[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum galvanischen Abscheiden eines Zink-Nickel-Legierungsüberzuges
auf einem Stahlband in einem Elektrolyten, der Zn²⁺- und Ni²⁺-Ionen enthält, unter
Verwendung mindestens einer Metall-Anode bei Stromdichten von mindestens 10 A/dm²,
wobei der entnommene Metallgehalt laufend ergänzt wird.
[0002] Zur galvanischen Abscheidung von Zink-Nickel-Legierungsüberzügen mit 3 - 15% Nickel,
vorzugsweise 10 - 12% Nickel, sind im wesentlichen zwei verschiedene Verfahren bekannt,
die beide in der DE-PS 30 05 159 beschrieben sind. Bei dem ersten Verfahren verwendet
man einen Elektrolyten mit mindestens einer unlöslichen Anode, wobei dem Elektrolyten
zusätzliche Ni²⁺- und Zn²⁺ - Ionen während des Betriebes in Form von basischen Salzen
der Metalle zugeführt werden. Als unlösliche Anoden werden Anoden aus Blei oder Bleilegierungen,
z.B. Blei mit einem Silbergehalt, verwendet. Blei und seine Legierungen haben den
Nachteil, daß sich während der Durchführung des Verfahrens bei der Elektrolyse etwas
Blei im Elektrolyten auflöst. Da Blei-Ionen bereits bei geringen Konzentrationen im
Elektrolyten die Korrosionsbeständigkeit der Zink-Nickel-Überzüge verringern, müssen
die Blei-Ionen durch Zinkstaubreinigung oder Fällung mit Strontiumsulfat (DE-OS 30
11 991) aus dem Elektrolyten entfernt werden. Diese zusätzlichen Maßnahmen verteuern
jedoch das Plattierungsverfahren.
[0003] Es ist auch die Verwendung von Titan-Anoden bekannt, die mit Platinmetallen und/oder
ihren Oxiden beschichtet sind. Der Einsatz derartiger beschichteter Titan-Anoden ist
jedoch teuer, da die Edelmetall-Beschichtung bei der Elektrolyse geringfügig angelöst
wird und demzufolge von Zeit zu Zeit erneuert werden muß. Außerdem kann die Edelmetall-Beschichtung
auch durch mechanische Verletzungen vom Titan abgerieben werden, die z.B. durch ungenügende
Spannung des Stahlbandes beim Anfahren der Anlage verursacht werden können.
[0004] Die Vorteile der löslichen Anoden aus Zink, Nickel und ihren Legierungen sind u.a.
niedrige Metallkosten. Bei der elektrolytischen Auflösung mit hohen Stromdichten bilden
sich jedoch, besonders an den Nickel-Anoden, Metallflitter, die aus dem Elektrolyten
entfernt werden müssen, da sie die Qualität der Zink-Nickel-Überzüge beeinträchtigen
würden. Außerdem steigt der Zink-Gehalt des Elektrolyten, bedingt durch die chemische
Auflösung der Zink-Anoden, an.
[0005] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum galvanischen
Abscheiden eines Zink-Nickel-Legierungsüberzuges auf einem Stahlband der eingangs
erwähnten Art aufzuzeigen, bei welchem Verunreinigungen des Elektrolyten durch Fremdmetall-Ionen
oder Anodenflitter vermieden werden und welches deshalb in besonders einfacher Weise
die Erzeugung von einwandfreien Überzügen mit hoher Korrosionsbeständigkeit ermöglicht.
[0006] Dies wird nach der Erfindung dadurch erreicht, daß als Anoden Elektrolyt-Nickel-Anoden
verwendet werden und daß ein möglichst chloridfreier Elektrolyt verwendet wird.
[0007] Elektrolyt-Nickel, auch Kathoden-Nickel genannt, ist elektrolytisch raffiniertes,
besonders reines, mindestens 99,5%iges Nickel. Derartiges, nicht aktiviertes Nickel
neigt in normalen Elektrolyten, die keine oder nur wenige Chlorid-Ionen enthalten,
zu einer starken Passievierung. Die Passivierung schützt die Elektrolyt-Nickel-Anode
vor schneller Auflösung. Hierbei ist es wichtig, daß der Elektrolyt möglichst chloridfrei
ist, da durch Chlorid so genannter Lochfraß an den Anoden und damit auch Flitterbildung
verursacht wird. Außerdem würden Chlorid-Ionen die Auflösung der Elektrolyt-Nickel-Anode
beschleunigen. Die Passivierungsschicht verhindert die Auflösung der Elektrolyt-Nickel-Anoden
nicht vollständig, sondern sie verlangsamt sie nur. Es wurde ein geringer anodischer
Wirkungsgrad von unter 10% festgestellt, so daß die Elektrolyt-Nickel-Anoden eine
lange Einsatzdauer aufweisen. Durch die Verwendung dieser Elektrolyt-Nickel-Anoden
wird die Einschleppung von störenden Fremdmetall-Ionen und außerdem auch die Flitterbildung
vermieden. Die aus den Elektrolyt-Nickel-Anoden langsam gelösten Nickel-Ionen dienen
zur gewünschten Ergänzung des Metallgehaltes im Elektrolyten.
[0008] Um eine rasche Auflösung der Elektrolyt-Nickel-Anoden und evtl. Lochfraß zu vermeiden,
sollte ein Elektrolyt verwendet werden, dessen Chloridgehalt unter 300 mg/l vorzugsweise
unter 50 mg/l beträgt. Ein derartig geringer Chloridgehalt ist meistens unter großtechnischen
Bedingungen aufgrund von Verunreinigungen der Ansatzsalze unvermeidbar.
[0009] Da beim erfindungsgemäßen Verfahren mit nur teillöslichen Elektrolyt-Nickel-Anoden
gearbeitet wird, muß der entnommene Metallgehalt während des Betriebes laufend ergänzt
werden. Dies erfolgt zweckmäßig in der Art, daß der Metallgehalt im Elektrolyten
durch anodische Auflösung der Metalle in einem separaten Behälter ergänzt wird, indem
der Elektrolyt im Kreislauf aus einem Plattierungsbehälter in den separaten Behälter
und zurück gepumpt wird, wobei als Anodenmaterial durch zugegebene Elemente aktiviertes
Nickel verwendet wird. In ähnlicher leise ist auch die Herstellung eines chloridfreien
Elektrolyten möglich.
[0010] Es ist bekannt, daß bestimmte, in sehr kleiner Menge zugegebene Elemente die anodische
Aktivität des Nickels erhöhen. So läßt sich die Aktivität durch Zusätze von Kohlenstoff,
Silicium, Eisen, Mangan, Selen, Tellur und Phosphor verbessern. Als besonders geeignet
hat sich mit Schwefel aktiviertes Nickel als Anodenmaterial erwiesen, wobei vorteilhaft
Nickel verwendet wird, welches etwa 0,03% Schwefel enthält, vgl. A.C. Hart "Die anodische
Auflösung von Nickel in Nickelsulfat-/Nickelchlorid-Elektrolyten", Zeitschrift "Metalloberfläche"
4/74, Seiten 135 - 139.
[0011] Die Verwendung von aktiviertem Nickel bei der anodischen Auflösung der Metalle ist
speziell im Zusammenhang mit der Verwendung von möglichst chloridfreien Elektrolyten
von Bedeutung. Voraussetzung für die Durchführung des eigentlichen Plattierungsverfahrens
ist nämlich ein möglichst chloridfreier Elektrolyt. Dieser möglichst chloridfreie
Elektrolyt löst eine Elektrolyt-Nickel-Anode nur sehr langsam auf. Während dies bei
der Durchführung des eigentlichen Plattierungsverfahrens von Vorteil ist, würde sich
die Passivierung der Elektrolyt-Nickel-Anode bei der anodischen Auflösung zur Ergänzung
des aus dem Elektrolyten entnommenen Nickels als ungeeignet erweisen, weil nämlich
speziell in chloridfreien bzw. -armen Elektrolyten die Auflösung viel zu langsam vor
sich gehen würde. Demgegenüber kann in derartigen Elektrolyten mit Schwefel aktiviertes
Nickel auch bei hohen Stromdichten anodisch rasch aufgelöst werden.
[0012] Bei der üblichen Ergänzung der aus dem Elektrolyten während des Betriebes entnommenen
Metalle wird das kathodisch abgeschiedene Zink und Nickel durch chemisches Auflösen
von Zinkoxid bzw. Zinkkarbonat und Nickelkarbonat in einem separaten Behälter im Bypass
ergänzt. Da bereits geringe Fremdmetall-Verunreinigungen u.a. von Blei, Cadmium, Kupfer,
Arsen und Antimon die Korrosionsbeständigkeit der abgeschiedenen Zink-Nickel-Legierungsüberzüge
beeinträchtigen können, müssen die zur Ergänzung eingesetzten Metallsalze hohen Reinheitsanforderungen
entsprechen. Demgegenüber ist die anodische Auflösung von Zink und aktiviertem Nickel
zur Ergänzung der entnommenen Zink- und Nickel-Ionen eine preiswerte und umweltfreundliche
Alternative. Die Kosten für die Metalle sind niedriger als für Salze mit gleich hoher
chemischer Reinheit. Die Anodenmetalle haben eine hohe chemische Reinheit. Die Zink-
und Nickel-Gehalte des Elektrolyten schwanken nur geringfügig. Der Zink- und Nickel-Gehalt
des Elektrolyten kann durch die entsprechende Dimensionierung der Elektrodenflächen
im separaten Behälter und die Höhe des elektrischen Stroms ergänzt und konstantgehalten
werden. Der Elektrolyt wird im Kreislauf vom separaten Behälter über einen Filter
in den Plattierungsbehälter und zurück gepumpt, wodurch die Konzentrationsunterschiede
in den verschiedenen Behältern niedrig gehalten werden. Die anodische Auflösung der
Metalle hat weiterhin den Vorteil, daß bei diesem Verfahren keine kanzerogenen Produkte,
wie z.B. Nickelkarbonat, eingesetzt werden.
[0013] Der Zink-Nickel-Gehalt im Elektrolyten kann gegebenenfalls auch durch die anodische
Auflösung von Zink-Nickel-Legierungen ergänzt werden.
[0014] Das erfindungsgemäße Verfahren kann mit den in der Patentliteratur beschriebenen
Anlagentypen zur galvanischen Beschichtung mit hohen Stromdichten kombiniert werden
(siehe z.B. EP-81-61 130 und EP-A1-101 429).
[0015] Das erfindungsgemäße Verfahren wird unter folgenden Bedingungen durchgeführt:
Zinksulfat |
10 - 70 g/l Zn²⁺ |
bevorzugt |
30 - 50 g/l Zn²⁺ |
Nickelsulfat |
30 - 110 g/l Ni²⁺ |
" |
50 - 80 g/l Ni²⁺ |
Natriumsulfat |
0 - 150 g/l |
" |
70 - 120 g/l |
pH-Wert |
0,8 - 2,2 |
" |
1,5 - 2,0 |
Chlorid |
< 100 mg/l |
" |
< 30 mg/l |
Badtemperatur |
20 - 80°C |
" |
40 - 65°C |
Elektrolytgeschwindigkeit |
10 - 500 m/min |
" |
50 - 200 m/min |
Stromdichte: |
|
|
|
Prozeßbad |
10 - 200 A/dm² |
" |
20 - 50 A/dm² |
Ergänzungsbad |
≦ 8 A/dm² (pH 1,5) |
" |
≦ 5 A/dm² |
[0016] Dem Elektrolyten kann ein Netzmittel zugegeben werden. Bei Anlagentypen mit abgesenktem
Elektrolytstand (siehe z.B. EP-81-61 130 und EP-A1-101 429) kann ein schwach schäumendes
Netzmittel zugesetzt werden, z.B.
Äthylhexylsulfat |
1 - 1000 mg/l |
bevorzugt |
50 - 200 mg/l. |
[0017] In konventionellen Bandveredlungsanlagen mit Tauchbädern können auch stark schäumende
Netzmittel zugegeben werden, wie
Natriumlaurylsulfat anionaktive |
1 - 1000 mg/l |
bevorzugt |
50 - 100 mg/l |
Fluortenside |
1 - 1000 mg/l |
" |
50 - 100 mg/l. |
Beispiel:
[0018]
Elektrolyt-Ansatz: |
50 g/l |
Zn²⁺ als ZnSO₄ |
|
60 g/l |
Ni2+ als NiSO₄ |
|
100 g/l |
Na₂SO₄ |
|
50 mg/l |
Äthylhexylsulfat |
Elektrolysebedingungen: |
Badetemperatur |
60° |
|
pH-Wert |
1,5 |
|
Stromdichte: |
|
|
- Prozeßbad |
30 A/dm² |
|
- Ergänzungsbad |
5 A/dm² |
[0019] In dem o.b. Bad wurden elektrolytisch entfettete und gebeizte Feinblech-Tafeln mit
50 g/m² Zink-11% Nickel veredelt. Die Korrosionsbeständigkeit des Überzuges im Salzsprühtest
war mit 1000 h bis zum Auftreten einiger Rotrostpunkte sehr gut. Verzinktes Feinblech
mit der gleichen Auflage fällt dagegen bereits nach 72 Stunden mit Rotrost aus.
[0020] Die durch den anodischen Wirkungsgrad der Elektrolyt-Nickel-Anode von 5% bewirkte
Nickel-Auflösung war wesentlich geringer als die zur Zink-11%- Nickel-Abscheidung
benötigte Nickelmenge.
[0021] Der Zink- und Nickelgehalt des Elektrolyten wurde durch die anodische Auflösung von
Zink und S-Nickel im Ergänzungsbad bei Stromdichten von 1 - 8 A/dm² konstantgehalten.
Bei diesen Stromdichten wird kathodisch Wasserstoff mit einem Wirkungsgrad von mehr
als 95% abgeschieden.
1. Verfahren zum galvanischen Abscheiden eines Zink-Nickel-Legierungsüberzuges auf
einem Stahlband in einem Elektrolyten, der Zn²⁺ - und Ni²⁺-Ionen enthält, unter Verwendung
mindestens einer Metall-Anode bei Stromdichten von mindestens 10 A/dm², wobei der
entnommene Metallgehalt während des Betriebes laufend ergänzt wird, dadurch gekennzeichnet, daß als Anoden Elektrolyt-Nickel-Anoden verwendet werden und daß ein möglichst chloridfreier
Elektrolyt verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Elektrolyt verwendet wird, dessen Chloridgehalt unter 300 mg/l, vorzugsweise
unter 50 mg/l, beträgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Elektrolyt verwendet wird, der Zinksulfat, Nickelsulfat und ein Leitsalz
enthält.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der pH-Wert in Elektrolyten auf 0,8 bis 2,2, vorzugsweise auf etwa 1,5, eingestellt
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Metallgehalt in Elektrolyten durch anodische Auflösung der Metalle in einem
separaten Behälter ergänzt wird, indem der Elektrolyt im Kreislauf aus einem Plattierungsbehälter
in den separaten Behälter und zurück gepumpt wird, wobei als Anodenmaterial durch
zugegebene Elemente aktiviertes Nickel verwendet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß als Anodenmaterial mit Schwefel aktiviertes Nickel verwendet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Anodenmaterial Nickel verwendet wird, welches etwa 0,03% Schwefel enthält.
8. Verfahren nach Anspruch 5, 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die anodische Auflösung bei Stromdichten bis zu 8 A/dm² durchgeführt wird.