[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Überprüfung der Funktion einer refrigeratorbetriebenen
Kryopumpe mit einem Kaltkopf mit mindestens einer Kältestufe, die mit einer Pumpfläche
ausgerüstet ist. Außerdem bezieht sich die Erfindung auf eine Kryopumpe und auf eine
Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.
[0002] Beim industriellen Einsatz von refrigeratorbetriebenen Kryopumpen ist es häufig schwierig,
festzustellen, ob ein von der Kryopumpe angezeigtes Fehlverhalten (schlechte Endtemperatur,
Anstieg der Temperaturen o. ä.) in der Kryopumpe selbst begründet ist oder sich auf
Grund externer Veränderungen ergeben hat. Aus dieser Unkenntnis heraus werden gelegentlich
vorschnelle und teure Maßnahmen ergriffen (Pumpenaustausch oder dergleichen), die
bei mehr Informationen vermeidbar wären.
[0003] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs
genannten Art sowie eine für die Durchführung dieses Verfahrens geeignete Vorrichtung
bzw. Kryopumpe anzugeben, welche es erlauben, die Funktion einer Kryopumpe zu überprüfen.
[0004] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß unter verschiedenen Betriebszuständen
Daten der Kryopumpe abgefragt werden und daß die abgefragten Daten mit Soll-Daten
verglichen werden. Anhand des Vergleichs der abgefragten Daten mit den Soll-Daten
ist feststellbar, ob z. B. eine Leistungsschwäche des Refrigerators der Kryopumpe
selbst vorliegt oder ob sich externe Veränderungen ergeben haben, z. B. eine Veränderung
der Gaszusammensetzung, eine veränderte Gaslast, eine veränderte Strahlungslast
oder dergleichen.
[0005] Eine typische Vorgehensweise bei der Diagnose einer Kryopumpe ist z. B. die folgende:
Zunächst wird die Kryopumpe regeneriert, auf ca. 10⁻² mbar vorgepumpt und anschließend
bei geschlossenem Hochvakuumventil kaltgefahren. Während des Kaltfahrens wird der
Temperaturverlauf der Kältestufes des Refrigerators überwacht oder aufgenommen. Handelt
es sich um eine Kryopumpe mit mehreren Kältestufen dann ist es zweckmäßig, die Temperatur
aller Kältestufen aufzunehmen. Ist die zeitliche Entwicklung der Temperaturen zu
langsam oder die Zeit, bis zu der die bestimmte Temperatur erreicht werden soll,
zu lang (d. h. größer als bekannte Referenzwerte), dann kann eine unzulässige Wärmequelle
oder eine Leckage vorhanden sein. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, daß der
Refrigerator selbst Leistungsschwächen aufweist.
[0006] Ist die Kryopumpe regeneriert, dann kann zur weiteren Feststellung der Funktion
der Pumpe die Netto-Kälteleistung des bzw. der Kältestufen gemessen werden. Dieses
kann z. B. dadurch geschehen, daß die Kältestufen mit Hilfe einer von Hand oder automatisch
geregelten Heizleistung erwärmt werden und dabei die Temperatur der Kältestufen beobachtet
wird. Ist die Netto-Kälteleistung kleiner als die typischen, bekannten Referenzwerte
für die jeweilige Pumpe, dann erbringt der Refrigerator keine ausreichende Leistung
mehr.
[0007] An diese Schritte kann sich die Beobachtung des Temperaturverhaltens unter Betriebsbedingungen
anschließen. Steigt z. B. die Temperatur der zweiten Stufe nach dem Öffnen des Ventils
schlagartig über einen maximal zulässigen Wert an, dann kann die Gaslast zu hoch
sein; eine unbekannte Störquelle kann vorhanden sein. Auch bei einer veränderten Gaszusammensetzung
kann ein relativ schneller Temperaturanstieg eintreten. Steigt die Temperatur der
ersten Stufe allmählich an, sinkt aber nach dem Schließen des Hochvakuumventils wieder
ab, dann kann auf einen hohen Wasserdampfanteil geschlossen werden, der am Baffle
kondensiert ist. Der H₂O-Belag auf dem Baffle hat eine ähnliche Wirkung wie eine
Schwärzung des Baffles, so daß die Strahlungslast bei offenem Ventil zugenommen hat.
Ist der Temperaturunterschied insbesondere der ersten Stufe bei offenem und geschlossenem
Ventil unverhältnismäßig hoch, dann ist die thermische Strahlungsbelastung aus dem
Rezipienten zu hoch. Maßnahmen zur Reduzierung der Strahlungslast sind dann zu treffen.
[0008] Nicht nur die Beobachtung der Temperatur, sondern auch die Beobachtung des Druckes
in der Pumpe kann zweckmäßig sein. Beobachtet man z. B. beim Regenerieren der Pumpe
neben der Temperatur auch den Druck, dann sind Rückschlüsse auf die Art der freiwerdenden
Gase möglich, da der Druckverlauf in Abhängigkeit von der Temperatur gasartabhängig
ist.
[0009] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung sollen anhand eines in der Figur
dargestellten Ausführungsbeispieles für eine Kryopumpe mit Diagnose-Gerät erläutert
werden.
[0010] Die in der Figur dargestellte Kryopumpe 1 mit dem Gehäuse 2 umfaßt den nur teilweise
dargestellten, zweistufigen Refrigerator 3, dessen Kältestufen mit 4 (erste Stufe)
und 5 (zweite Stufe) bezeichnet sind. An der ersten Stufe 4 ist die topfförmige Pumpfläche
bzw. Abschirmung 6 gut wärmeleitend befestigt, so daß diese gemeinsam mit dem von
der Abschirmung 6 getragenen und gekühlten Baffle 7 den Innenraum 8 der Pumpe umschließt.
Im Innenraum 8 befinden sich die Pumpflächen 10 der zweiten Refrigeratorstufe, welche
gut wärmeleitend mit der zweiten Kältestufe 5 verbunden sind. Der mit dem Baffle 7
ausgerüsteten Eintrittsöffnung 9 der Pumpe ist ein schematisch dargestelltes Ventil
11 vorgelagert. Es umfaßt eine feste Scheibe 12 und eine drehbare Scheibe 13, welche
jeweils im wesentlichen radiale Schlitzöffnungen aufweisen. Durch Drehen der Scheibe
13 kann das Ventil betätigt werden.
[0011] Das Gehäuse 2 der Kryopumpe 1 ist mit einem Anschlußstutzen 14 ausgerüstet, der ein
mit 15 bezeichnetes Überwachungsgerät trägt. In diesem Gerät befindet sich eine Schaltung
zur Versorgung von elektrischen Heizeinrichtungen 16 und 17, mit denen die Kältestufen
4 und 5 des zweistufigen Refrigerators 3 ausgerüstet sind. Für die Verbindungsleitungen
18 und 19 zwischen dem Überwachungsgerät 15 und den Heizeinrichtungen 16, 17 ist
im Bereich von Flanschen 21, 22 am Versorgungsgerät 15 bzw. am Anschlußstutzen 14
eine vakuumdichte Durchführung 23 vorgesehen.
[0012] In der Kryopumpe befinden sich ferner Temperatursensoren 24 und 25 (jeweils einer
ist an den Kältestufen 4 und 5 vorgesehen), deren Meßleitungen 26 und 27 ebenfalls
zum Überwachungsgerät 15 führen. Schließlich ist in der Pumpe 1 noch ein Drucksensor
28 untergebracht, dessen Meßleitung 29 ebenfalls zum Überwachungsgerät 15 führt.
[0013] Das Überwachungsgerät 15 ist mit Steckbuchsen 31 bis 34 ausgerüstet, in die Stecker
35 bis 38 des Diagnose-Gerätes 39 einsteckbar sind. Stecker 31 und Buchse 25 dienen
der Stromversorgung. Für den Fall, daß das Diagnose-Gerät 39 nicht am Versorgungsgerät
15 bzw. an der Kryopumpe 1 angeschlossen ist, ist die Steckbuchse 31 aus einer anderen
Stromquelle mit Spannung zu versorgen (Stecker 41). Die Heizeinrichtungen 16, 17 können
dann z. B. dem Regenerieren der Pumpflächen 6, 7, 10 der Kryopumpe 1 dienen.
[0014] Das Diagnose-Gerät 39 ist mit Instrumenten 42 bis 44 ausgerüstet, die das Ablesen
der von den Sensoren 24, 25 und 28 gelieferten Werte gestatten. Die Skalen 42 und
43 dienen der Anzeige der Temperaturen T₁ und T₂. Die Skala 44 zeigt den in der Pumpe
herrschenden Druck an. Das Druckmeßgerät 44 im Diagnose-Gerät ist nicht erforderlich,
wenn die Kryopumpe selbst - wie häufig üblich - mit einem Druckmeßgerät ausgerüstet
ist.
[0015] Zwei weitere Instrumente 45 und 46, jeweils mit einem Potentiometer, einstellbar
mit den Drehknöpfen 47, 48, sind vorgesehen. Mit Hilfe dieser Instrumente ist die
Heizleistung der Heizeinrichtungen 16 bzw. 17 einstellbar und meßbar. Dadurch wird
es möglich, die Netto-Kälteleistung der beiden Kältestufen 4 und 5 zu messen. Das
geschieht in der Weise, daß die Kaltköpfe auf eine bestimmte Temperatur (z. B. 80
K an der ersten Stufe und 20 K an der zweiten Stufe) gebracht werden. Die dazu erforderliche
Heizleistung ist die Netto-Kälteleistung der Pumpe.
[0016] Zur Diagnose einer Kryopumpe der dargestellten Art wird zunächst das Diagnose-Gerät
39 mit dem Versorgungsgerät 15 verbunden, indem die dargestellten Stecker in die zugehörigen
Buchsen eingeführt werden. Je nachdem in welchem Zustand sich die zu untersuchende
Kryopumpe befindet, beginnt eine vollständige Diagnose entweder mit der Regeneration
der Kryopumpe oder mit dem Kaltfahren, gegebenenfalls ergänzend auch während des Pumpprozesses.
[0017] Eine Vorstellung von der Art der beim Pumpen vorkommenden Gase erhält man, wenn man
während des Regeneriervorganges der Kryopumpe gleichzeitig den Temperaturverlauf von
T₂, T₁ sowie den Druck beobachtet und protokolliert. Entsteht z. B. ein deutlicher
Druckanstieg schon nach kurzem Heizen bei etwa T₂ = 25 - 30 K, so wurde zuvor sehr
viel Wasserstoff (bzw. ein anderes an der zweiten Stufe adsorbiertes Gas, d. h. He
oder Ne) gepumpt. Entsteht ein signifikanter Druckanstieg weiterhin bei höheren Temperaturen
(etwa T₂ etwas größer als 50 - 70 K), so rührt er von an der zweiten Stufe kondensierten
Permanentgasen wie N₂, O₂ und Ar her. Eine große Menge gepumpten Wasserdampfes macht
sich weiterhin dadurch bemerkbar, daß der zugehörige Druckanstieg beim Regenerieren
erst bei T₁ > ca. 200 K einsetzt und trotz ständigen Weiterheizens der ersten Stufe
relativ lange im mbar Bereich (Verdampfen des festen H₂O-Eises) anliegt, ggf. etliche
10 min.
[0018] Während des Kaltfahrens der Kryopumpe kann die Temperaturänderung oder die Zeit beobachtet
werden, in der bestimmte Temperaturen erreicht werden. Stimmen diese Werte nicht mit
Soll-Werten überein, dann kann der Refrigerator selbst defekt sein. Auch die Messung
der Netto-Kälteleistung der Kältestufen gibt über diesen Punkt Aufschlüsse. Die gleichzeitige
Beobachtung des Druckes ermöglicht Aussagen über die Dichtheit des Ventils 11 oder
anderen möglichen Undichtigkeiten an Flanschverbindungen, am Kryopumpen-Sicherheitsventil
oder ähnlichem.
[0019] Schließlich sind Diagnoseschritte auch bei in Betrieb befindlicher Kryopumpe möglich.
Schließt man für kurze Zeit das Ventil 11, dann müssen Temperatursprünge mit einer
bestimmten Größenordnung auftreten. Wie bereits eingangs erwähnt, ist ein zu hoher
Temperaturanstieg nach einem Öffnen des Ventils 11 ein Zeichen dafür, daß die Strahlungslast
aus dem Rezipienten zu hoch ist. Gegenmaßnahmen müssen dann getroffen werden.
1. Verfahren zur Überprüfung der Funktion einer refrigeratorbetriebenen Kryopumpe
(1) mit einem Kaltkopf mit mindestens einer Kältestufe (4, 5), der mit einer Pumpfläche
(6, 10) ausgerüstet ist, dadurch gekennzeichnet, daß unter verschiedenen Betriebszuständen verschiedene Daten der Kryopumpe (1)
abgefragt werden und daß die abgefragten Daten mit Soll-Daten verglichen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur der Kältestufe (4, 5) während der Kaltfahrens der Pumpe (1) überwacht
und die zeitliche Änderung dieses Wertes oder die Zeit bis zum Erreichen einer bestimmten
Temperatur mit einem entsprechenden Soll-Wert verglichen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Netto-Kälteleistung der Kältestufe (4, 5) gemessen und mit einem Sollwert
verglichen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur der Kältestufe (4, 5) bei offenem und bei geschlossenem Ventil
aufgenommen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß während der Regeneration neben der Temperatur auch der Druck in der Kryopumpe
beobachtet wird.
6. Verfahren nach mehreren oder allen vorhergehenden Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet, daß die Verfahrensmaßnahmen nacheinander durchgeführt werden.
7. Für die Durchführung der Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche geeignete
Kryopumpe, dadurch gekennzeichnet, daß die Kältestufe (4, 5) mit einer Heizeinrichtung (16, 17) sowie mit einem Temperatursensor
(24, 25) ausgerüstet ist und daß sie über eine Leitungsdurchführung (23) mit einem
Diagnose-Gerät (39) verbindbar ist.
8. Kryopumpe nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß sich innerhalb der Kryopumpe (1) ein Drucksensor (28) befindet.
9. Kryopumpe nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Diagnose-Gerät (39) ein Temperaturanzeigegerät (42, 43) sowie ein Instrument
(45, 47 bzw. 46, 48) zur Einstellung und Messung der Heizleistung aufweist.
10. Kryopumpe nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Diagnose-Gerät (39) ein Druckmeßgerät (44) aufweist.
11. Kryopumpe nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß sie zwei- oder mehrstufig ausgebildet ist und daß jeder Kältestufe (4, 5) eine
Heizeinrichtung (16, 17), ein Temperatursensor (24, 25), ein Instrument (45, 47 bzw.
46, 48) zur Einstellung der Heizleistung sowie eine Temperaturanzeige (42, 43) zugeordnet
sind.
12. Kryopumpe nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Instrumente (45, 47 und 46, 48) zur Einstellung und Messung der Heizleistung
und die Temperaturskalen (42, 43) Bestandteil eines separaten, mit der Kryopumpe
1 verbindbaren Diagnose-Gerätes (39) sind.