[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Breitstrecken einer
Gewebebahn gemäss Oberbegriff von Anspruch 1 bzw. Anspruch 5. Beim Breitstrecken
von Gewebebahnen in Mercerisiermaschinen besteht ein bekanntes Problem darin, dass
die Streckkräfte unterschiedlich auf die Gewebebahn einwirken, was nach dem Breitstrecken
eine ungleichmässige Anordnung der Kettfäden zur Folge hat. Beim kettenlosen Breitstrecken
mittels Breitstreckwalzen wird häufig infolge unterschiedlicher Haftreibung vorwiegend
die Mittelpartie gestreckt, während die Randzonen leicht eingehen. Beim Breitstrecken
in Spannrahmen dagegen besteht häufig die Tendenz, dass nur die äusseren Randpartien
verstärkt gestreckt werden. In beiden Fällen tritt eine ungleichmässige Anordnung
der Kettfäden auf. Die Erfindung befasst sich nun mit einem Verfahren, bei dem die
Gewebebahn zunächst in gebundener Gewebeführung durch Nassbehandlungszonen mit angetriebenen
Behandlungsstationen gefördert und dabei imprägniert wird. Anschliessend wird die
Gewebebahn in einem Spannrahmen breitgestreckt und dabei gleichzeitig durch Besprühen
mit heisser Schwachlauge oder mittels Heissdampf stabilisiert. Vom Spannrahmen wird
die Gewebebahn an weitere Nassbehandlungszonen mit angetriebenen Behandlungsstationen
abgegeben, wobei sie wieder mit gebundener Gewebeführung geführt wird. Unter gebundener
Gewebeführung ist dabei zu verstehen, dass die Warenbahn praktisch ununterbrochen
abgestützt und ohne dazwischenliegende freie Strecke von einer Walze auf die nächste
übergeben wird. Die Uebergabe der Warenbahn erfolgt praktisch im Bereich der Berührungslinie
der beiden Walzen. Durch eine solche Führung wird bezweckt, dass die ausgebreitet
durch die Maschine geführte Warenbahn bzw. Gewebebahn während der Be handlung möglichst
nicht in der Breite zusammenfallen kann. Aus der CH-PS-531 969 ist z.B. ein solches
Verfahren zum Steuern des Durchlaufs einer Warenbahn bekannt.
[0002] Im Spannrahmen, d.h. beim Breitstrecken wird die durch den Imprägnierprozess ausgelöste
Gewebeschrumpfung teilweise wieder ausgeglichen.
[0003] Es hat sich gezeigt, dass ganz allgemein bei Mercerisierprozessen und den verschiedenen
Vorbehandlungen, wie Entschlichten, Abkochen und Bleichen die Gewebebahn beim Transport
durch die Anlage auch in Längsrichtung verzogen wird, was einen Breiteneinsprung zur
Folge hat, der zusätzlich durch den Mercerisierprozess noch erhöht wird.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes Verfahren und eine Vorrichtung
zum Breitstrecken zu schaffen, bei welchem die Gewebebahn im Spannrahmen selbst schonend
auf die geforderte Breite oder sogar eine Ueberbreite gebracht werden kann und wobei
gleichmässiges Breitstrecken von Randpartien und Mittelpartie der Gewebebahn erreichbar
ist. Mitte-Rand-Differenzen der Kettfadenzahl soll also möglichst ausgeglichen werden
können. Erfindungsgemäss wird diese Aufgabe in erster Linie durch ein Verfahren gemäss
Kennzeichen von Anspruch I bzw. eine Vorrichtung gemäss Anspruch 5 erreicht.
[0005] Die Erfindung wendet sich dabei bewusst von der bestehenden Auffassung ab, dass die
Gewebebahn bei ihrem Durchlauf durch die Mercerisiermaschine praktisch ununterbrochen
abgestützt sein muss, um einen Gewebeeinsprung zu vermeiden. Stattdessen wird der
Spannrahmen durch zwei freie Strecken, in denen die Warenbahn ungebunden verläuft,
von den Walzenzonen mit gebundener Warenführung "getrennt". Vor allem die freie Strecke
im Einlauf des Spannrahmens, ermöglicht es dabei kontrollierte Langenverkürzungen
der Gewebebahn vor dem Breitstrecken zuzu lassen, was das Breitstreckverhalten positiv
beeinflusst. Es hat sich gezeigt, dass das Breitstreckverhalten umso besser ist, je
lockerer die Gewebebahn dem Spannrahmen zugeführt wird. Dies ermöglicht sowohl ein
breiteres Strecken der Gewebebahn an sich als auch das Vermeiden von Mitte-Rand-Differenzen
der Kettfadenzahl. Dadurch dass wenigstens im Einlauffeld des Spannrahmens dabei
zusätzlich die Randzone der Gewebebahn zur Beschleunigung der Stabilisierung in diesem
Bereich stärker besprüht werden als deren Mittelzone, werden Mitte-Rand-Differenzen
der Kettfadenzahl weiter vermieden. Die Breitstreckkräfte im Spannrahmen werden dabei
von den beriets stabilisierten Randzonen in die noch nicht oder erst wenig stabilisierte
Mittelzone übertragen, so dass auch die Kettfäden in der Mittelzone auseinander gezogen
werden. Die über die freie Strecke zu dem Spannrahmen zugeführte Warenbahn kann also
schonend und gleichmässig breitgestreckt werden. Dabei ergibt sich die Möglichkeit,
die Gewebebahn im Spannrahmen mit derart geringerer Geschwindigkeit zu fördern als
in der vorhergehenden Walzenzone, dass sich die Gewebebahn in der freien Strecke
vor dem Spannrahmen kontrolliert verkürzen kann.
[0006] Die Breite der stärker mit dem heissen Medium zur Stabilisierung besprühten Randzonen
kann je nach Mercerisierprozess und Qualität des zu streckenden Gewebes je etwa 10
% bis 40 % der Gesamtbreite betragen. Vorteilhaft ist es dabei, wenn die Sprühdüsen
relativ zur Gewebebahn verstellbar oder ver schwenkbar angeordnet sind, so dass sich
zur Ermittlung des optimalen Stabilisier- und Breitstreckverhältnis die Sprühintensität
und die Breite der stärker besprühten Randzonen verändern lässt.
[0007] In vielen Fällen führt es dabei zu guten Ergebnissen, wenn im Einlauffeld des Spannrahmens
nur die Randzonen direkt mit dem Stabilisierungsmedium besprüht werden und über die
restliche Länge des Spannrahmens die Gewebebahn gleichmässig über die gesamte Breite
besprüht wird. Es kann aber in Abhängigkeit vom Stabilisierverhalten der Gewebebahn
auch vorteilhaft sein, im Einlauffeld auch die Mittelzone zu besprühen und die Randzonen
um wenigstens den Faktor 2 stärker zu besprühen, als die Mittelzone. Auch kann es
vorteilhaft sein, die Randzonen über die gesamte Länge des Spannrahmens stärker zu
besprühen als die Mittelzone.
[0008] Die Erfindung ermöglicht dabei sogar ein Breitstrecken über die gewünschte Rohbreite
hinaus. In Verbindung mit der differenzierten Stabilisierung im Spannrahmen ermöglicht
dies die Uebergabe in der zweiten freien Strecke an die nachfolgende Walzenanordnung
mit gebundener Warenführung. Aufgrund des verbesserten Breitstreckverhaltens im Spannrahmen
sowie der weitgehenden Stabilisierung ist dabei nur mit einem unwesentlichen, im
Spannrahmen kompensierbaren Breiteneinsprung im Bereich der zweiten freien Strecke
zu rechnen. Der Fachmann kann dabei die Geschwindigkeit der dem Spannrahmen nachgeordneten
Walzenanordnung so wählen, dass der Gewebezug in der zweiten freien Strecke dem gewünschten
Wert entspricht. Derartige Zugregelanordnungen sind dem Fachmann bekannt und gebräuchlich.
Dadurch lässt sich auch erreichen, dass sich die Geschwindigkeit des Spannrahmens
ausschliesslich unter Berücksichtigung des gewünschten Breitstreckverhaltens regeln
lässt und dass keine nachteilige Rückwirkung der Geschwindigkeit der dem Spannrahmen
nachfolgenden Walzenanordnung auf die Spannrahmen-Abzugsgeschwindigkeit erfolgt. Durch
höheren Zug auf die Gewebebahn in der zweiten freien Strecke, d.h. nach dem Spannrahmen
lässt sich ausserdem vorteilhaft Einfluss auf die Längsdehnung der Gewebebahn nehmen.
[0009] Praktisch lässt sich die "Trennung" des Spannrahmens von den nachfolgenden Antrieben
und die Zugregelung im Spannrahmenauslauf besonders vorteilhaft realisieren, wenn
im Spannrahmenauslauf vor der zweiten freien Strecke eine Zugmessanordnung zur Kontrolle
des auf die Gewebebahn von einer nachfol genden Zugwalze ausgeübten Zugs vorgesehen
ist und wenn die Zugmessanordnung über eine Regeleinrichtung mit der Antriebseinrichtung
des Spannrahmens zu dessen Geschwindigkeitsregelung in Abhängigkeit vom derart gemessenen
Zug der Gewebebahn in der freien Strecke vorgesehen ist. Auf diese Weise lässt sich
der Zug der Gewebebahn in der freien Strecke im Auslauf des Spannrahmens einstellen
und konstant halten.
[0010] Die Erfindung ist im folgenden in Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnungen näher
erläutert. Es zeigen:
Figur 1 Die schematische Darstellung einer Mercerisiermaschine mit Spannrahmen mit
den Merkmalen der Erfindung in Seitenansicht,
Figur 2 eine Draufsicht auf die Mercerisiermaschine gemäss Figur 1,
Figur 3 eine schematische Darstellung des Breitenverhaltens der Gewebebahn in ihrem
Durchlauf durch die Behandlungsstationen gemäss Figur 1 und 2,
Figur 4 eine schematische Darstellung eines Längenverhaltens der Gewebebahn bei ihrem
Durchlauf durch die Mercerisiermaschine gemäss Figur 1,
Figur 5 eine Darstellung der Sprühdüsen im Bereich des Einlauffelds der Mercerisiermaschine
gemäss Figur 1,
Figur 6 ein abgewandeltes Ausführungsbeispiel einer Anordnung zum Besprühen der Gewebebahn
mit Heisslauge und
Figur 7 die schematische Darstellung der Mengenverteilung der auf die Gewebebahn 2
aufgebrachten Heisslauge.
[0011] Figur 1 zeigt eine vom Aufbau her bekannte Mercerisiermaschine 1, bei der eine Gewebebahn
2 in gebundener Bahnführung nacheinander eine Heissimprägnierzone 3, eine Kühlzone
4, eine Einwirkzone 5 und eine Stabilisierzone 6 durchläuft. Die Stabilisierzone 6
besteht dabei aus der Breitstreckzone 7, gebildet durch den Spannrahmen 8 und aus
einer Verweilzone 9. In der Heissimprägnierzone 3, der Kühlzone 4, der Einwirkzone
5 sowie der Verweilzone 9 wird die Gewebebahn 2 durch Walzenanordnungen 3a, 4a, 5a
und 9a gebunden geführt, d.h., dass sich die Walzen durchgehend linienförmig berühren,
so dass die Gewebebahn durchgehend flächig unter Druck geführt und abgestützt wird.
Dadurch wird erreicht, dass die Warenbahn während der Behandlung nicht in der Breite
zusammenfallen kann. Im Spannrahmen 8 wird die Gewebebahn 2 zunächst in einem Einlauffeld
8a auf die gewünschte Breite gestreckt und derart ausgebreitet der Verweilzone 9 übergeben.
Beim Ausführungsbeispiel ist der Spannrahmen 8 ein Nadelspannrahmen. Grundsätzlich
sind aber auch andere Typen von Spannrahmen oder Breitstreckvorrichtungen denkbar.
[0012] Ueber dem Spannrahmen 8 sind Sprühdüsen 10 und 10a vorgesehen, durch welche die
Gewebebahn in bekannter Weise mit heisser Schwachlauge im Gegenstrom besprüht, entlaugt
und dabei stabilisiert wird. Die im Bereich des Einlauffelds 8a vorgesehenen Sprühdüsen
10a sind dabei als rohrförmig ausgebildete Sprühbalken mit einer Vielzahl von Einzeldüsen
ausgebildet, wie dies im Zusammenhang mit Figur 5 noch näher erläutert wird. Die
Sprühdüsen 10 dagegen sind bekannte, gleichmässig über der Warenbahn verteilte Düsen.
[0013] Die Walzenanordnungen 3a, 4a, 5a und 9a weisen jeweils Antriebswalzen 11.1 bis 11.6
auf, die in bekannter Weise durch Motore 14.1 bis 14.6 angetrieben werden. Als Antriebssysteme
werden dabei bekannte Drehstromantriebe mit Frequenzumrichter verwendet. In den Walzenanordnungen
sind dabei Gewebezugreglerwalzen 15.1 bis 15.5 vorgesehen durch welche in an sich
bekannter Weise der Gewebezug jeweils ermittelt und ein dem jeweiligen Zug entsprechender
Rückführwert je einem Regler 16.1 bis 16.4 zugeführt wird, welcher die Drehzahl der
zugeordneten Antriebsmotore 14.1, 14.2, 14.3, 14.5 derart regelt, dass die Gewebebahn
bei ihrem Durchlauf mit einem konstanten Zug gefördert wird. Zur Einstellung des Gewebezugs
können die Regler dabei in bekannter Weise voreinstellbar sein. Die Gewebezugreglerwalzen
15 sind in bekannter Weise so angeordnet, dass auch bei unterschiedlicher Walzenauslenkung
immer eine gebundene Gewebeführung und gleichmässiger Gewebezug gewährleistet wird.
Solche Anordnungen sind Stand der Technik.
[0014] Der Spannrahmen 8 weist im Einlauf eine Einnadelbürste 17 auf, und wird durch einen
Motor 18 angetrieben. Die Fördergeschwindigkeit des Spannrahmenmotors 18 wird durch
einen Spannrahmen-Regler 19 in Abhängigkeit vom Zug der Gewebebahn am Ausgang des
Spannrahmens variiert. Der Gewebezug am Spannrahmen-Auslauf wird, wie schematisch
dargestellt, durch die Gewebezugreglerwalze 15.4 ermittelt, deren zugabhängige Ausgangssignale
dem Regler 19 zugeführt werden.
[0015] Im Gegensatz zur gebundenen Gewebeführung in den Walzenanordnungen vor und nach
dem Spannrahmen 8 ist zwischen der Antriebswalze 11.4 und dem Einlauf des Spannrahmens
8 eine freie Strecke 12 vorgesehen in welcher die Gewebebahn frei und ungestützt dem
Einlauffeld 8a des Spannrahmens 8 übergeben wird. Wie in Figur 1 schematisch dargestellt
ist, weist der Spannrahmen-Regler 19 einen zweiten Steuerausgang auf, mit welchem
der Antriebsmotor 11.4 der letzten Antriebswalze der Walzenanordnung 5a angesteuert
wird. Der Regler 19 ist dabei mit einer Vorwahleinrichtung 20 versehen, welche es
erlaubt, die Signale am Ausgang 19a gegenüber den Ausgangssignalen am Ausgang 19b
derart zu verändern, dass der Spannrahmenmotor 18 bzw. die Fördergeschwindigkeit
des Spannrahmens 8 gegenüber der Fördergeschwindigkeit des Motors 14.4 bzw. der letzten
Antriebswalze 11.4 der Einwirkzone 5 reduziert werden kann. Der Uebergang der Gewebebahn
in der freien Strecke 12 kann also je nach Einstellung der Vorwahleinrichtung 20
loser oder gespannter erfolgen. Je nachdem, welche Spannung dabei die Gewebebahn 2
in der freien Strecke 12 aufweist wird sie also loser oder gestreckter auf den Spannrahmen
8 aufgebracht. Die Nadeln des Spannrahmens 8 erfassen die Gewebebahn damit mit geringerer
oder grösserer Vorspannung, was das Streckverhalten der Ware stark beeinflusst. Durch
anschliessendes Spannen auf die gewünschte Breite sowie Stabilisieren mit den Spritzrohren
10 und 10a lässt sich die Gewebebahn sowohl in der Länge als auch in der Breite stabilisieren.
Durch die relativ lockere Uebergabe im Spannrahmeneinlauf wird dabei vorteilhaft
erreicht, dass der Verzug der Kettfäden minimiert wird. Wie vor allem aus Figur 2
und 5 ersichtlich ist, sind dabei die Sprühdüsen 10a im Einlauffeld 8a des Spannrahmens
8 derart angeordnet, dass sie lediglich den Randbereich der Gewebebahn besprühen.
Dies bedeutet, dass im konischen Einlauffeld die Randzonen der Gewebebahn 2 derart
intensiv besprüht werden, dass die Randzonen R (Figur 5) der Gewebebahn 2 stärker
stabilisiert werden als die Mittelzone M. Dies hat zur Folge, dass sich die von den
Spannketten verursachten Breitstreckkräfte von den bereits stabilisierten Randzonen
R in die noch nicht oder erst wenig stabilisierte Mittelzone M übertragen. Dies ergibt
eine etwa gleichmässige Streckkraft über die gesamte Breite der Gewebebahn, so dass
auch die Kettfäden in der Mittelzone M auseinander gezogen werden. Die selektive Stabilisierung
der Randzonen R in Verbindung mit der freien Uebergabe der Gewebebahn 2 in der freien
Strecke 12 erlaubt eine bisher nicht erreichbare Optimierung des Breitstreckverhaltens
der Gewebebahn.
[0016] Selbstverständlich ist es auch möglich, statt des Spannrahmenreglers 19 zwei separate
Regler einzusetzen, von denen einer den Spannrahmenmotor 18 und einer den Motor 14.4
der letzten Zugwalze bzw. Antriebswalze 11.4 vor der freien Strecke 12 ansteuert.
Dabei ist lediglich von Bedeutung, dass dann beide Regler ihr Rückführsignal von der
Gewebezugreglerwalze 15.4 im Spannrahmenauslauf erhalten.
[0017] Im Auslauf des Spannrahmens 8 ist ausserdem eine zweite freie Strecke 13 zwischen
einer Auslaufwalze 21 und der ersten Antriebswalze 11.5 der Verweilzone 9 vorgesehen.
Durch diese freie Strecke 13 mit ungebundener Führung der Gewebebahn 2 wird der Spannrahmen
8 vollständig von der Walzenanordnung 9a der Verweilzone 9 getrennt. Dies verhindert
jegliche Rückwirkung der Walzenzone 9a auf die Funktion des Spannrahmens 8. Der Regler
16.4 gewährleistet dabei aufgrund der Rückmeldung der Gewebezugreglerwalze 15.5, dass
der erste Antriebsmotor 14.5 der Walzenanordnung 9a mit einer solchen Geschwindigkeit
angetrieben wird, dass der Zug in der freien Strecke 13 konstant auf einem voreinstellbaren
Wert gehalten wird. Dabei kann ein Breitenverlust der Gewebebahn 2 ohne weiteres in
Kauf genommen werden, da sich im Spannrahmen 8 die Gewebebahn ohne weiteres auf Ueberbreite
spannen lässt. Durch die freie Strecke 13 wird vor allem eine einwandfreie Gewebeübergabe
vom Spannrahmen 8 auf die Walzenanordnung 9a sichergestellt. Eine gegenseitige Beeinflussung,
wie sie durch durchgehend gebundene Warenführung auftreten könnte, wird vermieden.
Vor allem wird dadurch auch gewährleistet, dass die Gewebebahn 2 beim Abzug vom Spannrahmen
8 kontrolliert in der Länge gestreckt werden kann und dabei nicht durch Rückwirkung
der Walzenanordnung 9a aus dem Spannkettenpaar 22 gerissen wird, durch welches die
Gewebebahn im Spannrahmen breitgestreckt und mit der vom Spannrahmenmotor 18 bestimmten
Geschwindigkeit gefördert wird.
[0018] Figur 3 zeigt schematisch, wie sich die Gewebebreite der Gewebebahn 2 beim Durchlauf
durch die Mercerisiermaschine 1 verhalten kann. Mit 24 ist dabei der Wert der Gewebebreite
(Längeneinheit) bezeichnet. 25 stellt die beim Ausführungsbeispiel gewünschte Gewebe-Soll-Breite
dar und 26 zeigt den Verlauf der Gewebe-Ist-Breite. Wie im Diagramm schematisch dargestellt
ist, liegt beim Eintritt der Gewebebahn 2 in die Mercerisiermaschine 1 bereits ein
spürbarer Breitenverlust vor. Dieser resultiert aus der Durchtränkung der Ware mit
flüssigen Medien und aus dem Gewebezug beim Transport durch verschiedene Vorbehandlungs-Stufen.
Der Breitenverlust nimmt in den Zonen 3, 4 und 5 trotz der gebundenen Bahnführung
noch etwas zu. In der freien Strecke 12 zwischen der letzten Antriebswalze 11.4 der
Walzenanordnung 5a (Figur 1) und dem Einlauf in den Spannrahmen 8 nimmt der Breitenverlust
stark zu. Dies resultiert aus der ungebundenen lockeren Gewebeführung in diesem Bereich.
In der Breitstreckzone 7 wird dann die Gewebebahn derart ausgebreitet, dass sie mit
Uebermass den Spannrahmen 8 verlässt. Die Ware ist dabei bereits teilweise stabilisiert.
Das Uebermass wird trotzdem eingestellt, weil in der Walzenanordnung 9a bzw. der Verweilzone
9 bis zur endgültigen Stabilisierung noch mit Breitenverlust zu rechnen ist. Auch
in der freien Strecke 13, in der die Gewebebahn ungebunden zwischen der Auslaufwalze
21 des Spannrahmens 8 und der ersten Antriebswalze 11.5. der Walzenanordnung 9a (Figur
1) verläuft, findet ein Breitenverlust statt. Aufgrund der Stabilisierung der Gewebebahn
im Spannrahmen 8 ist dieser Breitenverlust allerdings nicht so stark, wie der Breitenverlust
in der freien Strecke 12.
[0019] Figur 4 zeigt schematisch, wie sich die Gewebebahn 2 beim Durchlauf durch die Mercerisiermaschine
1 bezüglich ihrer Gewebelänge 27 (Längeneinheit) verhält. Im Diagramm ist mit 28 der
Verlauf der jeweiligen Gewebe-Ist-Länge und mit 29 die gewünschte Gewebe-Soll-Länge
bezeichnet.
[0020] Wie schematisch dargestellt, tritt die Gewebebahn 2 durch die Vorbehandlung bereits
verstreckt und mit Ueberlänge in die Mercerisiermaschine 1 ein. Durch entsprechende
Zug-Wert-Vorgabe mittels der Regler 16.1, 16.2 und 16.3 (Figur 1) kann bereits vor
der freien Strecke 12 eine Längenverkürzung zuge lassen werden. Im Bereich der freien
Strecke 12 kann sich fur die Gewebebahn durch die nicht gebundene Gewebeführung und
die Differenz der Fördergeschwindigkeit des Spannrahmens 8 und der Antriebswalze 11.4
(Figur 1) eine Verkürzung bis unter den Sollwert ergeben. Beim Durchlauf durch den
Spannrahmen 8 bzw. die Breitstreckzone 7 bleibt die Gewebelänge konstant, da die
Gewebebahn 2 fest im Spannkettenpaar 22 (Figur 2) eingespannt ist. Dagegen tritt in
der freien Strecke 13 zwischen der Auslaufwalze 21 und der ersten Antriebswalze 11.5
der Walzenanordnung 9a der Verweilzone 9 eine Dehnung des Gewebes in Längsrichtung
auf, weil dort die Gewebebahn 2 mit Spannung vom Spannrahmenauslauf abgezogen wird.
In der Verweilzone 9 ergibt sich eine weitere Dehnung in Längsrichtung, die auf die
Spannung beim Gewebetransport zurückzuführen ist.
[0021] Figur 5 zeigt einen vereinfachten Schnitt längs der Linie A-A in Figur 2, bei der
aus Gründen der Uebersichtlichkeit nur die für die Darstellung der Sprühbalken 10a
wesentlichen Elemente gezeichnet sind. Die Sprühbalken 10a sind gemass Figur 2 etwa
im gleichen Winkel wie das Einlauffeld 8a des Spannrahmens 8 angeordnet. Die Sprühbalken
8a weisen jeweils ein über der Gewebebahn 2 angeordnetes Rohr auf welches durch nicht
dargestellte Versorgungsleitungen mit heisser Schwachlauge versorgt wird. An der
Unterseite sind die Sprühbalken 10a mit nicht näher dargestellten Sprühdüsen, z.B.
in der Form einfacher Bohrungen versehen, welche eine von der Randzone R zur Mittelzone
M hin abnehmende Sprühdichte erzielen. Damit die Sprühbalken 10a an unterschiedliche
Gewebebahnbreiten angepasst werden können, sind sie mittels Halterungen 30 an einer
mit einem Motor 31 antreibbaren gegenläufigen Spindel 36 befestigt, durch welche
die Halterungen 30 quer zur Gewebebahn 2 bewegt und dadurch justiert werden können.
Dadurch wird die Gewebebahn 2, wie bereits vorstehend beschrieben, im Bereich des
Einlauffelds 8a vorwiegend in den Randzonen R besprüht. Besonders vorteilhaft ist
dabei die Düsenan ordnung so gewählt, dass die Sprühdichte auch im Bereich der Randzone
R selbst vom Rand her zum Bereich der Mittelzone zunimmt.
[0022] Bei der Ausführungsvariante gemäss Figur 6 ist quer zur Gewebebahn 2 eine Vielzahl
von Sprühdüsen 10 angeordnet, die jeweils über eine Sammelleitung 32 mit Heisslauge
gespeist werden. Die Sammelleitungen 32 bzw. die Sprühdüsen 10 sind analog dem Ausführungsbeispiel
gemäss Figur 1 in mehreren Reihen über die gesamte Länge des Spannrahmens 8 einschliesslich
des Einlauffelds 8a verteilt angeordnet. Sprühbalken 10a gemäss Figur 1 und 2 sind
dabei nicht vorgesehen. Jede Sprühdüse 10 ist dabei über ein verstellbares Ventil
33 mit der Sammelleitung 32 verbunden. Durch Verstellen des Ventils 33 lässt sich
die Durchflussmenge der heissen Schwachlauge steuern und damit die Sprühdichte auf
die Gewebebahn 2 einstellen. Diese Verteilung ist in Figur 7 dargestellt. In Richtung
des Pfeils 34 ist dabei die Laugenmenge und in Richtung des Pfeils 35 die Gewebebahnbreite
dargestellt. Wie gezeigt, betragen die Randzonen R jeweils etwa 30% der Gesamtbreite
der Gewebebahn. In den äussersten Bereich der Randzone wird etwa dreimal soviel Schwachlauge
aufgetragen wie in der Mittelzone M. Die Gesamtmenge, d.h. der Mittelwert der Laugenmenge
in den Randzonen ist etwa doppelt so gross wie der in der Mittelzone aufgetragene
Laugenanteil.
[0023] Durch die dargestellte Verteilung der Laugenmenge, insbesondere auch durch die kontinuierliche
Zunahme der Sprühdichte im Randbereich selbst wird auf vorteilhafteste Weise erreicht,
dass zunächst in den Randzonen R, die vor allem den Streckkräften des Spannrahmens
ausgesetzt sind, beschleunigt eine Stabilisierung eintritt. Je mehr diese Stabilisierung
in den Randzonen R fortschreitet, desto stärker werden die Streckkräfte auf die Mittelzone
M weitergeleitet, so dass auch dort die gewünschte Streckung stattfindet was zu gleichmässiger
Verteilung der in Figur 6 mit 2a angedeuteten Kett fäden führt. Selbstverständlich
lässt sich die Breite der Randzonen R und der Mittelzone M an die spezifischen Erfordernisse
einer bestimmten Ware und eines bestimmten Mercerisierprozesses anpassen. Dazu müssen
lediglich die Ventile 33 zur Dosierung der Laugenmenge entsprechend eingestellt werden,
um schmälere oder breitere Randzonen R und stärkeren oder reduzierteren Abfall der
Laugenmenge zur Mittelzone hin zu erreichen. Die Reduzierung der Laugenzone in der
Mittelzone M kann dabei z.B. wie beim Ausführungsbeispiel gemäss Figur 1 nur im Einlauffeld
8a des Spannrahmens stattfinden oder aber sie kann über die gesamte Länge des Spannrahmens
8 gleichmässig oder kontinuierlich abnehmend beibehalten werden.
1. Verfahren zum Breitstrecken einer Gewebebahn in einer Mercerisiermaschine, wobei
die Gewebebahn zunächst in gebundener Gewebeführung durch wenigstens eine Nassbehandlungszone
mit angetriebenen Behandlungsstationen gefördert und dabei imprägniert und sodann
einem Spannrahmen zugeführt wird und von diesem an eine weitere Nassbehandlungszone
mit angetriebenen Behandlungsstationen mit gebundener Gewebeführung weitergegeben
wird, wobei die Gewebebahn zum Stabilisieren aus über dem Spannrahmen angeordneten
Sprühdüsen mit einem heissen Medium besprüht wird, dadurch gekennzeichnet, dass
- die Gewebebahn dem Spannrahmen von der vorhergehenden Nassbehandlungszone über eine
freie Strecke mit ungebundener Bahnführung zugeführt wird,
- die Gewebebahn vom Spannrahmen über eine zweite freie Strecke der nachfolgenden
Nassbehandlungsstation weitergeleitet wird,
- und dass wenigstens im Einlauffeld des Spannrahmens die Randzonen der Gewebebahn
zur Beschleunigung der Stabilisierung in diesem Bereich stärker besprüht werden als
deren Mittelzone.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Randzonen jeweils wenigstens
10 % der Warenbreite und höchstens 40 % der Warenbreite betragen.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Gewebebahn im
Spannrahmen mit derart geringerer Geschwindigkeit gefördert wird, als in der vorhergehenden
Nassbehandlungszone, dass sich die Gewebebahn in der freien Strecke vor dem Spannrahmen
in der Länge verkürzen kann.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass auf die
Randzonen wenigstens die zweifache Menge des heissen Mediums, insbesondere heisser
Schwachlauge gesprüht wird.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 mit einer ersten Gruppe
(3a, 4a, 5a) von durch Antriebsmotoren (14.1 bis 14.4) angetriebenen Walzen (11.1
bis 11.4) zum gebundenen Fördern einer Gewebebahn (2) durch wenigstens eine Nassbehandlungs-
und Imprägnierzone (3, 4, 5) einer Mercerisiermaschine (1), mit einem daran anschliessenden,
durch eine Antriebseinrichtung (18) angetriebenen Spannrahmen (8) zum Breitstrecken
der Gewebebahn und mit einer anschliessenden Gruppe von angetriebenen Walzen (9a)
zum gebundenen Fördern der Gewebebahn durch weitere Nassbehandlungszonen, wobei über
dem Spannrahmen (8) Sprühdüsen (10, 10a) zum Besprühen der Gewebebahn mit einem
heissen Medium, insbesondere mit heisser Schwachlauge vorgesehen sind, dadurch gekennzeichnet,
dass zwischen der ersten Gruppe von Walzen (3a, 4a, 5a) und dem Spannrahmen (8) sowie
zwischen dem Spannrahmen und der zweiten Gruppe von Walzen (9a) jeweils eine freie
Strecke (12 bzw. 13) zur ungebundenen Zuführung bzw. Abführung der Gewebebahn zum
bzw. vom Spannrahmen vorgesehen ist, und dass wenigstens im Einlauffeld (8a) des
Spannrahmens die Sprühdüsen (10a) für das heisse Medium überwiegend auf die beiden
Randzonen (R) der Gewebebahn gerichtet sind.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Randzonen
jeweils wenigstens 10 % der Warenbreite und höchstens 40 % der Warenbreite betragen.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Fördergeschwindigkeit
des Spannrahmens (8) geringer ist, als die Fördergeschwindigkeit der vorhergehenden
Gruppe von Walzen (5a).
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass im
Spannrahmenauslauf vor der freien Strecke (13) eine Zugmessanordnung (15.4) zur Kontrolle
des auf die Gewebebahn (2) von einer nachfolgenden Zugwalze (11.5) ausgeübten Förderzugs
angeordnet ist, und dass die Zugmessanordnung (15.4) über eine Regeleinrichtung (19)
mit der Antriebseinrichtung (18) des Spannrahmens (8) zu dessen Geschwindigkeitsregelung
in Abhängigkeit vom derart gemessenen Zug der Gewebebahn vorgesehen ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass vor der freien Strecke
im Spannrahmeneinlauf (8a) eine Zugwalze (11.4) vorgesehen ist, welche durch eine
Antriebseinrichtung (14.4) über einen Zugwalzen-Regler (19) angetrieben und in der
Geschwindigkeit gesteuert wird, und dass die von der Zugmesseinrichtung (15.4) im
Spannrahmenauslauf ermittelten Rückführsignale dem Zugwalzen-Regler (19) zur Nachregelung
der Zugwalzengeschwindigkeit zugeführt sind, und dass eine Anordnung (20) zur Einstellung
der Geschwindigkeitsdifferenz zwischen der Antriebseinrichtung für die Zugwalze und
der Antriebseinrichtung für den Spannrahmen mit dem Zugwalzenregler (19) verbunden
ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass ein gemeinsamer Regler
(19) mit zwei Regelausgängen (19a, 19b) zur Geschwindigkeitsregelung des Spannrahmenantriebs
(18) und der Zugwalze (11.4) vorgesehen ist.