(19)
(11) EP 0 340 166 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
02.11.1989  Patentblatt  1989/44

(21) Anmeldenummer: 89810276.9

(22) Anmeldetag:  11.04.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D06B 7/08
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE CH DE ES FR IT LI NL

(30) Priorität: 29.04.1988 CH 1607/88

(71) Anmelder: Benninger AG
CH-9240 Uzwil (CH)

(72) Erfinder:
  • Weber, Hans
    CH-9240 Uzwil (CH)
  • Machau, Susanne
    CH-9243 Jonschwil (CH)
  • Keller, Werner
    CH-9244 Niederuzwil (CH)

(74) Vertreter: Hepp, Dieter et al
Hepp, Wenger & Ryffel AG, Friedtalweg 5
9500 Wil
9500 Wil (CH)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren und Vorrichtung zum Breitstrecken einer Gewebebahn in einer Mercerisiermaschine


    (57) Um das Breitstreckverhalten einer Gewebebahn in einer Mer­cerisiermaschine zu verbessern wird die Gewebebahn dem Spann­rahmen (8) über eine freie Strecke ungebunden zugeführt und auch vom Spannrahmen (8) wieder über eine freie Strecke unge­bunden abgezogen. Vor dem Spannrahmen und nach dem Spannrah­men wird die Gewebebahn (2) durch Walzenanordnungen (3a, 4a, 5a, 9a) gebunden geführt. Zur beschleunigten Stabilisierung der Randzonen (R) der Gewebebahn (2) werden diese im Spann­rahmen (8) stärker mit einem heissen Medium, insbesondere mit heisser Schwachlauge besprüht als die Mittelzone (M).




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Breitstrecken einer Gewebebahn gemäss Oberbegriff von An­spruch 1 bzw. Anspruch 5. Beim Breitstrecken von Gewebebahnen in Mercerisiermaschinen besteht ein bekanntes Problem darin, dass die Streckkräfte unterschiedlich auf die Gewebebahn einwirken, was nach dem Breitstrecken eine ungleichmässige Anordnung der Kettfäden zur Folge hat. Beim kettenlosen Breitstrecken mittels Breitstreckwalzen wird häufig infolge unterschiedlicher Haftreibung vorwiegend die Mittelpartie gestreckt, während die Randzonen leicht eingehen. Beim Breit­strecken in Spannrahmen dagegen besteht häufig die Tendenz, dass nur die äusseren Randpartien verstärkt gestreckt werden. In beiden Fällen tritt eine ungleichmässige Anordnung der Kettfäden auf. Die Erfindung befasst sich nun mit einem Ver­fahren, bei dem die Gewebebahn zunächst in gebundener Gewebe­führung durch Nassbehandlungszonen mit angetriebenen Behand­lungsstationen gefördert und dabei imprägniert wird. An­schliessend wird die Gewebebahn in einem Spannrahmen breitge­streckt und dabei gleichzeitig durch Besprühen mit heisser Schwachlauge oder mittels Heissdampf stabilisiert. Vom Spann­rahmen wird die Gewebebahn an weitere Nassbehandlungszonen mit angetriebenen Behandlungsstationen abgegeben, wobei sie wieder mit gebundener Gewebeführung geführt wird. Unter ge­bundener Gewebeführung ist dabei zu verstehen, dass die Wa­renbahn praktisch ununterbrochen abgestützt und ohne dazwi­schenliegende freie Strecke von einer Walze auf die nächste übergeben wird. Die Uebergabe der Warenbahn erfolgt praktisch im Bereich der Berührungslinie der beiden Walzen. Durch eine solche Führung wird bezweckt, dass die ausgebreitet durch die Maschine geführte Warenbahn bzw. Gewebebahn während der Be­ handlung möglichst nicht in der Breite zusammenfallen kann. Aus der CH-PS-531 969 ist z.B. ein solches Verfahren zum Steuern des Durchlaufs einer Warenbahn bekannt.

    [0002] Im Spannrahmen, d.h. beim Breitstrecken wird die durch den Imprägnierprozess ausgelöste Gewebeschrumpfung teilweise wieder ausgeglichen.

    [0003] Es hat sich gezeigt, dass ganz allgemein bei Mercerisierpro­zessen und den verschiedenen Vorbehandlungen, wie Entschlich­ten, Abkochen und Bleichen die Gewebebahn beim Transport durch die Anlage auch in Längsrichtung verzogen wird, was einen Breiteneinsprung zur Folge hat, der zusätzlich durch den Mercerisierprozess noch erhöht wird.

    [0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes Verfahren und eine Vorrichtung zum Breitstrecken zu schaffen, bei welchem die Gewebebahn im Spannrahmen selbst schonend auf die geforderte Breite oder sogar eine Ueberbreite gebracht werden kann und wobei gleichmässiges Breitstrecken von Rand­partien und Mittelpartie der Gewebebahn erreichbar ist. Mit­te-Rand-Differenzen der Kettfadenzahl soll also möglichst ausgeglichen werden können. Erfindungsgemäss wird diese Auf­gabe in erster Linie durch ein Verfahren gemäss Kennzeichen von Anspruch I bzw. eine Vorrichtung gemäss Anspruch 5 er­reicht.

    [0005] Die Erfindung wendet sich dabei bewusst von der bestehenden Auffassung ab, dass die Gewebebahn bei ihrem Durchlauf durch die Mercerisiermaschine praktisch ununterbrochen abgestützt sein muss, um einen Gewebeeinsprung zu vermeiden. Stattdessen wird der Spannrahmen durch zwei freie Strecken, in denen die Warenbahn ungebunden verläuft, von den Walzenzonen mit gebun­dener Warenführung "getrennt". Vor allem die freie Strecke im Einlauf des Spannrahmens, ermöglicht es dabei kontrollierte Langenverkürzungen der Gewebebahn vor dem Breitstrecken zuzu­ lassen, was das Breitstreckverhalten positiv beeinflusst. Es hat sich gezeigt, dass das Breitstreckverhalten umso besser ist, je lockerer die Gewebebahn dem Spannrahmen zugeführt wird. Dies ermöglicht sowohl ein breiteres Strecken der Gewe­bebahn an sich als auch das Vermeiden von Mitte-Rand-Diffe­renzen der Kettfadenzahl. Dadurch dass wenigstens im Einlauf­feld des Spannrahmens dabei zusätzlich die Randzone der Gewebebahn zur Beschleunigung der Stabilisierung in diesem Bereich stärker besprüht werden als deren Mittelzone, werden Mitte-Rand-Differenzen der Kettfadenzahl weiter vermieden. Die Breitstreckkräfte im Spannrahmen werden dabei von den beriets stabilisierten Randzonen in die noch nicht oder erst wenig stabilisierte Mittelzone übertragen, so dass auch die Kettfäden in der Mittelzone auseinander gezogen werden. Die über die freie Strecke zu dem Spannrahmen zugeführte Waren­bahn kann also schonend und gleichmässig breitgestreckt wer­den. Dabei ergibt sich die Möglichkeit, die Gewebebahn im Spannrahmen mit derart geringerer Geschwindigkeit zu fördern als in der vorhergehenden Walzenzone, dass sich die Gewebe­bahn in der freien Strecke vor dem Spannrahmen kontrolliert verkürzen kann.

    [0006] Die Breite der stärker mit dem heissen Medium zur Stabilisie­rung besprühten Randzonen kann je nach Mercerisierprozess und Qualität des zu streckenden Gewebes je etwa 10 % bis 40 % der Gesamtbreite betragen. Vorteilhaft ist es dabei, wenn die Sprühdüsen relativ zur Gewebebahn verstellbar oder ver schwenkbar angeordnet sind, so dass sich zur Ermittlung des optimalen Stabilisier- und Breitstreckverhältnis die Sprühin­tensität und die Breite der stärker besprühten Randzonen verändern lässt.

    [0007] In vielen Fällen führt es dabei zu guten Ergebnissen, wenn im Einlauffeld des Spannrahmens nur die Randzonen direkt mit dem Stabilisierungsmedium besprüht werden und über die restliche Länge des Spannrahmens die Gewebebahn gleichmässig über die gesamte Breite besprüht wird. Es kann aber in Abhängigkeit vom Stabilisierverhalten der Gewebebahn auch vorteilhaft sein, im Einlauffeld auch die Mittelzone zu besprühen und die Randzonen um wenigstens den Faktor 2 stärker zu besprühen, als die Mittelzone. Auch kann es vorteilhaft sein, die Rand­zonen über die gesamte Länge des Spannrahmens stärker zu besprühen als die Mittelzone.

    [0008] Die Erfindung ermöglicht dabei sogar ein Breitstrecken über die gewünschte Rohbreite hinaus. In Verbindung mit der dif­ferenzierten Stabilisierung im Spannrahmen ermöglicht dies die Uebergabe in der zweiten freien Strecke an die nachfol­gende Walzenanordnung mit gebundener Warenführung. Aufgrund des verbesserten Breitstreckverhaltens im Spannrahmen sowie der weitgehenden Stabilisierung ist dabei nur mit einem un­wesentlichen, im Spannrahmen kompensierbaren Breiteneinsprung im Bereich der zweiten freien Strecke zu rechnen. Der Fach­mann kann dabei die Geschwindigkeit der dem Spannrahmen nach­geordneten Walzenanordnung so wählen, dass der Gewebezug in der zweiten freien Strecke dem gewünschten Wert entspricht. Derartige Zugregelanordnungen sind dem Fachmann bekannt und gebräuchlich. Dadurch lässt sich auch erreichen, dass sich die Geschwindigkeit des Spannrahmens ausschliesslich unter Berücksichtigung des gewünschten Breitstreckverhaltens regeln lässt und dass keine nachteilige Rückwirkung der Geschwindig­keit der dem Spannrahmen nachfolgenden Walzenanordnung auf die Spannrahmen-Abzugsgeschwindigkeit erfolgt. Durch höheren Zug auf die Gewebebahn in der zweiten freien Strecke, d.h. nach dem Spannrahmen lässt sich ausserdem vorteilhaft Ein­fluss auf die Längsdehnung der Gewebebahn nehmen.

    [0009] Praktisch lässt sich die "Trennung" des Spannrahmens von den nachfolgenden Antrieben und die Zugregelung im Spannrahmen­auslauf besonders vorteilhaft realisieren, wenn im Spannrah­menauslauf vor der zweiten freien Strecke eine Zugmessanord­nung zur Kontrolle des auf die Gewebebahn von einer nachfol­ genden Zugwalze ausgeübten Zugs vorgesehen ist und wenn die Zugmessanordnung über eine Regeleinrichtung mit der Antriebs­einrichtung des Spannrahmens zu dessen Geschwindigkeitsrege­lung in Abhängigkeit vom derart gemessenen Zug der Gewebebahn in der freien Strecke vorgesehen ist. Auf diese Weise lässt sich der Zug der Gewebebahn in der freien Strecke im Auslauf des Spannrahmens einstellen und konstant halten.

    [0010] Die Erfindung ist im folgenden in Ausführungsbeispielen an­hand der Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:

    Figur 1 Die schematische Darstellung einer Mercerisierma­schine mit Spannrahmen mit den Merkmalen der Erfin­dung in Seitenansicht,

    Figur 2 eine Draufsicht auf die Mercerisiermaschine gemäss Figur 1,

    Figur 3 eine schematische Darstellung des Breitenverhaltens der Gewebebahn in ihrem Durchlauf durch die Behand­lungsstationen gemäss Figur 1 und 2,

    Figur 4 eine schematische Darstellung eines Längenverhal­tens der Gewebebahn bei ihrem Durchlauf durch die Mercerisiermaschine gemäss Figur 1,

    Figur 5 eine Darstellung der Sprühdüsen im Bereich des Ein­lauffelds der Mercerisiermaschine gemäss Figur 1,

    Figur 6 ein abgewandeltes Ausführungsbeispiel einer Anord­nung zum Besprühen der Gewebebahn mit Heisslauge und

    Figur 7 die schematische Darstellung der Mengenverteilung der auf die Gewebebahn 2 aufgebrachten Heisslauge.



    [0011] Figur 1 zeigt eine vom Aufbau her bekannte Mercerisiermaschi­ne 1, bei der eine Gewebebahn 2 in gebundener Bahnführung nacheinander eine Heissimprägnierzone 3, eine Kühlzone 4, eine Einwirkzone 5 und eine Stabilisierzone 6 durchläuft. Die Stabilisierzone 6 besteht dabei aus der Breitstreckzone 7, gebildet durch den Spannrahmen 8 und aus einer Verweilzone 9. In der Heissimprägnierzone 3, der Kühlzone 4, der Einwirkzone 5 sowie der Verweilzone 9 wird die Gewebebahn 2 durch Walzen­anordnungen 3a, 4a, 5a und 9a gebunden geführt, d.h., dass sich die Walzen durchgehend linienförmig berühren, so dass die Gewebebahn durchgehend flächig unter Druck geführt und abgestützt wird. Dadurch wird erreicht, dass die Warenbahn während der Behandlung nicht in der Breite zusammenfallen kann. Im Spannrahmen 8 wird die Gewebebahn 2 zunächst in einem Einlauffeld 8a auf die gewünschte Breite gestreckt und derart ausgebreitet der Verweilzone 9 übergeben. Beim Ausfüh­rungsbeispiel ist der Spannrahmen 8 ein Nadelspannrahmen. Grundsätzlich sind aber auch andere Typen von Spannrahmen oder Breitstreckvorrichtungen denkbar.

    [0012] Ueber dem Spannrahmen 8 sind Sprühdüsen 10 und 10a vorge­sehen, durch welche die Gewebebahn in bekannter Weise mit heisser Schwachlauge im Gegenstrom besprüht, entlaugt und dabei stabilisiert wird. Die im Bereich des Einlauffelds 8a vorgesehenen Sprühdüsen 10a sind dabei als rohrförmig ausge­bildete Sprühbalken mit einer Vielzahl von Einzeldüsen ausge­bildet, wie dies im Zusammenhang mit Figur 5 noch näher er­läutert wird. Die Sprühdüsen 10 dagegen sind bekannte, gleichmässig über der Warenbahn verteilte Düsen.

    [0013] Die Walzenanordnungen 3a, 4a, 5a und 9a weisen jeweils An­triebswalzen 11.1 bis 11.6 auf, die in bekannter Weise durch Motore 14.1 bis 14.6 angetrieben werden. Als Antriebssysteme werden dabei bekannte Drehstromantriebe mit Frequenzumrichter verwendet. In den Walzenanordnungen sind dabei Gewebezugreg­lerwalzen 15.1 bis 15.5 vorgesehen durch welche in an sich bekannter Weise der Gewebezug jeweils ermittelt und ein dem jeweiligen Zug entsprechender Rückführwert je einem Regler 16.1 bis 16.4 zugeführt wird, welcher die Drehzahl der zuge­ordneten Antriebsmotore 14.1, 14.2, 14.3, 14.5 derart regelt, dass die Gewebebahn bei ihrem Durchlauf mit einem konstanten Zug gefördert wird. Zur Einstellung des Gewebezugs können die Regler dabei in bekannter Weise voreinstellbar sein. Die Gewebezugreglerwalzen 15 sind in bekannter Weise so angeord­net, dass auch bei unterschiedlicher Walzenauslenkung immer eine gebundene Gewebeführung und gleichmässiger Gewebezug gewährleistet wird. Solche Anordnungen sind Stand der Tech­nik.

    [0014] Der Spannrahmen 8 weist im Einlauf eine Einnadelbürste 17 auf, und wird durch einen Motor 18 angetrieben. Die Förderge­schwindigkeit des Spannrahmenmotors 18 wird durch einen Spannrahmen-Regler 19 in Abhängigkeit vom Zug der Gewebebahn am Ausgang des Spannrahmens variiert. Der Gewebezug am Spann­rahmen-Auslauf wird, wie schematisch dargestellt, durch die Gewebezugreglerwalze 15.4 ermittelt, deren zugabhängige Aus­gangssignale dem Regler 19 zugeführt werden.

    [0015] Im Gegensatz zur gebundenen Gewebeführung in den Walzenanord­nungen vor und nach dem Spannrahmen 8 ist zwischen der An­triebswalze 11.4 und dem Einlauf des Spannrahmens 8 eine freie Strecke 12 vorgesehen in welcher die Gewebebahn frei und ungestützt dem Einlauffeld 8a des Spannrahmens 8 überge­ben wird. Wie in Figur 1 schematisch dargestellt ist, weist der Spannrahmen-Regler 19 einen zweiten Steuerausgang auf, mit welchem der Antriebsmotor 11.4 der letzten Antriebswalze der Walzenanordnung 5a angesteuert wird. Der Regler 19 ist dabei mit einer Vorwahleinrichtung 20 versehen, welche es erlaubt, die Signale am Ausgang 19a gegenüber den Ausgangs­signalen am Ausgang 19b derart zu verändern, dass der Spann­rahmenmotor 18 bzw. die Fördergeschwindigkeit des Spannrah­mens 8 gegenüber der Fördergeschwindigkeit des Motors 14.4 bzw. der letzten Antriebswalze 11.4 der Einwirkzone 5 redu­ziert werden kann. Der Uebergang der Gewebebahn in der freien Strecke 12 kann also je nach Einstellung der Vorwahleinrich­tung 20 loser oder gespannter erfolgen. Je nachdem, welche Spannung dabei die Gewebebahn 2 in der freien Strecke 12 aufweist wird sie also loser oder gestreckter auf den Spann­rahmen 8 aufgebracht. Die Nadeln des Spannrahmens 8 erfassen die Gewebebahn damit mit geringerer oder grösserer Vorspan­nung, was das Streckverhalten der Ware stark beeinflusst. Durch anschliessendes Spannen auf die gewünschte Breite sowie Stabilisieren mit den Spritzrohren 10 und 10a lässt sich die Gewebebahn sowohl in der Länge als auch in der Breite stabi­lisieren. Durch die relativ lockere Uebergabe im Spannrahmen­einlauf wird dabei vorteilhaft erreicht, dass der Verzug der Kettfäden minimiert wird. Wie vor allem aus Figur 2 und 5 ersichtlich ist, sind dabei die Sprühdüsen 10a im Einlauffeld 8a des Spannrahmens 8 derart angeordnet, dass sie lediglich den Randbereich der Gewebebahn besprühen. Dies bedeutet, dass im konischen Einlauffeld die Randzonen der Gewebebahn 2 der­art intensiv besprüht werden, dass die Randzonen R (Figur 5) der Gewebebahn 2 stärker stabilisiert werden als die Mittel­zone M. Dies hat zur Folge, dass sich die von den Spannketten verursachten Breitstreckkräfte von den bereits stabilisierten Randzonen R in die noch nicht oder erst wenig stabilisierte Mittelzone M übertragen. Dies ergibt eine etwa gleichmässige Streckkraft über die gesamte Breite der Gewebebahn, so dass auch die Kettfäden in der Mittelzone M auseinander gezogen werden. Die selektive Stabilisierung der Randzonen R in Ver­bindung mit der freien Uebergabe der Gewebebahn 2 in der freien Strecke 12 erlaubt eine bisher nicht erreichbare Opti­mierung des Breitstreckverhaltens der Gewebebahn.

    [0016] Selbstverständlich ist es auch möglich, statt des Spannrah­menreglers 19 zwei separate Regler einzusetzen, von denen einer den Spannrahmenmotor 18 und einer den Motor 14.4 der letzten Zugwalze bzw. Antriebswalze 11.4 vor der freien Strecke 12 ansteuert. Dabei ist lediglich von Bedeutung, dass dann beide Regler ihr Rückführsignal von der Gewebezugregler­walze 15.4 im Spannrahmenauslauf erhalten.

    [0017] Im Auslauf des Spannrahmens 8 ist ausserdem eine zweite freie Strecke 13 zwischen einer Auslaufwalze 21 und der ersten Antriebswalze 11.5 der Verweilzone 9 vorgesehen. Durch diese freie Strecke 13 mit ungebundener Führung der Gewebebahn 2 wird der Spannrahmen 8 vollständig von der Walzenanordnung 9a der Verweilzone 9 getrennt. Dies verhindert jegliche Rückwir­kung der Walzenzone 9a auf die Funktion des Spannrahmens 8. Der Regler 16.4 gewährleistet dabei aufgrund der Rückmeldung der Gewebezugreglerwalze 15.5, dass der erste Antriebsmotor 14.5 der Walzenanordnung 9a mit einer solchen Geschwindigkeit angetrieben wird, dass der Zug in der freien Strecke 13 kon­stant auf einem voreinstellbaren Wert gehalten wird. Dabei kann ein Breitenverlust der Gewebebahn 2 ohne weiteres in Kauf genommen werden, da sich im Spannrahmen 8 die Gewebebahn ohne weiteres auf Ueberbreite spannen lässt. Durch die freie Strecke 13 wird vor allem eine einwandfreie Gewebeübergabe vom Spannrahmen 8 auf die Walzenanordnung 9a sichergestellt. Eine gegenseitige Beeinflussung, wie sie durch durchgehend gebundene Warenführung auftreten könnte, wird vermieden. Vor allem wird dadurch auch gewährleistet, dass die Gewebebahn 2 beim Abzug vom Spannrahmen 8 kontrolliert in der Länge ge­streckt werden kann und dabei nicht durch Rückwirkung der Walzenanordnung 9a aus dem Spannkettenpaar 22 gerissen wird, durch welches die Gewebebahn im Spannrahmen breitgestreckt und mit der vom Spannrahmenmotor 18 bestimmten Geschwindig­keit gefördert wird.

    [0018] Figur 3 zeigt schematisch, wie sich die Gewebebreite der Gewebebahn 2 beim Durchlauf durch die Mercerisiermaschine 1 verhalten kann. Mit 24 ist dabei der Wert der Gewebebreite (Längeneinheit) bezeichnet. 25 stellt die beim Ausführungs­beispiel gewünschte Gewebe-Soll-Breite dar und 26 zeigt den Verlauf der Gewebe-Ist-Breite. Wie im Diagramm schematisch dargestellt ist, liegt beim Eintritt der Gewebebahn 2 in die Mercerisiermaschine 1 bereits ein spürbarer Breitenverlust vor. Dieser resultiert aus der Durchtränkung der Ware mit flüssigen Medien und aus dem Gewebezug beim Transport durch verschiedene Vorbehandlungs-Stufen. Der Breitenverlust nimmt in den Zonen 3, 4 und 5 trotz der gebundenen Bahnführung noch etwas zu. In der freien Strecke 12 zwischen der letzten An­triebswalze 11.4 der Walzenanordnung 5a (Figur 1) und dem Einlauf in den Spannrahmen 8 nimmt der Breitenverlust stark zu. Dies resultiert aus der ungebundenen lockeren Gewebefüh­rung in diesem Bereich. In der Breitstreckzone 7 wird dann die Gewebebahn derart ausgebreitet, dass sie mit Uebermass den Spannrahmen 8 verlässt. Die Ware ist dabei bereits teil­weise stabilisiert. Das Uebermass wird trotzdem eingestellt, weil in der Walzenanordnung 9a bzw. der Verweilzone 9 bis zur endgültigen Stabilisierung noch mit Breitenverlust zu rechnen ist. Auch in der freien Strecke 13, in der die Gewebebahn ungebunden zwischen der Auslaufwalze 21 des Spannrahmens 8 und der ersten Antriebswalze 11.5. der Walzenanordnung 9a (Figur 1) verläuft, findet ein Breitenverlust statt. Aufgrund der Stabilisierung der Gewebebahn im Spannrahmen 8 ist dieser Breitenverlust allerdings nicht so stark, wie der Breitenver­lust in der freien Strecke 12.

    [0019] Figur 4 zeigt schematisch, wie sich die Gewebebahn 2 beim Durchlauf durch die Mercerisiermaschine 1 bezüglich ihrer Gewebelänge 27 (Längeneinheit) verhält. Im Diagramm ist mit 28 der Verlauf der jeweiligen Gewebe-Ist-Länge und mit 29 die gewünschte Gewebe-Soll-Länge bezeichnet.

    [0020] Wie schematisch dargestellt, tritt die Gewebebahn 2 durch die Vorbehandlung bereits verstreckt und mit Ueberlänge in die Mercerisiermaschine 1 ein. Durch entsprechende Zug-Wert-­Vorgabe mittels der Regler 16.1, 16.2 und 16.3 (Figur 1) kann bereits vor der freien Strecke 12 eine Längenverkürzung zuge­ lassen werden. Im Bereich der freien Strecke 12 kann sich fur die Gewebebahn durch die nicht gebundene Gewebeführung und die Differenz der Fördergeschwindigkeit des Spannrahmens 8 und der Antriebswalze 11.4 (Figur 1) eine Verkürzung bis unter den Sollwert ergeben. Beim Durchlauf durch den Spann­rahmen 8 bzw. die Breitstreckzone 7 bleibt die Gewebelänge konstant, da die Gewebebahn 2 fest im Spannkettenpaar 22 (Figur 2) eingespannt ist. Dagegen tritt in der freien Strecke 13 zwischen der Auslaufwalze 21 und der ersten An­triebswalze 11.5 der Walzenanordnung 9a der Verweilzone 9 eine Dehnung des Gewebes in Längsrichtung auf, weil dort die Gewebebahn 2 mit Spannung vom Spannrahmenauslauf abgezogen wird. In der Verweilzone 9 ergibt sich eine weitere Dehnung in Längsrichtung, die auf die Spannung beim Gewebetransport zurückzuführen ist.

    [0021] Figur 5 zeigt einen vereinfachten Schnitt längs der Linie A-A in Figur 2, bei der aus Gründen der Uebersichtlichkeit nur die für die Darstellung der Sprühbalken 10a wesentlichen Elemente gezeichnet sind. Die Sprühbalken 10a sind gemass Figur 2 etwa im gleichen Winkel wie das Einlauffeld 8a des Spannrahmens 8 angeordnet. Die Sprühbalken 8a weisen jeweils ein über der Gewebebahn 2 angeordnetes Rohr auf welches durch nicht dargestellte Versorgungsleitungen mit heisser Schwach­lauge versorgt wird. An der Unterseite sind die Sprühbalken 10a mit nicht näher dargestellten Sprühdüsen, z.B. in der Form einfacher Bohrungen versehen, welche eine von der Rand­zone R zur Mittelzone M hin abnehmende Sprühdichte erzielen. Damit die Sprühbalken 10a an unterschiedliche Gewebebahnbrei­ten angepasst werden können, sind sie mittels Halterungen 30 an einer mit einem Motor 31 antreibbaren gegenläufigen Spin­del 36 befestigt, durch welche die Halterungen 30 quer zur Gewebebahn 2 bewegt und dadurch justiert werden können. Da­durch wird die Gewebebahn 2, wie bereits vorstehend beschrie­ben, im Bereich des Einlauffelds 8a vorwiegend in den Randzo­nen R besprüht. Besonders vorteilhaft ist dabei die Düsenan­ ordnung so gewählt, dass die Sprühdichte auch im Bereich der Randzone R selbst vom Rand her zum Bereich der Mittelzone zunimmt.

    [0022] Bei der Ausführungsvariante gemäss Figur 6 ist quer zur Gewe­bebahn 2 eine Vielzahl von Sprühdüsen 10 angeordnet, die jeweils über eine Sammelleitung 32 mit Heisslauge gespeist werden. Die Sammelleitungen 32 bzw. die Sprühdüsen 10 sind analog dem Ausführungsbeispiel gemäss Figur 1 in mehreren Reihen über die gesamte Länge des Spannrahmens 8 einschliess­lich des Einlauffelds 8a verteilt angeordnet. Sprühbalken 10a gemäss Figur 1 und 2 sind dabei nicht vorgesehen. Jede Sprüh­düse 10 ist dabei über ein verstellbares Ventil 33 mit der Sammelleitung 32 verbunden. Durch Verstellen des Ventils 33 lässt sich die Durchflussmenge der heissen Schwachlauge steuern und damit die Sprühdichte auf die Gewebebahn 2 ein­stellen. Diese Verteilung ist in Figur 7 dargestellt. In Richtung des Pfeils 34 ist dabei die Laugenmenge und in Rich­tung des Pfeils 35 die Gewebebahnbreite dargestellt. Wie gezeigt, betragen die Randzonen R jeweils etwa 30% der Ge­samtbreite der Gewebebahn. In den äussersten Bereich der Randzone wird etwa dreimal soviel Schwachlauge aufgetragen wie in der Mittelzone M. Die Gesamtmenge, d.h. der Mittelwert der Laugenmenge in den Randzonen ist etwa doppelt so gross wie der in der Mittelzone aufgetragene Laugenanteil.

    [0023] Durch die dargestellte Verteilung der Laugenmenge, insbeson­dere auch durch die kontinuierliche Zunahme der Sprühdichte im Randbereich selbst wird auf vorteilhafteste Weise er­reicht, dass zunächst in den Randzonen R, die vor allem den Streckkräften des Spannrahmens ausgesetzt sind, beschleunigt eine Stabilisierung eintritt. Je mehr diese Stabilisierung in den Randzonen R fortschreitet, desto stärker werden die Streckkräfte auf die Mittelzone M weitergeleitet, so dass auch dort die gewünschte Streckung stattfindet was zu gleich­mässiger Verteilung der in Figur 6 mit 2a angedeuteten Kett­ fäden führt. Selbstverständlich lässt sich die Breite der Randzonen R und der Mittelzone M an die spezifischen Erfor­dernisse einer bestimmten Ware und eines bestimmten Merceri­sierprozesses anpassen. Dazu müssen lediglich die Ventile 33 zur Dosierung der Laugenmenge entsprechend eingestellt wer­den, um schmälere oder breitere Randzonen R und stärkeren oder reduzierteren Abfall der Laugenmenge zur Mittelzone hin zu erreichen. Die Reduzierung der Laugenzone in der Mittelzo­ne M kann dabei z.B. wie beim Ausführungsbeispiel gemäss Figur 1 nur im Einlauffeld 8a des Spannrahmens stattfinden oder aber sie kann über die gesamte Länge des Spannrahmens 8 gleichmässig oder kontinuierlich abnehmend beibehalten wer­den.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Breitstrecken einer Gewebebahn in einer Mercerisiermaschine, wobei die Gewebebahn zunächst in gebundener Gewebeführung durch wenigstens eine Nassbe­handlungszone mit angetriebenen Behandlungsstationen gefördert und dabei imprägniert und sodann einem Spann­rahmen zugeführt wird und von diesem an eine weitere Nassbehandlungszone mit angetriebenen Behandlungsstatio­nen mit gebundener Gewebeführung weitergegeben wird, wobei die Gewebebahn zum Stabilisieren aus über dem Spannrahmen angeordneten Sprühdüsen mit einem heissen Medium besprüht wird, dadurch gekennzeichnet, dass
    - die Gewebebahn dem Spannrahmen von der vorhergehenden Nassbehandlungszone über eine freie Strecke mit ungebun­dener Bahnführung zugeführt wird,
    - die Gewebebahn vom Spannrahmen über eine zweite freie Strecke der nachfolgenden Nassbehandlungsstation weiter­geleitet wird,
    - und dass wenigstens im Einlauffeld des Spannrahmens die Randzonen der Gewebebahn zur Beschleunigung der Stabili­sierung in diesem Bereich stärker besprüht werden als deren Mittelzone.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Randzonen jeweils wenigstens 10 % der Warenbreite und höchstens 40 % der Warenbreite betragen.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Gewebebahn im Spannrahmen mit derart geringerer Geschwindigkeit gefördert wird, als in der vorhergehenden Nassbehandlungszone, dass sich die Gewebebahn in der freien Strecke vor dem Spannrahmen in der Länge verkürzen kann.
     
    4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch ge­kennzeichnet, dass auf die Randzonen wenigstens die zweifache Menge des heissen Mediums, insbesondere heisser Schwachlauge gesprüht wird.
     
    5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 mit einer ersten Gruppe (3a, 4a, 5a) von durch An­triebsmotoren (14.1 bis 14.4) angetriebenen Walzen (11.1 bis 11.4) zum gebundenen Fördern einer Gewebebahn (2) durch wenigstens eine Nassbehandlungs- und Imprägnierzone (3, 4, 5) einer Mercerisiermaschine (1), mit einem daran anschliessenden, durch eine Antriebseinrichtung (18) angetriebenen Spannrahmen (8) zum Breitstrecken der Gewe­bebahn und mit einer anschliessenden Gruppe von angetrie­benen Walzen (9a) zum gebundenen Fördern der Gewebebahn durch weitere Nassbehandlungszonen, wobei über dem Spann­rahmen (8) Sprühdüsen (10, 10a) zum Besprühen der Gewebe­bahn mit einem heissen Medium, insbesondere mit heisser Schwachlauge vorgesehen sind, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der ersten Gruppe von Walzen (3a, 4a, 5a) und dem Spannrahmen (8) sowie zwischen dem Spannrahmen und der zweiten Gruppe von Walzen (9a) jeweils eine freie Strecke (12 bzw. 13) zur ungebundenen Zuführung bzw. Abführung der Gewebebahn zum bzw. vom Spannrahmen vorge­sehen ist, und dass wenigstens im Einlauffeld (8a) des Spannrahmens die Sprühdüsen (10a) für das heisse Medium überwiegend auf die beiden Randzonen (R) der Gewebebahn gerichtet sind.
     
    6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Randzonen jeweils wenigstens 10 % der Waren­breite und höchstens 40 % der Warenbreite betragen.
     
    7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeich­net, dass die Fördergeschwindigkeit des Spannrahmens (8) geringer ist, als die Fördergeschwindigkeit der vorher­gehenden Gruppe von Walzen (5a).
     
    8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch ge­kennzeichnet, dass im Spannrahmenauslauf vor der freien Strecke (13) eine Zugmessanordnung (15.4) zur Kontrolle des auf die Gewebebahn (2) von einer nachfolgenden Zug­walze (11.5) ausgeübten Förderzugs angeordnet ist, und dass die Zugmessanordnung (15.4) über eine Regeleinrich­tung (19) mit der Antriebseinrichtung (18) des Spannrah­mens (8) zu dessen Geschwindigkeitsregelung in Abhängig­keit vom derart gemessenen Zug der Gewebebahn vorgesehen ist.
     
    9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass vor der freien Strecke im Spannrahmeneinlauf (8a) eine Zugwalze (11.4) vorgesehen ist, welche durch eine An­triebseinrichtung (14.4) über einen Zugwalzen-Regler (19) angetrieben und in der Geschwindigkeit gesteuert wird, und dass die von der Zugmesseinrichtung (15.4) im Spann­rahmenauslauf ermittelten Rückführsignale dem Zugwalzen-­Regler (19) zur Nachregelung der Zugwalzengeschwindigkeit zugeführt sind, und dass eine Anordnung (20) zur Einstel­lung der Geschwindigkeitsdifferenz zwischen der Antriebs­einrichtung für die Zugwalze und der Antriebseinrichtung für den Spannrahmen mit dem Zugwalzenregler (19) verbun­den ist.
     
    10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass ein gemeinsamer Regler (19) mit zwei Regelausgängen (19a, 19b) zur Geschwindigkeitsregelung des Spannrahmenantriebs (18) und der Zugwalze (11.4) vorgesehen ist.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht