(19)
(11) EP 0 336 507 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
11.10.1989  Patentblatt  1989/41

(21) Anmeldenummer: 89200821.0

(22) Anmeldetag:  30.03.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D03D 15/00, D05B 1/16
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 06.04.1988 CH 1266/88

(71) Anmelder: RHONE-POULENC VISCOSUISSE SA
6021 Emmenbrücke (CH)

(72) Erfinder:
  • Specker, Hugo
    CH-6204 Sempach Stadt (CH)

(74) Vertreter: Herrmann, Peter Johannes 
c/o Rhône-Poulenc Viscosuisse SA Patentabteilung IB
6021 Emmenbrücke
6021 Emmenbrücke (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zum Verdichten von textilen Flächengebilden, Flächengebilde hergestellt nach dem Verfahren und dessen Anwendung


    (57) In einem Verfahren zum Verdichten von textilen Flächenge­bilden in Längs- und Querrichtung werden hochschrumpfende und normalschrumpfende Polyestergarne gleicher chemischer Zusammensetzung zu einem Flächengebilde verarbeitet. Das Flächengebilde wird spannungslos bei 60 bis 200°C ther­misch behandelt und weist einen Warenschrumpf von wenig­stens 15 % auf.
    Das Verfahren findet Anwendung bei der Herstellung von Web-, Maschen- und Tuftingwaren sowie zur Verdichtung von Polwaren.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verdichten von textilen Flächengebilden in Längs- und/oder Querrichtung aus Polyestergarnen, wobei ein Teil aus hochschrumpfenden Polyesterfilament und ein Teil aus normalschrumpfenden Polyesterfilament zu einem Flächengebilde verarbeitet werden sowie ein Flachengebilde, hergestellt nach dem Verfahren und dessen Anwendung.

    [0002] Aus der GB-A-985451 sind zwar textile Artikel aus einem geschrumpften und einem ungeschrumpften Polyesterfilament bekannt, die resultierenden Gewebe weisen jedoch einen für ein dichtes Flächengebilde unerwünschten Crêpe-Effekt auf.

    [0003] Durch Verdichten von textilen Flächengebilden, insbeson­dere von Geweben, kann die Durchlässigkeit für Wasser, Wasserdampf und Gase reduziert werden. Dichte Gewebe wir­ken wasserabstossend. Für Inletts ist für deren Gebrauch eine gute Gewebedichte eine unabdingbare Voraussetzung

    [0004] Es wurden verschiedene Verfahren zum Verdichten von Gewe­ben vorgeschlagen, welche sich die Kompressibilität von Kompositfasern, bestehend aus Polyester und Polyamid Mi­krofibrillen zu Nutze machen. Die Einzelfibrillen weisen dabei einen Titer von weniger als 0,5 denier (=0,55 dtex) auf.

    [0005] Es ist ein Verfahren bekannt (EP 0 092 938), das mit ex­trem feinen Fasern im Bereich von 0,001 bis 0,8 denier aus Polyester und Polyamid arbeitet, wobei die Polyamid­komponente mittels eines Quellmittels zuerst zum Quellen und anschliessend zum Schrumpfen gebracht wird.

    [0006] Schon die Herstellung der extrem feinen Kompositfasern mit der erforderlichen Wasserbeständigkeit und Festigkeit ist problematisch und auf mehreren Wegen versucht worden. Hinzu kommt die Zugabe von Quellmitteln die in ihrer To­xizität weitere Einschränkungen in der Anwendung erfor­derlich machen.

    [0007] Allen bekannten Verfahren gemeinsam ist die Verwendung von Garnmischungen bzw. Filamentmischungen, welche aus unterschiedlichen Rohstoffen hergestellt sind. Das hat den Nachteil, dass eine Vielzahl von unterschiedlichen Polymeren zur Verarbeitung gelangt und eine aufwendige analytische Qualitätskontrolle erforderlich ist. Auch sind bei unterschiedlichen Polymeren unterschiedliche Spinntechniken einzusetzen.

    [0008] Es besteht schon lange das Bedürfnis aus einem einheit­lichen Rohstoff, welcher leicht und preiswert zugänglich ist, ein ebenes textiles Flächengebilde herzustellen, welches auf einfache Weise so verdichtet werden kann, dass seine Durchlässigkeit für Wasser und Luft gering ist. Es besteht aber auch das Bedürfnis die Spinntechnik resp. Strecktechnik weitgehend zu vereinfachen, um zu einem wirtschaftlichen Verfahren zu gelangen.

    [0009] Die Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass das hochschrumpfende Polyesterfilament ein kaltver­strecktes Polyester-POY mit einem Kochschrumpf von we­nigstens 20 % ist.

    [0010] Die thermische Behandlung des Flächengebildes erfolgt spannungslos zwischen 60 und 200°C in einer gasförmigen oder flüssigen Umgebung. Dabei hat sich ein Temperatur­bereich von 80 bis 180°C als am zweckmässigsten erwiesen. In einer bevorzugten Verfahrensweise wird das Flächenge­bilde im Wasser von 95 bis 98°C schockartig behandelt.

    [0011] Dabei ist darauf zu achten, dass der Hochschrumpffaden während der Verarbeitung zum textilen Flächengebilde nicht gedämpft oder warm geschlichtet oder anderweitig thermisch vorbehandelt werden darf.

    [0012] Das erfindungsgemässe Verfahren hat unter anderem den Vorteil, dass das Garn dem Hersteller des Flächengebildes eine einfachere Verarbeitung erlaubt. Es muss beispiels­weise zum Erreichen einer höchstmöglichen Schussdichte nicht bei entsprechend hoher Kettspannung gearbeitet wer­den, durch die Fadenbrüche entstehen können. Die Verdich­tung erfolgt ohne Bauscheffekt.

    [0013] Aus dem gleichen Polymer werden sowohl kalt wie warmver­streckte Polyesterfäden hergestellt.

    [0014] Unter einem kaltverstrecktem Polyester-POY ist ein Faden zu verstehen, welcher wenigstens 90 Gew.-% Polyethylen­terephthalat enthält und mit einer Geschwindigkeit von etwa 3100 m/min gesponnen und anschliessend unterhalb des Glasumwandlungspunktes verstreckt wurde.

    [0015] Die verwendeten kaltverstreckten Polyester-POY-Fäden wei­sen einen Kochschrumpf von 20 bis 60 % auf, vorzugsweise 30 bis 50 %, bezogen auf die Ausgangslänge des Fadens.

    [0016] Unter warmverstrecktem Polyester sind alle Fäden zu ver­stehen, welche entweder im Splitverfahren oder im Conti­nue-Verfahren produziert wurden, wenigstens 90 Gew.-% Polyethylenterephthalat enthalten und oberhalb des Glas­umwandlungspunktes verstreckt wurden. Alle diese Fäden haben einen Kochschrumpf <20 %.

    [0017] Das verdichtete Flächengebilde besteht aus kaltverstreck­ten und warmverstreckten Polyesterfäden. Die kaltver­streckten Fäden können in der Kette und/oder im Schuss eingesetzt werden. Je nachdem erfolgt die Verdichtung in Schuss- oder Kettrichtung. Das Flächengebilde wird in be­kannter Weise einer spannungslosen thermischen Schockbe­handlung unterzogen, wodurch eine Verdichtung durch Schrumpfen der kaltverstreckten Fäden resultiert.

    [0018] Selbstverständlich können die hier angesprochenen Flä­chengebilde neben Polyesterfilamentgarnen auch andere Fasern enthalten.

    [0019] Der Warenschrumpf beträgt längs und/oder quer wenigstens 10 %, bevorzugt 20 bis 30 %, bezogen auf die Ausgangsdi­mensionen. Ein solcher Schrumpf bewirkt eine Dichte, wel­che die Luft- und Wasserdurchlässigkeit so weit herab­setzt, dass unter Umständen sogar auf eine chemische Be­handlung, beispielsweise in Form einer Beschichtung oder Imprägnierung, verzichtet werden kann.

    [0020] Die Anwendung des Verfahrens ist besonders vorteilhaft bei der Herstellung von Webwaren, Maschenwaren und Tuf­tingwaren. Unter Webwaren sind insbesondere Segeltücher, Fallschirme und Inletts zu verstehen, welche für diesen Verwendungszweck eine optimale Luft- und Wasserdichtig­keit bzw. durchlässigkeit aufweisen müssen.

    [0021] Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Herstellung von verdichteten Polwaren, wo eine gute Verankerung der ein­zelnen Noppen eine grosse Rolle spielt.

    [0022] Die Erfindung soll anhand von Beispielen näher beschrie­ben werden.

    Anwendungsbeispiele


    Beispiel 1


    Verdichtung von Webware.



    [0023] Kettmaterial : Variante A+B
    PA66, dtex 235 f 34 Z
    Schussmaterial: Variante A
    PES, Hochschrumpfgarn dtex 167 f 30 Z,
    Variante B
    PES, Normalschrumpfgarn dtex 167 f 30 Z
    Bindung : Leinwand

    [0024] Variante A+B weisen im Rohzustand die gleichen Kett- und Schussfadenzahlen auf.

    [0025] Das Gewebe wird möglichst spannungslos und schockartig bei 70 bis 98°C gewaschen und anschliessend gefärbt und thermofixiert. Durch diesen Vorgang hat sich die Kettfa­denzahl bei der Variante A um 32.5 %, bei der Variante B um 10 % erhöht.

    Beispiel 2


    Verdichten von Polmaschenware.



    [0026] Pollegeschiene L2 : Variante A+B
    PES, dtex 84 f 36
    Grundlegeschiene L1: Variante A
    PES, Hochschrumpfgarn dtex 78 f 24 Z
    Variante B
    PES, Normalschrumpfgarn dtex 76 f 22 Z
    Bindung : L1: Tricot, L2: Pollegung

    [0027] Variante A+B weisen im Rohzustand die gleichen Maschen­zahlen (Stäbchen/cm, Reihen/cm) auf.

    [0028] Die Polmaschenware wird möglichst spannungslos und schockartig bei 70 bis 98°C gewaschen und anschliessend gefärbt und thermofixiert. Die Verdichtung beträgt über 30 % in Querrichtung bei der Variante A, d.h. der Brei­teneinsprung beträgt über 30 %, bezogen auf die Ausgangs­breite. Die Variante B schrumpft nur ca. 10 %.

    [0029] Die Polware zeichnet sich durch eine gute Optik und eine geschlossene Oberfläche aus und hat ausserdem ein gutes Polstand vermögen.

    Beispiel 3


    Erhöhung der Polnoppenhaftung bei Polware.



    [0030] Polkette : PES, dtex 167 f 72 x2 geschrumpft
    Grundgewebe: Kette PES, Hochschrumpfgarn, dtex 150 f 48 x2
    Schuss PES, dtex 167 f 72 x2 geschrumpft
    Bindung : Doppelsamt, Leinwand


    [0031] Auf der Doppelplüschwebmaschine wird ein Gewebe herge­stellt, das im Vergleich zu einem Referenzmuster iden­tische Kett- und Schussfadenzahlen aufweist. Um den Schrumpfeffekt nicht vorzeitig auszulösen, darf das hoch­schrumpfende Kettgarn vor dem Webprozess keiner thermi­schen Vorbehandlung (z.B. Warmschlichten) ausgesetzt wer­den.

    [0032] Nach dem möglichst spannungslosen, schockartigen Eintau­chen beim Waschvorgang bei 70 bis 98°C und anschliessen­dem Färben und Thermofixieren wird eine Polware erzielt, die aufgrund der Verdichtung des Grundgewebes eine gegen­über den Referenzmustern höhere Noppenhaftung aufweist. Ausserdem sind das Polstandvermögen und die Optik positiv beeinflusst worden.

    [0033] Das erfindungsgemässe Verfahren hat den Vorteil, dass je nach den Bedingungen der stofftechnologischen und ausrü­stungstechnischen Parameter der 30 bis 60 %ige Koch­schrumpf der kaltverstreckten POY-Polyestergarne mehr oder weniger stark auf das Flächengebilde übertragen wer­den kann, d.h. es kann ein Warenschrumpf längs und/oder quer von 15 % und mehr, bezogen auf die Ausgangsdimension des Flächengebildes erzielt werden. Je lockerer die Roh­gewebeeinstellung gewählt wird, um so höher ist der re­sultierende Warenschrumpf.

    [0034] Durch das erfindungsgemässe Verfahren gelingt es auch wirtschaftlicher zu weben. Es kann bei einer tieferen Schussfadenzahl gewoben werden, wodurch ein besserer Web­lauf erreicht und damit ein höherer Netzeffekt erzielt werden kann.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Verdichten von textilen Flächengebilden in Längs- und/oder Querrichtung aus Polyestergarnen, wobei ein Teil aus hochschrumpfenden Polyesterfilament und ein Teil aus normalschrumpfenden Polyesterfilament zu einem Flächengebilde verarbeitet werden, dadurch gekennzeichnet, dass das hochschrumpfende Polyester­filament ein kaltverstrecktes Polyester-POY mit einem Kochschrumpf von wenigstens 20 % ist.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Flächengebilde spannungslos bei 60 bis 200°C thermisch behandelt wird.
     
    3. Flächengebilde nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich­net, dass der Warenschrumpf längs und/oder quer wenig­stens 15 %, bezogen auf die Ausgangsdimensionen, be­trägt.
     
    4. Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 1 zur Herstel­lung von verdichteten Web-, Maschen- und Tuftingwaren.
     
    5. Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 1 zur Herstel­lung von verdichteten Polwaren.
     
    6. Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 4 zur Erhöhung der Noppenhaftung bei Polware.
     





    Recherchenbericht