[0001] Die Erfindung betrifft eine Biege- und Ausbalanciervorrichtung für axial verschiebbare
Walzen eines Walzgerüstes, insbesondere für die Arbeitswalzen eines Quarto-Walzgerüstes,
wobei im Fenster eines jeden Walzgerüstständers beiderseits ein Führungsblock ständerfest
angeordnet ist und die Walzeneinbaustücke zu beiden Seiten auf einem am Führungsblock
vertikal geführten oberen bzw. unteren Hubgehäuse horizontal gleitend abgestützt sind
und die Walzenbiegekräfte von Biegezylindern auf die Walzeneinbaustücke übertragen
werden.
[0002] Eine Biege- und Ausbalanciervorrichtung der eingangs genannten Art ist aus der DE-OS
36 27 690 bekannt. Bei dieser Biege- und Ausbalanciervorrichtung wirken auf jedes
die Walzeneinbaustücke horizontal führende Hubgehäuse zwei Biegezylinder, die derart
angeordnet sind, daß das jeweils obere Hubgehäuse den Zylinderkolben aufnimmt, während
die Kolbenstange mit dem unteren Hubgehäuse verbunden ist. Zur Arbeitswalzenbiegung
werden die in dem oberen Hubgehäuse angeordneten Zylinderkolben an der Kolbenaußenseite
druckbeaufschlagt, wodurch über die Kolbenstangen Druckkräfte auf das untere Hubgehäuse
einwirken. Als Folge davon werden von dem oberen Hubgehäuse aufwärts gerichtete Kräfte
auf die Gleitflächen der Einbaustücke übertragen und abwärts gerichtete Kräfte werden
von dem unteren Hubgehäuse auf die Gleitflächen des unteren Einbaustücks übertragen.
[0003] Die Anordnung von Hubgehäuse und Biegezylinder läßt sich zu Wartungszwecken leicht
auswechseln, wodurch kürzere Stillstandszeiten des Walzgerüstes erzielbar sind; die
gilt um so mehr, wenn mit dem Hubgehäuse auch noch die hydrauliche Einrichtung zur
axialen Arbeitswalzenverschiebung verbunden ist.
[0004] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, die bekannte Biege- und Ausbalanciervorrichtung
zu verbessern und möglichst getrennt auf jedes einzelne Hubgehäuse Druckkräfte aufzubringen,
um damit die Walzenbiegung noch besser beeinflussen zu können und die Ausbalancierung
der Walzen mit den Einbaustücken noch genauer einstellen zu können, um unkontrollierte
Kräfte und Momente an den hochbelasteten Walzenlagern zu vermeiden.
[0005] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß an jedem oberen und unteren Hubgehäuse mindestens
ein vorzugsweise hydraulisch wirkender Biegezylinder angreift, der am ständerfesten
Führungsblock abgestützt ist. Durch diese Maßnahme wirken die Biegekräfte vorteilhafterweise
auf jedes einzelne Hubgehäuse und damit getrennt auf die Einbaustücke der oberen und
der unteren Arbeitswalze. Rückwirkungen der Biegekräfte als Folge von Reaktionskräften
auf die obere und untere Arbeitswalze werden vermieden, da die Reaktionskräfte von
den Walzenständern aufgefangen werden. Infolgedessen können die Biegekräfte auf jede
einzelne Walze noch genauer und noch wirksamer aufgebracht werden. Durch die Anordnung
von zwei Biegezylindern an jedem Hubgehäuse wird das als hydraulische Waage arbeitende
Ausbalaciersystem noch wirksamer einstellbar, so daß unkontrollierte Kräfte und Momente
an den hochbelasteten Walzenlagern vermieden werden.
[0006] In Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß der Führungsblock in seinem mittleren
Bereich einen in das Ständerfenster des Walzgerüstständers auskragenden Steg aufweist,
auf dessen oberer und unterer Stegfläche der Biegezylinder abgestützt ist. Diese Maßnahme
ermöglicht eine gute Führung während der senkrechten Bewegung der Hubgehäuse; wegen
der einwandfreien Führung des Hubgehäuses ist eine hervorragende Abdichtung der Gehäuse
gegen Sinter, Staub oder sonstige schädliche Einflüsse aus dem Walzwerksbetrieb gewährleistet.
[0007] Eine weitere Ausgestaltung der Erfindung ist dadurch ausgezeichnet, daß der Biegezylinder
wenigstens teilweise im Hubgehäuse angeordnet ist, wobei der Zylinderkolben in einer
entsprechenden Bohrung im Hubgehäuse geführt ist und der Kolbenschaft mit dem Steg
des Führungsblocks verbunden ist. Diese konstruktiven Maßnahmen lassen eine einfache,
robuste und betriebssichere Bauweise der Biegevorrichtung zu. Die Hubgehäuse mit den
integrierten Biegezylindern können schnell als eine Baueinheit gewechselt werden.
Es werden hierdurch geringe Stillstandszeiten infolge einer wartungsfreundlichen
Konstruktion erzielt.
[0008] Zur weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird vorgeschlagen, daß das Hubgehäuse zur
Abstützung des Walzeneinbaustücks einen oberen Absatz aufweist, in welchem das Gleitstück
für die horizontale Auflagefläche des Walzeneinbaustücks derart eingelassen ist, daß
die Mitte des Biegezylinders und die Mitte der Auflagefläche in einer vertikalen Ebene
liegen. Hierdurch werden zusätzliche Reibungskräfte an den Auflageflächen vermieden,
da kein Moment zwischen der Auflage der Arbeitswalzeneinbaustücke und der Biegezylinder
auftreten kann.
[0009] Eine weitere Ausbildung der Erfindung befaßt sich mit der Maßnahme, daß der Führungsblock
einen der vertikalen Erstreckung des Hubgehäuses angepaßten mittigen Vorsprung aufweist,
der in eine entsprechend ausgebildete Ausnehmung im mittigen Hubgehäuse eingreift
und daß an den vertikalen Kontaktflächen des Hubgehäuses zum Führungsblock und zum
Walzeneinbaustück zumindest teilweise Gleitflächen angeordnet sind. So ist sichergestellt,
daß jedes Hubgehäuse über eine möglichst große Länge am Führungsblock mittig geführt
ist, wobei die der Verschiebung entgegen wirkenden Reibungskräfte auf das konstruktiv
bedingte Mindestmaß beschränkt sind.
[0010] In einer weiteren vorteilhaften Gestaltung der Erfindung ist mit dem Hubgehäuse eine
Vorrichtung zum axialen Verschieben der Walzen, insbesondere der Arbeitswalzen verbunden,
die mit Hilfe wenigstens eines Mitnehmerelementes mit dem Walzeneinbaustück in Verbindung
steht. Hierdurch werden Relativbewegungen zwischen den Walzeneinbaustücken und dem
Verschiebesystem bei der senkrechten Bewegung der Arbeitswalzen vermieden. Es können
dshalb auch keine Kippmomente auf die Walzenlager einwirken, so daß deren Tragfähigkeit
nicht beeinträchtigt wird.
[0011] Die Erfindung wird anhand eines Ausführungsbeispiels näher dargestellt. Es zeigen
Figur 1 einen Teilschnitt der oberen und unteren Arbeitswalzeneinbaustücke mit Hubgehäuse
und Biegezylinder,
Figur 2 einen Teilschnitt eines Walzeneinbaustücks mit einer Einrichtung zur axialen
Verschiebung der Arbeitswalze.
[0012] Gemäß Fig. 1 sind die Arbeitswalzen 1, 2 in dem nicht näher dargestellten Gerüstständer
3 des Walzgerüstes in Einbaustücken 4, 5 gelagert; die obere Arbeitswalze 1 in dem
oberen Walzeneinbaustück 4 und die untere Arbeitswalze 2 in dem unteren Walzeneinbaustück
5. Jedes Walzeneinbaustück ist auf seinen beiden Seiten horizontal gleitend auf dem
Absatz 9 eines Hubgehäuses 6, 7 geführt. Zu diesem Zweck ist das Walzeneinbaustück
mit einer Auflagefläche 8 versehen und in dem tragenden Absatz 9 des Hubgehäuses ist
ein Gleitstück 10 eingelassen.
[0013] Das Hubgehäuse 6, 7 ist an einem gemeinsamen Führungsblock 11 vertikal gleitend geführt.
Der Führungsblock 11 ist mit dem Walzgerüstständer fest verbunden. Der Führungsblock
weist einen der vertikalen Erstreckung des Hubgehäuses 6, 7 etwa angepaßten mittigen
Vorsprung 12 auf, der in eine entsprechend ausgebildete Ausnehmung 13 im mittleren
Längsbereich des Hubgehäuses eingreift. Die vertikalen Kontaktflächen des Hubgehäuses
zum Führungsblock 11 und zum Walzeneinbaustück 4,5 sind mit den Gleitflächen 14,
15 versehen (Fig. 2). Die Biege- und Ausbalancierzylinder 16, 17 sind im
[0014] Hubgehäuse 6, 7 derart angeordnet, daß der Zylinderkolben 18 in einer entsprechenden
Bohrung 19 im Hubgehäuse geführt ist und daß der Kolbenschaft 20 auf einem in das
Ständerfenster 28 auskragenden Steg 21 des Führungsblocks 11 abgestützt ist.
[0015] Fig. 2 zeigt in einem Teilschnitt den nicht näher dargestellten Gerüstständer 3,
mit dem der Führungsblock 11 fest verbunden ist. Deutlich erkennbar ist der mittige
Vorsprung 12 des Führungsblocks, der in die entsprechende Ausnehmung 13 des oberen
Hubgehäuses 6 eingreift. In dem Hubgehäuse sind die gestrichelt dargestellten Bohrungen
19 zur Aufnahme der Zylinderkolben 18 der Biegezylinder 16 zu sehen. Die senkrechten
Kontaktflächen des Hubgehäuses zum Führungsblock 11 und zum Walzeneinbaustück 4 enthalten
die Gleitflächen 14, 15. Mit dem Hubgehäuse 6 ist eine Vorrichtung 24 zum axialen
Verschieben der Arbeitswalze 1 verbunden, die mit Hilfe eines Mitnehmerelementes 25
mit dem Walzeneinbaustück 4 in Verbindung steht. Das Mitnehmerelement besteht bspw.
aus zwei Ritzeln 26, die einerseits am Schubgehäuse 27 der Verschiebevorrichtung gelagert
sind und andererseits mit einer nicht näher dargestellten Zahnstange kämmen, die an
dem Walzeneinbaustück 4 angeordnet ist.
[0016] Zur Arbeitswalzenbiegung und zur Ausbalancierung der Walzen werden die in den Hubgehäusen
6, 7 angeordneten Biegezylinder 16, 17 an der Kolbenaußenseite mit einem hydraulischen
Medium druckbeaufschlagt, wobei sich jeder Biegezylinder auf der oberen Stegfläche
22 bzw. der unteren Stegfläche 23 des ständerfesten Führungsblocks 11 abstützt. Die
erzeugten Druckkräfte werden von dem Biegezylinder auf das Hubgehäuse übertragen und
von dort in die Walzeneinbaustücke 4, 5 geleitet. Durch die Maßnahme, daß jedes Hubgehäuse
eigene Biegezylinder aufweist, die sich jeweils getrennt an dem Führungsblock 11 abstützen
ist es möglich, auf jedes Hubgehäuse und damit in jede Seite des Walzeneinbaustücks
exakt vorgegebene Biegekräfte einzuleiten bzw. für eine ausgewogene Ausbalancierung
der Walzeneinbaustücke zu sorgen, so daß vorgegebene Biegekräfte die gewünschte Vorspannung
der Arbeitswalzen gewährleisten und andererseits beeinträchtigende Momente auf die
Walzenlager vermieden werden.
Bezugszeichenübersicht
[0017]
1 obere Arbeitswalze
2 untere Arbeitswalze
3 Gerüstständer
4 oberes Walzeneinbaustück
5 unteres Walzeneinbaustück
6 oberes Hubgehäuse
7 unteres Hubgehäuse
8 Auflagefläche
9 Absatz des Hubgehäuses
10 Gleitstück
11 Führungsblock
12 mittiger Vorsprung
13 Ausnehmung
14, 15 Gleitflächen
16, 17 Biege- und Ausbalancierzylinder
18 Zylinderkolben
19 Bohrung
20 Kolbenschaft
21 Steg
22 obere Stegfläche
23 untere Stegfläche
24 Verschiebevorrichtung
25 Mitnehmerelement
26 Ritzel
27 Schubgehäuse
28 Ständerfenster
1. Biege- und Ausbalanciervorrichtung für axial verschiebbare Walzen eines Walzgerüstes,
insbesondere für die Arbeitswalzen eines Quarto-Walzgerüstes, wobei im Fenster eines
jeden Walzgerüstständers beiderseits ein Führungsblock ständerfest angeordnet ist
und die Walzeneinbaustücke zu beiden Seiten auf einem am Führungsblock vertikal
geführten oberen bzw. unteren Hubgehäuse horizontal gleitend abgestützt sind und die
Walzenbiegekräfte von Biegezylindern auf die Walzeneinbaustücke übertragen werden,
dadurch gekennzeichnet,
daß an jedem oberen und unteren Hubgehäuse (6, 7) mindestens ein vorzugsweise hydraulisch
wirkender Biegezylinder (16, 17) angreift, der am ständerfesten Führungsblock (11)
abgestützt ist.
2. Biege- und Ausbalanciervorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Führungsblock (11) in seinem mittleren Bereich einen in das Ständerfenster
(28) des Walzgerüstständers auskragenden Steg (21) aufweist, auf dessen oberer und
unterer Stegfläche (22, 23) der Biegezylinder (16, 17) abgestützt ist.
3. Biege- und Ausbalanciervorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Biegezylinder (16, 17) wenigstens teilweise im Hubgehäuse (6, 7) angeordnet
ist, wobei der Zylinderkolben (18) in einer entsprechenden Bohrung (19) im Hubgehäuse
(6, 7) geführt ist und der Kolbenschaft (20) mit dem Steg (21) des Führungsblocks
(11) verbunden ist.
4. Biege- und Ausbalanciervorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Hubgehäuse (6, 7) zur Abstützung des Walzeneinbaustücks (4, 5) einen oberen
Absatz (9) aufweist, in welchem das Gleitstück (10) für die horizontale Auflagefläche
(8) des Walzeneinbaustücks (4, 5) derart eingelassen ist, daß die Mitte des Biegezylinders
(16, 17) und die Mitte der Auflagefläche (8) in einer vertikalen Ebene liegen.
5. Biege- und Ausbalanciervorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Führungsblock (11) einen der vertikalen Erstrekkung des Hubgehäuses (6, 7)
angepaßten mittigen Vorsprung (12) aufweist, der in eine entsprechend ausgebildete
Ausnehmung (13) im mittigen Hubgehäuse eingreift und daß an den vertikalen Kontaktflächen
des Hubgehäuses (6, 7) zum Führungsblock (11) und zum Walzeneinbaustück (4, 5) zumindest
teilweise Gleitflächen (14, 15) angeordnet sind.
6. Biege- und Ausbalanciervorrichtung nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß mit dem Hubgehäuse (6, 7) eine Vorrichtung (24) zum axialen Verschieben der Walzen
(1, 2), insbesondere der Arbeitswalzen verbunden ist, die mit Hilfe wenigstens eines
Mitnehmerelementes (25) mit dem Walzeneinbaustück (4, 5) in Verbindung steht.