[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verdichten von textilen Flächengebilden
in Längs- und/oder Querrichtung aus Polyestergarnen, wobei ein Teil aus hochschrumpfenden
Polyesterfilament und ein Teil aus normalschrumpfenden Polyesterfilament zu einem
Flächengebilde verarbeitet werden sowie ein Flachengebilde, hergestellt nach dem Verfahren
und dessen Anwendung.
[0002] Aus der GB-A-985451 sind zwar textile Artikel aus einem geschrumpften und einem ungeschrumpften
Polyesterfilament bekannt, die resultierenden Gewebe weisen jedoch einen für ein dichtes
Flächengebilde unerwünschten Crêpe-Effekt auf.
[0003] Durch Verdichten von textilen Flächengebilden, insbesondere von Geweben, kann die
Durchlässigkeit für Wasser, Wasserdampf und Gase reduziert werden. Dichte Gewebe wirken
wasserabstossend. Für Inletts ist für deren Gebrauch eine gute Gewebedichte eine unabdingbare
Voraussetzung
[0004] Es wurden verschiedene Verfahren zum Verdichten von Geweben vorgeschlagen, welche
sich die Kompressibilität von Kompositfasern, bestehend aus Polyester und Polyamid
Mikrofibrillen zu Nutze machen. Die Einzelfibrillen weisen dabei einen Titer von
weniger als 0,5 denier (=0,55 dtex) auf.
[0005] Es ist ein Verfahren bekannt (EP 0 092 938), das mit extrem feinen Fasern im Bereich
von 0,001 bis 0,8 denier aus Polyester und Polyamid arbeitet, wobei die Polyamidkomponente
mittels eines Quellmittels zuerst zum Quellen und anschliessend zum Schrumpfen gebracht
wird.
[0006] Schon die Herstellung der extrem feinen Kompositfasern mit der erforderlichen Wasserbeständigkeit
und Festigkeit ist problematisch und auf mehreren Wegen versucht worden. Hinzu kommt
die Zugabe von Quellmitteln die in ihrer Toxizität weitere Einschränkungen in der
Anwendung erforderlich machen.
[0007] Allen bekannten Verfahren gemeinsam ist die Verwendung von Garnmischungen bzw. Filamentmischungen,
welche aus unterschiedlichen Rohstoffen hergestellt sind. Das hat den Nachteil, dass
eine Vielzahl von unterschiedlichen Polymeren zur Verarbeitung gelangt und eine aufwendige
analytische Qualitätskontrolle erforderlich ist. Auch sind bei unterschiedlichen Polymeren
unterschiedliche Spinntechniken einzusetzen.
[0008] Es besteht schon lange das Bedürfnis aus einem einheitlichen Rohstoff, welcher leicht
und preiswert zugänglich ist, ein ebenes textiles Flächengebilde herzustellen, welches
auf einfache Weise so verdichtet werden kann, dass seine Durchlässigkeit für Wasser
und Luft gering ist. Es besteht aber auch das Bedürfnis die Spinntechnik resp. Strecktechnik
weitgehend zu vereinfachen, um zu einem wirtschaftlichen Verfahren zu gelangen.
[0009] Die Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass das hochschrumpfende Polyesterfilament
ein kaltverstrecktes Polyester-POY mit einem Kochschrumpf von wenigstens 20 % ist.
[0010] Die thermische Behandlung des Flächengebildes erfolgt spannungslos zwischen 60 und
200°C in einer gasförmigen oder flüssigen Umgebung. Dabei hat sich ein Temperaturbereich
von 80 bis 180°C als am zweckmässigsten erwiesen. In einer bevorzugten Verfahrensweise
wird das Flächengebilde im Wasser von 95 bis 98°C schockartig behandelt.
[0011] Dabei ist darauf zu achten, dass der Hochschrumpffaden während der Verarbeitung zum
textilen Flächengebilde nicht gedämpft oder warm geschlichtet oder anderweitig thermisch
vorbehandelt werden darf.
[0012] Das erfindungsgemässe Verfahren hat unter anderem den Vorteil, dass das Garn dem
Hersteller des Flächengebildes eine einfachere Verarbeitung erlaubt. Es muss beispielsweise
zum Erreichen einer höchstmöglichen Schussdichte nicht bei entsprechend hoher Kettspannung
gearbeitet werden, durch die Fadenbrüche entstehen können. Die Verdichtung erfolgt
ohne Bauscheffekt.
[0013] Aus dem gleichen Polymer werden sowohl kalt wie warmverstreckte Polyesterfäden hergestellt.
[0014] Unter einem kaltverstrecktem Polyester-POY ist ein Faden zu verstehen, welcher wenigstens
90 Gew.-% Polyethylenterephthalat enthält und mit einer Geschwindigkeit von etwa
3100 m/min gesponnen und anschliessend unterhalb des Glasumwandlungspunktes verstreckt
wurde.
[0015] Die verwendeten kaltverstreckten Polyester-POY-Fäden weisen einen Kochschrumpf von
20 bis 60 % auf, vorzugsweise 30 bis 50 %, bezogen auf die Ausgangslänge des Fadens.
[0016] Unter warmverstrecktem Polyester sind alle Fäden zu verstehen, welche entweder im
Splitverfahren oder im Continue-Verfahren produziert wurden, wenigstens 90 Gew.-%
Polyethylenterephthalat enthalten und oberhalb des Glasumwandlungspunktes verstreckt
wurden. Alle diese Fäden haben einen Kochschrumpf <20 %.
[0017] Das verdichtete Flächengebilde besteht aus kaltverstreckten und warmverstreckten
Polyesterfäden. Die kaltverstreckten Fäden können in der Kette und/oder im Schuss
eingesetzt werden. Je nachdem erfolgt die Verdichtung in Schuss- oder Kettrichtung.
Das Flächengebilde wird in bekannter Weise einer spannungslosen thermischen Schockbehandlung
unterzogen, wodurch eine Verdichtung durch Schrumpfen der kaltverstreckten Fäden resultiert.
[0018] Selbstverständlich können die hier angesprochenen Flächengebilde neben Polyesterfilamentgarnen
auch andere Fasern enthalten.
[0019] Der Warenschrumpf beträgt längs und/oder quer wenigstens 10 %, bevorzugt 20 bis 30
%, bezogen auf die Ausgangsdimensionen. Ein solcher Schrumpf bewirkt eine Dichte,
welche die Luft- und Wasserdurchlässigkeit so weit herabsetzt, dass unter Umständen
sogar auf eine chemische Behandlung, beispielsweise in Form einer Beschichtung oder
Imprägnierung, verzichtet werden kann.
[0020] Die Anwendung des Verfahrens ist besonders vorteilhaft bei der Herstellung von Webwaren,
Maschenwaren und Tuftingwaren. Unter Webwaren sind insbesondere Segeltücher, Fallschirme
und Inletts zu verstehen, welche für diesen Verwendungszweck eine optimale Luft- und
Wasserdichtigkeit bzw. durchlässigkeit aufweisen müssen.
[0021] Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Herstellung von verdichteten Polwaren, wo eine
gute Verankerung der einzelnen Noppen eine grosse Rolle spielt.
[0022] Die Erfindung soll anhand von Beispielen näher beschrieben werden.
Anwendungsbeispiele
Beispiel 1
Verdichtung von Webware.
[0023] Kettmaterial : Variante A+B
PA66, dtex 235 f 34 Z
Schussmaterial: Variante A
PES, Hochschrumpfgarn dtex 167 f 30 Z,
Variante B
PES, Normalschrumpfgarn dtex 167 f 30 Z
Bindung : Leinwand
[0024] Variante A+B weisen im Rohzustand die gleichen Kett- und Schussfadenzahlen auf.
[0025] Das Gewebe wird möglichst spannungslos und schockartig bei 70 bis 98°C gewaschen
und anschliessend gefärbt und thermofixiert. Durch diesen Vorgang hat sich die Kettfadenzahl
bei der Variante A um 32.5 %, bei der Variante B um 10 % erhöht.
Beispiel 2
Verdichten von Polmaschenware.
[0026] Pollegeschiene L2 : Variante A+B
PES, dtex 84 f 36
Grundlegeschiene L1: Variante A
PES, Hochschrumpfgarn dtex 78 f 24 Z
Variante B
PES, Normalschrumpfgarn dtex 76 f 22 Z
Bindung : L1: Tricot, L2: Pollegung
[0027] Variante A+B weisen im Rohzustand die gleichen Maschenzahlen (Stäbchen/cm, Reihen/cm)
auf.
[0028] Die Polmaschenware wird möglichst spannungslos und schockartig bei 70 bis 98°C gewaschen
und anschliessend gefärbt und thermofixiert. Die Verdichtung beträgt über 30 % in
Querrichtung bei der Variante A, d.h. der Breiteneinsprung beträgt über 30 %, bezogen
auf die Ausgangsbreite. Die Variante B schrumpft nur ca. 10 %.
[0029] Die Polware zeichnet sich durch eine gute Optik und eine geschlossene Oberfläche
aus und hat ausserdem ein gutes Polstand vermögen.
Beispiel 3
Erhöhung der Polnoppenhaftung bei Polware.
[0030] Polkette : PES, dtex 167 f 72 x2 geschrumpft
Grundgewebe: Kette PES, Hochschrumpfgarn, dtex 150 f 48 x2
Schuss PES, dtex 167 f 72 x2 geschrumpft
Bindung : Doppelsamt, Leinwand
[0031] Auf der Doppelplüschwebmaschine wird ein Gewebe hergestellt, das im Vergleich zu
einem Referenzmuster identische Kett- und Schussfadenzahlen aufweist. Um den Schrumpfeffekt
nicht vorzeitig auszulösen, darf das hochschrumpfende Kettgarn vor dem Webprozess
keiner thermischen Vorbehandlung (z.B. Warmschlichten) ausgesetzt werden.
[0032] Nach dem möglichst spannungslosen, schockartigen Eintauchen beim Waschvorgang bei
70 bis 98°C und anschliessendem Färben und Thermofixieren wird eine Polware erzielt,
die aufgrund der Verdichtung des Grundgewebes eine gegenüber den Referenzmustern
höhere Noppenhaftung aufweist. Ausserdem sind das Polstandvermögen und die Optik positiv
beeinflusst worden.
[0033] Das erfindungsgemässe Verfahren hat den Vorteil, dass je nach den Bedingungen der
stofftechnologischen und ausrüstungstechnischen Parameter der 30 bis 60 %ige Kochschrumpf
der kaltverstreckten POY-Polyestergarne mehr oder weniger stark auf das Flächengebilde
übertragen werden kann, d.h. es kann ein Warenschrumpf längs und/oder quer von 15
% und mehr, bezogen auf die Ausgangsdimension des Flächengebildes erzielt werden.
Je lockerer die Rohgewebeeinstellung gewählt wird, um so höher ist der resultierende
Warenschrumpf.
[0034] Durch das erfindungsgemässe Verfahren gelingt es auch wirtschaftlicher zu weben.
Es kann bei einer tieferen Schussfadenzahl gewoben werden, wodurch ein besserer Weblauf
erreicht und damit ein höherer Netzeffekt erzielt werden kann.
1. Verfahren zum Verdichten von textilen Flächengebilden in Längs- und/oder Querrichtung
aus Polyestergarnen, wobei ein Teil aus hochschrumpfenden Polyesterfilament und ein
Teil aus normalschrumpfenden Polyesterfilament zu einem Flächengebilde verarbeitet
werden, dadurch gekennzeichnet, dass das hochschrumpfende Polyesterfilament ein kaltverstrecktes
Polyester-POY mit einem Kochschrumpf von wenigstens 20 % ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Flächengebilde spannungslos
bei 60 bis 200°C thermisch behandelt wird.
3. Flächengebilde nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Warenschrumpf
längs und/oder quer wenigstens 15 %, bezogen auf die Ausgangsdimensionen, beträgt.
4. Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 1 zur Herstellung von verdichteten Web-,
Maschen- und Tuftingwaren.
5. Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 1 zur Herstellung von verdichteten Polwaren.
6. Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 4 zur Erhöhung der Noppenhaftung bei Polware.