[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum katalytischen Hydrieren von Lanolin zu Wollwachsalkohol
oder Lanolinalkohol. Unter Lanolin wird hier wasserfreies, gereinigtes Lanolin von
Standardqualität verstanden.
[0002] Lanolin oder Wollwachs ist das Talgdrüsensekret der Schafe. Aus der Rohwolle wird
das Wollwachs durch maschinelles Waschen mit Seifenlauge in emulgierter Form gewonnen.
Aus dieser Emulsion wird Rohlanolin gewonnen. Dieses Rohlanolin ist eine schmierig
zähe, braungelbe bis braunschwarze, fettartige Masse von penetrantem, bockartigem
Geruch. Durch bestimmte Reinigungsschritte, z.B. Bleichen mit Wasserstoffperoxid
unter Zusatz von Phosphorsäure erhält man aus dem Rohlanolin das sogenannte Neutralwollwachs.
Neutralwollwachs ist von gelber bis hellbrauner Farbe und gemildertem Geruch. Wird
es noch z.B. mit Adsorbtionsmitteln wie Bleicherde oder Aktivkohle nachbehandelt,
so erhält man Adeps lanae, welches eine hellgelbe, fast geruchsfreie Substanz ist.
[0003] Ein Veredlungsverfahren besteht darin, Lanolin zu hydrieren. Dabei wird in der Sumpfphase
(Suspensionshydrierung) bei einem Druck von 250 bar in fünf Stufen in einem Temperaturbereich
zweichen 250°C und 310°C katalytisch hydriert.
[0004] Da Lanolin trotz der erwähnten Reinigung noch Katalysatorgifte enthält, muß es vor
dem Hydrieren entgiftet werden. Danach findet die Vorhydrierung und die anschließende
Haupthydrierung statt. Trotz der Entgiftung wird eine große Menge an Katalysator,
nämlich 3 bis 5 kg an Katalysatormasse pro 100 kg Lanolin verbraucht. Ein weiterer
Nachteil des bekannten Verfahrens besteht darin, daß infolge der relativ hohen Temperaturen
Nebenreaktionen mit unerwünschten Reaktionsprodukten auftreten. Diese Reaktionsprodukte
verschlechtern die Qualität des Lanolinalkohols.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, in einem insbesondere kontinuierlichen
Verfahren zum katalytischen Hydrieren von Lanolin eine bessere Qualität des Endproduktes
bei geringerem Katalysatorverbrauch zu erreichen.
[0006] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß man Lanolin zusammen mit Wasserstof bei Drücken
von 20 bar bis 300 bar, Temperaturen von 225°C bis 260°C und bei Gewichtsverhältnissen
von Wasserstoff : Lanolin von 1:1 bis 10:1 über Katalysatoren umsetzt, die 30 bis
40 Gew.-% Kupfer, 23 bis 30 Gew.-% Chrom, 1 bis 10 Gew.-% Mangan, 1 bis 10 Gew.-%
Silicium und 1 bis 7 Gew.-% Barium sowie gewünschtenfalls weitere Übergangsmetalle
in Form ihrer Oxide enthalten und nach dem Calcinieren der den Katalysator bildenden
Komponenten mit 1 bis 10 Gew.-%, bezogen auf des oxidischen Katalysator, wenigstens
eines Binders zu stückigen und/oder gekörnten Formlingen umgewandelt und mit Wasserstoff
oder einem Wasserstoff enthaltenden Gemisch aktiviert worden sind.
[0007] Mit Hilfe dieses neuen Verfahrens konnte bei überraschend niedrigen Temperaturen
hydriert werden, die entsprechend weniger unerwünschte Nebenprodukte zur Folge hatten.
Dabei verringerte sich der Katalysatorverbrauch auf weniger als 1/9 des Wertes bei
dem bekannten Verfahren. Anstelle der vorher benötigten fünf Verfahrensstufen ist
in dem erfindungsgemäßen Verfahren nur ein einziger Verfahrensschritt erforderlich.
[0008] Bein Hydrieren des natürlichen Wollwachses, welches keine Triglyceride, also Fette,
enthält, sondern ein echtes Wachs ist, wird die Esterzahl von etwa 100 auf maximal
5 gesenkt und die Hydroxylzahl entsprechend erhöht. Das bräunlich bis dunkel gefärbte
Ausgangsmaterial mit unangenehmen Geruch wird farblos bis leicht gelb mit fruchtigem
Geruch. Bei der Hydrierung werden die Fettsäuren und Hydroxyfettsäuren zu den entsprechenden
Fett- bzw. Wachsalkoholen reduziert und vorhandene olefinische Doppelbindungen abgesättigt.
Die Reaktionsvorgänge bei der Hydrierung sind jedoch schon deshalb im einzelnen noch
unbekannt, weil Lanolin aus einem komplizierten, in seiner Zusammensetzung noch nicht
völlig aufgeklärten Estergemisch besteht.
[0009] Das Verfahrensprodukt kann in Dermatika und kosmetischen Zubereitungen verwendet
werden.
[0010] Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Umsetzung kontinuierlich erfolgt.
[0011] Vorteilhaft ist, wenn der Katalysator, bezogen auf die oxidische Katalysatormasse,
32 bis 38 Gew.-% Kupfer enthält.
[0012] Vorzugsweise enthält der Katalysator, bezogen auf die oxidische Katalysatormasse,
1,5 bis 3 Gew.-% Barium.
[0013] Bevorzugt ist auch ein Verfahren, wobei der Katalysator, bezogen auf die oxidische
Katalysatormasse, 32 bis 38 Gew.-% Kupfer, 26 bis 29 Gew.-% Chrom, 1,5 bis 3 Gew.-%
Barium und 0,5 bis 2 Gew.-% Silizium und zusätzlich je 1 bis 5, bevorzugt 2 bis 3
Gew.-%, bezogen auf die oxidische Katalysatormasse, Mangan enthält.
[0014] Ferner ist es vorteilhaft, wenn der Katalysator eine Korngröße im Bereich von 0,2
bis 6 mm, bevorzugt von 0,5 bis 4 mm aufweist.
[0015] Weiterhin wird ein Katalysator bevorzugt, der eine spezifische Oberfläche im Bereich
von 20 bis 40 m²/g, bevorzugt von 25 bis 30 m²/g aufweist. Vorteilhaft ist ebenfalls,
wenn der Katalysator ein Porenvolumen im Bereich von 0,1 bis 1,0 cm³/g aufweist.
[0016] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführung des Verfahrens beträgt der Reaktionsdruck
230 bis 270 bar. Vorteilhaft ist auch, wenn das Lanolin mit Wasserstoff durch ein
den Katalysator enthaltendes Rieselbett strömt.
[0017] Die Vorteile dieses Verfahrens treten auch auf, wenn Neutrallanolin anstelle von
Rohlanolin verwendet wird.
[0018] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform wird der Katalysator mit 0,1 bis 2
l Lanolin pro Liter Katalysator und Stunde, insbesondere 0,25 bis 0,5 h⁻¹, belastet.
[0019] Das Verfahren ist besonders effektiv, wenn eine Granulatform des Katalysators verwendet
wird. Das Granulat führt in diesem Fall nicht, wie bei ähnlichen Verfahren zu befürchten
ist, zu einem Verstopfen des Reaktors. Die unregelmäßige Form des Granulats und die
dadurch vergrößerte Oberfläche führt zu der größeren Wirksamkeit des Katalysators.
Die Erfindung ist jedoch nicht auf Katalysatoren in Granulatform beschränkt, denn
es können sowohl stückige als auch gekörnte Katalysatoren verwendet werden.
[0020] Im folgenden wird die Erfindung anhand zweier Ausführungsbeispiele näher beschrieben.
[0021] In beiden Fällen ist das Ausgangsprodukt gereinigtes, wasserfreies Lanolin mit dem
Ursprungsland Australien und mit weniger als 1% Säuren. Das Lanolin ist frei von oxidierten
Fettsäuren. Der Schwefelgehalt betrug vor dem Hydrieren 40 ppm, der Chlorgehalt 16
ppm. In beiden Fällen wurde der in der DE-OS 36 24 812 in Beispiel 2 angegebene Katalysator
verwendet.
Beispiel 1
[0022] 0,5 Liter Kupferchromit-Katalysator, Granulat der Korngröße 1,6 mm bis 2,0 mm wurden
in einem Rohrreaktor mit dem Durchmesser 25 mm nach der Aktivierung mit 0,25 l Lanolin
(roh) pro Stunde (Spezifikation: Säurezahl SZ kleiner 1, Verseifungszahl VZ = 90 bis
100; Schwefelgehalt = 33 ppm) und 10 Nm³/h Wasserstoff (99%) in Kontakt gebracht.
Lanolin und Wasserstoff strömten gleichsinnig im Rieselbett von oben nach unten.
Der Reaktionsdruck betrug 250 bar, die reaktionstemperatur 230°C bis 260°C.
[0023] Das Hydrierprodukt besaß folgende Kennzahlen:
VZ kleiner 5,0; Hydroxylzahl OHZ = 175; Kohlenwasserstoff-Gehalt: 6,4 Gew.-%; Schwefelgehalt:
8 ppm ; Farbzahl (Hazen) : 3.
Beispiel 2
[0024] 32 Liter des in Beispiel 1 verwendeten Katalysators in Form von zylindrischen Tabletten
der Größe 6 x 3 mm wurden in einem Rohrreaktor des Durchmessers 113 mm mit 6 l/h Lanolin
(roh) und 375 Nm³/h Wasserstoff in Kontakt gebracht. Der Reaktionsdruck betrag 250
bar, die Reaktionstemperatur lag zwischen 225°C und 250°C.
[0025] Das Hydrierprodukt besaß folgende Kennzahlen:
VZ kleiner 6,0; OHZ = 170; Kohlenwasserstoffgehalt: 9,0 Gew.-%; Farbzahl (Hazen):
50.
1. Verfahren zum katalytischen Hydrieren von Lanolin zu Lanolinalkohol,
dadurch gekennzeichnet,
daß man Lanolin zusammen mit Wasserstof bei Drücken von 20 bar bis 300 bar, Temperaturen
von 225°C bis 260°C und bei Gewichtsverhältnissen von Wasserstoff : Lanolin von 1:1
bis 10:1 über Katalysatoren umsetzt, die 30 bis 40 Gew.-% Kupfer, 23 bis 30 Gew.-%
Chrom, 1 bis 10 Gew.-% Mangan, 1 bis 10 Gew.-% Silicium und 1 bis 7 Gew.-% Barium
sowie gewünschtenfalls weitere Übergangsmetalle in Form ihrere oxide enthalten und
nach dem Calcinieren der den Katalysator bildenden komponenten mit 1 bis 10 Gew.-%,
bezogen auf den oxidischen Katalysator, wenigstens eines Binders zu stückigen und/oder
gekörnten Formlingen umgewandelt und mit Wasserstoff oder einem Wasserstoff enthaltendem
Gemisch aktiviert worden sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Umsetzung kontinuierlich erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Katalysator, bezogen auf die Oxidische Katalysatormasse,
32 bis 38 Gew.-% Kupfer enthält.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Katalysator, bezogen auf die oxidische Katalysatormasse, 1,5 bis 3 Gew.-%
Barium enthält.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Katalysator,
bezogen auf die oxidische Katalysatormasse, 32 bis 38 Gew.-% Kupfer, 26 bis 29 Gew.-%
Chrom, 1,5 bis 3 Gew.-% Barium und 0,5 bis 2 Gew.-% Silicium und zusätzlich je 1 bis
5, bevorzugt 2 bis 3 Gew.-%, bezogen auf die oxidische Katalysatormasse, Mangan enthält.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Katalysator
eine Korngröße im Bereich von 0,2 bis 6 mm, bevorzugt von 0,5 bis 4 mm, aufweist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Katalysator
eine spezifische Oberfläche im Bereich von 20 bis 40 m²/g, bevorzugt von 25 bis 30
m²/g aufweist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Katalysator
ein Porenvolumen im Bereich von 0,1 bis 1,0 cm³/g aufweist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Reaktionsdruck
230 bis 270 bar beträgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Lanolin
mit Wasserstoff durch ein den Katalysator enthaltendes Rieselbett strömt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß das
Lanolin Neutrallanolin verwendet wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Katalysator
mit 0,1 bis 2 l Lanolin pro l Katalysator und Stunde, insbesondere 0,25 bis 0,5 h⁻¹,
belastet wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß eine
Granulatform des Katalysators verwendet wird.