(57) Vorliegende Erfindung behandelt Verzögerungssätze mit Verzögerungszeiten im Sekundenbereich.
Diese Sätze basieren auf einem pyrotechnischen Gemisch aus pulverförmigem metallischem
Wolfram, Bariumchromat und Kaliumperchlorat. Erfindungsgemäß sind in dem Gemisch
zusätzlich noch enthalten entweder Bariumhexafluorosilikat oder Calciumfluorid.
Die Zusätze bewirken, daß diese Sätze auch unter erschwerten Umweltbedingungen, wie
z. B. sehr hohe Rotation, Vibration, Stoß, Schock und bei gleichzeitig extrem niedrigen
Minustemperaturen einwandfrei durchbrennen. Die Wirkung der genannten Zusätze kann
noch verbessert werden, wenn die Verzögerungssätze zusätzlich noch pyrogene Kieselsäure
untergemischt enthalten.
[0001] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind Verzögerungssätze mit Verzögerungszeiten,
die im Sekundenbereich liegen und die aus einem pyrotechnischen Gemisch aus pulverförmigem
metallischem Wolfram, Bariumchromat und Kaliumperchlorat aufgebaut sind.
[0002] Es ist bekannt, daß pyrotechnische Gemische aus Wolfram, Bariumchromat und Kaliumperchlorat
in Verzögerungssätzen mit langen Verzögerungszeiten eingesetzt werden. Je nach Zusammensetzung
und Korngröße des Wolframs können damit Verzögerungszeiten zwischen 0,1 und 2 s/mm
Satzhöhe erzielt werden (vgl. Ellern "Military and Civilian Pyrotechnics" 1968,
Seiten 201 bis 203).
[0003] Solche bekannten Verzögerungssätze erfüllen jedoch schon bei Verzögerungszeiten über
0,8 s/mm Satzhöhe nicht mehr alle Bedingungen, die heute an solche Sätze gestellt
werden. Diese Sätze brennen beispielsweise nicht mehr einwandfrei ab, wenn sie Temperaturen
von - 50 °C ausgesetzt sind oder wenn sie einer mechanischen Belastung wie Vibration,
Stoß, Schock oder Rotation unterworfen werden. Bei diesen Bedingungen erhält man einen
hohen Anteil an Zündversagern.
[0004] Es bestand deshalb die Aufgabe, die bekannten Verzögerungssätze auf Basis von Wolfram,
Bariumchromat und Kaliumperchlorat so zu verbessern, daß sie auch unter extremen mechanischen
Umweltbedingungen und bei hohen Minustemperaturen noch einwandfrei durchzünden.
[0005] Weiterhin bestand die Aufgabe, daß die Verzögerungssätze auch bei einer Temperatur
von + 71 °C eine bestimmte Verzögerungszeit von mindestens 1,2 s/mm aufweisen.
[0006] In Erfüllung dieser Aufgabe wurden nun Verzogerungssätze im Sekundenbereich auf
Basis eines pyrotechnischen Gemischs aus pulverförmigem metallischem Wolfram, Bariumchromat
und Kaliumperchlorat gefunden, die durch einen zusätzlichen Gehalt an Bariumhexafluorosilikat
(BaSiF₆) oder Calciumfluorid gekennzeichnet sind.
[0007] Infolge des Gehalts an einem der erfindungsgemäßen Zusätze brennen die bekannten
Verzögerungssätze auf Basis von Wolfram/BaCrO₄/KClO₄ auch dann noch einwandfrei
ab, wenn sie einer Rotation bis zu 17 000 U/min unterworfen sind. Auch bei einer Rotation
von mehr als 17 000 U/min kann noch ein einwandfreies Abbrennen erfolgen. Die genannten
Belastungen können auch im Temperaturbereich zwischen - 54 °C und + 71 °C angewendet
werden, wobei ein einwandfreies Durchbrennen innerhalb der gewünschten Verzögerungszeit
gewährleistet ist.
[0008] Die Wirkung der erfindungsgemäßen Zusätze wird noch verbessert, wenn dem Verzögerungssatz
zusätzlich noch fein disperses SiO₂ mit spezifischen Oberflächen von 100 bis 500 m²/g,
bevorzugt von 200 bis 400 m²/g, insbesondere in Form von pyrogener Kieselsäure hinzugefügt
wird. Es genügt dabei ein Zusatz von nur 0,1 bis 5 Gew.-%, bezogen auf den gesamten
Satz, um eine entsprechende Wirkung zu erzielen.
[0009] Die Menge des Zusatzes an Bariumhexafluorosilikat (BaSiF₆) oder Calciumfluorid (CaF₂)
kann zwischen 1 und 10 Gew.-%, bezogen auf den gesamten Satz, schwanken. Das Bariumhexafluorosilikat
wird bevorzugt in Mengen zwischen 2 und 6 Gew.-% eingesetzt, während das Calciumfluorid
bevorzugt in Mengen zwischen 1 und 5 Gew.-%, jeweils bezogen auf den gesamten Satz,
eingesetzt wird.
[0010] Die erfindungsgemäßen Verzögerungssätze lassen sich sowohl in pulverförmiger Form
als auch gebunden einsetzen. Als Bindemittel zur Erhöhung der Rieselfähigkeit der
Sätze eignen sich anorganische oder organische Celluloseester wie Nitrocellulose,
Acetylcellulose oder Celluloseester höherer aliphatischer Carbonsäuren (z. B. der
Butter- oder Propionsäure), letztere gegebenenfalls im Gemisch mit Acetylcellulose.
Ihr Anteil in den Verzögerungssätzen liegt im allgemeinen zwischen 0,5 und 3 Gew.-%.
[0011] Die Brennzeit der erfindungsgemäßen Verzögerungssätze kann in an sich bekannter Weise
durch Variation der Verhältnisse der Komponenten-Anteile auf Werte zwischen 0,1 und
2 s/mm, vorzugsweise auf Werte über 0,8 s/mm Satzhöhe eingestellt werden.
[0012] Die Korngröße des eingesetzten Wolframs liegt im allgemeinen unter 20 µm. Durch
Änderung der Korngrößen-Verteilungen lassen sich die Brennzeiten innerhalb kleiner
Bereiche ebenfalls auf gewünschte Werte einstellen. Dies läßt sich besonders dadurch
erreichen, wenn man zwei unterschiedliche Korngrößenbereiche wählt, wobei der Anteil
des Korngrößenbereichs <10µm zwischen 20 und 60 Gew.-% des gesamten Wolframpulvers
ausmachen soll; der Rest des Wolframpulvers soll dann eine Korngröße zwischen 10 und
20 µm besitzen.
[0013] Die Herstellung der erfindungsgemäßen Sätze erfolgt auf an sich bekannte Weise. Die
ungebundenen Sätze lassen sich durch gleichzeitige Vermischung der einzelnen Bestandteile
herstellen. Bei Mitverwendung von Bindemitteln werden diese in einem geeigneten Lösungsmittel
(z. B. Aceton) gelöst oder suspendiert und die übrigen Bestandteile in dieser Lösung
oder Suspension dispergiert. Die dann erhaltene Dispersion wird anschließend weitgehend
vom Lösungsmittel befreit, so daß man auf an sich bekannte Weise gut rieselfähige
Körner herstellen kann, die dann zu den gewünschten Sätzen verpreßt werden.
[0014] Die erfindungsgemäßen Sätze werden u. verwendet für Detonatoren und Anzündmittel
mit Verzögerung und für Anzündverzögerer.
Beispiel
[0015] In eine Lösung von 2 Gewichtsteilen Nitrocellulose in 100 Gewichtsteilen Aceton wurden
unter Rühren eingebracht:
24 |
Gewichtsteile |
Wolframpulver (Korngröße < 20 µm) |
64 |
" |
Bariumchromat |
12 |
" |
Kaliumperchlorat |
4 |
" |
Bariumhexafluorosilikat |
2 |
" |
pyrogene Kieselsäure (Aerosil®). |
[0016] Nach intensivem Durchmischen wurde das Lösungsmittel abgedampft und rieselfähige
Körner nach üblichen Verfahren hergestellt. Diese wurden in Ladungen schichtweise
nacheinander in einen zylinderförmigen Körper verpreßt, wobei jede Ladung ca. 125
mg Satz enthielt und die gesamte Ladehöhe 10 mm betrug.
[0017] Die eingepreßten Verzögerungssätze wurden durch einen Anfeuerungssatz zur Zündung
gebracht. Die Brennzeiten wurden bei den Temperaturen + 71 °C bzw. 20 °C bzw. - 54
°C mit und ohne Rotation gemessen. Die Ergebnisse gehen aus der folgenden Tabelle
hervor:
Temperatur [°C] |
Brennzeiten [sec/10 mm Ladesäule] |
|
ohne Rotation |
bei Rotation (17 000 U/min) |
+ 71 |
12,5 |
15,5 |
+ 20 |
13 |
16 |
- 54 |
15 |
18,5 |
1. Verzögerungssatz mit Verzögerungszeiten im Sekundenbereich auf der Basis von pulverförmigem
metallischem Wolfram, Bariumchromat und Kaliumperchlorat, gekennzeichnet durch einen zusätzlichen Gehalt an Bariumhexafluorosilikat oder Calciumfluorid.
2. Verzögerungssatz gemäß Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen Gehalt von 1 bis
10 Gew.-% Bariumhexafluorosilikat.
3. Verzögerungssatz gemäß Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen Gehalt von 1 bis
10 Gew.-% Calciumfluorid.
4. Verzögerungssatz gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
er weiterhin pyrogene Kieselsäure in Mengen zwischen 0,1 und 5,0 Gew.-% enthält.
5. Verzögerungssatz gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die Korngröße des Wolframs unter 20 µm liegt und daß 20 bis 60 % des Wolframs eine
Korngröße unter 10 µm besitzen.