[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Raffination von Si-Metall und Si-Eisenlegierungen
mit Hilfe eines sauerstoffhaltigen Prozeßgases nach dem Oberbegriff des Anspruches
1.
[0002] Im Reduktionsofen erzeugtes Si-Metall oder Si-Eisenlegierungen enthalten neben Silizium
auch andere Elemente, vorallem Aluminium, Calzium und Titan, die unerwünscht sind
und deshalb aus der flüssigen Si-Metallschmelze oder Si-Eisenlegierungschmelze vor
dem Abguß entfernt werden müssen. Zur Entfernung dieser Beimengungen sind verschiedene
Verfahren bekannt.
[0003] Eine sehr einfache Methode besteht darin, Eisenoxide in die Abstichpfanne zu geben.
Die Eisenoxide werden hierbei reduziert, während die Beimengungen oxidieren. Der Umsetzungsgrad
ist nicht bekannt. Durch die Freisetzung des Eisens, welches in die Schmelze übergeht,
wird der Siliziumgehalt der Legierung verringert.
[0004] Wesentlich wirksamer ist, die direkte Zugabe von Sauerstoff in die Schmelze, um
aus Calzium, Aluminium und Titan die Oxide CaO, Al₂O₃ und TiO₂ zu bilden. Dies ist
ohne Nachteil für die Legierung, im Gegenteil, durch die Entfernung der Beimengungen
aus der Schmelze steigt die Konzentration des Siliziums um etwa 2 bis 4% an. Die Anwendung
von gasförmigem Sauerstoff hierfür ist Stand der Technik. Der Sauerstoff wird entweder
mittels Blaslanzen von oben in die Schmelze eingeführt oder durch Gasdüsen oder poröse
Bodensteine von unten in die Schmelze eingeleitet. Die Ausnützungsgrade und Raffinationsergebnisse
sind unterschiedlich.
[0005] Beim Aufblasen des Sauerstoffs mittels Graphitlanzen werden die unerwünschten Begleitelemente
entfernt. Da durch die Oxidation der Begleitelemente in der Schmelze jedoch keine
Reaktionsgase erzeugt werden, ist die Durchmischung der Schmelze und somit die Reaktionsgeschwindigkeit
gering. Zur Verbesserung der Durchmischung führt man daher vielfach zusätzlich Inertgas
durch Spülsteine im Pfannenboden ein. Die Reaktion läuft wegen der immer noch nicht
ausreichenden Durchmischung mit hohem Siliziumabbrand ab, die Sauerstoffausbringung
bezogen auf die Aluminiumoxidation und die Standzeit der Lanzen ist gering. Das Aufblasverfahren
wird daher überwiegend nur bei kleinen Mengen in kleinen Pfannen durchgeführt.
[0006] Eine wesentlich bessere Durchmischung ergibt sich beim Einblasen des Sauerstoffs
durch im Pfannenboden installierte Blasdüsen. Da die Raffination mit Energieüberschuß
abläuft, treten außerordentlich hohe Prozeßtemperaturen von 1600° C bis 1700° C auf.
Dies führt in Verbindung mit der Sauerstoffeintragung zu einem außerordentlich schnellen
Verschleiß der Einblasdüsen und der Feuerfestauskleidung des Gefäßes. Aus der PCT-Anmeldung
WO 86/00695 ist eine aus verschiedenen Werkstoffen zusammengesetzte Einblasdüse bekannt,
welche eine gute Wärmeabfuhr ermöglicht und deshalb einen verhältnismäßig geringen
Verschleiß zeigt. Der Düsenkopf ist als Verschleißteil ausgebildet und kann leicht
ausgewechselt werden. Der Aufbau dieser Einblasdüse ist jedoch kompliziert und die
Düse entsprechend teuer.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Raffination von
Si-Metall und Si-Eisenlegierungen mit Hilfe eines sauerstoffhaltigen Prozeßgases
zu schaffen, welches einerseits die Vorteile des Sauerstoffeintrages durch den Boden
des Behandlungsgefäßes aufweist, andererseits nur einfache und mit nur geringen Verschleiß
behaftete Einblasdüsen benötigt.
[0008] Ausgehend von dem im Oberbegriff des Anspruches 1 berücksichtigten Stand der Technik
ist diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst mit den im kennzeichnenden Teil des Anspruches
1 angegebenen Merkmalen.
[0009] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0010] Die Zufuhr von Przeßgasen durch Mantelgasdüsen in Metallschmelzen ist seit langem
bekannt, beispielhaft seien hierzu die DE-OS 19 04 383, die DE-PS 19 16 945 und die
DE-OS 27 38 273 genannt. Es ist jedoch auch bekannt, wie beispielsweise in der DE-OS
27 38 273 ausgeführt wird, daß diese Matelgasdüsen vor allem beim Einblasen von Sauerstoff
stark verschleißen. Zur Raffination von Si-Metall und Si-Eisenlegierungen erschienen
sie daher wegen der sehr hohen Prozeßtemperaturen gänzlich ungeeignet. Überraschenderweise
zeigte sich jedoch, daß praktisch kein Düsenverschleiß und keine Erosion des Reaktorbodens
auftritt. Die Ursache hierfür ist, daß sich etwa nach 5 Min. Blaszeit auf der Mantelgasdüse
ein pilzförmiger Körper aus einer porösen, feuerfesten Masse aufbaut. Diese Masse
besteht aus SiO₂, Al₂O₃ CaO und anderen Bestandteilen. Der Pilz deckt die Düsenöffnung
zu und verlegt die Einleitung der Gase nach oben, weg vom Reaktorboden. Wesentlicher
Bestandteil des sich bildenden pilzförmigen Körpers ist SiO₂, dessen Anteil über 80%
beträgt. Im praktischen Betrieb erreichen die pilzförmigen Körper 100 bis 600 mm Länge
und 100 bis 300 mm Durchmesser.
Die für die Raffination notwendige Sauerstoffmenge für die Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens kann aufgrund der hohen Mischungsenergie stöchiometrisch berechnet werden.
Aus den Reaktionsgleichungen Ca + 1/2 O₂ = CaO, 2Al + 3/2 O₂ = Al₂O₃ und Ti + O₂ =
TiO₂ kann für die angestrebte Zielanalyse der Legierung die benötigte Sauerstoffmenge,
die Schlackenzusammensetzung und die freiwerdende Reaktionswärme berechnet werden.
Um ein zu starkes Aufheizen der Schmelze durch die freiwerdende Wärme zu verhindern,
werden Kühlmittel zugegeben. Als Kühlmittel können aufgrund der hohen Mischungsenergie
auch Abfallstoffe des Schmelzbetriebes in Form von Metall-Schlacken-Gemischen verwendet
werden. Die in den Abfallstoffen enthaltenen Metalle werden dadurch recycled, d.h.
die Metallausbeute ist mehr als 100%.
[0011] Durch die Sauerstoffzufuhr in stöchiometrischer Menge lassen sich die Prozeßtemperatur
und durch Zugaben von Quarz und Kalk die Zusammenstzung der Prozeßschlacke in optimalen
Bereichen einstellen. Die Proßeztemperatur kann z.B. in dem Intervall zwischen 1350°
C und 1550° C geführt werden. Die Prozeßschlacke kann so geführt werden, daß diese
der Zusammensetzung der Feuerfestauskleidung entspricht, z.B. 60% Al₂O₃, 20% SiO₂
und 20% CaO. Ein Reaktorverschleiß tritt hierbei praktisch nicht mehr auf, da die
hochfeuerfesten Proßezschlacken die Reaktorwand auskleiden und einen Verschleiß ausschließen.
Durch Änderung der Schlackenzusammensetzung und der Prozeßtemperatur können jederzeit
die zu viel angesetzten Schlacken an der Reaktorwand durch Aufschmelzen entfernt werden.
[0012] Die Zeichnung veranschaulicht ein Ausführungsbeispiel der Erfindung im Längsschnitt.
[0013] Die Zeichnung zeigt eine Pfanne 1 mit einer feuerfesten Auskleidung 2, in deren Boden
eine Mantelgasdüse 3 installiert ist. Durch das Innenrohr der Mantelgasdüse 3 wird
Sauerstoff, wiedergegeben durch den Pfeil 4 und durch das Außenrohr Stickstoff, wiedergegeben
durch die Pfeile 5, in die Si-Metallschmelze 6 eingeleitet. Dargestellt sind die Verhältnisse
nach einer längeren, stationären Betriebsweise. Vor der Düsenöffnung hat sich ein
pilzförmiger Körper 7 gebildet, der überwiegend aus SiO₂ besteht und sowohl die Mantelgasdüse
3 als auch die feuerfeste Auskleidung 2 vor Verschleiß schützt. Der pilzförmige Körper
7 behindert nicht den Gasaustritt in die Si-Metallschmelze 6. Auf der Wand der Pfanne
1 bzw. deren feuerfeste Auskleidung 2 setzt sich Schlacke 8 ab, die mit der auf der
Si-Metallschmelze schwimmenden Schlakke 9 in einem gewissen Wechselspiel steht.
[0014] Der Raffinationsprozeß kann so geführt werden, daß die Schlacke 8 ebenfalls abschmilzt
oder sich die Schlacke 9 an der Wand ansetzt.
1. Verfahren zur Raffination von Si-Metall und Si-Eisenlegierungen mit Hilfe eines
sauerstoffhaltigen Prozeßgases und Zugabe von Schlackenbildnern und Kühlmitteln in
einem Behandlungsgefäß,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Prozeßgas durch mindestens eine im Boden des Behandlungsgefäßes installierte
Mantelgasdüse (3) mit Außen- und Innenrohr der Schmelze zugeführt wird, indem durch
das Innenrohr sauerstoffhaltiges Prozeßgas und durch das Außenrohr ein inertes oder
reaktionsträges Mantelgas eingeleitet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Mantelgas Stickstoff, Argon, Kohlendioxid, Kohlenmonoxid und/oder Preßluft
eingeleitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Prozeßgas Sauerstoff, CO₂, Luft oder deren Gemische eingeleitet werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Mantelgas und das Prozeßgas mit Schallgeschwindigkeit in die Schmelze eingeleitet
werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die spezifische Mantelgasmenge 0,1 bis 0,5 m³ (i.N.) pro Tonne Schmelze und Minute
beträgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Prozeßgassmenge 0,2 bis 2,0 m, (i.N.) pro Tonne Schmelze und Minute beträgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Reduzierung der Begleitelemente auf Gehalte von Al bis 0,1%, Ca bis 0,01%
und Ti bis 0,01% der Sauerstoff in stöchiometrischer Menge entsprechend der chemischen
Analyse der Rohschmelze zugeführt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Temperatur des Raffinationsprozesses zwischen 1350° C und 1550° C geführt
wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Berechnung der Reaktionsschlacken stöchiometrisch anhand der Rohanalyse festgelegt
wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß durch die Berechnung der freigesetzten Energie die Mengen an Schlackenbildnern
und an Kühlmittel festgestellt und festgelegt werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß die durch gezielte Berechnung erzeugte Prozeßschlackenzusammensetzung einen Al₂O₃-Gehalt
von 60% bis 90% und einen Schmelzpunkt von über 1600° C aufweist.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11.
dadurch gekennzeichnet,
daß als notwendige Kühlmittel Abfälle des Schmelzbetriebes in Form von Metall-Schlacken-Gemischen
verwendet werden.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Prozeßführung rechnergestützt erfolgt und dazu ein PC-Rechner benutzt wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß Si-Metalle oder Si-Eisenlegierungen mit Siliziumgehalten von 10% bis 99% raffiniert
werden.
15. Vorrichtung zur Durchführung der Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Behandlungsgefäß als Konverter oder im Kippstuhl befestigte Pfanne (1) ausgebildet
ist, in deren Boden mindestens eine Mantelgasdüse (3) installiert ist, deren Innenrohr
einen Anschluß für Prozeßgas und deren Außenrohr einen Anschluß für das Mantelgas
aufweist.