[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Mercerisieren
von textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen, bei dem eine Imprägnierung mit einem Mercerisiermedium
und danach eine in gebundener Führung erfolgende kontinuierliche Verweilbehandlung
vorgesehen ist.
[0002] Es ist ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Mercerisieren von textilen Stoffbahnen
oder Fadenscharen gemäß dem Oberbegriff der Patentansprüche 1 und 5 bekannt, bei
dem beim Mercerisieren die textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen aus Baumwolle oder
mit Baumwollanteilen mit einem Behandlungsmedium, in der Regel Natronlauge, beaufschlagt
werden, um die weitere textiltechnologische Behandlung zu ermöglichen bzw. positiv
zu beeinflussen sowie die Qualität zu verbessern.
[0003] Es ist das besondere Anliegen der Textiltechnologen, die notwendigen Imprägnierzeiten
ständig zu reduzieren und damit dazu beizutragen, bei gegebener Stoffbahngeschwindigkeit
die Baulängen der Mercerisiermaschinen weiter zu verkürzen.
[0004] Gemäß DD-WP 59 766 werden die notwendigen Imprägnierzeiten weiter verkürzt, indem
die textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen durch Klotzen imprägniert, dann breitgestreckt
und unter Spannung zwecks Verweilen über zylindrische Walzen geführt werden. Obwohl
eine Reduzierung der notwendigen Imprägnierzeit erreicht wird, erweist es sich als
nachteilig, daß die textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen von dem Verlassen der
Klotz-(Imprägnier-)Einrichtung bis zum Erreichen der Manteloberfläche der zylindrischen
Walzen die Maschine ungebunden durchlaufen. Das Klotzen soll insbesondere mittels
Foulard erfolgen. Da beim Imprägnieren durch Klotzen das Behandlungsgut relativ schnell
von dem Mercerisiermedium durchdrungen wird, beginnt meistens noch vor dem Erreichen
der zylindrischen Walzen des Verweilabteils die Umwandlung der Zellulose und Quellung
der Fasern des behandlungsgutes, wobei das Behandlungsgut bestrebt ist, zu schrumpfen.
Da das Schrumpfen zwecks Erzielung der durch das Mercerisieren angestrebten Effekte
zu vermeiden ist, muß das Behandlungsgut durch zusätzliche Einrichtungen breitgestreckt
werden. Durch diese Breitstreckeinrichtungen erhöht sich der konstruktive Aufwand
für die Mercerisiermaschine und evtl. bei horizontaler Bauform auch deren Baulänge.
Textile Fadenscharen lassen sich durch Klotzen ohne Schrumpfen und Längenverlust nicht
oder nahezu nicht mercerisieren, es sei denn, man versucht, dem Längenverlust durch
entsprechenden Zug mittels der Walzen des Verweilabteils zu begegnen.
[0005] Die bekannten Verfahren und Vorrichtungen haben den Nachteil, daß sie lange Durchlauf-
und Imprägnierzeiten, eine hohen Energie- und Arbeitszeitaufwand sowie einen hohen
konstruktiven Aufwand bedingen und daß gleichzeitig ein Schrumpfen der textilen Stoffbahnen
oder Fadenscharen ohne besondere zusätzliche Streckeinrichtungen nicht vermeidbar
ist.
Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen.
[0006] Die Erfindung, wie sie in den Ansprüchen gekennzeichnet ist, löst die Aufgabe, ein
Verfahren sowie eine Vorrichtung zum Mercerisieren von textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen
zu schaffen, bei dem die freie Wegstrecke vom Imprägnieren der Stoffbahnen oder Fadenscharen
mit Mercerisiermedium bis zum Auflaufen auf die erste Walze der Verweileinrichtung
verkürzt wird.
[0007] Die Erfindung ist im wesentliche darin zu sehen, daß das Imprägnieren mittels Pflatschen
vorgenommen wird, wobei der Pflatschauftrag insbesondere in Abhängigkeit von der in
den textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen enthaltenen Feuchtigkeit und der Höhe
der zu erreichenden Sollkonzentration des Mercerisiermediums in den textilen Stoffbahnen
oder Fadenscharen erfolgt.
[0008] Dabei ist es vorteilhaft, wenn im wesentlichen der Mercerisierprozeß erst während
der gebundenen Verweilbehandlung der textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen begonnen
wird, wobei diese während der gebundenen Verweilbehandlung ohne weitere Zufuhr von
Mercerisiermedium badfrei geführt wird. Das zu behandelnde Material wird gemäß der
Erfindung vor dem Imprägnieren entwässert.
[0009] Zur Durchführung des Verfahrens sieht die Erfindung eine Vorrichtung mit Einrichtungen
zur gebundenen Stoffbahnführung, Imprägnierung und Verweilbehandlung vor, bei der
unmittelbar in Laufrichtung der textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen vor dem Verweilabteil
eine Pflatscheinrichtung, die mindestens aus einem Trog und einer Walze besteht, vorgesehen
ist. Dabei ist nach der Erfindung die Pflatscheinrichtung dem Verweilabteil so vorgeordnet,
das für das zu behandelnde Material zwischen dem Verlassen der Oberfläche der Walze
der Pflatscheinrichtung und dem Ablaufen auf die erste Walze des Verweilabteils
ein freier Übergang von maximal 400 mm besteht.
[0010] Die durch die Erfindung erreichten Vorteile sind im wesentlichen darin zu sehen,
daß das Imprägnieren mittels Pflatschen vorgenommen wird, die freie Wegstrecke beim
Übergang des zu behandelnden Materials vom Verlassen der Pflatscheinrichtung bis zum
Auflaufen auf die erste Walze der Verweileinrichtung reduziert wird und der Verbrauch
von Mercerisiermedium optimiert wird. Die Senkung des Verbrauchs an Mercerisiermedium
wird dadurch erzielt, daß beim Pflatschen nur geringe Flüssigkeitsmengen höherer
Konzentration als der Sollkonzentration auf das zu behandelnde Material aufgebracht
werden müssen.
[0011] Trotzdem tritt ein ausreichende Mercerisierung ein. Durch den verringerten Einsatz
von Mercerisiermedium entstehen auch weniger Abprodukte beim nachfolgend notwendigen
Auswaschen der Mercerisierflüssigkeit aus den textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen.
Die Aufwendungen für die Entsorgung beim Betrieb von Mercerisieranlagen vermindern
sich dadurch ebenfalls und die Baulänge der Mercerisieranlage kann weiter verkürzt
werden.
[0012] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles unter Bezug auf
eine Zeichnung näher erläutert. Die Zeichnungsfigur zeigt in schematischer Darstellung
und in Seitenansicht die erfindungsgemäße Vorrichtung.
[0013] Die Vorrichtung besteht im wesentlichen aus einer Reihe Leitwalzen1, einer Breitstreckvorrichtung
2, einem Quetschwerk 3, einer Pflatscheinrichtung, die mit wenigstens einem Trog
4 und einer angetriebenen Pflatschwalze 5 versehen ist und einer Verweileinrichtung,
bestehend aus einer Anzahl Walzen 6; 7; 8; 9; und 10.
[0014] Im Ausführungsbeispiel besteht das zu mercerisierende Gut aus einer textilen Stoffbahn
11.
[0015] Im textiltechnologischen Ablauf wird die feuchte textile Stoffbahn 11 über die Leitwalzen
1 der Vorrichtung (Mercerisiermaschine) zugeführt, passiert die Ausbreitwalze 2 und
faltenfrei das Quetschwerk 3. Je nach dem Liniendruck dieses Quetschwerkes 3 wird
die textile Stoffbahn 11 in bestimmten Maß mechanisch entwässert. Anschließend erreicht
die textile Stoffbahn 11 die Pflatscheinrichtung und läuft über die Mantelfläche der
Pflatschwalze 5. Mittels der Pflatschwalze 5, welche in den mit Mercerisiermedium,
im Ausführungsbeispiel Natronlauge von 45
o Be gefüllten Trog 4, eintaucht, wird eine bestimmte Menge Mercerisiermedium an die
textile Stoffbahn 11 im Additionsverfahren angetragen.
[0016] Um das mit einem Optimum von Mercerisiermedium zu erreichen, ist die Oberflächengeschwindigkeit
der Pflatschwalze 5 etwas geringer als die Bahngeschwindigkeit der über die Pflatschwalze
5 laufenden textilen Stoffbahn 11. Die Drehzahl der Pflatschwalze 5 ist mittels einer
nicht dargestellten Einrichtung einstellbar. Die an die textile Stoffbahn 11 angetragene
Menge Mercerisiermedium dringt während des weiteren Durchlaufes durch die Mercerisiermaschine
in die textile Stoffbahn 11 ein und vermischt sich mit der in dieser enthaltenen
restlichen Wassermenge. Da das angetragene Mercerisiermedium zufolge nicht dargestellter
Meß- und Regeleinrichtungen eine höhere Konzentration als die der zu behandelnden
textilen Stoffbahn 11 zugeordnete Sollkonzentration aufweist, ergibt sich infolge
der genannten Vermischung in der textilen Stoffbahn 11 eine wirksam werdende Natronlauge
notwendiger Sollkonzentration. Bekannterweise ist diese Sollkonzentration stoffbahnabhänig.
Nach dem Passieren der Oberfläche der Pflatschwalze 5 läuft die textile Stoffbahn
11 über eine Strecke von ca. 350 mm, zunächst ungebunden, in die Verweileinrichtung
6; 7; 8; 9; 10. Jetzt gebunden, wird die textile Stoffbahn 11 durch aufeinanderfolgende
teilweise Umschlingung der Manteloberflächen der Walzen 6; 7; 8; 9; 10 geführt. Die
zuvor beschriebene Vermischung der in der textilen Stoffbahn 11 enthaltenen restlichen
Wassermenge mit der höher konzentrierten Natronlauge ist kurz vor dem Ende der Verweilstrecke,
etwa auf Walze 9, abgeschlossen. Abhängig von der Bahngeschwindigkeit der textilen
Stoffbahn 11 sowie der je nach Materialart notwendigen Mercerisierzeit sind ggf. in
der Verweileinrichtung weitere gleichartige Anordnungen, wie die der Walzen 6 bis
10, vorgesehen. Die weiteren Walzen und die gebundenen Übergänge zu diesen sind, ebenso
die notwendigen Nachfolgeeinrichtungen, wie z.B. Stabilisier- und Waschabteil sowie
Einrichtungen für die Laugenrückgewinnung und der Entsorgung der Abprodukte, nicht
dargestellt.
1. Verfahren zum Mercerisieren von textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen, bei dem
eine Imprägnierung mit einem Mercerisiermedium und danach eine in gebundener Führung
erfolgende kontinuierliche Verweilbehandlung vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet,
daß das Imprägnieren mittels Pflatschen vorgenommen wird, wobei der Pflatschauftrag
insbesondere in Abhängigkeit von der in den textilen Stoffbahnen (11) oder Fadenscharen
enthaltenden Feuchtigkeit und der Höhe der zu erreichenden Sollkonzentration des Mercerisiermediums
in den textilen Stoffbahnen der Fadenscharen erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im wesentlichen der Mercerisierprozeß
erst während der gebundenen Verweilbehandlung der textilen Stoffbahnen (11) oder Fadenscharen
begonnen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die textilen Stoffbahnen
(11) oder Fadenscharen während der gebundenen Verweilbehandlung ohne weitere Zufuhr
von Mercerisiermedium badfrei geführt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die textilen
Stoffbahnen (11) oder Fadenscharen vor dem Imprägnieren mechanisch entwässert werden.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4 mit
Einrichtungen zur gebundenen Stoffbahnführung, Imprägnierung und Verweilbehandlung,
dadurch gekennzeichnet, daß unmittelbar in Laufrichtung der Stoffbahnen (11) oder
Fadenscharen vor dem Verweilabteil eine Pflatscheinrichtung, bestehend aus mindestens
einem Trog (4) und einer Walze (5) angeordnet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Pflatscheinrichtung
dem Verweilabteil so vorgeordnet ist, daß für die textilen Stoffbahnen (11) oder Fadenscharen
zwischen dem Verlassen der Oberfläche der Walze (5) der Pflatscheinrichtung und dem
Auflaufen auf die erste Walze (6) des Verweilabteils ein freier Übergang von maximal
400 mm besteht.