[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Justieren eines Bimetallauslösers eines
elektrischen Schaltgerätes mit wenigstens einem einseitig fest eingespannten Bimetallstreifens,
einer durch das freie Ende des Bimetallstreifens zu beaufschlagenden Auslösewelle
sowie einer Justierschraube.
[0002] Schaltgeräte dieser Art werden vor allem im Gebiet der Niederspannung eingesetzt
und sind in vielfältigen Ausführungen bekannt. Neben dreipoligen Auslösern etwa gemäß
den US-A-3 162 739, 3 244 837 oder 3 815 064 gibt es auch einpolige Anordnungen für
Leitungsschutzschalter oder ähnliche kleine Leistungsschalter. Beim Justieren der
Bimetallauslöser ist es üblich, zunächst von Hand eine Voreinstellung der Justierschraube
vorzunehmen und dann eine Probeauslösung durchzuführen. Diese erfordert das Anschließen
des Schaltgerätes oder zumindest desjenigen Teiles des Schaltgerätes, der die Bimetallauslöser
enthält, an einen Prüfstromkreis. In Abhängigkeit von dem Ergebnis der Probeauslösung
muß dann die Einstellung der Justierschraube korrigiert und ein weiterer Versuch durchgeführt
werden, nachdem zuvor der bzw. die Bimetallstreifen auf die Umgebungstemperatur abgekühlt
worden sind. Je nach der gewünschten oder geforderten Genauigkeit der Justierung
kann es daher erforderlich sein, mehrere Versuche durchzuführen. Der Zeitaufwand für
eine derartige Justierung ist daher beträchtlich.
[0003] Ausgehend hiervon liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Justieren
eines Bimetallauslösers anzugeben, das nicht nur wesentlich rascher durchführbar ist,
sondern auch im wesentlichen unabhängig von der Größe der zunächst bestehenden Abweichung
in der gleichen Zeit durchführbar ist.
[0004] Gemäß der Erfindung sind hierzu folgende Schritte vorgesehen:
a) Bereitstellung einer Hilfskraft und Beaufschlagung der Auslösewelle an der für
das Zusammenwirken mit dem Bimetallstreifen vorgesehenen Stelle mit der Hilfskraft
bis zur Freigabe des durch die Auslösewelle zu verriegelnden Teiles sowie Messung
des hierfür erforderlichen Weges und der Kraft und Speicherung dieser Größen in einer
Recheneinheit;
b) durch ein Schraubwerkzeug mit durch die Recheneinheit steuerbarer Winkeldrehung
wird die Justierschraube bis zur Berührung mit dem Bimetallstreifen eingedreht und
anschliessend gemäß einem Rechenwert zurückgedreht, der in Abhängigkeit von den
im Schritt a) ermittelten Meßwerten berechnet ist;
c) der Bimetallstreifen wird einer stromabhängigen Beheizung unterworfen und die Zeit
vom Beginn der Beheizung bis zur Berührung von Bimetallstreifen und Auslösewelle wird
gemessen und in der Recheneinheit gespeichert;
d) bei anhaltender weiterer Beheizung des Bimetallstreifens gemäß dem Schritt c) wird
die Auslösezeit erfaßt in der Recheneinheit und gespeichert;
e) mittels des Schraubwerkzeuges wird die Einstellung der Justierschraube um ein Maß
korrigiert, welches aufgrund der gemäß den Schritten c) und d) ermittelten Meßwerte
berechnet ist.
[0005] Es ist lediglich erforderlich, daß zunächst eine gewisse Anzahl von Auslösern den
Verfahrensschritten unterzogen werden, damit eine genügende Anzahl von Vergleichswerten
vorliegt, aus denen rechnerisch der jeweils geeignete Korrekturwert ermittelt werden
kann. Obwohl die gewählten Verfahrensschritte rasch durchführbar sind, führen sie
zu einer umfassenden Berücksichtigung der wichtigsten Parameter, welche die Auslöseeigenschaften
eines Bimetallauslösers verändern können, nämlich insbesondere des Widerstandes des
Heizleiters für den Bimetall, der Eigenschaften des Bimetalles selbst, dessen Einbaulage
und Umgebungstemperatur sowie der Auslösekraft und des Auslöseweges.
[0006] Bei mehrpoligen Auslösern empfiehlt es sich, das angegebene Verfahren in der Weise
durchzuführen, daß die Bimetallstreifen bzw. deren Heizleiter in Reihe geschaltet
und die stromabhängige Beheizung mit einem Strom entsprechend einem Vielfachen des
Nennstromes, vorzugweise 300%, durchgeführt wird. Hierdurch wird vermieden, daß die
Streuungen von Auslösekraft und Auslöseweg nicht überkompensiert werden, wie dies
bei einer einphasigen probeweisen Auslösung und Justierung möglich ist.
[0007] Zur Durchführung der vorstehend erwähnten Yerfahrensschritte c) und d) ist es erforderlich,
die Laufzeit der Bimetallstreifen vom Beginn der Beheizung bis zur Berührung mit
der zugehörigen Justierschraube zu ermitteln. Jedoch darf die anschließende gemeinsame
Bewegung des Bimetallstreifens und der Auslösewelle nicht behindert werden. Im Rahmen
der Erfindung kann hierzu eine Vorrichtung vorgesehen sein, die einen mit gefederten
Kontaktstiften versehenen Schieber aufweist, der an die Justierschrauben ansetzbar
und nach der Schließung eines durch die Bimetallstreifen, die Justierschrauben und
die Kontaktstifte gebildeten Signalstromkreises durch eine rasch wirkende Antriebsvorrichtung
fortbewegbar ist. Die Vorrichtung gestattet es somit, die Bestimmung der Laufzeit
und die anschliessende Auslösung in einem Zuge ohne Behinderung durchzuführen.
[0008] Die Erfindung wird im folgenden anhand von Prinzipdarstellungen näher erläutert.
[0009] Dabei zeigt die Figur 1 einen Schnitt durch einen schematisch dargestellten Bimetallauslöser
bei der Messung der Auslösekraft und des Auslöseweges.
[0010] Die Figur 2 ist eine der Figur 1 entsprechende Darstellung, jedoch mit angesetztem
Schraubwerkzeug zur Einstellung einer Justierschraube.
[0011] Die Figur 3 zeigt in einer anderen Ansicht einen Schnitt durch einen Bimetallauslöser
mit einer Vorrichtung zur Messung der Laufzeit der Bimetalle bis zur Berührung der
zugeordneten Justierschraube.
[0012] Bei der folgenden Beschreibung wird davon ausgegangen, daß der zu justierende Bimetallauslöser
ein eigenes Gehäuse besitzt, als selbständige Einheit hergestellt und justiert und
dann in ein Schaltgerät, beispielsweise einen kompakten Niederspannungs-Leistungsschalter
mit Isolierstoffgehäuse eingebaut wird. Eine solche Auslösereinheit kann außerdem
einen elektromagnetischen Auslöser enthalten, auf den sich jedoch die Erfindung
nicht bezieht. Die Figur 1 zeigt stark vereinfacht eine Auslösereinheit 1, wie sie
etwa in der bereits erwähnten US-A-3 815 064 oder der US-A-3 244 837 beschrieben ist.
Ein isolierendes Gehäuse 2 enthält eine um ein Drehlager 3 schwenkbare Auslösewelle
4, die einen Verklinkungsarm 5 aufweist. Dieser ragt durch eine Öffnung 6 des Gehäuses
2 hindurch und erfaßt dort hakenartig ein zu verklinkendes Teil 7, das Bestandteil
des nicht dargestellten Schaltmechanismus eines Leistungsschalters ist. Die erwähnten
Patentdokumente enthalten Einzelheiten des Zusammenwirkens zwischen einer Auslösewelle
und einem Schaltmechanismus, so daß an dieser Stelle von einer eingehenden Beschreibung
abgesehen werden kann.
[0013] Zu der Auslösereinheit 1 gehört ferner ein Teil der Strombahn des Leistungsschalters
in Gestalt einer Stromschiene 8. Diese besitzt auf den gegenüberliegenden Seiten des
Gehäuses 2 Anschlußstellen 10 bzw. 11. Dabei bildet die Anschlußstelle 11, die sich
auf der dem Verklinkungsarm 5 gegenüberliegenden Seite des Gehäuses 2 befindet, zugleich
die äußere Anschlußstelle des Leistungsschalters. Die gegenüberliegende, d.h. innere
Anschlußstelle 10 steht dagegen in geeigneter Weise, beispielsweise mittels eines
biegsamen Strombandes, mit einem bewegbaren Kontakthebel in Verbindung. Beide Anschlußstellen
10 und 11 dienen bei dem Justiervorgang zur Halterung in einer ge eigneten Vorrichtung.
Hierzu sind Klemmbacken 9 vorgesehen, durch die zugleich ein Prüfstrom zu- und abgeführt
werden kann.
[0014] Die Stromschiene 8 ist innerhalb des Gehäuses 2 bei 12 in Gestalt eines umgekehrten
U gebogen und bildet hierdurch zugleich eine Befestigungsstelle für einen Bimetallstreifen
13 sowie einen Heizleiter, durch den der Bimetallstreifen 13 stromabhängig indirekt
beheizt und zur Durchbiegung gebracht wird. Sofern die dargestellte Anordnung für
einen mehrpoligen Leistungsschalter vorgesehen ist, befinden sich in dem Gehäuse 2
zwei oder mehrere Bimetallstreifen, die jeweils an einer Stromschiene angebracht sind
und die Auslösewelle 4 in Ab hängigkeit von dem jeweiligen durch den Leiter fließenden
Strom beaufschlagen.
[0015] Zur Vorbereitung der Justierung der Auslösereinheit 1 wird diese zunächst in die
vorgesehene relative Stellung zur einem Schaltmechanismus gebracht und dieser so mit
der Auslösewelle 4 verklinkt, wie dies die Figur 1 zeigt. Nun wird durch eine Öffnung
14 des Gehäuses 2 ein Stößel 15 derart eingeführt, daß er an derselben Stelle mit
der Auslösewelle 4 zusammenwirkt, wie dies auch für den Bimetallstreifen 13 vorgesehen
ist. Der Stößel 15 steht mit einem Weggeber S und einem Kraftgeber F in Verbindung,
deren Arbeitsweise durch eine Recheneinheit R überwacht wird. Die Recheneinheit erfaßt
dabei den Weg, den das Hilfswerkzeug ausgehend von der in der Figur 1 dargestellten
Stellung bis zu derjenigen Stellung der Auslösewelle 4 zurücklegt, bei der durch
den Verklinkungsarm 5 das zu verklinkende Teil 7 freigegeben wird. Ferner wird die
Kraft erfaßt, die für diesen Vorgang benötigt wird.
[0016] Anschließend wird entsprechend der Darstellung in der Figur 2 durch eine weitere
Öffnung 16 des Gehäuses 2 mittels eines Schrauber 17 eingeführt, um eine Justierschraube
20 voreinzustellen, die in eine hierfür vorgesehene Öffnung der Auslösewelle 4 eingeschraubt
ist. Die Arbeitsweise des Schraubers unterliegt ebenfalls der Steuerung durch die
Recheneinheit R, und zwar in der Weise, daß die Justierschraube 20 nach der Berührung
mit dem Bimetallstreifen 13 um ein bestimmtes Maß zurückgedreht wird, welches erfahrungsgemäß
erforderlich ist, um bei einer bestimmten Strombelastung die Auslösung zu bewirken.
Das in der Figur 2 eingetragene Maß x berücksichtigt somit den anhand der Figur 1
erläuterten Bedarf an Weg und Kraft bis zur Auslösung sowie die entsprechenden Eigenschaften
des Bimetallstreifens 13.
[0017] Für den nächsten Schritt des Justierverfahrens wird eine in der Figur 3 vereinfacht
gezeigte Hilfsvorrichtung benutzt. In dieser Figur ist die Auslösereinheit 1 geschnitten
in der Draufsicht gezeigt, so daß die drei nebeneinander angeordneten Bimetallstreifen
13 und die gemeinsame Auslösewelle 4 mit den Justierschrauben 20 sichtbar ist. Die
erwähnte Hilfsvorrichtung 25 besteht im wesentlichen aus einem Kontaktschieber 26
mit gefederten Kontaktstiften 27 sowie einer Antriebsvorrichtung 30. In der in der
Figur 3 gezeigten Stellung ist der Schieber 26 mittels der Antriebsvorrichtung 30
derart an die Auslösereinheit 1 heranbewegt worden, daß die Kontaktstifte 27 die
Justierschrauben 20 berühren. Wird nun mittels einer Prüfstromquelle P ein Strom
I über die in Reihe geschalteten Stromschienen 8 geleitet, so werden die Bimetallstreifen
13 erhitzt, die sich dementsprechend in Richtung der Justierschrauben 20 durchbiegen.
Dieser Vorgang wird vorzugsweise mit einem Strom entsprechend 300% des Nennstromes
durchgeführt. Der zugleich mit dem Einschalten des Prüfstromes I in Lauf gesetzte
Zeitmesser erfaßt nun für jeden der Bimetallstreifen 13 die Zeit t1, t2 bzw. t3,
die bis zur Berührung des Bimetallstreifens mit der zugehörigen Justierschraube 20
vergeht und liefert diese Werte zur Speicherung an die Recheneinheit R. Ein Signalgeber
28 erfaßt die Berührung durch Hilfsstromkreise, die jeweils einen der Bimetallstreifen,
die zugehörige Justierschraube und den ihr zugeordneten Kontaktstift 27 umfassen.
Sobald alle Hilfsstromkreise geschlossen sind, steuert der Signalgeber 28 die Antriebsvorrichtung
30 des Kontaktschiebers 26 und bewegt diesen von der Auslösereinheit 1 weg, so daß
nun die Auslösewelle 4 - ungehindert durch die Kontaktstifte 27 - bewegbar ist.
[0018] Durch einen weiteren, der Verklinkungsstelle an dem Auslösearm 5 zugeordneten Signalgeber
31 wird nun die Zeit ermittelt, die bei weiterfließendem Prüfstrom 1 bis zur Auslösung
vergeht. Aus den hierdurch gewonnenen Meßwerten für die Laufzeiten der Bimetallstreifen
13 bis zur Berührung mit den Justierschrauben 20 und der gesamten Auslösezeit ermittelt
die Recheneinheit R einen Korrekturwert für die Einstellung der einzelnen Justierschrauben
20. Dieser Korrekturwert ist in eine Winkeldrehung der Justierschrauben 20 umrechenbar
und dient dann in einer der Figur 2 entsprechenden Anordnung zur Steuerung des Schraubers
17 durch die Recheneinheit R.
[0019] Die beschriebenen Vorgänge stellen eine Aufeinanderfolge von selbstätig ablaufenden
und von Hand vorzunehmenden Schritten dar und sind in einem Zeitraum von etwa drei
bis vier Minuten durchführbar. Nur bei einem kleinen Prozentsatz von Auslösereinheiten
ist damit zu rechnen, daß keine zutreffende Justierung erzielt wird. Diese Auslösereinheiten
müssen dann einer Nacharbeit unterzogen werden, da anzunehmen ist, daß sie Teile enthalten,
die außerhalb der normalen Toleranz liegen und sich daher nicht in der üblichen Weise
justieren lassen.
1. Verfahren zum Justieren eines Bimetallauslösers (1) eines elektrischen Schaltgerätes
mit wenigstens einem einseitig fest eingespannten Bimetallstreifen (13), einer durch
das freie Ende des Bimetallstreifens (13) zu beaufschlagenden Auslösewelle (4) sowie
mit einer Justierschraube (20),
gekennzeichnet durch folgende Schritte:
a) Bereitstellung einer Hilfskraft (F) und Beaufschlagung der Auslösewelle (4) an
der für das Zusammenwirken mit dem Bimetallstreifen (13) vorgesehenen Stelle mit der
Hilfskraft (F) bis zur Freigabe des durch die Auslösewelle (4) zu verriegelnden Teiles
(7) sowie Messung des hierfür erforderlichen Weges (S) und der Kraft (F) und Speicherung
dieser Größen in einer Recheneinheit (R);
b) durch ein Schraubwerkzeug (17) mit durch die Recheneinheit (R) steuerbarer Winkeldrehung
wird die Justierschraube (20) bis zur Berührung mit dem Bimetallstreifen (13) eingedreht
und anschließend gemäß einem Rechenwert zurückgedreht, der in Abhängigkeit von den
im Schritt a) ermittelten Meßwerten berechnet ist;
c) der Bimetallstreifen (13) wird einer stromabhängigen Beheizung unterworfen und
die Zeit vom Beginn der Beheizung bis zur Berührung von Bimetallstreifen (13) und
Auslösewelle (4) gemessen und in der Recheneinheit (R) gespeichert;
d) bei anhaltender weiterer Beheizung des Bimetallstreifens (13) gemäß dem Schritt
c) wird die Auslösezeit erfaßt und in der Recheneinheit (R) gespeichert;
e) mittels des Schraubwerkzeuges wird die Einstellung der Justierschraube (20) um
ein Maß korrigiert, welches aufgrund der gemäß den Schritten c) und d) ermittelten
Meßwerte berechnet ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß bei mehrpoligen Auslösern (1) die Bimetallstreifen (13) bzw. deren Heizleiter
in Reihe ge schaltet und die stromabhängige Beheizung mit einem Strom (I) entsprechend
einem Vielfachen des Nennstromes, vorzugsweise 300%, durchgeführt wird.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens gemäß Anspruch 1 bei einem Auslöser,
dessen Auslösewelle mit den Justierschrauben versehen ist, dadurch gekennzeichnet , daß ein mit gefederten Kontaktstiften (27) versehener Schieber (26) vorgesehen ist,
der an die Justierschrauben (20) ansetzbar und nach der Schließung eines durch die
Bimetallstreifen (13), die Justierschrauben (20) und die Kontaktstifte (27) gebildeten
Signalstromkreises (28) durch eine rasch wirkende Antriebsvorrichtung (30) fortbewegbar
ist.