[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von orthopädischen Maßschuhen
gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Die Versorgung der auftritts- und belastungskranken Füße mit orthopädischen Maßschuhen,
z. B. bei Rheuma, Hallux Valgus, offener Ulkus, Verschwielungen, Vernarbungen, Spreiz-,
Klauen-, Hohlfüßen usw. erfordert einen hohen Zeit- und Kostenaufwand, da alle Schuhteile,
einschließlich der Leisten, Einzel- und Spezialanfertigungen sind und daher zur Fertigung
einen hohen Zeitaufwand erfordern.
[0003] Wichtig ist zunächst, daß die beiden Leisten möglichst exakt an die Fußform des Patienten
angepaßt werden. Die Fertigung solcher orthopädischer Maßleisten ist nicht nur aufwendig,
sondern auch sehr teuer und beeinhaltet jeweils nur eine Formgebungsmöglichkeit. Niveau
und Modeansprüche, auch der Personengruppe mit zivilisations- und auftrittskranken
Füßen, steigen. Diese Fußkranken wollen nicht immer die gleichen, hergebrachten Schuhe,
sondern wie gesunde Bürger ständig wechselnde Modelle auch mit wechselnden Leistenformen,
zum Beispiel Sportschuhe, Freizeitschuhe, offene Sommerschuhe, Winterstiefel usw.
In diesen Fällen muß nach dem Stand der Technik jeweils ein gesondertes Leistenpaar
erstellt werden. Wegen der hohen Kosten kann die Mehrzahl der Patienten sich solche
Modewünsche nicht erfüllen.
[0004] Das nächste zu lösende Problem stellt sich bei der Übertragung der Leistenform auf
die Schnittmuster zur Herstellung des Lederschaftes, wobei nicht nur eine korrekte,
sondern auch eine elegante oder wenigstens gefällige Modellform erstellt werden soll.
Diese Arbeit wird in der Schuhindustrie von gelernten, spezialisierten Modelleuren
erledigt. Die Beschäftigung von Modelleuren bei der Herstellung von orthopädischen
Maßschuhen scheidet jedoch schon aus Kostengründen aus.
[0005] Der letzte Problempunkt ist dann die Herstellung der beiden Maßschuhe selbst. Durch
die zur Entlastung des Patientenfußes nötigen Einlagen, Polsterungen und Bettungen
erhielten diese in der Vergangenheit überwiegend ein unförmiges, unelegantes Aussehen.
Dieser Problempunkt wurde jedoch bereits weitestgehend entschärft durch das in der
DE-PS 32 01 488 beschriebene Verfahren zur Herstellung von brandsohlenlosen Schuhen.
Diese Verfahrenstechnik läßt sich auch bei der nachfolgend beschriebenen Erfindung
einsetzen.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs
genannten Art anzugeben, welches den Orthopädie-Schuhmacher weitestgehend von den
mit der Schuhherstellung verbundenen Nebenarbeiten und modischen Gestaltungsarbeiten
entlastet und es ihm ermöglicht, sich ganz auf die Arbeit am Patienten zu konzentrieren,
welches insbesondere die paßgenaue Herstellung der Leisten und der Maßschuhe erleichtert
und beschleunigt und welches die Verwendung serienmäßiger und konfektionierter Teile
erlaubt.
[0007] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren der gattungsgemäßen Art mit den Merkmalen
gemäß Kennzeichen des Patentanspruchs 1.
[0008] Auch das erfindungsgemäße Verfahren beginnt zunächst mit der Herstellung eines Gipsabgusses,
insbesondere unter Zuhilfenahme von Gipsbinden. Mit Hilfe dieses Gipsabgusses wird
die Rückfußform des Patienten exakt auf den Leisten übertragen, indem dort entweder
Material abgenommen oder gemäß einer Weiterbildung der Erfindung mit Hilfe von aushärtenden
Kunststoffmassen zugegeben wird, wobei der Gipsabguß mit Trennmittel eingestrichen
wird. Diese Übertragung beschränkt sich auf den Rückfußbereich, d. h. auf den Bereich
von der Ferse bis zu den Ballen.
[0009] Bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird es erstmals möglich, individuell
angepaßte orthopädische Maßschuhe unter Verwendung serienmäßig vorgefertigter Teile,
die nach Art eines Baukastens zusammengestellt werden, zu fertigen. Der Patient kann
aus einem vorgelegten Bildkatalog sein Wunschmodell aussuchen.
[0010] Der Orthopädie-Schuhmacher kann dieses Modell bildgetreu fertigen und alle dazu erforderlichen
Schuhteile teilweise oder ganz vorgefertigt ab Lager beziehen. Damit kennt er von
vornherein die Preise der nötigen Schuhteile, die dank ihrer serienmäßigen Vorfertigung
erheblich billiger sind als bei einer Einzelfertigung. Der Orthopädieschuhmacher kann
daher genau kalkulieren und die Patienten zu einem konkurrenzfähigen Preis beliefern.
[0011] Dank dessen werden die Patienten in Zukunft eher bereit und in der Lage sein, sich
ein neues, dem gewünschten Verwendungszweck und der Mode angepaßtes Paar orthopädischer
Maßschuhe fertigen zu lassen.
[0012] Vorzugsweise findet als Leisten ein Standard-Serienleisten, beispielsweise ein Klapp-
oder Schubleisten, Verwendung, entsprechend den Industrie-Leisten. Dem liegt die Erkenntnis
zugrunde, daß Fußdeformierungen zu 80 % nur im Vorfußbereich auftreten, und daß trotz
unterschiedlicher Fußformen im Rückfußbereich alle Fertigungsteile standardisierbar
sind, z. B. die Brandsohlen, die Absätze, die Sohlen, die Spitzen- und Fersenkappen
und die Schäfte.
[0013] Sobald auf diese Weise der individuell angepaßte Patientenleisten fertiggestellt
ist, kann vorzugsweise mit Hilfe der Tiefziehtechnik eine Kunststoffolie über die
Sohlen- und Seitenflächen des Leistens gezogen und anschließend so zugeschnitten werden,
daß eine Art Sohle mit einstückig angeformter Hinterkappe übrig bleibt.
[0014] Als wichtigster Zwischenschritt wird über den Leisten ein Probeschaft gezogen und
auf die zugeschnittene Kunststoffolie gezwickt und geklebt. Nachdem noch ein Absatz
angebracht ist, kann dieser Probierschuh vom Patienten zum Probelaufen und zur Paßformkontrolle
angezogen werden. Etwaige Korrekturen können direkt am Probierschuh markiert werden;
auch läßt sich der Probierschuh aufschneiden, um die exakte Position des Auftritts
und eventuell nötiger Polsterungen, Abrollhilfen und dergleichen zu kontrollieren.
[0015] Nach dem Wieder-Aufleisten des Probierschuhes lassen sich die angezeigten Korrekturen
direkt auf den Leisten übertragen, so daß Fehler praktisch ausgeschlossen sind.
[0016] Wenn der Probeschaft bereits den gewünschten Vorgaben entspricht, kann sich der Patient
anhand des Katalogs aus einer Vielzahl von kompletten Schuhmodellen sein Wunschmodell
aussuchen und bestimmen. Alle dazu erforderlichen Schuhteile wie Brandsohlen, Hinterkappen,
Vorderkappen, Bettungsteile usw. können vom Orthopädie-Schuhmachermeister ganz oder
teilweise vorgefertigt bezogen und anschließend über den von ihm erstellen Maßleisten
kataloggerecht zusammengebaut werden. Durch die Herstellung des Probierschuhes unter
Verwendung von Kunststoff statt Leder entstehen nur minimale Mehrkosten, die jedoch
bereits durch die Möglichkeit, sowohl die Paßform als auch das Aussehen des endgültigen
Maßschuhes bereits vor der Herstellung desselben kontrollieren zu können, aufgewogen
werden.
[0017] Der Rationalisierungseffekt der Erfindung aufgrund der oben beschriebenen Möglichkeit,
standardisierte, serienmäßig vorgefertigte Teile verwenden zu können, geht jedoch
weit darüber hinaus. Alle Schuhteile einschließlich der Ösen und Schuhbänder können
in größeren Stückzahlen serienmäßig hergestellt und zusammengestellt werden. Die Kosten
für Modellieren, Zuschneiden, Schärfen, Umbuggen, Steppen usw. verteilen sich auf
größere Stückzahlen. Es ist somit erstmals möglich, ein Baukastensystem nach Schuhmusterkatalog
zu erstellen, in dem alle für die Anfertigung kompletter orthopädischer Maßschuhe
erforderlichen Schuhteile vorgefertigt enthalten sind.
[0018] Zwar werden auch jetzt schon in besonders problematischen Fällen Probierschuhe aus
billigem Futterleder hergestellt. Damit konnte jedoch die Paßformgröße des endgültigen
Lederschaftes nicht bestimmt werden. Auch konnten diese Probierschuhe das Aussehen
des fertigen Maßschuhes keinesfalls ausreichend genau erahnen lassen, da sie modellisch
keinerlei Ähnlichkeit mit dem endgültigen Schuh hatten.
[0019] Auch bei der abschließenden Herstellung des eigentlichen Maßschuhes auf dem kontrollierten
und gegebenenfalls überarbeiteten Leisten leistet die Verwendung von Probeschäften,
die wie schon erwähnt aus preiswertem Kunststoffmaterial, insbesondere auf Gewebebasis
bestehen, gute Hilfe. Ist eine Anprobe nicht erforderlich, beispielsweise bei Nachlieferungen,
braucht der Orthopädie-Schuhmachermeister lediglich so lange diese Probeschäfte als
Paßformkontrolle auf den Leisten zu halten, bis er die passende Größe ermittelt hat.
Erst dann bestellt er die erforderlichen Materialien und baut damit den orthopädischen
Maßschuh zusammen. Das zeitraubende und oft ungenaue Übertragen der Leistenform auf
das Leder mit Hilfe von Papierschablonen usw. entfällt völlig, ebenso das Zusammensteppen
der verschiedenen Lederteile usw. Dank der Standardisierung auch der Brandsohlen im
Rückfußbereich ergibt sich automatisch eine saubere Schuhform, ein exakter Schuhaufbau
und vor allem mühelos eine exakte Übereinstimmung der Absätze und Sohlenkonstruktion.
[0020] Die vorstehend schon erwähnten tiefgezogenen Kunststoffolien können nicht nur auf
der Sohlenfläche, sondern auch auf der Oberseite des Leistens Verwendung finden. Sollen
für einen Patienten neben Halbschuhen auch Stiefel, Turnschuhe oder dergleichen hergestellt
werden, mußten bisher jeweils eigene Leisten angefertigt werden. Dies entfällt dank
der auf die Oberseite des Leistens aufgeformten Kunststoffolie, die je nach Anwendungsfall
als Vorfuß- und/oder Rückfußhütchen zugeschnitten wird. Auf diese Hütchen wird mit
Hilfe von Kork und/oder aushärten Kunststoffmassen die entsprechende Verstärkung aufgebracht.
Auf diese Weise kann der Orthopädie-Schuhmacher mit einem Griff den Patientenleisten
umgestalten, um darauf je nach Wunsch des Patienten leichte, offene Sommerschuhe,
feste Halbschuhe, Turnschuhe oder Stiefel zu fertigen und dabei entsprechend der aktuellen
Mode den Schuh mit einer gezogenen, schmalen Spitze, mit einer runden Spitze usw.
ausbilden. In allen diesen Fällen bleibt als wesentlicher Vorteil die Einlagenform
es Leistens immer dieselbe; der Patient findet in allen diesen Schuhen die optimale,
auf seinen Fuß abgestimmte Paßform.
[0021] Schließlich besteht dank der Trennfolie auch die Möglichkeit,zunächst nur den Leisten
und erst anschließend die Verstärkungen aus dem Schuh herauszunehmen. Dies ist dann
von Vorteil, wenn für einen Patienten sehr starke Verstärkungen, beispielsweise für
Hammerzehen, Überbeine, Ballenerweiterungen und dergleichen, erforderlich sind. In
solchen Problemfällen mußte bisher der Orthopädie-Schuhmacher die Schaftnähte vorsorglich
auftrennen, um ein Reißen des Leders beim Ausleisten zu verhindern.
[0022] Anhand der Zeichnung soll die Erfindung in Form von Ausführungsbeispielen näher erläutert
werden. Es zeigen jeweils in schematischer Darstellung:
Fig. 1 das Übertragen der Gipsabgußform auf die Sohlenfläche des Leistens,
Fig. 2 das Übertragen des Gipsabgusses auf die Sohlenfläche des Leistens, unter Verwendung
eines aushärtenden Kunststoffes,
Fig. 3 das Übertragen des Rückfußbereiches einer standardisierten Brandsohle auf den
Fersenbereich der Fußbettung,
Fig. 4 eine tiefgezogene und zugeschnittene Kunststoffolie für die Herstellung eines
Probierschuhs,
Fig. 5 das Ermitteln der richtigen Schaftgröße mit Hilfe eines Probeschaftes,
Fig. 6 eine tiefgezogene Kunststoffolie auf der Oberseite des Leistens,
Fig. 7 das Aufsetzen einer tiefgezogenen Kunststoffolie mit Verstärkungen auf den
Leisten.
[0023] In Fig. 1 erkennt man in der linken Hand des Orthopädie-Schuhmachers einen nach Art
einer Einlage zugeschnittenen Gipsabguß 2 vom Fuß des Patienten. Der Vorfußbereich
2.1 des Gipsabgusses ist entfernt.
[0024] In der rechten Hand des Orthopädie-Schuhmachers erkennt man einen Standardleisten
1, beispielsweise aus der Schuhindustrie. Der Rückfußbereich 1.1 des Leistens 1 wurde
unter Zuhilfenahme des Gipsabgusses 2 exakt an die Fußform des Patienten angeglichen,
indem überflüssiges Leistenmaterial entfernt wurde.
[0025] Da es sich bei dem Leisten 1 um einen standardisierten Rohleisten handelt, ist Vorsorge
getroffen für den Fall, daß der Fuß des Patienten breiter ist als der Rohleisten.
Dies ist in Fig. 2 dargestellt. Hierzu wird auf den Leisten 1 eine aushärtende Kunststoffmasse
12 aufgetragen. Auf diese wird der Gipsabguß 2 aufgelegt, der zuvor mit einem geeigneten
Trennmittel eingestrichen wurde. Auf diese Weise erhält die Sohlenfläche des Leistens
1 ohne jede Anstrengung ein exaktes Abbild der Fußform des Patienten.
[0026] Es versteht sich, daß die Trennfläche 10 des Leistens 1 gegen das Eindringen des
Kunststoffes 12 abgedeckt werden muß.
[0027] Sobald die Sohlenfläche des Leistens 1 exakt geformt ist, wird eine Fußbettung 13
bzw. Einlage aufgebracht. Auf die freie Oberseite dieser Fußbettung 13 wird dann der
Rückfußbereich 3.1 einer standardisierten Brandsohle 3 angezeichnet. Dieser Vorgang
ist in Fig. 3 dargestellt.
[0028] Etwaige seitliche Überstände der Fußbettung 13 werden in geeigneter Weise rangiert,
d. h. verlaufend angeglichen. Wie cohon erwähnt, ist der Rückfußbereich 3.1 der Brandsohle
3 standardisiert. Die Grenze zum Vorfußbereich 3.2 wird in etwa durch die Trennlinie
3.4 markiert.
[0029] Im Vorfußbereich 3.2 ist die Brandsohle 3 breiter gehalten als der Leisten 1, um
ausreichend Brandsohlenmaterial für Überbeine, Ballenerweiterungen usw. zu haben.
Die Überstände 3.3 der Brandsohle 3 im Vorfußbereich 3.2 werden nach der Maßleistenform
beschnitten.
[0030] Nach Abnehmen der insoweit vorgefertigten Brandsohle 3 werden Leisten 1 und Fußbettung
13 mit einer Kunststoffolie 4 im Tiefziehverfahren überzogen. Diese Folie 4 wird anschließend
derart zugeschnitten, daß eine Art Brandsohle mit einstückig angeformter Hinterkappe
4′ entsteht. Dies ist in Fig. 4 dargestellt.
[0031] Auf den Leisten 1 mit Fußbettung 13 und Kunststoffolie 4 mit Hinterkappe 4′ wird
ein Probeschaft 5 aufgezogen, gezwickt und geklebt. Dieser Vorgang ist in Fig. 5 dargestellt.
Sobald noch ein Absatz 6 befestigt ist, wird der Leisten 1 ausgeleistet. Den so fertiggestellten
Probierschuh kann der Patient anprobieren und damit probelaufen.
[0032] Der Probeschaft 5 besteht aus einem preiswerten Kunststoffmaterial auf Textilbasis.
Die eingestempelte Schaftgröße dient der Bestellung des endgültigen Lederschaftes
sowie der sonstigen dazu passenden Schuhteile beim Hersteller. Die Einzelanfertigung
von Schuhteilen wie bei der herkömmlichen Orthopädie-Schuhtechnik kann zum größten
Teil entfallen, ohne daß die für den Patienten wichtige individuelle Anpassung des
Maßschuhes an seine Füße darunter leidet.
[0033] Auf jeden Fall kann der Orthopädie-Schuhmacher die exakte Paßform am Patientenfuß
vorab überprüfen und gegebenenfalls korrigieren. Markierungen können direkt auf dem
Probeschaft 5 angebracht werden. Mit Hilfe dieser Markierungen wird anschließend der
Leisten 1 korrigiert, falls dies nötig sein sollte.
[0034] Wie Fig. 6 zeigt, kann der Leisten 1 auch auf seiner Oberseite mit einer Kunststoffolie
14 im Tiefziehverfahren überzogen werden. Diese Folie wirkt beispielsweise als Trennfolie,
wie anhand der Fig. 7 noch zu beschreiben sein wird. Je nach Anwendungsfall wird die
Trennfolie 14 zugeschnitten, entweder als Vorfußhütchen 14.1 oder als Rückfußhütchen
14.2.
[0035] Fig. 7 zeigt eine Reihe von Anwendungen der als Vorfußhütchen 14.1 zugeschnittenen
Trennfolie 14. Eine Verstärkung 11.1 vergrößert die Schaftweite, wie es zur Herstellung
von Stiefeln erforderlich ist. Eine Verstärkung 11.2 dient der Anpassung an eine starke
Ballenerweiterung des Patienten. Eine Verstärkung 11.3 dient der Anpassung an Hammerzehen
des Patienten.
[0036] Da die Trennfolie 14 die Verstärkungen 11 vom Leisten 1 trennt, kann der Leisten
1 aus dem Schuh getrennt von dem Vorfußhütchen 14.1 mit den Verstärkungen 11 ausgeleistet
werden. Diese werden anschließend aus dem Schuh herausgenommen. Dadurch entfällt die
bei der herkömmlichen Technik beim Ausleisten eines Leistens mit starken Ballen- oder
Hammerzeh-Erweiterungen 11.2, 11.3 bestehende Gefahr, daß das Leder überdehnt und
beschädigt wird.
[0037] Außerdem bietet die Trennfolie 14 mit den außen aufgebrachten Verstärkungen 11 die
Möglichkeit, mit einem einzigen Leistenpaar sowohl Halbschuhe als auch - nach Aufsetzen
einer Trennfolie 14 mit den Verstärkungen 11.1 - Stiefel für den Patienten herzustellen.
Auf diese Weise wird die Erstellung eines zweiten Leistenpaares mit den nötigen Arbeiten
zur Anpassung an die Fußform des Patienten vermieden.
[0038] Insgesamt ermöglicht das erfindungsgemäße Verfahren eine Verbesserung der Paßform
und eine Vervielfältigung der modischen Gestaltungsmöglichkeiten des Leistens und
somit der Schuhe und damit einhergehend eine Erleichterung für den Patienten, eine
Vergrößerung des Angebots an Modellen und Farben, unter denen der Patient auswählen
kann, wobei er schon vorab das endgültige Aussehen des Schuhs kennt, eine Rationalisierung
sowohl bei der Herstellung der Leisten und insbesondere der Maßschuhe als auch bei
der Vorratshaltung und schließlich eine Verbilligung der Schuhherstellung durch die
Möglichkeit, bestimmte Teile des Maßschuhes serienmäßig vorzufertigen.
1. Verfahren zum Herstellen von orthopädischen Maßschuhen, wobei zunächst ein negativer
Gipsabguß (2) von der Fußsohle des kranken Fußes genommen, danach einem Rohleisten
(1) die entsprechende Sohlenform (1.1) und eine Fußbettung (13) bzw. Einlage zugeformt
werden und auf diesem Leisten (1) ein Probierschuh und endlich der Maßschuh erstellt
werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Übertragung der Sohlenform (1.1) auf den Rohleisten
(1) hauptsächlich nur im Rückfußbereich des Gipsnegativs (2) erfolgt, daß auf die
Fußbettung (13) der standardisierte Rückfußbereich (3.1) einer Brandsohle (3) übertragen
und die Fußbettung (13) angepaßt wird, daß über die Sohlen- und Seitenflächen von
Leisten (1) und Fußbettung (13) eine Kunststoff-Folie (4) gezogen und nach Art einer
Brandsohle mit angeformter Hinterkappe (4′) in einem Stück zugeschnitten wird, daß
über den Leisten (1) ein Probeschaft (5) gezogen und auf die Kunststoff-Folie (4)
gezwickt wird, daß zur Anprobe durch den Patienten unter diesem Probierschuh ein Absatz
(6) lösbar befestigt wird, daß nach dem Ergebnis der Anprobe der Leisten (1) mit Hilfe
des Probierschuhes gegebenenfalls korrigiert wird, daß Absatz (6) und Kunststoff-Folie
(4) wieder entfernt werden und daß schließlich mittels eines Lederschaftes, dessen
Größe und Form anhand des bereits verwendeten oder eines weiteren Probeschaftes (5)
ermittelt werden, der Maßschuh fertiggestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Einarbeitung der Rückfußform
und -breite auf den Leisten (1) aushärtender Kunststoff (12) auf die Sohlenfläche
des Leistens (1) aufgetragen wird, dem mittels des mit Trennmittel eingestrichenen
Gipsabgusses (2) die Sohlenform (1.1) zugeformt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß auch über die Oberseite
des Leistens (1) eine Kunststoff-Folie (14) als Trennfolie gezogen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß auf der Trennfolie (14)
Verstärkungen (11) aufgeklebt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß durch Materialauflagen austauschbare
Leistenteilformen zum Grundleisten (1) gefertigt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kunststoff-Folien
(4, 14) tiefgezogen werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß für die
Probeschäfte (5) modellisch gesteppte Kunststoff-Folien auf Textilbasis verwendet
werden.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Leisten (1) Standard-Serienleisten
verwendet werden.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß für die Maßschuhe serienmäßig
vorgefertigte Teile - Maßschäfte, Vorder- und Hinterkappen, Brandsohlen, Laufsohlen,
Absätze, Absatzflecken, Rahmen usw. - verwendet werden.