[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Kupolofens zur Erzeugung
von Gußeisen in verschiedenen Sorten mit unterschiedlichen Kohlenstoffgehalten, bei
dem eine Einsatzgattierung im wesentlichen bestehend aus Eisen, Koks und Kalkstein
in den Kupolofen eingeführt wird.
[0002] Die Herstellung von Gußeisen in einem Kupolofen erfolgt prinzipiell wie folgt: Je
nach gewünschter Gußeisenqualität (GGL 15, GGL 20, ..., GGG) wird die Einsatzgattierung
- Eisenmaterial, Koks, Kalkstein - in entsprechender Menge zusammengestellt und in
den Kupolofen eingegeben. Wie bekannt sinkt dieser Einsatz unter Erwärmung im Gegenstrom
zum Ofenwind abwärts, bis der Koks verbrannt, das Metall geschmolzen und Schlacke
gebildet ist, wobei dann Schmelze und Schlacke über den Siphon getrennt abfließen.
Man erhält so ausgehend von einer bestimmten Gattierung eine bestimmte Gußeisensorte.
[0003] Zur Erzeugung einer anderen Gußeisensorte muß eine andere Gattierung gewählt werden,
woraus folgt, daß die Umstellung auf eine andere Gußeisensorte nicht kurzfristig vollzogen
werden kann und eine größere Menge Übergangseisen entsteht.
[0004] Außer dem qualitativen Kriterium wäre generell eine Verringerung des Koksbedarfs
wünschenswert, um die störende Schwefelaufnahme im Eisen zu minimieren. Dies würde
auch zu Kosteneinsparungen und zu größerer Schmelzleistung des Ofens führen, was aber
aufgrund der dann geringeren Eisentemperatur und damit in Zusammmenhang stehender
geringerer Kohlenstoffaufnahme des Eisens nicht durchführbar ist.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, die oben beschriebenen
Nachteile des bekannten Betriebs eines Kupolofens in ökonomischer Weise zu beseitigen,
und insbesondere den Betrieb eines Kupolofens flexibler zu gestalten.
[0006] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß zur Erzeugung von verschiedenen Gußeisensorten
mit unterschiedlichem Kohlenstoffgehalt kohlenstoffhaltiges Material in staubförmiger
Form und in einer vom Kohlenstoffgehalt der zu erzeugenden Gußeisensorte abhängigen
Menge in den Kupolofen eingeführt wird.
[0007] Durch Zugabe von staubförmigem, kohlenstoffhaltigem Material wird eine zusätzliche
Kohlenstoffquelle neben dem Satzkoks bereitsgestellt, und es kann über die Zugabemenge
Einfluß auf den Kohlenstoffgehalt des entstehenden Gußeisens genommen werden. Dabei
gilt daß der Kohlenstoffgehalt des zu erzeugenden Gußeisens umso höher wird, je größer
die Menge an eingeführtem kohlenstoffhaltigem Material pro Zeiteinheit ist.
[0008] Besonders vorteilhaft ist es, wenn das staubförmige, kohlenstoffhaltige Material
im Zufuhrbereich des Ofenwindes in den Kupolofen eingeführt wird, da dort, in der
Zone der höchsten Ofentemperaturen, die Kohlenstoffaufnahme des Eisen stattfindet.
Man erreicht so einen effizienten Kohlenstoffübergang.
[0009] In einer vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird insbesondere
darauf abgezielt, daß vermehrt staubförmiges, kohlenstoffhaltiges Material zugeführt
wird und der Satzkoks in Abhängigkeit von dieser zugeführten Menge um eine bezüglich
des Kohlenstoffangebots äquivalente Menge reduziert wird. Das heißt, daß zur Erzeugung
einer bestimmten Gußeisensorte bevorzugt mit einer größeren Staubzugabe und einer
geringeren Menge an Satzkoks gearbeitet wird als umgekehrt. Es ist möglich, kohlenstoffhaltiges
Material bis etwa zu einem Verhältnis von 1 : 4 von kohlenstoffhaltigem Material zu
Koks in den Kupolofen einzuführen. Durch die Verringerung des Satzkokes ergibt sich
in bekannter Weise, z.B. laut Netzdiagramm nach Jungblut, eine Erhöhung der Schmelzleistung
des Kupolofens Man kann also mit geringerem Satzkoksanteil unter Staubzufuhr Gußeisen
gleicher Qualität in größerer Menge pro Zeiteinheit herstellen.
[0010] Mit besonderem Vorteil wird das staubförmige, kohlenstoffhaltige Material in den
Kupolofen mit Hilfe eines Gasstroms eingeblasen. Man erhält so eine besonders gleichmäßige
Verteilung des kohlenstoffhaltigen Materials. Kostengünstig kann das Einblasen mit
Luft ausgeführt werden. Wird das Einblasen mit einem aus Luft und Sauerstoff bestehenden
Gasgemisch mit beliebig einstellbarem Sauerstoffgehalt durchgeführt, so kann damit
im Vergleich zum Einblasen mit Luft auch noch Einfluß auf die Temperatur im Ofen genommen
werden, die mit dem Sauerstoffangebot im Ofen in Zusammenhang steht und mit höherem
Angebot gesteigert werden kann.
[0011] Das gleiche Ziel kann mit getrennter aber paralleler Zufuhr von staubförmigem, kohlenstoffhaltigem
Material und Sauerstoff erreicht werden, die beide im Zufuhrbereich des Ofenwindes
in den Kupolofen eingeführt werden.
[0012] Unter qualitativ unterschiedlichen kohlenstoffhaltigen Materialien sind Unterschiede
in Bezug auf die Körnung, den Kohlenstoffgehalt und den Anteil flüchtiger Bestandteile
der kohlenstoffhaltigen Materialien zu verstehen, es kann sich aber auch auf die grundsätzliche
Materialwahl beziehen. Mögliche Materialien sind zum Beispiel Kohlenstäube auf Anthrazitbasis
und synthetische Kohlen, wie z.B. Staub vom Typ Ranco oder Elektrodengraphit. Mit
grobkörnigem kohlenstoffhaltigem Material, etwa 0,5 bis 1 mm, wird eine stärke Aufkohlung
erreicht als mit feinkörnigem Material, das teilweise auch als Brennstoff wirkt. Ähnliche
Konsequenzen ergeben sich aus einem hohen bzw. niedrigen Kohlenstoffgehalt des kohlenstoffhaltigen
Materials, der sich in starker bzw. schwacher Aufkohlung auswirkt. Bei der Verwendung
synthetischer Kohlenstoffmaterialien ist eine präzise Auswahl des Materials nach den
gewünschten Eigenschaften möglich.
[0013] Neben dem Kohlenstoffgehalt kann es vorteilhaft sein, daß als Zielgröße für die Zugabe
des staubförmigen, kohlenstoffhaltigen Materials der Keimhaushalt der Schmelze genommen
wird. Aufgrund der durch Anteile aus dem staubförmigem Material verursachten Keimzellen
in der Schmelze wird die Erstarrungsform des Gußeisens beeinflußt und es ergibt sich
auf der Basis einer Gefügeänderung eine unterschiedliche Bearbeitbarkeit des entstehenden
Gußeisens. Eine große Keimzellendichte führt dabei zu einer feinen Kohlenstoffverteilung
im Gußeisen, die ein feineres Gefüge und eine bessere Bearbeitbarkeit zur Folge hat.
[0014] Bei der Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens können besonders einfache Legierungselemente
und/oder andere Zuschlagstoffe dem Gußeisen zugemischt werden, in dem sie in ebenfalls
staubförmiger Form zusammen mit dem kohlenstoffhaltigen Material zugeführt werden.
[0015] Im folgenden soll das erfindungsgemäße Verfahren beispielhaft erläutert werden.
[0016] Ein Kupolofen mit einer Schmelzleistung von 5 t/h wird in der bekannten Betriebsweise
mit einem Einsatz bestehend aus etwa 83 % Eisenmaterial, 13 % Koks und 4% Kalkstein
in Prozent von der Gesamtgattierung betrieben.
[0017] Zur Herstellung der gleichen Gußeisenqualität werden bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
etwa 11 % Koks und 4 % Kalkstein eingesetzt und pro Tonne etwa 5 kg Elektrodengraphit
mit einer Körnung von 0,1 bis 1,0 mm in der Windzufuhrzone des Kupolofens eingeblasen.
Man erhält Gußeisen gleicher Qualität wie beim bekannten Verfahren bei einer Schmelzleistungssteigerung
von etwa 5 % bis 10 %.
[0018] Folgende Tabelle enthält nochmals alle Daten zusammengefaßt:
Basisdaten: |
Schmelzleistung |
|
: 5 t/Std. |
|
Kalter Satz: |
Roheisen: |
40 % |
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|
Gußbruch: |
40 % |
|
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Stahlschrott |
: 20 % |
|
Satzkoks |
|
: 13 % |
|
Siliziumformlinge |
|
: 12,-- DM/t Fe |
Kostenänderung durch: |
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C-Staubzugabe, Elektrodengraphit vom Typ 0100, Aufkohlungswirkungsgrad 50 %, Erhöhung
um 0,25 % C in Fe bedeutet 5,0 kg C-Staub pro t Fe, 1250,-- DM/t C-Staub: |
|
|
|
+ 6,25 DM/t Fe |
Reduzierung Si-Formlinge um 30% |
: - 3,60 DM/t Fe |
Reduzierung Satzkoks um 2 % bei 420,-- DM/t |
: - 8,40 DM/t Fe |
Substitution von 10 % RE gegen Stahlschrott: |
: - 21,oo DM/t Fe |
Kostenveränderung pro t Flüssigeisen |
: - 26,75 DM/t |
[0019] Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird durch das staubförmige, kohlenstoffhaltige
Material ein ausreichendes Kohlenstoffangebot aufrechterhalten, welches sonst nach
der Verringerung des Satzkokses nicht mehr vorhanden gewesen wäre. Darüber hinaus
hat man mit der Einstellbarkeit der Zugabe des staubförmigen, kohlenstoffhaltigen
Materials eine Möglichkeit zur Hand, die entstehende Gußeisenqualität kurzfristig
und einfach zu verändern.
[0020] Wird neben der einstellbaren Zufuhr von kohlenstoffhaltigem Material zusätzlich die
Eingabe von Sauerstoff ebenfalls in der Windzufuhrzone vorgesehen, so wird eine noch
in weiteren Bereichen regulierbare Gußeisenerzeugung erreicht. Es kann nämlich das
Absinken der in der Schmelzzone herrschenden Temperatur, die auf die Kohlenstoffaufnahme
des Gußeisens ungünstigen Einfluß hat und welche aus dem verringerten Kokseinsatz
resultiert, durch die Zugabe von Sauerstoff und daraus folgend besserer Verbrennungsbedingungen
verhindert werden. Damit kann beispielsweise mit noch geringerem Kokseinsatz gleiche
Gußeisenqualität oder mit gleichem Kokseinsatz Gußeisen mit höherem Kohlenstoffgehalt,
insbesondere auch GGG-Gußeisen erzeugt werden.
[0021] Wird die Kohlenstaub- und Sauerstoffzugabe kombiniert, d.h. wird als Trägermedium
zur pneumatischen Beförderung des staubförmigen, kohlenstoffhaltiges Materials ein
aus Luft und Sauerstoff bestehendes Gemisch verwendet, kann der erfindungsgemäße Prozeß
in optimaler Weise über die Einstellung der geeigneten Menge Kohlenstaub mit passendem
Sauerstoffanteil im Trägermedium gesteuert werden.
[0022] Schließlich ist es bei der Zusammensetzung des einzusetzenden Eisenmaterials möglich,
die Anteile der kostensenkenden Ausgangsstoffe zu erhöhen, z.B. mehr Stahlschrott
statt Roheisen einzusetzen.
[0023] Das erfindungsgemäße Verfahren stellt somit ein hochflexibles Betriebsverfahren für
Kupolöfen dar, mit dem einerseits verschiedenste Gußeisensorten produziert und andererseits
auch Leistungssteigerungen und Einsparungen erzielt werden können.
1. Verfahren zum Betreiben eines Kupolofens zur Erzeugung von Gußeisen in verschiedenen
Sorten mit unterschiedlichen Kohlenstoffgehalten, bei dem eine Einsatzgattierung im
wesentlichen bestehend aus Eisen, Koks und Kalkstein in den Kupolofen eingeführt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß kohlenstoffhaltiges Material in staubförmiger Form und
in einer vom Kohlenstoffgehalt der zu erzeugenden Gußeisensorte abhängigen Menge in
den Kupolofen eingeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das staubförmige, kohlenstoffhaltige
Material im Zufuhrbereich des Ofenwindes in den Kupolofen eingeführt wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß vermehrt
staubförmiges, kohlenstoffhaltiges Material zugeführt wird und der Satzkoks in Abhängigkeit
von der Menge an zugeführtem, staubförmigem, kohlenstoffhaltigem Material um eine
äquivalente Menge reduziert wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das staubförmige,
kohlenstoffhaltige Material in den Kupolofen mit Hilfe eines Gasstroms eingeblasen
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das staubförmige, kohlenstoffhaltige
Material mit Luft eingeblasen wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Gasstrom
für das staubförmige, kohlenstoffhaltige Material ein aus Luft und Sauerstoff bestehendes
Gasgemisch mit beliebig einstellbarem Sauerstoffgehalt verwendet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß parallel
zum staubförmigen, kohlenstoffhaltigen Material Sauerstoff im Zufuhrbereich des Ofenwindes
in den Kupolofen einführt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Ofenwind
ein aus Luft und Sauerstoff bestehendes Gasgemisch mit beliebig einstellbarem Sauerstoffgehalt
verwendet wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß zur Beeinflussung
des Kohlenstoffgehalts qualitativ unterschiedliches, kohlenstoffhaltiges Material
verwendet wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß als staubförmige,
kohlenstoffhaltige Materialien synthetische Kohlenstoffmaterialien verwendet werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß als Zielgröße
für die Zugabe des staubförmigen, kohlenstoffhaltigen Materials neben dem Kohlenstoffgehalt
der Keimhaushalt der Schmelze genommen wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß dem staubförmigen,
kohlenstoffhaltigen Material Legierungselemente und/oder andere Zuschlagstoffe für
das Gußeisen ebenfalls in staubförmiger Form zugemischt werden.