[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Abkühlen von Hohlkörpern (Rohre oder Behälter)
aus Stahl im Rahmen einer Wärmebehandlung gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1.
[0002] Es ist bekannt, das Abschrecken von erhitzten Rohren oder Behältern aus Stahl zum
Härten durch Eintauchen in Flüssigkeitsbäder (z.B. Öl oder Aquatensite) oder durch
Aufspritzen von Wasser oder Wasser/Luft-Gemischen zu bewirken. Sehr gute Ergebnisse
werden auch dadurch erzielt, daß derartige Hohlkörper unter einem laminaren Wasservorhang
abgekühlt werden. Der Umstand, daß die Kühlwirkung während des gesamten Abkühlvorgangs
in Abhängigkeit von der Oberflächentemperatur der Hohlkörper starken Änderungen unterworfen
ist, wird bisher lediglich insoweit berücksichtigt, als bestimmte Werkstoffe, bei
denen eine Wasserabschreckung zu schroff wäre und in der Oberfläche zu Härterissen
führen würde, mit Kühlmedien behandelt werden, denen wie beispielsweise Öl von vornherein
eine verminderte Kühlwirkung zukommt.
[0003] Es ist darüber hinaus allgemein bekannt, daß beim Abkühlen von Hohlkörpern aus Stahl
anfangs in der Regel eine schnellere Temperaturabnahme im Hohlkörper als am Ende einer
Wärmebehandlungsmaßnahme stattfindet. Diese Wirkung tritt bei Verwendung von Wasser-
oder Ölbädern zur Abkühlung ohne äußeres Zutun ein. Die Bestrebungen zur Verbesserung
von Abkühlvorgängen gingen daher bisher im allgemeinen in Richtung einer weiteren
Intensivierung der Kühlwirkung.
[0004] In der DE-OS 20 40 610 wird beispielsweise vorgeschlagen, zur Erzielung einer schnellen
und äußerst wirksamen Kühlung geringe Mengen von Wasser in einen Hochgeschwindigkeitsluftstrom
einzuspritzen und den gebildeten Zerstäubungsstrahl mit hoher Geschwindigkeit auf
die Oberfläche des abzukühlenden Gegenstandes aufzusprühen. Dies führt zu einer deutlich
schrofferen Abkühlung als eine Wasserbadkühlung.
[0005] Aus der DE-OS 32 17 081 ist es darüberhinaus bekannt, zur Abkühlung von Stahlrohren
Spritzdüsen zum Aufspritzen von z.B. Kühlwasser auf die Rohroberfläche zu verwenden,
wobei am Anfang der Abkühlung größere Spritzdüsen eingesetzt werden. Sinn dieser Maßnahme
ist wiederum die Intensivierung der Kühlwirkung, die insbesondere als notwendig dafür
angesehen wird, den zu Beginn der Abkühlung auf der Rohroberfläche gebildeten Dampffilm
(Filmverdampfung) zu entfernen, da dieser eine noch schnellere Wärmeabfuhr behindert.
[0006] Ferner ist aus der DE-OS 30 37 639 ein Verfahren zum Abschrecken von Werkstücken
aus Stahl in einem Ölbad bekannt, bei dem durch zeitweilige Durchwirbelung des Kühlmittelbades
während der Filmverdampfung eine intensivere Kühlung erzielt werden soll.
[0007] In der praktischen Anwendung werden häufig aufgrund der verwendeten, nicht entsprechend
einstellbaren betrieblichen Einrichtungen zur Abkühlung Werkstücke mit unterschiedlicher
Wanddicke aus unterschiedlichen Werkstoffen mit ein und demselben Kühlmittel im Hinblick
auf das Wärmebehandlungsergebnis (Gefügeausbildung) in wenig günstiger Weise abgekühlt.
Dies ist eine Folge davon, daß es beim Einsatz von Wasser, Öl oder ähnlichen Kühlmitteln
z.B. in Form von Kühlmittelbädern zu im Zeitverlauf unterschiedlichen Kühlintensitäten
kommt, die im Werkstück ungleichförmige und nicht kontrollierbare Abkühlgeschwindigkeiten
verursachen.
[0008] Die Ursache liegt in den während des Abkühlens sich ständig ändernden Wärmeübergangsbedingungen,
die eine Funktion der Oberflächentemperatur und des Temperaturgradienten im Werkstück
sind. Wenn beispielsweise Werkstücke aus dem gleichen Werkstoff aber mit unterschiedlicher
Wanddicke nach derselben Kühlmethode in demselben Kühlmedium abgekühlt werden, ergeben
sich vielfach unterschiedliche technologische Eigenschaften der behandelten Werkstücke.
Es ist leicht einsehbar, daß bei unterschiedlichen Wanddicken nicht nur infolge des
unterschiedlichen Wärmewiderstandes der Werkstückwände sondern auch als Folge des
unterschiedlichen Temperaturgradienten unterschiedliche Abkühlgeschwindigkeiten auftreten
und daher unterschiedliche Gefügeausbildungen verursachen. Dieser Sachverhalt wurde
in bekannten Kühlverfahren bisher nicht ausreichend beachtet, sondern als unveränderlich
hingenommen.
[0009] Wie bereits erwähnt, erfolgt im Regelfall lediglich eine grundsätzliche Auswahl des
einzusetzenden Kühlmittels, also die Vorgabe, ob ein Werkstoff in Wasser, Öl, an Luft
oder in ähnlichen Kühlmitteln abzukühlen ist. So wird etwa für eine Reihe von Stählen
das Abschrecken in Öl von vornherein vorgeschrieben, um die gewünschte Gefügeausbildung
zu erreichen. Ein Beispiel für eine solche Vorschrift ist das VDTÜV-Werkstoffblatt
Nr. 431 (Ausgabe 3/88). Diese Werkstoffe werden dementsprechend auch als "ölhärtende
Stähle" bezeichnet. Ein Abschrecken durch Tauchen der erhitzten Werkstücke aus solchen
Werkstoffen in Wasser würde eine zu schroffe Abkühlung bewirken, die mit der Bildung
von Rissen (Härterisse) in der Werkstückoberfläche verbunden wäre.
[0010] Im Vergleich zum Kühlmedium Wasser erfordert z.B. Öl einen erheblich höheren Aufwand
im Hinblick auf die Anlagentechnik, den Betrieb, die Pflege und Entsorgung der Kühlmittelvorrichtungen,
zumal sowohl das Öl selbst als auch die im Betrieb entstehenden Dämpfe und Verbrennungsprodukte
umweltschädigend sein können. Derartige Probleme bringt das Kühlmedium Wasser nicht
mit sich.
[0011] Auf der anderen Seite besteht beim Einsatz des Kühlmittels Öl gelegentlich der Wunsch,
zumindest zeitweilig eine stärkere Kühlwirkung im Abschreckprozeß zu erzielen, als
es dieses Kühlmittel zuläßt.
[0012] Aufgabe der Erfindung ist es daher, die aufgezeigten Mängel möglichst zu vermeiden
und insbesondere ein Verfahren anzugeben, mit dem Rohre und Behälter mit hoher Gleichmäßigkeit
In der gewünschten Intensität abgekühlt werden können.
[0013] Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den Merkmalen des
Patentanspruchs 1; vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
2 - 10 angegeben. Gemäß Anspruch 11 wird das Verfahren mit besonderem Vorteil für
das Abschrecken von ölhärtenden Stählen eingesetzt.
[0014] Grundlage der Erfindung ist die Erkenntnis, daß auch mit Kühlmedien, denen an sich
eine gegenüber Öl von vornherein höhere Kühlintensität zukommt, also insbesondere
bei der Verwendung von Wasser als Kühlmittel eine gedrosselte Kühlwlrkung möglich
ist, wenn die Kühlmittelzufuhr in geeigneter Weise beschränkt wird. Es kommt nicht
nur darauf an, die spezifische Kühlmittelmenge, d.h. die pro Zeiteinheit auf die Flächeneinheit
der Oberfläche des abzukühlenden Hohlkörpers aufzubringende Kühlmittelmenge auf einen
ausreichend niedrigen Wert zu bringen, sondern diese Drosselung der spezifischen Kühlmittelmenge
ist auch rechtzeitig einzustellen, da zu Beginn der Abkühlung vielfach ein schroffes
Abschrecken erwünscht ist. Dabei ist zu beachten, daß sich der Wärmeübergangskoeffizient
im Bereich der Leidenfrosttemperatur, bei der das Kühlmittel die Oberfläche des zu
kühlenden Hohlkörpers zu benetzen beginnt, drastisch erhöht.
[0015] Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich durch die kontrollierte stufenweise
oder auch ggf. stetige Reduzierung der Kühlmittelbeaufschlagung während des Abkühlvorganges
aus. Es vermeidet nicht nur Härterisse in ölhärtenden Stählen, es ist auch, da es
hauptsächlich mit Wasser - ggf. in Verbindung mit Druckluft - arbeitet, billig in
der Anwendung. Es ist vorzugsweise geeignet, die Ölkühlung zu ersetzen, und bietet
darüberhinaus auch die Möglichkeit einer Kühlintensitätssteigerung. Dadurch können
Werkstoffe, die in Öl bisher etwas zu langsam abkühlen, besser ausgenutzt werden,
d.h. bei unveränderter Zusammensetzung mit besseren technologischen Eigenschaften
versehen werden, so daß die teure Entwicklung neuer Werkstoffe teilweise überflüssig
wird.
[0016] Die Schwächen herkömmlicher Kühlverfahren zeigen sich deutlich an den in Figur 1
dargestellten Versuchsergebnissen für eine Kühlung mit einem laminaren Wasservorhang
und eine Spritzdüsenkühlung. Bei diesen Versuchen wurde jeweils ein Zylinder von 200
mm Durchmesser und 87,5 mm Wanddicke aus austenitischem Stahl X 5 CrNi 18 9 beschleunigt
abgekühlt. Die spezifische Kühlmittelmenge des laminaren Wasservorhangs wurde auf
konstant 37 m³/h je m Länge des Zylinders eingestellt, der mit einer Drehzahl von
60 U/min rotierte. Die hierdurch erzielte Abkühlgeschwindigkeit ist, wie die untere
Kurve deutlich zeigt, sehr hoch. Bereits nach 40 sec ist die Temperatur von etwa 830
°C auf 250° C abgesunken. Die Temperaturmessung erfolgte dabei innerhalb der Zylinderwand
etwa 5 mm unterhalb der Außenoberfläche.
[0017] Zum Vergleich wurde an dem gleichen Probekörper eine erheblich mildere Abkühlung
vorgenommen, indem das Kühlwasser (mit gleicher Anfangstemperatur) mittels einer Vollkegelspiraldüse
auf die Zylinderoberfläche aufgespritzt wurde.
[0018] Während der Zylinder mit einer Drehzahl von 80 U/min rotierte, betrug die spez. Kühlmittelmenge
konstant etwa 127 l/m² je Minute. Die obere Meßkurve zeigt bis in den Temperaturbereich
von etwa 600 °C erwartungsgemäß eine geringe Abkühlgeschwindigkeit. Sie beträgt nur
etwa ein Zehntel der Abkühlgeschwindigkeit in der Anfangsphase der Laminarkühlung.
Unterhalb von 600 °C steigt die Abkühlgeschwindigkeit jedoch drastisch an und erreicht
Werte in der Größenordnung der Anfangsphase bei Laminarkühlung. Erst unterhalb von
200 °C ist wieder eine langsame Abkühlung festzustellen.
[0019] An diesen Versuchen wird deutlich, daß die herkömmlichen Kühlmethoden nicht geeignet
sind, gerade in dem für die Gefügeausbildung entscheidenden Temperaturbereich ausreichend
milde Abkühllntensitäten sicherzustellen. Dies wird erst durch die erfindungsgemäße
Vorgehensweise erreicht, die in dem Temperaturbereich, der einen drastischen Anstieg
der Abkühlintensität mit sich bringen würde, eine scharfe Drosselung der spezifischen
Kühlmittelmenge vorsieht.
[0020] Mit dem vorgeschlagenen Kühlverfahren können die z. Z. bekannten Vergütewerkstoffe
besser ausgenutzt werden, weil die für eine optimale Gefügeausbildung notwendigen
Abkühlgeschwindigkeiten exakt vorgegeben und praktisch realisiert werden können. Das
vorgeschlagene Kühlverfahren ermöglicht gleichmäßige Abkühlgeschwindigkeiten ohne
plötzliche und unkontrollierbare Schwankungen. Eine Zunahme der Abkühlgeschwindigkeit
bei Erreichen einer bestimmten Temperatur, so z.B. bei einer Phasenumwandlung oder
insbesondere bei der Leidenfrosttemperatur kann verhindert werden. Das vorgeschlagene
Kühlverfahren bietet durch die ständige Anpassung der spezifischen Kühlmittelmenge
an die augenblickliche Oberflächentemperatur bei vorgegebener Wanddicke die Möglichkeit,
jede gewünschte Kühlintensität einzustellen und einzuhalten und dabei als Kühlmittel
insbesondere Wasser zu verwenden. Kennzeichnend fur das Verfahren ist die ständige
kontrollierte Reduzierung der Kühlmittelbeaufschlagung während des Abkühlvorganges.
[0021] Alternativ zum Nachfahren einer vorgegebenen Zeitreihe für die spezifische Kühlmittelmenge
kann die Beeinflussung der Kühlmittelzufuhr während des Abkühlvorgangs auch im Sinne
eines Regelkreises durchgeführt werden, wobei der elektronischen Steuerung ein zeitabhängiger
Sollverlauf der Oberflächentemperatur des abzukühlenden Hohlkörpers vorgegeben wird.
Die Vorgabewerte sind materialabhänglg. In diesem Fall sind in der Abschreckanlage
Sensoren zur Temperaturmessung vorzusehen und mit der elektronischen Steuerung zu
verbinden. Die Steuerung ist dadurch in der Lage, die Einstellwerte für die Regel-
und Absperrventile der Kühlsysteme selbsttätig aufzufinden und entsprechend dem angestrebten
Abkühlverlauf zeitlich zu verändern.
[0022] Es ist auch möglich, eine Kombination von Steuerung und Regelung der Kühlmittelzufuhr
anzuwenden, indem z.B. in der Anfangsphase des Abschreckvorgangs, in der eine schroffe
Abkühlung erwünscht ist, im Sinne einer Steuerung, also mit fest vorgegebenen Einstellwerten
der Ventile gearbeitet und erst später auf eine Regelung in Abhängigkeit von der tatsächlichen
Temperatur und der Abkühlzeit übergegangen wird. Gerade in der Anfangsphase bietet
es sich an, zur Erzielung einer möglichst wirksamen Abkühlung mit einem laminaren
Wasservorhang zu arbeiten. Da ein solcher laminarer Wasservorhang nicht in der erforderlichen
Weise auf geringe Abkühlleistungen regelbar ist, muß im Verlauf des Abkühlvorgangs
auf andere Kühlsysteme (z.B. Ringspritzdüsensysteme) umgeschaltet werden, was dadurch
geschehen kann, daß der abzukühlende Hohlkörper mit Erreichen einer kritischen Temperatur
programmgesteuert von der Laminarkühlstation zu einer anderen Abkühlstation transportiert
wird.
[0023] Anhand des in Figur 2 schematisch dargestellten Ausführungsbeispiels einer Abkühlanlage
wird die Erfindung im folgenden näher erläutert.
[0024] Innerhalb eines Gehäuses 3 sind über ein Rollenfördersystem 2 erwärmte Hohlkörper
(z.B. Stahlrohr 1) in axialer Richtung (ggf. auch rotierend und/oder reversierend)
transportierbar. Ringförmig um die Hohlkörperachse sind mehrere Kühlmittelzufuhrsysteme
4, 5, 6 im Abstand voneinander angeordnet. Die Kühlmittelzufuhrsysteme 4, 5, 6 sind
mit Einzelspritzdüsen bestückt, deren Apertur unterschiedlich gewählt ist, um gestufte
Kühlmittelmengen, d.h. sehr große und auch kleine Mengen auf den abzukühlenden Hohlkörper
aufbringen zu können. Durch die in den Kühlmittelzuführleitungen angeordneten Regel-
und Absperrventile (Motorventil 10, Magnetventil 11) kann die Kühlmittelmenge jedes
Ringspritzdüsensystems 4, 5, 6 innerhalb des Regelbereichs variiert oder ganz unterbrochen
werden.
[0025] Die Ansteuerung der Ventile 10, 11 erfolgt über die von der elektronischen Steuereinrichtung
8 (z.B. Prozeßrechner) ausgehenden Steuerleitungen 9. Die Steuereinrichtung 8 kann
über die Ein-/Ausgabeeinheit 12 mit Steuerprogrammen und technologischen Daten 13
für die Beschreibung des gewünschten Abkühlvorgangs und der zu behandelnden Hohlkörper
1 versorgt werden. Für den Fall, daß die Prozeßführung in Form eines Regelkreises
gestaltet werden soll, ist ein Temperatursensor 7 zur Ermittlung der Oberflächentemperatur
des Hohlkörpers 1 innerhalb des Gehäuses 3 angeordnet und steuerungsmäßig mit dem
Prozeßrechner 8 verbunden. In der Abbildung ist nicht dargestellt, daß auch die Antriebe
für das Fördersystem 2 vom Prozeßrechner 8 angesteuert sein können, um die Transportgeschwindigkeit
einzustellen und/oder die Transportrichtung für einen reversierenden Betrieb zu verändern.
[0026] Der Betrieb der dargestellten Anlage, in der als Kühlmittel Wasser eingesetzt wird,
erfolgt in der Weise, daß der zur Wärmebehandlung vorgesehene Hohlkörper in erhitztem
Zustand z.B. aus einem Ofen mit dem Rollenförderer 2 von rechts kommend in die Abkühlanlage
transportiert wird und in die freie Ringfläche der Kühlmittelzuführsysteme 4, 5, 6
einläuft. Entsprechend den in den Prozeßrechner eingegebenen und ggf. umgerechneten
Vorgabedaten für die Ventilansteuerung werden die Kühlmittelzuführsysteme 4, 5, 6
in der ersten Abkühlphase z.B. alle zusammen mit voller Leistung betrieben, während
sich der Hohlkörper 1 durch die Spritzebenen der Systeme 4, 5, 6 hindurchbewegt. Gegebenenfalls
werden reversierend mehrere Durchläufe ausgeführt, bis eine Verminderung der spezifischen
Kühlmittelzufuhr notwendig ist. Der Zeitpunkt hierfür ist entweder fest vorgegeben
(Steuerung) oder wird während des Abkühlvorgangs über eine Temperaturmessung (Regelung)
ermittelt.
[0027] Entsprechend den technologischen Erfordernissen wird die Kühlmittelzufuhr, während
der Hohlkörper ständig weiterbewegt wird, gedrosselt, wobei die leistungsstärksten
Kühlsysteme bei Bedarf völlig abgeschaltet werden können. Um besonders milde Kühleffekte
zu realisieren, die insbesondere nach Erreichen der Leidenfrosttemperatur wünschenswert
sind, können Kühlmittelzufuhrsysteme vorgesehen sein, die z.B. Luft/Wasser-Gemische
oder auch nur Druckluft oder ein inertes Druckgas auf die Kühlzone aufspritzen bzw.
aufblasen.
[0028] Eine weitere Möglichkeit zur Verminderung der Kühlwirkung ist darin zu sehen, vor
Erreichen einer kritischen Abkühltemperatur im Hohlkörper auf die Zufuhr von Kühlmittel
mit einer erhöhten Temperatur umzuschalten. Wenn beispielsweise in der Anfangsphase
der Abkühlung mit Kühlwasser von 15 °C gearbeitet wird, so kann vor Erreichen der
Leidenfrost-Temperatur mit Kühlwasser von z.B. 50-80 °C weitergekühlt werden.
[0029] Hierdurch verschiebt sich die Leidenfrost-Temperatur zu tieferen Werten, so daß durch
Aufrechterhaltung der Filmverdampfung eine mildere Abkühlung als bei der sonst einsetzenden
Blasenverdampfung gewährleistet wird. Zur Erwärmung des Kühlmittels wird zweckmäßig
die Abwärme der abzukühlenden Hohlkörper verwendet.
[0030] Die elektronisch gesteuerte Umschaltung auf unterschiedliche Kühlmittelzufuhrsysteme
gewährleistet mit der Regelbarkeit des Kühlmittelstromes die Erzielung beliebiger
Abkühlintensitäten, die denen von Öl entsprechen oder sogar noch milder ausfallen.
[0031] Zu Beginn der Abkühlung kann auch mit einem einzigen leistungsstarken Kühlsystem,
das z.B. auf der Basis eines laminaren Wasservorhangs arbeiten kann, gearbeitet werden,
und es wird nach und nach auf leistungsschwächere Kühlsysteme umgeschaltet.
[0032] Anstelle eines Reversierbetriebes ist es grundsätzlich auch möglich, die gewünschte
Abkühlung in einem Durchgang (Durchlaufbetrieb) zu erzielen. Hierzu müssen entsprechend
viele Kühlmittelzuführsysteme, in geeignetem Abstand voneinander angeordnet werden,
und die Transportgeschwindigkeit des abzukühlenden Hohlkörpers 1 muß ausreichend niedrig
sein. Vorzugsweise sollten die einzelnen Spritzdüsen entgegen der Förderrichtung des
Hohlkörpers geneigt sein, um möglichst gleichbleibende Abkühlbedingungen zu gewährleisten.
[0033] Der große Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist darin zu sehen, daß durch
die Berücksichtigung des temperaturabhängig sich verändernden Wärmeübergangskoeffizienten
bei der Beeinflussung der aufgebrachten spezifischen Kühlmittelmenge in beliebiger
Weise Abkühlbedingungen einstellbar sind, die denen von Ölbädern entsprechen oder
sogar noch milder sind, ohne daß teure oder problematische Kühlmedien verwendet werden
müssen. Vielmehr kann mit Wasser und Wasser/Luft-Gemischen billig und umweltfreundlich
gearbeitet werden.
1. Verfahren zum Abkühlen von Hohlkörpern, insbesondere von Rohren oder Behältern
aus Stahl im Rahmen einer Wärmebehandlung, wobei in dem jeweils abzukühlenden Bereich
(Kühlzone) auf die äußere Oberfläche der Hohlkörper ein nichtbrennbares Fluid als
Kühlmittel durch Übergießen, Aufspritzen oder Aufblasen aufgebracht wird und wobei
die auf die Kühlzone aufgebrachte spezifische Kühlmittelmenge V während der Abkühlung
fortlaufend oder in Intervallen tendenziell vermindert wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß spätestens mit Erreichen des Bereichs der Leidenfrosttemperatur in der Kühlzone
eine scharfe Drosselung der Kühlmittelzufuhr, insbesondere eine Drosselung auf unter
30 % der ursprünglichen spezifischen Kühlmittelmenge V erfolgt, wobei der zeitliche
Verlauf der spezifischen Kühlmittelmenge V in Abhängigkeit von der anfänglichen Oberflächentemperatur
T, der Wanddicke s und der Materialart der Hohlkörper sowie der Kühlmitteltemperatur
Tu anhand von Vorgabewerten zur Erzielung eines gewünschten zeitlichen Temperaturverlaufs
in den Hohlkörpern errechnet und gesteuert und/oder
durch Vergleich der sich ständig ändernden Oberflächentemperatur T der Kühlzone mit
dem gewünschten Solltemperaturverlauf in einem Regelkreis angepaßt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Kühlmittel zumindest in der Anfangsphase der Abkühlung Wasser verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Kühlmittel nach Erreichen der Leidenfrosttemperatur ein Luft/Wasser-Gemisch
verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß während der Abkühlung von Kühlmittelzufuhrsystemen größerer Mengenleistung auf
solche kleinerer Leistung umgeschaltet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß während der Abkühlung zur Verminderung der Kühlwirkung auf die Zufuhr von Kühlmittel
mit gegenüber der Anfangstemperatur deutlich erhöhter Temperatur umgeschaltet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die erhöhte Temperatur bei Wasser als Kühlmittel 50 - 80 °C beträgt.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Temperaturerhöhung des Kühlmittels unter Ausnutzung der Abwärme des Hohlkörpers
erfolgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die spezifische Kühlmittelmenge V durch eine auf die Kühlmittelzufuhr einwirkende
elektronische Steuereinrichtung verändert wird.