[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bedrucken von Polyester, Celluloseacetat,
Cellulosetriacetat oder Polyamid sowie deren Mischungen enthaltenden Textilmaterialien
mit ätzbaren oder ätzreservierbaren Dispersionsfarbstoffen nach dem Ätzdruck- oder
Ätzreservedruckverfahren, in dem eine wäßrige Ätzdruck- oder Ätzreservedruckpaste,
die ein Aminoredukton als Ätzmittel, eine wäßrige Lösung eines Verdickungsmittels
und gegebenenfalls einen ätz- oder ätzreservebeständigen Dispersionsfarbstoff enthält,
mustergemäß auf das Textilmaterial gedruckt wird und das so bedruckte Textilmaterial
anschließend fixiert und ausgewaschen wird.
[0002] Unter Ätzdruck versteht man ein Verfahren, bei dem mustergemäß die bereits auf dem
Textilmaterial befindlichen Farbstoffe durch Chemikalien teilweise oder vollständig
zerstört werden.
[0003] Beim klassischen Ätzdruck geht man von echten, fertiggestellten Färbungen aus, auf
die eine Ätzpaste aufgedruckt wird. An den bedruckten Stellen werden die ätzbaren
Fondfarbstoffe zerstört und es resultiert eine Weißätze. Enthält die Ätzpaste zusätzlich
noch ätzbeständige Farbstoffe, die sogenannten Illuminations- oder Buntfarbstoffe,
so entsteht eine Buntätze.
[0004] Eine Variante des klassischen Ätzdrucks ist der Ätzreservedruck, bei dem die zu zerstörenden
Farbstoffe zwar an der Faseroberfläche sitzen, aber noch nicht fixiert sind.
[0005] In den bisher bekannten, zahlreichen Ätzdruck- und Ätzreservedruckverfahren zum
Bedrucken von Fasermaterialien mit Dispersionsfarbstoffen werden Ätzmittel eingesetzt,
die beispielsweise eine stark alkalisch reagierende Verbindung oder ein Reduktionsmittel,
wie Zinn-II-salze, insbesondere Zinn-II-chlorid, oder Derivate der Methansulfinsäure
enthalten, wobei alkalispaltbare bzw. reduzierbare Farbstoffe für die Grundfärbung
der zu bedruckenden Fasermaterialien möglichst vollständig durch das Ätzmittel zerstört,
während alkalibeständige bzw. nicht reduzierbare Farbstoffe als Illuminationsfarbstoffe
für Bunteffekte (im Gegensatz zu Weißeffekten bei Abwesenheit von Illuminationsfarbstoffen)
zur Erzielung von Mustern beliebiger Größe mit möglichst scharfen Konturen auf den
zu bedruckenden Fasermaterialien durch das Ätzmittel nicht zerstört werden. Eine allgemeine
Übersicht über Redoxprozesse im Ätzdruck auf Textilien kann beispielsweise Melliand
Textilberichte 67 (1986), Seiten 896-902, entnommen werden.
[0006] Die in den bekannten Verfahren verwendeten Ätzmittel können jedoch u.a. die folgenden
Nachteile aufweisen:
- starke Faserschädigung durch Alkali
- Korrosion an Druckmaschinen, insbesondere an Dämpfern durch Bildung von HCl
- Schwermetallbelastung des Abwassers bei Verwendung von beispielsweise Zinn-Salzen
- Belastung der Abluft und des Abwassers durch Formaldehyd bei der Verwendung von
methansulfinsauren Salzen.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein neues Ätzmittel zur Verfügung zu stellen,
bei dem die oben genannten Nachteile möglichst vermieden werden.
[0008] Es wurde nun gefunden, daß mit der Verwendung von 3-Aminoreduktonen der Formel I

in der R¹, R² und R³ gleich oder verschieden sind und Wasserstoff, Methyl oder Ethyl
bedeuten und für R⁴ eine geradkettige oder verzweigte Alkyl- oder Alkenylgruppe mit
1 bis 20 C-Atomen, die durch eine oder mehrere Hydroxylgruppen, Alkoxygruppen mit
1 bis 3 C-Atomen im Alkylrest oder Acetoxygruppen substituiert sein kann, oder ein
Rest -(CH₂-CH₂-O)
nH, in dem n für die Zahlen 1 bis 10 steht und der mit einem Alkylrest mit 1 bis 3
C-Atomen verethert oder mit einem Acetylrest verestert sein kann, steht oder R⁴ bildet
zusammen mit dem N-Atom den Rest einer aliphatischen α- oder β-Aminosäure mit 2 bis
15 C-Atomen, wobei die vorhandene Carboxylgruppe neutralisiert als Alkali-, Erdalkali-
oder Ammoniumsalz oder verestert in Form eines C₁- bis C₁₀-Alkylesters vorliegen kann,
oder ihren mineralsauren Salzen als Ätzmittel für Ätzdruck- und Ätzreservedruckverfahren
die oben genannten Nachteile vermieden werden können.
[0009] Durch die Erfindung werden neue, vorteilhafte Ätzmittel zur Verfügung gestellt. Die
3-Aminoreduktone der Formel I und ihre mineralsauren Salze eignen sich durch ihre
starke Reduktionskraft in hervorragender Weise zur reduktiven Entfernung reduzierbarer
Dispersionsfarbstoffe auf Textilmaterialien, die Polyester, Acetat, Triacetat oder
Polyamid sowie ihre Mischungen enthalten.
[0010] Die Verbindungen der Formel I können aufgrund der Aminogruppe als mineralsaure Säureadditionssalze
vorliegen. Insbesondere kommen Hydrochloride, Sulfate und Hydrogensulfate in Betracht.
[0011] Im Falle des Vorliegens einer Carboxylgruppe im Rest R⁴ wird diese bevorzugt in ein
Natrium-, Kalium-, Magnesium-, Kalzium- oder Ammoniumsalz überführt.
[0012] Als Alkylreste für R⁴ mit 1 bis 20 C-Atomen können beispielsweise genannt werden
n-Hexyl, n-Octyl, 2-Ethylhexyl, 3,5,5-Trimethylhexyl, n-Decyl oder n-Dodecyl, wobei
die Reste mit 8 bis 14 C-Atomen bevorzugt sind. Alkenylreste sind beispielsweise Octenyl
oder Decenyl.
[0013] Die Alkyl- oder Alkenylreste können als Substituenten 1 bis 3 OH-Gruppen aufweisen,
die beispielsweise durch Methyl, Ethyl oder Propyl verethert oder durch Acetyl verestert
sein können. Beispiele für Alkoxygruppen enthaltende Reste von R⁴ sind Ethoxyethyl,
Polyethoxyethyl, Ethoxy-propyl, Diethoxypropyl, 2-Acetoxyethoxyethyl und ähnliche
durch Umsetzung von Ethylenoxid oder Propylenoxid erhaltene Reste.
[0014] Als aliphatische α- oder β-Aminosäuren, gebildet aus dem Rest R⁴ zusammen mit dem
N-Atom, seien beispielsweise genannt Glycin, α-Alanin, β-Alanin, Valin, Leucin oder
Isoleucin, Phenylglycin oder ε-Aminocapronsäure.
[0015] Erfindungsgemäß bevorzugt einzusetzende Aminoreduktone der Formel I oder ihre mineralsauren
Salze sind solche, in denen R¹, R² und R³ ein Wasserstoffatom bedeuten und für R⁴
ein geradkettiger oder verzweigter Alkylrest mit 8 bis 14 C-Atomen, ein Hydroxyethyl-
oder ein Hydroxylethoxyethylrest (n = 2) steht oder R⁴ bildet zusammen mit dem N-Atom
den Rest einer α- oder β-Aminosäure mit 2 bis 6 C-Atomen, wobei die Carboxylgruppe
gegebenenfalls neutralisiert als Natrium-, Kalium-, Magnesium-, Kalzium- oder Ammoniumsalz
vorliegt.
[0016] Besonders bevorzugt zu verwendende Aminoreduktone der Formel I und ihre Säureadditionssalze
sind solche, in denen R¹, R² und R³ ein Wasserstoffatom bedeuten und R⁴ zusammen
mit dem N-Atom sich vom Glycin, β-Alanin, α-Alanin oder ε-Aminocapronsäure ableitet
und wobei die Carboxylgruppe gegebenenfalls als Natrium-, Kalium-, Kalzium- oder Ammoniumsalz
vorliegt.
[0017] Die oben genannten 3-Aminoreduktone der Formel I sind bekannte Verbindungen, beispielsweise
werden sie in den europäischen Patenten 83 008 oder 124 752 beschrieben. Aus diesem
Stand der Technik geht hervor, daß sie sich zur Stabilisierung organischer Verbindungen
oder organischer Massen gegen oxidative Einflüsse eignen und daß Aminoreduktone das
Wachstum von Tieren beeinflussen können. Es hat keinesfalls nahegelegen und um so
überraschender war die Feststellung, daß derartige Aminoreduktone unter den Bedingungen
des Ätzdruck- bzw. Ätzreservedruckverfahrens als vorteilhafte Ätzmittel verwendet
werden können.
[0018] Die Herstellung der Aminoreduktone der Formel I kann beispielsweise genau analog
der in den europäischen Patenten 83 008 und 124 752 beschriebenen Verfahren erfolgen,
so daß sich nähere Ausführungen erübrigen.
[0019] Es wird darauf hingewiesen, daß bei der Umsetzung von 2,3-Dihydroxycyclohex-2-en-1-on
oder eines entsprechend den Substituenten R¹ und R² substituierten Derivates als Ausgangsverbindung
insbesondere mit einer α-Aminosäure Lactone entstehen können, die anschließend für
ihre erfindungsgemäße Verwendung in üblicher Weise verseift werden.
[0020] Aus dem oben genannten ergibt sich, Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind ein
Verfahren zum Bedrucken von Textilmaterialien aus Polyester, Cellulose-Triacetat,
-Acetat und Polyamid sowie deren Mischungen untereinander mit Dispersionsfarbstoffen
nach dem Ätzdruck- oder Ätzreservedruckverfahren, dadurch gekennzeichnet, daß als
Ätzmittel ein 3-Aminoredukton der allgemeinen Formel I

oder deren Säureadditionssalz mit den oben definierten und bevorzugten Bedeutungen
eingesetzt wird sowie die Verwendung eines Aminoreduktons der Formel I oder dessen
Säureadditionssalzes als Ätzmittel für Dispersionsfarbstoffe nach dem Ätzdruck- oder
Ätzreservedruckverfahren.
[0021] Die besonders hervorzuhebenden Vorteile der erfindungsgemäß in den Druckpasten zu
verwendenden Aminoreduktone liegen in der geringen Aufwandmenge, der leichten Abbaubarkeit
sowie der Vermeidung von Schwermetallen und Stabilisatoren. Außerdem wird gegenüber
bekannten Ätzdruckpasten, die Methansulfinsäure oder Hexamethylentetramin enthalten,
mit den erfindungsgemäßen Druckpasten die Entwicklung von Formaldehyd beim Bedrucken
der textilen Materialien vermieden.
[0022] Die Anwendung der Aminoreduktone der Formel I erfolgt in an sich üblicher und dem
Fachmann bekannten Weise in Form von Druckpasten für den Ätzdruck- oder Ätzreservedruck
zusammen mit Verdickungsmitteln und gegebenenfalls ätzbeständigen Dispersionsfarbstoffen
und den üblichen Hilfsmitteln. Diese Druckpasten enthalten, bezogen auf das Gewicht,
1 bis 10 Gew.%, bevorzugt 5 bis 7 Gew.%, eines Aminoreduktons der Formel I oder dessen
Säureadditionssalz.
[0023] Zu den in an sich üblicher Weise durchgeführten Ätzdruck- und Ätzreservedruckverfahren
wird ausgeführt:
[0024] Man bedruckt das Textilgut, z.B. Gewebe oder Gewirke aus Polyester, Celluloseacetat,
Cellulosetriacetat oder Polyamid oder deren Mischungen. Textilien aus den genannten
Faserarten sind bekannt. Als Farbstoffe werden fast ausschließlich Dispersionsfarbstoffe
verwendet.
[0025] Das Ätzreservedruckverfahren kann beispielsweise so durchgeführt werden, daß man
das Textilgut zunächst mit einer Flotte klotzt, die einen ätzbaren Dispersionsfarbstoff
enthält. Anstelle des Klotzens kann man das Textilgut auch mit einer Druckpaste bedrucken,
die einen ätzbaren Dispersionsfarbstoff zusammen mit einem Verdickungsmittel enthält.
Das Textilgut wird dann unter solchen Bedingungen getrocknet, daß die Farbstoffe noch
nicht fixiert werden. Dann bedruckt man das Textilgut mit einer Mischung aus einem
ätzbeständigen Dispersionsfarbstoff und dem erfindungsgemäßen Ätzmittel und trocknet
es. Anschließend werden die Farbstoffe fixiert, z.B. durch Thermosolieren oder Erhitzen
des Textilguts in einer Heißdampfatmosphäre. Unter diesen Bedingungen wird der ätzbare
Farbstoff an den Stellen zerstört, auf die die Mischung aus dem ätzbeständigen Farbstoff
und dem Ätzmittel aufgedruckt wurde. Diese Verfahrensweise bezeichnet man als Ätzreserve,
weil der Fond der Ware zwar gefärbt, der Farbstoff jedoch noch nicht fixiert ist.
[0026] Eine Variante des Ätzreserveverfahrens besteht darin, daß man die Mischung aus ätzbeständigem
Farbstoff und Reduktionsmittel auf das Textilgut aufdruckt und direkt im Anschluß
den ätzbaren Farbstoff vollflächig überdruckt und das Material dann trocknet und die
Farbstoffe fixiert. Beim Ätzen wird dagegen ein bereits auf dem Gewebe fixierter ätzbarer
Farbstoff mit der Ätzmittelmischung mustergemäß geätzt. Bei allen Verfahrensvarianten
ist auch ein Weißätzen möglich, d.h. es wird in diesem Fall eine Druckpaste verwendet,
die zwar Ätzmittelmischung, jedoch keinen Farbstoff enthält.
[0027] Die Färbungen können bei Polyester sowohl unter Verwendung von Carriern durchgeführt
werden als auch unter Hochtemperatur-Bedingungen, z.B. Färben unter Druck, in wäßriger
Flotte bei 120°C. Die bei Polyestern erforderliche reduktive Nachreinigung erfolgt
nach dem Drucken und Fixieren, d.h. in einem Arbeitsgang werden der Fond und die zur
Illumination bedruckten Stellen reduktiv gereinigt. Der Vorteil der Färbungen liegt
in der besseren Egalität des Fond, was dann besonders wichtig ist, wenn musterbedingt
nur vereinzelt kleine Flächen geätzt werden sollen. Vor allem bei Wirkware und sehr
leichten Geweben ergibt die Vorfärbung qualitative Vorteile. Synthesefasern aus Acetat
oder Polyamid bzw. deren Mischungen werden bei einer Temperatur von 85°C gefärbt.
[0028] Wie bereits erwähnt, kommen für das erfindungsgemäße Verfahren fast ausschließlich
Dispersionsfarbstoffe in Betracht. Geeignete Farbstoffe dieser Art können dem Color
Index entnommen werden. Ätzbare Dispersionsfarbstoffe sind solche, die vom Ätzmittel
in Produkte zersetzt werden, die im allgemeinen den Weißfond oder die bunte Illumination
nicht beeinträchtigen sollen. Hierbei handelt es sich vor allem um Dispersionsfarbstoffe,
die sich von Azofarbstoffen ableiten. Die ätzbeständigen Farbstoffe sind hauptsächlich
Dispersionsfarbstoffe auf Basis von Anthrachinonabkömmlingen. Sie sind gegenüber dem
Ätzmittel beständig.
[0029] Die Druckpaste, mit der das erfindungsgemäße Ätzmittel auf das textile Material aufgedruckt
wird, enthält in der Regel zur Einstellung der Viskosität ein Verdickungsmittel. Vorzugsweise
verwendet man natürliche Verdickungsmittel, wie Kernmehlether, z.B. Johannisbrotmehl
oder Stärkeether-Verdickungen, wie Guarether, veretherte Cellulose oder Stärke, und
Alginate. In der Regel enthalten 1000 Teile der fertigen Druckpaste 20 bis 100 Gewichtsteile
eines natürlichen Verdickungsmittels. Es ist auch möglich, synthetische Verdickungsmittel
zu verwenden. Geeignete synthetische Verdickungsmittel sind beispielsweise hochmolekulare
Polycarbonsäuren, z.B. Polyacrylsäure sowie Copolymerisate aus Ethylen und Acrylsäure
oder Copolymerisate aus Styrol und Maleinsäureanhydrid, deren Carboxylgruppen teilweise
oder vollständig neutralisiert sein können.
[0030] Ätzbeständige Dispersionsfarbstoffe können beispielsweise dem Color-Index entnommen
werden. Einige ätzbeständige Dispersionsfarbstoffe seien beispielhaft genannt: gelber
Dispersionsfarbstoff CI 58 900 und CI 47 023,
orangefarbener Dispersionsfarbstoff CI 60 700,
roter Dispersionsfarbstoff CI 60 755, CI 62 015 und CI 60 756,
violetter Dispersionsfarbstoff CI 61 105,
blauer Dispersionsfarbstoff CI 61 500, CI 62 500 und CI 63 285.
[0031] 1000 Gewichtsteile der Druckpaste enthalten 0,5 bis 50 Gewichtsteile eines Dispersionsfarbstoffs
oder einer Mischung von Dispersionsfarbstoffen.
[0032] Die Druckpasten, die das erfindungsgemäße Ätzmittel, Verdickungsmittel sowie ätzbeständige
Dispersionsfarbstoffe enthalten, können weiterhin die dem Fachmann an sich bekannten
Hilfsmittel enthalten, wie, bezogen auf das Gesamtgewicht, beispielsweise 3 bis 5
Gew.% Harnstoff oder Thioharnstoff, 0,1 bis 0,3 Gew.% Schaumdämpfer, 8 bis 12 Gew.%
Hilfsmittel, wie Polyethylenglykol, Phenylglycin, Dicarbonsäuren oder Anthrachinon-2-sulfonsäure.
Der Rest zu 100 Gew.% besteht aus Wasser.
[0033] Dementsprechend kann als allgemeine Rahmenvorschrift für eine Druckpaste für den
Ätzdruck oder Ätzreservedruck angegeben werden:
1 bis 10 Gew.%, bevorzugt 5 bis 7 Gew.%, eines Aminoreduktons der Formel I oder dessen
Säureadditionssalz,
2 bis 10 Gew.%, bevorzugt 6 bis 7 Gew.%, eines natürlichen oder synthetischen Verdickungsmittels,
ggf. 0,5 bis 5 Gew.% ätzbeständiger Dispersionsfarbstoff,
3,0 bis 5,0 Gew.% Harnstoff oder Thioharnstoff,
0,1 bis 0,3 Gew.% Schaumdämpfer,
8 bis 12 Gew.% Fixierhilfsmittel und bis zu 100 Gew.% Wasser.
[0034] Geeignete ätzbare Dispersionsfarbstoffe können ebenfalls dem Color-Index entnommen
werden. Es handelt sich hierbei im wesentlichen um Azofarbstoffe. Beispielhaft genannt
seien der gelbe Dispersionsfarbstoff CI 11 855 und die roten Dispersionsfarbstoffe
CI 11 150 und CI 11 115.
[0035] Die in den Beispielen angegebenen Teile sind Gewichtsteile. Die Angaben in Prozent
beziehen sich auf das Gewicht der Stoffe.
Beispiele
1. Herstellung der Aminoreduktone
[0036] Im folgenden wird der Rest

als Rest A bezeichnet.
[0037] Die Herstellung der Aminoreduktone wird unter Stickstoff ausgeführt.
Aminoredukton 1
A-NH-CH₂-COOH
[0038] Eine Lösung aus 150 g (2 mol) Glycin und 450 ml Wasser wird unter Rühren mit 106,5
g (0,83 mol) A-OH und 75 ml 2-normaler Salzsäure versetzt und zum Sieden erhitzt.
Bei etwa 40°C entsteht eine klare Lösung, aus der bei ungefähr 80°C das Verfahrensprodukt
auszufallen beginnt. Nach dem Erreichen der Siedetemperatur wird das Gemisch auf 10°C
abgekühlt und der Niederschlag, ein gelbliches Kristallpulver, wie üblich aufgearbeitet.
Die Umkristallisation aus heißem Isopropanol liefert das Aminoredukton in 88 %iger
Ausbeute in Form farbloser Kristalle, Schmp. 185 bis 187°C.
Aminoredukton 2
A-NH-CH₂-CH₂-COOH
[0039] Eine Mischung aus 214 g (2,4 Mol) ß-Alanin, 256 g (2,0 Mol) A-OH, 0,5 g p-Toluolsulfonsäure
und 500 ml Toluol wird etwa eine Stunde lang unter Auskreisen des Reaktionswassers
zum Sieden erhitzt. Nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur wird das Verfahrensprodukt
abgesaugt und aus Methanol umkristallisiert. Ausbeute 60 %, Schmp. 178 bis 180°C.
Durch Aufarbeitung der Mutterlauge erhält man weitere ca. 15 % Ausbeute.
Aminoredukton 3
(A-NH-CH₂-CH₂-COO⁻)₂Ca⁺⁺
[0040] 180 g (0,9 Mol) der Verbindung aus Beispiel 2 werden unter N₂ in 3 l Wasser suspendiert
und portionsweise mit 33,5 g (0,45 Mol) Ca(OH)₂ versetzt. Nachdem Lösung eingetreten
ist, wird im Wasserstrahlvakuum bei Temp. < 60°C eingeengt, letzte Wasserreste werden
nach Zugabe von Toluol azeotrop entfernt. Der Rückstand von ca. 210 g wird in 300
ml Methanol aufgerührt, im Eisbad abgekühlt und abgesaugt. Nach dem Trocknen erhält
man 192 g fast farbloses Produkt, das 3 Mol Kristallwasser enthält und einen Schmp.
von 150 bis 160°C aufweist.
Aminoredukton 4
A-NH-CH₂-CH₂-COO⁻Na⁺
[0041] 115 g (0,56 Mol) der Verbindung aus Beispiel 2 werden in 700 ml Wasser suspendiert
und unter Rühren portionsweise mit 47 g (0,56 Mol) NaHCO₃ versetzt, wobei unter Schäumen
CO₂ entweicht. Es wird noch 30 min lang nachgerührt und dann im Wasserstrahlvakuum
bei Temp. < 60°C eingeengt. Der Rückstand wird im Vakuum-Trockenschrank bei Temp.
< 80°C getrocknet. Man erhält 114 g farbloses Produkt vom Schmp. 210 bis 215°C.
Aminoredukton 5
A-NH-n-C₁₂H₂₅
[0042] Eine Mischung aus 145 g (0,78 mol) Dodecylamin, 100 g (0,78 mol) A-OH, 1 g p-Toluolsulfonsäure
und 50 ml Toluol wurde etwa 1 Stunde unter Auskreisen des Reaktionswassers zum Sieden
erhitzt und danach bei 60°C mit 500 ml n-Hexan versetzt. Beim weiteren Abkühlen scheidet
sich das Verfahrensprodukt als gelblicher Kristallbrei ab. Die Ausbeute an der reinen,
aus n-Hexan umkristallisierten Verbindung, die in Form farbloser Blättchen anfällt,
beträgt 81 %, Schmp. 79 bis 81°C.
Aminoreduktone 6 bis 9
[0043] Analog Beispiel 5 wurden folgende Verbindungen hergestellt:

Anwendungsbeispiele
Beispiel 1
[0044] Ein Polyester-Gewebe wird in einer wäßrigen Flotte mit folgender Farbstoff-Zusammensetzung
bei 120°C im HT-Apparat gefärbt:
8,5 % Disperse Blue C.I. 106
0,7 % Disperse Yellow C.I. 5
0,3 % Disperse Red C.I. 224
1,8 % Disperse Red C.I. 118
0,6 % Disperse Blue C.I. 149
[0045] Das Gewebe wird anschließend gespült und bei max. 100°C getrocknet. Es wird eine
Schwarzfärbung erhalten.
[0046] Auf die so gefärbte Ware wird mustergemäß eine Druckfarbe folgender Zusammensetzung
gedruckt:
600 g |
Guar-Ether-Verdickung von pH 7 (120 g Guar-Ether in 1000 g Wasser) |
100 g |
einer Mischung aus Polyethylenglykol (Mol.-Gew. ca. 300) und Phenylglyzin (etwa 2:1) |
50 g |
Aminoredukton 4 |
40 g |
des blauen Dispersionsfarbstoffs Disperse Blue C.I. 56 |
210 g |
Wasser |
1000 g |
|
[0047] Das bedruckte Material wird getrocknet und anschließend 15 Minuten mit Heißdampf
von 175°C bei Normaldruck gedämpft.
[0048] Danach wird kalt gespült und wie üblich reduktiv gereinigt. Man erhält einen blauen
Druck auf schwarzem Fond.
[0049] Vergleichbare Effekte werden mit den Aminoreduktonen 1 bis 3 erzielt.
Beispiel 2
[0050] Ein Mischgewebe aus 65 % 2 1/2-Acetat und 35 % Polyamid wird mit 5 % Disperse Blue
C.I. 106 bei 80°C gefärbt, gespült und getrocknet.
[0051] Man erhält eine dunkelblaue Färbung. Der Farbstoff ist fixiert.
[0052] Die so gefärbte Ware wird mit folgender Druckfarbe bedruckt:
600 g |
Guar-Ether-Verdickung vom pH 7 (120 g Guar-Ether in 100 g Wasser) |
100 g |
einer Mischung aus Polyethylenglykol (Mol-Gew. 300) und Phenylglyzin (etwa 2:1) |
50 g |
eines Dicarbonsäure-Gemischs |
50 g |
Thioharnstoff |
50 g |
Anthrachinon-2-Sulfonsäure |
50 g |
Aminoredukton 4 |
40 g |
des roten Dispersionsfarbstoffs Disperse Red C.I. 11 |
60 g |
Wasser |
1000 g |
|
[0053] Die bedruckte Ware wird getrocknet und anschließend 20 Minuten mit Sattdampf von
102°C bei Normaldruck gedämpft.
[0054] Danach wird kalt gespült, bei 40°C geseift, gespült und getrocknet. Man erhält einen
tiefroten Druck auf blauem Grund.
[0055] Vergleichbare Effekte werden bei Einsatz der Aminoreduktone 5 bis 9 erzielt.
Beispiel 3
[0056] Ein Gewebe aus Polyester wird mit einer Flotte geklotzt, die folgende Bestandteile
enthält
60 g/l |
Disperse Blue C.I. 148 |
25 g/l |
Disperse Red C.I. 118 |
5 g/l |
Disperse Yellow C.I. 198 |
10 g/l |
eines Copolymerisates aus Acrylsäure und Acrylamid, teilweise mit Natronlauge neutralisiert, |
5 - 10 g/l |
des Natriumsalzes von Nitrobenzolsulfonsäure |
[0057] Der pH-Wert der Klotzflotte wird mit Mononatrium-phosphat auf pH 5,5 eingestellt.
Die Flottenaufnahme beträgt 60 bis 70 %.
[0058] Nach dem Klotzen wird das Gewebe bei Temperaturen im Bereich 90 bis 100°C getrocknet.
Die Farbstoffe sind nicht fixiert. Danach bedruckt man das Gewebe mit einer Druckfarbe
folgender Zusammensetzung:
600 g |
Guar-Ether-Verdickung pH 7 (120 g Guar-Ether in 1000 g Wasser) |
100 g |
einer Mischung aus Polyethylenglykol Molgewicht 300 und Phenylglyzin) |
50 g |
Aminoredukton 4 |
40 g |
des roten Dispersionsfarbstoffs Disperse Red C.I. 352 |
210 g |
Wasser |
[0059] Das bedruckte Material wird getrocknet und anschließend 15 Minuten mit Heißdampf
von 175°C bei Normaldruck gedämpft. Danach wird kalt gespült und wie üblich reduktiv
gereinigt.
[0060] Man erhält einen leuchtend roten Druck auf schwarzem Fond.
1. Verwendung von 3-Aminoreduktonen der Formel I

in der R¹, R² und R³ gleich oder verschieden sind und Wasserstoff, Methyl oder Ethyl
bedeuten und für R⁴ eine geradkettige oder verzweigte Alkyl- oder Alkenylgruppe mit
1 bis 20 C-Atomen, die durch eine oder mehrere Hydroxylgruppen, Alkoxygruppen mit
1 bis 3 C-Atomen im Alkylrest oder Acetoxygruppen substituiert sein kann, oder ein
Rest -(CH₂-CH₂-O)
nH, in dem n für die Zahlen 1 bis 10 steht und der mit einem Alkylrest mit 1 bis 3
C-Atomen verethert oder mit einem Acetylrest verestert sein kann, steht oder R⁴ bildet
zusammen mit dem N-Atom den Rest einer aliphatischen α- oder β-Aminosäure mit 2 bis
15 C-Atomen, wobei die vorhandene Carboxylgruppe neutralisiert als Alkali-, Erdalkali-
oder Ammoniumsalz oder verestert in Form eines C₁- bis C₁₀-Alkylesters vorliegen kann,
oder ihren mineralsauren Salzen als Ätzmittel für Dispersionsfarbstoffe beim Bedrucken
von Textilmaterialien aus Polyester, Triacetat, Acetat, Polyamid oder deren Mischungen
untereinander nach dem Ätzdruck- oder Ätzreservedruckverfahren.
2. Verwendung von Aminoreduktonen der Formel I oder ihrer mineralsauren Salze nach
Anspruch 1, in denen R¹, R² und R³ ein Wasserstoffatom bedeuten und für R⁴ ein geradkettiger
oder verzweigter Alkylrest mit 8 bis 14 C-Atomen, ein Hydroxyethyl- oder ein Hydroxylethoxyethylrest
steht oder R⁴ bildet zusammen mit dem N-Atom den Rest einer α- oder β-Aminosäure mit
2 bis 6 C-Atomen, wobei die Carboxylgruppe gegebenenfalls neutralisiert als Natrium-,
Kalium-, Magnesium-, Kalzium- oder Ammoniumsalz vorliegt.
3. Verwendung von Aminoreduktonen der Formel I nach Anspruch 1 oder ihrer Säureadditionssalze,
in denen R¹, R² und R³ ein Wasserstoffatom bedeuten und R⁴ zusammen mit dem N-Atom
einen Glycin, β-Alanin, α-Alanin oder ε-Aminocapronsäurerest bildet, wobei die Carboxylgruppe
gegebenenfalls als Natrium-, Kalium-, Calcium-, Magnesium oder Ammoniumsalz vorliegt.
4. Verfahren zum Bedrucken von Textilmaterialien aus Polyester, Triacetat, Acetat
und Polyamid oder deren Mischungen untereinander mit Dispersionsfarbstoffen nach dem
Ätzdruck- oder Ätzreservedruckverfahren, dadurch gekennzeichnet, daß als Ätzmittel
ein 3-Aminoredukton der allgemeinen Formel I, wie in Anspruch 1 definiert, oder dessen
Säureadditionssalz eingesetzt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Ätzmittel ein Aminoredukton
der Formel I oder dessen mineralsaures Salz, in dem R¹, R² und R³ ein Wasserstoffatom
bedeuten und für R⁴ ein geradkettiger oder verzweigter Alkylrest mit 8 bis 14 C-Atomen,
ein Hydroxyethyl- oder ein Hydroxylethoxyethylrest (n = 2) steht oder R⁴ bildet zusammen
mit dem N-Atom den Rest einer α- oder β-Aminosäure mit 2 bis 6 C-Atomen, wobei die
Carboxylgruppe gegebenenfalls neutralisiert als Natrium-, Kalium-, Kalzium-, Magnesium-
oder Ammoniumsalz vorliegt, eingesetzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Ätzmittel ein Aminoredukton
der Formel I oder dessen mineralsaures Salz, wie in Anspruch 3 definiert, eingesetzt
wird.
7. Druckpasten für den Ätzdruck- und Ätzreservedruck, enthaltend als Ätzmittel 1 bis
10 Gew.% eines Aminoreduktons der Formel I, wie in Anspruch 1 definiert, 2 bis 10
Gew.% eines Verdickungsmittel, 0,5 bis 5,0 Gew.% eines ätzbeständigen Dispersionsfarbstoffs,
gegebenenfalls an sich übliche Hilfsmittel und Rest zu 100 Gew.% Wasser.