[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines fotografischen Trägermaterials,
welches nach dem Beschichten mit lichtempfindlichen fotografischen Emulsionen Bilder
mit verbesserter Gleichmäßigkeit der optischen Dichte in densitätsidentischen Bildbereichen
liefert, d. h. einen geringeren fotografischen "mottle" aufweist.
[0002] Fotografische Trägermaterialien sind Kunststoffolien (z. B. Polyesterfolien), gestrichene
Papiere (z. B. Barytpapiere) oder kunststoffbeschichtete Papiere.
[0003] Kunststoffbeschichtete Papiere können ein- oder beidseitig mit Kunststoff beschichtet
sein, wobei der Kunststoff bei den marktüblichen Produktionen hauptsächlich Polyolefin
in Form von Polyethylen ist. Während die Kunststoffschicht, die später die lichtempfindliche
Emulsion tragen wird, mit Weißpigmenten wie Titandioxid opak ausgestaltet wird, ist
die Kunststoffschicht auf der entgegengesetzten Seite des Papierkerns in der Regel
transparent. Eine oder beide Seiten können weitere Funktionsschichten tragen.
[0004] Für alle Trägermaterialien ist besonders wichtig, daß die einzelnen Schichten und
Hilfsschichten eine sehr gleichmäßige Dicke besitzen und die Oberfläche eine hohe
Ebenheit aufweist. Ungleichmäßigkeiten und Unebenheiten machen sich im fotografischen
Bild als Schwankungen der optischen Dichte (Densität) bemerkbar, die als Wolkigkeit
bzw. "mottle" bekannt sind. DE 3 426 782 beschreibt in Spalte 1 ab Zeile 53 den Begriff
"mottle".
[0005] Lichtempfindliche Emulsionen, die vorzugsweise als wässrige Lösungen auf die verschiedenen
Trägermaterialien aufgetragen werden, führen auf Kunststoffolien oder kunststoffbeschichteten
Papieren mit hydrophober Oberfläche stets zu Benetzungs- und Haftungsproblemen. Diesen
Schwierigkeiten wird begegnet durch eine oxidierend wirkende Vorbehandlung der Kunststoffoberflächen
beispielsweise mittels Coronaentladung, wie sie in US 4 649 097 beschrieben wurde.
Die Wirkung kann gemäß US 4 481 289 durch Gegenwart von Ozon verstärkt werden. Auch
Bestrahlungen mit UV-Licht, chemische Oxydationsbehandlungen oder Flammenbehandlungen,
wie in DOS 2 040 389 beschrieben, wirken in gleicher Weise haftvermittelnd.
[0006] Es ist bekannt (DOS 1 572 270), daß die Wirkung der Coronabehandlung mit zunehmender
Lagerzeit zwischen Behandlung und späterer Beschichtung deutlich nachläßt. Deshalb
werden Trägermaterialien mit hydrophober Oberfläche auch mit einer zusätzlichen Schicht
versehen, auf die dann zu einem späteren Zeitpunkt die lichtempfindliche Emulsion
problemlos aufgetragen werden kann. Diese Haftschicht wird üblicherweise auf den
Träger mit hydrophober Oberfläche aufgebracht, nachdem dieser nach einem der beschriebenen
Verfahren einer vorhergehenden oxidierend wirkenden Behandlung, z. B. Coronaentladung,
unterworfen wurde.
[0007] Zum Aufbringen von lichtempfindlichen Emulsionsschichten stehen demnach als Unterlage
entweder Träger mit hydrophober Oberfläche zur Verfügung, welche zwecks Hydrophilierung
oxidierend vorbehandelt werden, oder es stehen Träger mit einer zusätzlichen hydrophilen
Haftschicht zur Verfügung.
[0008] Um eine gleichmäßige optische Dichte in aufgebrachten und entwickelten fotografischen
Schichten zu erzielen, wird die Oberfläche des Trägermaterials möglichst eben gestaltet.
Eine spezielle Methode hierfür ist in DE 3 022 709 beschrieben. In dieser Patentschrift
wird die Oberfläche des Trägermaterials mit Lack beschichtet, der in Kontakt mit einer
hochebenen Formfläche mittels Elektronenstrahlen ausgehärtet wird. Der flüssige Lack
füllt schon beim Auftragen Unebenheiten einer Papieroberfläche aus und läßt sich im
Kontakt mit einer Formfläche leicht ebnen, so daß Oberflächen hoher Ebenheit erzielt
werden.
[0009] Bei der meist angewendeten Schmelzextrusionsbeschichtung von Polyethylen dagegen
verläßt ein Film gleichmäßiger Dicke die Breitschlitzdüse des Extruders. Dieser Film
wird auf die relativ unebene Papieroberfläche aufgelegt und läßt sich im Laminator
aufgrund seiner chemischen Struktur und seiner Viskosität nur noch bedingt verformen,
so daß mit diesem Verfahren grundsätzlich keine vergleichbar ebenen Oberflächen erzielt
werden können und deshalb im Endprodukt ein höheres "mottle"-Niveau vorliegt als bei
den in DE 3 022 709 beschriebenen Trägermaterialien.
[0010] Die polyolefinbeschichteten Trägermaterialien sind gegenüber lichtempfindlichen
Emulsionen andererseits aber deutlich indifferenter als die mit Elektronenstrahlen
gehärteten Lackschichten, weshalb sich Trägermaterialien gemäß DE 3 022 709 auf dem
Markt bislang nicht durchgesetzt haben. Aus diesem Grund bleibt das "mottle"-Verhalten
von kunststoffbeschichteten Papieren ein Problem, welches bis heute nicht zufriedenstellend
gelöst ist.
[0011] Aufgabe der Erfindung ist daher die Verringerung des "mottles" in belichteten und
entwickelten fotografischen Schichten auf mittels Schmelzextrusion kunststoffbeschichteten
Papierträgermaterialien.
[0012] Insbesondere ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren anzugeben, nach dem extrusionsbeschichtete
Papierträger mit deutlich geringerem "mottle" in aufliegenden entwickelten fotografischen
Schichten erzeugt werden.
[0013] Diese Aufgabe wird durch die folgend beschriebene Kombination von Verfahrensschritten
gelöst. Der mittels Schmelzextrusion kunststoffbeschichtete Papierträger erfährt
a) eine oxidierend wirkende Vorbehandlung,
b) Auftragung einer überwiegend aus Gelatine bestehenden Haftschicht,
c) Trocknung dieser Haftschicht und
d) Hochfrequenz-Coronabehandlung der Haftschichtoberfläche.
[0014] Es schien völlig unsinnig zu sein, einen bereits mit einer haftungsvermittelnden
Schicht(Haftschicht) versehenenen kunststoffbeschichteten Träger nochmals einer Coronaentladung
zu unterziehen, weil diese bereits in vollem Umfang hydrophil ist. Um eine gute und
gleichmäßige Haftung der fotografischen Emulsion zu erhalten, war entweder eine oxidierende
Vorbehandlung der hydrophoben Kunststoffoberfläche notwendig, oder es wurde nach
dieser Vorbehandlung zusätzlich eine hydrophile Haftschicht aufgebracht. In beiden
Fällen war es möglich, fotografische Emulsionen mit guter Benetzung und Haftung zum
Trägermaterial aufzutragen.
[0015] Überraschenderweise war das "mottle"-Niveau im belichteten und entwickelten fotografischen
Bild sichtbar verringert, wenn das kunststoffbeschichtete Trägermaterial nach oxidierender
Vorbehandlung, Auftragung einer überwiegend aus Gelatine bestehenden Haftschicht und
Trocknung dieser Schicht zusätzlich einer Hochfrequenz-Coronaentladung ausgesetzt
wurde.
[0016] In einer bevorzugten Ausführungsform soll die mit einer Hochfrequenz-Coronaentladung
nachbehandelte Haftschicht vor dem Auftragen der lichtempfindlichen fotografischen
Emulsionsschicht keinen oder nur wenig Kontakt mit Maschinenwalzen haben, weil jede
weitere Berührung der behandelten Haftschicht mit Maschinenteilen die "mottle"verbessernde
Wirkung geringfügig reduziert.
[0017] Die bevorzugten Daten der Hochfrequenz-Coronabehandlung sind ein Abstand zwischen
Elektrode und Erdwalze von 2-3 mm und eine angelegte Spannung von 10-25 kV mit einer
Frequenz von 10-35 kHz.
[0018] Die Haftschicht besteht üblicherweise überwiegend aus Gelatine, die als wässrige
Lösung aufgetragen und mit Heißluft getrocknet wird. Zusätzlich kann diese Schicht
andere hydrophile Polymere wie Casein, Polyacrylamid/Maleinsäureanhydrid-Styrol-1
:1-Copolymer, Polyacrylsäure oder Polyvinylpyrrolidon, Konservierungsmittel wie Phenol
und/oder andere bekannte Zusätze wie Kieselsäuren, Netzmittel, Entschäumer usw. enthalten.
[0019] Die nachfolgenden Beispiele sollen die Erfindung näher erläutern:
Beispiel 1
[0020] Ein 180 g/m² schweres, mit Alkylketendimer geleimtes fotografisches Basispapier
wurde mittels Extrusionsbeschichtung beidseitig mit je 30 g/m² Polyethylen überzogen,
wobei die Polyethylenschicht der Vorderseite 10 Gew.-% Titandioxid enthielt. Nach
einer oxidierenden Coronavorbehandlung (15 kV und 20 kHz) wurde mittels Drahtrakel
eine 5 Gew.-% Gelatine enthaltene wässrige Lösung aufgetragen und mittels Heißluft
von 100 °C getrocknet. Das Auftragsgewicht der getrockneten Haftschicht betrug 1 g/m².
Vor dem Aufbringen einer lichtempfindlichen fotografischen Emulsion wurden die folgenden
Behandlungen des Trägermaterials durchgeführt:
Beispiel |
Hochfrequenz-Coronabehandlung |
Sonstiges |
|
Electrodenabstand (mm) |
Spannung (kV) |
Frequenz (kHz) |
|
1a |
2 |
15 |
15 |
|
1b |
2 |
15 |
20 |
|
1c |
2 |
22 |
28 |
|
1d |
3 |
15 |
20 |
|
1e |
3 |
22 |
28 |
|
1f |
2 |
15 |
20 |
2-fach bestrahlt |
1g |
2 |
15 |
20 |
3-fach bestrahlt |
1h |
3 |
22 |
28 |
nach Bestrahlung erneuter Durchlauf durch die gesamte Anlage |
V1 |
2 |
15 |
15 |
ohne Haftschicht |
V2 |
3 |
22 |
28 |
ohne Haftschicht |
V3 |
- |
- |
- |
|
[0021] Nach dem Auftrag einer lichtempfindlichen fotografischen Emulsion, wie sie beispielsweise
in DOS 2 058 236, Beispiel 1, beschrieben worden ist, wurden die Papierträgermaterialien
nach unterschiedlicher Lagerzeit unter identischen Bedingungen zu Graublättern verarbeitet.
[0022] Die "mottle"-Beurteilung erfolgte visuell vergleichend und wurde durch Noten ausgedrückt,
wobei eine höhere Note gleichbedeutend ist mit stärkerem fotografischen "mottle".
Der Begriff "mottle" ist definiert in DE 3 426 782 und beschreibt die Ungleichmäßigkeit
der optischen Dichte eines Bildes in einem flächigen Bereich, der hinsichtlich des
aufgenommenen Gegenstandes oder der Belichtung densitätsidentisch sein sollte.
[0023] Die folgende Tabelle zeigt die erzielten Ergebnisse:
Beispiel |
fotografischer "mottle" |
|
Zeitraum zwischen Hochfrequenz-Coronabehandlung und Auftrag der lichtempflindlichen
fotografischen Emulsion |
|
maximal 5 Stunden |
1 Woche |
1a |
2 |
2 |
1b |
2 |
2 |
1c |
2 |
2 |
1d |
2 |
2 |
1e |
2 |
2 |
1f |
2 |
2 |
1g |
2 |
2 |
1h |
2-3 |
2-3 |
V1 |
3 |
4 |
V2 |
3 |
4 |
V3 |
3 |
3 |
Vergleich V1 ist zuzuordnen dem Beispiel 1a,
Vergleich V2 ist zuzuordnen dem Beispiel 1e,
Vergleich V3 ist zuzuordnen den Beispielen 1a bis 1e.
[0024] Unabhängig von der Intensität der Hochfrequenz-Coronabehandlung der Haftschicht
innerhalb der angegebenen Grenzen wurde stets eine sichtbare, gleichwertige Verbesserung
des fotografischen "mottles" erreicht.
[0025] Die Abbildungen zeigen den Unterschied im fotografischen "mottle" zwischen den Beispielen
1b und V3.
1. Verfahren zur Herstellung eines fotografischen Trägermaterials, bestehend aus ein-
oder beidseitig mit Kunststoff beschichtetem Basispapier, welches auf der Vorderseite
nach einer oxidierend wirkenden Vorbehandlung mit einer hydrophilen Haftschicht für
fotografische Emulsionen beschichtet und getrocknet wird, dadurch gekennzeichnet,
daß die aufgetragene und getrocknete Haftschicht vor dem Aufbringen der fotografischen
Emulsion einer Hochfrequenz-Coronabehandlung ausgesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die aufgetragene und getrocknete
Haftschicht der Hochfrequenz-Coronabehandlung in der Weise ausgesetzt wird, daß die
behandelte Oberfläche der Haftschicht vor dem Aufbringen der fotografischen Emulsion
keinen Kontakt mehr bekommt mit Maschinenwalzen.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Hochfrequenz-Coronabehandlung
durchgeführt wird bei einem Abstand zwischen Elektrode und Erdwalze von 2 - 3 mm,
einer angelegten Hochspannung von 10 - 25 kV und einer Frequenz von 10 - 35 kHz.
4. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Kunststoffbeschichtung
des Basispapieres überwiegend aus Polyethylen besteht.
5. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Haftschicht überwiegend
aus Gelatine besteht.
6. Fotografisches Material mit wenigstens einer Silbersalz enthaltenden fotografischen
Schicht auf einer Haftschicht eines mittels Schmelzextrusion ein- oder beidseitig
kunststoffbeschichteten Papierträgers, gekennzeichnet durch "mottle"-Werte unter
3.