(19)
(11) EP 0 336 095 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
11.10.1989  Patentblatt  1989/41

(21) Anmeldenummer: 89103134.6

(22) Anmeldetag:  23.02.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4F04D 27/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT CH DE GB IT LI NL

(30) Priorität: 02.04.1988 DE 3811232

(71) Anmelder: MAN Gutehoffnungshütte Aktiengesellschaft
46122 Oberhausen (DE)

(72) Erfinder:
  • Blotenberg, Wilfried, Dr.-Ing.
    D-4220 Dinslaken (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Regelverfahren zum Vermeiden des Pumpens eines Turboverdichters mittels bedarfsweisen Abblasens


    (57) Bei bekannten Verfahren der genannten Art ist die normale Regelung in ihrer Reaktionsgeschwindigkeit bewußt beschränkt. Zum Schutz des Verdichters bei großen und/oder plötzlichen Störungen wird eine Sicherheitssteuerung vorgehalten, die im Ansprech­fall durch Betätigen eines Schaltventils eine durch Federkraft bewirkte, vollständige Schnellöffnung des Abblaseventils auslöst. Nachteilig ist hier, daß das Auslösen der Sicherheitssteuerung zu einem starken Druckabfall auf der Druckseite des Verdichters führt. Das neue Verfahren soll diesen Nachteil ver­meiden.
    Das neue Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß eine zweite, die Erfordernis einer Schnellöffnung des Abblaseventils gegebenenfalls anzeigende Regel­differenz (x′) aus den Meßwerten bzw. der ersten Regeldifferenz (x) und vorgebbaren Sollwerten be­rechnet und einer Grenzwertstufe zugeführt wird und daß diese Grenzwertstufe (54) bei Überschreiten eines darin vorgebbaren Grenzwertes durch die zweite Regeldifferenz (x′) ausgangsseitig eine Schnellöff­nungsgröße (z) ausgibt, die auf den Regler (4) auf­geschaltet wird und in diesem durch additive Überla­gerung eine eine Ventilbetätigung in Öffnungsrich­tung bewirkende Veränderung der Ventilstellgröße (y) mit einer erhöhten Änderungsgeschwindigkeit erzeugt. Das neue Verfahren bietet den Vorteil, daß es im Be­darfsfall die Reaktionsgeschwindigkeit der Regelung so erhöht, daß auch bei großen und/oder schnellen Störungen eine rechtzeitige Öffnung des Abblaseven­tils sichergestellt ist, die außerdem nur so weit und so lange wie nötig erfolgt.
    Das neue Verfahren eignet sich für die Regelung von Turboverdichtern in beliebigen Anwendungsbereichen, insbesondere zur Nachrüstung von bereits vorhandenen Regelungen.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Regelverfahren zum Vermeiden des Pumpens eines Turboverdichters mittels bedarfsweisen Abblasens, wobei der Durchfluß zum Verdichter sowie der Verdichterenddruck stetig erfaßt und zur Berechnung einer ersten Regeldifferenz verwendet werden, welche als Ein­gangsgröße auf einen Regler gegeben wird, der als Aus­gangsgröße eine Stellgröße für eine geregelte Verstellung des Abblaseventils an dieses liefert, und wobei eine Si­cherheitssteuerung beim Auftreten von großen und/oder schnellen, die begrenzte Reaktionsgeschwindigkeit des Reglers überfordernden Störungen eine Schnellöffnung des Abblaseventils auslöst.

    [0002] Bei üblichen, bekannten Regelverfahren der genannten Art ist die normale Regelung durch den Regler bewußt in der Reaktionsgeschwindigkeit bzw. Veränderungsgeschwindigkeit der Stellgröße für das Abblaseventil begrenzt, um eine stabile, schwingungsfreie Regelung zu erhalten und ein ständiges Hin- und Herbewegen des Abblaseventils zu ver­meiden. Diese Auslegung der Regelung macht es erforder­lich, daß zusätzlich die erwähnte Sicherheitssteuerung vorgehalten wird, die im Notfall beim Auftreten von schnellen und/oder großen Störungen das Abblaseventil rasch öffnet. Hierzu wird anhand der Meßwerte beobachtet, ob der Arbeitspunkt des Verdichters im Verdichterkennfeld eine parallel zur Pumpgrenze verlaufende Sicherheitslinie überschreitet. Ist dies der Fall, wird durch Betätigen eines Schaltventils eine durch Federkraft bewirkte, voll­ständige Schnellöffnung des Abblaseventils ausgelöst.

    [0003] Nachteilig ist bei diesem Regelverfahren, daß es bei der Auslösung der Sicherheitssteuerung zu einem starken Druckabfall in dem dem Verdichter nachgeschalteten Prozeß kommt. Außerdem benötigt das Verfahren zu seiner Durch­führung einen relativ hohen technischen Aufwand, der insbesondere darauf beruht, daß ein zusätzliches Schalt­ventil sowie ein Federkraftspeicher für die Schnellöff­nung des Abblaseventils erforderlich sind.

    [0004] Es stellt sich daher die Aufgabe, ein Verfahren der ein­gangs genannten Art zu schaffen, das die aufgeführten Nachteile vermeidet und das insbesondere auch beim Auf­treten von großen und/oder schnellen Störungen einen annähernd konstanten Druck in dem dem Verdichter nachge­schalteten Prozeß gewährleistet und das für seine Durch­führung einen geringen technischen Aufwand erfordert.

    [0005] Die Lösung dieser Aufgabe gelingt erfindungsgemäß durch ein Verfahren der eingangs genannten Art, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß eine zweite, die Erfordernis einer Schnellöffnung des Abblaseventils gegebenenfalls anzeigende Regeldifferenz (x′) aus den Meßwerten bzw. der ersten Regeldifferenz (x) und vorgebbaren Sollwerten be­rechnet und einer Grenzwertstufe zugeführt wird und daß diese Grenzwertstufe bei Überschreiten eines darin vor­gebbaren Grenzwertes durch die zweite Regeldifferenz (x′) ausgangsseitig eine Schnellöffnungsgröße (z) ausgibt, die auf den Regler (4) aufgeschaltet wird und in diesem durch additive Überlagerung eine eine Ventilbetätigung in Öff­nungsrichtung bewirkende Veränderung der Ventilstellgröße (y) mit einer erhöhten Änderungsgeschwindigkeit erzeugt.

    [0006] Das neue Verfahren beitet den Vorteil, daß es ergänzend zu bekannten Regelverfahren zusammen mit diesem anwendbar ist und dabei die diesen anhaftende begrenzte Reaktions­geschwindigkeit bei der Verstellung des Abblaseventils im Bedarfsfall so erhöht, daß auch bei großen und/oder schnellen Störungen eine rechtzeitige Öffnung des Abbla­seventils sichergestellt ist. Da zudem die Schnellöff­nungsgröße nur so lange ansteht, wie die zweite Regel­differenz den zugehörigen Grenzwert überschreitet, wird nach dem Wiederabsinken der zweiten Regeldifferenz unter den Grenzwert die Schnellöffnungsgröße nicht mehr ausge­geben. Dies hat zur Folge, daß umgehend die Verstellung des Abblaseventils wieder allein unter dem Einfluß der langsameren normalen Regelung erfolgt. Eine Schnellöff­nungsbewegung des Abblaseventils erfolgt also nur gerade soweit und so lange wie nötig, um ein Pumpen des Verdich­ters zu vermeiden. Vorteilhaft werden für die Durchfüh­rung des Verfahrens keine besonderen technischen Zusatz­einrichtungen benötigt, da es sich der vorhandenen Mittel für die Verstellung des Abblaseventils bedient. In bevorzugter Ausgestaltung des Verfahrens ist vorgese­hen, daß aus der den Ort des Verdichter-Arbeitspunktes im Verdichterkennfeld darstellenden Regeldifferenz (x) die Ist-Bewegungsgeschwindigkeit des Arbeitspunktes im Kenn­feld berechnet wird und daß aus dieser Ist-Geschwindig­keit und einer dieser ortsabhängig zugeordneten Soll-­Geschwindigkeit gemäß einer vorgebbaren Orts-Geschwindig­keits-Funktion, bei deren Erreichen durch den Arbeits­punkt ein Pumpen gerade noch verhindert werden kann, die Differenz gebildet wird und daß diese Differenz als zwei­te Regeldifferenz (x′) verwendet wird. Hierdurch wird erreicht, daß außer dem Abstand des Verdichter-Arbeits­punktes von der Pumpgrenze auch dessen Annäherungsge­schwindigkeit an die Pumpgrenze im Verdichterkennfeld für die Entscheidung über die Vornahme einer Schnellöffnung des Abblaseventils herangezogen wird. Die vorgebbare Orts-Geschwindigkeits-Funktion stellt eine Kurve dar, deren Verlauf so zu wählen ist, daß es bei einem geringen Überschreiten dieser Kurve noch nicht zu einem Pumpen des Verdichters kommt. Zwar wird bei Erreichen dieser Kurve sofort die Schnellöffnung des Abblaseventils ausgelöst, doch bis das Abblaseventil reagiert und seine Öffnung einen Einfluß auf die Lage des Arbeitspunktes hat, wird der Arbeitspunkt die Kurve noch um einen gewissen Betrag überschreiten. Zur Berücksichtigung dieses Effekts wird bei der Vorgabe der Kurve eine ausreichende Sicherheits­spanne zur Pumpgrenze eingehalten, die jedoch relativ klein sein kann.

    [0007] Damit kann der Verdichter näher an der Pumpgrenze noch sicher betrieben werden, ohne daß hierfür ein wesentlich höherer Verfahrensaufwand, abgesehen von einigen einfa­chen Rechenoperationen, erforderlich ist.

    [0008] Weiterhin sieht das Verfahren vor, daß die Schnellöff­nungsgröße in Form einer zeitabhängig steigenden oder fallenden Rampenfunktion, Stufenfunktion, Sprungfunktion oder Impulsfolgefunktion ausgegeben wird. Die Auswahl der Funktion richtet sich im Einzelfall nach den vorliegenden Erfordernissen, insbesondere nach der Arbeitsweise des Abblaseventils und seiner zugehörigen Betätigungseinrich­tung. Dabei ist zweckmäßig die Steilheit der Funktion an die durch technische Eigenschaften festgelegte maximale Stellgeschwindigkeit des Abblaseventil, die immer größer ist als die maximale Veränderungsgeschwindigkeit des Reglers hinsichtlich der Ventilstellgröße, angepaßt.

    [0009] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen des Verfahrens sind in den Unteransprüchen 4 bis 9 ange­geben.

    [0010] Bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im folgenden anhand einer Zeichnung erläutert. Die Figuren 1 bis 3 der Zeichnung zeigen drei Ausführungen des Verfah­rens in Form von Regelschemata.

    [0011] Figur 1 zeigt eine Turboverdichter 1 mit einer Ansaug­leitung 10 und einer Abgabeleitung 11, in welche eine Rückschlagklappe 13 eingebaut ist. Von der Abgabeleitung 11 zweigt vor der Rückschlagklappe 13 eine Abblaseleitung 12 ab, in welche ein Abblaseventil 2 eingeschaltet ist. Ansaugseitig wird an dem Verdichter 1 mittels eines Durchflußmessers 31 kontinuierlich der zum Verdichter 1 strömende Durchfluß des zu verdichtenden Mediums, z. B. Luft, erfaßt. Hinter dem Verdichter 1 wird durch einen mit der Abgabeleitung 11 verbundenen Druckmesser 32 ste­tig der Verdichterenddruck erfaßt. Mittels eines dem Druckmesser nachgeschalteten Funktionsgebers 33 wird in Abhängigkeit von dem ermittelten Druck jeweils der für diesen gerade noch zulässige Minimaldurchflußwert ermit­telt. Dieser Minimaldurchflußwert, der vom Funktionsgeber 33 ausgegeben wird, dient als Sollwert, während der von dem Durchflußmesser 31 ermittelte Durchflußwert als Ist­wert dient. Dieser Istwert wird mit einem negativen Vor­zeichen einem Addierer 34 zugeführt, in welchem eine erste Regeldifferenz x definitionsgemäß als Differenz zwischen Sollwert und Istwert gebildet wird. Die Regel­differenz x wird dem Eingang eines Proportional-Integral-­Reglers (PI-Regler) 4 zugeführt, welcher seinerseits an seinem Ausgang eine Stellgröße y abgibt, die dem Abblase­ventil 2 zugeführt wird und dessen geregelte Verstellung bewirkt. Soweit wie bisher beschrieben, entspricht das Regelverfahren dem bekannten Stand der Technik.

    [0012] Neu ist bei dem in Figur 1 beschriebenen Verfahrensbei­spiel, daß die erste Regeldifferenz x zusätzlich noch einer Sicherheitssteuerung 5 zugeführt wird. In diese Sicherheitssteuerung 5 wird zunächst in einem Geschwin­digkeitsmesser 51 die Änderungsgeschwindigkeit der Regel­differenz x, d. h. die Bewegungsgeschwindigkeit des Ar­ beitspunktes des Verdichters 1 in dessen Kennfeld berech­net. Parallel hierzu wird die Regeldifferenz x einem wei­teren Funktionsgeber 52 zugeführt, in welchem eine vorge­gebene Ortsgeschwindigkeits-Funktion gespeichert ist. Diese Funktion stellt eine Kurve dar, bei deren Erreichen durch den Arbeitspunkt des Verdichters 1 ein Pumpen gera­de noch verhindert werden kann. Dies bedeutet zugleich, daß, solange der Arbeitspunkt die Kurve noch nicht er­reicht hat, ein Eingreifen der Sicherheitssteuerung zum Schutz des Verdichters 1 noch nicht nötig ist. Die Kurve selbst bezeichnet die Punkte, an denen eine Ventilöffnung spätestens beginnen muß, um ein Erreichen der Pumpgrenze soeben noch verhindern zu können. Die Form dieser Kurve und ihr Abstand von der Pumpgrenze werden maßgeblich von den Eigenschaften des Abblaseventils, wie Stellverhalten, Nichtlinearitäten und dergleichen, bestimmt. Ausgangssei­tig gibt der Funktionsgeber 52 jeweils den zu der aufge­gebenen Regeldifferenz x gehörenden Geschwindigkeits-­Sollwert ab. In einem weiteren Addierer 53 wird aus der vom Geschwindigkeitsmesser 51 abgegebenen Ist-Geschwin­digkeit und der vom Funktionsgeber 52 abgegebenen, mit einem negativen Vorzeichen versehenen Soll-Geschwindig­keitsdifferenz gebildet. Diese wird als zweite Regel­differenz x′ einer Grenzwertstufe 54 zugeführt. Diese Grenzwertstufe 54 vergleicht die aufgegebene zweite Re­geldifferenz x′ mit einem in der Grenzwertstufe 54 ge­speicherten, vorgebbaren Grenzwert, der der zuvor erwähn­ten Sicherheitsspanne entspricht . Überschreitet die zweite Regeldifferenz x′ diesen Grenzwert, gibt die Grenzwertstufe 54 ausgangsseitig eine sogenannte Schnell­öffnungsgröße z ab. In dem in Figur 1 dargestellten Beispiel wird die Schnellöffnungsgröße z durch einen Funktionsgeber 55 erzeugt, der hier eine zeitabhängig stetig ansteigende Rampenfunktion abgibt. Bei Abblaseven­tilen 2 mit nichtlinearer Stellgeschwindigkeit kann der Funktionsgeber 55 so ausgestaltet sein, daß sich die Steigung der abgegebenen Funktion zeitabhängig genau so ändert, daß das Abblaseventil 2 jeweils mit seiner maxi­malen Verstellgeschwindigkeit verstellt wird. Zusäztlich kann hier die Stellung des Abblaseventils 2 als Rückkopp­lungsgröße auf den Funktionsgeber 55 gegeben werden, wodurch sichergestellt wird, daß die Stellgeschwindigkeit des Abblaseventils stets an die aktuelle Ventilstellung angepaßt wird.

    [0013] Diese Schnellöffnungsgröße z wird, mit einem negativen Vorzeichen versehen, dem Ausgang des PI-Reglers 4 aufge­geben und dort in einem Addierer 43 zu der vom PI-Regler 4 erzeugten Stellgröße y zur Bildung einer geänderten Stellgröße y addiert. Da definitionsgemäß bei dem vorlie­genden Beispiel (und auch bei den im folgenden noch zu beschreibenden Beispielen) das Abblaseventil 2 bei klei­ner werdender Stellgröße y öffnet, wird durch das Auf­addieren der Schnellöffnungsgröße z auf die Stellgröße y eine rasche Verstellung des Abblaseventils 2 in Öff­nungsrichtung bewirkt. Die Steilheit der Rampenfunktion des Funktionsgebers 55 ist dabei an die maximal mögliche Stellgeschwindigkeit des Abblaseventils 2 angepaßt. Die so erreichte Änderungsgeschwindigkeit für die Stellgröße y ist dabei größer als die von dem PI-Regler 4 allein erzeugbare Änderungsgeschwindigkeit für die Stellgröße y. Alternativ kann der Ausgang der Grenzwertstufe 54 auch unmittelbar auf den Addierer 43 gegeben werden, d. h. der Funktionsgeber 55 kann hier entfallen. Die Größe des Ausgangssignals der Grenzwertstufe 54 muß dabei so bemes­sen sein, daß es bei der Addition im Addierer 43 eine so große Änderung der Stellgröße y bewirkt, daß das Abblase­ventil 2 einen Befehl zur vollständigen Öffnung erhält. Dabei läuft das Abblaseventil 2 so schnell wie möglich der Stellgröße y nach. Diese Verfahrensvariante ist damit besonders einfach, jedoch kann es hier zu einem zeitwei­sen Differieren von Stellgröße y und aktueller Ventil­stellung kommen.

    [0014] Auch die Figur 2 der Zeichnung zeigt den Turboverdichter 1 mit Ansaugleitung 10 und Abgabeleitung 11, in die wieder die Rückschlagklappe 13 eingesetzt ist. Auch hier zweigt wieder die Abblaseleitung 12 mit dem eingeschalte­ten Abblaseventil 2 von der Abgabeleitung 11 ab. Auch die Bestimmung der ersten Regeldifferenz x erfolgt hier in der bereits anhand von Figur 1 beschriebenen Weise mit­tels Meßwerten und Sollwerten, die anhand eines Durch­flußmessers 31, eines Druckmessers 32 und eines Funkti­onsgebers 33 mit nachgeschaltetem Addierer 34 ermittelt wird. Weiterhin ist auch der hier verwendete Regler ein PI-Regler 4.

    [0015] Neu ist bei dem hier dargestellten Beispiel, daß dem PI-­Regler 4 eingangsseitig nicht nur die Regeldifferenz x zugeführt wird, sondern auch die von der Sicherheits­steuerung 5 berechnete Schnellöffnungsgröße z. Hierbei wird dem Proportionalteil 41 des PI-Reglers 4 lediglich die erste Regeldifferenz x eingangsseitig zugeführt, während dem Integralteil 42 des PI-Reglers 4 die Summe aus der ersten Regeldifferenz x und der Schnellöffnungs­größe z eingangsseitig zugeführt wird. Die Summe aus der Regeldifferenz x und der Schnellöffnungsgröße z wird in einem Addierer 45 gebildet, der dem Integralteil 42 des PI-Reglers 4 vorgeschaltet ist. Zwischen den Addierer 45 und den Eingang des Integralteils 42 ist hier noch ein Begrenzer 44 geschaltet, der dafür sorgt, daß auch bei maximalem Eingangssignal die Zeitkonstante des Integral­teils nicht kürzer wird als die Stellzeit des Abblaseven­tils.

    [0016] Die Berechnung der zweiten Regeldifferenz x′ erfolgt bei dem Beispiel nach Figur 2 in der bereits in Figur 1 be­schriebenen Art und Weise. Auch hier wird die zweite Re­geldifferenz x′ auf die Grenzwertstufe 54 gegeben, die bei Überschreiten eines darin gespeicherten Grenzwertes durch die zweite Regeldifferenz x′ als Ausgangssignal die Schnellöffnungsgröße z an den Addierer 45 abgibt.

    [0017] Ausgangsseitig ist dem Proportionalteil 41 und dem Inte­gralteil 42 des PI-Reglers 4 ein Addierer 43 nachgeschal­tet, in welchem die Ausgänge des Proportionalteils 41 und des Integralteils 42 zur Bildung der Stellgröße y für die Verstellung des Abblaseventils 2 addiert werden.

    [0018] Figur 3 zeigt eine dritte vorteilhafte Ausgestaltung des Verfahrens, wobei auch hier wieder in der Darstellung der Verdichter 1 mit Ansaugleitung 10 und Abgabeleitung 11 sowie darin eingesetzter Rückschlagklappe 13 und vor dieser von der Leitung 11 abzweigender Abblaseleitung 12 mit eingeschaltetem Abblaseventil 2 dargestellt ist. Die Bestimmung der ersten Regeldifferenz x erfolgt hier in der gleichen Weise wie zuvor anhand der Figur 1 und 2 beschrieben. Auch die Bestimmung der Schnellöffnungsgröße z durch die Sicherheitssteuerung 5 erfolgt hier genau in der anhand von Figur 2 beschriebenen Art und Weise.

    [0019] Als Regler wird auch hier wieder ein PI-Regler 4 verwen­det, der einen Proportionalteil 41 und einen Integralteil 42 besitzt. Dem Proportionalteil 41 wird wieder nur die erste Regeldifferenz x zugeführt, während dem Integral­teil 42 sowohl die Regeldifferenz x als auch die Schnell­öffnungsgröße z eingangsseitig zugeführt werden. Im Un­terschied zu dem Ausführungsbeispiel nach Figur 2 besitzt hier jedoch der Integralteil 42 des PI-Reglers 4 zwei getrennte Integratoreingänge 42′ und 42˝. Dem ersten Eingang 42′ ist die erste Regeldifferenz x zugeordnet, während dem zweiten Eingang 42˝ die Schnellöffnungsgröße z aufgeschaltet wird. Diese Ausführung bietet den Vor­teil, daß den beiden Eingängen 42′ und 42˝ unterschiedli­che Integrationsverhalten, z. B. unterschiedliche Inte­grationszeitkonstanten, zugeordnet werden können. Hier­durch kann der Ausgang des Integralteils 42 in Abhängig­keit von der Schnellöffnungsgröße z ohne Beeinflussung durch die erste Regeldifferenz x in effektiver Art und Weise beeinflußt werden.

    [0020] Die Ausgänge des Proportionalteils 41 und des Integral­teils 42 des PI-Reglers 4 werden auch hier wieder in einem Addierer 43 zur Bildung der Stellgröße y für die Verstellung des Abblaseventils 2 zueinander addiert.

    [0021] Vorteilhaft bei den beiden zuletzt beschriebenen Verfah­rensvarianten gemäß den Figuren 2 und 3 ist u. a., daß die Schnellöffnungsgröße z über den Integralteil 42 des Reglers 4 wirkt, da dadurch sichergestellt wird, daß während einer Schnellöffnung des Abblaseventils 2 der Ausgang des PI-Reglers 4 der Stellgrößenänderung folgt.

    [0022] Allen beschriebenen Verfahrensvarianten ist gemeinsam, daß im Normalfall die Regelung allein durch die normale Regelung, hier durch einen PI-Regler 4, vorgenommen wird. Lediglich beim Auftreten von Störungen tritt die Sicher­heitssteuerung 5 in Aktion, die die Stellgröße y für die Verstellung des Abblaseventils 2 durch additive Überla­gerung so verändert, daß sich eine Ventilverstellung mit einer erhöhten Stellgeschwindigkeit in Öffnungsrichtung ergibt.


    Ansprüche

    1. Regelverfahren zum Vermeiden des Pumpens eines Turbo­verdichters mittels bedarfsweisen Abblasens, wobei der Durchfluß zum Verdichter sowie der Verdichterenddruck stetig erfaßt und zur Berechnung einer ersten Regel­differenz verwendet werden, welche als Eingangsgröße auf einen Regler gegeben wird, der als Ausgangsgröße eine Stellgröße für eine geregelte Verstellung des Abblaseventils an dieses liefert, und wobei eine Si­cherheitssteuerung beim Auftreten von großen und/oder schnellen, die begrenzte Reaktionsgeschwindigkeit des Reglers überfordernden Störungen eine Schnellöffnung des Abblaseventils auslöst,
    dadurch gekennzeichnet, daß eine zweite, die Erforder­nis einer Schnellöffnung des Abblaseventils gegebenen­falls anzeigende Regeldifferenz (x′) aus den Meßwerten bzw. der ersten Regeldifferenz (x) und vorgebbaren Sollwerten berechnet und einer Grenzwertstufe zuge­führt wird und daß diese Grenzwertstufe (54) bei Über­schreiten eines darin vorgebbaren Grenzwertes durch die zweite Regeldifferenz (x′) ausgangsseitig eine Schnellöffnungsgröße (z) ausgibt, die auf den Regler (4) aufgeschaltet wird und in diesem durch additive Überlagerung eine eine Ventilbetätigung in Öffnungs­richtung bewirkende Veränderung der Ventilstellgröße (y) mit einer erhöhten Änderungsgeschwindigkeit er­zeugt.
     
    2. Regelverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich­net, daß aus der den Ort des Verdichter-Arbeitspunktes im Verdichterkennfeld darstellenden Regeldifferenz (x) die Ist-Bewegungsgeschwindigkeit des Arbeitspunktes im Kennfeld berechnet wird und daß aus dieser Ist-Ge­schwindigkeit und einer dieser ortsabhängig zugeordne­ten Soll-Geschwindigkeit gemäß einer vorgebbaren Orts-­Geschwindigkeits-Funktion, bei deren Erreichen durch den Arbeitspunkt ein Pumpen gerade noch verhin­dert werden kann, die Differenz gebildet wird und daß diese Differenz als zweite Regeldifferenz (x′) verwen­det wird.
     
    3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Schnellöffnungsgröße (z) in Form einer zeitabhängig steigenden oder fallenden Rampen­funktion, Stufenfunktion, Sprungfunktion oder Impuls­folgefunktion ausgegeben wird.
     
    4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Schnellöffnungsgröße (z) auf den Reglerausgang aufgegeben und mit angepaßtem Vorzeichen zu der vom Regler (4) ausgegebenen Ventilstellgröße (y) addiert wird.
     
    5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekenn­zeichnet, daß der Ausgang des Reglers (4) während der Ausgabe der Schnellöffnungsgröße (z) auf einen der aktuellen Stellung des Abblaseventils (2) entsprechen­den Wert nachgeführt wird.
     
    6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, wobei als Regler ein Proportional-Integral-Regler verwendet wird, dadurch gekennzeichnet, daß dem Proportionalteil (41) des Reglers (4) nur die erste Regeldifferenz (x) zugeführt wird und daß dem Integralteil (42) des Reg­lers (4) die Summe aus der ersten Regeldifferenz (x) und der Schnellöffnungsgröße (z) zugeführt wird.
     
    7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Summe aus der ersten Regeldifferenz (x) und der Schnellöffnungsgröße (z) vor Eingang in den Integral­teil (42) des Reglers (4) über einen Begrenzer (44) geführt wird.
     
    8. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, wobei als Regler ein Proportional-Integral-Regler verwendet wird, dadurch gekennzeichnet, daß für den Integralteil (42) des Reglers (4) ein Integrierer mit einem zweiten Integratoreingang (42˝) verwendet wird, dessen Inte­grierverhalten von dem ersten Integratoreingang (42′), dem die erste Regeldifferenz (x) zugeführt wird, unab­hängig ist, und daß die Schnellöffnungsgröße (z) die­sem zweiten Integratoreingang (42˝) zugeführt wird.
     
    9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß den beiden Integratoreingen (42′, 42˝) des Integrie­rers (42) unterschiedliche Integrierzeitkonstanten zugeordnet werden.
     




    Zeichnung