(19)
(11) EP 0 335 145 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
04.10.1989  Patentblatt  1989/40

(21) Anmeldenummer: 89104150.1

(22) Anmeldetag:  09.03.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4A61J 1/06, B65B 1/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 31.03.1988 DE 3810939

(71) Anmelder: Schott-Rohrglas GmbH
D-95448 Bayreuth (DE)

(72) Erfinder:
  • Männl, Reinhard
    D-8596 Mitterteich (DE)

(74) Vertreter: Fuchs, Luderschmidt & Partner Patentanwälte 
Postfach 46 60
65036 Wiesbaden
65036 Wiesbaden (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Zuschmelz-Versandbehälter aus Glas für biologisches Material


    (57) Zuschmelz-Versandbehälter (1) aus Glas für leicht verderbliches biologisches Material (3), insbesondere medizinisches Probenmaterial, weist einen Zuschmelzbereich (5) auf, der ein infrarot-absorbierendes Material, insbesondere Glas, aufweist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft einen Behälter nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.

    [0002] Zuschmelz-Behälter aus Glas bieten für den Versand von leicht verderblichem biologischem Material, insbesondere medizinischem Probenmaterial, in erster Linie den Vorteil, daß sie nach dem Abschmelzen das in ihnen enthaltene Materials hermetisch gegen die Umgebung abdichten. Zuschmelz-Behälter aus Glas sind für biologi­sches Material bisher überwiegend für die Langzeit-Konservierung und dergleichen verwendet worden. Deshalb und um etwaige Einwir­kungen des Behältermaterials auf das biologische Material auszu­schließen, wurden für die Behälter Glassorten verwendet, die chemisch wenig angreifbar sind und insbesondere von dem wasser­haltigen biologischen Material auch nach langen Einwirkungszeiten nicht angegriffen werden.

    [0003] In neuerer Zeit ist erkannt worden, daß es zweckmäßig ist, Zu­schmelzbehälter aus Glas auch beim Versand von biologischen Proben zu verwenden und den Mehraufwand für das Zuschmelzen und das zerstörende Öffnen der Behälter in Kauf zu nehmen; derartige Behälter bieten nämlich wegen des schon erwähnten hermetischen Abschlusses gegen die Umgebung den Vorteil, daß sowohl störende Einwirkungen von außen auf das biologische Material als auch Schäden durch unbeabsichtigten Austritt von biologischem Material nach außen, beispielsweise in Form einer bakteriellen oder vira­len Kontaminierung, verhindert werden.

    [0004] Die allgemeine Einführung derartiger Behälter für den Versand von biologischem Material, insbesondere medizinischem Probenmaterial, ist jedoch bisher durch Handhabungsnachteile behindert worden. So ist es für wenig Geübte nicht einfach, einen Glasbehälter abzu­schmelzen und dadurch zu verschließen; denn es sind dazu hohe Temperaturen und die Anwendung entsprechend leistungsfähiger Heizquellen, in der Regel Gebläseflammen, erforderlich. Auch wird beim Abschmelzen oft das in dem Behälter befindliche biologische Material, das seiner Natur nach wärmeempfindlich ist, unzulässig hoch erwärmt und dadurch beschädigt oder gar abgetötet.

    [0005] Die vorliegende Erfindung geht von der Aufgabe aus, einen Zu­schmelz-Versandbehälter aus Glas zu schaffen, der für den Versand von biologischem Material besonders geeignet ist.

    [0006] Nach der Erfindung wird diese Aufgabe mit dem Behälter nach dem Anspruch 1 gelöst.

    [0007] Der erfindungsgemäße Behälter bietet insbesondere den Vorteil, daß er bequem mit fokussiertem Glühlicht, das bekanntlich viel Infrarot enthält, zugeschmolzen werden kann, so daß das Zuschmel­zen leicht auch von nur angelerntem Personal und/oder maschinell mit ausreichend gleichmäßigen Ergebnissen durchgeführt werden kann, ohne daß eine offene Flamme erforderlich ist. Das Vermeiden einer offenen Flamme ist an Untersuchungsorten, wo biologische Präparate gewonnen werden, oft eine Notwendigkeit oder zumindest ein bedeutender Sicherheitsfaktor. Hinzu kommt, daß als infra­rot-absorbierendes Material Gläser erhältlich sind, die eine erheblich niedrigere Verarbeitungstemperatur als normale Behäl­tergläser haben, z.B. im Bereich von etwa 950 - 1000°C. Dadurch wird nicht nur das Zuschmelzen erleichtert, sondern auch die Gefahr einer unzulässigen Erwärmung des biologischen Materials stark verringert. Entsprechend der spektralen Leistungsverteilung bei Glühlampenlicht wird vorzugsweise ein infrarot-absorbierendes Material verwendet, das bevorzugt im nahen Infrarot absorbiert.

    [0008] Vorzugsweise liegt als infrarot-absorbierendes Material ein infrarot-absorbierendes Glas vor. Dieses kann leicht in dem Zuschmelzbereich vorgesehen und verarbeitet werden. Außerdem ergibt sich dabei die Möglichkeit, daß der Behälter ganz aus infrarot-absorbierendem Glas besteht. Das vereinfacht Fertigung und Handhabung.

    [0009] Infrarot-absorbierendes Glas ist bisher zum Aufbewahren von biologischem Material nicht verwendet worden, weil es im Ver­gleich zu normalem Behälterglas nicht nur teurer ist, sondern auch in der Regel eine erheblich geringere hydrolytische Bestän­digkeit aufweist, so daß Wechselwirkungen mit dem stets wasser­haltigen biologischen Material zu befürchten sind. Erfindungsge­mäß ist jedoch erkannt worden, daß die höheren Kosten im Ver­gleich zu den Handhabungsvorteilen des erfindungsgemäßen Behäl­ters keine Rolle spielen, und daß bei den kurzen Verweilzeiten des biologischen Materials in einem Versandbehälter die geringere hydrolytische Beständigkeit des infrarot-absorbierenden Glases noch nicht störend in Erscheinung tritt.

    [0010] Der erfindungsgemäße Behälter ist wegen der beschriebenen Vortei­le besonders als Standard-Versandbehälter für medizinisches Probenmaterial geeignet, das täglich in großen Mengen versandt wird, z.B. von ärztlichen Praxen zu Untersuchungslaboratorien.

    [0011] Die Erfindung wird im folgenden anhand von Ausführungsbeispielen in Verbindung mit der Zeichnung näher beschrieben.

    Figur 1 ist eine schematische perspektivische Ansicht eines erfindungsgemäßen Behälters vor dem Zuschmelzen.

    Figur 2 ist eine der Figur 1 entsprechende Ansicht des Behälters nach dem Zuschmelzen.

    Figur 3 ist ein schematischer Querschnitt durch eine andere Ausführungsform.



    [0012] Figur 1 zeigt einen Zuschmelz-Versandbehälter 1 aus Glas für ein in ihn eingefülltes leicht verderbliches biologisches Material 3, bei dem es sich insbesondere um ein medizinisches Probenmaterial handeln kann. Der Behälter 1 weist einen verjüngten Zuschmelzbe­reich 5 auf, der aus infrarot-absorbierendem Glas besteht. Da­durch kann der Behälter in diesem Zuschmelzbereich 5 leicht mit fokussiertem Glühlicht zugeschmolzen werden. Dies ist in Figur 1 durch eine Glühlampe 7 mit einem elliptischen Reflektor 9 ange­deutet; dadurch kann mit der Glühlampe ein Strahlenbündel 11 auf den Zuschmelzbereich 5 fokussiert werden.

    [0013] Der dargestellte Behälter 1 besteht einstückig ganz aus infrarot­absorbierendem Glas. Dadurch ist die Herstellung leichter möglich als bei Ausführungsformen, bei denen nur in dem Zuschmelzbereich 5 ein infrarot-absorbierendes Material, vorzugsweise aus Glas, vorgesehen ist, das mit den übrigen Teilen des Behälters, die aus normalem Behälterglas bestehen, verbunden, vorzugsweise ver­schmolzen ist.

    [0014] Als infrarot-absorbierendes Glas ist besonders die Glassorte Nr. 8516 der Firma SCHOTT GLASWERKE, Mainz, geeignet. Vorteilhaft ist es ferner, wenn der Behälter zumindest in dem Zuschmelzbereich aus einem Glas besteht, das eine niedrige Verarbeitungstemperatur hat, z.B. etwa 950 - 1000°C; dies ist bei dem genannten Glas Nr. 8516 der Firma SCHOTT GLASWERKE der Fall.

    [0015] Besonders vorteilhaft ist es, wenn der Behälter als Untersu­chungsbehälter zur Verwendung bei einer Untersuchung des biolo­gischen Materials ausgebildet ist. Zu diesem Zweck hat der darge­stellte Behälter im Querschnitt eine unrunde Form mit zwei gegen­überliegenden parallelen ebenen Seitenwänden 13 und 15. Dadurch kann der Behälter z.B. als Küvette für optische Untersuchungen verwendet werden, so daß ein Umfüllen nicht erforderlich ist.

    [0016] Zweckmäßigerweise weist der Behälter in genügendem Abstand von dem Zuschmelzbereich 5 wenigstens eine Sollbruchzone 17 auf, die in verschiedener Weise hergestellt sein kann, z.B. durch Einrit­zungen, Anätzungen oder in besonders vorteilhafter Weise in Form einer Vorspannzone, die durch eine örtliche Wärmebehandlung des Behälters hergestellt werden kann. Zweckmäßigerweise hat der Behälter 1 wenigstens eine Markierung 19, die auf den Ort einer Sollbruchzone hinweist.

    [0017] Um das Zuschmelzen zu erleichtern und den Ort des Zuschmelzens zu kennzeichnen, ist zweckmäßigerweise die Zuschmelzzone 5, wie dargestellt, verjüngt ausgebildet.

    [0018] Figur 2 zeigt den Behälter 12 nach dem Zuschmelzen. Die dabei hergestellte Abschmelzspitze 21 bildet einen hermetischen Ver­schluß.

    [0019] Figur 3 zeigt eine Ausführungsform, bei der ein Behälter 301, der im übrigen wie der in den Figuren 1 und 2 dargestellte Behälter 1 gestaltet sein kann, mit einer zusammenhängenden Kunststoff- schicht 23 ummantelt ist. Diese Kunststoffschicht verhindert bei einem Bruch des Behälters 301 ein Austreten von biologischem Material. Außerdem kann eine Kunststoffschicht verwendet werden,­die sich leicht beschriften läßt.


    Ansprüche

    1. Zuschmelz-Versandbehälter aus Glas für leicht verderbliches biologisches Material, insbesondere medizinisches Probenmate­rial, dadurch gekennzeichnet, daß der Behälter (1) einen Zuschmelzbereich (5) aufweist, der infrarot-absorbierendes Material aufweist.
     
    2. Behälter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als infrarot-absorbierendes Material ein bevorzugt im nahen Infrarot absorbierendes Material vorliegt.
     
    3. Behälter nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als infrarot-absorbierendes Material ein infrarot-absorbie­rendes Glas vorliegt.
     
    4. Behälter nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß er ganz aus infrarot-absorbierendem Glas besteht.
     
    5. Behälter nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Behälter zumindest in dem Zuschmelz­bereich aus einem Glas besteht, das eine niedrige Verarbei­tungstemperatur hat.
     
    6. Behälter nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Glas eine Verarbeitungstemperatur von etwa 950 bis 1000°C hat.
     
    7. Behälter nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekenn­zeichnet, daß als infrarot-absorbierendes Glas das Glas Nr. 8516 der SCHOTT GLASWERKE, Mainz, vorliegt.
     
    8. Behälter nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß er als Untersuchungsbehälter zur Verwen­dung bei einer Untersuchung des biologischen Materials ausge­bildet ist.
     
    9. Behälter nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß er wenigstens eine Sollbruchzone (17) aufweist.
     
    10. Behälter nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Sollbruchzone (17) eine Vorspannzone ist.
     
    11. Behälter nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß er wenigstens eine auf eine Sollbruchzone (17) hinweisende Markierung (19) aufweist.
     
    12. Behälter nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß er mit einer in sich zusammenhängenden Kunststoffschicht (23) ummantelt ist.
     




    Zeichnung