[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Radsatzführung für Drehgestelle von Schienenfahrzeugen,
insbesondere Fahrzeuge des Nahverkehrs, bei der Räder eines Radsatzes durch einen
Rahmen über eine horizontal und quer zur Fahrtrichtung liegende Drehachse schwenkbar
mit einem Querträger eines Drehgestellrahmens verbunden sind, und zwischen Radsatzlagern
und Langträgern des Drehgestellrahmens Primärfedern vorgesehen sind, sowie ein Wagenkasten
über Sekundärfedern gegen die Langträger des Drehgestellrahmens abgefedert ist.
[0002] Aus DE-OS 21 44 157 ist es für die Führung von Radsätzen in Drehgestellen von Schienenfahrzeugen
bekannt, den Radsatz durch einen Rahmen an einem Querträger eines Drehgestellrahmens
so zu führen, daß der Radsatz Schwenkbewegungen in senkrechter Richtung ausführungen
kann. Die Rädar jedes Radsatzes sind dabei torsionssteif über eine Radsatzwelle verbunden.
Die Primärfederung des Radsatzes gegenüber dem Drehgestellrahmen erfolgt über Schraubenfedern
beiderseits eines Achslagergehäuses. Eine derartige Radsatzführung hat den Nachteil,
daß die durchgehende Radsatzwelle der Anwendung tiefliegender Fußböden entgegensteht.
[0003] Es ist ferner bekannt, in einem Drehgestell einen Radsatz in Losradausführung und
den anderen Radsatz mit durchgehender Radsatzwelle auszuführen.
[0004] Nachteil dieser Konstruktion ist die bei einem der Radsätze durchgehende Welle, welche
einem niedrig liegenden Fußboden im Wege steht (Organ für den Fortschritt des Eisenbahnwesens"
Heft 17/18, September 1942, Seite 268 - 273).
[0005] Gegenüber dem gattungsgemäßen Drehgestell liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein Triebdrehgestell so auszubilden, daß ein durchlaufender auf niedrigem Niveau liegender
Fußboden anwendbar ist, und daß gleichzeitig die Führungseigenschaft von Radsätzen
mit durchgehender Radsatzwelle weitgehend erhalten bleibt.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß dadurch, daß alle vier Räder des Drehgestelles
als Losräder ausgeführt sind, wobei jeweils zwei dieser Losräder einen Radsatz bilden,
daß jedes der Losräder mit Stehlagern mit dem Rahmen kippsicher verbunden ist, wobei
der u-förmig als torsionssteifes Hohlkastenprofil ausgebildete Rahmen an zwei Lagern
in der Umgebung der Langträger und innerhalb derselben in vertikaler Richtung schwenkbar
an je einen Querträger angeschlossen ist, daß die Losräder des Radsatzes über Getriebemittel
torsionssteif untereinander verbunden und von einem Fahrmotor antreibbar sind.
[0007] Durch die strikte Anwendung von Losrädern an beiden Radsätzen kann ein Fußboden
des Wagenkastens durchgehend auf niedrigen Niveau gehalten werden, da die Radsatzwellen
entfallen. Das bei Losrädern nachteilige Anlaufen der Spurkränze an den Schienen
mangels Führung durch die kegeligen Laufflächen der untereinander torsionssteif verbundenen
Räder wird erfindungsgemäß erheblich dadurch gemindert, daß einer der Radsätze angetrieben
ist und durch Getriebemittel die beiden Losräder torsionssteif verbunden werden, so,
als ob eine Radsatzwelle vorhanden wäre.
[0008] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in Zeichnungen dargestellt. Es zeigen:
Figur 1 eine Seitenansicht gemäß Schnitt I-I eines Drehgestells mit Rahmen und Getriebemittel
Figur 2 eine Draufsicht auf das Drehgestell
Figur 3 einen Schnitt III-III
[0009] Ein Triebdrehgestell, insbesondere für mehrgliederige Straßenbahnwägen ist in einer
Seitenansicht in Figur 1 dargestellt. Zwei Radsätze 1 und 2 sind in einem Drehgestellrahmen
3 geführt. Die Führung der Radsätze wird dabei erfindungsgemäß durch einen Rahmen
4 bewerkstelligt, der mittels elastischer Gelenke 5 an den Drehgestellrahmen 3 so
angeschlossen ist, daß der Rahmen 4 vertikale Drehbewegungen um eine horizontal liegende
Drehachse 6 ausführen kann. Der Rahmen 4 ist durch Primärfedern 7 gegen den Drehgestellrahmen
3 abgefedert. Die Radsätze 1 und 2 sind als Losräder 8 ausgebildet, die in Stehlagern
9 kippsicher an den Rahmen 4 angeschlossen sind. Der Rahmen 4 ist zu diesem Zweck
als torsionssteifes Hohlkastenprofil ausgeführt. Die Gelenke 5 sind in Fahrtrichtung
gesehen steif, jedoch gegen Verschränkungen des Rahmens 4 gegen den Drehgestellrahmen
3 wie sie beim Durchfahren von Gleisunebenheiten auftreten, weich. Das Drehgestell
im dargestellten Beispiel besteht aus dem nicht angetriebenen Radsatz 1 und dem angetriebenen
Radsatz 2. Die Übertragung eines Drehmoments eines nicht dargestellten Fahrmotors
auf den Radsatz 2 erfolgt über eine ebenfalls nicht dargestellte Kardanwelle und Getriebemittel
10, welche als stirnseitig an je ein Losrad 8 angeschlossenes Untersetzungsgetriebe
11 ausgebildet sind.
[0010] Zur Abfederung ist ein Wagenkasten 12 über Sekundärfedern 13 gegen den Drehgestellrahmen
3 abgefedert. Die Sekundärfedern 13 können dabei vorteilhafterweise als Gummifedern
ausgebildet sein.
[0011] Eine Draufsicht auf das Drehgestell zeigt Figur 2. Die Losräder 8 der Radsätze 1
und 2 sind über die Stehlager 9 kippsicher mit dem torsionssteifen Rahmen 4 verbunden,
der durch verschleißfrei ausgebildete Gelenke 5 an einen Querträger 5 des Drehgestellrahmens
3 angeschlossen ist. Die Losräder 8 des angetriebenen Radsatzes 2 werden durch je
ein Untersetzungsgetriebe 11 angetrieben. Die beiden Untersetzungsgetriebe 11 sind
erfindungsgemäß über eine Verbindungswelle 14 torsionssteif verbunden. Durch die
Verbindungswelle 14 wird der gleiche Effekt erreicht, als wären die beiden Losräder
8 des Radsatzes 2 durch eine Radsatzwelle unmittelbar verbunden. Jedoch bleibt der
Raum zwischen den Losrädern 8 für einen tiefliegenden durchgehenden Fußboden 6 des
Wagenkastens 12 (Figur 1) frei. Durch die quasi torsionssteife Verbindung der Losräder
8 wird das nachteilige Anlaufen der Losräder 8 an den Schienen vermieden, denn es
tritt der bei starren Radsätzen bekannte Sinuslauf in gestreckter Form auf.
[0012] Eine Stirnansicht des Drehgestelles, teils als Schnitt III-III, stellt Figur 3 dar.
Der Rahmen 4 wird durch die Gelenke 5 in vertikaler Richtung schwenkbar an den Querträger
14 des Drehgestellrahmens 3 angeschlossen. Der Rahmen 4 ist über die Primärfeder
7 gegen den Drehgestellrahmen 3 und dieser wiederum durch die Sekundärfeder 13 gegen
den Wagenkasten 12 abgefedert. Die Primärfeder 7 ist als Gummimetall-Verbundfeder
ausgebildet.
[0013] Durch die Ausbildung der Rädar als Losrädar 8 und die Übertragung des Drehmoments
eines nicht dargestellten Fahrmotors über die Verbindungswelle 14 auf die Losräder
des Radsatzes 2 kann der Fußboden 16 durchgehend tiefliegend ausgeführt werden.
1. Radsatzführung für Drehgestelle von Schienenfahrzeugen, insbesondere Fahrzeuge
des Nahverkehrs, bei der Räder eines Radsatzes durch einen Rahmen über eine horizontal
und quer zur Fahrtrichtung liegende Drehachse schwenkbar mit einem Querträger eines
Drehgestellrahmens verbunden sind, und zwischen Radsatzlagern und Langträgern des
Drehgestellrahmens Primärfedern vorgesehen sind, sowie ein Wagenkasten über Sekundärfedern
gegen die Langträger des Drehgestellrahmens abgefedert ist, dadurch gekennzeichnet,
daß alle vier Räder des Drehgestelles als Losräder 8 ausgeführt sind, wobei jeweils
zwei dieser Losräder einen Radsatz 1 bzw. 2 bilden, daß jedes der Losräder 8 mit Stehlagern
9 mit dem Rahmen 4 kippsicher verbunden ist, wobei der u-förmig als torsionssteifes
Hohlkastenprofil ausgebildete Rahmen 4 an zwei Lagern 5 in der Umgebung der Langträger
und innerhalb derselben in vertikaler Richtung schwenkbar an je einen Querträger
15 angeschlossen ist, daß die Losrädar 8 des Radsatzes 2 über Getriebemittel 10 torsionssteif
untereinander verbunden und von einem Fahrmotor antreibbar sind.
2. Radsatzführung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Lager 5
so ausgebildet sind, daß sie in Fahrtrichtung steif, jedoch gegen Verwindungen des
Rahmens 4 gegenüber dem Drehgestellrahmen 3 nachgiebig sind.
3. Radsatzführung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Getriebemittel
aus je einem stirnseitig an ein Losrad 8 des angetriebenen Radsatzes 2 angeschlossenen
Untersetzungsgetriebe 11 gebildet werden, daß dabei beide Untersetzungsgetriebe 11
torsionssteif durch eine Übertragungswelle 14 untereinander verbunden sind, und daß
eines der Untersetzungsgetriebe 11 über eine Kardanwelle mit einem Fahrmotor verbunden
ist.