[0001] Die Erfindung betrifft einen Elektrolyseur mit geometrisch hintereinander geschalteten
Einzelzellen, jeweils bestehend aus zwei beidseitig mit Abstandsprofilen versehenen
metallischen Trennwänden zu den nächsten Zellen, einem zwischen den Trennwänden angeordneten
Diaphragma und auf beiden Seiten des Diaphragmas mit Abstand angebrachten, mit Durchbrechungen
versehenen Elektroden, die mit den zum Diaphragma weisenden Abstandsprofilen der zugehörigen
Trennwand unter Kontaktbildung verbunden sind.
[0002] Bei kommerziell angebotenen Elektrolyseuren sind mehrere Einzelzellen, bestehend
aus einem mit jeweils einer metallischen, vorzugsweise waffelartig geprägten, vollständig
vernickelten Blechwand zur benachbarten Zelle verbundenen Elektrodenpaar, das durch
ein plattenförmiges Diaphragma getrennt ist, elektrisch und geometrisch hintereinander
geschaltet. Die Trennwände sind in einen ringförmigen metallischen Rahmen eingesetzt.
Auf jede metallische Trennwand ist anoden- und kathodenseitig jeweils ein vernickeltes
und aktiviertes Stahldrahtgewebe oder ein ganz aus Nickel bestehendes Drahtgewebe
als Elektrode aufgelegt und über die Gegenelektrode auf die Kuppenspitzen der waffelartigen
Profilierung der Trennwand gedrückt. In den von den Elektroden gebildeten Zwischenraum
ist als Diaphragma eine Asbestplatte eingefügt. Jede Trennwand arbeitet bipolar, d.h.
sie trägt auf der einen Seite eine Kathode und auf der anderen Seite eine Anode. Die
an den Elektroden entwickelten Gase strömen jeweils in dem Raum zwischen Elektrode
und Trennwand nach oben und werden von dort abgeführt (Lurgi-Schnellinformation D
1073 November 1981 "Wasserstoff aus Wasser", Eigenverlag Frankfurt 1981).
[0003] Diese Ausführungsform einer Zelle hat die Anregung gegeben, mit zahlreichen nach
außen konisch aufgeweiteten Durchbrechungen versehene Elektroden auf beiden Seiten
des Diaphragmas aufzupressen, da man annahm, daß jede Verkleinerung des Elektrodenabstands
den inneren Zellenwiderstand des Elektrolyseurs vermindere und damit den Energieverlust
für den Stromtransport zwischen den Elektroden minimiere (Winter Z. J. und J. Nitsch:
Wasserstoff als Energieträger, Springer-Verlag Berlin-Heidelberg-New York-Tokio 1986,
S. 180/181). Die Gase werden zum größten Teil nur auf der dem Diaphragma abgewandten
Seite entwickelt, da die dem Diaphragma zugewandte Seite durch einen dünnen Gasfilm
zwischen Diaphragma und Elektrode weitgehend elektrisch isoliert ist und nicht an
der Gaserzeugung teilnimmt. Die Stromlinien greifen also durch die Durchbrechungen
der Elektrode auf deren Rückseite. Die dafür notwendige Anzahl von Durchbrechungen
vermindert die wirksame Elektrodenfläche um 20 bis 30 %, die Stromlinien sind unnötig
lang und der Konzentrationsausgleich des Elektrolyten, beispielsweise aus 25 %iger
Kalilauge gebildet, im Diaphragma eingeschränkt, da der Elektrolytaustausch behindert
ist. Der Energieverlust kann so groß sein, daß er den durch die abstandslose Anordnung
der Elektroden erreichbaren Energiegewinn vollständig kompensiert. Hinzu kommt, daß
bei abstandsloser Elektrodenanordnung, die in aller Regel mit einer Dicke des Diaphragmas
von 0,2 bis höchstens 0,5 mm verbunden ist, ein erhöhtes Risiko einer örtlichen Korrosion
und/oder Überhitzung und damit die Gefahr der Zerstörung des Diaphragmas besteht,
mit der Folge eines Kurzschlusses der Elektroden einer Zelle, was durch Schmelzen
der metallischen Zellenteile schließlich zum Zusammenbruch einer ganzen Reihe von
Zellen führen kann.
[0004] Solche örtlichen Kurzschlüsse können u.a. durch kleine metallische Partikel ausgelöst
werden, die versehentlich beim Bau der Zellen zwischen Elektrode und Diaphragma eingeschlossen
und in dieses hineingedrückt worden sind. Auch können kleine Fertigungsfehler bei
der Herstellung der Diaphragmen und/oder Elektroden zu örtlicher Korrosion, Zusammenbruch
des Diaphragmas und Kurzschluß der Elektroden führen.
[0005] Ferner sind aus der FR-PS 2 460 341 Netze aus isolierendem Werkstoff bekannt, die
als Distanzhalter zwischen Elektroden und dem metallischen Diaphragma angeordnet sind,
um im Sinne der Aufgabenstellung eine elektrische Isolierung zu bewirken. In nachteiliger
Weise werden durch derartige Netze die Strömung des Elektrolyt-Gasblasen-Gemisches
sowie der Elektrolytaustausch behindert.
[0006] Die vorstehend beschriebenen Probleme tauchen auch bei Zellen auf, bei denen die
Elektroden durch Zwischenlagerung von sogenannten "Microspacern" in einem vergleichsweise
sehr kleinen Abstand von 0,1 bis 0,2 mm zum Diaphragma gehalten sind (International
Journal of Hydrogen Energy, Vol. 13, No. 3, Pergamon Press, Oxford 1988, S. 148/149).
[0007] Es ist deshalb die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die eingangs beschriebene
Zelle für einen Elektrolyseur so auszubilden, daß eine hohe Sicherheit gegen Kurzschluß
und Korrosion gewährleistet und der Energieverbrauch gleich oder niedriger als der
einer abstandslosen Elektrodenanordnung ist.
[0008] Gelöst ist diese Aufgabe dadurch, daß in den von der Elektrode und dem Diaphragma
gebildeten Zwischenraum aus einem nicht-metallischen hochschmelzenden Hartstoff bestehende,
mit den Elektroden fest verbundene Distanzelemente eingefügt sind.
[0009] Im Rahmen der vorzugsweisen Ausgestaltung der Erfindung besitzt der von Diaphragma
und Elektrode gebildete Zwischenraum eine Breite von wenigstens 0,3 bis 3,0 mm.
[0010] Die insbesondere aus oxid-keramischen Werkstoffen, wie z.B. Aluminium-, Nickel- und
Zirkoniumoxid, bestehenden Distanzelemente behalten bei einem Kurzschluß trotz extrem
hoher Temperaturen, von ggf. bis zur Schmelztemperatur der Elektroden, ihre Form bei
und erfüllen im Falle einer Deformation der Elektroden und/oder der metallischen Trennwände
ihre Funktion als Abstandhalter, so daß sich der Kurzschluß nicht ausweiten kann.
[0011] Um die Gefahr eines Kurzschlusses mit Sicherheit auszuschließen, ist es nach einem
weiteren wesentlichen Merkmal der Erfindung angebracht, die mit einer Elektrode fest
verbundenen Distanzelemente jeweils gegenüber den die Gegenelektrode tragenden Maxima
der Abstandsprofile anzuordnen.
[0012] Als besonders vorteilhaft hat sich eine Elektrodendicke von 0,15 bis 0,40 mm und
eine Diaphragmadicke von 0,15 bis 1,0 mm erwiesen.
[0013] Unabhängig davon fixieren die Distanzhalter im Zusammenwirken mit der federelastisch
ausgebildeten Elektrode die genaue Lage des Diaphragmas und unterbinden damit Flatterbewegungen,
die langfristig zur Zerstörung des Diaphragmas führen, d.h. sie erhöhen damit beträchtlich
dessen Lebensdauer.
[0014] Im Hinblick auf die angestrebte Wirkung sowie einen Langzeiteinsatz hat sich ein
aus einem dünnen Nickelnetz als tragender Struktur mit darauf aufgesinterten Schichten
aus porösen oxid-keramischen Werkstoffen, wie z.B. Nickeloxid, bestehendes Diaphragma
bewährt. Es ist jedoch auch möglich als Diaphragma eine Kunststoff-Folie zu verwenden.
[0015] Als besonders zweckmäßig erweist sich die Verwendung von Elektroden, die aus einer
Nickelträgerschicht und einer diaphragmaseitig durch Kaltwalzplattieren einer Pulvermischung
aus Carbonyl-Nickelpulver und Raney-Legierungspulver, die gesintert und nachfolgend
katalytisch aktiviert ist, erzeugten Skelettstruktur aus Nickelwerkstoff mit darin
eingelagertem Katalysator-Werkstoff aus der unlöslichen Komponente der Raney-Legierung
bestehen.
[0016] Eine optimale Abstimmung der einzelnen Elemente jeder Zelle wird erreicht, wenn die
aus Waffelblechen gebildeten metallischen Trennwände deckungsgleich hintereinander
angeordnet und die Distanzelemente der einen Elektrode jeweils gegenüber den mit der
Gegenelektrode verbundenen Kuppen eingefügt sind. Auf diese Weise werden sowohl die
Elektroden untereinander als auch die Trennwände unterschiedlichen Potentials auf
Abstand gehalten. Durch die Vielzahl der Kontaktpunkte der Elektroden mit den Trennwänden
ist es möglich, vergleichsweise dünnwandige und gleichzeitig elastische Elektroden
einzusetzen, die bei den üblichen Betriebsstromstärken zwischen 1 und 10 kA/m² Elektrodenfläche
einen niedrigen Spannungsabfall von nur wenigen Millivolt und somit niedrigen Energieverlust
für die Stromverteilung von den Kontaktpunkten der Elektroden mit den Trennwänden
ergeben.
[0017] Durch die erfindungsgemäße Anordnung der Elektroden ist eine turbulente Aufwärtsströmung
des entwickelten Gases zwischen Elektrode und Diaphragma gegeben, wodurch der für
die Zellenspannung und Dauerhaltbarkeit des Diaphragmas gleichermaßen wichtige Effekt
des guten Konzentrations- und Temperaturausgleichs im Elektrolyten bewirkt wird.
[0018] Zweckmäßigerweise sind die Distanzelemente so gestaltet, daß sie einen kleinen Strömungswiderstand
gegenüber der aufwärts gerichteten Strömung des Elektrolyt-Gasblasen-Gemisches und
des nachströmenden Elektrolyten besitzen, um die vorteilhafte starke, aufwärts gerichtete
turbulente Strömung nicht zu beeinträchtigen.
[0019] Die Erfindung ist in der Zeichnung beispielhaft als ausschnittsweiser Querschnitt
durch eine Konstruktion einer bipolaren Einzelzelle dargestellt, die nachfolgend näher
erläutert wird.
[0020] Die Zelle (1) wird von beiden Seiten durch ein waffelartiges Profil besitzende, vollständig
vernickelte Blechwände (2,3), die in einen nicht dargestellten ringförmigen Rahmen
eingesetzt sind, abgeschlossen. Auf die Kuppen (4,5) der Blechwände (2,3) sind mit
Durchbrechungen (6,7) für den Durchtritt des entwickelten Gases versehene dünne Bleche
(8,9) als Elektroden aufgelegt und mit diesen verschweißt. Die Elektroden (8,9) sind
durch das plattenförmige Diaphragma (10) voneinander getrennt. Gegenüber den die eine
Elektrode (8) bzw. (9) tragenden Kuppen (4) bzw. (5) der Blechwand (2) bzw. (3) besitzt
die Gegenelektrode (9) bzw. (8) jeweils eine Durchbrechung (11) bzw. (12), in die
ein aus Aluminiumoxid geformtes Distanzelement (13) bzw. (14) eingedrückt ist, so
daß zwischen dem Diaphragma (10) und den Elektroden (8,9) jeweils ein definierter
Abstand besteht. Die mit den Blechwänden (2,3) verbundenen Elektroden (15,16) bilden
einen Teil der benachbarten Zellen.
1. Elektrolyseur mit geometrisch hintereinander geschalteten Einzelzellen, jeweils
bestehend aus zwei beidseitig mit Abstandsprofilen versehenen metallischen Trennwänden
zu den nächsten Zellen, einem zwischen den Trennwänden angeordneten Diaphragma und
auf beiden Seiten des Diaphragmas mit Abstand angebrachten, mit Durchbrechungen versehenen
Elektroden, die mit den zum Diaphragma weisenden Abstandsprofilen der jeweils zugehörigen
Trennwand unter Kontaktbildung verbunden sind, dadurch gekennzeichnet, daß in den
von der Elektrode (8,9) und dem Diaphragma (10) gebildeten Zwischenraum aus einem
nicht-metallischen hochschmelzenden Hartstoff bestehende, mit den Elektroden fest
verbundene Distanzelemente (13,14) eingefügt sind.
2. Elektrolyseur nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der von der Elektrode
(8,9) und dem Diaphragma (10) gebildete Zwischenraum eine Breite von wenigstens 0,3
bis 3,0 mm besitzt.
3. Elektrolyseur nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Distanzelemente
(13,14) aus oxid-keramischen Werkstoffen, wie z.B. Aluminium-, Nickel- und Zirkoniumoxid,
bestehen.
4. Elektrolyseur nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die mit
einer Elektrode (8) bzw. (9) fest verbundenen Distanzelemente (13,14) jeweils gegenüber
den die Gegenelektrode (9) bzw. (8) tragenden Maxima der Abstandsprofile angeordnet
sind.
5. Elektrolyseur nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektroden
(8,9) eine Dicke von 0,15 bis 0,40 mm und das Diaphragma (10) eine Dicke von 0,15
bis 1,0 mm besitzen.
6. Elektrolyseur nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Diaphragma
(10) aus einem dünnen Nickelnetz als tragender Struktur mit darauf aufgesinterten
Schichten aus porösen oxid-keramischen Werkstoffen, wie beispielsweise Nickeloxid,
besteht.
7. Elektrolyseur nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Diaphragma
(10) aus einer Kunststoff-Folie besteht.
8. Elektrolyseur nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektrode
(8,9) aus einer Nickelträgerschicht und einer diaphragmaseitig durch Kaltwalzplattieren
einer Pulvermischung aus Carbonyl-Nickelpulver und Raney-Legierungspulver sowie durch
Sintern und durch nachfolgende katalytische Aktivierung erzeugten Skelettstruktur
aus Nickelwerkstoff mit darin eingelagertem Katalysator-Werkstoff aus der unlöslichen
Komponente der Raney-Legierung besteht.
9. Elektrolyseur nach den Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die metallischen
Trennwände durch Waffelbleche gebildet sind, deren mit den Elektroden verschweißten
Kuppen deckungsgleich hintereinander angeordnet und die Distanzelemente der einen
Elektrode jeweils gegenüber den Kuppen der Gegenelektrode eingefügt sind.