(19)
(11) EP 0 339 438 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
02.11.1989  Patentblatt  1989/44

(21) Anmeldenummer: 89106950.2

(22) Anmeldetag:  19.04.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D06B 7/08
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI NL

(30) Priorität: 28.04.1988 DD 315177

(71) Anmelder: VEB ROBUR-WERKE ZITTAU
O-8800 Zittau (DE)

(72) Erfinder:
  • Golbs, Günter
    DDR-8800 Zittau (DD)
  • Greif, Steffen, Dipl.-Ing.
    DDR-8801 Spitzkunnersdorf (DD)
  • Lamm, Richard
    DDR-9108 Auerswalde (DD)
  • Renger, Siegfried
    DDR-8801 Hörnitz (DD)
  • Stenker, Otto
    DDR-Hainichen (DD)

(74) Vertreter: Patentanwälte Zellentin & Partner 
Zweibrückenstrasse 15
80331 München
80331 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren und Vorrichtung zum Mercerisieren von textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen


    (57) Bei diesem Verfahren wird die freie Wegstrecke vom Impräg­nieren der Stoffbahnen (11) oder Fadenscharen mit Merceri­siermedium beim Ablaufen auf die erste Walze der Verweil­einrichtung verkürzt.
    Dabei wird die Stoffbahn (11) oder Fadenschar einer Walzen­anordnung so zugeführt, daß das Imprägnieren mittels Pflatschen vorgenommen wird, wobei der Pflatschauftrag insbesondere in Abhängigkeit von der in dem zu behandelnden Material enthal­tenen Feuchtigkeit und der Höhe der zu erreichenden Sollkon­zentration des Mercerisiermediums in dem zu behandelnden Material erfolgt.
    Die Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens ist mit Ein­richtungen zur gebundenen Stoffbahnführung, Imprägnierung und Verweilbehandlung versehen, wobei unmittelbar in Lauf­richtung der zu behandelnden Stoffbahn (11) oder Fadenschar vor dem Verweilabteil (6 bis 10) eine Pflatscheinrichtung (4; 5) vorgesehen ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vor­richtung zum Mercerisieren von textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen, bei dem eine Imprägnierung mit einem Merceri­siermedium und danach eine in gebundener Führung erfolgende kontinuierliche Verweilbehandlung vorgesehen ist.

    [0002] Es ist ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Mercerisieren von textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen gemäß dem Ober­begriff der Patentansprüche 1 und 5 bekannt, bei dem beim Mercerisieren die textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen aus Baumwolle oder mit Baumwollanteilen mit einem Behandlungs­medium, in der Regel Natronlauge, beaufschlagt werden, um die weitere textiltechnologische Behandlung zu ermöglichen bzw. positiv zu beeinflussen sowie die Qualität zu verbessern.

    [0003] Es ist das besondere Anliegen der Textiltechnologen, die not­wendigen Imprägnierzeiten ständig zu reduzieren und damit dazu beizutragen, bei gegebener Stoffbahngeschwindigkeit die Baulängen der Mercerisiermaschinen weiter zu verkürzen.

    [0004] Gemäß DD-WP 59 766 werden die notwendigen Imprägnierzeiten weiter verkürzt, indem die textilen Stoffbahnen oder Faden­scharen durch Klotzen imprägniert, dann breitgestreckt und unter Spannung zwecks Verweilen über zylindrische Walzen geführt werden. Obwohl eine Reduzierung der notwendigen Im­prägnierzeit erreicht wird, erweist es sich als nachteilig, daß die textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen von dem Ver­lassen der Klotz-(Imprägnier-)Einrichtung bis zum Erreichen der Manteloberfläche der zylindrischen Walzen die Maschine ungebunden durchlaufen. Das Klotzen soll insbesondere mittels Foulard erfolgen. Da beim Imprägnieren durch Klotzen das Behandlungsgut relativ schnell von dem Mercerisiermedium durchdrungen wird, beginnt meistens noch vor dem Erreichen der zylindrischen Walzen des Verweilabteils die Umwandlung der Zellulose und Quellung der Fasern des behandlungsgutes, wobei das Behandlungsgut bestrebt ist, zu schrumpfen. Da das Schrumpfen zwecks Erzielung der durch das Mercerisieren angestrebten Effekte zu vermeiden ist, muß das Behandlungsgut durch zusätzliche Einrichtungen breitgestreckt werden. Durch diese Breitstreckeinrichtungen erhöht sich der konstruktive Aufwand für die Mercerisiermaschine und evtl. bei horizon­taler Bauform auch deren Baulänge. Textile Fadenscharen lassen sich durch Klotzen ohne Schrumpfen und Längenverlust nicht oder nahezu nicht mercerisieren, es sei denn, man ver­sucht, dem Längenverlust durch entsprechenden Zug mittels der Walzen des Verweilabteils zu begegnen.

    [0005] Die bekannten Verfahren und Vorrichtungen haben den Nachteil, daß sie lange Durchlauf- und Imprägnierzeiten, eine hohen Energie- und Arbeitszeitaufwand sowie einen hohen konstruk­tiven Aufwand bedingen und daß gleichzeitig ein Schrumpfen der textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen ohne besondere zusätz­liche Streckeinrichtungen nicht vermeidbar ist.
    Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen.

    [0006] Die Erfindung, wie sie in den Ansprüchen gekennzeichnet ist, löst die Aufgabe, ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zum Mercerisieren von textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen zu schaffen, bei dem die freie Wegstrecke vom Imprägnieren der Stoffbahnen oder Fadenscharen mit Mercerisiermedium bis zum Auflaufen auf die erste Walze der Verweileinrichtung verkürzt wird.

    [0007] Die Erfindung ist im wesentliche darin zu sehen, daß das Imprägnieren mittels Pflatschen vorgenommen wird, wobei der Pflatschauftrag insbesondere in Abhängigkeit von der in den textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen enthaltenen Feuch­tigkeit und der Höhe der zu erreichenden Sollkonzentration des Mercerisiermediums in den textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen erfolgt.

    [0008] Dabei ist es vorteilhaft, wenn im wesentlichen der Mercerisier­prozeß erst während der gebundenen Verweilbehandlung der tex­tilen Stoffbahnen oder Fadenscharen begonnen wird, wobei diese während der gebundenen Verweilbehandlung ohne weitere Zufuhr von Mercerisiermedium badfrei geführt wird. Das zu behandelnde Material wird gemäß der Erfindung vor dem Imprägnieren ent­wässert.

    [0009] Zur Durchführung des Verfahrens sieht die Erfindung eine Vorrichtung mit Einrichtungen zur gebundenen Stoffbahnführung, Imprägnierung und Verweilbehandlung vor, bei der unmittelbar in Laufrichtung der textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen vor dem Verweilabteil eine Pflatscheinrichtung, die mindestens aus einem Trog und einer Walze besteht, vorgesehen ist. Dabei ist nach der Erfindung die Pflatscheinrichtung dem Verweil­abteil so vorgeordnet, das für das zu behandelnde Material zwischen dem Verlassen der Oberfläche der Walze der Pflatsch­einrichtung und dem Ablaufen auf die erste Walze des Verweil­abteils ein freier Übergang von maximal 400 mm besteht.

    [0010] Die durch die Erfindung erreichten Vorteile sind im wesent­lichen darin zu sehen, daß das Imprägnieren mittels Pflatschen vorgenommen wird, die freie Wegstrecke beim Übergang des zu behandelnden Materials vom Verlassen der Pflatscheinrichtung bis zum Auflaufen auf die erste Walze der Verweileinrichtung reduziert wird und der Verbrauch von Mercerisiermedium opti­miert wird. Die Senkung des Verbrauchs an Mercerisiermedium wird dadurch erzielt, daß beim Pflatschen nur geringe Flüssig­keitsmengen höherer Konzentration als der Sollkonzentration auf das zu behandelnde Material aufgebracht werden müssen.

    [0011] Trotzdem tritt ein ausreichende Mercerisierung ein. Durch den verringerten Einsatz von Mercerisiermedium entstehen auch weniger Abprodukte beim nachfolgend notwendigen Aus­waschen der Mercerisierflüssigkeit aus den textilen Stoffbah­nen oder Fadenscharen. Die Aufwendungen für die Entsorgung beim Betrieb von Mercerisieranlagen vermindern sich dadurch ebenfalls und die Baulänge der Mercerisieranlage kann weiter verkürzt werden.

    [0012] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungs­beispieles unter Bezug auf eine Zeichnung näher erläutert. Die Zeichnungsfigur zeigt in schematischer Darstellung und in Seitenansicht die erfindungsgemäße Vorrichtung.

    [0013] Die Vorrichtung besteht im wesentlichen aus einer Reihe Leitwalzen1, einer Breitstreckvorrichtung 2, einem Quetsch­werk 3, einer Pflatscheinrichtung, die mit wenigstens einem Trog 4 und einer angetriebenen Pflatschwalze 5 versehen ist und einer Verweileinrichtung, bestehend aus einer Anzahl Walzen 6; 7; 8; 9; und 10.

    [0014] Im Ausführungsbeispiel besteht das zu mercerisierende Gut aus einer textilen Stoffbahn 11.

    [0015] Im textiltechnologischen Ablauf wird die feuchte textile Stoffbahn 11 über die Leitwalzen 1 der Vorrichtung (Merceri­siermaschine) zugeführt, passiert die Ausbreitwalze 2 und faltenfrei das Quetschwerk 3. Je nach dem Liniendruck dieses Quetschwerkes 3 wird die textile Stoffbahn 11 in bestimmten Maß mechanisch entwässert. Anschließend erreicht die textile Stoffbahn 11 die Pflatscheinrichtung und läuft über die Mantelfläche der Pflatschwalze 5. Mittels der Pflatsch­walze 5, welche in den mit Mercerisiermedium, im Ausführungs­beispiel Natronlauge von 45 o Be gefüllten Trog 4, eintaucht, wird eine bestimmte Menge Mercerisiermedium an die textile Stoffbahn 11 im Additionsverfahren angetragen.

    [0016] Um das mit einem Optimum von Mercerisiermedium zu erreichen, ist die Oberflächengeschwindigkeit der Pflatschwalze 5 etwas geringer als die Bahngeschwindigkeit der über die Pflatsch­walze 5 laufenden textilen Stoffbahn 11. Die Drehzahl der Pflatschwalze 5 ist mittels einer nicht dargestellten Ein­richtung einstellbar. Die an die textile Stoffbahn 11 ange­tragene Menge Mercerisiermedium dringt während des weiteren Durchlaufes durch die Mercerisiermaschine in die textile Stoffbahn 11 ein und vermischt sich mit der in dieser ent­haltenen restlichen Wassermenge. Da das angetragene Merceri­siermedium zufolge nicht dargestellter Meß- und Regelein­richtungen eine höhere Konzentration als die der zu behan­delnden textilen Stoffbahn 11 zugeordnete Sollkonzentration aufweist, ergibt sich infolge der genannten Vermischung in der textilen Stoffbahn 11 eine wirksam werdende Natronlauge notwendiger Sollkonzentration. Bekannterweise ist diese Sollkonzentration stoffbahnabhänig. Nach dem Passieren der Oberfläche der Pflatschwalze 5 läuft die textile Stoffbahn 11 über eine Strecke von ca. 350 mm, zunächst ungebunden, in die Verweileinrichtung 6; 7; 8; 9; 10. Jetzt gebunden, wird die textile Stoffbahn 11 durch aufeinanderfolgende teilweise Umschlin­gung der Manteloberflächen der Walzen 6; 7; 8; 9; 10 geführt. Die zuvor beschriebene Vermischung der in der textilen Stoff­bahn 11 enthaltenen restlichen Wassermenge mit der höher kon­zentrierten Natronlauge ist kurz vor dem Ende der Verweil­strecke, etwa auf Walze 9, abgeschlossen. Abhängig von der Bahngeschwindigkeit der textilen Stoffbahn 11 sowie der je nach Materialart notwendigen Mercerisierzeit sind ggf. in der Verweileinrichtung weitere gleichartige Anordnungen, wie die der Walzen 6 bis 10, vorgesehen. Die weiteren Walzen und die gebundenen Übergänge zu diesen sind, ebenso die notwendigen Nachfolgeeinrichtungen, wie z.B. Stabilisier- und Waschabteil sowie Einrichtungen für die Laugenrückgewinnung und der Ent­sorgung der Abprodukte, nicht dargestellt.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Mercerisieren von textilen Stoffbahnen oder Fadenscharen, bei dem eine Imprägnierung mit einem Merceri­siermedium und danach eine in gebundener Führung erfolgende kontinuierliche Verweilbehandlung vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet, daß das Imprägnieren mittels Pflatschen vorgenommen wird, wobei der Pflatschauftrag insbesondere in Abhängigkeit von der in den textilen Stoffbahnen (11) oder Fadenscharen enthaltenden Feuchtigkeit und der Höhe der zu erreichenden Sollkonzentration des Mercerisiermedi­ums in den textilen Stoffbahnen der Fadenscharen erfolgt.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im wesentlichen der Mercerisierprozeß erst während der gebundenen Verweilbehandlung der textilen Stoffbahnen (11) oder Fadenscharen begonnen wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die textilen Stoffbahnen (11) oder Fadenscharen während der gebundenen Verweilbehandlung ohne weitere Zufuhr von Mercerisier­medium badfrei geführt werden.
     
    4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die textilen Stoffbahnen (11) oder Fadenscharen vor dem Imprägnieren mechanisch entwässert werden.
     
    5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4 mit Einrichtungen zur gebundenen Stoffbahnführung, Imprägnierung und Verweilbehandlung, dadurch gekenn­zeichnet, daß unmittelbar in Laufrichtung der Stoffbahnen (11) oder Fadenscharen vor dem Verweilabteil eine Pflatsch­einrichtung, bestehend aus mindestens einem Trog (4) und einer Walze (5) angeordnet ist.
     
    6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Pflatscheinrichtung dem Verweilabteil so vorgeordnet ist, daß für die textilen Stoffbahnen (11) oder Fadenscha­ren zwischen dem Verlassen der Oberfläche der Walze (5) der Pflatscheinrichtung und dem Auflaufen auf die erste Walze (6) des Verweilabteils ein freier Übergang von maximal 400 mm besteht.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht