[0001] Die Erfindung betrifft eine Schlitzdüsenvorrichtung zum Schmelzspinnen von metallischen
Schmelzen, bestehend aus einem zylinderförmigen heizbaren Schmelzenbehälter und aus
einer daran angebrachten Düse mit einer Düsenfläche, in der wenigstens ein rechteckiger,
von zwei gegenüberliegenden Lippen und zwei gegenüberliegenden Stegen gebildeter
Schlitz vorgesehen ist, und mit schräg zu den Lippen der Düsenfläche hin geneigten
gegenüberliegenden Seitenwänden, wobei die Lippen gleiche Breite und zueinander parallele
seitenwandseitige und schlitzseitige Kanten aufweisen.
[0002] Zur Herstellung von amorphen Metallbändern wird das Schmelzspinnoder "melt-spinning"-Verfahren
in weitem Umfang benützt. Dabei wird eine Metallschmelze, gegebenenfalls unter Zwang,
über eine Düse auf einen sich bewegenden Kühlkörper, in der Regel auf einen mit mindestens
200 m/min rotierende Metalltrommel, vorzugsweise eine Kupfertrommel, aufgebracht.
Durch die daraus resultierende Abschreckung mit einer Kühlrate von midestens 10⁵°C/s
können nach diesem Verfahren amorphe Metallbänder erhalten werden (Zeitschrift für
Metallkunde 64, 1973, S. 835-843).
[0003] Als gattungsgemäßer Stand der Technik wird von einer Vorrichtung zum Stranggießen
eines dünnen Metallstreifens nach der DE-PS 27 46 238 ausgegangen. Bei dieser bekannten
Vorrichtung ist die Breite der in Bewegungsrichtung der Kühlkörper zuerst kommenden
Lippe wenigstens gleich der Breite des Schlitzes. Die Breite der anderen Lippe beträgt
das 1,5- bis 3-fache der Breite des Schlitzes. Ferner ist der Abstand der Lippen von
der Kühloberfläche unterschiedlich. Aufgrund des unterschiedlichen Abstands der beiden
Lippen von der Kühloberfläche sowie augrund der in der Regel unterschiedlichen Breite
der Lippen ist die Herstellung der Düse aufwendig. Wegen der im Vergleich zur Breite
des Schlitzes relativ schmalen Lippen ist die bekannte Düse nicht ausreichend widerstandsfähig,
um Anforderungen im Dauereinsatz bei Temperaturen von mehr als 1000°C zu genügen,
so daß ein häufiger Austausch erforderlich ist.
[0004] Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe besteht deshalb darin, die Schlitzdüsenvorrichtung
der gattungsgemäßen Art zur Fertigung von amorphen bzw. teilweise amorphen Metallbändern
mit gleichmäßigen Abmessungen und gleichbleibenden Eigenschaften über alle Banddimensionen
einfach und widerstandsfähig auszubilden.
[0005] Diese Aufgabe wird ausgehend von der Schlitzdüsenvorrichtung der gattungsgemäßen
Art dadurch gelöst, daß die beiden Lippen in ein und derselben, von der Düsenfläche
gebildeten Ebene liegen, daß das Verhältnis der Breite des Schlitzes zur Breite jeder
Lippe 1:20 bis 1:5 beträgt und daß die lippenseitigen äußeren Seitenwände der Düse
mit der Ebene der Düsenfläche jeweils einen Winkel von 40° bis 60° bilden.
[0006] Überraschenderweise läßt sich mit der erfindungsgemäßen Schlitzdüsenvorrichtung ein
Metallband erzeugen, das problemlos von einer als Kühlfläche dienenden rotierenden
Kupferwalze abgelöst werden kann.
[0007] Zweckmäßigerweise bilden die lippenseitigen äußeren Seitenwände der Düse mit der
Ebene der Düsenfläche einen Winkel von 45°.
[0008] Ein vorteilhaftes Verhältnis der Breite des Schlitzes zur Breite jeder Lippe liegt
bei 1:10 bis 1:6.
[0009] Bevorzugt werden die Düse und der vorgeordnete Schmelzenbehälter in einem Stück
und aus demselben Material gefertigt.
[0010] Die Düse und der Schmelzenbehälter werden in der Regel für nicht reaktive Metalle
oder Metallegierungen, z.B. der 8. Nebengruppe oder der 1. und 2. Nebengruppe aus
Quarz, für reaktive Metalle oder Metallegierungen z.B. der 3., 4. oder 5. Nebengruppe
aus Graphit und für besonders hochschmelzende Legierungen wie z.B. ZrY- oder AlTi-Legierungen,
die ab ca. 1400°C schmelzen, oder für reaktive Legierungen, die mit Graphitdüsen nicht
spinnbar sind, aus Zirkonoxid gefertigt.
[0011] Die erfindungsgemäße Schlitzdüsenvorrichtung eigenet sich insbesondere zum Schmelzspinnen
von Metallschmelzen zu amorphen Bändern.
[0012] Anhand von Zeichnungen werden Ausführungsbeispiele der Erfindung näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 eine Schlitzdüsenvorrichtung im Axialschnitt,
Fig. 2 eine Draufsicht auf eine erste Ausführungsform der Düse und
Fig. 3 eine Draufsicht auf eine zweite Ausführungsform der Düse.
[0013] Der in Fig. 1 gezeigte, einer Düse 2 vorgeordnete zylinderförmige Schmelzenbehäter
1 kann mit nicht gezeigten Heizeinrichtungen und Reglern zur Aufrechterhaltung der
Temperatur der Schmelze versehen sein. Der Schmelzenbehälter 1 und die Düse 2 sind
in der Regel in einem Stück aus ein und demselben Material gefertigt.
[0014] Die Düse 2 hat eine Düsenfläche 3 mit einem Schlitz 8 (Fig. 2) oder mit mehreren,
fluchtend angeordneten Schlitzen 8 (Fig. 3), die einen rechteckigen Querschnitt für
die Erzeugung jeweils eines Bandes aufweisen und die von zwei Lippen 4, 5 begrenzt
sind. Die Schlitze 8 sind außerdem von seitlichen Stegen 13 und 14 in der Ausführungsform
von Fig. 2 begrenzt. In der Ausführungsform von Fig. 3, in der drei zueinander fluchtende
Schlitze 8 dargestellt sind, sind zusätzlich zwischen den Schlitzen 8 noch Stege 15
und 16 vorgesehen. Der Abstand zwischen den Schlitzen 8 bzw. die Erstreckung der Stege
15 und 16 sowie auch die Erstreckung der äußeren Stege 13 und 14 muß so groß sein,
daß die für die Düse 2 erforderliche Festigkeit gewährleistet bleibt.
[0015] Die Düse 2 hat lippenseitige ebene Seitenwände 11 und 12, die sich vom Schmelzenbehälter
1 zur Düsenfläche 3 unter einem Winkel α geneigt erstrecken, der bei dem Ausführungsbeispiel
von Fig. 1 45° beträgt.
[0016] Der Schlitz 8 oder die Schlitze 8 sind senkrecht zu den Stegen 13, 14, 15, 16, also
lippenseitig, von Kanten 9 begrenzt, die gleichzeitig Kanten der Lippen 4, 5 sind
und die zueinander parallel sowie parallel zu den seitenwandseitigen Kanten 10 der
Lippen 4, 5 sind. Die Lippen 4, 5 der Düsenfläche 3 weisen die gleiche Breite 7 auf.
Das Verhältnis der Breite 6 des Schlitzes 8 bzw. der Schlitze 8 zur Breite 7 einer
Lippe 4, 5 erstreckt sich von 1:20 bis 1:5. Bevorzugt ist der Bereich von 1:10 bis
1:6.
[0017] Beispielsweise kann die Breite 6 des Schlitzes 8 0,3 bis 0,6 mm und die Breite 7
einer Lippe 4, 5 3 bis 6 mm betragen. Die Länge des oder der Schlitze 8 bestimmt
sich aus der geforderten Breite des herzustellenden Bandes. Für eine Düse 2 mit einem
einzigen Schlitz 8 kann die Länge zwischen 4 und 40 mm variieren. Bei einer Düse mit
drei zueinander fluchtend ausgerichteten Schlitzen 8, wie dies in Fig. 3 gezeigt ist,
liegt der Abstand zwischen den Schlitzen 8 bzw. liegt die Stärke der Stege 15, 16,
zwischen 3 und 6 mm.
[0018] Die Schlitzdüsenvorrichtung wird in der Regel senkrecht zu einer nicht gezeigten,
sich bewegenden Kühlfläche, meist einer rotierenden Kupferwalze, angeordnet. Durch
die plane Düsenoberfläche 3 ist der Abstand beider Lippen 4, 5 zu der Kühloberfläche
gleich.
[0019] Die Erfindung wird anhand von Beispielen weiter erläutert.
Beispiel 1
[0020] In einer Schlitzdüsenvorrichtung nach Fig. 1 aus Quarz wird eine Legierung der Zusammensetzung
Fe₈₁B₁₃,₅Si₃,₅C₂ bei 1200°C aufgeschmolzen. Unter einem Druck von 0,8 bar wird in
einer Heliumatmosphäre das schmelzflüssige Metall durch eine mit einem einzigen Schlitz
8 versehene Düse 2 mit den Abmessungen
Breite 6 des Schlitzes 8 |
0,2 mm, |
Breite 7 einer Lippe 4, 5 |
4,0 mm, |
Länge des Schlitzes 8 |
20,0 mm, |
im wesentlichen senkrecht auf eine in einem Abstand von 0,2 mm angeordnete, mit 40
m/s rotierende Kupfertrommel gepreßt. Die Schmelze verfestigt sich zu einem amorphen
Metallband mit einer Dicke von 50 µm und einer Breite von 20 mm, das äußerst leicht
von der Kupfertrommel ablösbar ist.
Beispiel 2
[0021] In einer Schlitzdüsenvorrichtung nach Fig. 1 aus Graphit wird eine Legierung mit
der Zusammensetzung Cu₆₅Ti₃₅ bei 1100°C aufgeschmolzen. Unter einem Druck von 0,5
bar in einer Heliumatmosphäre wird das schmelzflüssige Metall durch eine mit meinem
Schlitz 8 versehene Düse 2 mit den Abmessungen
Breite 6 des Schlitzes 8 |
1,0 mm, |
Breite 7 einer Lippe 4, 5 |
8,0 mm, |
Länge des Schlitzes 8 |
6,0 mm, |
im wesentlichen senkrecht auf eine in einem Abstand von 1,0 mm angeordnete, sich
mit 30 m/s drehende Kupfertrommel gepreßt. Die Schmelze verfestigt sich zu einem
amorphen, leicht ablösbaren Metallband mit einer Dicke von 50 µm und einer Breite
von 5,5 mm.
Beispiel 3
[0022] In einer Schlitzdüsenvorrichtung nach Fig. 1 aus Zirkonoxid wird eine Legierung
mit der Zusammensetzung ZrY bei 1500°C aufgeschmolzen. Unter einem Druck von 0,8 bar
in einer Argonatmosphäre wird das schmelzflüssige Metall durch eine mit einem Schlitz
8 versehene Düse 2 mit den Abmessungen
Breite 6 des Schlitzes 8 |
0,4 mm, |
Breite 7 einer Lippe 4, 5 |
4,0 mm, |
Länge des Schlitzes 8 |
10,0 mm, |
im wesentlichen senkrecht auf eine in einem Abstand von 0,15 mm angeordnete, sich
mit 35 m/s drehende Kupfertrommel gepreßt. Die Schmelze verfestigt sich zu einem
mikrokristallinen, leicht ablösbaren Metallband mit einer Dicke von 8 m und einer
Breite von 10 mm.
Beispiel 4
[0023] In einer Schlitzdüsenvorrichtung nach Fig. 3 aus Quarz mit drei fluchtend ausgerichteten
Schlitzen 8 wird eine Legierung der Zusammensetzung Ni₂₄Zr₇₆ bei 1200 C aufgeschmolzen.
Unter einem Druck von 0,8 bar in einer Heliumatmosphäre wird das schmelzflüssige Metall
durch die Düse 2 mit den drei Schlitzen 8 und den Abmessungen
Breite 6 eines jeden Schlitzes 8 |
0,4 mm, |
Breite 7 einer Lippe 4, 5 |
4,0 mm, |
Länge des jeden Schlitzes 8 |
3,5 mm, |
Abstand zwischen den Schlitzen 8 bzw. Breite der Stege 15 bzw 16 |
3,0 mm, |
im wesentlichen senkrecht auf eine in einem Abstand von 0,15 mm angeordnete und mit
30 m/s rotierende Kupfertrommel gepreßt. Die Schmelze verfestigt sich gleichzeitig
zu drei amorphen, leicht ablösbaren Metallbändern mit einer Dicke von jeweils 50 µm
und einer Breite von jeweils 3,5 mm.
1. Schlitzdüsenvorrichtung zum Schmelzspinnen von metallischen Schmelzen, bestehend
aus einem zylinderförmigen, beheizbaren Schmelzenbehälter (1) und aus einer daran
angebrachten Düse (2) mit einer Düsenfläche (3), in der wenigstens ein rechteckiger,
von zwei gegenüberliegenden Lippen (4, 5) und zwei gegenüberliegenden Stegen (13,
14) gebildeter Schlitz (8) vorgesehen ist, und mit schräg zu den Lippen (4, 5) der
Düsenfläche (3) hin geneigten gegenüberliegenden Seitenwänden (11, 12), wobei die
Lippen (4, 5) die gleiche Breite (7) und zueinander parallele seitenwandseitige
und schlitzseitige Kanten (9, 10) aufweisen, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Lippen (4, 5) in ein und derselben, von der Düsenfläche (3) gebildeten
Ebene liegen, daß das Verhältnis der Breite (6) des Schlitzes (8) zur Breite (7)
jeder Lippe (4, 5) 1:20 bis 1:5 beträgt und daß die lippenseitigen äußeren Seitenwände
(11, 12) der Düse (2) mit der Ebene der Düsenfläche (3) jeweils einen Winkel (α) von
40° bis 60° bilden.
2. Schlitzdüsenvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die lippenseitigen äußeren Seitenwände (11, 12) der Düse (2) mit der Ebene der
Düsenfläche (3) einen Winkel (α) von 45° bilden.
3. Schlitzdüsenvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Verhältnis der Breite (6) des Schlitzes (8) zur Breite (7) jeder Lippe (4,
5) zwischen 1:10 und 1:6 liegt.
4. Schlitzdüsenvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Düse (2) sowie der vorgeordnete Schmelzenbehälter (1) in einem Stück aus
demselben Material gefertigt sind.
5. Schlitzdüsenvorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Düse (2) und der Schmelzenbehälter (1) aus Quarz, Graphit oder Zirkonoxid
bestehen.
6. Verwendung der Schlitzdüsenvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5 zum Schmelzspinnen
von Metallschmelzen zu amorphen Bändern.