[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft neue photographische Innenbildemulsionen, die
Silberhalogenidkristalle mit geschichtetem Aufbau enthalten und ein latentes Innenbild
liefern können.
[0002] Photographische Innenbildemulsionen, die Silberhalogenidkristalle mit geschichtetem
Aufbau enthalten, sind bekannt. So werden beispielsweise in US 3,206,313 Silberhalogenidemulsionen
beschrieben, die Kristalle bestehend aus einem chemisch sensibilisierten Kern und
einer Hülle aufweisen. Solche Emulsionen können zur Herstellung direktpositiver Bilder
verwendet werden. Bei der bildmässigen Belichtung dieser Emulsionen werden nämlich
an belichteten Stellen auf der Oberfläche der Kerne latente Innenbildzentren gebildet.
Die Hülle schützt diese Innenbildzentren vor der Entwicklung durch den Oberflächenentwickler.
Dieser Oberflächenentwickler kann aber die unbelichteten Silberhalogenidkristalle
unter den bekannten Voraussetzungen - Entwicklung in Gegenwart eines Keimbildners
bzw. Schleiermittels oder homogene Blitzbelichtung (Zweitbelichtung) vor oder während
der Entwicklung - angreifen, sodass eine Bildumkehr eintritt. Das Ergebnis ist also
ein direktpositives Bild.
[0003] Direktpositive Bilder können auch mit den in US 4,704,349 beschriebenen Emulsionen
hergestellt werden. Diese Emulsionen enthalten ebenfalls Silberhalogenidkristalle
mit geschichtetem Aufbau: ein chemisch sensibilisierter Kern ist von einer Hülle
umgeben, die zuerst einer Schwefel-Gold-Sensibilisierung und dann einer Behandlung
mit Jodidionen unterzogen worden ist. Der grosse Vorteil dieser Emulsionen liegt darin,
dass direktpositive Bilder ohne Anwendung von Keimbildnern oder diffuser Nachbelichtung
erhalten werden können. Allerdings ist die Herstellung der Emulsionen mit aufwendigen
Optimierungsarbeiten verbunden, da die chemische Sensibilisierung von Kern und Hülle
sowie die Hüllendicke genau aufeinander abgestimmt sein müssen.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein vereinfachtes Verfahren
zur Herstellung von Direktpositivemulsionen vorzuschlagen. Erfindungsgemäss wurde
die Aufgabe dadurch gelöst, dass man von neuen Innenbildemulsionen ausging, die Silberhalogenidkristalle
mit geschichtetem Aufbau enthalten und ein latentes Innenbild liefern können. Ueberraschenderweise
wurde nämlich gefunden, dass wenn die Kerne dieser Silberhalogenidkristalle eine kubooktaedrische
Form aufweisen, und die Oberfläche der Kerne ganz oder teilweise mit Silberjodid oder
Silberbromojodid bedeckt ist, man auf die chemische Sensibilisierung der Kerne verzichten
kann. Dadurch vereinfachen sich die oben genannten Optimierungsarbeiten ganz wesentlich.
[0005] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind somit photographische Innenbildemulsionen,
die Silberhalogenidkristalle mit geschichtetem Aufbau enthalten und ein latentes Innenbild
liefern können, dadurch gekennzeichnet, dass die Silberhalogenidkerne eine kubooktaedrische
Form besitzen, wobei die Kubooktaeder mit Silberjodid oder Silberbromojodid beschichtet
und von einer Hülle aus Silberbromid mit kubischen und/oder oktaedrischen Begrenzungsflächen
umgeben sind.
[0006] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind ferner Verfahren zur Herstellung von
Direktpositivemulsionen unter Verwendung der erfindungsgemässen Innenbildemulsionen,
die so hergestellten Direktpositivemulsionen, photographische Aufzeichnungsmaterialien,
photographische Elemente und Filmeinheiten für die chromogene Entwicklung, für Farbdiffusionstransferprozesse
und für das Silberfarbbleichverfahren, die diese Direktpositivemulsionen enthalten,
sowie Verfahren zur Herstellung direktpositiver Bilder unter Verwendung dieser Aufzeichnungsmaterialien.
[0007] In den erfindungsgemässen Innenbildemulsionen mit geschichtetem Aufbau müssen die
Kerne eine kubooktaedrische Form, d.h. sowohl (100)- als auch (111)-Flächen besitzen.
Die Grösse der kubischen Begrenzungsflächen der Kerne macht dabei vorzugsweise 15
bis 95 % der Gesamtoberfläche der Kerne aus, kann also in weiten Grenzen variieren.
Die Kerne bestehen vorzugsweise aus Silberbromid oder Silberchlorobromid.
[0008] Diese Kernemulsionen können nach an sich bekannten Verfahren hergestellt werden,
beispielsweise nach den in Frieser, Haase, Klein, Grundlagen der photographischen
Prozesse mit Silberhalogeniden, Band 3, Seiten 63 ff, angegebenen Methoden.
[0009] In einer bevorzugten Ausführungsform besitzen die Kerne eine enge Kristallgrössenverteilung,
d.h. der Variationskoeffizient der Kristallgrösse ist kleiner als 20 %. (Der Variationskoeffizent
ist definiert als die 100fache Standardabweichung des Kristalldurchmessers geteilt
durch den mittleren Kristalldurchmesser.)
[0010] Die Kernemulsion ist oberflächlich mit einer Silberjodid- oder Silberbromojodidschicht
ganz oder teilweise überzogen. Diese Beschichtung kann beispielsweise durch herkömmliche
Ausfällungsmethoden durch definierte Zugabe von Jodid- und Silbersalzlösungen zur
Kernemulsion erreicht werden. Vorzugsweise beträgt die zur Beschichtung der Kerne
notwendige Menge an Jodid 0,5 bis 10 Mol % der Kernemulsion.
[0011] Die so beschichteten Kerne sind von einer Hülle aus Silberbromid mit kubischen und/oder
oktaedrischen Begrenzungsflächen umgeben.
[0012] Diese Hülle wird vorzugsweise durch direktes Auffällen von Silberbromid z.B. nach
dem kontrollierten Doppelstrahlverfahren erhalten. Die Dicke der Hülle muss genügend
gross sein, um hohe Minimaldichten und die als Rereversal bezeichnete Erscheinung
der Bildung eines Negativbilds bei Ueberbelichtung weitgehend zu unterdrücken. Ferner
ist die Dicke der Hülle auch vom Silberhalogenidlösungsvermögen des zu verwendeten
Oberflächenentwicklers abhängig. Vorzugsweise beträgt die Dicke der Hülle mindestens
0,04 µm.
[0013] Nach Erzeugung der Silberbromidhülle kann die Emulsion mit an sich bekannten Waschtechniken
wie sie z.B. in Research Disclosure Nr. 17643, Abschnitt IIA, Dezember 1978, beschrieben
sind, von wasserlöslichen Salzen befreit werden. Ein Waschprozess kann sich aber auch
schon nach Fällung der Kernemulsion anschliessen, falls dies als nötig erachtet wird.
[0014] Die erfindungsgemässen Innenbildemulsionen ergeben - auf einem Träger zu einer Schicht
vergossen - nach Belichtung und Entwicklung in einem Oberflächenentwickler noch kein
Bild (Kurve 1, Figur 1). Ein direktpositives Bild wird erst erhalten, wenn die Hüllen
der Silberhalogenidkristalle dieser Innenbildemulsionen ebenfalls mit Silberjodid
oder Silberbromojodid beschichtet und somit in Direktpositivemulsionen überführt werden.
Vorzugsweise werden die Hüllen vor dieser Beschichtung noch gold- oder goldschwefelsensibilisiert
(Kurve 2, Figur 1).
[0015] Photographische Direktpositivmaterialien, die solche Emulsionen enthalten, liefern
wie in US 4,704,349 beschriebenen auf einfache Weise, d.h. Belichtung und Entwicklung
in einem Oberflächenentwickler, direktpositive Bilder guter Qualität. Die Anwendung
von Keimbildnern bzw. Schleiermitteln oder einer homogenen Zweitbelichtung in der
Entwicklung erübrigt sich.
[0016] Die erfindungsgemässen Innenbildemulsionen können aber auch dann zur Herstellung
direktpositiver Bilder verwendet werden, wenn die Silberbromidhülle der Silberhalogenidkristalle
nur gold- oder goldschwefelsensibilisiert ist. Allerdings muss dann der herkömmliche
Weg bei der Entwicklung entsprechender Direktposivmaterialien (Schleiermittel bzw.
Zweitbelichtung) beschritten werden.
[0017] Ersetzt man die in den erfindungsgemässen Innenbildemulsionen vorhandenen Kubooktaederkerne
durch Kerne mit kubischem oder oktaedrischem Habitus, so erhält man nach chemischer
Sensibilisierung und Jodidbeschichtung der Hülle nur ein stark verschleiertes Negativbild
(Kurve 3, Figur 1), aber kein Direktpositiv.
[0018] Die erfindungsgemässen Direktpositivemulsionen enthalten ein Dispersionsmedium,
in dem die Silberhalogenidkristalle dispergiert sind. Das Dispersionsmedium der Direktpositivemulsionsschichten
und anderer Schichten der photographischen Elemente kann verschiedene Kolloide allein
oder in Kombination als Bindemittel oder Dispergiermittel enthalten. Bevorzugte Bindemittel
und Dispersionsmittel wie z.B. Gelatine und Gelatinederivate sind z.B. in Research
Disclosure 17 643, Abschnitt IX beschrieben.
[0019] Die mit den erfindungsgemässen Direktpositivemulsionen hergestellten photographischen
Elemente und Filmeinheiten können mit bekannten Härtungsmitteln wie z.B. aus Research
Disclosure Nr. 17 643, Abschnitt X bekannt, gehärtet werden, um eine Verarbeitung
bei höheren Temperaturen zu ermöglichen.
[0020] Zum Schutze vor Instabilitäten, die die Eigenschaften der Direktpositivmaterialien
verändern könnten, können Stabilisatoren, Antischleiermittel, Mittel zur Verminderung
der Druckempfindlichkeit, Stabilisierungsmittel für latente Bilder und ähnliche Zusätze,
wie sie üblicherwiese zur Herstellung photographischer Emulsionen verwendet werden,
zugesetzt werden. Derartige Zusätze sind beispielsweise aus Research Disclosure Nr.
17 643, Dezember 1978, Abschnitt VI bekannt. Viele Antischleiermittel, die in Emulsionen
wirksam sind, lassen sich auch in Entwicklern verwenden. Derartige Antischleiermittel
werden beispielsweise näher beschrieben in C.E.K. Mees, The Theory of the Photographic
Process, 2. Ausgabe, Verlag Macmillan, 1954, Seiten 677-680.
[0021] In manchen Fällen lassen sich vorteilhafte Ergebnisse dann erreichen, wenn die erfindungsgemässen
Direktpositivmaterialien in Gegenwart von bestimmten Antischleiermitteln entwickelt
werden, wie sie beispielsweise in US-A- 2 497 917 beschrieben werden.
[0022] Vorteilhafte Ergebnisse können auch dann erhalten werden, wenn die Direktpositivmaterialien
in Gegenwart von vergleichsweise hohen Konzentrationen z.B. bis zu 5, vorzugsweise
1 bis 3 g pro Liter Entwicklerlösung der oben erwähnten Antischleiermittel entwickelt
werden, oder wenn diese Verbindungen in die photographischen Aufzeichnungsmaterialien
eingearbeitet werden, beispielsweise in Konzentrationen von bis zu 1000, vorzugsweise
von 100 bis 500 mg pro Mol Silber.
[0023] Zusätzlich zu den genannten Additiven kann eine Vielzahl von anderen üblichen photographischen
Zusätzen in den erfindungsgemässen Direktpositivemulsionen verwendet werden. Solche
Zusätze sind beispielsweise in Research Disclosure Nr. 17643, Dezember 1978, in den
Abschnitten V, VIII, XI - XIV, XVI, XX und XXI näher beschrieben.
[0024] Zur Erreichung eines grösseren Belichtungsspielraums können erfindungsgemässe Direktpositivemulsionen
verschiedener Empfindlichkeit miteinander gemischt werden.
[0025] Die erfindungsgemässen Emulsionen können, sofern die Hüllen der Kristalle jodidbeschichtet
oder gold- oder goldschwefelsensibilisator und jodidbeschichtet sind, zur Erfüllung
spezieller Anforderungen auch mit konventionellen Negativemulsionen, die ein Oberflächenbild
bilden, gemischt oder kombiniert werden. Letzteres ist vor allem für die Maskierung
von Silberfarbbleichmaterialien von Bedeutung.
[0026] In der einfachsten Form enthält ein erfindungsgemässes Aufzeichnungsmaterial eine
Direktpositivemulsionsschicht.
[0027] Die Aufzeichnungsmaterialien können jodoch auch mehr als nur eine Direktpositivemulsionsschicht
aufweisen, wie auch Deckschichten, Haftschichten und Zwischenschichten, wie sie in
üblichen photographischen Aufzeichnungsmaterialien vorliegen. Anstatt Emulsionen miteinander
zu vermischen, wie oben beschrieben, lässt sich der gleiche Effekt oftmals auch dadurch
erreichen, dass die Emulsionen in Form von separaten Schichten aufgetragen werden.
So ist die Verwendung von separaten Emulsionsschichten zur Erzielung eines vorteilhaften
Belichtungsspielraumes bespielsweise aus Zelikman und Levi, Making and Coating Photographic
Emulsions, Focal Press, 1964, Seiten 234-238 und GB-B- 923 045 bekannt.
[0028] Des weiteren ist bekannt, dass sich eine erhöhte photographische Empfindlichkeit
erzielen lässt, wenn vergleichsweise empfindliche und vergleichsweise weniger empfindliche
Direktpositivemulsionsschichten in getrennten Schichten auf einen Träger aufgetragen
werden, anstatt sie zu vermischen. Vorzugsweise liegt die empfindlichere Emulsionsschicht
der Belichtungsquelle näher als die weniger empfindliche Emulsionsschicht. Anstatt
zwei Emulsionsschichten zu verwenden, können auch drei oder noch mehr Emulsionsschichten
übereinander angeordnet werden.
[0029] Bei der Herstellung der erfindungsgemässen direktpositiven Aufzeichnungsmaterialien
können die verschiedensten üblichen Schichtträger verwendet werden. Zu ihnen gehören
Schichtträger aus polymeren Filmen, Holzfasern, z.B. Papier, Metallfolien, Glasträger
und Träger aus keramischen Materialien, gegebenenfalls ausgerüstet mit einer oder
mehreren Haftschichten, um die adhäsiven und antistatischen Eigenschaften, die Dimensionseigenschaften,
Antilichthofeigenschaften und/oder andere Eigenschaften der Trägeroberfläche zu verbessern.
Derartige Schichtträger sind beispielsweise aus Research Disclosure Nr. 17643, Dezember
1978, Abschnitt XVII, bekannt.
[0030] Die erfindungsgemässen direktpositiven Aufzeichnungsmaterialien können nach üblichen
Methoden wie sie z.B. in Research Disclosure Nr. 17643, Abschnitt XVIII beschrieben
sind, belichtet werden. Die erfindungsgemäss erzielbaren Vorteile kommen insbesondere
dann zur Geltung, wenn eine bildweise Belichtung mit elektromagnetischer Strahlung
desjenigen Bereiches des Spektrums erfolgt, in dem die vorhandenen spektralen Sensibilisierungsmittel
Absorptionsmaxima aufweisen. Sind die photographischen Aufzeichnungsmaterialien dazu
bestimmt, im blauen, grünen, roten oder infraroten Bereich aufzuzeichnen, so ist ein
spektrales Sensibilisierungsmittel, das im blauen, grünen, roten oder infraroten Bereich
des Spektrums absorbiert, zugegen. Im Falle von Schwarz-Weiss-Aufzeichnungsmaterialien
hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die Aufzeichnungsmaterialien orthochromatisch
oder panchromatisch sensibilisiert sind, um den Empfindlichkeitsbereich in das sichtbare
Spektrum zu verschieben. Die zur Belichtung verwendete Strahlung kann entweder nicht-kohärent
(Randomphase) oder kohärent (in Phase, erzeugt durch Laser) sein. Die Aufzeichnungsmaterialien
lassen sich des weiteren bildweise bei normalen, erhöhten oder verminderten Temperaturen
und/oder Drücken mit Lichtquellen der verschiedensten Intensität belichten. Dies kann
kontinuierlich oder intermittierend geschehen. Die Belichtungszeiten können je nach
Intensität Minuten bis Mikrosekunden betragen, sie können nach üblichen bekannten
sensitometrischen Methoden bestimmt werden, wie sie beispielsweise näher beschrieben
werden von T.H. James in The Theory of the Photographic Process, 4. Ausgabe, Verlag
Macmillan, 1977, Kapitel 4, 6, 17, 18 und 23.
[0031] Das lichtempfindliche Silberhalogenid der Aufzeichnungsmaterialien kann nach der
Belichtung in üblicher Weise zu sichtbaren Bildern entwickelt werden, indem das Silberhalogenid
mit einem wässrigen alkalischen Medium, das eine Entwicklerverbindung enthält, in
Kontakt gebracht wird.
[0032] Bei den zur Entwicklung des Silberhalogenides verwendeten Entwicklern handelt es
sich um Oberflächenentwickler. Der Begriff "Oberflächenentwickler" umfasst dabei
solche Entwickler, die latente Oberflächenbildzentren auf einem Silberhalogenidkorn
freilegen, jedoch keine im wesentlichen latenten Innenbildzentren in einer latente
Innenbilder liefernden Emulsion freilegen unter den Bedingungen, die im allgemeinen
zur Entwicklung einer oberflächenempfindlichen Silberhalogenidemulsion ange wandt
werden. In den Oberflächenentwickler können ganz allgemein die üblichen Silberhalogenidentwicklerverbindungen
oder Reduktionsmittel verwendet werden, jedoch ist das Entwicklerbad oder die Entwicklerzusammensetzung
im allgemeinen von einem Silberhalogenidlösungsmittel, z.B. wasserlöslichen Thiocyanaten,
wasserlöslichen Thioethern, Thiosulfaten und Ammoniak, im wesentlichen frei, welche
das Silberhalogenidkorn aufbrechen oder lösen, unter freilegung des Innenbildes. Gelegentlich
sind vergleichsweise geringe Mengen an Halogenidionen im Entwickler wünschenswert
oder werden in die Emulsion als Halogenid freisetzende Verbindungen einverleibt, doch
werden hohe Konzentrationen an Jodid oder Jodid freisetzenden Verbindungen vermieden,
um ein Aufbrechen des Kornes zu vermeiden.
[0033] Typische Silberhalogenidentwicklerverbindungen, die in den Entwicklern verwendet
werden können, sind z.B. Hydrochinone, Brenzkatechine, Aminophenole, 3-Pyrazolidone,
Ascorbinsäure und seine Derivate, Reduktone, Phenylendiamine oder Kombinationen hiervon.
Die Entwicklerverbindungen können dabei in die Aufzeichnungsmaterialien selbst eingearbeitet
werden, wobei sie nach der bildweisen Belichtung mit dem Silberhalogenid in Kontakt
gebracht werden. In bestimmten Fällen jedoch werden sie vorzugsweise in einer Entwicklerlösung
oder einem Entwicklerbad verwendet.
[0034] Sofern das zu entwickelnde Direktpositivmaterial nur oberflächlich gold- oder goldschwefelsensibilisierte
erfindungsgemässe Direktpositivemulsionen enthält, muss die Entwicklung wie z.B.
in US 4,395,478 gezeigt in Gegenwart eines Schleiermittels oder bei gleichzeitiger
homogener Blitzbelichtung durchgeführt werden.
[0035] Die Entwicklung erfolgt vorzugsweise bei erhöhten Temperaturen z.B. zwischen 30 und
60°C.
[0036] Photographische Aufzeichnungsmaterialien, sowie Elemente und Filmeinheiten, die
die erfindungsgemässen Direktpositivemulsionen enthalten, können in bekannter Weise
zur Herstellung von Farbbildern durch selektive Zerstörung oder Bildung von Farbstoffen
verwendet werden, z.B. zur Bilderzeugung durch chromogene Entwicklung oder durch das
Silberfarbbleichverfahren. Diese Verfahren sind in T.H. James, The Theory of the
Photographic Process, 1977, Seiten 335 bis 372, beschrieben.
[0037] Auch für photographische Diffusionstransferprozesse, wie sie beispielsweise in Research
Disclosure Nr. 15, 162, November 1976 beschrieben sind, können die erfindungsgemässen
Direktpositivemulsionen verwendet werden.
[0038] Die erfindungsgemässen Direktpositivemulsionen zeichnen sich durch die Einfachheit
der Herstellung, die hohe Empfindlichkeit und universelle Anwendbarkeit aus. Sie zeigen
keine Neigung zu Rereversal, d.h. der Bildung eines Negativbildes bei Ueberbelichtung
und besitzen eine gute Stabilität bei der Lagerung.
[0039] Die nachfolgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
Beispiel 1: Direktpositivemulsion mit kubischem Habitus
A. Herstellung einer Innenbildemulsion
1. Fällung einer kubooktaedrischen Kernemulsion
[0040] Zu 2000 ml einer 4,5%igen Gelatinelösung, die 12 g NH₄NO₃ und 9 ml 4n NaOH enthält,
lässt man bei 53°C und pAg = 6,5 nach dem Doppelstrahlverfahren je 2000 ml einer
4n AgNO₃-Lösung und einer 4n KBr-Lösung zulaufen. Der 4n KBr-Lösung werden vorher
noch 24 g NH₄NO₃ und 18 ml 4n NaOH zugesetzt. Nach Zulauf der halben AgNO₃- und KBr-Menge
wird der pAG-Wert auf 9,0 gestellt. Nach einer Stunde ist die Fällung beendet. Das
Resultat sind monodisperse AgBr-Kubooktaeder der Grösse 0,60 µm mit einer Verteilungsbreite
δ = 4,1 %. Die Emulsion wird in bekannter Weise geflockt und gewaschen und so redispergiert,
dass 1 kg Emulsion 1 Mol Ag und 50 g Gelatine enthält.
2. Oberflächenbeschichtung dieser Kernemulsion mit Silberjodid
[0041] Zu 2000 g der Kernemulsion lässt man bei 53°C, pH = 6,3 und pAg = 8,5 unter gutem
Rühren 30 ml 1,0 m KJ-Lösung zulaufen und nach 5 Minuten ca. 30 ml 1,0 m AgNO₃-Lösung,
um den pAg-Wert auf 6,5 einzustellen.
3. Umhüllung der beschichteten Kernemulsion mit Silberbromid
[0042] Zu 2060 g der beschichteten kubooktaedrischen Kernemulsion lässt man bei pH = 5,0,
pAg = 6,5 und T = 53°C nach dem kontrollierten Doppelstrahlverfahren je 1000 ml einer
4m AgNO₃- und 4m KBr-Lösung zulaufen.
[0043] Man erhält monodisperse kubische Kristalle der Grösse 0,76 µm mit der Verteilungsbreite
δ = 2,5 %.
[0044] Diese Kristalle enthalten eine innere AgBr
1-xJ
x-Schicht kubooktaedrischer Form. Sie besitzen Innen-, aber keine Oberflächenempfindlichkeit.
Die Emulsion wird entsalzt und wie im Schritt 1 redispergiert.
B. Herstellung einer Direktpositivemulsion
4. Oberflächenreifung und Beschichtung der umhüllten Kernemulsion mit Silberjodid
[0045] 1000 g der kubisch aufgewachsenen Emulsion werden bei 65°C, pH = 6,3 und pAg = 7,5
mit 1,34 µMol Na₂S₂O₃ und 2,5 µMol HAuCl₄ 90 Minuten lang chemisch sensibilisiert.
[0046] Nach Senkung der Temperatur auf 40°C und Justierung des pH auf 6,5 und des pAg auf
8,5 lässt man unter gutem Rühren 250 ml 0,1 m KJ-Lösung und nach 5 Minuten 250 ml
0,1 m AgNO₃-Lösung zulaufen.
[0047] Diese Emulsion, auf einen Schichtträger vergossen, liefert bei Belichtung durch einen
Stufenkeil und Entwicklung (1 Minute bei 39°C) in einem Oberflächenentwickler der
Zusammensetzung:
Aethylendiamintetraessigsäure, Na-Salz |
2 |
g |
Kaliumsulfit |
37 |
g |
Natriumsulfit |
15 |
g |
Phenidon Z |
3 |
g |
Hydrochinon |
15 |
g |
Kaliummetaborat |
11 |
g |
Borsäure |
7,7 |
g |
Ascorbinsäure |
12 |
g |
Kaliumbromid |
2 |
g |
Benztriazol |
0,9 |
g |
Aethylcellolsolve |
57 |
g |
Wasser bis |
1000 |
ml |
ein direktpositives Bild guter Empfindlichkeit, wobei an Stellen der Maximaldichte
96,5 % des Silberhalogenids und an Stellen der Minimaldichte 8,5 % des Silberhalogenids
entwickelt sind.
Beispiel 2: Einfluss der Hüllendicke
[0048] Auf eine Kernemulsion mit jodidbeschichteter Oberfläche, wie sie in Beispiel 1 beschrieben
ist, werden pro Mol Silberhalogenid
a) 2 Mol
b) 1 Mol
c) 0,5 Mol
Silberbromid mit kubischem Habitus nach der im Beispiel 1 angegebenen Vorschrift aufgefällt.
[0049] Die drei Emulsionen enthalten kubische Kristalle mit Kantenlängen von 0,87, 0,76
und 0,69 µm und Hüllendicken von 0,13, 0,08 bzw. 0,045 µm. Sie werden, wie in Beispiel
1 beschrieben, bei 65°C, pH = 6,3 und pAg = 6,5 mit 2,5 µMol HAuCl₄ pro Mol Silberhalogenid
chemisch sensibilisiert und anschliessend oberflächlich mit 2,8 Mol% Jodid beschichtet.
[0050] Nach dem Vergiessen der drei Emulsionen auf einen Schichtträger, Belichtung und
Verarbeitung wie in Beispiel 1, ergeben sich die in Tabelle 1 angegebenen sensitometrischen
Eigenschaften.
Tabelle 1
|
D-max |
D-min |
rel. log. E |
Emulsion A |
96,2 |
1,5 |
4,8 |
Emulsion B |
94,6 |
2,0 |
4,5 |
Emulsion C |
97,1 |
19,0 |
4,2 |
[0051] Mit abnehmender Hüllendicke nimmt die Empfindlichkeit ab und die Minimaldichte zu.
Durch spektrale Sensibilisierung kann aber die Minimaldichte reduziert werden (Beispiel
4).
Beispiel 3: Direktpositivemulsion mit kubooktaedrischem Habitus
[0052] Zu 1000 g der kubooktaedrischen Kernemulsion des Beispiels 1 werden bei 40°C 4 g
NH₄NO₃, gelöst in 50 ml H₂O, und 13 ml 1 m NaOH zugegeben.
[0053] Nach 5 Minuten gibt man 100 ml einer 0,1 m KJ-Lösung zu und nach weiteren 5 Minuten
wird der Halogenidüberschuss durch 10 ml 1,0 m AgNO₃-Lösung ausgeglichen.
[0054] Die Temperatur wird auf 55°C erhöht und der pAg = 9,0 eingestellt. Man lässt dann
je 750 ml einer 2 m AgNO₃-Lösung und einer 2 m KBr-Lösung, die zusätzlich 6 g NH₄NO₃
und 19,5 ml 1 m NaOH enthält, nach dem kontrollierten Doppelstrahlverfahren zulaufen.
[0055] Es wird anschliessend geflockt, gewaschen und auf 5 % Gelatine und 1 Mol Silberhalogenid/kg
Emulsion redispergiert. Das Resultat ist eine monodisperse kubooktaedrische Kern-Hülle-Emulsion
einer kubenäquivalenten Kristallkantenlänge von 0,818 µm und einer Grössenverteilung
von δ = ± 2,8 %.
[0056] Die Oberflächenreifung erfolgt mit 2,5 µMol HAuCl₄ pro Mol AgBr bei einer Temperatur
von 65°C, bei pH = 6,3, pAg = 6,5. Bereits diese Reifung führt zu einem Direktpositiv,
aber die zusätzliche Oberflächenbehandlung mit KJ wie in Beispiel 1 beschrieben erhöht
die Direktpositivempfindlichkeit um einen Faktor 2.
[0057] Man erhält die folgenden sensitometrischen Eigenschaften:
Empfindlichkeit: 4,6 rel. log. E
D-max: 96 %
D-min: 3 %
Beispiel 4: Spektralsensibilisierung der Direktpositivemulsionen
[0058] Die Emulsionen des Beispiels 2 werden pro 1 g Ag mit 4,8 mg des Grünsensibilisators
der Formel

spektral sensibilisiert. Die Emulsionen werden mit 1,2 Ag/m² auf einen Polyesterträger
vergossen und wie üblich durch einen Stufenkeil mit grünem Licht belichtet, wie in
Beispiel 1 entwickelt und sensitometrisch ausgemessen. Tabelle 2 zeigt die Grünempfindlichkeiten
E(grün), sowie D-max und D-min für diese drei Emulsionen (D-max und D-min in Prozent
des entwickelbaren Silbers).
Tabelle 2
|
D-max |
D-min |
rel. log. E (grün) |
Emulsion A |
94,2 |
0,2 |
5,2 |
Emulsion B |
93,0 |
0,0 |
4,9 |
Emulsion C |
94,8 |
1,7 |
4,4 |
Beispiel 5: Vergleichsbeispiel mit kubischer bzw. oktaedrischer Silberbromidkernemulsion
[0059] Es werden zwei Silberbromidemulsionen hergestellt:
D) mit kubischen Kristallen mit einer Kantenlänge von 0,6 µm
E) mit oktaedrischen Kristallen, volumengleich mit den kubischen Kristallen.
[0060] Bei beiden Emulsionen wird wie in Beispiel 1 beschrieben zunächst eine Jodidbeschichtung
der Oberfläche vorgenommen und dann eine Silberbromidhülle aufgefällt. Werden die
Emulsionen gemäss Beispiel 1 verarbeitet, so erhält man ein Negativbild. Auch nach
chemischer Oberflächensensibilisierung und Jodidbeschichtung entsteht kein Direktpositivbild,
sondern nur ein Negativbild mit hohem Schleier.
Beispiel 6: Variation der Begrenzungsfläche der Kernemulsion
[0061] Das Grössenverhältnis von (111)- zu (100)-Begrenzungsflächen der Kernemulsion kann
in einfacher Weise dadurch verändert werden, dass der Zeitpunkt, an dem der pAg-Wert
von 6,5 auf 9,0 erhöht wird, variiert wird.
[0062] Auf diese Weise wurden analog Beispiel 1 zwei Kernemulsionen F und G mit unterschiedlichem
Verhältnis von (111)- zu (100)-Flächen hergestellt. Aus Tabelle 3 sind die Flächenverhältnisse
ersichtlich. Die Grösse r gibt an, wieviel Prozente der Kernemulsion zum Zeitpunkt
der pAg-Aenderung von 6,5 auf 9,0 bereits ausgefällt wurden.
Tabelle 3
Emulsion |
(100)-Fläche % |
(111)-Fläche % |
r |
D-max |
D-min |
rel. log. E |
F |
90 |
10 |
73 |
89,5 |
2,4 |
4,79 |
G |
30 |
70 |
40 |
89,0 |
4,6 |
4,52 |
Die beiden Kernemulsionen F und G werden entsprechend der Schritte 2 bis 4 in Beispiel
1 behandelt. Die sensitometrischen Eigenschaften der daraus resultierenden Direktpositivemulsionen
sind in den Kolonnen 5 bis 7 der Tabelle 3 zusammengestellt. Dies zeigt, dass das
(100) : (111)-Flächenverhältnis in weiten Grenzen variiert werden kann.
1. Photographische Innenbildemulsionen, die Silberhalogenidkristalle mit geschichtetem
Aufbau enthalten und ein latentes Innenbild liefern können, dadurch gekennzeichnet,
dass die Silberhalogenidkerne eine kubooktaedrische Form besitzen, wobei die Kubooktaeder
mit Silberjodid oder Silberbromojodid beschichtet und von einer Hülle aus Silberbromid
mit kubischen und/oder oktaedrischen Begrenzungsflächen umgeben sind.
2. Photographische Innenbildemulsionen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
die kubischen Begrenzungsflächen der Silberhalogenidkerne 15 bis 95 % der Gesamtoberfläche
der Silberhalogenidkerne ausmachen.
3. Photographische Innenbildemulsionen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
der Variationskoeffizient der Kristallgrösse der Silberhalogenidkerne kleiner als
20 % ist.
4. Photographische Innenbildemulsionen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
die Dicke der Hülle mindestens 0,04 µm beträgt.
5. Photographische Innenbildemulsionen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
die zur Beschichtung der Silberhalogenidkerne benötigte Menge an Jodid 0,5 bis 10
Mol % der Kernemulsion beträgt.
6. Photographische Innenbildemulsionen nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass
die zur Beschichtung der Silberhalogenidkerne benötigte Menge an Jodid 1 bis 5 Mol
% der Kernemulsion beträgt.
7. Verfahren zur Herstellung von Direktpositivemulsionen, dadurch gekennzeichnet,
dass die Silberbromidhülle der Silberhalogenidkristalle der Innenbildemulsionen nach
Anspruch 1 mit Silberjodid oder Silberbromojodid beschichtet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Silberbromidhülle
vor der Beschichtung einer Gold- oder Goldschwefelsensibilisierung unterzogen wird.
9. Verfahren zur Herstellung von Direkpositivemulsionen, dadurch gekennzeichnet,
dass die Silberbromidhülle der Silberhalogenidkristalle der Innenbildemulsionen nach
Anspruch 1 einer Gold- oder Goldschwefelsensibilisierung unterzogen wird.
10. Photographische Direktpositivemulsionen, die Silberhalogenidkristalle mit geschichtetem
Aufbau enthalten und ein latentes Innenbild liefern können, dadurch gekennzeichnet,
dass die Silberhalogenidkerne eine kubooktaedrische Form besitzen, wobei die Kubooktaeder
mit Silberjodid oder Silberbromojodid beschichtet und von einer Hülle aus Silberbromid
mit kubischen und/oder oktaedrischen Begrenzungsflächen umgeben sind, und die Hülle
ebenfalls mit Silberjodid oder Silberbromojodid beschichtet ist.
11. Photographische Direktpositivemulsionen nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet,
dass die Hülle gold- oder goldschwefelsensibilisiert ist.
12. Photographische Direktpositivemulsionen, die Silberhalogenidkristalle mit geschichtetem
Aufbau enthalten und ein latentes Innenbild liefern können, dadurch gekennzeichnet,
dass die Silberhalogenidkerne eine kubooktaedrische Form besitzen, wobei die Kubooktaeder
mit Silberjodid oder Silberbromojodid beschichtet und von einer gold- oder goldschwefelsensibilisierten
Hülle aus Silberbromid mit kubischen und/oder oktaedrischen Begrenzungsfläche umgeben
sind.
13. Photographische Materialien sowie photographische Elemente und Filmeinheiten für
die chromogene Entwicklung, Farbdiffusionstransferprozess und das Silberfarbbleichverfahren,
dadurch gekennzeichnet, dass sie in mindestens einer Schicht eine Direktpositivemulsion
gemäss Anspruch 10 oder 12 enthalten.
14. Verfahren zur Herstellung von Direktpositivbildern, dadurch gekennzeichnet, dass
photographisches Material, das in mindestens einer Schicht eine Direktpositivemulsion
gemäss Anspruch 10 enthält, belichtet, in einem Oberflächenentwickler entwickelt,
fixiert, gewässert und getrocknet wird.
15. Verfahren zur Herstellung von Direktpositivbildern, dadurch gekennzeichnet, dass
photographisches Material, das in mindestens einer Schicht eine Direktpositivemulsion
gemäss Anspruch 12, enthält, belichtet, die Entwicklung in einem Oberflächenentwickler
entweder in Gegenwart eines Schleiermittels oder bei gleichzeitiger homogener Blitzbelichtung
vorgenommen, fixiert, gewässert und getrocknet wird.