(57) Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Herstellen von Wärmetauschern aus
unbehandeltem, oxidiertem Aluminiumpulver oder -grieß durch Sintern, bei dem zu dem
Aluminiumpulver oder -grieß ein Zuschlagstoff beigemischt wird, der in einer nicht
oxidierenden Ofenatmosphäre bei Sintertemperaturen einen Mischkristall bzw. ein Eutektikum
mit dem Aluminium, unterhalb der Schmelztemperatur des Aluminiums, bildet.
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung poröser Bauteile aus
Aluminiumpulver oder -gries nach dem Oberbegriff des ersten Anspruchs.
[0002] Aus Metallpulver gefertigte, poröse Bauteile finden im Bereich der Filterung, der
Wärmeübertragung, der Schalldämmung sowie als wartungsfreie Gleitlager vielfach Verwendung.
Üblicherweise werden solche Bauteile aus Bronze- oder Edelstahlpulver hergestellt.
Nachteilig sind hier die hohen Dichten der verwendeten Materialien, die zu einem hohen
Gewicht solcher Bauteile führen sowie der daraus resultierende hohe Preis pro Volumeneinheit.
[0003] Man ist deshalb schon dazu übergegangen, Aluminiumpulver einzusetzen, das neben ansonsten
vergleichbaren Stoffdaten eine wesentlich bessere Wärmeleitfähigkeit aufweist.
[0004] Hier besteht jedoch das Problem, daß jedes mit Normalatmosphäre kontaktierte Aluminiumpulver
eine Oxidschicht auf den Alumiumpartikeln aufweist, deren Schmelz- oder Fließtemperatur
wesentlich oberhalb der entsprechenden Temperatur des Aluminiums oder einer Aluminiumlegierung
liegt. Um hier Abhilfe zu schaffen, ist schon vorgeschlagen worden, Zweikomponentensysteme
anzuwenden, also dem Aluminiumpulver Zuschlagstoffe beizumischen, die verdichtet und
während oder nach der Sinterung ausgedampft oder auf chemischem Wege eliminiert werden.
Die hierbei entstehenden Hohlräume bilden den porösen Volumenanteil. Derart gesinterte
Bauteile haben jedoch den Nachteil, daß man weder durchgängig Kanäle und somit die
gewünschte Durchströmbarkeit, noch einen einheitlichen Porendurchmesser bestimmter
Bandbreite erhält. Deshalb eignen sich diese Bauteile nicht zum Einsatz in der Filtertechnik.
[0005] Aus der JP-A 61-174353 ist es bekannt, Aluminiumpulver mit anderen Zuschlagstoffen
in Pulverform vor dem Sintern zu vermischen. Hierbei werden neben Aluminiumpulver
einer nicht beschriebenen Qualität. Zuschlagsstoffe wie Kupfer, Mangan, Magnesium
und Silicium in ebenfalls nicht beschriebenen Mengenverhältnissen beigefügt, wobei
immer vom Zusatz von mindestens zwei dieser Stoffe ausgegangen wird. Weiterhin fehlen
Angaben über Sintertemperaturen und Sinterzeiten.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Sinterverfahren für aus Aluminiumpulver
hergestellte Bauteile bereitzustellen, das einfach und preiswert durchzuführen ist.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des ersten
Anspruchs gelöst. Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß nur in einziger Zuschlagsstoff
notwendig ist, wenn darauf geachtet wird, daß der Zuschlagsstoff sowie das Aluminiumpulver
ein Eutektikum unterhalb der Schmelztemperatur des Aluminiums bilden können. Damit
kann an der Luft oxidiertes Aluminiumpulver Verwendung finden, da durch den Zuschlagsstoff
die Oxidhaut unwirksam gemacht werden kann, so daß eine feste Verbindung der Aluminiumkörner
zu erzielen ist. Damit kann die Entfernung der Oxidschicht auf den Aluminiumkörnern
entfallen. Man erhält somit einen metallischen Verbund durch Bildung eines Mischkristalls
in Kontakt mit einem eutektischen Gefüge. Hierbei bleibt die Struktur der Pulverschichten,
insbesondere deren Porösität erhalten.
[0008] Die Weiterbildung nach Anspruch 2 beschreibt ein bevorzugtes Material mit den Verfahrensparametern
für den Zuschlagsstoff. Die Verwendung von Silicium als Zuschlagsstoff ist insbesondere
vorteilhaft, da es durch die passivierende Oxidschicht bei Sintertemperatur dringen
kann. Die Diffusion des Siliciums kann weiterhin dadurch unterstützt werden, daß die
Vermischung der beiden Komponenten, z. B. in einer Kugelmühle in nicht oxidierender
Atmosphäre durchgeführt wird, wodurch mechanische Bruchstellen in der Oxidschicht
erzielt und erhalten werden (Anspruch 3).
[0009] Die einzustellende Sintertemperatur hängt ab von dem Siliciumanteil im Aluminium
sowie der Menge des Zuschlagsstoffes. Auch die Morphologie und die Sieblinie des
Pulvers, durch die die Kontaktfläche bestimmt wird, ist zu berücksichtigen. Durch
Variierung der Temperatur steigt oder fällt der Anteil der flüssigen Phase, so daß
auf diese Weise der Porendurchmesser des herzustellenden Bauteils beeinflußt werden
kann.
[0010] Die Oxidschicht des Aluminiumpulvers kann also gemäß der Erfindung von dem Zuschlagsstoff
Silicium auf verschiedene Arten im wesentlichen aufgebrochen werden. Der erste Weg
liegt bei der nach Anspruch 2 angegebenen Temperatur in der Fähigkeit des Siliciums,
durch die Oxidschicht zu diffundieren und damit in Kontakt zu dem Aluminium zu gelangen.
Der zweite Weg besteht in dem unmittelbaren Kontakt des Siliciums mit dem Aluminium
durch Bruchstellen in der Oxidschicht bzw. durch mecha nischen Druck. Dies wird insbesondere
durch das Vermischen der beiden Komponenten in einer Kugelmühle unterstützt, wie
Anspruch 3 lehrt. Der dritte Weg besteht in dem durch die beiden ersten Wege hervorgerufenen
Entstehen von Schmelzprozessen auf der Oberfläche des Aluminiums und der damit verbundenen
Ablösung der Oxidschicht. Die eigentliche Versinterung erfolgt dann durch ein Aluminium-Silicium-Schmelzen
auf der Oberfläche bzw. dem oberflächennahen Bereich der Aluminiumpartikel mit anschließendem
Erstarren (Kristallisation) beim Abkühlen und homogener Verbindung der Kontaktflächen.
Die Verbindung zwischen den Aluminiumteilchen und den erstarrten Schmelzen ist dann
besonders gut, wenn sehr reines Aluminium versintert wird. Dies beruht in erster Linie
auf der Mischkristallbildung des Siliciums mit dem Aluminium über Diffusions- und
Kristallisationsprozesse, die zu kontinuierlichen Konzentrationsgradienten führen.
[0011] Kontinuierliche Konzentrationsgradienten in den Kontaktbereichen sind nicht mehr
zu verwirklichen, wenn der Gesamtsiliciumanteil bei Silicium als Zuschlagswerkstoff
und dem Siliciumlegierungsanteil in dem Aluminiumausgangswerkstoff 12 Gewichtsprozent
übersteigt.
[0012] Die nicht oxidierende Ofenatmosphäre kann nach einer Weiterbildung (Anspruch 4) der
Erfindung durch ein Schutzgas erreicht werden. Dadurch wird die Wirtschaftlichkeit
des Verfahrens erhöht, da die Ofenaufheizzeiten in Argonatmosphäre wesentlich kürzer
sind als z.B. in einem Vakuumofen, da bei der Argonatmosphäre eine Wärmeübertragung
durch Strahlung und Konvektion wirksam werden kann.
[0013] Die Weiterbildung nach Anspruch 5 beschreibt eine weitere Einsatzmöglichkeit des
erfindungsgemäßen Verfahrens. Dadurch können komplette Bauteile aus massiven Metalleinheiten
und porös gesintertem Aluminiumpulver hergestellt werden. Hier wird der metallische
Verbund durch die Bildung von Mischkristallen im Grenzschichtbereich erzielt. Dies
ist beispielsweise bei der Herstellung von Wärmetauschern zwecks besserer Wärmeableitung
günstig. Hierbei ist darauf zu achten, daß der verwendete Zuschlagsstoff sowohl mit
dem Aluminiumpulver als auch mit dem Bauteilmaterial einen Mischkristall bzw. ein
Eutektikum bilden kann.
[0014] Ein geeignetes Material hierfür beschreibt Anspruch 6. Hierbei sind dann die bereits
für das Aluminiumpulver geschilderten Grenzwerte hinsichtlich der zulässigen Zuschlagsstoffe
zu berücksichtigen. Durch die Verwendung unvergüteter Aluminiumbauteile kann die sonst
bei handelsüblichen Aluminium auftretende Versprödung aufgrund der Sintertemperaturen
verhindert werden. Die Vergütung findet hierbei während des Sinterprozesses statt,
so daß die aus der Ofenanlage gelangenden Bauteile handelsüblicher Ware entsprechen
und somit neben der Eigenschaft, einen metallischen Verbund mit dem porösen Bauteil
aufzuweisen, ansonsten normale Werkstoffeigenschaften haben.
[0015] Im folgenden wird ein Beispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens beschrieben.
Beispiel:
[0016] Es wurde Aluminiumpulver mit einem Reinaluminiumanteil von 99,9 %, einer glatten
Oberfläche und einer Korngröße von 200 - 500 µm mit einem Siliciumanteil von 5 Gewichtsprozenten
gemischt. Dieses Gemisch wurde einer Sintertemperatur von 600°C fünf Minuten ausgesetzt.
Die fünf Minuten Haltezeit beziehen sich auf einen auf 600°C vorgeheizten Ofen. Es
wurden formstabile Sinterkörper erzielt.
[0017] Allgemein kann festgehalten werden, daß mit höherem Siliciumanteil in der Aluminiumlegierung
die Sintertemperatur steigen muß, da durch die bereits vorliegende Sättigung Diffusionsvorgänge
behindert werden. Andererseits kann bei reinem Aluminium durch Erhöhung des Siliciumanteils
als Zuschlagsstoff die Sintertemperatur erniedrigt werden.
1. Verfahren zum Herstellen poröser Bauteile aus unbehandeltem, oxidiertem Aluminiumpulver
oder -gries durch Sintern,
dadurch gekennzeichnet, daß dem Aluminiumpulver oder -gries ein Zuschlagstoff beigemischt
wird, der in einer nicht oxidierenden Ofenatmosphäre bei Sintertemperaturen einen
Mischkristall bzw. ein Eutektikum mit dem Aluminium, unterhalb der Schmelztemperatur
des Aluminiums, bildet.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Aluminiumausgangsmaterial eine Aluminiumlegierung
aus Reinaluminiumanteilen größer 96 % und Siliciumanteilen kleiner 0,5 % ist, daß
als Zuschlagsstoff gepulvertes Silicium von 0,5 - 5 Gewichtsprozenten als Dispersion
beigemischt wird und daß abhängig von der gewählten Aluminiumpulverfraktion eine Sintertemperatur
zwischen 577° und 650°C eingestellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß das Aluminiumausgangsmaterial und der Zuschlagstoff in
einer kugelmühle in nicht oxidierender Atmosphäre gemischt werden.
4. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß zur Erzeugung der nicht oxidierenden Ofenatmosphäre Argon
als Schutzgas verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß während des Sintervorganges das zu versinternde Pulvermaterial
mit einem Bauteil in Kontakt gelangt, dessen chemische Beschaffenheit eine Reaktion
an seiner Oberfläche im Bereich der Sintertemperatur erlaubt.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß das Bauteil aus unvergütetem Aluminium besteht.