[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Schleifen und/oder
Polieren einer Lackierung bei Temperaturen unterhalb der Umgebungstemperatur.
[0002] Das Schleifen und Polieren von Lacken ist auf den Schleif- und Poliervorgang selbst
bezogen ein bereits in vielfacher Weise gelöstes Problem. Bei Lacksorten, die bei
Umgebungstemperatur eine hohe Elastizität aufweisen, ist jedoch ein Schleifen und
Polieren nicht ohne weiteres möglich. Derartige Lacksorten werden beispielsweise zur
Lackierung von in zunehmendem Maße verwendeten Kunststoffbauteilen, z.B. in der Autoindustrie,
eingesetzt, da Lacke auf solchen Untergründen eine größere Elastizität besitzen müssen,
als z.B. auf metallischen Untergründen. Zum Schleifen und/oder Polieren auch nur einer
fehlerhaften Stelle dieser bei Umgebungstemperatur elastischen Lackierung ist es bekannt,
das gesamte, die Lackierung tragende Bauteil in einer Kältekammer auf Temperaturen
abzukühlen, die ein Polieren der Lackierung zulassen. Das Abkühlen des gesamten Bauteils
in einer Kältekammer ist jedoch eine aufwendige, energetisch ungünstige und zeitraubende
Vorgehensweise.
[0003] Der Erfindung liegt daher ist Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Schleifen und/oder
Polieren insbesondere von Fehlstellen einer Lackierung bei Temperaturen unterhalb
der Umgebungstemperatur anzugeben, das die Nachteile der bekannten Vorgehensweise
möglichst weitgehend ausschaltet.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Lackierung durch Anblasen
mit Kaltgas abgekühlt und gleichzeitig und/oder anschließend geschliffen und/oder
poliert wird.
[0005] Durch die Verwendung eines gasförmigen Kälteträgers kann die Kälte genau an den Ort
ihres Bedarfs geführt und effizient übertragen werden.
[0006] In einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung wird als Kaltgas ein verdampfes Kryomedium
verwendet, das die notwendige Kälte bereits von vorne herein mitbringt und das auf
verschiedene Temperaturen eingestellt werden kann. Besonders geeignet sind aufgrund
ihrer sicheren Handhabbarkeit, ihres Inertgascharakters und der besonders tiefen Temperaturen
Flüssigstickstoff und -argon. Aber auch andere Kryomedien sind einsetzbar.
[0007] In einer weiteren vorteilhaften Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens wird der
zu schleifende und/oder zu polierende Bereich der Lackierung gegen die Umgebung abgeschirmt
und das Kaltgas in die Abschirmung eingeführt und innerhalb der Abschirmung gleichmäßig
verteilt. Dadurch wird eine gleichmäßige und effiziente Abkühlung des gewünschten
Lackierungsbereichs erreicht und nur so viel Kaltgas verbraucht als unbedingt erforderlich
ist. Aufgrund der mit sinkender Temperatur abnehmenden Elastizität einer Lackierung
wird der zu bearbeitende Bereich vorteilhafterweise auf Temperaturen von -30 bis -50
°C abgekühlt.
[0008] Eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist gekennzeichnet
durch einen nach Aufsetzen auf den zu bearbeitenden Bereich mit diesem einen Hohlraum
bildenden Aufsatz mit Auslaßöffnungen für verbrauchtes Kaltgas, der mit einer Kaltgasquelle
verbunden ist. Besonders vorteilhaft ist es, wenn der auf der Lackierung aufsitzende
Rand des Aufsatzes mit Auslaßöffnungen bildenden Einkerbungen versehen ist. Ein derartiger
Aufsatz Schafft eine geeignete Abschirmung des zu polierenden Bereiches mit einer
effizienten Kälteübertragung. Durch die Auslaßöffnungen bildenden Einkerbungen am
aufsitzenden Rand des Aufsatzes wird auch die Umgebung der direkt mit dem Kaltgas
beaufschlagten Fläche mit Kaltgas in Berührung begracht und abgekühlt. Dadurch werden
zu große Temperaturunterschiede und damit Spannungen in der Lackierung an dem zu polierenden
Bereich und seiner Umgebung vermieden.
[0009] Besonders vorteilhaft ist die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Beseitigung
von Lackierungsfehlern in fertigen Lackierungen, denn es wird das in der Beschreibungseinleitung
beschriebene Verfahren ersetzt und eine Zweitlackierung überflüssig oder erst möglich
gemacht.
[0010] Mit Hilfe der schematischen Zeichnung soll im folgenden das erfindungsgemäße Verfahren
beispielhaft näher erläutert werden.
[0011] Die Figur zeigt einen Aufsatz 1, der mit einer Kaltgasquelle 2 verbunden ist. Der
Aufsatz 1 besteht im wesentlichen aus einem hohlzylinderförmigen Grundkörper, der
mit einem Verbindungselement 3 an eine Versorgungsleitung 4 gekoppelt ist. Am offenen
Ende des hohlzylinderförmigen Grundkörpers sind am Rand, auf dem der Aufsatz auf eine
Fläche 5 aufsetzbar ist, Einkerbungen 6 angebracht, die ein Ausströmen des in den
aufgesetzten Aufsatz 1 eingeleiteten Kaltgases ermöglichen, wobei das ausströmende
Kaltgas auf die den Aufsatz umgebenden Lackierungsbereiche verteilt wird.
[0012] Wird auf einer mit bei Raumtemperatur elastischem Lack lackierten Fläche ein Lackierungsfehler,
z.B. ein aufsitzendes Staubkorn, festgestellt, so kann das Verfahren gemäß der Erfindung
zur Anwendung kommen. Zunächst wird das Staubkorn entfernt. Auf die entstehende sichtbare
Fehlstelle wird der Aufsatz 1 aufgesetzt und in diesen kalter Stickstoff mit einer
Temperatur von -50 bis -196 °C, vorzugsweise -70 bis -150 °C, für eine Zeit von 3
bis 10 sec. eingeleitet. Die mit Kaltgas beaufschlagte Lackfläche unterhalb des Aufsatzes
wird so auf eine Temperatur von etwa -30 bis -50 °C abgekühlt. Bei dieser Tempertur
weist der Lack nur noch eine geringe Elastizität auf und es ist möglich die so abgekühlte
Fläche zu polieren und die Fehlstelle somit zu beseitigen.
[0013] Bei Lackierungsfehlern, die durch Polieren allein nicht zu beseitigen sind, z.B.
bei stellenweiser, ungleichmäßiger dicker Lackschicht mit nicht glatter Oberfläche,
kann die Fehlstelle ebenfalls in der eben beschriebenen Art abgekühlt und anschließend
abgeschliffen werden. Auch beim Schleifen selbst ist das Anblasen mit Kaltgas vorteilhaft,
um die entstehende Reibungswärme abzuführen und die Schleiffähigkeit der Lackierung
zu erhalten. Mit einer so abgeschliffenen Lackierungsfehlstelle kann das Bauteil dann
problemlos, auch mehrfach, einer weiteren Lackierung zugeführt werden.
[0014] Das erfindungsgemäße Verfahren liefert also eine schnelle, einfach durchführbare
und auch ökonomische Möglichkeit bestimmte Lacksorten schleif- und polierfähig zu
machen.
1. Verfahren zum Schleifen und/oder Polieren einer Lackierung bei Temperaturen unterhalb
der Umgebungstemperatur, dadurch gekennzeichnet, daß die Lackierung durch Anblasen
mit Kaltgas abgekühlt und gleichzeitig und/oder anschließend geschliffen und/oder
poliert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Kaltgas ein verdampftes
Kryomedium, insbesondere verdampfter Flüssigstickstoff, verwendet wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß der zu
schleifende und/oder zu polierende Bereich der Lackierung gegen die Umgebung abgeschirmt,
das Kaltgas in die Abschirmung eingeführt und innerhalb der Abschirmung gleichmäßig
verteilt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der zu
schleifende und/oder zu polierende Bereich auf -30 bis -50 °C abgekühlt wird.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet
durch einen mit einer Kaltgasquelle verbundenen Aufsatz, der nach Aufsetzen auf den
zu schleifenden und/oder zu polierenden Bereich mit diesem einen Hohlraum bildet und
der mit Auslaßöffnungen für das verbrauchte Kaltgas versehen ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der auf der Lackierung
aufsitzende Rand des Aufsatzes mit Auslaßöffnungen bildenden Einkerbungen versehen
ist.
7. Anwendung des Verfahrens zur Beseitigung von Lackierungsfehlern in fertigen Lackierungen.