(19)
(11) EP 0 342 574 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
23.11.1989  Patentblatt  1989/47

(21) Anmeldenummer: 89108725.6

(22) Anmeldetag:  16.05.1989
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4C22C 38/58
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 17.05.1988 DE 3816743
17.05.1988 DE 3816744
27.02.1989 DE 3906029

(71) Anmelder:
  • Thyssen Edelstahlwerke AG
    D-40211 Düsseldorf (DE)
  • VDM Nickel-Technologie Aktiengesellschaft
    D-58791 Werdohl (DE)

(72) Erfinder:
  • Gümpel, Paul, Dr.-Ing.
    Tackheide 72 (DE)
  • Heimann, Winfried, Dr.-Ing.
    Zur Hainbuche 17 (DE)
  • Grundmann, Rolf, Dr.-Ing.
    Forstwaldstrasse 698 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Korrosionsbeständiger austenitischer Stahl


    (57) Die Erfindung betrifft einen vollaustenitischen Stahl mit
    max. 0,04 % C
    bis 0,69 % Si
    5,4 bis 8,9 % Mn
    max 0,01 % S
    15,1 bis 30 % Cr
    10,1 bis 24,9 % Ni
    2,01 bis 7 % Mo
    0,31 bis 0,8 % N
    Rest Fe einschließlich üblicher Verunreinigungen mit einer 0,2-Dehngrenze von mindestens 350 N/mm² als Werkstoff für korro­sionschemisch und mechanisch stark beanspruchte Anlagenbauteile.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft einen vollaustenitischen Stahl als Werkstoff für korrosionschemisch und mechanisch stark beanspruchte Anlagenbauteile.

    [0002] Neben einer hohen mechanischen Belastung werden solche Bauteile sehr häufig verschiedenen Säuren oder Mischungen verschiedener Säuren ausgesetzt. Es ist daher von großer Bedeutung, daß ein für derartige Teile geeigneter Werkstoff gegen ein möglichst breites Spektrum von verschiedenartigsten Medien beständig ist. Dabei müssen mechanisch und korrosionschemisch hochbelastbare Werkstoffe auch noch einfach zu verarbeiten sein, d.h., sie müssen bei hoher Endfestigkeit gut verformbar, schweißbar und schließlich auch preiswert sein.

    [0003] Bisher kommen als Werkstoffe für mechanisch und korrosionschemisch stark beanspruchte Teile des Anlagenbaus einmal austenitische und ferritisch­austenitische Stähle und zum anderen Nickelbasislegierungen zum Einsatz. Die mechanische Festigkeit austenitischer Stähle ist bei einer Vielzahl von Anwendungen nicht ausreichend. Nachteilig bei ferritisch-austenitischen Stählen ist ihr ungünstiges Verarbeitungsverhalten, insbesondere beim Warm­verformen und beim Schweißen, und ihre teilweise unzureichende Korrosions­beständigkeit. Nickelbasislegierungen sind für viele Anwendungen zu teuer.

    [0004] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, einen für den eingangs genannten Zweck geeigneten Werkstoff zu finden, der eine hohe 0,2-Dehngrenze bei Raum­temperatur aufweist, dessen Zähigkeit über einen breiten Temperaturbereich erhalten bleibt und der eine hohe Beständigkeit bei einer kombiniert mecha­nischen und korrosionschemischen Belastung zeigt. So soll der Werkstoff beständig gegen eine Vielzahl verschiedener korrosiver Medien sein. Er soll gut schweißbar, gut warmverformbar und preiswert sein. In der Technik werden beispielsweise Stähle oder Legierungen verlangt, die nicht nur korrosions­beständig, sondern wegen der hohen mechanischen Beanspruchung auch hochfest und insbesondere auch verschleißbeständig sein müssen. Die Verschleißbestän­digkeit läßt sich einerseits durch eine höhere Festigkeit steigern, sie wird andererseits auch durch den Gefügeaufbau und durch die Legierungszusammen­setzung beeinflußt.

    [0005] Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß ein vollaustenitischer Stahl mit
    max. 0,04 % C
    0 bis 0,69 % Si
    5,4 bis 8,9 % Mn
    max. 0,01 % S
    15,1 bis 30 % Cr
    10,1 bis 24,9 % Ni
    2,01 bis 7 % Mo
    0,31 bis 0,8 % N
    Rest Fe einschließlich üblicher Verunreinigungen vorgeschlagen. Ein solcher Stahl hat sich nicht nur in korrosiver Hinsicht als hervorragend geeignet erwiesen, sondern hat mit einer 0,2- Dehngrenze von mindestens 350 N/mm² auch eine sehr gute mechanische Festigkeit.

    [0006] In einem austenitischen Werkstoff wird mit zunehmendem Mangangehalt die Stapelfehlerenergie abgesenkt, als Folge hiervon werden mehr Stapelfehler gebildet, und bei einer mechanischen Beanspruchung tritt eine starke Ver­festigung in der hochbeanspruchten Zone ein. Der Stahl schützt sich sozusagen selbst. Je stärker die Beanspruchung, umso stärker wird das Material in der beanspruchten Zone verfestigt. Tritt gleichzeitig zur mechanischen eine korrosive Beanspruchung auf, so tritt als Schadensmechanismus häufig die sogenannte Erosionskorrosion auf. Auf diesem Mechanismus beruht die Verschleiß­beständigkeit des erfindungsgemäßen Stahls.

    [0007] Um die erwünschte gute Korrosionsbeständigkeit zu gewährleisten, sollte der Stahl einen Kohlenstoffgehalt nur bis max. 0,04 %, vorzugsweise max. 0,03 % enthalten. Der Siliziumgehalt ist bei dem erfindungsgemäßen Stahl auf max. 0,69 % und bevorzugt max. 0,2 % begrenzt.

    [0008] Eine bevorzugte Zusammensetzung innerhalb des oben angegebenen Bereichs ist:
      max. 0,03 % C
      max. 0,01 % S
      bis 0,2 % Si
    5,4 bis 8,9 % Mn
    20,1 bis 26,9 % Cr
    16 bis 20 % Ni
    3,1 bis 4,9 % Mo
    0,31 bis 0,6 % N
    Rest Fe einschließlich üblicher Verunreinigungen.


    [0009] Dabei können die Gehalte an Chrom auf 23 - 25 %, Nickel auf 16 - 18,5 % und Molybdän auf 2,8 - 4,6 % eingegrenzt werden, um optimale korrosionschemische Eigenschaften zu erzielen.

    [0010] Zur Verbesserung der Beständigkeit gegenüber Schwefelsäure kann dem erfin­dungsgemäß zu verwendenden Stahl 0,1 bis 1,0 % Cu zugesetzt werden.

    [0011] Soll die 0,2-Dehngrenze des erfindungsgemäß zu verwendenden Stahls auf min­destens 450 N/mm² angehoben werden, wird der Zusatz von 0,01 bis 1,0 % Nb und/oder V vorgeschlagen.

    [0012] Die Einhaltung der zusätzlichen Bedingung bezüglich des Verhältnisses von Chrom- zu Nickeläquivalent stellt eine deutliche Verbesserung der Schweißbar­keit sicher. Diesbezüglich wird auf Fig. 1 verwiesen, welche die kritische Lochfraßtemperatur in Abhängigkeit der Wirksumme % Cr + 3 (%Mo) + 15 (N%) austenitischer nichtrostender Chrom-Nickel-Molybdän-Stähle mit und ohne Anschmelzen mittels eines WIG-Schweißbrenners in 10 %-iger FeCl₃-Lösung nach ASTM G 48 zeigt. Zum einen ist aus Fig. 1 zu erkennen, daß die kritische Lochfraßtemperatur mit steigender Wirksumme erhöht wird. Darüber hinaus zeigt der Verlauf der unteren Kurve, daß die kritische Lochfraßtemperatur bei herkömmlichen Stählen mit zunehmender Wirksumme nach dem Anschmelzen deutlich abfällt, z.B. bei 40 von rd. 70 °C auf 35 °C. Dagegen zeigen erfindungsgemäße Stähle einen wesentlich geringeren Abfall der kritischen Lochfraßtempera­tur beim Anschmelzen, z.B. von 90 °C auf rd. 80 °C. Dies ist ein Hinweis auf die besonders gute Schweißeignung der erfindungsgemäßen Stähle.

    [0013] Die Grenzwerte für Kohlenstoff, Chrom, Nickel und Molybdän wurden in erster Linie zur Sicherung der Korrosionsbeständigkeit festgelegt. Für die Festlegung der Grenzwerte von Mangan stand die Stabilisierung des austenitischen Gefüges und die Erhöhung der Löslichkeit für Stickstoff im Vordergrund. Hierfür war die Mindestmenge von 5,4 % erforderlich. Höhere Gehalte als 8,9 % erwiesen sich in verarbeitungstechnischer Hinsicht als ungünstig. Nickel erhöht in den angegebenen Grenzen von 10,1 bis 24,9 %, insbesondere 16,0 bis 18,5 % und vorzugsweise 16 bis 20 % zusätzlich die Beständigkeit gegen Spannungsrißkorro sion. Kupfer verbessert in dem angegebenen Bereich von 0,1 bis 1 % die Korro­sionsbeständigkeit in schwefelsäurehaltigen Medien. Stickstoff in der angegebe­nen Menge von 0,31 bis 0,8 % erhöht die Festigkeit, Austenitstabilität und Korrosionsbeständigkeit. Ein niedriger Gehalt an Silizium nicht über 0,69 % führt zu einer Erhöhung der Gefügestabilität und sichert gute Beständigkeit gegenüber salpetersäurehaltigen Medien.

    [0014] Durch die Einhaltung niedriger Schwefelgehalte von max. 0,01 % verbunden mit einer gezielten Einformung des restlichen Schwefels, wird die Korrosionsbestän­digkeit erhöht. Erst durch die Summe dieser legierungstechnischen Maßnahmen ist es gelungen, das Korrosionsverhalten des erfindungsgemäß zu verwendenden Stahls gegenüber einer breiten Palette von korrosiv wirkenden Medien günstig zu gestalten. Ein Zusatz von Niob und/oder Vanadium in der Menge von 0,01 bis 1,0 % erhöht die Festigkeit der Stähle. Durch Zusatz beider Elemente kann infolge Ausscheidungshärtung die 0,2-Dehngrenze mindestens um 100 N/mm² angehoben werden. Diese Festigkeitserhöhung wird allerdings durch Einbuße an Zähigkeit und eine gewisse Verschlechterung der Korrosionsbeständigkeit erkauft.

    [0015] Der erfindungsgemäße Stahl eignet sich besonders für Anlagenbauteile der Zellstoff- und Papierindustrie.

    [0016] Die korrosionschemische Beanspruchung solcher Bauteile ergibt sich aus den verfahrenstypischen Prozeßschritten beim Aufschluß des organischen Zellulose-­Materials, in der Regel harzarmes Holz, welcher hauptsächlich nach dem Sulfat- oder Sulfitprozeß durchgeführt wird.

    [0017] Da die aufgeschlossene organische Masse zur Papierherstellung noch gebleicht werden muß, existieren viele sogenannte integrierte Zellstoff- und Papierfabri­ken. Das Sulfat-Verfahren ist eine Weiterentwicklung des älteren Natronver­fahrens. Durch Zusatz von Natriumsulfid (Na₂S) erhöht man die Ausbeute des alkalischen Aufschlusses und kann gleichzeitig harzreichere Sorten verwenden. Das benötigte Natriumsulfid erzeugt man in der Anlage aus Natriumsulfat in einer Art Kreisprozeß. Die Kochtemperatur beträgt bis zu 180 °C, der Druck wird mit 1,1 MPa eingestellt. Die Lösung besteht im wesentlichen aus einer ca. 10 %igen Natronlauge mit etwa 35 g/l Natriumsulfid. Aus der verbrauchten Schwarzlauge werden mit einem Zusatz von Natriumsulfat über Eindampfer und Drehrohröfen als Zwischenprodukt Natriumcarbonat + Natriumsulfid erschmolzen. Nach Auflösung und Reaktion mit Ätzkalk (CaO) wird Soda (Natriumsulfat) wieder zum Einsatzstoff Natriumhydroxid. Daneben fällt der obengenannte Zusatzstoff Natriumsulfid an.

    [0018] Der Sulfit-Aufschluß wird mit einer sauren Calciumbisulfit-Lösung Ca(HSO₃)₂ durchgeführt. Dazu wird Schweflige Säure mit Kalkmilch unter Zusatz von Schwefeldioxid und Bisulfitlauge umgesetzt. Bei Temperaturen um 150 °C und Drücken bis zu 0,6 MPa wird die Zellstruktur des Holzes aufgelöst. Durch die freie Schweflige Säure liegt der pH-Wert der Reaktion sehr niedrig. Das Entfernen der natürlichen und aus Recyclingmaterial eingeschleppten synthetischen Farbstoffe erfolgt in den Bleichkolonnen. Auf die Chlorbehandlung erfolgt die Extraktion von Alkalirückständen. Danach schließt sich der Hypochlorid-Prozeß an, gefolgt von der Chloridoxidbehandlung zur Entfernung der letzten Farbreste.

    [0019] Zusammengefaßt lassen sich die korrosiven Bedingungen in einer intergrierten Zellstoff- und Papieranlage wie folgt beschreiben:

    [0020] Von verunreinigten Kühlwässern bis zu geschmolzenen Salzen, von oxidierenden Bleichlösungen bis zu reduzierenden Aufschlußmitteln und von starker Schwefel­säure bis zu heißen konzentrierten Alkalilaugen. Unter dem Einfluß von Umwelt­regulativen wird den Papiermühlen zudem noch eine abwasserarme Fahrweise, also Kreislauffahrweise, aufgezwungen, die die Korrosivität des Prozesses durch Anreicherung von Chloriden und Oxidantien weiter erhöht.

    [0021] Als Beispiel kann die Zusammensetzung einer Chlorungs-Lösung dienen. 1700 ppm bis max. 4000 ppm Chlorid, 90 bis max. 500 ppm Chlor, pH von 1,5 bis 3, Temperatur ca. 40 °C. Die durchschnittlichen Gehalte einer Chlordioxid-Lösung werden angegeben mit 500 ppm (= 200 ppm Chlor), einem pH von 3,8 und einer Temperatur von 65 °C.

    [0022] Das Kernproblem in den Bleichprozessen ist das Zusammenwirken von oxidierend wirkenden Substanzen mit Chloriden bei niedrigen pH-Werten und angehobenen Temperaturen. Generell müssen die für die Anlagenkomponenten eingesetzten Werkstoffe gegen Lochfraß-, Spalt- und Spannungsrißkorrosion beständig sein. Dies gilt insbesondere auch für die Werkstoffe im geschweißten Zustand. Beispiele für Anlagenteile sind:
    Teile, die bei erhöhten Temperaturen mit Chlor, Chlordioxid, Chloriden und Hypochloriden beaufschlagt werden, Laugenverdampfer bzw. -erhitzer. Sulfit-Aufschlußbehälter, Behälter-Auskleidung und-Einbauten, wie Hauben, Böden, Träger, Sprühdüsen, Rohre, Aufgaberutschen, Ventilatoren, Abgas­wäscherteile, Komponenten für die Tallölherstellung, Zyklone für Sulfit­laugeneindampfer, Rückgewinnungsanlagenteile, Wäscher für Bleichkolonnen.

    [0023] Der erfindungsgemäße Stahl ist aber auch besonders geeignet für Bauteile von Anlagen oder Vorrichtungen zur Förderung, Lagerung und zum Transport von Öl oder Gas, z.B. für Rohrleitungen, Pumpengestänge, Förder- oder Lagereinrichtungen sowie Transportbehälter, wie Tank- oder Kesselwagen. Bisher kamen als Werk­stoffe für solche mechanisch und korrosionschemisch stark beanspruchte Bauteile einmal ferritisch-austenitische Stähle zum Einsatz. (Erdöl, Erdgas, Kohle - Fördertechnik 102, Juni 1986, Heft 6, S. 289/94). Nachteilig bei ferritisch­austenitischen Stählen ist ihr ungünstiges Verarbeitungsverhalten, insbesondere beim Warmverformen und beim Schweißen, und ihre teilweise unzureichende Korro­sionsbeständigkeit.

    [0024] Ferner kommt ein Einsatz erfindungsgemäßer vollaustenitischer Stähle für korrosionschemisch und mechanisch stark beanspruchte Anlagenbauteile von Rauchgasreinigungsanlagen, Abwasser-Aufbereitungsanlagen und von Einrichtungen zum Fördern, Transportieren und Lagern kontaminierter Schlämme in Betracht. Unter "Abwasser-Aufbereitungsanlagen" werden auch solche verstanden, in denen Schlämme aufbereitet werden. Anhand von Vergleichsversuchen wurde die Eignung der erfindungsgemäßen Stähle gegenüber bekannten nachgewiesen. Die Ergebnisse dieser Versuche werden im folgenden mitgeteilt.

    [0025] Tafel 1 enthält die Zusammensetzung von Vergleichslegierungen Nr. 1 bis 8 und von zehn erfindungsgemäßen Stählen Nr. 9 bis 18. Die Proben wurden verschiedenen Korrosionstests unterworfen. Die Ergebnisse sind in den Figuren 2 bis 6 dargestellt.

    [0026] Fig. 2 zeigt die Grenztemperatur für die Beständigkeit gegenüber Lochfraß in einer 10 %igen FeCl₃.6H₂O-Lösung nach einer Prüfdauer von 244 Stunden. Deutlich zu erkennen ist aus Fig. 2 die hohe Beständigkeit des erfindungsgemäßen Stahls Nr. 18, bei der die Grenztemperatur gegenüber dem Prüfmedium bei rd. 90 °C lag.

    [0027] Eine ähnlich gute Beständigkeit wurde lediglich von den Vergleichsstählen 6 und 7 mit rd. 6 % Molybdän und von der Nickellegierung Nr. 8 erreicht.

    [0028] Fig. 3 bis 5 zeigen eine Darstellung einer Versuchsanordnung zur Simulation der Korrosionsbedingungen in Bleichanlagen in Draufsicht (Fig. 3), im Längs­schnitt (Fig. 4) und perspektivisch (Fig. 5). Mittels dieser Prüfeinrichtung gewonnene Versuchsergebnisse sind in Fig. 6 dargestellt. Dabei zeigt sich überraschenderweise, daß der erfindungsgemäße Stahl Nr. 18 ein deutlich besseres Korrosionsverhalten zeigt als die Legierungen 6 und 7, und daß er auch die Nickellegierung Nr. 8 noch übertrifft. Dieses Werkstoffverhalten in einer anwendungsbezogenen Prüflösung ist überraschend, da bei einer allgemein üblichen Prüfung auf Chloridbeständigkeit dieser Unterschied nicht hervorge­treten ist.

    [0029] Tafel 2 enthält die Zusammensetzung von 11 Vergleichslegierungen Nr. 1 bis 11, und von neun erfindungsgemäßen Stählen Nr. 12 bis 20. Die Proben Nr. 1 bis 20 wurden verschiedenen Korrosionstests unterworfen. Die Ergebnisse sind in den Figuren 7 bis 11 grafisch dargestellt.

    [0030] Fig. 7 zeigt die Grenztemperaturen für die Lochfraßbeständigkeit verschiedener Stähle in drei chloridhaltigen Medien, nämlich einer 3 % NaCl-Lösung bei 950 mVH, in 10 % FeCl₃.6H₂O und schließlich in synthetischem Rauchgaskondensat (7 Vol-% H₂SO₄, 3 Vol-% HCl) nach einer Prüfdauer von 24 h. Deutlich zu erkennen ist aus Fig. 7 die Überlegenheit der erfindungsgemäßen Stähle Nr. 12, 14, 15, 17 und 18, bei denen die Grenztemperatur gegenüber allen drei chlorid­haltigen Medien über 60 °C lag. Lediglich der Vergleichsstahl Nr. 7 konnte hier in etwa mithalten. Bei allen übrigen Vergleichslegierungen liegt die Grenztemperatur bei 55 °C und darunter.

    [0031] Fig 8 zeigt die Grenztemperaturen für die Spaltkorrosionsbeständigkeit verschiedener Stähle bei der Prüfung in 10 % FeCl₃ .6H₂O (Spaltbedingungen entsprechend der MTI-Vorschrift). Die Prüfdauer betrug wiederum 24 h. Aus Fig. 8 geht deutlich die Überlegenheit der erfindungsgemäßen Stähle Nr. 13, 17 und 18 hervor. Gleich gut verhielten sich der Vergleichsstahl 7 und die Vergleichs-Nickellegierung 11.

    [0032] Fig. 9 dokumentiert für die Legierung Nr. 15 das Korosionsverhalten im Huey-Test (65 % Salpetersäure). Auch nach 15 Kochungen war noch kein Anstieg des Massenverlustes der Probe festzustellen.

    [0033] Fig. 10 enthält die Ergebnisse der Prüfung von Proben in Schwefelsäure. Nach einer Prüfdauer von 24 h wurde die Massenverlustrate in g/h . m² ermittelt. Die erfindungsgemäßen Stähle verhielten sich dabei am besten.

    [0034] In Fig. 11 ist der Einfluß der Belastung auf die Standzeit verschiedener Stähle in einer NACE-Prüflösung (5 % NaCl + 0,5 % Essigsäure, gesättigt an H₂S) bei konstanter Belastung für die zum Stand der Technik gehörenden Le­gierungen Nr. 3, 5 und 10 sowie für den erfindungsgemäßen Stahl Nr. 12 darge­stellt. Die Prüfung erfolgte bei Raumtemperatur. Ermittelt wurde die Standzeit in h bei einer vorgegebenen Belastung. Ein an einem Meßpunkt angebrachter Pfeil bedeutet, daß die Messung ohne Bruch abgebrochen wurde. Die Überlegenheit des erfindungsgemäßen Stahls Nr. 12 gegenüber den anderen bekannten ist aus Fig. 11 deutlich erkennbar. Bei einer Belastung über 500 N/mm² wurde nach einer Standzeit von 750 h kein Bruch beobachtet und der Versuch abgebrochen. Eine gleiche Standzeit hielt eine Probe der Legierung Nr. 5 nur unter einer wesentlich niedrigeren Belastung von 350 N/mm² aus. Bei höherer Belastung von 500 N/mm² betrug die Standzeit einer Probe aus der Vergleichslegierung Nr. 5 nur 200 h.
    Tafel 1:
    Legierungsgehalt in Massen-%
    Leg.-Nr. C Si Mn P S Cr Mo Ni Cu N Nb
    1 .023 .49 1.62 .019 .003 21.91 3.05 5.38 .08 .12  
    2 .016 .18 1.40 .021 .003 17.83 4.07 13.50 .17 .16  
    3 .019 .12 1.56 .020 .003 20.22 4.57 24.25 1.33 .08  
    4 .010 .22 1.53 .018 .003 27.21 3.34 31.40 1.21 .12  
    5 .005 .36 .29 .0018 .006 28.73 2.40 3.87     .43
    6 .010 .33 .82 .019 .003 20.80 6.15 25.10 .90 .19  
    7 .021 .35 .54 .016 .003 19.90 6.28 17.97 .76 .21  
    8 .009 .04 .24 .009 .005 22.25 8.25 63.10     3.55
    9 .027 .63 5.49 .013 .007 24.46 3.21 16.83   .46 .16
    10 .020 .62 5.79 .010 .006 23.14 3.27 16.53   .39 .22
    11 .040 .61 7.36 .005 .003 26.23 2.87 17.17   .55 .20
    12 .025 .07 5.87 .007 .003 24.05 4.51 17.56   .44  
    13 .015 .06 6.38 .008 .004 23.96 4.54 17.85   .39  
    14 .027 .03 5.83 .006 .003 24.69 4.56 18.03   .41  
    15 .029 .07 8.23 .005 .003 24.42 4.42 17.32   .54 .28
    16 .018 .11 6.90 .006 .006 24.82 4.47 17.40 .63 .45 .01
    17 .025 .14 6.90 .007 .005 23.70 4.47 17.61 .63 .46 .01
    18 .015 .03 6.05 .015 .003 24.70 4.45 17.9 .11 .45 .01
    Leg. Nr. 1 - 8: Vergleichslegierungen
    Leg. Nr. 9 - 18: Erfindungsgemäße Stähle
    ~
    Tafel 2
    Legierungsgehalt in Massen-%
    Leg.-Nr. C Si Mn P S Cr Mo Ni Cu N Nb V
    2.1 0,014 0,44 4,59 0,017 0,003 20,53 3,22 15,28   0,27 0,19  
    2.2 0,018 0,47 4,58 0,018 0,007 19,51 3,18 15,83   0,25 0,18  
    2.3 0,016 0,46 1,37 0,032 <0,003 17,46 2,71 13,46        
    2.4 0,012 0,16 1,41 0,025 <0,003 17,50 4,56 13,55   0,160    
    2.5 0,026 0,55 1,56 0,030 <0,003 22,08 3,12 5,39   0,120    
    2.6 0,014 0,49 1,25 0,023 <0,003 25,37 2,29 24,27   0,138    
    2.7 0,021 0,35 0,54 0,016 <0,003 19,90 6,28 17,97 0,76 0,21    
    2.8 0,019 0,12 1,56 0,020 <0,003 20,22 4,57 24,25 1,33 0,077    
    2.9 0,010 0,22 1,53 0,018 <0,003 27,21 3,34 31,40 1,21 0,121    
    2.10 0,009 0,38 0,22 0,023 0,007 28,29 2,36 3,87   0,015 0,41  
    2.11 0,009 0,04 0,24 0,009 0,005 22,25 8,52 63,10     3,55  
    2.12 0,027 0,63 5,49 0,013 0,007 24,46 3,21 16,83   0,46 0,16  
    2.13 0,020 0,62 5,79 0,010 0,006 23,14 3,27 16,53   0,39 0,22  
    2.14 0,040 0,61 7,36 0,005 0,003 26,23 2,87 17,17   0,55 0,20  
    2.15 0,025 0,07 5,87 0,007 0,003 24,05 4,51 17,56   0,44    
    2.16 0,015 0,06 6,38 0,008 0,004 23,96 4,54 17,85   0,31    
    2.17 0,027 0,03 5,83 0,006 0,003 24,69 4,56 18,03   0,41    
    2.18 0,029 0,07 8,23 <0,005 0,003 24,42 4,42 17,32   0,54 0,28  
    2.19 0,018 0,11 6,90 0,006 0,006 24,82 4,47 17,40 0,63 0,45 0,01 0,0
    2.20 0,025 0,14 6,90 0,007 0,005 23,70 4,47 17,61 0,63 0,46 0,01 0,0



    Ansprüche

    1. Korrosionsbeständiger austenitischer Stahl mit einer 0,2-Dehngrenze von mindestens 350 N/mm², der folgende Elemente (in Masse-%) enthält:
      max. 0,04 % C
      bis 0,69 % Si
    5,4 bis 8,9 % Mn
      max. 0,01 % S
    15,1 bis 30 % Cr
    10,1 bis 24,9 % Ni
    2,01 bis 7 % Mo
    0,31 bis 0,8 % N
    Rest Fe einschließlich üblicher Verunreinigungen.

     
    2. Stahl nach Anspruch 1, jedoch mit max. 0,03 % C.
     
    3. Stahl nach Anspruch 1, jedoch mit max. 0,2 % Si.
     
    4. Stahl mit
      max. 0,03 % C
      max. 0,01 % S
      bis 0,2 % Si
    5,4 bis 8,9 % Mn
    20,1 bis 26,9 % Cr
    16 bis 20 % Ni
    3,1 bis 4,9 % Mo
    0,31 bis 0,6 % N
    Rest Fe einschließlich üblicher Verunreinigungen.

     
    5. Stahl nach einem der Ansprüche 1 bis 3, jedoch mit 23 bis 25 % Cr, 16 bis 18,5 % Ni und 2,8 bis 4,6 % Mo.
     
    6. Stahl nach einem der Ansprüche 1 bis 5, der zur Erhöhung der Beständig­keit gegen Schwefelsäure zusätzlich noch 0,1 bis 1 % Cu enthält.
     
    7. Stahl nach einem der Ansprüche 1 bis 6, der zur Erhöhung der 0,2-Dehngrenze auf Werte von über 450 N/mm² zusätzlich noch 0,01 bis 1,0 % Nb und/oder V enthält.
     
    8. Stahl nach einem der Ansprüche 1 bis 7, der zur Verbesserung der Schweiß­barkeit die Bedingung

    mit CrÄqui = % Cr + 1,37 (%Mo) + 1,5 (%Si) + 2 (%Nb) + 3 (%Ti)
    und NiÄqui = % Ni + 0,31 (%Mn) + 22 (%C) + 14,2 (%N) + Cu erfüllt.
     
    9. Stahl nach einem der Ansprüche 1 bis 8 für korrosionschemisch und mecha­nisch stark beanspruchte Anlagenbauteile der Zellstoff- und Papierindustrie.
     
    10. Stahl nach einem der Ansprüche 1 bis 8 für korrosionschemisch und mecha­nisch stark beanspruchte Bauteile für Anlagen oder Vorrichtungen zur Förderung, Lagerung und zum Transport von Öl oder Gas.
     
    11. Stahl nach einem der Ansprüche 1 bis 8 für korrosionschemisch und mecha­nisch stark beanspruchte Bauteile von Rauchgasreinigungsanlagen und Abwasser-Aufbereitungsanlagen.
     
    12. Stahl nach einem der Ansprüche 1 bis 8 für korrosionschemisch und mecha­nisch stark beanspruchte Bauteile von Förder-, Transport- und Lagerein­richtungen für kontaminierte Schlämme.
     




    Zeichnung





































    Recherchenbericht