[0001] Die Erfindung betrifft einen Elektrofilter zur Elektroentstaubung (Elektro-Rauchgasreinigung),
gebildet aus einem an Masse liegenden Gehäuse, Schmutzgaseintritts- und Rauchgasaustritts-Stutzen,
in dem im Gasstrom hintereinander eine an hochgespanntem pulsierenden Gleichstrom
liegende Vorionisationselektrode und eine oder mehrere an entgegensetzter Polarität
liegende Niederschlagselektro de(n) angeordnet sind und an der (den) Niederschlagselektrode(n)
Festkörper entlanggleiten, die die im Schmutzgasstrom mitgeführten staubförmigen
Partikel austragen und die Niederschlagselektrode reinigen.
[0002] Infolge des auf minus 50 kV hochgespannten pulsierenden Gleichstromes bildet sich
in der Umgebung der Vorionisationselektrode ein Sprühfeld aus. Gelangt ein staubbeladener
Rauchgasstrom in dieses Sprühfeld, so werden die in ihm mitgeführten Staubteilchen
ionisiert, das heißt, es entstehen negative Gasionen, die die einzelnen Staubteilchen
negativ aufladen. Treten nun diese negativ aufgeladenen Staubteilchen in die positiv
geladene Niederschlagselektrode ein, werden sie durch die elektrischen Feldkräfte
an diese gebunden. Dabei agglomerieren die Staub- p- artikel, wodurch eine immer
dicker werdende Schicht entsteht, die die Effektivität der Einrichtung deutlich vermindert.
[0003] Bei den bekannten Elektro-Plattenfiltern geschieht das Entfernen der abgelagerten
Schmutzpartikel durch Rütteln, wobei die vertikal stehenden Platten-Elektroden so
in Schwingung versetzt werden, daß ein Ablösen des agglomerierten Staubes erfolgt.
Nachteilig ist bei diesen Einrichtungen, daß eine vollständige Abreinigung, insbesondere
der Feinstäube, nicht möglich ist. Diese treten durch das Abrütteln vielmehr wieder
in den Reingasstrom ein, wodurch der Filterabscheidegrad erheblich sinkt. Um diesem
Nachteil zu begegnen, beziehungsweise um eine vollständige Reinigung der Elektroden
zu erhalten, werden daher die Plattenelektroden zumeist abgeschaltet oder über spezielle
Naß-Verfahren gereinigt. Dies kann allerdings nur im diskontinuierlichen Betrieb,
der als sehr nachteilig angesehen wird, erfolgen.
[0004] Des weiteren sind Elektrofilter bekannt, bei denen Festkörper an den Niederschlagselektroden
entlangströmen und diese reinigen. Mit den Festkörpern werden die staubförmigen Partikel
ausgetragen. Gemeinsam ist diesen Einrichtungen, daß ein Festkörperbett die Niederschlagselektrode
umgibt und das Bett durch ringförmige zylindrische Einheiten, welche auf Massepotential
liegen, begrenzt sind. Die Niederschlagselektrode befindet sich hierbei inmitten des
Filterbettes. Damit nimmt die Feldstärke von außen her bis zur Niederschlagselektrode
hin zu. Das höchste Spannungspotential liegt also direkt an der Niederschlagselektrode.
[0005] Eine Sonderstellung bei diesen mit einem Festkörper ausgestatteten Elektrofiltern
nimmt eine Einrichtung ein, bei der die inmitten des Filterbettes liegende Niederschlagselektrode
durch zeitweise Speisung mit Wechselspannung zusätzlich gereinigt wird. Hierbei werden
die negativ ioni sierten Staubteilchen, die sich durch die umgekehrte Polarität
an der Niederschlagselektrode angesetzt haben, durch die Wechselspannung von der Niederschlagselektrode
losgelöst und sodann von dem Festkörper-Filterbett ausgetragen.
[0006] Als Nachteil ist bei diesen Festbett-Elektrofiltern wiederum festzustellen, daß
auch bei Ihnen Schwierigkeiten bei der Abscheidung von Feinststäuben in Korngrößen
von etwa 0,001 bis 0,01 mm auftreten. Diese Feinststäube gelangen durch die schlechten
Strömungsverhältnisse an den stets inmitten des Filterbettes befindlichen Niederschlagselektroden
und die ungünstige elektrische Feldverteilung zumeist wieder in den Reingasstrom
zurück, sodaß auch hier der Filterwirkungsgrad deutlich absinkt.
[0007] Der Erfindung liegt damit die Aufgabe zugrunde, die vorstehend beschriebenen Nachteile
zu vermeiden, also einen Elektrofilter anzugeben, der kontinuierlich betrieben werden
kann und bei dem auch Staub beziehungsweise Schmutzteilchen einer Korngröße von 0,01
bis 0,001 mm zuverlässig abgeschieden werden. Erreicht wird dies nach der Erfindung
dadurch, daß die Niederschlagselektrode eines derartigen Elektrofilters aus einem
im Gehäuse isoliert angeordneten, an der zur Vorionisationselektrode entgegengesetzten
Polarität liegenden, Rahmen besteht, in dem an seinen Außenseiten mit Abstand voneinander
gegeneinander gerichtet im wesentlichen flachliegende S-förmig profilierte Elektrodenbleche
angeordnet sind, auf denen und in dem Raum zwischen denen Festkörper von einer darüber
angeordneten Schüttvorrichtung zu einer darunter angeordneten Reinigungs- und Regenerierungseinheit
fließen. Hierbei sollen die Festkörper einen etwa zwischen 3 mm und 8 mm liegenden
Durchmesser aufweisen.
[0008] Bei der erfindungsgemäßen Einrichtung steht demnach die gesamte Niederschlagselektrode
unter Spannung mit einem, zu der Vorionisationselektrode entgegengesetzten Potential.
Außerdem wird diese Niederschlagselektrode von dem Rauchgasstrom durchströmt, wobei
dieser Rauchgasstrom einerseits bei den S-förmig profilierten Elektrodenblechen eintritt,
zwischen diesen Elektrodenblechen hindurch in den freien Raum zwischen den gegenüber
stehenden S-förmig profilierten Elektrodenblechen gelangt und sodann bei den jenseits
angeordneten wiederum S-förmig profilierten Elektrodenblechen aus der Niederschlagselektrode
austritt. Dadurch entsteht ein Effekt, der noch bei keinem derartigen Elektrofilter
bekannt wurde, nämlich, daß sich die im Rauchgasstrom mitgeführten Staubpartikel zum
größten Teil eingangsseitig an den dortigen S-förmig profilierten Elektrodenblechen
beziehungsweise an den Festbettkörperchen ablagern, daß aber sodann ausgangsseitig
eine nochmalige Nachreinigung stattfindet, bei der insbesondere die Fein- und Feinststäube
aus dem Rauchgasstrom an den ausgangsseitigen wiederum S-förmigen Elektrodenblechen
ausgeschieden werden. Insbesondere ist dies der Feldverteilung innerhalb der Niederschlagselektrode
zu verdanken, die ja eingangs- und ausgangsseitig die höchste Feldstärke aufweist.
[0009] Äußerst bedeutsam und noch bei keiner derartigen Einrichtung bekannt ist die Ausführung
der durchströmten Niederschlagselektrode, mit beidseits des Rahmens angeordneten
S-förmig profilierten Elektrodenblechen auf denen und zwischen denen die Festkörper
"fließen". In der Ausführung der S-förmig profilierten Elektrodenbleche liegt konkrete
Forschungsarbeit. Sie sind so berechnet und in Versuchsreihen so optimiert worden,
daß der durch die Niederschlagselektrode führende Festbettstrom ein quasi Newton'sches
Fluid bildet. Hierbei wurde erreicht, daß die Festkörperteilchen Rotationsarbeit leisten,
die sich aus dem Differential der Coulomb-Reibung und dem Differential der Arbeit
der Stoßvorgänge im Festkörperbett zusam mensetzen. Durch die Form der Elektrodenbleche
bedingt tritt am Rande der Bleche für die Festkörper eine Schubspannung auf, die
wiederum eine spezielle Rotation der Festkörper zur Folge hat. Dadurch wird folgendes
erreicht:
1. Die Festkörper, insbesondere diejenigen der Randzone, vergrößern ihre schmutzaufnehmende
Oberfläche durch die Rotation um etwa 40%. Daraus ergibt sich eine gute Abscheidung
an den Stellen, die vom Staub besonders stark belastet sind.
2. Durch unterschiedliche Relativgeschwindigkeiten der Festbettkörperchen folgen unterschiedliche
Rotationsgeschwindigkeiten, was zur Folge hat, daß die Festkörper der Randzone sehr
schnell von anhaftendem Staub befreit werden. Die Festkörper in der Mitte des Festkörperbettes
jedoch rotieren nur in sehr geringem Maße, sodaß dort der Staub gut haften kann und
damit mit den Festkörpern sicher abtransportiert wird.
[0010] Insgesamt ergibt sich damit ein Elektrofilter, der wie gefordert kontinuierlich
betrieben werden kann und nicht nur höchst effektiv ist, sondern auch Fein- und Feinststäube
sicher aus dem Rauchgasstrom aufnimmt.
[0011] Auf der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel des Elektrofilters nach der Erfindung
schematisch dargestellt und zwar zeigen
Fig.1 den Elektrofilter in Ansicht, teilweise geschnitten,
Fig.2 den Feldstärkeverlauf,
Fig.3 einen Schnitt durch die Niederschlagselektrode und
Fig.4 eine Teilansicht bei den S-förmig profilierten Elektrodenblechen.
[0012] An einem Gehäuse (8) ist einerseits ein Schmutzgaseintrittsstutzen zum Einführen
des Schmutzgasstromes (9) und jenseits ein Rauchgasaustrittsstutzen zum Abführen des
gereinigten Rauchgases (6) angebracht. Im Innern des Gehäuses (8) sind auf Isolatoren
(4) eine Vorionisationselektrode (3) und eine Niederschlagselektrode (13) untergebracht.
Die Niederschlagselektrode wird gebildet aus in einem Rahmen (2) angeordneten S-förmig
profilierten Elektrodenblechen (1), zwischen denen ein aus Festbettkörperchen bestehender
Festbettstrom von einer oben liegenden Schüttvorrichtung (7) zu einem unten liegenden
Sammelbehälter (10) hindurch strömt. Unterhalb des Sammelbehälters (10) befindet
sich eine Reinigungs- und Regenerie rungseinheit (11), die die Festbettkörper von
anhaftendem Schmutz und Staub befreit und zur Wiederverwendung regeneriert. Von dortaus
gelangen die Festbettkörper durch eine (nicht eingezeichnete) Hebevorrichtung wieder
in die Schüttvorrichtung (7).
[0013] Die S-förmig profilierten Elektrodenbleche (1) sind flachliegend in dem Rahmen (2)
untergebracht und werden, wie durch die Markierungen (x) angedeutet, beziehungsweise
wie in Fig.3 gezeigt, vom Rauchgas durchströmt. Die in den Rahmen (2) an seinen Außenseiten
angeordneten S-förmig profilierten Elektrodenbleche (1) schließen zwischen sich einen
Raum (5) ein, den das Festbett von oben nach unten durchwandern kann. Die S-förmig
profilierten Elektrodenbleche (1) liegen hierbei an einer positiven Spannung zwischen
1.500 und 4.000 V; die Vorionisationselektrode weist ein Potential von etwa minus
50.000 V (50 kV) auf. Durch dieses Spannungspotential zwischen den beiden Elektroden
beziehungsweise durch die sich hierbei ergebenden elektrischen Feldstärken lagern
sich die vorionisierten Staubteilchen an den Elektrodenblechen (1) und den ionisierten
Festkörpern an.
[0014] Durch das speziell ausgebildete Newton'sche Fluid der Festkörper werden zum einen
die S-förmig profilierten Elektrodenbleche (1) und die Festkörperteilchen der Randzone
(12), welche stark belastet sind, gereinigt. Durch die speziellen Strömungsverhältnisse
inmitten der Niederschlagselektrode (13) werden Festkörper und Staubpartikel zur
Reinigungs- und Regenerierungseinheit (11) abtransportiert.
[0015] In Fig.4 sind die Strömungsverhältnisse des Festkörperbettes als quasi Newton'sches
Fluid nochmals dargestellt. Die Festkörperchen, die eine unregelmäßige Form aufweisen,
stehen unter der Gewichtskraft (F
N). Weiter wirkt auf sie die rechtwinklig zu der Gewichtskraft liegende statische Kraft
sigma. Der Festkörperstrom zwischen den S-förmig profilierten Elektrodenblechen (1)
weist die Geschwindigkeit (v1), in der Randzone (12) die Geschwindigkeit (v2) auf.
Durch diese unterschiedliche Geschwindigkeit beziehungsweise die Relativgeschwindigkeiten
zwischen v1 und v2 folgen unterschiedliche Rotationsgeschwindigkeiten (v
rot). Dies hat zur Folge, daß die an der Randzone befindlichen Festkörper schneller rotieren
v
rot2) als diejenigen zur Mitte des Festbettstromes hin. Dadurch ergibt sich der erwünschte
Effekt, daß die Festkörper der Randzone (12) schneller von anhaftendem Staub und Schmutz
befreit werden, während die Festkörper innerhalb des Festbettstromes, also die Festkörper,
die sich im Raum (5) befinden, den Schmutz und Staub sicher nach unten zur Reinigungs-
und Regenerierungseinheit (11) befördern.
[0016] Eingezeichnet in Fig.4 ist auch die Schubspannung tau, die sich aus dem statischen
Druck sigma zusammen mit der Form des S-förmigen Profils der Elektrodenbleche (1)
ergibt.
1. Elektrofilter zur Elektroentstaubung (Elektro-Rauchgasreinigung), gebildet aus
einem an Masse liegenden Gehäuse mit Schmutzgaseintritts- und Rauchgasaustrittsstutzen,
in dem im Gasstrom hintereinander eine an hochgespannten pulsierenden Gleichstrom
liegende Vorionisationselektrode und eine oder mehrere an entgegengesetzter Polarität
liegende Niederschlagselektrode(n) angeordnet sind und an der (den) Niederschlagselektrode(n)
Festkörper entlanggleiten, die die im Schmutzgasstrom mitgeführten staubförmigen
Partikel austragen und die Niederschlagselektrode(n) reinigen,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Niederschlagselektrode (13) aus einem im Gehäuse (8) isoliert angeordneten
an der zur Vorionisationselektrode (3) entgegengesetzten Polarität liegenden Rahmen
(2) besteht, in dem an seinen Außenseiten mit Abstand voneinander gegeneinander gerichtete
im wesentlichen flachliegende S-förmig profilierte Elektrodenbleche (1) ange ordnet
sind, auf denen und in dem Raum zwischen denen Festkörper von einer darüber angeordneten
Schüttvorrichtung (7) zu einer darunter angeordneten Reinigungs- und Regenerierungseinheit
(11) fließen.
2. Elektrofilter nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Festkörper einen zwischen 3 mm und 8 mm liegenden Durchmesser aufweisen.