dafür gesorgt werden, dass die zwischen dem Spannkabel und dem
Hüllrohr herrschende Querpressung möglichst klein gehalten wird. Dies kann durch eine
Begrenzung der Kabelkrümmung und/oder durch eine günstige Formgebung der Wandung des
Hüllrohres erreicht werden, indem dafür gesorgt wird, dass die genannten Kontaktstellen,
in der Folge als Reibzonen bezeichnet, möglichst gross gehalten werden. Ein Vergrössern
der Reibzonen und damit ein Erhöhen der Ermüdungsfestigkeit führt bei den heute verwendeten
Hüllrohren aber zwangsläufig zu einer Reduktion der Verbundzonen und des Verbundverhaltens.
[0005] Nach dem Spannen der Kabel werden die Hüllrohre mit einer Injektionsmasse, beispielsweise
mit Zementmörtel, ausgegossen. Die Injektionsmasse dient einerseits dazu, den Verbund
zwischen dem Spannkabel und dem Hüllrohr herzustellen und andererseits das Spannkabel
durch dichtes Umschliessen vor Korrosion zu schützen. Dem Fliessverhalten der Injektionsmasse
im Hüllrohr kommt zur Vermeidung von Luftblasen grosse Bedeutung zu. Das Fliessverhalten
wird weitgehend durch die Formgebung und den Verlauf der genannten Ausbuchtungen in
der Hüllrohrwand bestimmt. Bei den bisher verwendeten im wesentlichen radial angeordneten
Ausbuchtungen entstehen beim Injizieren Turbulenzen, die das Auftreten von Lufteinschlüssen
begünstigen. Viele, und vor allem in der Längsrichtung ausgedehnte Lufteinschlüsse
beeinträchtigen das Verbundverhalten sowie den Korrosionsschutz des Spannkabels.
[0006] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Hüllrohr zu schaffen, das gegenüber
Hüllrohren bekannter Art durch die Formgebung und Anordnung von Ausbuchtungen in der
Wand das Verbundverhalten von Spannkabeln unter Einhaltung einer geforderten hohen
Ermüdungsfestigkeit, verbessert, indem die Verbundzonen vergrössert und die Lufteinschlüsse
bei der Injektion vermindert werden.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die in den kennzeichnenden Teilen der Patentansprüche 1
und 4 aufgeführten Merkmale gelöst.
[0008] Der Erfindungsgegenstand ist nachstehend mit Bezugnahme auf die Zeichnungen beispielsweise
näher beschrieben. Es zeigen
Fig. 1 eine perspektivische Darstellung eines Abschnittes des erfindungsgemässen
Hüllrohres,
Fig. 2 eine Abwicklung eines Hüllrohrabschnittes gemäss Fig. 1,
Fig. 3 eine Abwicklung gemäss Fig. 2 mit angedeutetem Fliessverhalten der Injektionsmasse
im Rohrinnern bei erfindungsgemäss angeordneten Ausbuchtungen, und
Fig. 4 eine Abwicklung gemäss Fig. 2 mit einer schematischen Darstellung der äusseren
und der inneren Verbundzonen.
[0009] Die Fig. 1 zeigt einen Abschnitt eines Hüllrohres 1 mit einem eingelegten Spannkabel
2. Das Spannkabel 2 besteht aus mehreren einzelnen Litzen oder Paralleldrähten 12.
Die Wand 5 des Hüllrohres 1 weist sich über die ganze Länge des Hüllrohres erstreckende,
schraubenlinienförmig angeordnete, nach aussen gerichtete Ausbuchtungen 3, 4 auf.
Erste Ausbuchtungen 3 verlaufen im gezeigten Ausführungsbeispiel gegenläufig zu den
zweiten Ausbuchtungen 4. Die Ganghöhen der ersten Ausbuchtungen 3 sind kleiner als
die Ganghöhen der zweiten Ausbuchtungen 4. Weitere Varianten in der Anordnung der
Ausbuchtungen 3, 4, wie gleiche Ganghöhen für die ersten und zweiten Ausbuchtungen
oder eine schraubenlinienförmige Anordnung der ersten und zweiten Ausbuchtungen mit
gleichläufigem Verlauf, aber unterschiedlicher Ganghöhe, sind, entsprechend dem Erfindungsgedanken,
ohne weiteres möglich, aber in den Figuren nicht dargestellt. Die Ausbuchtungen 3,
4 der Wand 5 haben im Schnitt betrachtet ein trapezförmiges Aussehen. Weitere Formen,
wie dreieckige, rechteckige, kreisbogenförmige oder sinusförmige, sind ebenfalls realisierbar.
Das Hüllrohr 1 ist aus Kunststoff, vorzugsweise aus Polyethylen hergestellt. Die
Stärke der Wand 5 beträgt 1 - 7 mm, vorzugsweise 2 - 5 mm.
[0010] Die Fig. 2, 3 und 4 zeigen Abwicklungen des Hüllrohres anhand derer die vorteilhaften
Merkmale des erfindungsgemässen Gegenstandes beschrieben sind. Die in der Wand 5
des Hüllrohres 1 schraubenlinienförmig verlaufenden Ausbuchtungen 3, 4 führen in
den Abwicklungen der Fig. 2, 3 und 4 zu unter bestimmten Steigungswinkeln 10, 11 gegenüber
der Hüllrohraxe geradlinig verlaufend dargestellten Ausbuchtungen. Der Steigungswinkel
10 der ersten Ausbuchtungen 3 beträgt im gezeigten Ausführungsbeispiel ca. 15°. Der
Steigungswinkel 11 der gegenläufig angeordneten zweiten Ausbuchtungen 4 ist ungefähr
50°. Versuche haben ergeben, dass die Steigungswinkel der verschiedenen Ausbuchtungen
3, 4 vorzugsweise zwischen 5° - 80° liegen. Für die zweiten Ausbuchtungen 4 ist in
der Fig. 2 die Ganghöhe 16 dargestellt. Die Gang höhe der ersten Ausbuchtungen 3
ist wesentlich grösser und demzufolge in der Figur nicht enthalten. Allgemein verhält
sich die Ganghöhe einer schraubenlinienförmig verlaufenden Ausbuchtung umgekehrt proportional
zum Tangens ihres Steigungswinkels. Die Schnittpunkte, in denen sich die einzelnen
gegenläufig oder gleichläufig mit verschiedenen Steigungen verlaufenden Ausbuchtungen
kreuzen, liegen in den Abwicklungszeichnungen auf einer Linie, welche den Verdrehungswinkel
13 zur Kabelaxe einschliesst. Die einzelnen Litzen 12 des im Hüllrohr vorhandenen
Spannkabels 2 sind in den Fig. 2, 3 und 4 durch jeweils eine strichpunktierte Linie
schematisch dargestellt. Nur von einer Litze 12 sind die Umrisse gestrichelt eingezeichnet.
Bezeichnet man die längs der genannten, gestrichelt dargestellten Litze 12 verlaufenden
Abschnitte, die sich unterhalb einer Ausbuchtung 3, 4 befinden, mit Verbundzone 15
und alle anderen Abschnitte, die sich nicht unterhalb einer Ausbuchtung 3, 4 befinden
mit Reibzone 14, so ergibt sich für das gezeigte Ausführungsbeispiel für jede der
angedeuteten Litzen 12 ein Verhältnis der Reibzonen zu Verbundzonen von ungefähr 2:1.
Durch das Aendern der Steigungswinkel 10, 11 der Ausbuchtungen 3, 4 sind Hüllrohre
herstellbar, deren Verhältnis Reibzone zu Verbundzone für spezifische Anwendungsfälle
optimiert ist. Durch die Verdrehung der Ausbuchtungen 3, 4 unter Einschluss des genannten
Verdrehungswinkels 13 ergeben sich für jede der an der Innenseite der Wand 5 des
Hüllrohres 1 anliegenden Litzen immer wechselnde Reib- und Verbundzonen. Das Verbundverhalten
verändert sich ständig, bleibt aber in sich geschlossen.
[0011] In der Fig. 3 ist das Fliessverhalten der schema tisch dargestellten Injektionsmasse
20 beim Injizieren des Hüllrohres 1 gezeigt. Je kleiner der Steigungswinkel 10, 11
einer der beiden schraubenlinienförmig angeordneten Ausbuchtungen 3, 4 zur Hüllrohraxe
gewählt ist, desto besser ist das Fliessverhalten der Injektionsmasse 20 während dem
Injizieren. Da die Ausbuchtungen 3, 4 nicht im wesentlichen radial wie bei bekannten
Hüllrohren angeordnet sind, erfolgt die Injektion, mit kleinerer Bremswirkung und
Turbulenzbildung, deutlich fliessender. Lufteinschlüsse werden praktisch vermieden.
Die im gezeigten Ausführungsbeispiel unter einem grösseren Steigungswinkel 11 angeordneten
zweiten Ausbuchtungen 4 dienen als Querverbindung zu den unter einem kleineren Steigungswinkel
10 länglich angeordneten ersten Ausbuchtungen 3. Fliessendes Injektionsgut wird seitlich
in die zweiten Ausbuchtungen 4 gedrückt und von der nächsten ersten Ausbuchtung
3 durch eine Sogwirkung wieder aufgenommen.
[0012] In der schematischen Darstellung der Fig. 4 sind in der unteren Hälfte der Figur
die äusseren Verbundzonen 21 des Verbundes zwischen Hüllrohr 1 und umgebendem Beton
und in der oberen Figurenhälfte die inneren Verbundzonen 22 des Verbundes zwischen
Hüllrohr 1 und den Litzen 12 des Spannkabels 2 dargestellt. Im Gegensatz zu bekannten
Hüllrohren mit im wesentlichen radial angeordneten Ausbuchtungen ist der Verbundanteil
der einzelnen Litzen 12 eines Spannkabels 2 beim erfindungsgemässen Hüllrohr 1 grösser.
Die durch die normale Beanspruchung des Tragwerkes auftretenden Reibungskräfte werden
gleichmässig auf die einzelnen Litzen übertragen. Im Gegensatz zu den inneren Verbundzonen
22 zwischen dem Hüllrohr 1 und dem Spannkabel 2 sind die äusseren Verbundzonen 21
zwischen dem Hüllrohr 1 und dem das Hüllrohr umgebenden Beton rhombusförmig ausgebildet.
[0013] Durch die schraubenlinienförmige Anordnung von gegenläufig verlaufenden Ausbuchtungen
3, 4 oder von gleichläufig verlaufenden Ausbuchtungen mit verschiedenen Ganghöhen
sind die Verbundzonen gegenüber bekannten Ausführungsformen von Hüllrohren wesentlich
vergrössert.
[0014] Es ist beispielsweise auch möglich, die Höhe der Ausbuchtungen zu verkleinern, was
das Fliessverhalten der Injektionsmasse weiter begünstigt und ebenfalls zu einem genügenden
Verbundverhalten führt.
1. Hüllrohr aus Kunststoff zum Umschliessen von Spannkabeln, mit im wesentlichen kreisrundem
Querschnitt, dadurch gekennzeichnet, dass die Wand (5) mindestens zwei schraubenlinienförmig
verlaufende, nach aussen gerichtete Ausbuchtungen (3, 4) aufweist, und dass die erste
Ausbuchtung (3) gegenläufig zur zweiten Ausbuchtung (4) verläuft.
2. Hüllrohr nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ganghöhen der ersten
und der zweiten Ausbuchtung (3, 4) gleich sind.
3. Hüllrohr nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ganghöhen der ersten
und der zweiten Ausbuchtung (3, 4) unterschiedlich sind.
4. Hüllrohr aus Kunststoff zum Umschliessen von Spannkabeln, mit im wesentlichen kreisrundem
Querschnitt, dadurch gekennzeichnet, dass die Wand (5) mindestens zwei gleichläufig
und schraubenlinienförmig verlaufende, nach aussen gerichtete Ausbuchtungen (3, 4)
mit unterschiedlichen Ganghöhen aufweist.
5. Hüllrohr nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass jede der
Ausbuchtungen (3, 4) im Querschnitt betrachtet im wesentlichen dreieckig, rechteckig,
trapezförmig, kreisbogenförmig oder sinusförmig ist.
6. Hüllrohr nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Steigungswinkel
(10, 11) jeder der schraubenlinienförmig verlaufenden Ausbuchtungen (3, 4) 5° bis
80° beträgt.
7. Hüllrohr nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Stärke
der Wand (5) 1 bis 7 mm vorzugsweise 2 bis 5 mm beträgt.