[0001] Die Erfindung betrifft neue lichtempfindliche Dialkoxybenzoldiazoniumverbindungen,
ein Verfahren zu ihrer Herstellung und die Verwendung in lichtempfindlichen Diazotypiematerialien.
[0002] Aus der US-Patentschrift Nr. 3,522,048 sind p-Chlorbenzolsulfonate von Diazoniumsalzen
bekannt. Sie sind in 4-Stellung zur Diazoniumgruppe durch einen heterocyclischen basischen
Rest substituiert und zur Herstellung wärmeentwickelbarer Diazotypiematerialien mit
großer Verarbeitungsgeschwindigkeit geeignet. Lichtempfindliche Gemische, die diese
Diazoniumsalze enthalten sind zwar gut thermisch stabil, die Diazoniumsalze selbst
lösen sich jedoch nicht ausreichend in wäßrigen Sensibilisierungszubereitungen.
[0003] Aus DE-OS 33 08 395, entsprechend US-Patentschrift Nr. 4,590,143, sind Diazoniumverbindungen
bekannt, die als Benzol- bzw. Toluolsulfonat vorliegen. Die Diazoniumverbindungen
leiten sich von p-Phenylendiamin ab, tragen einen heterocyclischen Rest in 4-Stellung
und sind in 2- und 5-Stellung durch Ethergruppen substituiert.
[0004] Aus DE-PS 32 02 208, entsprechend US-Patentschrift Nr. 4,403,028, ist bekannt, Diazoniumsalze
in der Form von Sulfoisophthalaten abzuscheiden.
[0005] Bekannt ist auch die Verwendung von Benzoldiazoniumsalzen als lichtempfindliche Substanzen
in Diazotypiematerialien. Zur Stabilisierung der Salze werden in der Regel Metallsalze,
wie Zink-, Cadmium-oder Quecksilberchlorid und andere Schwermetallverbindungen, sowie
Fluoride, wie BF₄ ⁻, PF₆ ⁻, SbF₆ ⁻, oder AsF₆ ⁻ eingesetzt.
[0006] Diese Abscheidungsformen sind zwar gut wasserlöslich, sie haben jedoch Nachteile
bei ihrer Herstellung, ihrer Lagerung oder bei ihrer Handhabung.
[0007] Sie besitzen meist eine weniger gute thermische Beständigkeit, woraus hohe Sicherheitsvorkehrungen
für Lagerung und Transport resultieren. Weiterhin sind sie teilweise wassergefährdend
wegen des Gehalts an Schwermetall oder an Fluorid. Außerdem können sie oft nur in
mäßigen Ausbeuten hergestellt werden, weil die Salze stark wasserlöslich sind. Hieraus
ergeben sich unverhältnismäßig hohe Kosten für die erforderlichen Maßnahmen zur Entfernung
der anfallenden Schwermetalle und Fluoride im Abwasser. Zusätzlich fallen im Herstellungsprozeß
der bekannten Diazoniumsalze große Mengen an konzentrierter salzhaltiger z.B. Natriumchlorid-haltiger,
Mutterlauge an, wodurch die Salzfracht der Abwässer in unerwünschter Weise erhöht
wird.
[0008] Die Abscheidbarkeit und Brauchbarkeit von Benzoldiazoniumsalzen ist sehr stark abhängig
von der Struktur des Benzoldiazoniumkations und des zur Abscheidung verwendeten Anions.
Anionen, wie Chlorionen, führen zum Beispiel in der Regel zu Explosionsgefährlichkeit.
Anionen, wie die der oben genannten Sulfonsäuren, vermindern stark die Wasserlöslichkeit
oder führen nicht zu reinen Abscheidungsformen.
[0009] Es war Aufgabe der vorliegenden Erfindung eine Abscheidungsform für lichtempfindliche
Dialkoxybenzoldiazoniumsalze anzugeben, bei der diese Nachteile bekannter Abscheidungsformen
vermieden und gleichzeitig vergleichbare oder bessere anwendungstechnische Eigenschaften
erzielt werden. Aufgabe der Erfindung war es auch, die Diazoniumsalze in einfacher
Weise und in großer Ausbeute herzustellen.
[0010] Die Aufgabe wird gelöst durch eine lichtempfindliche Dialkoxybenzoldiazoniumverbindung
der allgemeinen Formel I

in der
R₁ ein verzweigtes oder unverzweigtes (C₁-C₄)-Alkyl und
R₂ ein gegebenenfalls (C₁-C₂)-Alkylsubstituiertes Thiophenyl oder die N-Morpholino-
bzw. N-Piperidino-Gruppe bedeuten. In bevorzugter Ausführungsform bedeuten
R₁ Methyl, und R₂ die N-Morpholino-Gruppe oder
R₁ Ethyl und R₂ Thio(4-methylphenyl).
[0011] Die erfindungsgemäßen Dialkoxybenzoldiazoniumverbindungen besitzen eine sehr gute
Wärmebeständigkeit. Ihre besonderen Vorteile gehen aus einem Vergleich mit üblichen
Zinkchloridstabilisierten Diazoniumsalzen vergleichbarer Substituenten hervor.

[0012] Im Vergleich zu dem Zinkchlorid-Doppelsalz erweist sich die erfindungsgemäße Abscheidungsform
als wesentlich stabiler. Exotherme Zersetzung und Selbstentzündungstemperatur liegen
höher als bei dem entsprechenden Zinkchlorid-Doppelsalz. Die für Trocknungs- und Mischprozesse
wichtigen Sicherheitskenndaten für die staubförmige Verbindung sind mit Staubexplosionsklasse
1 und Brennziffer 5 ebenfalls günstiger. Ganz entscheidend niedriger liegt die bei
der exothermen Zersetzung der Verbindung freiwerdende Energie wie sie durch die Differential-Thermoanalyse
angegeben wird. Mit 230 kJ/kg beträgt sie nur etwa die Hälfte des beim entsprechenden
Zinkchlorid-Doppelsalz gemessenen Wertes. Die Heftigkeit mit der sich die erfindungsgemäße
Abscheidungsform zersetzt ist also wesentlich geringer.
[0013] Die erfindungsgemäße Abscheidungsform ist weiterhin auch ökologisch vorteilhafter
gegenüber den bekannten Schwermetall- oder Fluorid-stabilisierten Abscheidungsformen,
da die Sulfosalicylsäure mit einem LD₅₀ -Wert (LD - Letale Dosis) von 2450 mg/kg als
unbedenklich eingestuft werden kann.
[0014] Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Abscheidungsform betrifft das zugehörige
Herstellungsverfahren. Die vorliegende Erfindung ist deshalb auch auf ein Verfahren
zur Herstellung der Dialkoxybenzoldiazoniumverbindung der allgemeinen Formel I gerichtet,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß man eine Verbindung der allgemeinen Formel II

worin R₁, R₂ die angegebenen Bedeutungen haben und X das Anion einer starken Säure
ist, mit einer Verbindung der allgemeinen Formel III

wobei Y ausgewählt ist aus der Gruppe Wasserstoff und Salz bildendes Metallion, in
an sich bekannter Weise umsetzt und isoliert.
[0015] Hierdurch erhält man das erfindungsgemäße Diazoniumsulfosalicylat in wesentlich
größerer Ausbeute und bei der Produktion fallen wesentlich geringere Abfallmengen
an als in bekannten vergleichbaren Fällen. Als unerwünschten Abfall erhält man bei
der Produktion der dem Stand der Technik entsprechenden Schwermetall-stabilisierten
Diazoniumsalze Mutterlaugen, die hohe Konzentrationen an Schwermetallen aufweisen.
So sind z.B. Zink-haltige Abwässer bakterientoxisch und das enthaltene Zink muß daher
in einem aufwendigen Reinigungsverfahren z.B. als Zinkhydroxid ausgefällt und abfiltriert
werden. Wegen des amphoteren Charakters von Zinkhydroxid und der oftmals schlecht
filtrierbaren Fällung stellt das Erreichen von für biologische Abwasserreinigungsanlagen
tolerierbaren Restzinkgehalten im Abwasser ein erhebliches Problem dar. Der anfallende
Zinkhydroxidschlamm muß anschließend einer Sondermülldeponie zugeführt werden. Dies
stellt einen zusätzlichen Aufwand des herkömmlichen Herstellungsverfahrens dar. Hinzu
kommt weiterhin, daß man, um gute Ausbeuten an Zink-stabilisiertem Diazoniumsalz zu
erhalten, mit großen Mengen Salz, z.B. Kochsalz, aussalzen muß. Dies führt zu einer
erheblichen Salzfracht und damit zu einer weiteren unerwünschten Belastung des Abwassers.
[0016] Ein besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist außerdem darin zu sehen,
daß man die Verbindungen der allgemeinen Formel I in sehr guten Ausbeuten aus über
wiegend wäßriger Lösung erhält. Ein Arbeiten in rein organischen Lösungsmitteln,
wie es gelegentlich zur Isolierung von Diazoniumsalzen in Substanz zur Erzielung guter
Ausbeuten erforderlich ist, ist weder während der Diazotierung noch zur Ausfällung
der Verbindungen der Formel I notwendig. Die Verwendung organischer Lösungsmittel
kann auf geringe Zusätze zu den wäßrigen Diazotierungslösungen beschränkt bleiben.
Die Produkte fallen wasserfeucht an. Es sind daher weder bei der Isolierung noch bei
der Trocknung besondere Sicherheitsmaßnahmen erforderlich.
[0017] Die bekannten Abscheidungsformen als Salze organischer Sulfonsäuren, wie Sulfoisophthalate,
stellen zwar bezüglich Sicherheit und Umweltverträglichkeit gegenüber den beschriebenen
Schwermetall- oder Fluorid-stabilisierten Abscheidungsformen einen gewissen Fortschritt
dar, ihre Löslichkeit in den bei der Herstellung von Diazotypiematerialien gebräuchlichen
Lösungsmitteln ist jedoch gering, so daß ihre Verarbeitung hierdurch erschwert wird.
[0018] So beträgt die Löslichkeit in der Form des 2,5-Diethoxy-4-thio(4′-methylphenyl)benzoldiazonium-sulfoisophthalats
in Isopropanol/Ameisensäure (9:1) bei 20 °C 7,3 g/l, wogegen die entsprechende erfindungsgemäße
Verbindung der Formel I sich zu 12,6 g/l bei 20 °C löst. Bei den bekannten Sulfoisophtalaten
müssen daher zur besseren Lösung Löslichkeit verleihende Verbindungen zugesetzt werden.
[0019] Die erfindungsgemäßen Verbindungen der Formel I sind aber nicht nur in organischen
Lösungsmitteln, sondern auch in den für ihre Verarbeitung wichtigen wäßrigen Sensibilisierungslösungen
ausreichend löslich. Die erfindungsgemäßen Verbindungen der Formel I haben daher auch
bei der Verarbeitung in Wasser den Vorteil, daß auf lösevermittelnde Zusätze verzichtet
werden kann.
[0020] Das erfindungsgemäße Diazoniumsalz wird hergestellt, indem man zunächst eine Lösung
des p-Aminobenzoldiazoniumions der allgemeinen Formel II herstellt und man das Diazoniumion
anschließend mit Sulfosalicylsäure oder ihrem Ammonium-, Alkali- oder Erdalkali-Salz
ausfällt. Als Lösungsmittel für diese Umsetzung dient vorzugsweise Wasser. Das Arbeiten
mit organischen Lösungsmitteln, wie aliphatischen Alkoholen, etwa Ethanol, oder anderen
polaren wassermischbaren Flüssigkeiten, wie etwa N-Methylpyrrolidon, bleibt in der
Regel auf die Verwendung als Lösemittelzusatz beschränkt.
[0021] Die Lösung des p-Aminobenzoldiazoniumions der allgemeinen Formel II erhält man in
an sich bekannter Weise durch Diazotierung des entsprechenden p-Aminoanilins in starker
Mineralsäure, wie Salzsäure oder Schwefelsäure, bei 0 - 40 °C, oder man setzt aus
einem Schwermetall-stabilisierten Komplex durch Entfernen des Metalls mit einem geeigneten
Fällungsmittel das Diazoniumchlorid frei.
[0022] Die Ausfällung der beanspruchten Abscheidungsform geschieht wie folgt: Zur Lösung
des Dialkoxybenzoldiazoniumchlorids der allgemeinen Formel II wird unter Rühren Sulfosalicylsäure
oder ihr Salz in fester Form oder als Lösung in einem geeigneten Lösungsmittel, vorzugsweise
Wasser zugesetzt. Das molare Mengenverhältnis von Diazoniumsalz zu Sulfosalicylsäure
liegt bei etwa 1: (1 bis 2), vorzugsweise bei 1: (1,05 bis 1,1). Meist reicht ein
kleiner Überschuß an Fällmittel. Dieser hängt von der Konzentration der Diazoniumsalzlösung
ab. Arbeitet man z.B. in 0,2 molarer Lösung, so genügt ein Überschuß von 5-10 Prozent,
in verdünnten Lösungen sind bis zu 100 Prozent erforderlich. Die Temperatur während
der Ausfällung beträgt vorzugsweise 20-30 °C, der pH-Wert kann zwischen 0 und 7 liegen.
Anschließend kühlt man zur Vervollständigung der Fällung auf 0-5 °C ab und isoliert
das Salz durch Filtrieren oder Zentrifugieren.
[0023] Die Ausfällung erfolgt im allgemeinen bereits während der Zugabe von Sulfosalicylsäure,
so daß eine Nachrührzeit während des Abkühlens von weniger als zwei Stunden genügt.
[0024] Besonders bevorzugt wird ein Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen Verbindung,
bei dem eine 0,2 molare Lösung des Benzoldiazoniumchlorids durch Diazotierung des
entsprechenden Dialkoxyanilins in wäßriger Salzsäure, der 20 - 30 Prozent Ethanol
zugesetzt sind, bei 0-20 °C hergestellt wird. Zu dieser Lösung wird anschließend bei
20-25 °C feste Sulfosalicylsäure zugegeben, wobei die Zugabe in einem Zeitraum von
wenigen Minuten erfolgen kann. Das erfindungsgemäße Dialkoxybenzoldiazoniumsulfosalicylat
fällt bereits während der Zugabe aus. Die
[0025] Lösung wird anschließend auf 0-5 °C abgekühlt und das Produkt durch Filtration isoliert.
Um noch anhaftende Reste an Mutterlauge zu entfernen, wird der Filterkuchen vorteilhaft
noch mit einer Lösung von Sulfosalicylsäure oder einer gesättigten Kochsalzlösung
nachgewaschen.
[0026] Die erfindungsgemäße Verbindung eignet sich besonders zum Einsatz als aktive Komponente
in lichtempfindlichen Diazotypiereproduktionsmaterialien.
[0027] Die Erfindung ist deshalb auch gerichtet auf die Verwendung der lichtempfindlichen
Dialkoxybenzoldiazoniumverbindung der allgemeinen Formel I in lichtempfindlichen Diazotypiematerialien.
[0028] Diazotypiematerialien sind als Ein- oder Zweikomponentenmaterialien bekannt. Sie
bestehen im wesentlichen aus mindestens einem Diazoniumsalz und den üblichen Zusätzen
für Einkomponentenmaterial oder aus mindestens einem Diazoniumsalz, der Kupplungskomponente,
sauren Stabilisatoren und den üblichen Zusätzen für Zweikomponentenmaterialien.
[0029] Die Entwicklung erfolgt nach bildweiser Belichtung entweder mit einem alkalischen
Entwickler der die Kupplungskomponente enthält oder mit einem alkalischen Entwickler
allein.
[0030] Als Kupplungskomponenten können beispielsweise eingesetzt werden: Dihydroxynaphthaline,
Dihydroxynaphthalinmono- und disulfonsäuren sowie deren Amide und substituierte Amide,
α- und β-Hydroxynaphthoesäureamide und entsprechend substi tuierte Amide, Resorcin
und seine Halogen-und Alkyl- oder Alkoxy-Derivate, Resorcylsäuren, gegebenenfalls
mit Halogen substituiert, Resorcylsäureamide und substituierte Amide, Verbindungen
mit aktiven Methylengruppen, wie Acetoacetyl- und Cyanoacetyl-Derivate, Mono-und Polyhydroxy-diphenyle,
Polyhydroxy-diphenylsulfide, Aminophenol-Derivate, Pyrazolon-Derivate u.a.
[0031] Als Zusatz zu den Diazobeschichtungsmassen können bekannte Verbindungen verwendet
werden, wie zum Beispiel Säurestabilisatoren, wie Citronensäure, Weinsäure, Borsäure,
Sulfosalicylsäure, p-Toluolsulfosäure u.a. oder deren Gemische, Verbindungen zur
Konstraststeigerung, wie Zinkchlorid, Aluminiumsulfat oder Nickelsulfat, Antioxydantien,
wie Thioharnstoff oder Thioharnstoffderivate und Farbstoffe in kleiner Konzentration,
wie Methylviolett, Alizarinirisol u.a., zur Stabilisierung und Verbesserung des ausbelichteten
Hintergrundes, Entwicklungsbeschleuniger, wie Glycerin, Glycerinmono-, -di- und -triacetat,
Harnstoff und alkylsubstituierte Harnstoffe u.a., feinteiliges oder kolloidales Siliziumdioxid
oder Aluminiumoxid oder/und wäßrige Dispersionen oder kolloidale Lösungen organischer
filmbildender Bindemittel, wie Polyvinylalkohol, Hydroxyethylcellulose, Methylcellulose
u.a. oder latexartige Dispersionen von Polyvinylacetat, Polyvinylchlorid, Polyvinylchloridacetat,
Polyvinylidenchlorid, Polyacrylnitril oder Polymethylmethacrylat.
[0032] Bei Verwendung von Kunststoffolien als Diazotypiematerial- schichtträger ist es vorteilhaft,
die Diazobeschichtungs masse aus einem organischen Medium, das ein filmbildendes
Bindemittel gelöst enthält, auf die Folienoberfläche aufzubringen. Geeignete filmbildende
Bindemittel sind Celluloseether, wie Ethylcellulose, Celluloseester, wie Celluloseacetat,
-acetopropionat, -butyrat, -acetobutyrat, Vinylpolymerisate, wie Polyvinylacetat,
Polyvinylchlorid, Polyvinylidenchlorid, Vinylacetatmischpolymerisate, Poly-(methylmethacrylat)-Mischpolymerisate
von Alkylacrylaten und Acrylsäure oder Polyphenylenoxide oder Ethylenglykol/Isophthalsäure/Terephthalsäure-Terpolymerisate.
[0033] Die Mengenverhältnisse der einzelnen Komponenten der Diazotypiematerialien können
denen in den bisher zur Herstellung lichtempfindlicher Diazozusammensetzungen verwendeten,
entsprechen. Diese Verhältnisse sind allgemein bekannt, so z.B. aus Kosar, Light-sensitive
Systems, Wiley-Verlag, New York 1965, Seiten 292-296.
[0034] Die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen kann man dadurch herstellen, daß man die
einzelnen Komponenten zusammen in einem geeigneten Reaktionsgefäß vorlegt. Sie werden
vorzugsweise in wäßrigem Medium hergestellt, damit sie als wässriges Überzugsgemisch
verwendet werden können.
[0035] Als Schichtträger eignen sich alle üblichen opaken und transparenten Materialien,
z.B. beschichtete oder unbeschichtete opake oder transparente Papiere, Celluloseester,
wie Cellulose-2-1/2-acetat und Cellulosetriacetat, Polyester, wie Polyethylenterephthalat,
Vinyl polymere, wie Polyvinylacetat oder Polystyrol sowie Polymere, wie Polyethylen
oder Polypropylen.
[0036] Die Verarbeitung des Diazotypiematerials erfolgt, wie üblich, durch bildmäßige Belichtung
unter einer transparenten Vorlage mit einer an ultravioletter und kurzwelliger sichtbarer
Strahlung reichen Lichtquelle, beispielsweise mit einer Quecksilberhochdrucklampe
oder einer Fluoreszenz-Leuchtstofflampe und anschließende Entwicklung, z.B. mit feuchtem
oder trockenem Ammoniakgas bei normaler oder erhöhter Temperatur.
[0037] Die folgenden Beispiele sollen die Erfindung näher erläutern.
Beispiel 1: 2,5-Diethoxy-4-thio(4′-methylphenyl)benzoldiazonium-sulfosalicylat (Herstellung
in Wasser/Ethanol)
[0038] 30,4 g (0,1 Mol) 2,5-Diethoxy-4-thio(4′-methylphenyl)anilin wurden zu einer Lösung
von 30,6 g (0,84 Mol) Salzsäure in 460 ml Wasser und 150 ml Ethanol gegeben. Man kühlte
die Suspension auf 0 °C ab und gab innerhalb von zwei Minuten 14 ml (0,11 Mol) 40
%ige Natriumnitritlösung zu. Die Temperatur stieg dabei auf 4 °C an. Man rührte 40
Minuten nach, wobei die Temperatur auf 20 °C anstieg. Die entstandene schwarzbraune
Lösung wurde einer Klärfiltration mit 3 g Aktivkohle unterworfen und innerhalb von
drei Minuten mit 25,4 g (0,1 Mol) 5-Sulfosalicylsäure x 2 H₂O, gelöst in 50 ml Wasser,
versetzt. Man rührte zunächst eine Stunde bei Raumtemperatur, kühlte dann auf 0 °C
ab und rührte zur Vervollständigung der Fällung eine weitere Stunde. Das ausgefallene
Produkt wurde abgesaugt, dreimal mit 40 ml Eiswasser gewaschen und bei 40 °C im Umlufttrockenschrank
getrocknet.
Ausbeute: 47,3 g (88,1 % d.Th.)
Reingehalt: 99,2 % (über Diazostickstoff)
Beispiel 2: 2,5-Diethoxy-4-thio(4′-methylphenyl)benzoldiazonium-sulfosalicylat (Herstellung
in Wasser/N-Methylpyrrolidon)
[0039] 45,6 g (0,15 Mol) 2,5-Diethoxy-4-thio(4′-methylphenyl)anilin wurden zu einer Lösung
von 45,8 g (1,26 Mol) Salzsäure in 690 ml Wasser und 230 ml N-Methylpyrrolidon gegeben.
Man kühlte die Suspension auf 0 °C und diazotierte innerhalb von einer Minute mit
30 ml (0,23 Mol) 40 %iger Natriumnitritlösung. Die Temperatur stieg dabei auf 3 °C
an. Man rührte 30 Minuten nach und ließ die Temperatur dabei auf 22 °C ansteigen.
Die entstandene schwarzbraune Lösung wurde einer Klärfiltration mit 5 g Aktivkohle
unterworfen und innerhalb von sieben Minuten mit 38,1 g (0,15 Mol) fester 5-Sulfosalicylsäure
x 2 H₂O versetzt. Man rührte zunächst eine Stunde bei Raumtemperatur, kühlte dann
auf 0 °C ab und rührte zur Vervollständigung der Fällung eine weitere Stunde. Das
ausgefallene Produkt wurde abgesaugt, dreimal mit 60 ml Eiswasser gewaschen und bei
40 °C im Umlufttrockenschrank getrocknet.
Ausbeute: 72,0 g (85,4 % d.Th.)
Reingehalt: 94,9 % (über Diazostickstoff)
Vergleichsbeispiel: 2,5-Diethoxy-4-thio(4′-methylphenyl)benzoldiazoniumchlorid x 1/2 Zinkchlorid
[0040] 163 g (0,54 Mol) 2,5-Diethoxy-4-thio(4′-methylphenyl)anilin wurden zu einer Lösung
von 480 ml (45 Mol) Salzsäure in 2,0 l Wasser und 820 ml Ethanol gegeben. Man kühlte
die Suspension auf 0 °C ab und diazotierte innerhalb von zwei Minuten mit 76 ml (0,57
Mol) 40 %iger Natriumnitritlösung. Die Temperatur stieg dabei auf 6 °C an. Man rührte
30 Minuten nach, wobei die Temperatur auf 20 °C anstieg. Die entstandene schwarzbraune
Lösung wurde einer Klärfiltration mit 50 g Aktivkohle unterworfen und das Volumen
der Lösung mit Wasser auf 3,5 l eingestellt. Innerhalb von zwei Stunden wurde dann
eine Lösung von 45,5 g (0,33 Mol) Zinkchlorid in 46 ml Wasser zudosiert. Man kühlte
auf 5 °C ab und rührte eine Stunde nach bei dieser Temperatur. Das ausgefallene Produkt
wurde abgesaugt, mit 500 ml 13 %iger Kochsalzlösung gewaschen und bei 40 °C getrocknet.
Ausbeute: 161 g (70 % d.Th.)
Reingehalt: 99 % (über Diazostickstoff)
Beispiel 3: 2,5-Dimethoxy-4-(N-morpholino)benzoldiazoniumsulfosalicylat
[0041] 1119 g (0,5 Mol) 2,5-Dimethoxy-4-(N-morpholino)anilin wurden zu einer Lösung von
185 ml (1,75 Mol) 30 %iger Salzsäure in 2,1 l Wasser gegeben. Man filtrierte die Lösung
über 10 g Aktivkohle, kühlte auf 0 °C ab und diazotierte innerhalb von einer halben
Stunde mit 87,4 g (0,51 Mol) einer 40 %igen Natriumnitritlösung. Die Temperatur stieg
dabei auf 5 °C an. Man rührte 30 Minuten nach und ließ die Temperatur auf 10 °C ansteigen.
Die Lösung des entstandenen Diazoniumsalzes wurde anschließend einer weiteren Klärfiltration
mit 10 g Aktivkohle unterworfen und innerhalb von fünf Minuten mit 191,0 g (0,75 Mol)
fester 5-Sulfosalicylsäure x 2 H₂O versetzt. Man rührte zunächst eine Stunde bei
10 °C, gab 347 g Kochsalz zu, kühlte dann auf 0 °C ab und rührte zur Vervollständigung
der Fällung eine weitere Stunde. Das ausgefallene Produkt wurde abgesaugt, dreimal
mit 100 ml Eiswasser gewaschen und bei 40 °C im Umlufttrockenschrank getrocknet.
Ausbeute: 211,0 g (87,5 % d.Th.)
Reingehalt: 97,2 % (über Diazostickstoff)
Beispiel 4:
[0042] Ein für das Diazotypieverfahren geeigneter Papierträger wurde mit einem Vorstrich
versehen. Dieser enthielt eine wäßrige SiO₂-Suspension und ein Bindemittel-System,
so zum Beispiel eine Polyvinylacetatemulsion oder eine wäßrige Lösung von Natriumcasinat.
[0043] Dieser Papierträger wurde mit einer Flüssigkeit folgender Zusammensetzung sensibilisiert:
50 g Citronensäure
350 g Naphthalin-1,3,6-trisulfonsäure (Natriumsalz)
60 g Aluminiumsulfat
160 g 2,5-Diethoxy-4-thio(4′-methylphenyl)benzoldiazonium-sulfosalicylat
10 000 g Wasser
[0044] Das sensibilisierte Papier wurde durch eine Vorlage belichtet und als Einkomponenten-Diazotypiematerial
mit einem Flüssigentwickler entwickelt.
35 g Natriumbenzoat
36 g Trinatriumcitrat
10 g Phloroglucin
1 000 g Wasser
[0045] Die Kopie besaß den gleichen Farbton und die gleiche Dichte, wenn man in der Sensiblisierungslösung
das 2,5-Diethoxy-4-thio(4′-methylphenyl)benzoldiazonium-sulfosalicylat durch das entsprechende
Zinksalz ersetzte.
Beispiel 5:
[0046] Eine Polyethylenterephthalatfolie mit einer beidseitigen Haftschicht aus einem Mischpolyester,
einem Mischpolymerisat des Vinylidenchlorid und eines Celluloseacylesters entsprechend
DE-OS 33 15 977, wird beidseitig mit Cellulsoeacetopropionat beschichtet und anschließend
einseitig entsprechend folgendem Rezept sensibilisiert:
900 ml Isopropanol
90 ml Wasser
45 ml Ameisensäure
35 g Sulfosalicylsäure
20 g 2-(2′-Hydroxyethoxy)-phenol
20 g 2,5-Diethoxy-4-thio(4′-methylphenyl)benzoldiazonium-sulfosalicylat
[0047] Die sensibilisierte Folie wurde durch eine transparente Vorlage belichtet und anschließend
mit Ammoniak entwickelt. Man erhielt ein braunliniges Bild. Dieses transparente Zwischenoriginal
konnte auf jedes opake Lichtpausmaterial weitergepaust werden.
[0048] Bei äquimolarer Substitution der als Sulfosalicylat ab geschiedenen Diazoverbindung
durch das entsprechende Zinksalz in der Sensibilisierungsrezeptur traten in den Eigenschaften
der Lichtpausfolie keine Veränderungen auf.
Beispiel 6:
[0049] Ein transparentes Pauspapier mit einem Flächengewicht von 80 g/m² wurde einseitig
mit Celluloseacetobutyrat beschichtet und danach mit einer Flüssigkeit folgender Bestandteile
sensibilisiert:
900 ml Isopropanol
90 ml Wasser
50 ml Ameisensäure (100 %ig)
15 g Sulfosalicylsäure
22 g N-(3-Hydroxy-4-methylphenyl)-harnstoff
20 g 3,5-Dihydroxybenzoesäure-N-(2-hydroxyethyl)-anilid
22 g 2,5-Dimethoxy-4-N-morpholinobenzoldiazonium-sulfosalicylat
[0050] Das auf diese Weise erhaltene lichtempfindliche Transparentpapier wurde durch eine
transparente Vorlage belichtet und mit Ammoniak entwickelt. An den Bildstellen entstand
ein tiefbrauner Farbton. Die Kopie war als Zwischenoriginal für weitere Pausen geeignet.
[0051] Ersetzte man in der Sensibilisierungslösung das 2,5-Di methoxy-4-N-morpholinobenzoldiazonium-sulfosalicylat
durch 2,5-Dimethoxy-4-N-morpholinobenzoldiazoniumzinkchlorid, so wurde ein lichtempfindliches
Transparentpapier mit identischen Eigenschaften erhalten.