[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur beleglosen Übergabe von Zuschnitteilen von
einem rechnergesteuerten Zuschnittsystem an ein rechnergesteuertes flexibles Fertigungssystem.
[0002] Von automatischen Schneidsystemen, die beispielsweise in der textilverarbeitenden
Industrie eingesetzt werden, werden in einem Arbeitsgang Zuschnitte unterschiedlicher
Konfektionsgrössen hergestellt.
[0003] Um den Fertigungsprozess zu rationalisieren, werden sehr häufig flexible Fertigungssysteme
eingesetzt, wo die Zuschnitteile an einer Übergabestation in die Förderanlage des
Systems eingegeben und dann rechnergesteuert in der entsprechenden Reihenfolge an
den entsprechenden Arbeitsplatz transportiert werden.
[0004] Damit in dem sich anschliessenden Fertigungsprozess keine Verwechslung stattfindet
und nur Teile gleicher Grösse miteinander vernäht werden, muss vor der Entnahme jedes
Teil mit einem entsprechenden Beleg, beispielsweise einem Klebeetikett versehen werden.
[0005] Bei der Übergabe müssen die Daten des Belegs (Materialqualität, Farbe, Grösse, Art
des Halbfertigteils, usw.) in die Steuerung des Fertigungssystems eingegeben werden,
was entweder manuell über ein Terminal oder unter der Voraussetzung, dass die Belege
entsprechend kodiert sind, mittels eines Lichtgriffels geschehen kann.
[0006] Dies ist nicht nur zeit- und damit kostenintensiv, sondern der Fertigungsprozess
ist auch störanfällig, wenn beim Kennzeichnen die Etiketten verwechselt werden oder
der Beleg während des Transportes der Zuschnitteile verlorengeht.
[0007] Ferner besteht die Gefahr, dass bei der manuellen Eingabe der Daten des Belegs Tippfehler
nicht erkannt werden. Bei flexiblen Fertigungssystemen hat eine Falscheingabe schwerwiegende
Folgen, weil entweder das falsche Teil von der Näherin gar nicht erkannt wird und
die Verarbeitung zwangsweise zu Ausschuss führt, oder aber das falsche Teil erkannt
wird, der weitere Fertigungsprozess aber solange unterbrochen werden muss, bis das
richtige Zuschnitteil zur Hand ist.
[0008] Um diese Nachteile abzustellen, liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zur beleglosen Übergabe von einem automatischen Zuschnittsystem an ein flexibles Fertigungssystem
anzugeben.
[0009] Die Lösung der Aufgabe erfolgt durch die im Kennzeichenteil des Hauptanspruchs angegebenen
Mittel. Weiterbildungen des Verfahrens sind den Unteransprüchen entnehmbar.
[0010] Mit diesem Verfahren werden bei der Übergabe alle bisherigen Fehlerquellen ausgeschaltet
und die Zeitspanne von der Beendigung des Zuschnitts bis zur Aufnahme der Zuschnitteile
im flexiblen Fertigungssytem wesentlich verkürzt.
[0011] Nachfolgend soll das erfindungsgemässe Verfahren näher beschrieben werden.
[0012] Die einzige Figur zeigt rein schematisch die Anordnung eines flexiblen Fertigungssystems,
das hier nur durch einen Teil seiner Förderanlage 3 dargestellt ist, einer automatischen
Schneidanlage 1, beispielsweise eine Höchstdruck-Fluidstrahl-Schneidanlage, mit der
zugehörigen Abräumstation 2 und einer Projektionsvorrichtung 5.
[0013] Die Schneidanlage 1, die Projektionsvorrichtung 5 und das flexible Fertigungssystem
werden jeweils durch die elektronischen Steueranlagen 4, 6, 7 gesteuert, die untereinander
in elektronischer Verbindung stehen können. Nach dem Zuschnitt der Einzelteile auf
der automatischen Schneidanlage 1 fährt die Palette 1a, auf der der Zuschnitt erfolgte,
mit den Zuschnitteilen in die Abräumstation 2. Von hier müssen die Zuschnitteile an
die Förderanlage 3 übergeben werden.
[0014] Damit der Zuschnitt automatisch ausführbar ist, sind die gewünschten Konturdaten
jedes Einzelteiles in Form einer Parameterschar Pn, die auf einen frei wählbaren Bezugspunkt
Po (Xo, Yo) bezogen ist, in der Steuereinrichtung 4 der Schneidanlage 1 gespeichert.
Dieser Bezugspunkt Po sollte in vorteilhafter Weise auf die Palette 1a bezogen sein.
Durch diese Parameterschar Pn ist jedes Teil sowohl von seiner Lage als auch von seiner
Form definiert und kann durch Angabe eines einzigen Punktes Pi (Xi, Yi) - bespielsweise
des jeweiligen Flächenschwerpunkts - auf dem Zuschneidetisch (auf der Palette 1a)
identifiziert werden.
[0015] Wenn die Palette 1a mit den Zuschnitteilen in die Abräumstation 2 transferiert wird,
bleibt die Identifikationsmöglichkeit erhalten, da auch der Bezugspunkt Po mit verschoben
wird. Für den Fall, dass der Bezugspunkt Po ortsfest gewählt wurde, kann ein neuer
Bezugspunkt P1 durch die Angabe P1 = Po + P (X, Y) definiert werden, wodurch die angesprochene
Identifikationsmöglichkeit der Zuschnitteile wieder hergestellt ist.
[0016] Um von der Förderanlage 3 an den jeweils richtigen Arbeitsplatz innerhalb des flexiblen
Fertigungssystems gebracht werden zu können, ist die Angabe eines Identifikations-Parameters
Pi (Flächenschwerpunkt) nicht ausreichend, sondern es müssen weitere Parameter ergänzt
werden. Diese Parameter sind beispielsweise die Materialart Pm (z.B. Leder), die Farbe
Pf, die Art des Halbfertigteiles Ph (z.B. Ärmel oder Kragen) usw. Die Auswahl der
zusätzlichen Parameter ist davon abhängig, wie die weitere Verarbeitung aussieht und
muss so getroffen werden, dass innerhalb des flexiblen Fertigungssystems nur durch
die Angabe der Parameter eine eindeutige (maschinenlesbare) Identifikationsmöglichkeit
geschaffen ist.
[0017] Diese Parameter werden in die Steuerung 6 des flexiblen Fertigungssystems eingegeben
und dort gespeichert.
[0018] Für die Übergabe der Zuschnitteile von der Abräum station 2 an die Förderanlage
3 kommt es nun darauf an, ob dabei eine bestimmte Reihenfolge eingehalten werden muss,
oder ob die Flexibilität des Fertigungssystems so gross ist, dass jedes Teil unabhängig
vom Zeitpunkt seiner Übergabe anschliessend dem richtigen Platz zugewiesen werden
kann.
[0019] Dementsprechend muss die Steueranlage 6 programmiert werden. Mittels eines geeigneten
Computerprogrammes wird dann ggf. die Reihenfolge von der Steueranlage 6 festgelegt.
[0020] Es ist selbstverständlich, dass die Berechnung der Reihenfolge auch ausserhalb der
Steueranlage 6 vorgenommen werden kann und anschliessend in diese erneut eingegeben
wird.
[0021] Dieses Programm der Übergabe-Reihenfolge wird ausserdem in die Steuereinrichtung
7 der elektronischen Projektionseinrichtung 5 eingespeist.
[0022] Die Projektionseinrichtung 5 ist so ansteuerbar, dass sie ein optisches Signal auf
eine vorgegebene Stelle wirft. Solche Projektionseinrichtungen sind bekannt und werden
beispielsweise in der Leiterplatten-Fertigung eingesetzt, um dem Montagepersonal die
Stelle, an der das jeweilige Bauteil eingesetzt werden soll, anzuzeigen. Auf der Zeichnung
ist oberhalb der Abräumstation 2 eine Umlenkeinrichtung 9, beispielsweise ein Spiegel,
so angeordnet, dass das projizierte optische Signal indirekt auf die zu entnehmenden
Teile geworfen wird.
[0023] Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn die Abraümstation relativ grossflächig
ist, da die erreichbare Ablenkung des Projektionsstrahls bauartbedingt ist. Selbstverständlich
könnte die Projektionseinrichtung 5 auch direkt über der Abräumstation 2 angeordnet
werden.
[0024] Nach dem Zuschnitt wird nun von der Projektionseinrichtung 5 ein optisches Signal
auf das jeweils von der Abräumstation 2 zu entnehmende, an die Förderanlage 3 zu übergebende
Zuschnitteil projiziert. Dieses optische Signal kann auf den durch den Parameter Pi
angegebenen Flächenschwerpunkt des entsprechenden Teils projiziert werden.
[0025] Sowohl die Steuereinheit 7 als auch die Steuereinheit 6 sind mit einer von der Bedienungsperson
geführten Quittungstaste 8 verbunden. Jedesmal wenn das optisch markierte Zuschnitteil
an die Förderanlage 3 übergeben wurde, wird die Quittungstaste betätigt. Eine geeignete
Programmauswahl in den Steuereinheiten 6, 7 stellt sicher, dass sowohl die Informationen,
welches Teil (welche der Parameter) gerade von der Förderanlage 3 aufgenommen wurde
und in das flexible Fertigungssystem übertragen wird, als auch die Anweisung an die
Projektionseinrichtung 5, das nächste zu entnehmende Teil optisch zu markieren, ausgeführt
wird.
[0026] Um mehrfache Programmierarbeit und Eingabefehler zu vermeiden, können in die Steuereinheiten
4, 6, 7 jeweils dieselben Parameter von einem einzigen Datenträger eingelesen werden.
Das Basisprogramm jeder der Steuereinheiten 4, 6, 7 ist so gestaltet, dass die jeweils
nicht benötigten Daten nicht übernommen werden, was die Einlesezeit verkürzt, oder
nicht benutzbar sind.
[0027] In einer weiteren Lösung der Aufgabe kann das Abräumen aus der Abräumstation 2 und
die Übergabe an die Förderanlage 3 von einem Manipulator, einem sogenannten Roboter,
vorgenommen werden.
[0028] Dieser Roboter erhält ebenfalls von einer elektronischen Steueranlage, die die zuvor
beschriebenen Parameter verwendet, jeweils einen Befehl, ein bestimmtes Teil von der
Abräumstation 2 zu entnehmen und an die Förderanlage 3 zu übergeben. Da auch der Roboter
nur die Angabe eines bestimmten Punktes benötigt, um zur Entnahme die richtige Stelle
über der Abräumstation 2 anzufahren, kann auch hierbei beispielsweise der den Flächenschwerpunkt
jedes Zuschnitteiles beschreibenden Parameter Pi verwendet werden.
[0029] Die weitere Programmierung eines solchen Roboters und dessen mechanische Ausgestaltung,
nämlich, dass einerseits das gewünschte Teil entnehmbar ist und auch entnommen wird
und andererseits die erfolgte Übergabe quittiert wird, ist seit langem hinreichend
aus dem Gebiet der automatischen Fertigung bekannt und bedarf daher keiner gesonderten
Erläuterung.
[0030] Selbstverständlich ist es auch denkbar, anstelle mehrerer Steueranlagen 4, 6 7 nur
eine einzige elektronische Steuerung zu verwenden, die die Überwachung und Steuerung
aller Systeme übernimmt.
1. Verfahren zur beleglosen Übergabe von Zuschnitteilen von einem rechnergesteuerten
Zuschnittsystem an ein rechnergesteuertes, flexibles Fertigungssystem, wobei die zur
Identifizierung notwendigen Daten der Zuschnitteile in den Steuerungsrechnern beider
Systeme abgespeichert sind und die geschnittenen Teile auf einer Abräumfläche aufliegen,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Identifikationsdaten der Zuschnitteile einer elektronischen Projektionssteuerung
zugeführt werden, die die Position jedes Zuschnitteils ermittelt,
- die Projektionssteuerung ein Signal an einen Projektor abgibt, der eine optische
Markierung auf ein erstes zu entnehmendes Zuschnitteil projiziert,
- das so markierte Teil von der Abräumfläche entnommen und in die Übergabestation
des flexiblen Fertigungssytems gegeben wird,
- nach der Entnahme die Projektionssteuerung ein erneutes Signal an den Projektor
abgibt und dieser eine optische Markierung auf das nächste zu entnehmende Teil projiziert
und sich die beiden letzten Schritte solange wiederholen, bis alle Zuschnitteile an
das flexible Fertigungssystem übergeben sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Bedienungsperson die Übergabe der Zuschnitteile an das flexible Fertigungssystem
mittels eines mit der Steuerschaltung der Projektionsvorrichtung verbundenen Schalters
quittiert und nach der Quittierung der Projektor eine optische Markierung auf das
nächste zu entnehmende Teil projiziert.
3. Verfahren zur beleglosen Übergabe von Zuschnitteilen an einem rechnergesteuerten
Zuschnittsystem an ein rechnergesteuertes, flexibles Fertigungssystem, wobei zur Identifikation
notwendige Daten der Zuschnitteile in den Steuerungsrechner beider Systeme gespeichert
sind und die geschnittenen Teile auf einer Abräumstation aufliegen, dadurch gekennzeichnet, dass
- die Identifikationsdaten der Zuschnitteile der elektronischen Steuerung eines Manipulators
zugeführt werden, die die Position jedes Zuschnitteils ermittelt,
- diese Steuerung ein Signal an den Manipulator abgibt, ein erstes zu entnehmendes
Zuschnitteil aufzunehmen und in die Übergabestation des flexiblen Fertigungssystems
zu übergeben.