(19)
(11) EP 0 341 388 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
15.11.1989  Patentblatt  1989/46

(21) Anmeldenummer: 89103996.8

(22) Anmeldetag:  07.03.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4B60S 3/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE

(30) Priorität: 13.05.1988 DE 3816487

(71) Anmelder: Behr Industrieanlagen GmbH & Co.
D-74321 Bietigheim-Bissingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Esslinger, Stefan
    D-7121 Pleidelsheim (DE)
  • Sigmund, Volker
    D-7141 Möglingen (DE)
  • Dörr, Michael
    D-7039 Weil im Schönbuch (DE)

(74) Vertreter: Münzhuber, Robert, Dipl.-Phys. et al
Patentanwalt Rumfordstrasse 10
D-80469 München
D-80469 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Vorrichtung zum Reinigen der Scheiben von Automobil-Neukarossen


    (57) Neu-Automobilkarossen werden mit einem Außenkonservierungs­mittel, insbesondere Wachs, als temporären Transportschutz beschichtet, wobei beim Beschichtungsvorgang die Scheiben nicht ausgespart und damit undurchsichtig werden. Für die Überfüh­rung des Kraftfahrzeugs vom Fertigungsband zum Abstellplatz oder Verladebahnhof muß jedoch für den Fahrer die erforder­liche Sicht gewährleistet sein. Es wird deshalb eine Vorrich­tung geschaffen, mit deren Hilfe es möglich ist, auf wirtschaft­liche, automatisierbare und in den Fertigungsprozeß integrier­bare Weise die Scheiben von der Konservierungsmittelschicht zu befreien. Dabei besteht die Vorrichtung aus einem zumindest in einer zur Karossenbewegung senkrechten Richtung steuerbar beweglichen Roboterarm, einer Wischerleiste, deren Länge der Höhe oder Länge einer Karossenscheibe im wesentlichen gleich ist, und einem Waschkasten, dessen Langseite die Länge der Wischerleiste übertrifft und der Waschflüssigkeitseinlässe und an seiner Unterseite einen Waschflüssigkeitsauslaß auf­weist, wobei die Wischerleiste durch den Roboterarm zwischen einer Position im Waschkasten und einer Position an der Karos­senscheibe verfahrbar und/oder verschwenkbar ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum automatisierbaren Reinigen der Scheiben von auf einem Fließband beweglichen Automobil-Neukarossen, die für den temporären Transportschutz elektrostatisch mit einem Außenkonservierungsmittel, insbeson­dere einem wäßrigen Konservierungswachs, beschichtet worden sind.

    [0002] Automobilkarossen werden vom Hersteller mit einer äußeren Kon­servierungsschicht versehen, die dazu dient, die Karosse auf ihrem Transport vom Hersteller zum Händler zu schützen. Als Konservierungsmittel dient dabei Wachs, das in verflüssigtem Zustand mittels einer elektrostatischen Zerstäubervorrichtung, meist einem Hochrotationszerstäuber, auf die Karosse aufgebracht und vom Händler mittels Heißdampf wieder entfernt wird. Ein Problem besteht nun darin, daß beim elektrostatischen Aufbrin­gen des Konservierungsmittels nicht nur die zu schützenden Blechteile, sondern auch die Scheiben, also die Front-Seiten-­Heckscheiben, beschichtet werden, so daß die Scheiben nach die­sem Vorgang undurchsichtig sind. Für die Überführung der fer­tiggestellten Fahrzeuge vom Fließband zum Abstellplatz oder zum Verladebahnhof muß jedoch für die Fahrer die erforderliche Sicht gewährleistet werden. Aus diesem Grund müssen die Fahr­zeugscheiben nach dem Konservierungsvorgang gereinigt werden, was im allgemeinen mauell erfolgt, in manchen Fällen auch mecha­nisch mittels Bürsten- oder Gummiwalzen. Aus Gründen des Emis­sionsschutzes ist man nun in der letzten Zeit immer mehr von der Verwendung organischer Lösungsmittel als Wachslöser abge­gangen und auf die Verwendung sogenannter wäßriger Wachslösun­gen übergegangen. Dabei hat sich jedoch gezeigt, daß die sich dabei auf den Scheiben bildende Wachsschicht sehr fest am Glas haftet und beim Wegwischen zum Verschmieren neigt, es somit beträchtliche Schwierigkeiten bereitet, die Wachsschicht wieder von den Glasscheiben zu entfernen, sei es manuell oder mittels der erwähnten Bürsten- oder Gummiwalzen.

    [0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, eine Vor­richtung zu schaffen, mit deren Hilfe es gelingt, auf wirt­schaftliche, automatisierbare und voll in den Fertigungsablauf integrierbare Weise die Karosseriescheiben von der Außenkon­servierungsschicht soweit zu befreien, daß die Fahrzeuge ge­fahrlos rangiert werden können. Die Lösung dieser Aufgabe er­gibt sich aus den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruches 1.

    [0004] Auf der Zeichnung sind Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Vorrichtung beispielsweise dargestellt. Es zeigen:

    Fig. 1 in Seitenansicht, teilweise geschnitten, eine erste Aus­führungsform der Erfindung,

    Fig. 2 in Seitenansicht, teilweise geschnitten, eine zweite Ausführungsform der Erfindung, und zwar in Ausgangs­position, und

    Fig. 3 eine Seitenansicht, teilweise geschnitten, der Ausfüh­rungsform von Fig. 2, und zwar in Arbeitsposition.



    [0005] Die Vorrichtung gemäß Fig. 1 weist ein auf einem Grundrahmen 10 gelagertes Gehäuse 11 in Form einer aufrechtstehende Säule auf, die auf dem Grundrahmen 10 höhenverstellbar und gegebenenfalls auch seitenverschieblich ist. Am Gehäuse 11 ist ein horizonta­ler Roboterarm 12 gelagert, an dessen freiem Ende eine Wischer­leiste 13 angelenkt ist. Der Roboterarm 12 ist als Teleskoparm ausgebildet und außerdem in der Horizontalen verfahrbar, und zwar zwischen einer ausgefahrenen Position, in welcher die Wischerleiste 13 an der zu reinigenden Scheibe einer bei 14 angedeuteten Automobilkarosse anliegt, und einer eingefahre­nen Position, in welcher die in dieser Position mit 10′ be­zeichnete Wischerleiste sich innerhalb eines Waschkastens 15 befindet, der im bzw. am Gehäuse 11 befestigt ist. Der Wasch­kasten 15 hat eine Höhe, welche diejenigen der vertikal ste­henden Wischerleiste 13′ übertrifft und ist an seiner Innen­seite mit einer Vielzahl von Spritzdüsen 16 versehen, die an eine nicht gezeichnete Waschflüssigkeitszuführleitung ange­schlossen sind. An dem etwas hochgezogenen Boden des Waschka­stens 15 befindet sich eine Auslaßöffnung 17, die in eine ebenfalls nicht dargestellte Ablaufleitung mündet.

    [0006] Die Vorrichtung von Fig. 1 arbeitet folgendermaßen. Im Ruhe­zustand ist der Roboterarm in das Gehäuse 11 zurückgefahren und in sich zusammengeschoben; in dieser Position ist der Roboterarm auf der Zeichnung mit 12′ bezeichnet. Damit be­findet sich die Wischerleiste innerhalb des Waschkastens 15, in welcher Position sie, wie bereits erwähnt, mit 13′ be­zeichnet ist. Die Düsen 16 sprühen eine Waschflüssigkeit nahe­zu allseitig auf die Wischerleiste 13′ und die Abflüssigkeit verläßt den Waschkasten durch die Bodenöffnung 17. Sobald nun auf dem Fließband eine Automobilkarosse ankommt, fährt der Ro­boterarm 12 die Wischerleiste 13 gegen die zu reinigende Schei­be, wobei sich die Wischerleiste 13 der Schrägstellung der Scheibe anpaßt, und zieht die Wischerleiste 13 erst kurz vor Erreichen der hinteren Scheibenbegrenzung wieder zurück, und zwar in die Position 12′, 13′, womit sich dann die Wischer­leiste wiederum im Waschkasten 15 befindet und von dem an ihr anhaftenden Konservierungsmittel befreit wird. Es ist offen­sichtlich, daß dieser Vorgang leicht zu automatisieren und in den Fließband-Fertigungsvorgang integrierbar ist. Der Roboter­arm 12 wird dabei durch auf die Automobilkarosse ansprechende Sensoren gesteuert, wobei die erwähnte Höhen- und Seitenver­stellbarkeit des Gehäuses 11 zur Anpassung an die jeweilige Karosse bzw. deren Scheibengröße und -form dient. Als Wasch­flüssigkeit dient vorzugsweise Heißwasser, das gegebenen­falls noch mit chemischen Reinigungsmitteln versetzt sein kann. Es hat sich gezeigt, daß dadurch, daß die Wischerleiste 13 nach jedem Überfahren einer durch Außenkonservierungsmittel, vorzugsweise Wachs, verschmutzten Karossenscheibe gereinigt wird, es nicht zu dem gefürchteten Verschmieren der Scheibe kommt, die Scheibe vielmehr derart durchsichtig wird, daß die Karosse gefahrlos von einem Fahrer rangiert werden kann.

    [0007] Die Fig. 2 und 3 zeigen eine Abwandlungsform der Vorrichtung. Dabei sind gleiche Bauteile mit denselben Bezugszeichen ver­sehen. Im wesentlichen unterscheidet sich die Ausführungsform nach den Fig. 2 und 3 von derjenigen nach Fig. 1 dadurch, daß zwei Roboterarme 12 und 22 mit Wischerleisten 13 und 23 vorge­sehen sind, die im Gegentakt arbeiten. Die beiden Roboterarme 12 und 22 sind dabei an einer horizontalen Drehachse 24 des Gehäuses 11 um 180° verschwenkbar gelagert. Fig. 2 zeigt die Ausgangsposition. Dabei weist der eine Roboterarm 12 mit Wi­scherleiste 13 nach vorne (auf der Zeichnung nach links), der Roboterarm 22 mit Wischerleiste 23 nach hinten, auf der Zeich­nung nach rechts, wobei beide Roboterarme 12 und 22 sich in ihrer ausgefahrenen Teleskopstellung, derart, daß die Wischer­leiste 23 vor dem an der Rückseite des Gehäuses 11 befindlichen Waschkasten 15 steht. Fig. 3 zeigt nun die Arbeitsposition. Dabei ist der Roboterarm 12 nach links verfahren, derart, daß seine Wischerleiste 13 an der zu reinigenden Scheibe der Karos­se 14 anliegt, wohingegen der Roboterarm 22 teleskopmäßig ein­gezogen ist, so daß seine Wischerleiste 23 sich innerhalb des Waschkastens 15 befindet und dort gereinigt wird. Unmittelbar vor Erreichen der hinteren Begrenzung der zu reinigenden Schei­be fährt dann der Roboterarm 12 zurück, und zwar in die in Fig. 2 gezeigte Position, und schwenkt dann um 180° um die Drehachse 24, derart, daß nunmehr die Wischerleiste 13 in die Position vor dem Waschkasten 15 gelangt, welche in Fig. 2 die Wischer­leiste 23 eingenommen hat. Zugleich aber verlängert sich der Roboterarm 22 teleskopisch und schwenkt dann, wenn seine Wi­scherleiste 23 aus dem Waschkasten 15 ausgetreten ist, um 180°, womit dann die Wischerleiste 23 die Position der Wischerleiste 13 von Fig. 2 einnimmt. Die Schwenkbewegungen der beiden Robo­terarme 12 und 22 erfolgen gleichzeitig, wobei es sich bei den Verschwenkungen von Waschkasten-Position zu Waschkasten-Position um zwei entgegengerichtete Schwenkungen von 180° oder um eine Schwenkung um 360° handeln kann. Der Vorteil der Vorrichtung nach den Fig. 2 und 3 gegenüber der Vorrichtung von Fig. 1 be­steht darin, daß der Arbeitstakt wesentlich verkürzt ist. Die Taktsteuerung erfolgt ebenfalls durch auf die Automobilkarosse ansprechende Sensoren.

    [0008] Selbstverständlich kann die Erfindung gegenüber den dargestell­ten Ausführungsformen zahlreiche Abwandlungen erfahren. So wäre eine noch höhere Taktgeschwindigkeit dadurch zu erreichen, daß vier Roboterarme mit Wischerleisten in Kreuzform vorgesehen sind, wobei sich dann zu jedem Zeitpunkt eine Wischerleiste in Arbeitsposition, eine Wischerleiste in Waschposition und zwei Wischerleisten in Zwischenpositionen befinden. Weiterhin be­steht die Möglichkeit, die Wischerleiste horizontal zu stellen und mittels des Roboterarms von unten nach oben bzw. von oben nach unten über die zu reinigende Karossenscheibe zu führen. Freilich müssen dann die Roboterarme zusätzlich zur Hin- und Herbewegung eine Auf- und Abbewegung durchführen, und das Ge­häuse muß mit der Karosse ein Stück mitbewegt werden. Für die Reinigung der Front- und Heckscheiben müssen die Roboterarme so gestaltet werden, daß die Wischerleisten die Scheiben von un­ten nach oben bzw. von oben nach unten überfahren und darüber hinaus der Bewegung der Karosse Rechnung getragen wird. Sollen alle vier Seitenscheiben sowie Front- und Heckscheibe zugleich gereinigt werden, dann kann dies durch Vorsehen einer entspre­chenden Anzahl von Vorrichtungen erreicht werden. Wesentlich ist jedoch auf jeden Fall, daß die Wischerleisten nach Überfah­ren einer Scheibe sofort wieder von dem Konservierungsmittel be­freit werden, weil nur dann die gewünschte Reinigung der Karos­senscheibe gewährleistet ist.


    Ansprüche

    1. Vorrichtung zum automatischen Reinigen der Scheiben von Automobil-Neukarossen, die für den temporären Transportschutz auf einem Fließband vorzugsweise elektrostatisch mit einem Außen-Konservierungsmittel, insbesondere einem wäßrigen Kon­servierungswachs, beschichtet sind, gekennzeichnet durch ei­nen zumindest in einer zur Karossenbewegung senkrechten Rich­tung steuerbar beweglichen Roboterarm (12;22), eine Wischer­leiste (13;23), deren Länge der Höhe oder Länge einer Karossen­scheibe im wesentlichen gleich ist, und einem Waschkasten (15), dessen Langseite die Länge der Wischerleiste übertrifft und der Waschflüssigkeitsanschlüsse (16) und an seiner Unterseite einen Waschflüssigkeitsauslaß (17) aufweist, wobei die Wischerleiste (13;23) durch den Roboterarm (12;22) zwischen einer Position im Waschkasten (15) und einer Position an der Karossenscheibe verfahrbar und/oder verschwenkbar ist.
     
    2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Roboterarm (12;22) als Teleskoparm ausgebildet ist.
     
    3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Roboterarm (22) um 180° um eine Schwenkachse (24) zwi­schen einer Arbeitsposition und einer Waschposition verschwenk­bar ist.
     
    4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß zwei Roboterarme (12,22) mit jeweils einer Waschleiste (13,23) vorgesehen sind, die, bezogen auf die Schwenkachse (24) diametral zueinander verlaufen.
     
    5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß zwei weitere Roboterarme mit jeweils einer Waschleiste vorge­sehen sind, die, bezogen auf die Schwenkachse (24) zueinander diametral und zu den beiden ersten Roboterarmen (12,22) senk­recht verlaufen.
     
    6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch ge­kennzeichnet, daß der Waschkasten (15) im wesentlichen über seine gesamte Innenfläche verteilt Waschdüsen (16) aufweist.
     
    7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch ge­kennzeichnet, daß die Waschdüsen (16) mit Heißwasser gespeist sind, dem gegebenenfalls ein chemisches Lösungsmittel zugesetzt ist.
     




    Zeichnung