[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Gefriertrocknen unter sterilen Bedingungen
sowie ein Behältnis zum Durchführen des Verfahrens. Die Erfindung betrifft insbesondere
das Trocknen von biologischem und/oder pharmazeutischem Material.
[0002] Bei biologischem und pharmazeutischem Material ist es häufig notwendig, die Substanzen
bis zu ihrer Verwendung völlig trocken zu lagern. Meist sind diese empfindlichen
Substanzen nur durch Gefriertrocknung zugänglich. Zudem besteht in der Regel die Notwendigkeit,
diese Substanzen völlig frei von mikrobiologischen Keimen zu halten, und zwar sowohl
wegen der durch Mikroben verursachten Zersetzung von biologischen Substanzen als
auch, um mögliche Infektionen bei ihrer Verwendung zu verhindern.
[0003] Das Gefriertrocknen von biologischen und pharmazeutischen Substanzen ist allgemein
bekannt (siehe auch Ullmanns Enzyklopädie der Technischen Chemie, 3. Aufl., Bd. I,
S. 556 ff.). Dabei werden, um eine Kontamination des getrockneten Gutes mit Keimen
und anderen Verunreinigungen zu vermeiden, aufwendige apparative und verfahrenstechnische
Maßnahmen getroffen.
[0004] Beim Trocknen von pharmazeutischen Präparaten in Ampullen oder Fläschchen wird beispielsweise
so vorgegangen, daß Fläschchen, die das gefrorene Gut enthalten, mit einem Bakterienfilter
versehen werden und das Gut in den Fläschchen in einem ersten Trocknungsschritt so
weit getrocknet wird, bis die Sublimation des gefrorenen Lösungsmittels abgeschlossen
ist.
[0005] Anschließend wird in einem zweiten Trocknungsabschnitt, der sogenannten Nach- oder
Resttrocknung, dem Gut die noch verbliebene Restfeuchtigkeit entzogen. Da dieser zweite
Trocknungsschritt meist in einer besonderen Apparatur durchgeführt wird, müssen die
Ampullen oder Phiolen in einem weiteren kontaminationsempfindlichen Arbeitsgang der
ersten Trocknungsapparatur entnommen und in die zweite Trocknungsapparatur eingebracht
werden. Dazu werden die Bakterienfilter entfernt und durch eine mit einem Gummidiaphragma
und einer Hohlnadel versehenen Aluminiumkappe ersetzt. Nach einer je nach Art des
zu trocknenden Gutes mehrtägigen Resttrocknung wird der Trockenraum mit einem Inertgas
und mit leichtem Überdruck gefüllt und die Diaphragmaöffnung durch eine Vergußmasse
möglichst dampfdicht verschlossen.
[0006] Da die Sublimationsgeschwindigkeit bei dieser Art der Gefriertrocknung nur etwa halb
so groß ist wie diejenige von offen ausgebreitetem Material, wird die Gefriertrocknung
von biologischem und pharmazeutischem Material auch auf Platten unter sterilen Bedingungen
durchgeführt. Dabei wird eine Lösung des zu trocknenden Gutes zuerst sterilisiert,
beispielsweise durch Filtration über einen Sterilfilter, anschließend unter sterilen
Bedingungen auf Platten gegossen und mittels bekannten Methoden gefriergetrocknet.
Dieses Verfahren setzt jedoch voraus, daß die gesamte Gefriertrocknungsanlage sterilisierbar
ist. Zudem ist es erforderlich, auch die Umgebung der Trocknungsanlage keimfrei zu
halten.
[0007] Nach erfolgter Trocknung ist es notwendig, das Gut in der Trocknungsanlage selbst
oder in ihrer Umgebung mit mechanischen Verfahren von den Platten unter sterilen Bedingungen
zu entfernen und in ebenfalls sterile Aufbewahrungsbehältnisse zu füllen. Dieses
Verfahren erfordert aufwendige Anlagen und sterile Räume sowie ein besonders sorgfältiges
Arbeiten mit dem zu trocknenden bzw. dem bereits getrockneten Gut bis zu seiner gebrauchsfertigen
Konfektionierung.
[0008] Die Erfindung hat nun zum Ziel, die oben aufgezeigten Nachteile zu überwinden und
ein einfaches Verfahren bereitzustellen, mit dessen Hilfe ohne die oben angeführten
aufwendigen Sterilitätsanforderungen an die Trocknungsanlage sowie an den diese umgebenden
Raum ein steriles, gefriergetrocknetes Material gewonnen werden kann.
[0009] Dieses Ziel wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß das zu trocknende Material
unter sterilen Bedingungen in ein keimdicht verschließbares Behältnis eingebracht
wird, dessen begrenzende Wandflächen zumindest teilweise aus einer keimdichten, porigen,
Wasser in Dampfform durchlässigen hydrophoben Membran bestehen, daß das Behältnis
keimdicht und druckfest verschlossen, insbesondere verklebt oder verschweißt, und
das Material direkt in dem verschlossenen Behältnis unter üblichen Bedingungen gefriergetrocknet
wird.
[0010] Die Erfindung beruht auf der überraschenden Erkenntnis, daß entgegen den Erwartungen
der durch die Sublimation von Lösungsmittelmolekülen, insbesondere von Wassermolekülen,
entstehende Dampfstrom, der vom zu trocknenden Gut hin zum Kondensator fließt, durch
die im erfindungsgemäßen Verfahren verwendete Membran nur in geringem Umfang behindert
wird. Somit läuft überraschenderweise das Gefriertrocknen von Material, das von der
Membran umschlossen ist, nahezu gleich schnell ab wie das Gefriertrocknen desselben
offenen, nichtverpackten Materials. Bei den erfindungsgemäß verwendeten Membranen
handelt es sich um hydrophobe Membranen, die Poren enthalten, die einerseits für Wasserdampf
durchlässig, andererseits jedoch so klein sind, daß sie von Mikroorganismen nicht
mehr passiert werden können. Solche Poren haben vorzugsweise eine Größe von ≦ 0,5
µm, insbesondere von ≦ 0,2 µm. Vorzugsweise werden erfindungsgemäß Membranen verwendet,
die auch noch im nassen Zustand unter den jeweiligen Verfahrensbedingungen reißfest
sind. Allerdings ist das erfindungsgemäße Verfahren auch mit weniger stabilen Membranen
durchführbar, sofern diese mit einem Trägermaterial verstärkt sind oder nicht übermäßig
mechanisch beansprucht werden.
[0011] Der im erfindungsgemäßen Verfahren jeweils gewählte Anteil der Membran an der Wandfläche
des verwendeten Behältnisses hängt von den jeweils gewählten Bedingungen und der
Trockungsdauer ab und kann vom Fachmann mittels einfachem Ausprobieren leicht herausgefunden
werden. In einer erfindungsgemäß bevorzugten Ausführungsform besteht die gesamte Wandfläche
aus der Membranfolie, in einer weiteren bevorzugten Ausführungsform etwa zur Hälfte.
Überraschenderweise ist das erfindungsgemäße Verfahren auch noch dann vorteilhaft
durchführbar, wenn die Wandfläche auch nur zu 10 % aus der Membranfolie besteht.
[0012] Im besonderen eignen sich halbdurchlässige Papiere aus Cellulose und üblichen Cellulosederivaten,
wie Celluloseacetat. Vorzugsweise finden erfindungsgemäß auch Membranen aus Folien
von Polymerverbindungen, wie Polytetrafluorehtylen oder Polypropylen, Verwendung.
Ganz besonders eignen sich als wasserdampfdurchlässige Membranen auch Folien aus
Sterilisationspapier nach DIN 58 953, die somit als Teil der Beschreibung gilt. In
weiteren bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung werden Goretex- und ähnliche
Membranen oder auch handels übliche Folienschläuche eingesetzt, wie sie von der Firma
Vihuri OY, Wipack, Finnland, unter der Bezeichnung "Mediplast" vertrieben werden.
Im Prinzip ist jede Folienmembran unabhängig von ihren Bestandteilen verwendbar,
sofern sie die in der DIN-Norm 58 953 angegebenen Anforderungen bezüglich Keimdichte,
Luftdurchlässigkeit und insbesondere Festigkeit erfüllt.
[0013] In einer bevorzugten Ausführungsform wird das erfindungsgemäße Verfahren mit einem
Beutel oder Schlauch durchgeführt, der vorzugsweise aus zwei an ihren Rändern miteinander
dicht und druckfest verbundenen Wänden besteht, wovon die eine Wand aus flüssigkeitsdichtem
Material besteht und die andere Wand von der Membran gebildet wird.
[0014] Die Membran ist mit dem Gefäß vorzugsweise verschweißt oder verklebt. Als Gefäße
eignen sich erfindungsgemäß besonders Wannen.
[0015] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform besteht die Wanne aus flüssigkeitsdichtem
Kunststoff und hat vorzugsweise eine Wandstärke von 0,5 bis 1 mm.
[0016] Die günstigsten Trockungsbedingungen, wie Druck, Temperatur und Menge, sind abhängig
von dem jeweils zu trocknenden Material, der Dicke der Membran sowie der Größe und
Anzahl ihrer Poren und müssen durch übliches und einfaches Ausprobieren für das jeweilige
Material und die Verpackung bestimmt werden.
[0017] Im folgenden wird die Erfindung anhand einiger Ausführungsbeispiele näher erläutert.
Beispiel 1
[0018] Die Prüfung der Keimdichte einer Membran wurde gemäß DIN 58 953 so durchgeführt,
daß Mikroorganismen in Wassertropfen auf die Probestücke gebracht wurden und nach
dem Antrocknen der Wassertropfen untersucht wurde, ob Mikroorganismen auf die Unterseite
der Probestücke durchgetreten sind.
[0019] Die zu prüfende Membranfolie wurde in Quadrate von etwa 50 mm Kantenlänge geschnitten.
Die Probestücke wurden sterilisiert und getrocknet. Jedes Probestück der sterilisierten
Membran wurde mit der Seite, die bei der Anwendung kontaminiert werden kann, nach
oben auf eine sterilisierte Unterlage gelegt und mit 5 Tropfen zu je 0,1 ml (entsprechend
10⁶ bis 10⁷ Keimen) beimpft. Die Probestücke wurden bei Raumtemperatur von 20 bis
25 °C unter einer relativen Luftfeuchte von 40 bis 60 % gelagert. Die Tropfen müssen
innerhalb von 6 h vollständig getrocknet sein. Jedes Probestück wurde mit der beimpften
Fläche nach oben auf die Oberfläche einer Blutagarplatte (1,5 % Agar) gelegt, so
daß die ganze Folienfläche mit dem Agar in Kontakt kam. Nach 5 bis 6 sec wurde das
Papier entfernt. Die Platten wurden 16 bis 25 h bei 37 °C bebrütet. Weisen die mit
solchen Folienproben behandelten Agarplatten kein Wachstum auf, gilt die Folie als
ausreichend keimdicht. Weitere Angaben über die Prüfung der Keimdichtigkeit von Membranen,
insbesondere die Herstellung von Testkeimsuspensionen, können dem Teil 6 der DIN-Norm
58 953 entnommen werden.
Beispiel 2
[0020] Es wurde eine Nährlösung hergestellt, die aus 10 g Pepton, 5 g Glucose, 5 g NaCl,
0,084 g KH₂PO₄, 0,187 g Na₂-HPO₄x2H₂O und pyrogenfreiem Wasser ad 1,0 l bestand und
die auf pH 7,0 eingestellt wurde. Anschließend wurde sie in einer verschlossenen
Durchstichflasche endsterilisiert.
[0021] Zur Aufnahme der sterilen, zu lyophilisierenden Nährlösung wurde ein Klarsichtsterilbeutel,
bestehend aus einer Klarsichtfolie und einem geeigneten Papier, angefertigt. Hierzu
wurde von der handelsüblichen Klarsichtsterilisierungsbeutelfolie der Firma Wipak
Medical, Typ Steri-King R 47, die sich schlauchförmig, d.h. beiderseits verschweißt,
sonst offen, auf einer Rolle (Breite der Rolle 400 mm) befindet, ein Stück von einer
Länge von 800 mm abgeschnitten. Dieser Schlauch wurde an den beiden offenen Seiten
zu einem Beutel mit einem handelsüblichen Foliengerät verschweißt. Anschließend wurde
dieser Beutel in einem Autoklaven mit Filterprogramm bei 123 °C und 2 bar Dampfdruck
sterilisiert, der sterile Beutel mit der Klarsichtfolie nach unten zur besseren Handhabung
in eine unsterile Blechwanne (VA-Blech, Abmessungen: Länge 800 mm, Breite 400 mm,
Höhe 30 mm) gelegt und in einer Laminar-Flowbox unter sterilen Bedingungen mit einer
desinfizierten Schere durch Abschneiden einer Ecke geöffnet. Durch diese Öffnung
von etwa 30 mm zwischen Folie und Papier wurden 1,5 l der sterilen Nährlösung über
einen in die Öffnung geschobenen sterilen Schlauch eingefüllt. Der so gefüllte Beutel
wurde noch in der Laminar-Flowbox unter sterilen Bedingungen mittels eines handelsüblichen
Folienschweißgeräts durch Verschweißen über Eck verschlossen.
[0022] Die gesamte Anordnung (Blechwanne, Beutel und sterile Näherlösung) wurde auf eine
auf -45 °C vorgekühlte Platte einer handelsüblichen, nicht sterilisierbaren Gefriertrocknungsanlage
der Firma Edwards + Kniese mit einer Gesamtstellfläche von 1,5 m² verbracht und die
Lösung eingefroren. Nach vollständigem Einfrieren der Lösung unter nichtsterilen Bedingungen
wurde bei einem Druck von 10⁻¹ torr und einer Plattentemperatur von 22 °C gefriergetrocknet
und das Produkt bei 10⁻³ torr, ebenfalls unter nichtsterilen Bedingungen, nachgetrocknet.
Die Gesamttrocknungsdauer betrug ca. 72 h.
[0023] Das so erhaltene, als hellbraunes Pulver im Klarsichtsterilisierbeutel vorliegende
gefriergetrocknete Gut wurde einschließlich Beutel in eine Laminar-Flowbox verbracht
und in 1,5 l sterilem Wasser gelöst. Hierzu wurde auf der Papierseite die vorgesehene
Einstichstelle mit Alkohol desinfiziert, mittels einer sterilen Kanüle und geeigneten
sterilen Spritze insgesamt 1,5 l steriles Wasser in den Beutel gegeben, das getrocknete
Gut gelöst und die Lösung in eine sterile Flasche überführt. Diese Lösung wurde 4
Tage bei 37 °C bebrütet und anschließend die Keimzahl der bebrüteten Lösung nach
der Membranfiltermethode bestimmt.
[0024] Es zeigte sich, daß durch die Gefriertrockung keine Keime eingeschleppt werden.
1. Verfahren zum Gefriertrocknen von insbesondere biologischem oder pharmazeutischem
Material unter sterilen Bedingungen, dadurch gekennzeichnet, daß das zu trocknende Material in ein Behältnis, dessen Seiten zumindest teilweise
aus einer hydrophoben, porigen, keimdichten, wasserdampfdurchlässigen Membran besteht,
eingebracht, das Behältnis druckfest verschlossen und das Material anschließend in
dem verschlossenen Behältnis unter üblichen Bedingungen gefriergetrocknet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Membran verwendet wird, deren Poren eine Größe von ≦ 0,5 µm aufweisen.
3. Verfahren nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine Membran verwendet wird, deren Poren eine Größe von ≦ 0,2 µm aufweisen.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß als Membran eine Folie mit den Eigenschaften gemäß DIN 58 953 verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß eine Membran aus halbdurchlässigem Papier, vorzugsweise aus Cellulose und Cellulosederivaten,
verwendet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß eine Membran aus Celluloseacetat verwendet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Membran eine Folie aus einer Polymerverbindung, vorzugsweise aus Polytetrafluorethylen
oder Polypropylen verwendet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß als Behältnis ein Schlauch oder Beutel verwendet wird, der vorzugsweise eine
wasserundurchlässige Wand aufweist, die mit einer weiteren von der Membran gebildeten
Wand druckfest verbunden ist.
9. Verfahren nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß als Behältnis eine Flasche, Ampulle oder Phiole verwendet wird, die mit der Membran
verschlossen ist.
10. Verfahren nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß als Behältnis eine Wanne verwendet wird, die mit der Membran als Abdeckung druckfest
verbunden ist.