[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Gießformen aus tongebundenem
Formsand für Grauguß, Temperguß, Sphäroguß und Schwermetallguß.
[0002] Bei der Formherstellung für Gußstücke aus Stahl, Grauguß, Temperguß, Sphäroguß und
Schwermetallguß hat der tongebundene Formsand nach wie vor mit etwa 95 % des gesamten
Formsandbedarfs dominierende Bedeutung (vgl. z.B. R.Weiss und U. Kleinheyer, Gießerei,
74, 1987, Nr. 21, Seite 629).
[0003] Tongebundene Formsande enthalten neben den umweltfreundlichen Bestandteilen Quarzsand,
Ton und Wasser, meist noch Glanzkohlenstoffbildner, z.B. Kohlenstaub, zur Verbesserung
der Gußoberfläche und zur Konditionierung des Formsandsystems (Formstoff). Beim Abguß
bildet sich in der Hitze unter reduzierender Atmosphäre Glanzkohlenstoff, der sich
an der Formwand abscheidet und ein Penetrieren des flüssigen Metalls in die Sandform
vermindert bzw. verhindert. Der Nachteil glanzkohlenstoffhaltiger Formsande ist die
Entstehung von Pyrolyseprodukten beim Abguß. Diese Schadstoffe am Arbeitsplatz, in
der Abluft und den Altsanden von Gießereien sind heute nur noch in begrenztem Umfang
tolerierbar und werden für viele Gießereien zunehmend zu einem Umweltproblem mit wirtschaftlichen
und manchmal existenziellen Konsequenzen. Es ist deshalb ein vordringliche Aufgabe,
die beim Abguß entstehenden Schadstoffe zu vermindern oder ganz zu verhindern.
[0004] Ein umweltfreundliches Formsandsystem, bei dem keinerlei gasförmige, flüssige oder
feste Schadstoffe beim Abguß entstehen, ist der tongebundene Formsand, der nur aus
Sand, insbsondere Quarzsand, einem anorganischen Binder, wie Ton (z.B. Bentonit und/oder
Kaolin) und Wasser besteht. Bei Verwendung eines derartigen Formsandsystems müssen
allerdings Sandanhaftungen sowie eine schlechtere und rauhere Gußoberfläche in Kauf
genommen werden, was in der Praxis aus Qualitätsgründen nicht möglich ist.
[0005] Deshalb ist es bisher auch nicht möglich, insbesondere bei Grau- und Temperguß, mit
Formsanden zu arbeiten, die frei von Glanzkohlenstoffbildnern sind. Die Glanzkohlenstoffbildner,
die üblicherweise in Form von Kohlenstäuben oder synthetischen Kohlenstäuben, Pechen,
Bitumen, Kunstharzen, wie Polystyrol usw., vorliegen, werden darüberhinaus dem gesamten
Formsandsystem zugesetzt, obwohl der gewünschte Effekt nur begrenzt an der Formoberfläche
beim Eingießen des flüssigen Metalls wirksam wird.
[0006] Andererseits ist es bekannt, die Gießformen mit Formüberzugstoffen zu überziehen.
Die Formüberzugstoffe haben den Zweck, die Formteiloberfläche zu beeinflussen, das
Gußstückaussehen zu verbessern, das Gußstück metallurgisch zu beeinflussen und/oder
Gußfehler zu vermeiden. Die Formüberzugstoffe enthalten als Grundstoffe z.B. Tone,
Talkum, Quarz, Glimmer, Zirkonsilicat, Magnesit, Aluminiumsilicat und Schamotte. Im
weiteren Sinn kommen als anorganische Grundstoffe auch Koks und Graphit infrage. Diese
Grundstoffe sind der zweckbestimmende Anteil des Formüberzugstoffs; sie überdecken
die Formoberfläche und schließen die Sandporen gegen das Eindringen des Gießmetalls.
[0007] Weiterhin enthalten die Formüberzugstoffe im allgemeinen eine Trägerflüssigkeit,
wie Wasser oder Alkohol, die mit den Grundstoffen eine Suspension bilden, damit der
Formüberzugstoff verarbeitbar wird. Weiterhin enthalten die Formüberzugstoffe im allgemeinen
organische Bindemittel, wie Cellulosen, Alginate und Stearate. Mit Hilfe dieser Stoffe
werden die Suspensionen verdickt und/oder stabilisiert, wodurch das Absetzen der Feststoffteilchen
gehemmt wird. Außerdem können sie im Überzug zur Bindung zwischen den Grundstoffteilchen
und zur Haftung an der Formteiloberfläche beitragen.
[0008] Schließlich enthalten die Formüberzugstoffe Bindemittel, wie Stärkederivate, Ligninderivate,
Harze und Kunststoffe. Diese dienen im Überzug zur Bindung zwischen den Grundstoffteilchen
und zur Haftung des Überzugs an der Formteiloberfläche.
[0009] Sowohl die Suspensionsmittel als auch die Bindemittel werden beim Abguß unter Bildung
von Pyrolyseprodukten zersetzt, so daß sie ein Umweltbelastung am Arbeitsplatz und
in der Abluft darstellen.
[0010] Eine zusammenfassende Darstellung der Formüberzugstoffe findet sich beispielsweise
im VDG-Merkblatt R 150, August 1973, herausgegeben vom Verein Deutscher Gießereifachleute.
[0011] Für Spezialanwendungen sind zwar auch Formüberzugstoffe bekannt, die keine pyrolytisch
zersetzbaren organischen Suspensionsmittel und/oder Bindemittel enthalten; diese Formüberzugstoffe
wurden jedoch bisher immer nur in Verbindung mit Formsandsystemen verwendet, die Glanzkohlenstoffbildner
und/oder pyrolytisch zersetzbare organische Bestandteile enthielten, so daß die Bildung
von umweltschädlichen Pyrolyseprodukten nicht zu vermeiden war.
[0012] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei der Herstellung von Gießformen aus
tongebundenem Formsand, die mit Überzügen aus Formüberzugstoffen versehen werden,
die Bildung von umweltschädlichen Pyrolyseprodukten zu vermeiden.
[0013] Diese Aufgabe wird bei dem eingangs definierten Verfahren durch die Kombination folgender
Schritte gelöst:
(a) Herstellung einer Form aus einem Formsand, der im wesentlichen frei von Glanzkohlenstoffbildnern
und pyrolytisch zersetzbaren organischen Bestandteilen ist, und
(b) Aufbringung eines die üblichen feuerfesten anorganischen Bestandteile enthaltenden
Formüberzugstoffs, der im wesentlichen frei von pyrolytisch zersetzbaren organischen
Bestandteilen ist, zumindest auf diejenigen Oberflächen der Form, die mit dem gegossenen
Metall in Berührung kommen.
[0014] Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens erhält man Gießformen, die einerseits
mit einem Formüberzugstoff gleichmäßig beschichtet sind, während andererseits beim
Abguß keine oder nur geringe Menge an umweltschädlichen Pyrolyseprodukten entstehen.
[0015] Die Angabe, daß der Formsand bzw. der Formüberzugstoff im wesentlichen frei von pyrolytisch
zersetzbaren organischen Bestandteilen ist, schließt nicht aus, daß geringe Mengen
an organischen Verunreinigungen vorhanden sein können.
[0016] Die erfindungsgemäß verwendeten Formüberzugstoffe können einen oder mehrere der folgenden
feuerfesten anorganischen Bestandteile enthalten: Tone, Talkum, Quarz, Glimmer, Zirkonsilicat,
Magnesit, Aluminiumsilicat und Schamotte. Im weiteren Sinn können als anorganische
Bestandteile Graphit bzw. Koks verwendet werden. Diese Grundstoffe setzen beim Abguß
keine umweltschädigenden Pyrolyseprodukt frei.
[0017] Vorzugsweise verwendet man Formüberzugstoffe, in denen die Teilchengröße der feuerfesten
anorganischen Bestandteile oder Grundstoffe unter etwa 75 µm, vorzugsweise unter etwa
60 µm liegt. Nach unten ist der Teilchengröße keine Grenze gesetzt. Beispielsweise
kann die Primärteilchengröße bei Bentonit und Kaolin bis herab zu etwa 0,1 µm reichen,
wobei z.B. bei Bentonit ein Maximum der Primärteilchen im Bereich von etwa 1 µm liegt.
[0018] Vorzugsweise verwendet man einen Formüberzugstoff in Form einer wäßrigen Dispersion
mit einem Feststoffgehalt von etwa 300 bis 500 g/l, insbesondere von 450 bis 500 g/l.
[0019] Das erfindungsgemäße Verfahren ist nachstehend erläutert.
1. Herstellung der Formüberzugstoffe
[0020] Zunächst wird in das Anmachwasser ein Verflüssigungsmittel (z.B. 0,5 % einer Kombination
hochpolymerer Phosphate) eingemischt. Sodann erfolgt das Einrühren eines anorganischen
Antiabsetzmittels (z.B. 7,5 % eines alkalisch aktivierten Bentonits; Handelsbezeichnung
TIXOTON
(R) ) und die Zugabe des Grundstoffes (z.B. Graphit, Kaolin usw.). Zur Herstellung der
Dispersion kann man einen Laborrührer verwenden. Der Feststoffgehalt der Dispersionen
wird im allgemeinen so eingestellt, daß eine für die Verarbeitung günstige Viskosität
erhalten wird. Die Viskosität kann auf einfache Weise mit einem Viskositäts-Meßbecher
bestimmt werden. Beispielsweise kann man zu diesem Zweck einen DIN-Viskositätsmeßbecher,
der 100 ml faßt und der einen Auslaufdurchmesser von 4 mm hat, verwenden (Ford-Becher).
Die Dispersion hat im allgemeinen die richtige Konsistenz, wenn die Auslaufzeit im
Ford-Becher 15 DIN-Sek. beträgt. Bei dieser Auslaufzeit liegt der Feststoffgehalt
der Dispersionen im allgemeinen zwischen etwa 300 und 500 g/l, vorzugsweise bei etwa
450 bis 500 g/l. Die günstigste Feststoffkonzentration hängt u.a. von der Art, der
Beschaffenheit und der Teilchengröße der verwendeten Grundstoffe ab. Beispielsweise
liegt die Feststoffkonzentration der Dispersionen bei Verwendung von quellfähigen
Tonen bei einer Auslaufzeit von 15 DIN-Sek. niedriger als die Feststoffkonzentration
bei Verwendung von Quarz oder Graphit.
[0021] Die Laborprüfungen der Formüberzugstoffe können nach dem VDG-Merkblatt P79 "Prüfung
von Formüberzugstoffen", Ausgabe März 1976 (herausgegeben durch den Verein Deutscher
Gießereifachleute) durchgeführt werden. Dieses Merkblatt umfaßt die Bestimmung des
Schüttgewichts, des Glühverlustes, der flüchtigen Bestandteile, der Korngröße, des
Feststoffgehalts, der chemischen Zusammensetzung, der Viskosität, des Absetzverhaltens
und der Haltbarkeit.
2. Herstellung der Formsandmischungen
[0022] Die in den Beispielen verwendeten Formsandmischunge setzen sich aus 100 Gewichtsteilen
Quarzsand F32 (einem Quarzsand der Quarzwerke Frechen mit einem mittleren Korndurchmesser
von 0,23 mm), 9 Gewichtsteilen alkalisch aktiviertem Gießereibentonit (GEKO
(R) ) und so viel Wasser zusammen, daß das Schüttgewicht als Steuergröße nach einer Gesamtmitschzeit
von 3 Min. im Eirich-Wirbler R07 0,800 kg/l betrug (vgl. VDG-Merkblatt P 37, Ausgabe
März 1976). Es wurde nachstehende Mischfolge gewählt: Der Quarzsand wurde mit dem
größeren Teil des erforderlichen Wassers (Grobwasser) 0,5 min. vorgemischt. Nach Zugabe
des Bentonits wurde 1,5 min. weitergemischt. Aus dem dann ermittelten Schüttgewicht
wurde die erforderliche Restwassermenge (Feinwassermenge) errechnet, und nach deren
Zugabe wurde 1 min. fertiggemischt.
3. Herstellung der Formen
[0023] Mit dem vorstehend angegebenen Formsand wurden auf einer Künkel-Wagner-Rüttelpreßformmaschine
(APM-0) Formen nach dem 3-Riegel-Modell hergestellt. Der Unterkasten dieses Modells
ist in Fig. 1 in der Draufsicht und im Schnitt dargestellt. Es enthält drei unterschiedlich
tiefe Riegel 1, 2 und 3, die durch einen gemeinsamen Gußkanal 4 miteinander verbunden
sind. Das flüssige Metall wird durch eine Öffnung 5 in einem nicht dargestellten Oberkasten
eingegossen. Mit Hilfe dieses Modells wird eine differenzierte Oberflächenbeanspruchung
erzielt, derart, daß das flüssige Metall aufgrund seines unterschiedlichen metallostatischen
Druckes und des unterschiedlich hohen Wärmestaus unterschiedlich tief in den Formsand
eindringt. Das Gußgewicht beträgt einschließlich Eingußsystem (Kanal 4 und Öffnung
5) 12,5 kg. Bei einem Sandgewicht von 30 kg pro Form ergibt sich daraus ein Verhältnis
zwischen Metall und Sand von 1 : 2,4.
[0024] Das Ausbringen der Formüberzugstoff-Dispersion erfolgte mit Hilfe eines Wasserzerstäubers
(Düsendurchmesser 1,5 mm). Die aufgebrachte Überzugsmenge wurde durch Wiegen ermittelt
(Differenzbildung aus dem Gewicht nach und vor dem Aufbringen, Subtraktion des Wassergehalts).
4. Gießen und Ausleeren
[0025] Es wurde ein in einem Mittelfrequenz-Induktions-Tiegelofen erschmolzenes Gußeisen
bei einer Gießtemperatur von etwa 1420°C vergossen. Die Gußstücke kühlten über Nacht
in der Form ab und wurden am nächsten Morgen ausgeleert. Der an den Gußtrauben haftende
lose Sand wurde durch Hammerschläge entfernt. Dann wurde die festhaftende Sandmenge,
die durch Stahlkiesstrahlen entfernt werden mußte, gewichtsmäßig erfaßt.
5. Rauhtiefenmessung
[0026] Die Rauhtiefen der Gußstücke wurden auf den im Formkasten unten liegenden Flächen
gemessen. Die Messungen erfolgten mit einem Rauhtiefenmeßgerät, Modell M4 der Firma
Microtechnik, Liederbach. An jedem Gußstück wurde die Rauhtiefe fünfmal gemessen,
und aus den Meßwerten wurden die gemittelten Rauhtiefen (Rz) errechnet.
6. Durchführung und Auswertung der Emissionsmessungen beim Abgießen
[0027] Der Formkasten, aus dem nach dem Abgießen gasförmige Schadstoffe emittiert werden,
wurde mit einer quaderförmigen Metallhaube umgeben, die an ihrer Oberseite eine Öffnung
zum Einbringen der Meßleitungen aufwies. Die Metallhaube wurde unmittelbar nach dem
Abgießen über den Formkasten gestülpt. Durch das Anbringen der Haube konnte die Messung
der Abgase aus einer homogenen, sich kontinuierlich ändernden Gasatmosphäre erfolgen.
[0028] Die Meßanordnung ist in Fig. 2 dargestellt. Über den Formkasten 1 ist die Abdeckhaube
2 gestülpt, durch deren obere Öffnung 3 drei Meßleitungen geführt sind. Die Meßleitung
4 führt von einer CO-Meßsonde 5 im Inneren der Abdeckhaube zum CO-Meßgerät 6. Die
Meßleitung 7 führt über ein mit Kieselgel gefülltes Adsorptionsrohr 8 für die aromatischen
Kohlenwasserstoffe zu einr Ansaugpumpe 9. Die Meßleitung 10 führt über eine Flasche
11, in der Wasserdampf kondensiert wird, zu einem Flammenionisationsdetektor 12 (FID)
mit eingebauter Ansaugpumpe. Der Flammenionisationsdetektor wird mit Hilfe eines
Eichgases (C₃H₈) geeicht, das dem Eichgasbehälter 13 entnommen wird. Ferner sind mit
dem Flammenionisationsdetektor die Brenngasbehälter 14 (N₂/0₂) und 15 (H₂) sowie
der Inertgasbehälter 16 (N₂) verbunden. Im einzelnen wurden folgende gasförmige Schadstoffe
bestimmt:
a) Messung der nichtaromatischen flüchtigen Kohlenwasserstoffe (KW)
[0029] Es wurde ein Flammenionisationsdetektor (Modell RS 5 der Firma Ratfisch, München)
mit angeschlossenem X,Y-Schreiber zur kontinuierlichen Registrierung der Meßwerte
verwendet.
[0030] Die Messungen erfolgten unter konstanten Bedingungen:
Gaseintrittstemperatur |
160°C |
Probedruck |
200 hPa |
Meßbereich |
0-1000 ppm bzw. 0-10000 ppm KW |
Eichgas (aus Behälter 13) |
800 ppm C₃H₈ |
Brenngas (aus Behältern 14 und 15) |
O₂/H₂ |
Trägergas (aus Behälter 16) |
N₂ |
Probenfluß |
3-4 ml/min |
Meßzeit |
25 min. |
[0031] Die unter konstanten Bedingungen registrierten Meßkurven wurden zur Auswertung ausgeschnitten,
und die jeweiligen Flächen wurden gewogen und auf Flächeneinheiten umgerechnet. Die
ermittelten Flächen wurden relativ zur Nullprobe (tongebundener Formsand ohne weiteren
Zusatz) ins Verhältnis gesetzt; die maximal auftretenden Kohlenwasserstoff-Konzentrationen
sind in Absolutwerten angegeben.
b) Messung von Kohlenmonoxid (CO)
[0032] Die Messung erfolgte mit einem Infrarot-Gasanalysator (Modell EFAW 215, Bosch, Stuttgart).
Die CO-Werte wurden in Abständen von jeweils 1 min. registriert.
Meßbedingungen:
[0033]
Gaseintrittstemperatur |
25°C |
Meßbereich |
0-5 % CO |
Meßzeit |
25 min. |
[0034] Die Auswertung der Meßwerte erfolgte wie unter a) für die flüchtigen Kohlenwasserstoffe
beschrieben, durch Bestimmung der Flächeneinheiten über das Flächengewicht der aufgezeichneten
Einzelwerte. Auch hier erfolgte die relative Darstellung bezogen auf tongebundenen
Formsand als Standard sowie die Angabe der Maximalwerte als Absolutwerte.
c) Messung der aromatischen Kohlenwasserstoffe
[0035] Zur Bestimmung der aromatischen Kohlenwasserstoffe wurde mit einer Membran-Ansaugpumpe
9 (Modell 3 der Firma Hartmann und Braun, Leistung etwa 250 l/h) mit Gaszähler ein
Gasstrom über 10 g granuliertes Kieselgel im Adsorptionsrohr 8 zur Adsorption der
aromatischen Anteile geleitet. Das Kieselgel-Granulat wurde anschließend mit Diethylether
eluiert (25 ml) und das Eluat wurde gaschromatographisch auf Benzol und Phenol untersucht;
Benzol und Phenol wurden in getrennten Arbeitsgängen bestimmt. Der verwendete Gaschromatograph
(Carlo Erba) war mit einem Flammenionisationsdetektor (FID) wie bei der Bestimmung
der flüchtigen Kohlenwasserstoffe ausgerüstet.
Meßbedingungen
[0036]
Säulenfüllung |
5 % FFAP(Free Fatty Acid Phase = Mischung aus Polyethylenglykol und Terephthalsäure)
auf weitporigem SiO₂, behandelt mit Dichlordimethylsilan (Volaspher A2(R)) |
Temperatur (Benzol) |
Inj. 150°C, Ofen 50°C |
Temperatur (Phenol) |
Inj. 275°C, Ofen 200°C |
Spülgas |
Helium 2 bar. |
[0037] Die durch Vergleich mit Standardlösungen erhaltenn Meßwerte für die aromatischen
Gasanteile wurden in Gewichtsanteilen Benzol (adsorbiert an 10 g Kieselgel) angegeben;
Phenol konnte in keiner der untersuchten Proben gefunden werden.
[0038] Die Zusammensetzunge der Formsandsysteme sind in Tabelle I, die Zusammensetzung der
Formsandsysteme sowie die Schadstoffemissionen beim Abguß sind in Tabelle II angegeben.

Anmerkungen zu Tabelle I
[0039] Alle Prozentangaben (mit Ausnahme von %VB) beziehen sich auf das Gewicht. Der Glühverlust
wurde nach dem VDG-Merkblatt P 33, Ausgabe Januar 1976 (herausgegeben vom Verein Deutscher
Gießereifachleute) bestimmt. Die Verdichtbarkeit (% VB) wurde nach dem VDG-Merkblatt
P 37, Ausgabe März 1976, bestimmt.

Zusammenfassung der Gießversuche
[0040] Wie Tabelle I zeigt, werden mit den üblichen Formsandsystemen, denen als Glanzkohlenstoffbildner
pyrolytisch zersetzbare kohlenstoffhaltige Substanzen, wie z.B. Kohlenstaub und Naturasphalte
zugegeben wurden (System Nr. 2), gute Gußergebnisse mit glatten Oberflächen der Gußstücke
erzielt.
[0041] Ein wesentliches Merkmale dieses Verfahrens besteht darin, daß zur Verbesserung der
Gußstückoberfläche nur ein Bruchteil der gesamten Menge an Glanzkohlenstoffbildner,
die im Sandsystem vorhanden ist, benötigt wird, der größere Teil des Glanzkohlenstoffbildners
jedoch nur mitgeschleppt wird. Zur Einhaltung bestehender Vorschriften zur Luftreinhaltung
ist es aber unbedingt erforderlich, den Anteil an Pyrolyseprodukten auf ein Mindestmaß
zu begrenzen, d.h. mögliche Quellen für die Entstehung von Pyrolyseprodukten (pyrolytisch
zersetzbare kohlenstoffhaltige Substanzen) zu senken.
[0042] Durch den vollständigen Verzicht auf die Verwendung von pyrolytisch zersetzbaren
kohlenstoffhaltigen Verbindunge, d.h. durch Einsatz von anorganischen Formüberzugstoffen
(wozu erfindungsgemäß auch Graphit und Koksmehl gehören) in wäßrigen Systemen, kann
die Bildung von Schadstoffen vermieden werden. Diese Systeme sind in Tabellen I und
II unter Nr. 5 bis 10 aufgeführt. Diese Systeme zeigen auch gute Gußoberflächen (geringe
Rauhtiefe). Die Formsande ohne Formüberzugstoffe und ohne Glanzkohlenstoffbildner
(Systeme Nr. 1 und 4) zeigen verhältnismäßig große Rauhtiefen. Die handelsüblichen
Formüberzugstoffe (Systeme 11 und 12) zeigen zwar verhältnismäßig geringe Rauhtiefen,
jedoch verhältnismäßig hohe Emissionen an flüchtigen Kohlenwasserstoffen.
[0043] Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens kann also die im Gießversuch gemessene
Schadstoffbelastung deutlich verringert weden, wobei die Rauhtiefewerte von bekannte
Formsandsystemen erreicht bzw. sogar unterschritten werden.
1. Verfahren zur Herstellung von Gießformen aus tongebundenem Formsand für Grauguß,
Temperguß, Sphäroguß und Schwermetallguß, gekennzeichnet durch die Kombination folgender
Schritte:
(a) Herstellung einer Form aus einem Formsand, der im wesentlichen frei von Glanzkohlenstoffbildnern
und pyrolytisch zersetzbaren organischen Bestandteilen ist, und
(b) Aufbringung eines die üblichen feuerfesten anorganischen Bestandteile enthaltenden
Formüberzugstoffs, der im wesentlichen frei von pyrolytisch zersetzbaren organischen
Bestandteilen ist, zumindest auf diejenigen Oberflächen der Form, die mit dem gegossenen
Metall in Berührung kommen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man einen Formüberzugstoff
mit einem oder mehreren der folgenden feuerfesten anorganischen Bestandteile verwendet:
Tone, Talkum, Quarz, Glimmer, Zirkonsilicat, Magnesit, Aluminiumsilicat, Schamotte,
Graphit bzw. Koks.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man einen Formüberzugstoff
verwendet, in welcher die Teilchengröße der feuerfesten anorganischen Bestandteile
unter etwa 75 µm, vorzugsweise unter etwa 60 µm, liegt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man einen
Formüberzugstoff in Form einer wäßrigen Dispersion mit einm Feststoffgehalt von etwa
300 bis 500 g/l, vorzugsweise von 450 bis 500 g/l verwendet.